[Gespenster-Krimi 081] • Hexentanz

[Gespenster-Krimi 081] • Hexentanz
Authors
deLorca, Frank
Publisher
Bastei/Lübbe Verlag
Tags
[heft] , gespenster krimi
Date
1975-04-01T20:54:04+00:00
Size
1.17 MB
Lang
de
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Der Schankraum schien leer zu sein. Ich konnte keinen Menschen erblicken. Erst als ich näher trat, erkannte ich eine alte Dame, die sehr gebrechlich und sehr aufrecht hinter einem Glaskasten stand, der die linke Hälfte der zinkbeschlagenen Theke einnahm. Die Vitrine mit bunten Postkarten, Prospekten dieses Teils der Ardennen und allerlei Süßigkeiten, verzerrte ihr Gesicht unmäßig. Die Tränensäcke wirkten noch größer, ihr gepudertes Gesicht noch verfallener. Ich erschrak.

Leblos harrte die Frau, die ich auf mindestens siebzig Jahre schätzte, in ihrem Versteck aus und musterte mich aus erfahrenen Augen von einem erstaunlich reinen Blau. Oberhaupt waren es diese Augen, die in dem erstarrten Gesicht mit schiefen Lippen und faltiger Haut, das wie eine Maske aus Puder und Creme wirkte, eine Spur von Anziehungskraft besaßen.

Ich konnte nur hoffen, daß die Betten jünger waren als die Besitzerin dieses Hotels, dem ich allenfalls die Bezeichnung Herberge zugebilligt hätte. Denn jeder Stein atmete Verfall. Das Geschäft schien nicht besonders zu gehen, obgleich das Etablissement gegenüber dem Burgtunnel lag, nur durch die Uferstraße vom gleichnamigen Flüßchen Semois getrennt.