Die elegante Frau

- Authors
- Aretz, Gertrude
- Publisher
- andersseitig.de
- Tags
- sachbuch-geschichte & history
- ISBN
- 9783955014872
- Date
- 2014-09-08T07:00:00+00:00
- Size
- 10.89 MB
- Lang
- de
Die Kunst und die Lust zu gefallen, anzuziehen und mit besonderer Betonung aller Reize zu verführen, sind in der Geschichte der Frau so alt wie die Welt selbst. Zu allen Zeiten und in allen Ländern ist und war der Kult der Schönheit der Ausdruck höchster Kultur. Je mehr ein Volk Kultur besitzt, desto größer ist der Luxus, desto verfeinerter und raffinierter der Geschmack in allen Dingen der Körperpflege und des Körperschmucks, kurz der Eleganz. Aber Eleganz und Mode haben ihre Gesetze wie die Mathematik.Die Einstellung des Geschmacks und die Begriffe von der Schönheit des Weibes sind bei den verschiedenen Rassen und Völkern verschieden und hängen ganz von dem Zeitalter ab. Von jeher und überall betrachtete es die Frau als ihr besonderes Vorrecht, schön zu sein. Mit welchen Mitteln sie das vor allem in den letzten Jahrhunderten erreichte, soll dieses Buch erläutern. Die Mittel sind verschieden und kapriziös wie die Frau selbst, wie die Epoche, in der sie lebt, und der Geschmack der Zeit. So ist für das 18. Jahrhundert typisch Frankreich mit dem Rokoko, dem Direktorium, dem Empire, während im 19. Jahrhundert neben Frankreich auch England und Deutschland, und im 20. Jahrhundert ebenfalls Amerika für die Eleganz der Frau und die Rolle, die sie im mondänen Leben spielt, maßgebend sind. Außerdem sind Mode und Eleganz mit den Sitten einer Epoche und eines Landes eng verknüpft.Die elegante Frau ist eine Zauberin, die Phänomene zuwege bringen kann. Die Eleganz ist die Literatur der Frau. Ihr persönlicher Stil prägt sich in ihrem Anzug aus. Ihr Geschmack, ihr Takt, ihre Vornehmheit, ihr ästhetisches Empfinden, das alles liegt in ihrer Art sich zu kleiden und zu schmücken. Der Mann hat nur das Recht sich anzuziehen, die Frau hingegen darf und soll sich schmücken, verschönen, um die Trübsal des Lebens mit dem Glänze ihres Schmucks, ihrer Anmut und ihrer Schönheit zu erfüllen. Nicht immer ist das allerdings mit äußeren Mitteln zu erreichen, nicht immer können schöne Kleider, Schmuck, Puder, Schminke, Lippen- und Augenstift über Mängel, die ihr von der Natur gegeben sind, hinweghelfen, denn die größte Rolle zum Erfolg einer Frau spielt ihr persönlicher Charme, sowohl der seelische als der physische, immerhin aber vermag eine Frau durch geschickte Betonung ihrer Eigenart wenigstens eine äußere Wirkung zu erzielen.Alles kann sich in der Eleganz der Frau widerspiegeln: Koketterie, Liebe, Leidenschaft, Sinnlichkeit, Keuschheit, gewollte oder ungewollte, Herbe und Süße, kühler Stolz, Reserviertheit ebenso wie frivole Herausforderung und Laszivität. Immer aber ist es zu allen Zeiten und bei allen Völkern die eigenste Natur des Weibes sich zu schmücken, für den Mann zu schmücken, mögen auch manche behaupten, sie täten es einzig und allein zu ihrer eignen Freude und Ästhetik. Im Innersten ihres Herzens möchte auch die Kühlste und Sprödeste, wenn nicht den Männern so wenigstens einem Manne, gefallen, und sie wird sich so zu schmücken wissen, daß sie ihm gefällt. Auch den Frauen, ihren Mitschwestern, will sie gefallen, wenn auch nur, um schöner als die andere zu sein, und so wiederum auf den Mann zu wirken.