Gute Tage · Begegnungen mit Menschen und Orten

Gute Tage · Begegnungen mit Menschen und Orten
Authors
Willemsen, Roger
Publisher
Fischer Taschenbuch Verlag
Tags
erzählungen
ISBN
9783104025490
Date
2006-02-02T00:00:00+00:00
Size
0.53 MB
Lang
de
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Roger Willemsen hatte das Glück, einigen großen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte an einem Wendepunkt ihres Lebens zu begegnen und manchmal Tage, sogar Wochen mit ihnen zu verbringen, bisweilen an erstaunlichen Orten. 

In den literarischen Porträts, die nach diesen Begegnungen entstanden sind, ist die Sicht auf jene »überlebensgroßen« Menschen immer persönlich, zuweilen intim, manchmal sogar innig, und schließlich schält sich aus der Summe der Beobachtungen, Gespräche und Gedanken fast ein Gesamtbild vom Menschen – seinen Möglichkeiten und Grenzen. Die hier beschriebenen Persönlichkeiten – Popstars und Politiker, Wissenschaftler, Schauspieler und andere – vereint, dass sie das Menschenmögliche neu gefasst und ihre Rolle in der Öffentlichkeit einzigartig interpretiert haben. Willemsens Porträts wiederum verbindet die Gabe ihres Autors, tiefer zu sehen und Erkenntnisse zu fördern, die oft genug selbst seine Gesprächspartner überraschen.

In Arafats Badezimmer – In einem Kloster mit dem Dalai Lama – In der Badewanne von John le Carré – Mit John Malkovich auf der Burg des Marquis de Sade – In den Gemächern Margaret Thatchers – Auf der Verbannungsinsel von Mikis Theodorakis – Im Dschungel unterwegs mit einem Orang-Utan – In der Harald Schmidt Show – Mit einem japanischen Konzernchef in der Geisha Bar – In Vivienne Westwoods Werkstatt – Auf der Suche nach Jean Seberg in Paris – Sinead O’Connor mit Elbblick – Mit Tina Turner an der Côte d’Azur – In einem Boot mit Michel Piccoli – Bei Jane Birkin daheim – In der Bar von Henry Millers letzter Frau – Mittagessen mit einem »Kannibalen« – Am Sterbebett von Timothy Leary – Im Gespräch mit zwei Kosmonauten im Weltraum – Vor einem »Monster« in der Berliner Charité.

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Roger Willemsen trifft Prominente -- da werden Erinnerungen wach an "Willemsens Woche", jene ZDF-Sendung, in der er vier Jahre lang mit Stars plaudern durfte, was insgesamt meist nur mäßig spannend war. Die Begegnungen in *Gute Tage* sind glücklicherweise von anderem Kaliber. Vor allem, weil die Interviews nicht im Zentrum der Texte stehen, sondern Atmosphäre, Details und scheinbare Nebensächlichkeiten. Wie etwa vor dem Madonna-Interview der Smalltalk mit dem Pariser Taxifahrer, der sich ereifert, dass der Weltstar nicht vorhabe, sich den Eifelturm anzusehen. Oder Willemsens Beobachtungen als er stundenlang warten muss, bevor man ihn bei Yassir Arafat vorlässt. Oder die Reise durch den Regenwald Kalimantans, um die bekannteste Orang-Utan-Forscherin zu treffen. Einige der Texte gab es bereits in Buchform, in *Noch eine Frage. Begegnungen mit Menschen und Orten* allerdings verspricht das Nachwort, alle seien überarbeitet, „zum Teil erweitert oder völlig erneuert“.

Bei manchen Texten -- und die gehören zu den besten -- hat man besonders stark das Gefühl, die Begegnungen mit den Promis seien für Willemsen ohnehin nur Vorwand, die Koffer zu packen, in die Ferne zu reisen und sich an Eindrücken zu berauschen. Wenn er sich beispielsweise tagelang durch Tokyo treiben lässt, um schließlich doch noch flüchtig Hoki Tokuda zu treffen, die letzte Ehefrau Henry Millers. Man fühlt sich erinnert an *Lost in Translation* und die Szene in der Hostess-Bar gehört zu den traurig-komischsten im ganzen Buch. Wenn ich ganz ehrlich bin: Im Grunde ist es mir egal, wo Willemsen hinfährt und wen er trifft. Das Faszinierende ist sein Stil, diese ebenso geschliffene wie anrührende Sprache, in die er Gefühle und Beobachtungen übersetzt. Wie gut dieser Mann schreiben kann, wissen wir spätestens seit seiner *Deutschlandreise*. *Gute Tage* bietet Pretiosen, die der Literatur näher stehen als dem Journalismus. Man bekommt während der Lektüre fast ein wenig Angst, dass man dieses Buch zu schnell ausgelesen haben könnte. *--Christian Stahl*