[Kyle & Zarah 02] • The Homeless · Von dir gehalten

[Kyle & Zarah 02] • The Homeless · Von dir gehalten
Authors
Matesic, Christina
Publisher
Christina Matesic Verlag
Tags
roman
Date
2018-12-14T00:00:00+00:00
Size
0.35 MB
Lang
de
Downloaded: 140 times

Teil 2 von 3

Was ist stärker?

Liebe oder Schmerz?

KYLE

Ich war gebrochen ... irreparabel – mein Körper sowie auch meine Seele.

Ich rannte vor der Vergangenheit davon, weil ich zu feige und zu schwach war, mich ihr zu stellen. Doch es war aussichtslos. Nachts holte sie mich mit Erinnerungen ein und schlug neue Wunden in meine Seele. Wunden, die niemals heilten, und wenn doch, dann würden nur hässliche Narben zurückbleiben, die mich zu einem Mann machten, den jeder hassen würde, erst recht jene, die mich liebten.

In der Gegenwart bewegte ich mich fernab von menschlicher Wärme, damit ich nicht jene, denen ich etwas bedeutete, mit in den Abgrund zog.

Eine Zukunft hatte ich nicht, zumindest nicht unter den Lebenden. Aber um einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen, war ich ebenfalls zu feige ... noch.

Dann geschah etwas, worauf ich nicht vorbereitet war. Ich begegnete dem Mädchen mit dem größten Herzen, das ich kannte - ZARAH. Und ich hatte es in der Hand, es ihr zu brechen.

Eine Liebesgeschichte, deren Protagonist sich nicht in eine Schublade stecken lässt.

Bewegend. Romantisch. Intensiv.

ZARAH

Ich versuchte, so leise wie möglich zu weinen und mein Schluchzen zu unterdrücken. Dies war fast unmöglich, da ständig vor meinem inneren Auge die grausamen Bilder auftauchten, die seine Schilderung in meinem Kopf hatte entstehen lassen. Gleichzeitig schwelte eine Übelkeit erregende Beklemmung in meinem Bauch, weil ich die Todesangst, die ihn bei seiner Folter beherrscht hatte, so gut nachempfinden konnte.

Mein Gesicht unter meinen Händen verbergend, beschloss ich, dass es jetzt genug war. Ich musste mich zusammenreißen und zu ihm gehen. Nach ein paar tiefen Atemzügen stand ich auf und schwankte zum Waschbecken, um die Spuren meines Gefühlsausbruchs mit kaltem Wasser weitgehend verschwinden zu lassen. Doch als ich in den Spiegel sah, wurde mir recht schnell klar, dass ich dies niemals schaffen würde. Meine Haut war gerötet, wobei gerötet die Untertreibung des Jahrhunderts war. Spuren der Wimperntusche klebten um meine geschwollenen Augen herum. Und das Weiß um meinen blauen Iriden war fast so rot wie nach einer Pollenflugattacke. Als ich mich über das Waschbecken beugte, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, hörte ich es hinter mir räuspern. Erschrocken und ertappt, drehte ich den Kopf zur Tür. Da stand er, nackt, mit zerzaustem Haar, makellos – zumindest für mich -, mit meinem Handy in der Hand und einem Gesichtsausdruck, der meine Beklommenheit noch mehr anschwellen ließ. Es war genau das eingetreten, was ich hatte vermeiden wollen. Selbstvorwürfe marterten ihn, was ja bei dem jämmerlichen Anblick, den ich bot, kein Wunder war.

„Es scheint wichtig zu sein“, kratzte seine Stimme durch das Bad. „Erst kam eine Nachricht von deiner Mutter. Dann ein Anruf von Isabell. Ich dachte, du kommst gleich wieder. Aber ...“

„Es tut mir leid, Kyle. Bitte zieh jetzt nicht die falschen Schlüsse!“ Ich ging auf ihn zu, bis unsere Körper sich berührten und meine Hände auf seiner harten Brust lagen. „Ich liebe dich. Und ich bin unendlich froh, dass du es mir gesagt hast. Bitte lauf jetzt nicht wieder weg, vor mir, vor diesen vielen erdrückenden Gefühlen!“

Er schluckte hart, während seine Augen meine mit derselben gänsehauterregenden Intensität wie von eben festhielten.

„Denkst du, ich kann jetzt, nach dem, was gerade in deinem Bett geschehen ist, für das es mit Sicherheit keine rationale Erklärung gibt, noch einmal weglaufen?“ Ich schluckte gegen eine