Unter dem Stern des Bösen

Unter dem Stern des Bösen
Authors
Márquez, Gabriel García
Publisher
S. Mohn
Tags
roman
Date
1966-07-15T00:00:00+00:00
Size
0.49 MB
Lang
de
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Schauplatz ist ein Dorf, irgendwo in Kolumbien. Eines Tages hängen an den Haustüren Pasquille – Schmähschriften. Sie sprechen keine direkten Verleumdungen aus, sie fixieren nur Gerüchte, die schon lange im Dorf umlaufen. Wer wird verdächtigt? Und wer hat die Zettel geschrieben? Als möglicher Verfasser wie als Opfer kommt jeder in Betracht: der Bauer, der Zahnarzt, der Pfarrer – und auch der Polizeikommandant, ein durchtriebener Kerl. Seitdem er das Dorf von Rebellen gesäubert hat, herrscht er wie ein Tyrann. Niemand traut sich zu fragen, warum im Gefängnis die Häftlinge sterben. Keiner wagt zu sagen, was jeder weiß: Der Polizeichef ist ein vielfacher Mörder. Ihm könnte man zutrauen, daß er hinter den Schmähschriften steckt – aber warum fürchtet er sie dann?

Der allgewaltige Polizeichef verharmlost die bösartige Situation. Plötzlich gibt er sich menschlich, er biedert sich an. Das wirkt auf die Leute im Dorf noch bedrohlicher als Tyrannei. Vorher hatten sie Angst, doch die schweißte zusammen: jetzt haben sie nichts mehr als nacktes Mißtrauen – jeder gegen jeden. Wie ein Verhängnis geht über dem kleinen Dorf der Stern des Bösen auf. Die drückende Hitze, die unheilvolle Atmosphäre – das treibt die Menschen zur Raserei und läßt sie schließlich kraftlos werden. Man wehrt sich nicht mehr. Man verläßt nicht den Ort. Man gibt sich der dumpfen Betäubung durch das Böse hin. Das Dorf versinkt in einem Sumpf von Korruption, Schuld, Feigheit und Brutalität.

Der Roman beginnt und endet mit einem unaufgeklärten Mord. Dazwischen liegt eine beklemmende Spannung, die sich weniger aus der fortschreitenden Handlung als aus der subtilen und eindringlichen Beschreibung einer dämonischen Modell-Welt ergibt.