[Ronco 160] • Sonne des Todes (160)

[Ronco 160] • Sonne des Todes (160)
Authors
Grey, John
Publisher
Pabel/Möwig Verlag
Tags
heft-ronco
Date
0101-01-01T00:00:00+00:00
Size
0.18 MB
Lang
de
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10. Januar 1879

Überall liegt Schnee. Mein Lagerplatz befindet sich oberhalb eines zugefrorenen Wasserlochs neben einigen kahlen Pecanbäumen. Ein Feuer brennt, und ich sitze dicht daneben. Trotzdem ist es saukalt. Die Luft ist wie Glas, und wenn man einatmet, hat man das Gefühl, innerlich zu vereisen.

Im Moment bin ich allein. Lobo ist losgeritten, um sich umzuschauen, ob die Gegend, in der wir uns befinden, sicher ist, oder ob wieder Verfolger auf unserer Spur reiten. Ich hoffe nicht. Wir haben aufregende Tage hinter uns und können ein paar Stunden Ruhe gut brauchen.

In diesem Moment bin ich meinem Ziel nicht um einen Schritt nähergerückt, aber ich fühle, daß bald etwas Entscheidendes passieren wird. Auf meinen Instinkt konnte ich mich bisher immer verlassen.

Die Gefahr, in der ich mich in den letzten Tagen wieder einmal befunden habe, hat mir gezeigt, daß ich, solange meine Unschuld nicht erwiesen ist, nur auf Frist lebe. Morgen schon kann ich tot sein. Diese Aussicht regt mich längst nicht mehr auf. Sie zwingt mich vielmehr, die Zeit, die mir zum Leben noch bleibt, nicht zu vergeuden. Aus diesem Grund sitze ich trotz der Kälte schon wieder mit dem Schulheft auf den Knien da und schreibe mit steifen Fingern, während im Westen die Sonne untergeht und von Norden Wind aufkommt, der nach Schnee riecht. Die Nacht ist nah, und ich will das letzte Tageslicht noch nutzen, um meine Geschichte weiterzuschreiben.