Susanne M. Cadera, Universidad Pontificia Comillas Madrid

Neuübersetzungen in spezifischen soziohistorischen Kontexten: Spanien ab dem 20. Jahrhundert

Abstract: In diesem Beitrag werden Neuübersetzungen in einem konkreten sozio-historischem Kontext untersucht: Spanien ab dem 20. Jh. Der Vergleich verschiedener Übersetzungen desselben Werkes soll den Einfluss politischer, historischer und sozialer Veränderungen auf Übersetzer und Verleger veranschaulichen.

Das Phänomen der Neuübersetzungen literarischer Werke ist ein bis heute eher selten untersuchtes Thema in der Übersetzungswissenschaft. Arbeiten zum Vergleich verschiedener Übersetzungen eines Ausgangstextes in dieselbe Zielsprache behandeln meist andere Aspekte, nicht aber das Phänomen der Neuübersetzung an sich (Susam-Sarajeva 2003).1 Zu beobachten ist eine erhebliche Distanz zwischen der Anzahl an veröffentlichten Neuübersetzungen und theoretischen Studien oder Konzepten (Deane 2011; Desmith 2009).

Ein erster Ansatz erfolgt Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts mit einer monographischen Sonderausgabe der Zeitschrift Palimpsestes (1990), in der verschiedene Autoren auf das Phänomen hinweisen. Unter anderem wird in diesem Band die später von Chesterman (2000) als Retranslation Hypothesis (RH) bezeichnete Hypothese formuliert. Nach der RH steht die erste Übersetzung eines literarischen Textes der Zielsprache und -kultur näher, während spätere Übersetzungen der Ausgangsprache und dem Ausgangstext näherkommen (Bensimon 1990, IX; Berman 1990, 1–7). In der Folge enstanden zahlreiche Einzelstudien über verschiedene Übersetzungen bestimmter Werke, in denen mittels komparatistischer Ansätze versucht wird, die RH zu bestätigen (Paloposki / Koskinen 2004 und 2010; Desmith 2009; O’Driscoll 2011; Dastjerdi / Mohammadi 2013), jedoch konnten diese zu keinem eindeutigen Ergebnis führen. Übergreifende Studien hinterfragen die universelle Gültigkeit der RH oder weisen auf die Komplexität des Phänomens hin (O’Driscoll 2011; Paloposki / Koskinenen 2004). Neuübersetzungen entstehen aus vielfachen und unterschiedlichen Gründen und haben deshalb auch vielfache Charakteristika, die nicht auf eine simple Art und Weise zu←113 | 114→ definieren sind (Venuti 2004; Brownlie 2006; Pöckl 2010; Palopski / Koskinen 2010; O’Driscoll 2011). O’Driscoll spricht deshalb von „multiple causation“ (2011, 250), da Übersetzungen wie auch Neuübersetzungen ein „complex human, social and political behaviour“ (2011, 252) konstituieren.

Neben der Komplexität des Phänomens und der Unmöglichkeit der Erlangung universeller Erkenntnisse steht die Schwierigkeit, das Thema einzugrenzen. Obwohl die RH in erster Instanz dazu geführt hat, dass das Phänomen angesprochen und in der Forschung diskutiert wird, besteht m. E. der erste Schritt darin, von einem völlig anderen Ansatz auszugehen. Auch kann die Frage gestellt werden, ob eine Bestätigung der RH relevant ist und uns in der Übersetzungswissenschaft wirklich weiterbringt.

1. Kontextbezogene Forschung

Wenn man davon ausgeht, dass die Entstehung von Übersetzungen durch ihr soziales und ideologisches Umfeld bedingt ist, das seinerseits mit dem jeweiligen historischen Moment verbunden ist (Venuti 2004, 34), müsste dies auch auf die Entstehung neuer Übersetzungen eines selben Werkes zutreffen. Es kann sogar eine Wechselwirkung zwischen dem neu übersetzten Text und der Zielkultur stattfinden, da jeder Text Werte vermittelt und diese neu definiert:

Retranslations reflect changes in the values and institutions of the translating culture, but they can also produce such changes by inspiring new ways of reading and appreciating foreign texts. To study retranslations is to realize that translating cant be viewed as a simple act of communication because it creates values in social formations at specific historical moments, and these values redefine the foreign text and culture moment to moment (Venuti 2004, 36).

Demnach müssten die Gründe für eine Neuübersetzung je nach Zielland, Zielkultur und historischem Moment variieren. Ausgehend von dieser Annahme sind im Rahmen des Forschungsprojekts Retrades (Estudios de interacción cultural y textual: las retraducciones) folgende Thesen formuliert worden:2

1. Neben rein kommerziellen Gründen unterliegen Neuübersetzungen dem historischen, sozialen und kulturellen Wandel in der Zielkultur.

2. Das Verständnis des Übersetzerkanons und der Übersetzungsästhetik wandelt sich mit dem Zeitgeschehen. Übersetzer und Verleger sind von den Erkenntnissen und der Ästhetik ihrer Zeit abhängig.←114 | 115→

2. Eingrenzung auf einen spezifischen Kontext: Spanien ab dem 20. Jahrhundert

Aus historischer Sicht hat Spanien seit Beginn des 20. Jahrhunderts einen konstanten Wandel in der Politik erlebt, der einen starken Einfluss auf die Gesellschaft und ihre sozialen und ideologischen Bedingungen hatte. Historisch eingreifende Ereignisse wie der spanische Bürgerkrieg, die nachfolgende Franco-Diktatur, die sogenannte Transition zu einer parlamentarischen Monarchie, der Eintritt in die Europäische Union usw. haben sowohl einen kulturellen als auch soziologischen Wandel in der Gesellschaft zur Folge. Im Laufe des Jahrhunderts und mit der Einführung einer demokratischen Staatsform erlebt die spanische Gesellschaft eine Öffnung mit zunehmender Toleranz, Meinungs- und Pressefreiheit sowie einer Befreiung von politischer und ideologischer Repression. Ausländische Schriften, die zuvor zensiert waren oder der spanischen Leserschaft nicht zur Verfügung standen, wurden (neu) übersetzt und publiziert. Die spanischen Bürger haben zunehmend besseren Zugang zu Bildung, der Eintritt in die Universitäten wird erleichtert. Neue Studiengänge – unter anderem auch der Studiengang Übersetzen und Dolmetschen – etablieren sich. Der Wandel geschieht ebenso auf sozioökonomischer Ebene: Entwicklung von Infrastrukturen, Erhöhung der Kaufkraft, Modernisierung der Wirtschaft etc. All diese sozio-historischen Ereignisse können (müssen?) einen Einfluss auf die zeitgleichen Übersetzungen und Neuübersetzungen haben und diese haben wiederum einen Einfluss darauf, wie ein bestimmtes Werk in Spanien rezeptiert wird.

Das Forschungsprojekt Retrades hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Datenbank mit Werken aus dem 20. Jahrhundert der englischen, deutschen, französischen und italienischen Sprache und ihren jeweiligen Übersetzungen in Spanien zu erstellen. Bisher besteht diese Datenbank aus mehr als 60 Werken mit insgesamt 716 Übersetzungen, wobei nur Werke, die mindestens zweimal übersetzt worden sind, aufgenommen werden. Die jeweiligen Übersetzungen werden je nach Erscheinungsdatum ihrem soziohistorischen Kontext zugeordnet. Das Erscheingungsdatum lässt auch Vermutungen zu eventuellen Eigenschaften der Übersetzung erstellen, da sich der Übersetzerkanon in Spanien besonders im 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts stark verändert hat. Nach einer Analyse der Übersetzungen und historischen Nachforschungen können dann Schlüsse auf die Rezeption des Werkes gezogen werden.←115 | 116→

2.1. Beispiele

Im Folgenden sollen zwei Beispiele für die oben formulierten Thesen genannt werden. Der erste Fall ist ein klares Beispiel für Manipulation durch die Zensur zur Franco-Zeit3 und der zweite illustriert die Veränderung im Übersetzungskanon.

2.1.1. George Orwell, 1984

Der im Jahre 1949 erschienene Roman Nineteen Eighty-Four von George Orwell zählt als politisch motivierter, futuristischer Roman, in dem Kritik an totalitären Staatsformen, an Unterdrückung, ständiger Überwachung und an der Zensur geübt wird. In Spanien existieren vier verschiedene Übersetzungen des Romans in die spanische Sprache.4 Die erste Übersetzung stammt von Rafael Vázquez Zamora (1952) und erschien während des Franco-Regimes nach vorheriger Ablehnung durch die Zensurkommission und mit der Auflage, Textstellen mit sexuellem oder moralischem Inhalt zu ändern.5 Bis in die späten 60er Jahre herrschte in Spanien eine extrem strenge Zensur, die durch das 1938 in Kraft getretene Gesetz, Ley de Prensa, festgelegt und in den 40er Jahren weiter ausgearbeitet wurde (Meseguer 2014, 18–19). So ist es auf den ersten Blick verwunderlich, dass ein äuβerst kritisches Werk wie Nineteen Eighty-Four zu dieser Zeit übersetzt und veröffentlicht wurde. Untersucht man die Akten zur Zensur6 und vergleicht dann die Übersetzung, können 52 manipulierte Textstellen aufgefunden werden. 26 ausgelassene oder umformulierte Textstellen mit politischem Inhalt sind nicht von den Zensoren gekennzeichnet,7 was auf eine mögliche Selbstzensur des Übersetzers oder auf eine Bearbeitung des Verlegers vor Einreichung des Prüfexemplars schlieβen lässt. Weiterhin fehlt der Anhang Principles of Newspeak, in dem die Manipulation der Bewohner von Ozeanien durch eine Reduktion der Sprache und Ausdrucksfähigkeit dargestellt wird. Der Grund für die Genehmigung ist durch einen Brief←116 | 117→ des Verlegers bei Einreichung der definitiven Übersetzung vom 3.3.1952 belegt, in dem der Roman als Kritik am Kommunismus und an der Sowjetunion erklärt wird.8 Da Textstellen mit politischem Inhalt manipuliert wurden, wird diese erste spanische Version nicht als Kritik an einer totalitären Diktatur wie die des Franquismus eingestuft.

Vermutlich aus kommerziellen Gründen erscheint genau im Jahr 1984 eine Neuübersetzung durch denselben Übersetzer (Rafael Vázquez Zamora). Zwar beinhaltet diese neue Version ausgelassene oder geänderte Textstellen, sowohl politischen als auch moralisch-sexuellen Inhalts, doch fehlt weiterhin der Anhang Principles of Newspeak. Diese Übersetzung wird bis ins Jahr 2008 in verschiedenen Verlagen neu aufgelegt.9 Zum bevorstehenden 50- jährigen Jubiläum des Romans erscheint 1998 eine illustrierte Sonderausgabe mit der Neuübersetzung von Olivia de Miguel unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Newspeak. Fünfzehn Jahre später (2013) erscheint die vierte und bisher letzte Übersetzung von Miguel Temprano García. Diese Version wird derzeit in den Buchhandlungen angeboten. Der Werdegang des Werkes in Spanien hat klare Konsequenzen für seine Rezeption. Die zensierte Version von Rafael Vázquez Zamora wurde bis in die frühen 80er Jahre veröffentlicht, d. h. schon zu Zeiten der Demokratie. Die erste komplette Version (einschlieβlich Anhang) wird erst im Jahr 1998 der spanischen Leserschaft bekannt. Das Werk wurde bis dahin als Kritik am Kommunismus und der Sowjetunion interpretiert und nicht als Kritik an allen totalitären Staatsformen. Trotz der neuen Übersetzungen wird das Werk teilweise noch heute als Kritik am Kommunismus verstanden, d. h. die Erstübersetzung hat bis in die heutigen Tage Einfluss auf die Rezeption.

2.1.2. Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz

Die Übersetzungen des 1929 erschienenen Romans Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin sind ein klares Beispiel für den Einfluss des Wandels im Literatur- und Übersetzungskanon. Der Roman zeichnet sich durch seine innovative Erzähltechnik und -struktur und seine innovative Technik der Dialogdarstellung aus. Die Redewiedergabe erfolgt durch Einschübe innerhalb der Erzählung, oft werden nur Angaben zum Sprecherwechsel gemacht:←117 | 118→

[…] Er verfolgte den Freund, den Roten: »Sie, hören Se mal, Sie, das ist richtig, was der erzählt hat von dem Mann, wie der verschürt ging und wie sie ihn umgebracht haben?« Der Braune schrie: »Umgebracht, hab ich gesagt umgebracht? Er hat sich allein umgebracht.« Der Rote: »Wird er sich schon umgebracht haben.« Der Entlassene: »Und was haben die denn getan, da, die andern?« Der Rote: »Wer, wer?« […] (Döblin 2005: 29).

Die Erstübersetzung mit dem Titel Berlín, Plaza de Alejandro stammt von Manuel Gutiérrez Marín und wurde im Jahre 1932 in Spanien veröffentlicht. Wie aus dem Titel schon hervorgeht, werden sowohl Toponyme wie auch Eigennamen (Franz mit Francisco, Herbert mit Heriberto etc.) übersetzt. Dieses für das heutige Verständnis obsolete Verfahren war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Spanien üblich, kann also nicht dem Übersetzer vorgeworfen werden. Auffallend ist bei der Übersetzung aber auch die Auflösung der innovativen Erzähltechnik und die Umstrukturierung der Dialoge in einen konventionellen Dialog:10

[…] Biberkopf persiguió al amigo, al rojo:

– Oiga usted un momento. ¿Es verdad lo que ha contado ése de aquel hombre que se fue a pique y que lo mataron?

El moreno gritó:

– ¿Lo mataron? ¿He dicho yo que lo mataron? Él se mató solo.

El rojo:

– Bueno; se habrá matado él solo.

El ex presidiario:

– ¿Y qué hicieron entonces los otros?

– ¿Quién? (Döblin 1932, 30).

Die zweite Übersetzung stammt von Rosa Moreno (Berlín Alexanderplatz) aus dem Jahre 1969. Es handelt sich hier um eine Übersetzung aus dem Französischen (Übersetzung von Zoya Motchane aus dem Jahre 1933). Indirekte Übersetzungen waren im 18. und 19. Jahrhundert in Europa allgemein üblich. In Spanien wurden noch bis ins 20. Jahrhunderts viele deutsche Texte aus dem Französischen übersetzt. Zwar werden in dieser Übersetzung Toponyme und Eigennamen nicht übersetzt, doch erfolgt auch eine Umstrukturierung der innovativen Dialogtechnik in einen konventionellen Dialog, die Montagetechnik wird aufgelöst. Hinzu kommen zahlreiche Explizitationen und Änderungen, die nicht im deutschen Original vorhanden sind:

[…] El refugiado los interrumpió.

– ¿Es cierto lo que acaba de contar, que a ese Stephan lo pusieron a la sombra y lo «escabecharon»?

El llamado Eliezer exclamó:←118 | 119→

– ¿Escabecharon? ¿Acaso he dicho yo tal cosa? ¡Se suicidó!

Su cuñado completó:

– ¡Tenía motivos!

– Y los otros, sus compañeros, ¿qué hicieron? – preguntó el recién liberado.

– ¿Qué compañeros? – se asombró Nahum (Döblin 1969, 31).

Erst mit der Übersetzung von Miguel Saénz aus dem Jahre 1982 wird die innovative Dialogtechnik und Montagetechnik des Originals beibehalten.11 Bis in die 80er Jahre hatte sich in Spanien der Literaturkanon durch spanische und hispanoamerikanische Autoren und die damit verbundene narrative Erneuerung durch experimentelle Erzählstrukturen gewandelt (Delibes, Goytisolo, Cortázar, Cabrera Infante etc.). So konnte auch ein Roman wie Berlin Alexanderplatz mit seiner originellen Struktur eher rezipiert werden. Miguel Saénz überarbeitet diese Übersetzung zweimal, die erste Überarbeitung wurde 1996 und die zweite 2002 veröffentlicht:

[…] Siguió a su amigo, el pelirrojo: «Oiga, escuche, oiga, ¿es cierto lo que ha contado este hombre, de cómo se hundió y cómo lo mataron?» El moreno gritó: «¿Que lo mataron? ¿He dicho yo que lo mataron? Se mató él solo.» El pelirrojo: «Bueno, pues se mataría.» El ex presidiario: «¿Y qué hicieron entonces, quiero decir los otros?» El pelirrojo: «¿Quién, quién?» (Döblin 2002, 88).

Die Konsequenzen für die Rezeption des Werkes bestehen darin, dass der Roman bis 1982, d. h. 53 Jahre nach seiner Publikation und 50 Jahre nach seiner ersten Übersetzung in Spanien nicht als innovativer, experimenteller Roman bekannt war. Bis 2002 (letzte überarbeitete Übersetzung von Miguel Sáenz) ist der Roman nicht mit seiner gesamten sprachlichen Vielfalt übertragen worden.

3. Schlussfolgerung

Wie die Beispiele gezeigt haben, kann das Datum der Veröffentlichung einer Übersetzung und seiner Neuübersetzungen Aufschluss über den Charakter der Übersetzung geben. Soziohistorisch wichtige Ereignisse oder Begebenheiten können einen Einfluss auf die Übersetzung haben. Dieser kann politisch oder ideologisch durch die entsprechende politische Situation bedingt sein, oder aber auch durch die eigenen soziohistorisch bedingten Prinzipien und Vorstellungen des Übersetzers und Verlegers. Ob in diesem Fall die oben beschriebene Retranslation Hypothesis zutrifft, ist eher fraglich. Die Übersetzungen sind durch ihren Kontext bedingt und dieser ist je nach Ausgangsland und -kultur neu zu definieren.←119 | 120→

Neben dem Einfluss des soziohistorischen Kontextes ist auch ein zunehmender Wandel in der Praxis des Übersetzens zu beobachten. Übersetzungsverfahren und -strategien haben sich besonders seit dem 20. Jahrhundert in Spanien entwickelt und perfektioniert. Dadurch hat sich einerseits der Übersetzerkanon gewandelt, andererseits ist auch eine Veränderung im Literaturkanon durch Erneuerungen der eigenen Nationalliteratur oder durch die Einführung von Literatur aus anderen Ländern und Kontinenten zu beobachten. In diesem Fall könnte man argumentieren, dass die Retranslation Hypothesis zutrifft, denn das Beispiel von Berlin Alexanderplatz hat gezeigt, dass die späteren Übersetzungen dem Original gerechter werden als die domestizierenden ersten Übersetzungen. Doch ist hier der Wandel im Literatur- und Übersetzungskanon ausschlaggebender als die RH, denn dieser ist eng verbunden mit der jeweiligen Zielkultur und kann von Land zu Land verschieden sein.

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1 Unter Neuübersetzung verstehe ich nach (Gambier 1994, 413) „une nouvelle traduction, dans une même langue, d’un texte déjà traduit, en entier ou en partie”.

2 RETRADES. Studien zu kultureller und textueller Interaktion: die Neuübersetzungen, geleitet von Susanne M. Cadera seit 2012, finanziert von der Universidad Pontificia Comillas in Madrid.

3 Im Rahmen dieses Beitrags kann das Thema der Zensur von Übersetzungen während der Franco-Zeit nur oberflächlich behandelt werden. Ausführliche Untersuchungen sind z. B. Abellán (1980), Lázaro (2004), Merino (2007), Meseguer (2014), Rioja Barrocal (2008).

4 Da ich mich nur auf den soziohistorischen Kontext in Spanien beziehe, werden die in Hispanoamerika publizierten Übersetzungen nicht berücksichtigt. Neben den Übersetzungen ins Spanische wurde im Jahre 1965 eine katalanische Übersetzung publiziert (Lázaro 2002, 9), die hier ebenfalls nicht berücksichtigt wird.

5 Der vollständige Prozess bis zur Veröffentlichung der ersten spanischen Übersetzung ist von Lázaro (2002) und Meseguer (2014) beschrieben worden.

6 Die Akten bezüglich der Zensur zur Zeit des Franquismus können im Archivo General de la Administración in Alcalá de Henares eingesehen werden.

7 Siehe Meseguer (2014).

8 Archivo de la Administración: IDD 50.02, expediente 3632–50.

9 1981 erscheint ein Sammelband Rebelión en la granja (Animal Farm) und 1984. Als Übersetzer wird Rafael Abella angegeben, doch handelt es sich vermutlich um neu aufgelegte und leicht veränderte Versionen vorheriger Übersetzungen (siehe Fuertes / Santoyo 2014, 337–360).

10 Eine detaillierte Untersuchung der Übersetzung ist bei Detken (1997) zu finden.

11 Eine detaillierte Untersuchung der Übersetzung ist bei Detken (1997) zu finden.