Hochrhein, Hotzenwald und St. Blasier Land
Inhaltsverzeichnis
Laufenburg am Hochrhein
Der als Sonnenterrasse umworbene Hotzenwald ist der südlichste Ausläufer des Schwarzwalds. Ein aussichtsreiches, offenes Hügelland, ideal zum Wandern. Und noch ein Geheimtipp, den die meisten Schwarzwaldurlauber übersehen.
Über die genaue Abgrenzung des Hotzenwalds sind sich die Experten uneins. Für die Historiker ist er deckungsgleich mit der Grafschaft Hauenstein, die bis 1805 von der Wehra im Westen bis zur Schwarza im Osten und vom Hochrhein im Süden bis etwa zur Linie Todtmoos - Höchenschwand im Norden reichte. Die Geografen lassen den Hotzenwald im Osten bereits an der Alb enden, die Geologen hingegen erst an der Steina.
Mit dem Räuber Hotzenplotz hat der Hotzenwald nichts zu tun. Den Namen Hotzen für die Bewohner prägte Mitte des 19. Jh. Joseph Victor von Scheffel, der Dichter des „Trompeters von Säckingen“. „Hotzen“ hieß im Mittelalter die faltenreiche Männertracht aus rauem Wolltuch, wie man sie am Hochrhein trug. Und ein „Houtz“ war ein Bauer und Holzhauer. Scheffel hatte in Säckingen sein Rechtsreferendariat absolviert und von dort viele Ausflüge in den Hotzenwald gemacht, die auch in seinem Versepos Spuren hinterlassen haben. Vor ihm hießen die Hotzenwälder einfach „Waldleute“ oder „Wälder“ und ihr Gebiet schlicht „Wald“.
Im Norden schließt sich an den Hotzenwald das St. Blasier Land an, also das früher zum Kloster St. Blasien gehörende Gebiet der Gemeinden St. Blasien (mit Menzenschwand), Höchenschwand, Bernau und Todtmoos. Sie alle sind Teil des Landkreises Waldshut, politisch und wirtschaftlich Richtung Hochrhein orientiert und von diesem her auch verkehrsmäßig erschlossen. Die am Hochrhein gelegene Stadt Bad Säckingen zählt bereits zum Einzugsbereich von Basel und hat vielfältige Verbindungen in die Schweiz.
Hotzenwald und St. Blasier Land beeindrucken mit Raum und Weite bis hin zum Alpenblick - wenn denn die Sonne scheint, was sie hier zum Glück oft gerade dann tut, wenn über dem Rheintal der Nebel wabert. Manchmal rückt auch der Föhn die Berge in scheinbar greifbare Nähe. So ist die schönste Reisezeit der Herbst oder ein klarer Wintertag. Viel öfter als mit ihren Bergen ist die Schweiz jedoch mit einer menschengemachten Wolke am Horizont präsent: Das Atomkraftwerk Leibstadt bläst gleich am Rhein tagaus, tagein seinen Wasserdampf in die Luft.
Geschichte
Von 1254 bis 1805 gehörte der Wald als Grafschaft Hauenstein zu Vorderösterreich und wurde vom Waldshuter Waldvogt verwaltet. Größter Grundbesitzer war das Kloster St. Blasien, mit dem die Hotzenwälder seit dem Mittelalter aufgrund seiner Expansionsbestrebungen im Dauerclinch lagen. Der Konflikt eskalierte im 18. Jh., als die sankt-blasischen Äbte immer mehr Waldleute der Leibeigenschaft unterwarfen. Nach ihrem ersten Anführer Hans Fridolin Albiez aus Buch, der im Nebenberuf Salpetersieder war, wurden die widerständigen Hotzen Salpeterer genannt. Die Obrigkeit antwortete auf die Unruhen mit dem Ausnahmezustand, mit Verhaftungen, Hinrichtungen und mit der Deportation der Rebellen - was umso leichter fiel, als die Salpeterer gegenüber der Partei der „Ruhigen“ in der Minderheit waren.
Immerhin hatten die Salpeterer dahingehend Erfolg, dass St. Blasien gegen eine finanzielle Entschädigung all seine leibeigenen Waldleute in die Freiheit entließ. Nachdem andere Leibherren diesem Beispiel gefolgt waren, war Hauenstein ab 1743 als erstes deutsches Territorium völlig frei von Leibeigenschaft. Damit wurde die Grafschaft, deren stetig wachsende Bevölkerung aus Mangel an Acker- und Wiesenflächen immer öfter Hunger litt, nun ein Arbeitskräftereservoir der Schweizer Textilkaufleute. Die ließen hier, erst in Heimarbeit und ab 1794 dann in Fabriken, Baumwolle spinnen und weben, denn die Hotzenwälder waren billigere Arbeiter als ihre Schweizer Kollegen.
Im 19. Jh., nun unter badischer Herrschaft, übten sich Nachkommen der Salpetererbewegung im passiven Widerstand gegen weltliche und kirchliche Obrigkeit: Sie verweigerten Militärdienst, Steuern und Pockenschutzimpfung, schickten ihre Kinder wegen der als „unkatholisch“ kritisierten Lehrbücher nicht mehr in die Schule und verweigerten die Kirchenreformen der katholischen Aufklärung, welche die vielen Feiertage und Wallfahrten einzuschränken trachtete und das laute Absingen des Rosenkranzes während der Messe verbot. Erst mit den staatlich geförderten Massenauswanderungen der 1850er Jahre gen Amerika ebbte der Protest ab.
Mehr zur Hotzenwälder Geschichte unter www.salpeterer.net oder bei Tobias Kies, Verweigerte Moderne? Zur Geschichte der Salpeterer im 19. Jahrhundert.
Salpetersiederei
Mancher Bauherr, der sich einen früheren Kuhstall zum Eigenheim umgebaut hat, macht nach einiger Zeit eine unangenehme Entdeckung: Im Sockelbereich der Wände bilden sich weiße Krusten oder ein feiner, nadelartiger Belag. Der Salpeter ist da. Entstanden aus dem im Boden vorhandenen Kalk und den nitrathaltigen Ausscheidungen der Tiere und Menschen, wird das wasserlösliche Salz von der Feuchtigkeit aus dem Boden an die Oberfläche der Mauer transportiert und kristallisiert dort aus. Was heute einen mittelgroßen Bauschaden wegen fehlerhafter Isolierung der Fundamente signalisiert, war früher durchaus erwünscht, denn Salpeter war zur Herstellung von Schießpulver unentbehrlich. Die Salpeterer hatten das landesherrliche Privileg, in ihrem Bezirk die Ausblühungen zu sammeln und so zu bearbeiten, dass am Ende der Siedeprozesse reiner, auskristallisierter Salpeter entstand. Das Handwerk starb aus, als etwa ab 1820 aus Chile dort im Tagebau gewonnener Salpeter in großen Mengen eingeführt wurde. Im Heimatmuseum Görwihl wurde die Werkstatt eines Salpeterers rekonstruiert.
Görwihl 4300 Einw., 612 m ü. d. M.
Der Ortsprospekt verheißt einen „staatlich anerkannten Erholungsort“ mit Hallenbad, Heimatmuseum und „beschaulichen Winkeln“ - in mittlerer Höhenlage gibt sich Görwihl bescheiden und stapelt tief.
Den Besucher erwarten eine große Kirche mit Vorplatzkunst, viel Ruhe, Wandern und Natur. Aber auch eine weithin bekannte Fachwerkstatt für Auto-Tuning. Im Dorfwappen treffen sich nicht Fuchs und Has, dafür klettert ein Eichhörnchen den Stamm einer Tanne hinauf. Im Siegel der Grafschaft Hauenstein waren es noch zwei. Damals war Görwihl Hauptort der größten unter den acht Einungen, wie die Bezirke des Hotzenwalds hießen, in denen die Bauern jedes Jahr am Georgstag (23. April) ihre Einungsmeister wählten. Diese trafen sich dann in Görwihl und bestimmten aus ihren Reihen einen Redmann, der die Bauernschaft gegenüber der vorderösterreichischen Verwaltung vertrat. Im Wechsel mit Hochsal war Görwihl außerdem die Gerichtsstätte des Hotzenwalds. Heute praktizieren hier immerhin noch Arzt und Tierarzt, gibt es eine Apotheke, den Edeka, Mutters Textilgeschäft und am Marktplatz ein kleines Heimatmuseum (www.goerwihl.de → Freizeit, Ostern bis 11.11. So 14-16 Uhr, Eintritt frei). Im Erdgeschoss des Museums haben neben einer Salpetererwerkstatt bäuerliche und handwerkliche Gerätschaften Platz gefunden. Im ersten Obergeschoss sind Maschinen zur Textilherstellung und -verarbeitung zu sehen, die seit dem 18. Jh. als Heimarbeit verbreitet war, und im hinteren Teil Einrichtungsgegenstände der Bauernhäuser. Darüber finden sich das aufwendige Modell des Eisenwerkes Hausen im Wiesental, eine alte Dorfschule und in einem gesonderten Raum die umfangreiche Trachtenabteilung.
Vorwahl 07754
Information Tourist-Information, im Rathaus, Hauptstr. 54, 79733 Görwihl, phone16doubleline.gif 70810, www.goerwihl.de. Mo-Mi 9-12/13-17 Uhr, Do 9-12/13-18 Uhr, Fr 9-12/13-15 Uhr.
Veranstaltungen An einem Samstag um den 11.11. platzt das sonst so beschauliche Görwihl beim Martinimarkt mit 200 Marktständen und Tausenden von Besuchern aus allen Nähten.
E-Bike-Verleih Veloversum, Tiefenstein 114, phone16doubleline.gif 07754/91114, www.veloversum.de.
Übernachten Gästehaus Metzgerei Boll. Warme Mittagsgerichte gibt’s unten in der Metzgerei. Drei Ferienwohnungen für 2-3 Pers. mit Balkon mitten im Ort (2 Pers. 35 €), auf Wunsch mit Frühstück. Hauptstr. 48, phone16doubleline.gif 07754/226, www.metzgerei-boll.de.
Haus Maier. Die etwa 70 m² große und mit Geschmack eingerichtete Drei-Zimmer-Ferienwohnung bietet in einem Neubau am Dorfrand max. 4 Pers. Platz. Mit Dachterrasse, Standrad zum Abstrampeln, gut eingerichteter Küche. 2 Pers. 35 €. Keine Hunde. Röte 1, phone16doubleline.gif 07754/847, www.astrid-maier.de.
Essen & Trinken Adler. Der aktuelle Platzhirsch am Marktplatz überzeugt mit gutbürgerlicher Küche und Zutaten aus der Region. Wenn nicht gerade eine Busgesellschaft das Personal ins Schwitzen bringt, werden die frisch zubereiteten Gerichte flott serviert. Di/Mi Ruhetag. Marktplatz 7, phone16doubleline.gif 216.
Ökotipp: Eichrüttehof. Thomas und Renate Gerspacher trotzen dem Hotzenwälder Höfesterben und überleben mit einer rustikalen Vesperstube und dem Direktverkauf von Hinterwälder-Rindfleisch. Mo Ruhetag. Hartschwand 1, phone16doubleline.gif 1262, www.eichruettehof.de.
Wandern
ÖkoRegio-Tour
Hinter diesem nicht sonderlich zungengängigen Etikett, das auch Wanderrouten in anderen Teilen des Ländles tragen, steckt ein Gemeinschaftsprojekt von Naturschützern (in Gestalt des NABU) und Bauernschaft (vertreten durch das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum). In Görwihl geht es vorrangig um Werbung für das echte Hinterwälder Rind, Europas kleinste Rinderrasse, die mit 120-130 cm Schulterhöhe und nur 450-750 kg Gewicht optimal an die Steilhänge des Walds angepasst ist. Wie sein Verwandter von jenseits des Rheins, das Vogesenrind, ist der Hinterwälder eine klassische Dreinutzungsrasse, also gleichermaßen als Milchproduzent, Fleischlieferant und Arbeitstier zu gebrauchen.
Die reine Gehzeit der 11 km langen Tour beträgt 3 Std., doch wer sich an den ausgeschilderten Stationen entsprechend Zeit nimmt, ist gut und gerne einen ganzen Tag unterwegs. Auf dem Weg passiert man einen biologisch-dynamisch bewirtschafteten Naturgarten, einen Vogellehrpfad, Aussichtspunkte mit Alpenblick, allerlei ökologisch wirtschaftende Bauernhöfe und etwa auf halber Strecke die Vesperstube des Eichrüttehofs (s. o.). Einen Routenplan mit Beschreibung gibt es bei der Tourist-Information oder auf www.oekoregio-tour.de.
Wanderung durch das Albtal
Das von St. Blasien bis zum Rhein reichende Albtal ist in seinem mittleren Abschnitt eine tief in den Granit eingeschnittene Klamm, die der Wutachschlucht an Wildheit nur wenig nachsteht. Mit der von 1855 bis 1861 gebauten Albtalstraße (L 154) ist das Tal jedoch gut erschlossen. Hoch über dem tosenden Wasser aus dem Felsen geschnitten, zählt sie mit ihren fünf Tunneln und den Galerien zu den eindrucksvollsten Autostraßen des Schwarzwalds. Auch ein Wanderweg führt durch das Tal, dessen schönster Teil zwischen Hohenfels und Teufelsküche liegt. Die vorgeschlagene Tour von Hohenfels nach Görwihl ist etwa 8 km lang.
Der Hinterwälder, Europas kleinste Rinderrasse
Den Ausgangspunkt Hohenfels an der Albtalstraße erreicht man von Görwihl mit dem SBG-Bus 7318. „Die Niederschau aus den Gartenanlagen in den langen Schaumkessel der Alb zählt fraglos zu den großartigsten des ganzen Thales“, berichtet ein alter Reiseführer über das 2005 ausgebrannte Hotel Hohenfels.
Der Fußweg hält sich zunächst eine gute halbe Stunde lang parallel zur Albtalstraße mit wechselnden Ausblicken am oberen Rand der Schlucht und steigt dann nach Tiefenstein ab. Gleich unterhalb der Brücke lässt sich im Naturkostladen der Albtalmühle frische Verpflegung erstehen. Auf dem Tiefensteiner Burgberg standen schon ein römischer Wachturm und später die Burg der Herren von Tiefenstein. Die verloren ihren Besitz 1272 an Rudolf von Habsburg und verunsicherten fürderhin als Raubritter die Gegend, bis der letzte Tiefensteiner schließlich von den Mannen der Habsburger erschlagen wurde, die auch die Burg zerstörten.
Während die Albtalstraße auf dem Ostufer bleibt, verläuft der Wanderweg nun auf der anderen Seite der Schlucht weiter, umgeht Görwihl und kommt dann zu den Höllbachwasserfällen. Auf steilen Abhängen bildet der Höllbach als richtiger Wildbach gleich mehrere Wasserfälle nacheinander. Nun kann man nach Görwihl zurückkehren oder noch einen Abstecher zur Ibacher Brücke machen, einem Aussichtspunkt mit Blick auf das Ensemble aus Rappenfelsen, Großem Felsen und Teufelsküche, einer windungsreichen Engstelle im Albtal.
Bäuerliche Lebenswelt am Höchenschwander Loipenhaus
Höchenschwand 2500 Einw., 1015 m ü. d. M.
Saubere Luft, viel Sonnenschein und wenig Nebel machten Höchenschwand zu einem beliebten Kurort. Neuerdings setzt man auch hier stärker auf Erlebnis und Aktivitäten.
„Höchenschwand wird vor allem wegen seiner Aussichtslage von Touristen aufgesucht, insbesondere wegen der Fernsicht auf die Alpenkette und der von allen Seiten freien Lage mit weiten Waldungen und vielen Wanderwegen“, schrieb ein Schwarzwaldführer anno 1876. Die Fernsicht ist allerdings Glückssache, wie sie es wohl damals auch schon war. Hinzuzufügen bleibt, dass es hier auf etwa 1000 m Höhe ziemlich windig ist.
1873 soll es gewesen sein, dass der Ochsenwirt das erste Hotel in Höchenschwand eröffnete. Den Aufstieg zum Kurort, in dem sich stressgeplagte Städter inmitten lieblicher Landschaft und der gesunden Bergluft erholten, verdankte Höchenschwand dem Hotelier Bernhard Porten (1898-1975). Der kam vor dem Ersten Weltkrieg als Koch- und Kellnerlehrling von der Mosel hierher, heiratete die Tochter des Bäckermeisters und eröffnete 1921 mit dem Café Alpenblick sein erstes Objekt, zu dem bald eine ganze Kette von Hotels und Sanatorien hinzukam: Kurhaus, Georgsklause, Kliniken, Hubertusstuben - noch heute kann der Höchenschwand-Besucher dem nunmehr in der dritten Generation geführten Porten-Imperium kaum entgehen. Allerdings steht es um den Tourismus und v. a. um die Kur in Höchenschwand nicht mehr zum Besten, manche Klinik steht leer und verfällt. Den überlebensnotwendigen Wandel vom Kurort zum Ferienort, vom Kassentourismus zum Gesundheitsurlaub hat Höchenschwand noch vor sich. Das Natursportzentrum mit Kletterturm und Hochseilgarten ist ein Schritt in diese Richtung.
Vorwahl 07672
Information Tourist-Information, im Haus des Gastes bei der Kirche, Dr.-Rudolf-Eberle-Str. 3, 79862 Höchenschwand, phone16doubleline.gif 48180, www.hoechenschwand.de, www.ferien-suedschwarzwald.de. Mo-Fr 9-12.30 und 14-16.30 Uhr, Sa 10-12 Uhr.
E-Bike- und Fahrradverleih Bei der Tourist-Information.
Essen & Trinken Mein Tipp: Hubertusstuben. Das rustikal eingerichtete Gourmetlokal in Portens Kurhaus überzeugt mit perfektem Service und einer leichten Küche, die bevorzugt regionale Produkte verarbeitet. Spezialitäten sind das Filet vom Steinbutt mit Oliven und Tomaten, der Tafelspitz vom jungen Weiderind oder Rehpfeffer mit Apfelrotkohl und Haselnussknöpfle. Auch Weine aus ökologischem Anbau. Hauptgericht 15-30 €, Menü 35 €. Mi-Mo ab 18 Uhr, Sa/So auch 11-14 Uhr, Di Ruhetag. Kurhausplatz 1, phone16doubleline.gif 4110, www.porten.de.
Loipenhaus. Eine Vesperstube mit einfachen Tagesgerichten (Kässpätzle, Maultaschen u. Ä.). Trumpf ist die sonnige Lage mit Wald- und Wiesenblick. Tägl. bis 18 Uhr, im Sommer bis 20 Uhr. Beim Natursportzentrum, phone16doubleline.gif 922243, www.loipenhaus-hoechenschwand.de.
Sehens- und Erlebenswertes
Kraftwerk Häusern: Seit 1932 pumpt ein Kraftwerk nächtens Wasser aus der gestauten Schwarza in ein 200 m höher gelegenes Speicherbecken, um es tagsüber wieder ins Tal fließen zu lassen - ein Prozess, der mehr Energie kostet, als er bringt. Doch die Sache rechnet sich für den Kraftwerksbetreiber Schluchseewerk AG: Denn nachts, wenn das Kraftwerk Strom verbraucht, ist dieser europaweit im Überangebot und deshalb billig zu haben. Tagsüber jedoch, wenn das Kraftwerk Häusern zur Abdeckung von Verbrauchsspitzen Strom produziert, bringt der Stromverkauf ein Mehrfaches des nächtlichen Einstandspreises.
www.schluchseewerk.de. Kostenlose Führung durch das Kraftwerk mit Tonbildschau jeden Do 14 Uhr. Eintritt frei.
Hirsch-Museum: Nein, hier geht es nicht um Zwölfender, Waidmannsheil und Jägerlatein, sondern um Kunst. Der schlesische Maler Christian Gotthard Hirsch (1889-1977), durch die Kriegs- und Nachkriegswirren aus der Heimat vertrieben, fand in Höchenschwand Zuflucht und 1951 das „Malerhäusel“, in dem er bis zu seinem Tode lebte, arbeitete und herrliche Landschaftsbilder schuf. Nachdem auch die Witwe gestorben war, erbte die Gemeinde das Haus samt vielen Gemälden und machte es als Museum und Galerie der Öffentlichkeit zugänglich.
Haldenweg 6. Mi/Sa 15-17 Uhr. Eintritt frei.
Natursportzentrum: Das Natursportzentrum ist das Herzstück der Sport- und Aktivangebote Höchenschwands. Schon von fern erkennt man den 42 m hohen Rothaus-Zäpfle-Turm, der nicht einer Bierflasche nachempfunden, sondern ein rechteckiger Kletter- und Aussichtsturm mit Panoramablick ist. Kletterer können sich an den Wänden des Turms versuchen, dazu gibt es einen Hochseilgarten, der Gruppen Teamerlebnisse verspricht, ein Tenniscenter und für trübe Tage eine Saunalandschaft. Vor dem Sportzentrum beginnt ein Jogging- und Walkingpfad.
Teamwelt, Natursportzentrum 20, phone16doubleline.gif 922552, www.teamwelt.de. Tageskarte Kletterturm 12 €.
Wandern
An Wanderwegen ist hier kein Mangel, die Gemarkung Höchenschwand bringt es auf 150 km markierte Routen. Ein Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz und Spielplatz Kreuzstein vor dem südöstlichen Ortsrand. Als leichter und lehrreicher Spaziergang empfiehlt sich der 3,5 km lange Waldlehrpfad um den Lerchenberg. Weitgehend durch offene Landschaft mit weiten Wiesen und an Kapellen, Bauernhöfen und immer wieder herrlichen Aussichtspunkten vorbei führt der Elf-Dörfer-Weg, auf dem man die kleinen Siedlungen der Gemeinde durchstreift (18 km, auch drei kürzere Varianten mit 12/9/7 km sind möglich). Wegbeschreibungen hält die Tourist-Information bereit.
Der Horbacher Klosterweiher in Dachsberg
Dachsberg 1400 Einw., 842 m ü. d. M.
Unter dem Namen Dachsberg schlossen sich zwischen Görwihl und St. Blasien die zuvor selbstständigen Gemeinden Urberg, Wilfingen, Wittenschwand und Wolpadingen zusammen. Interessant sind hier die Spuren früheren Bergbaus.
Es bedarf einiger Fantasie, um sich vorzustellen, dass die ruhige und ländliche Landschaft um den Dachsberg einmal ein kleines Industrierevier war. Doch mit dem Ruprecht-Erzgang zieht sich quer durch die Gemeinde eine geologische Formation, die ab dem Mittelalter abgebaut wurde. Anfangs schürften die Bergleute im Tagebau und aus einfachen Gruben silberhaltige Bleierze. Eine Tonne Erz erbrachte am Ende der Verhüttung etwa 400 g Silber, aus dem die Städte des Oberrheinischen Münzbundes (1403-1584) ihre „Rabenpfennige“ prägten - der Name lebt noch im Schweizer Rappen fort. Mit der Erschöpfung der oberirdischen Vorkommen und dem Zustrom billigen Silbers aus dem neu entdeckten Amerika endete diese Episode des Schwarzwälder Bergbaus. Erst im 19. Jh. wurde der Ruprechtgang wieder geöffnet: Die Gebrüder Paul brauchten Schwefelkies für ihre Kupfervitriolwerke in Todtmoos, später gewann man Flussspat und Schwerspat, die für die Metallschmelze und Glasherstellung gebraucht wurden.
Vorwahl 07672
Information Tourist-Information, im Rathaus Wittenschwand, Rathausstr. 1, 79875 Dachsberg, phone16doubleline.gif 990511, www.dachsberg.de, www.ferien-suedschwarzwald.de. Mo/Mi 14-18 Uhr, Di/Do/Fr 9-12 Uhr.
Veranstaltung An den Kohlemeilertagen Ende Juli wird auf dem Waldsportplatz Wolpadingen ein Kohlemeiler aufgebaut und dann feierlich in Glut gesetzt. Zwei Wochen später wird der Meiler geöffnet und die frische, glänzend schwarze Holzkohle an Ort und Stelle verkauft.
Übernachten Dachsberger Hof. Das moderne Hotel mit Restaurant liegt am Ortsrand und verfügt über ein kleines Hallenbad mit Sauna und Solarium, sodass man sich auch an kalten Tagen aufwärmen kann. dachsberger. DZ 70-75 €. Wittenschwand, phone16doubleline.gif 07672/2647, www.dachsberger-hof.de.
Haus Kaiser. Familie Kaiser vermietet im eigenen Haus eine moderne und mit Geschmack, doch zugleich neutral eingerichtete Ferienwohnung. Gut ausgestattete Küche, Allergikerbetten, kinderfreundliches Außengelände, morgendlicher Brötchenbringdienst. 2 Pers. 45-50 €/Tag. Beim Dachsberger Hof, Wittenschwand, phone16doubleline.gif 07672/1479, www.haus-kaiser-dachsberg.de.
Sehens- und Erlebenswertes
Mineralienmuseum Urberg: Mit der Schließung der Grube Gottesehre in Bildstein (s. u.) wurde der Bergbau im Südschwarzwald 1987 Geschichte. Die Gemeinde hätte gerne ein Besucherbergwerk eingerichtet, doch es fehlte an Geld, und so wurden die Eingänge mit Beton verschlossen. Dank der Sammelleidenschaft der in der Grube beschäftigten Bergleute blieben aber seltene und interessante Mineralien erhalten, die man bei den Schürfarbeiten gefunden hatte. Ausgestellt sind sie im früheren Schulhaus Urberg. Auch alte Fotos, Pläne und Gerätschaften aus der Grube sind dort zu sehen, eine Videoshow erzählt ihre Geschichte.
Urberg, Vogelsang 14. Während der Weihnachts- und Fasnachtsferien sowie von Ostern bis Ende Okt. Do/So 14-16 Uhr. Eintritt frei, Spende erwünscht.
Bildsteinfelsen/Grube Gottesehre: Vom Mineralienmuseum kommt man durch Außer-Urberg in etwa einer halben Stunde zum Bildsteinfelsen, einem Aussichtspunkt über das Albtal (die mit „Höhle“ ausgeschilderte Kraxeltour zu einer Felsnische unter dem Panoramablick kann man sich sparen). Wandtafeln erzählen vom Bergbau. Der noch erhaltene Eingang von „Gottesehre“, Betriebsgebäude und Halden sind von hier oben allerdings nicht zu sehen. Dazu muss man durch die idyllische „Höll“ in den Weiler Unterbildstein absteigen.
Friedrich-August-Grube: Im Bereich des Klosterweihers zwischen Wittenschwand und Horbach entstand auf dem Gelände der ehemaligen Friedrich-August-Grube ein Naturerlebnis- und Themenspielplatz. Ein ehemaliger Stollen wurde wieder begehbar gemacht und führt etwa 25 m in den Berg hinein. Die Erkundung endet mit dem Erlebnis totaler Dunkelheit. Draußen gibt es Informationstafeln zum Bergbau und ungewöhnliche Spielgeräte, z. B. Klangsteine, den vibrierenden „Summstein“ und eine archimedische Schraube. Auf den Abraumhalden dieses „bespielbaren Bergwerks“ entdeckten Experten deutschlandweit einmalige Flechten, die nur auf stark nickelhaltigem Untergrund gedeihen. Zusammen mit der Verlandungszone des dunklen Klosterweihers, die Nährboden eines seltenen Schachtelhalms und des Kleinen Igelkolbens (Sparganium minimum) ist, wurde das Areal deshalb unter Naturschutz gestellt.
Zugang über den Parkplatz beim Gasthaus Klosterweiherhof in Horbach. Während der Sommerferien wird das erlebnispädagogische Steineklopfen vor der Grube für alle angeboten, sonst nur für Gruppen nach Voranmeldung bei der Tourist-Information. Dort erfährt man auch die Termine. Erwachsene 4 €, Kinder frei.
Wandern
Der 7 km lange Bergbauwanderweg führt vom Rathaus in Wittenschwand zunächst ans westliche Ortsende, dann über den Aussichtspunkt Kreuzfelsen zur Friedrich-August-Grube und von dort weiter über Horbach nach Rüttewies. Hier folgt er den Spuren ehemaligen Tagebaus (Infotafeln) nach Laithe und geht durch den Wald zurück nach Wittenschwand.
Rund um den Klosterweiher: Dies ist ein persönlicher Tourenvorschlag für zwei gemütliche Stunden (3,5 km) rund um den Horbacher Weiher, aus dem die sankt-blasischen Mönche ihre Fastennahrung fischen ließen. Parken Sie am Südende des Weihers und steigen Sie hinter dem Gasthof zur Friedrich-August-Grube auf. Unmittelbar unter dem Bergwerk treffen Sie an zwei Infotafeln auf den Bergbauwanderweg (s. o.), wo Sie nach links einen Abstecher zum Aussichtspunkt Kreuzfelsen machen können. Drehen Sie dort wieder um und folgen Sie dem Bergbauwanderweg in die andere Richtung. Ein steiler Aufstieg mündet auf einen Forstweg, den Sie rechts einschlagen und der Sie zum Naturlehrpfad Horbacher Moor bringt. Ich bin diesem nach links (nordwärts) gefolgt. Es geht eine Weile durch den Wald, man überquert die Teerstraße ins offene Gelände der Horbacher Weide und kommt schließlich an einen weiteren (ausgeschilderten) Panoramapunkt über der Streusiedlung Horbach. Kinder und Junggebliebene können hier auf einen Findling klettern. Über einen Teerweg kommt man durch Horbach wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Als zuverlässiger Führer durch die Gegend um Dachsberg und Ibach zeigte sich das bei den Gemeindeverwaltungen erhältliche Faltblatt Waldwanderkarte“. Darin sind auch die im Gelände nicht immer optimal ausgeschilderten Themenwege verzeichnet.
Ibach 400 Einw., 964 m ü. d. M.
In Ibach, an Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden des Schwarzwalds, ist die Landwirtschaft noch mindestens genauso wichtig wie der Tourismus.
Zwischen Oberibach und Unteribach verlief früher mitten durch das von Eiszeitgletschern geformte Hochtal die Grenze zwischen der Herrschaft des Klosters St. Blasien und der Grafschaft Hauenstein. Während die Hotzenwälder Freibauern im Erbfall die Realteilung pflegten, also die elterlichen Höfe unter allen Söhnen aufteilten, bekam auf dem Gebiet des Klosters nur ein Erbe die ungeteilte Bauernstelle. So waren die Höfe größer und ertragreicher, doch die Bauern nicht unbedingt wohlhabender; denn wo mehr war, konnte das Kloster von seinen Hörigen auch mehr abschöpfen. Noch heute besitzt die Gemeinde eine ausgedehnte Allmendweide. Die etwa 30 Bauern von Ober- und Unteribach, zu zwei Dritteln übrigens anerkannte Biolandwirte, nutzen diese Weideflächen in den Hanglagen am Waldrand gemeinsam.
In die Schlagzeilen kam Ibach, sehr zum Verdruss der Einheimischen, durch die Sekte Fiat Lux, deren Anhänger sich hier breitgemacht haben. Ihre Häuser sind am charakteristischen Weiß und Apricot leicht zu erkennen. Seit die schwer kranke Sektenchefin Uriella und ihr schillernder Gatte Eberhard Eicke „Icordo“ nicht mehr öffentlich auftreten, scheint die Gemeinschaft in Auflösung begriffen.
Eine Schlüsselrolle in der Geschichte des Hotzenwalds spielte die ungewöhnliche, mit einem stattlichen Pfarrhaus verwachsene Kirche in Unteribach. 1240 war das Gotteshaus als „Cella Nova“, d. h. „neue Zelle“, von Diethelm von Tiefenstein (→ S. 171) gestiftet und mit Mönchen aus dem Kloster St. Georgen in Stein am Rhein besetzt worden. Als der Ritter später selbst in das Kloster eintrat, schenkte er den Mönchen seine gesamten Ländereien im Ibacher Tal. Rudolf von Habsburg, der auch Vogt über das benachbarte Herrischried war, fürchtete nun, die Vögte des Steiner Klosters, nämlich die Ritter von Hohenklingen, würden ihre Rechte alsbald auch in Ibach geltend machen. Also zerstörte er 1250 die Kirche, vertrieb die Steiner Mönche und gründete eine neue Pfarrei, über die er selbst das Patronat behielt. So war die Kirche von Unteribach der erste Schritt der Habsburger zur Aneignung des Hauensteiner Landes und zu einer Territorialverbindung zwischen den zerstreuten Habsburger Besitzungen im Hochschwarzwald, dem Elsass, am Rhein und in der Schweiz.
Zwei Gallier auf Urlaub in Ibach
Als kleine Sehenswürdigkeit wurde im alten Rathaus (Oberibach) kürzlich ein Bürstenmuseum eingerichtet (Besichtigung nach Absprache mit der Gemeindeverwaltung, Tel. 842). Eine Werkstatt wurde aufgebaut, Wandtafeln und ein Film erzählen von der Bürsten- und Besenbinderei, mit der sich arme Bauern einst ein Zubrot erwarben.
Vorwahl 07672
Information Touristinformation, im Rathaus in Oberibach, Hofrain 1, 79837 Ibach, phone16doubleline.gif 842, www.ibach-schwarzwald.de, www.ferien-suedschwarzwald.de. Mo 14.30-18 Uhr, Do 8.30-12 Uhr.
Übernachten/Essen Ökotipp: Hirschen. Der gutbürgerliche Traditionsbetrieb mit Hotelatmosphäre ist seit Generationen im Besitz der Familie Kaiser. Die regionalen Spezialitäten werden tatsächlich auch aus regionalen Produkten gemacht, besonders empfohlen seien die Wildgerichte. Auch Fremdenzimmer im Schwarzwaldstil. Hauptgericht 15-30 €. Di Ruhetag. DZ ab 85 €. Mutterslehen 16, phone16doubleline.gif 07672/93040, www.hotel-hirschen.de.
Kranz. Nostalgie im 1. Stock mit Knarrdielen, einfacher Brotzeit, Sonnenterrasse und Panoramablick. Di/Mi Ruhetag. Oberibach, Hofrain 8, phone16doubleline.gif 2406, www.gasthaus-kranz-ibach.de.
Wandern
Ibacher Panoramaweg: Eine Wanderung für Sonnenfans, denn sie umrundet das Ibacher Tal weitgehend durch offenes Gelände oder am Waldrand entlang. Ausgangspunkt kann der Kohlhüttenplatz an der Abfahrt nach Ibach von der L 150 sein. Wer nicht die ganze, etwa dreistündige Tour (12 km) machen will, erreicht von jedem Punkt in längstens einer halben Stunde wieder das Dorf.
Der Weidelehrpfad beginnt am Parkplatz Schorrmättle, wo die von St. Blasien und der Urbacher Säge kommende K 6525 den Wald verlässt. Er führt als 4 km langer Rundweg teilweise streckengleich mit dem Panoramaweg über das Ibacher und Ruchenschwander Weidfeld. Tafeln informieren über die Viehhaltung in der offenen und halboffenen Weidelandschaft.
Tour 8: Sieben-Moore-Weg
Dieser nur schlecht beschilderte Rundweg erschließt die Hochmoorlandschaft südlich von Ibach. Ein Grund, warum man diesen Weg angelegt hat, dürfte auch gewesen sein, die Besucher aus den eigentlichen Mooren herauszuhalten, zumal hier noch der überaus seltene und scheue Auerhahn zu Hause ist. Dieser ernährt sich im Winter fast ausschließlich von übrig gebliebenen Beeren und von den Nadeln der Moorkiefern - unglaublich, was Mägen alles verdauen können. Schautafeln und Schaubeete informieren über das Moor und seine an Arten arme Vegetation, die sich den nährstoffarmen, sauren und nassen Böden angepasst hat. Die wenigen Moorkiefern und Fichten wirken verkümmert und ausgezehrt.
Der bequeme, turnschuhgeeignete Rundweg ist 12 km lang, man sollte 3:30 Std. reine Gehzeit rechnen. Führungen kann man über www.moor-und-mehr.de buchen. Als Ausgangspunkte bieten sich auch der Wanderparkplatz Steinernes Kreuz an der L 151 und jener an der K 6591 im Schwarzenbächletal an.
Ich habe, von Unteribach über die Lindauer Straße kommend, die Tour am Wanderparkplatz Fohrenmoos 1 begonnen und über den Marksteinplatz 2 den Marksteinweg eingeschlagen - ein bequemer, sonniger Wanderweg, der am Rand des Moors entlangführt. Bei der Sägenmoosbrücke 3 wird das Schwarzenbächle überquert, dann folgt man der Straße an der Schwarzen Säge vorbei zum erst 1955 entdeckten und freigelegten Krai-Woog-Gumpen 4, einer der größten Gletschermühlen des Schwarzwalds. Sie besteht aus zwei dicht nebeneinanderliegenden Steinbecken mit einem Durchmesser von 2,70 m. Diese wurden in der Rißeiszeit durch unter der Eisdecke im Gletscherwasser rotierende Steine ausgestrudelt. Noch weiter bachab erinnert das Gewann „Erzlöcher“ an den einstigen Abbau von silberhaltigem Bleiglanz.
Zurück zur Säge und links in den Sieben-Moore-Weg, der nun westlich der Straße bergauf in den Wald führt und diesen in etwa 1 Std. zum Aussichtspunkt Steinernes Kreuz 5 quert. Etwas versteckt liegt nordöstlich der Straßenkreuzung die Infostation Fohrenmoos (nicht zu verwechseln mit jenem Fohrenmoos, wo unsere Tour begann!) mit erklärenden Tafeln und einem Steg ins Moor. Vom Steinernen Kreuz führt der Weg parallel zur L 151 etwa 20 Min. nordwärts und quert diese dann Richtung Osten. Wo die Route wieder auf die Schwarzenbächlestraße (K 6591) trifft, folgt man dieser 300 m bachabwärts zur Infostation Silberbrunnenmoos - hier führt der Weg auf Bohlen durchs Moor, typische Pflanzen sind markiert. Wieder zurück bei der Straße quert man auf der Brücke 6 den Bach und muss jetzt noch einen Anstieg durchhalten, um über den Dachsweg wieder zum Wanderparkplatz Fohrenmoos 1 zu kommen.
St. Blasien 3900 Einw., 770 m ü. d. M.
Ein Dorf mit Dom. Dazu hübsch renovierter Klosterbarock, ein berühmtes Jesuitenkolleg und „die Kur“. So ist St. Blasien nicht nur für Sommerfrischler Anziehungspunkt.
Die Kloster- und Kurstadt schmiegt sich ins Tal der oberen Alb. Ich hätte Größeres erwartet - doch groß sind allein die alles überragende Kuppel des Doms und die Klosteranlagen. Ansonsten ist die Stadt nur ein langes, schmales Handtuch entlang dem Bach und der zur Sonnenterrasse verkehrsberuhigten Hauptstraße. Auch Kurpark und Domplatz laden zum Flanieren ein. Blickfang jenseits von Kloster und Dom ist das Haus Schmidt (1906) mit seinen verspielten Balustraden. Im Glasgarten am Fluss neben dem Rathaus erzählen drei gläserne Lichtskulpturen die Geschichte der Glashütten des Klosters St. Blasien. Moderne Kunst möbliert als Holzskulptur verschiedenster Gestalt den öffentlichen Raum - wohl 50 solcher Plastiken stehen in der Stadt, sie alle wurden im Rahmen der allsommerlichen Holzbildhauersymposien geschaffen.
Mit wenigen Schritten hat man die Stadt unter sich gelassen und ist mitten im Wald. Dort erinnern unvermutete Stationen wie Kneipptretbecken oder das Luftbad mit seinem Wildgehege an die Tradition als Kneipp- und Luftkurort. Wo die Waldwege Ausblick gen Süden erlauben, entdeckt man dann auch die Neubaugebiete und Kliniken jenseits der Umgehungsstraße im Tal des Steinenbächles.
Kleinstädtische Flaniermeile
Geschichte: Im 9. Jh. wurde das obere Albtal zu einem Rückzugsgebiet von Einsiedlern aus der Abtei Rheinau, die dann auch das Kloster St. Blasien gründeten und mit den Reliquien des heiligen Blasius ausstatteten. Von Otto II. und anderen Kaisern üppig beschenkt, war St. Blasien die treibende Kraft bei der Kolonisation von Hotzenwald und Hochschwarzwald. Die Chroniken nennen uns geborene Grafen, Ritter, Vons und Zus als Klosterbrüder, sodass St. Blasien auch als ein Stift zur Versorgung ausgesteuerter Adelsnachkommen erscheint. Im 13. Jh. kam der Klosterbesitz unter die Oberhoheit der Habsburger. 1609 konnte St. Blasien jedoch die benachbarte Herrschaft Bonndorf erwerben und wurde auf diesem Umweg doch noch reichsunmittelbar. Das 18. Jh. brachte die große Kuppelkirche und den Äbten viel Ruhm, Ehr und tolle Titel wie „Reichsfürst“ und „kaiserlicher Erberzhofkaplan“. Als führende Persönlichkeit dieser Zeit ist Fürstabt Martin II. Gerbert (1720-1793) zu nennen, ein genialer Administrator, Politiker und Gelehrter, der das Kloster nach dem vernichtenden Brand 1768 wieder aufbauen ließ.
Mit der napoleonischen Neugliederung Deutschlands wurde die Abtei 1806 aufgehoben und dem Land Baden zugeschlagen. Die Mönche zogen samt den Gebeinen der ältesten Habsburger Ahnen und den Handschriften der Klosterbibliothek in einen Konvent nach Kärnten. Die Klostergebäude in St. Blasien verpachtete der badische Staat an Industrielle: Der Schweizer Mechaniker Caspar Bodmer richtete eine Fabrik für Spinn- und Webmaschinen ein, nebenan fabrizierte sein Landsmann Heinrich Düggli Gewehre, und in der Klostermühle klapperten die Spinnautomaten.
Doch die Industrie blieb nur eine Episode der Ortsgeschichte. Wie Höchenschwand wurde auch St. Blasien Ende des 19. Jh. als Kurort entdeckt. Ein Freiburger Hotelier und ein sächsischer Arzt taten sich zusammen und bauten das erste Sanatorium. Regelmäßig kam der badische Großherzog zur Sommerfrische und machte St. Blasien zum Treffpunkt des europäischen Hochadels und der besseren Gesellschaft. Das Gästebuch verzeichnet Prominente wie den Schriftsteller Maxim Gorki, den kaiserlichen Flottenchef Tirpitz und später auch den Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer. Ausgerechnet die Nationalsozialisten erlaubten dann 1933 dem Jesuitenorden, das ehemalige Klostergebäude zu erwerben und mit der Einrichtung des Kollegs, eines humanistischen Gymnasiums mit Internat, an die Bildungsarbeit der vormaligen Benediktinerabtei anzuknüpfen.
Weil er einem Buben einmal eine Gräte aus dem Hals betete, gilt der Märtyrer Blasius aus dem fernen Kappadokien als Schutzpatron gegen Halsschmerzen.
Vorwahl 07672
Information Tourist-Info, Am Kurgarten 1-3, 79837 St. Blasien, phone16doubleline.gif 07652 1206 8550, www.st-blasien.de, www.hochschwarzwald.de/St.-Blasien. Mo-Fr 9-12 und 14-17 Uhr, Mai-Sept. auch samstagvormittags.
Veranstaltung Von Mitte Juli bis Mitte Sept. finden im Dom die Internationalen Domkonzerte mit bekannten Chören, Ensembles und Organisten statt.
Übernachten Dom-Hotel. Das schräg geschnittene Gebäude zwischen Domplatz und Alb gleicht einem gestrandeten Schiff. Für seine 1-a-Lage ist das Hotel überraschend preiswert. Allerdings sind die Zimmer trotz TV, Minibar und Telefon (wer braucht das noch im Handyzeitalter?) etwas altbacken eingerichtet und ohne Balkon. DZ 95-105 €. Hauptstr. 4, phone16doubleline.gif 07672/924690, www.dom-hotel-st-blasien.de.
Hotel Kehrwieder. Nicht in der ersten Reihe, dafür am sonnigen Südhang des Bötzbergrückens in einem herrlichen Park gelegen. Das Haus hat den Charme einer großen Jugendstilvilla, doch die 25 Gästezimmer sind alle mit dem Hotelkomfort unserer Tage ausgestattet. DZ 95-105 €. Bötzbergstr. 2, phone16doubleline.gif 07672/506, www.hotel-kehrwieder.de.
Gästehaus Bernhardt-Fromm. Ein gepflegtes Gästehaus in sonniger Lage am Waldrand. Ausgestattet mit Aufenthaltsraum, Sauna, Solarium und Liegewiese. Zimmer teilweise mit Etagenbad. DZ 55-60 €. Hasenmatt 3, phone16doubleline.gif 07672/2132, www.gaestehaus-bernhardt.de.
Essen & Trinken Ein Spitzenrestaurant hat die Stadt nicht, doch für Snack und Imbiss gibt es eine Reihe ansprechender Alternativen:
Vom Café Domspatz (Im Süßen Winkel 6) oder der Terrasse des Dom-Hotels (s. o.) blickt man über das weite Rund des Domplatzes und isst dazu Schwarzwälder Kirschtorte.
Metzgerei Flügel. Die Gewinnerin einer Silbermedaille im DLG-Wettbewerb um die beste Fleischwurst verkauft eben diese nebst heißen Fleischkäsbrötchen u. Ä. als Imbiss - nur leider nicht zwischen 12.30 und 14.30 Uhr, denn dann macht Flügel wie auch die meisten anderen Läden im Ort eisern Mittagspause. Todtmooser Straße, im Zentrum hinter der Tourist-Information. www.metzgerei-fluegel.de.
Café Ell. Die Bäckerei und Konditorei mit wechselnder Kunst an den Wänden war ehemals großherzoglich-badischer Hoflieferant, heute ist sie Treff von Jesuitenschülern und Honoratioren. Auch Tagesessen und einige Tische im Freien. Mo-Sa 6-18 Uhr. Hauptstr. 13, www.cafe-ell.de.
Sehens- und Erlebenswertes
Abteikirche: Ob man nun vor der monumentalen Fassade staunt oder sich innen beim Blick in die Kuppel den Hals ausrenkt - hier wie dort überwältigt die Abteikirche mit schierer Größe und ist doch zugleich schlicht und zurückhaltend. Der „Schwarzwälder Dom“ entstand 1768-1781 nach Vorlagen des französischen Architekten Pierre Michel d’Ixnard. Mit seiner Rotunde und dem von zwei Türmen flankierten Kolonnadenportal gilt der dem römischen Pantheon nachempfundene Kuppelbau als ein Meisterwerk des Frühklassizismus. Im blendend weißen Innenraum scheint ein Kreis von 20 Säulen die zweischalige Kuppel zu tragen, die mit einer Scheitelhöhe von 63 m zu den höchsten Europas zählt. Die 1775 aufgestellte Silbermann-Orgel wurde zwar später nach Karlsruhe verkauft und dort im Zweiten Weltkrieg zerstört, doch auch der Nachbau (1912/13) lockt mit seinem wunderbaren Klang namhafte Organisten zu den Sommerkonzerten und ist wohl das bedeutendste südbadische Orgelinstrument.
Der Schwarzwälder Dom in St. Blasien
Klostergebäude: Vom barocken Hauptbau überstand nur die repräsentative Fassade des Westportals den großen Klosterbrand. Der Wiederaufbau des Konvents wurde bis 1777 fertiggestellt und beherbergt nun das Kolleg, sodass auch die Prunkräume wie z. B. der Habsburgersaal nur ausnahmsweise öffentlich zugänglich sind. Lediglich von außen kann man die Nebengebäude auf der Rückseite bestaunen. Die Bleiche, das winkelförmige Gebäude an der Südostecke des Klostergevierts, stammt noch aus der Zeit vor dem großen Klosterbrand. Heute ist hier die Musikschule des Kollegs zu Hause. Das Alte Forsthaus wurde nach Entwürfen des Barockarchitekten Johann Caspar Bagnato gebaut - im Jahre 1977! Sein maroder Vorgänger war bei Umbauarbeiten eingestürzt, der Neubau gleicht nur äußerlich dem ursprünglichen Bagnato-Haus. Als drittes Gebäude der Reihe bleibt die Alte Mühle oder Pfisterei zu erwähnen, die ebenfalls auf Bagnato zurückgeht. Hinter den Außenmauern der Barockzeit verbirgt sich ein neu gebautes Mädcheninternat. Als ein Zeugnis frühbarocker Architektur ist die Friedhofskapelle aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erhalten geblieben.
Museum: Der umgebaute Pferdestall der Abtei fungiert jetzt als Haus des Gastes, in dem auch das Museum St. Blasiens untergebracht ist. Wir lernen die Entwicklung des Klosters von der einsamen „Cella Alba“ bis zur bedeutendsten und wichtigsten Benediktinerabtei des Schwarzwalds kennen. Präsentiert werden die Geschichte des Dombaus sowie der Klosteraufhebung während der Säkularisation, die anschließende Fabrikzeit und der Aufschwung St. Blasiens zum Kurort des Adels, des Großbürgertums und bedeutender Künstler um 1900. Als Kuriosität wird das erste in Deutschland hergestellte Paar Skier gezeigt. Ein weiterer Schwerpunkt sind Gemälde des „Schwarzwaldmalers“ Hans Thoma oder der Menzenschwander Brüder Winterhalter, von denen Franz Xaver (1805-1873) der beliebteste Porträtmaler seiner Zeit war und den europäischen Hochadel von Queen Victoria bis Kaiserin Sissi in überirdischer Schönheit auf Leinwand bannte. Außerdem finden Sonderausstellungen statt.
Kurgarten 1-3. Di-So 14.30-17 Uhr. Eintritt 1,60 €.
Menzenschwand 700 Einw., 850 m ü. d. M.
Das 7 km nordwestlich von St. Blasien gelegene Menzenschwand ist ein Schwarzwalddorf wie aus dem Bilderbuch: Typische Häuser mit tief herabgezogenen Walmdächern prägen den Ort in einem aussichtsreichen, sanft nach Süden hin abfallenden Hochtal.
Das Tourismuszeitalter begann hier bereits im 19. Jh. mit Luftkuren und Wintersport. Die beiden Schlepplifte und die Jugendsprungschanze haben heute in der Konkurrenz mit den Alpen allerdings eher schlechte Karten. Die Häuschen sind auf alemannische Art nach ihren Besitzern mit „’s Reiners“, „’s Messmers“ oder „’s Kohle-Willis“ benannt, die Kuranlagen wie Kurhaus, Kurpark und ein Wildgehege wirken bescheiden, romantisch immerhin die an manchen Abenden beleuchteten Wasserfälle (Mai-Sept. Mi/Sa/So 20.30-22.30 Uhr, Okt. 19-21 Uhr). Das Winterhalter-Museum würdigt im alten Schulhaus das Lebenswerk der beiden Malerbrüder (Hinterdorfstr. 15, Mi-So 14.30-17 Uhr, Eintritt 3 €, www.winterhalter-menzenschwand.de). Als Publikumsmagnet lockt das Radonbad (→ Kasten). Außer bei medizinischen Bädern und Massagen kann man sich hier auch, ganz ohne Radon, einfach in einem Schwimmbecken tummeln oder in der Sauna schwitzen.
Vorwahl 07675
Information/E-Bike- und Radverleih Sport Gfrörer beim Kurhaus verleiht Räder, im Winter auch Skiausrüstungen, und ist zugleich die örtliche Tourist-Information. Mo-Sa 9-12 Uhr, Mo/Di/Do auch 15-18 Uhr. Winterhalterweg 4, phone16doubleline.gif 923810, www.sport-gfroerer.de.
Baden Das Radonbad mit einem etwa 10 x 10 m großen Hallenbecken, Außenpool und Sauna liegt zwischen Vorder- und Hinterdorf nahe der Skisprunganlage. Tägl. 10-21 Uhr. Eintritt 9 €, mit Sauna 13 €. In der Friedrichsruhe 13, www.radonrevitalbad.de.
Wintersport Mit seiner Skiarena Spießhorn und dem nahen Feldberg ist Menzenschwand das Wintersportzentrum des St. Blasier Lands. Insgesamt 26 Lifte erschließen 36 Abfahrten mit einer Gesamtlänge von 50 km, und natürlich gibt es auch Rodelbahnen und eine Skischule.
Veranstaltung Im Febr. finden in Menzenschwand Hornschlittenrennen statt.
Übernachten/Essen Gasthof Waldeck. Ein neuerer Bau mit 15 Gästezimmern in dezentem Schwarzwaldstil, daneben der Altbau mit üppig dekorierter Gaststube samt gemütlichem Kachelofen und einigen einfachen Fremdenzimmern. Viele Stammgäste älteren Semesters, die von der Gastgeberfamilie Kapferer aufmerksam und herzlich umsorgt werden. Gutbürgerliche Küche. Hauptgericht bis 25 €. Mo Ruhetag. DZ 75-95 €. Vorderdorfstr. 74, phone16doubleline.gif 07675/90540, www.menzenschwand-waldeck.de.
Mein Tipp: Hotel Hirschen. Hier stiegen schon die Jagdgesellschaften der sankt-blasischen Äbte ab. Heimelige, doch nicht überladene Zimmer mit neuen Bädern, TV und Lesestoff, Terrasse. Die Bilder in den Fluren und der Gaststube stammen überwiegend aus der Hand des Hausherrn Gottfried Staron, der als Hobbymaler genauso begabt ist wie als Hirschenwirt. Restaurant mit Kinderkarte, sparsame Schwaben können sich auf Spätzle mit Soß freuen. Mi Ruhetag. DZ 85-100 €. Hinterdorfstr. 18, phone16doubleline.gif 07675/884, www.hirschen-menzenschwand.de.
Blumenschmuck am Gasthof Hirschen

Haus Wolfsgrund.
Ein gemütliches Schwarzwaldhaus abseits der Straße in kinderfreundlicher Umgebung mit vielen Wiesen. Vier Zimmer mit TV und Balkon, Aufenthaltsraum mit Teeküche. DZ 70-80 €. Vorderdorf, hinter der Klinik Pieper, Im Wolfsteil 10, phone16doubleline.gif 07675/202, www.haus-wolfsgrund.de.
Jugendherberge Menzenschwand. Die Jugendherberge befindet sich in einem ehemaligen Bauernhof an der Straße nach St. Blasien. Das 1998 sanierte Haus hat 104 Betten in Zwei- bis Achtbettzimmern, allerdings nur vier Sanitärräume. Daneben stehen acht Betreuerzimmer mit separaten Duschen und WCs zur Verfügung. Bett 20-30 €, DZ 65 €. Vorderdorfstr. 10, phone16doubleline.gif 07576/326, http://menzenschwand.jugendherberge-bw.de.
Radonbad Menzenschwand - Rheuma oder Lungenkrebs?
Das Krunkelbachtal ist heute so idyllisch wie sein Name und Menzenschwand ein Heilbad. Es hätte anders kommen können. 1960 legte ein niedersächsisches Bergbauunternehmen in besagtem Krunkelbachtal kurz hinter dem Dorfausgang von Menzenschwand ein Uranbergwerk an. Auf dem Papier hatte die Gewerkschaft Brunhilde eigentlich nur die Genehmigung zur Erkundung der Lagerstätte, nicht zum kommerziellen Abbau. Doch bis zur endgültigen Schließung der Grube im Sommer 1991 baute Brunhilde 100.000 Tonnen Uranerz in Menzenschwand ab und gewann daraus 720 Tonnen Uran.
Im Widerstand gegen den Bergbau kam es damals zu manch absonderlicher Allianz. Bauern und Touristiker waren dagegen, natürlich auch Atomkraftgegner und Pazifisten, doch an vorderster Front stand auch der Offenburger Verleger und Senator Franz Burda. Der hatte in Menzenschwand eine Jagdpacht und bekämpfte den Bergbau mit der Idee, hier ein gigantisches Heilbad zu bauen. Doch Burdas Rechnung ging nicht auf, und sein 56 Mio. Euro teures Projekt „Radonbad“ platzte. Einzig die neue Kirche, viel zu groß für das kleine Menzenschwand, wurde schon im (Gott-)Vertrauen auf die Invasion frommer Kurgäste gebaut.
Im neuen Jahrtausend kam der Plan, ein Radonbad zu bauen, wieder auf den Tisch. Eine stark abgespeckte Version, denn statt gigantischer Bettenburgen wurde nun lediglich ein Hallenbad mit Sauna und angeschlossenem Kurhaus für die Radontherapie gebaut, die Patienten mit Gelenkerkrankungen Linderung ihrer Schmerzen verheißt.
Viele Experten bezweifeln indes die medizinische Wirksamkeit von Radonkuren und warnen vor einem erhöhten Lungenkrebsrisiko. Auch die Krankenkassen bleiben reserviert: Radon ist kein verordnungsfähiges Heilmittel. Die Patienten ficht das nicht an. Gerade mal zehn deutsche Kurorte bieten den 2,3 Mio. Rheumakranken des Landes Radontherapien - da dürfte auch für Menzenschwand noch ein Stück vom Kuchen drin sein.
Bernau 1900 Einw., 893 m ü. d. M.
In einem sonnigen, sanft nach Südosten geneigten Hochtal verlieren sich die zwölf Teilorte von Bernau, als seien sie von einem spielenden Riesen dahingestreut. Der Geburtsort des Malers Hans Thoma lockt mit „besten Aussichten für stille Genießer und Aktive gleichermaßen“.
Die Höhenzüge bedeckt ein dichter Forst, doch die von Panoramawegen durchzogenen Hänge sind weitgehend waldfrei. Sie offen zu halten, wird heute viel mechanischer Aufwand betrieben, denn es gibt nur noch wenige Rinder und Schafe im Tal. Auf dem Talgrund sprudelt und plätschert die Bernauer Alb, begleitet von einem Wanderweg und gespeist von munteren Bächen und Bächlein aus den Seitentälern.
Von der Land- und Waldwirtschaft allein konnten die Menschen im Bernauer Hochtal auch früher nicht leben. So arbeiteten viele als „Schnefler“, d. h. Holzhandwerker. Um 1850 zählte man 120 Böttcher, 30 Schachtelmacher, dazu Drechsler, Holzschnitzer, Bürstenbinder, Hersteller von Mausefallen und Kinderspielzeug. Die Schindeln fürs Haus spaltete sowieso jede Familie selbst. Aus dem Schneflergewerbe entwickelten sich die bis heute im Ort präsente Holzzurichtung und Möbelschreinerei. Die alten Berufe kann man noch im Museum Resenhof erleben. Jedes Jahr Ende August werden am Schneflertag die dort aufgebauten Werkstätten wieder lebendig, wenn wie zu Großvaters Zeiten Fallmacher, Kübler und andere Berufsleute am Schniedesel sitzen und ihr Handwerk demonstrieren.
Vorwahl 07675
Information Tourist-Information, neben dem Rathaus in Innerlehen, 79872 Bernau, phone16doubleline.gif 160030, www.bernau-schwarzwald.de, www.ferienwelt-suedschwarzwald.de. Mo-Fr 8-12 und 14-17 Uhr.
E-Bike- und Fahrradverleih Fragen Sie beim Sportgeschäft Thoma, Innerlehen, Rathausstr. 6, phone16doubleline.gif 405, www.skischule-bernau.de.
Wintersport Jedes Jahr finden an einem Februarwochenende Schlittenhunderennen mit Hundeshow statt (vorausgesetzt natürlich, es liegt genug Schnee). Als Vorprogramm zum Rennwochenende wird ein Schneedorf aus Tipis und Jurten aufgebaut. Kinder wie Erwachsene lernen hier, Iglus zu bauen, mit Feuerstein und Zunder Flammen zu entfachen und Fladenbrot zu backen. Dazu vergängliche Kunst mit Eis- und Schneeskulpturen, die den guten alten Schneemann wirklich alt aussehen lassen.
Die wohl längste Rodelpiste des Schwarzwalds geht über 3,5 km von der Krunkelbachhütte nach Bernau-Hof. Schlitten können oben für 5 € ausgeliehen und unten wieder abgegeben werden.
Die Skischule Bernau verleiht Skier, Snowboards sowie Schneeschuhe und bietet natürlich auch entsprechende Kurse an. Sportgeschäft Thoma, Innerlehen, Rathausstr. 6, phone16doubleline.gif 405, www.skischule-bernau.de.
In der winterlichen Ferienzeit fährt bei Schnee ein Pistenbully-Sammeltaxi (!) tägl. um 11 Uhr vom Gasthaus Hofeck (Bernau-Hof) zur Krunkelbachhütte.
Veranstaltungen Hans-Thoma-Tag: Am zweiten Wochenende im Aug. feiert Bernau sein Heimatfest mit Musik, Trachten, Tanz und Prominenz.
Schneflertag: Am dritten Sonntag im Aug., Demonstrationen alter Holzhandwerkskunst am Resenhof.
Fackelabfahrtslauf: Am „Schmutzigen Donnerstag“; anschließend Hemdglunker-Ball im Kurhaus.
Pfützefäscht: Badesaison in Bernau! Beim Pfützefäscht begibt es sich alle Jahre an einem saukalten Märzsonntag, dass gestandene Mannsbilder auf Schlitten sitzend den Hang hinabsausen, um unten in einer Wasserpfütze zu landen. Doch sind diese kuriosen, selbst gebauten Seifenkisten noch Schlitten zu nennen? „Ziel ist es nicht, die Pfütze zu erreichen, sondern sie zu überqueren“, belehrt uns das Reglement. „Dazu müssen die Gefährte gewisse Gleiteigenschaften und einen großen Auftrieb im vorderen Teil beim Eintreten ins Wasser haben. Nicht die Größe des Gerätes ist ausschlaggebend, sondern Idee und Performance.“ Mehr zu diesem winterlichen Megaevent am Hofecklift unter www.pfuetzefaescht.de.
Auch Bernau hat seinen Wasserfall
Übernachten/Essen Für Privatzimmer (DZ) und Ferienwohnungen (2 Pers., 2 Zi.) zahlt man 35-50 €. Die beste Übernachtungs- und Essensadresse in Bernau ist der Bergblick:
Mein Tipp: Bergblick. Das Haupthaus liegt an einer wenig befahrenen Straße. Ein Dutzend Zimmer und Appartements, als „Komfortzimmer“ neu im Landhausstil möbliert und teilweise mit Balkon, weiter oben die älteren und schlichteren Standardzimmer. TV, DVD- und Spielesammlung, familiäre und herzliche Atmosphäre. Empfehlenswert ist v. a. das Restaurant mit seinem breiten Angebot vom Vesperteller bis zum Gourmetmenü. Der Sohn des Hauses setzt als Küchenchef einen hohen Standard zu erstaunlich günstigen Preisen, und beim Senior können Sie das Alphornblasen lernen. Hauptgericht 10-30 €. DZ 110-150 €, verschiedene Pauschalarrangements. Bernau-Dorf, Hasenbuckweg 1, phone16doubleline.gif 07675/273, www.bergblick-bernau.de.
Breggers Schwanen. Mit knapp 100 Betten ist der Schwanen das größte Hotel im Tal. Das Angebot reicht vom kleinen und unaufgeregten, mit Spannteppichen und Holzwänden ausgestatteten Zimmertyp „Schwarzwaldstüble“ im Altbau bis zum modernen „Hochtal-Zimmer“ im Neubau. Das Hotel punktet zudem mit einem neuen Wellnessbereich. Das Restaurant kocht solide gutbürgerlich. Hauptgericht bis 25 €. DZ 95-170 €. Oberlehen, phone16doubleline.gif 07675/348, www.schwanen-bernau.de.
Bernauer Hof. Ein Traditionsgasthof in einem ruhigen Weiler am oberen Ende des Bernauer Tals. Gästezimmer im Landhausstil, gefrühstückt wird in der Stube von anno dazumal. Restaurant mit Gartenwirtschaft, auch zwei Ferienwohnungen. Hauptgericht bis 20 €. Mo Ruhetag. DZ 60-70 €. Bernau-Hof, Hofstr. 11, phone16doubleline.gif 07675/361, www.bernauerhof.de.
Krunkelbachhütte. Schon die Auffahrt mit dem Pistenbully ist eine Attraktion (→ S. 185). Oben wartet dann u. a. ein heißes Bad in einem großen Holzzuber unter freiem Himmel. Spezialitäten der eher schlichten Hausfrauenküche sind Flädlesuppe und selbst gebackenes Brot. Gaststube tägl. 9-19 Uhr geöffnet. Übernachtung mit Frühstück 25-30 € pro Pers. Bernau-Dorf, Krunkelbachweg 10, phone16doubleline.gif 07675/338, www.krunkelbach.de.
Café Stoll. Schräg gegenüber dem Rathaus. Holzofenbrot, Kirschtorte natürlich, ein paar Tische im Freien. Sa/So Ruhetag. Innerlehen, Rathausstr. 17, www.stoll-linzertorte.de.
Sehens- und Erlebenswertes
Hans-Thoma-Museum: Mit viel Pomp verleiht Baden-Württemberg alle zwei Jahre einem bereits etablierten, dem Ländle verbundenen Künstler den Hans-Thoma-Staatspreis. Unter den Preisträgern finden sich Größen wie Otto Dix und Emil Wachter. Auch der gebürtige Bernauer Maler Hans Thoma (1839-1924) selbst wurde schon zu Lebzeiten hoch gelobt und geehrt. Seine naturalistischen Landschaftsbilder und die Darstellungen der bäuerlichen Lebenswelt waren ganz nach dem Geschmack von Großherzog Friedrich, der Thoma 1899 zum Direktor der Karlsruher Kunsthalle berief. Auch die Porträts können sich sehen lassen, während die religiös-mythologischen, von Thomas Freund Arnold Böcklin beeinflussten Sujets heutigen Augen ziemlich überzogen erscheinen. Außer der Werkschau des Meisters zeigt das Museum auch die Entwicklung der (west-)deutschen Kunst seit 1949 - die Arbeiten der verschiedenen Hans-Thoma-Preisträger geben einen guten Querschnitt.
Innerlehen, Rathausstr. 18, www.hans-thoma-museum.de. Mi-Fr 10.30-12 und 14-17 Uhr, Sa/So 11.30-17 Uhr. Eintritt je nach Sonderausstellung bis 5 €.
Blick auf das Herzogenhorn vom Hofeck Bernau
Bauernmuseum Resenhof: Der 1789 gebaute Resenhof versetzt die Besucher in die (nicht nur gute) alte Zeit zurück. Mensch und Tier lebten hier unter einem Dach aus 120.000 Schindeln. In der Stube lernen wir den letzten Hausherrn kennen: Johann Bauer, Kübler und Landwirt, verstorben 1976. Als Puppe hält er im Schlafzimmer sein finales Nickerchen. Die Vitrine birgt ein paar fromme Büchlein und ein Wetterglas („Goethebarometer“). An die nach oben zum mit Schinken behängten Rauchfang offene Küche schließt sich ein langer Gang an, der Wohn- und Wirtschaftsteil des Hauses verbindet. Ein Brunnen plätschert, an der Wand hängen hölzerne Wasserrohre („Deuchel“), wie sie bis ins 20. Jh. hinein üblich waren. In den früheren Stallungen und im Obergeschoss wurden die Werkstätten der Holzhandwerke eingerichtet: Schnitzer, Schindler, Schachtler, Löffelmacher, Bürstenmacher und Böttcher, ja sogar auf die Herstellung von Mausefallen konnte man sich spezialisieren. Im Winter kann man im Resenhof beim Schnapsbrennen zuschauen, die Obstbrände und Raritäten wie Arnikaschnaps geben auch ein gutes Souvenir ab. Neben dem Hof präsentieren in einem Pavillon unter dem Motto Erlebnis Holz Bernauer Firmen die Holzverarbeitung unserer Tage.
Oberlehen, www.resenhof.de. Mitte Mai bis Okt. Mi-So 14-17 Uhr, sonst Mi/So 14-16 Uhr. Eintritt 3,50 €.
Winterzentrum Rot-Kreuz-Loipe: Kinder finden Langlauf todlangweilig. Und vergnügen sich, während die Alten ihre Runden loipen, lieber auf der Märchenrodelbahn. Auf Jugendliche und Junggebliebene zielt das Snowtubingab. Bei diesem aus Amerika importierten Funsport kurvt und schlittert man auf autoreifenähnlichen Gummiwülsten talwärts. Schneewälle begrenzen die Bahn und den langen Auslauf. Denn die Tubes haben keine Lenkung und außer den Füßen der Fahrer auch keine Bremsen.
An der Landstraße zwischen Bernau und Todtmoos, phone16doubleline.gif 921985, www.loipenzentrum.de. Am Wochenende sowie in den Winter- und Fasnachtsferien tägl. geöffnet. Tubes 5 €/Std., 8 €/2Std.
Naturschutzgebiet Taubenmoos: Wenige Gehminuten außerhalb von Oberlehen ist im Taubenmoos neben der L 148 das Schweinewiibli zu Hause - die alte Frau mit dem langen Haar pflegt als geisterhafte Erscheinung besonders Kinder zu erschrecken und klaut gerne gesammelte Beeren und Pilze. Ihren Lebensraum, ein von lichten Nadelwäldern bestandenes Hochmoor samt Weiden und Wollgraswiesen, teilt sie mit seltenen Pflänzlein wie dem Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) und dem Hochmoorgelbling (Colias palaeno), einem Tagfalter, dessen Raupen sich ausschließlich von Rauschbeeren ernähren.
Minusgrade im Hochsommer
Wenn das übrige Deutschland in der Sommerhitze schwitzt, kann im Bernauer Taubenmoos schon mal Bodenfrost herrschen. In klaren, trockenen und windstillen Nächten sammelt sich die kalte Luft auf dem Talgrund und legt sich vor Sonnenaufgang als eisiger Film über den Grund. Um dieses Phänomen am Schwarzwälder Kältepol ordentlich zu vermessen und aufzuzeichnen, hat der Wetterdienst Kachelmann eigens eine Messstation im Taubenmoos eingerichtet.
Wandern
Tour 9: Auf dem Bernauer Panoramaweg zum Herzogenhorn
Das Herzogenhorn ist mit 1415 m der zweithöchste Gipfel des Schwarzwalds. Ich habe die Gipfeltour mit dem Panoramaweg auf der Sonnenseite des Bernauer Tals zu einer 17 km langen, abwechslungsreichen Rundwanderung kombiniert (5 Std., 700 m Anstieg). Wer die Wanderung abkürzen will, kann auf den Panoramaweg verzichten und die Tour direkt in Bernau-Dorf mit dem Hans-Thoma-Weg beginnen (6 km Wegersparnis).
Der Panoramaweg beginnt an der Kreuzung beim Gewerbegebiet zu Beginn des Bernauer Tals (Bushaltestelle Weierlestraße, 1. Man geht ein Stück die Straße hinauf und schlägt an der Infotafel links den Wiesenweg ein. Er führt oberhalb an den beiden Schullandheimen vorbei und folgt an einer Gabelung 2 der gelben Raute nach rechts. An der Gabelung Kaiserbergweg 3 hält man sich links. Nach dem Umrunden eines Taleinschnitts lädt die Emil-Mutterer-Bank 4 zur Rast mit Blick auf Innerlehen ein. Nun verliert der Panoramaweg allmählich an Höhe und bringt uns nach Bernau-Dorf. Hier verlassen wir den Panoramaweg, der noch weiter zum Ortsteil Hof geht, und schlagen stattdessen an den ersten Häusern rechts den Hans-Thoma-Weg (5, 1:30 Std. Gehzeit ab der Bushaltestelle) ein. In steilen Serpentinen führt er zum Aussichtspunkt Scheibenfelsen 6. An der Abzweigung 7 unterhalb des Gleitschirmstartplatzes links und in den angenehm kühlen Wald hinein, weiter bergauf die Zufahrt Krunkelbachweg 8 querend, bis am Bertholdsbrunnen 9 wieder offenes Gelände erreicht wird. Nach 2:30 Std. Gehzeit sind wir an der geschützt in einer Senke liegenden Krunkelbachhütte (10, Einkehrmöglichkeit).
An der Infotafel am Parkplatz der Hütte beginnt der Naturlehrpfad Herzogenhorn. Begleitet von erklärenden Tafeln zur Naturkunde, umrundet er den Berg, wir wählen die Richtung gegen den Uhrzeigersinn. Über die nach Regenfällen nicht einfach zu begehende Nordostflanke des Bergs, vorbei an Lawinenrinnen und bis ins Frühjahr mit Schnee gefüllten Mulden, erreichen wir den sanft gewölbten Sattel zwischen Herzogenhorn und Grafenmatt. Bei einem Ruhebänklein vor dem Gedenkstein 11 für den Turnvater Jahn stoßen wir auf den Westweg. Er kommt vom Sportzentrum Herzogenhorn, das die einen zu Trainingsschweiß und Spitzenleistungen, die anderen zur Einkehr in die Gaststätte animiert. Wir schlagen den Westweg nach links ein, erreichen den Waldrand und können dann auf einem Waldpfad 12, der links vom Westweg abzweigt, den Aufstieg zum Gipfel etwas abkürzen. Auf der Spitze des Herzogenhorns (13, 3:30 Std.) laden Bänke zur Rast, eine Panoramatafel benennt die Alpengipfel, die man bei klarem Wetter in der Ferne sehen kann.
Medallienschmiede am Herzogenhorn
Der schnellste Abstieg führt von der Schwedenschanze 14 nach Bernau-Hof. Die barocke Sternschanze hat in Wahrheit nichts mit den Schweden zu tun, sondern gehört zu einer ganzen Reihe von Befestigungsanlagen, die der Markgraf und Reichsfeldmarschall Ludwig Wilhelm Ende des 17. Jh. bauen ließ (→ S. 232).
Wir schlagen an der Schwedenschanze den Westweg nach links ein und kommen bergab durch den Wald zum Hofeck (15, 4:15 Std.). An der Hütte geht es rechts, über den feuchten Talgrund, dann am nächsten Wegweiser vor dem Waldrand links in den Ecklewald hinein. In einer Kurve 16 den Fahrweg nach rechts verlassen, der Pfad ist mit einer gelben Raute markiert. Nach wenigen Minuten zeigt ein Schild (links) den Abstieg zu einem kleinen Wasserfall 17. Schließlich auf dem Talgrund angelangt, geht es rechts in den Albweg 18 und auf einer Brücke über den Bach, um nach etwa 5 Std. Gehzeit insgesamt an der Bushaltestelle Poche 19 die L 149 nach Bernau-Dorf 20 zu erreichen.
„Expedition“ aufs Herzogenhorn
Die subalpine Trekkingtour verspricht Himalaya-Gefühle. Ein bisschen wenigstens. Vom Basislager Krunkelbachhütte (Anfahrt mit der Pistenwalze) wird auf Schneeschuhen das Herzogenhorn erklommen. Nach Sonnenuntergang Abstieg im Fackelschein und Kräftigung im Basislager, dann per Schlitten wieder zu Tal - alles in allem ein originelles und humoriges Programm, das da in der Wintersaison mehrmals die Woche angeboten wird.
Anmeldung bei der Krunkelbachhütte, phone16doubleline.gif 07675/338, www.schneeschuh-xc.de. Mit Führung und Vesper 40 €.
Todtmoos 1900 Einw., 820 m ü. d. M.
Die Wallfahrtskirche von Todtmoos
Am Fuß des 1263 m hohen Hochkopfs schmiegt sich Todtmoos ins tief eingeschnittene Tal der Wehra, das glücklicherweise nach Süden blickt und so auch im Winter ein paar Sonnenstrahlen ins Dorf lässt.
Mit Kurhaus, Wallfahrtskirche und Einkaufsmeile ist Vordertodtmoos der Mittelpunkt der Gemeinde, die insgesamt 13 Ortsteile umfasst. Gepflegt präsentieren sich Alter und Neuer Kurpark, die verkehrsberuhigte Hauptstraße reklamiert „urbanes Flair“. Drei Viertel der Bewohner leben vom Kurbetrieb und Fremdenverkehr. Das Gewerbe ist mit kleinen Handwerksbetrieben, einer Bürstenfabrik und mehreren Sägewerken v. a. in den südlichen Ortsteilen Au, Glashütte und Schwarzenbach sichtbar.
Ohne die Gottesmutter wäre Todtmoos wohl noch immer ein „Totes Moos“, über dem dereinst, so die Sage, giftige Dämpfe waberten. Bis Maria im Jahre des Herrn 1255 den frommen Dietrich von Rickenbach anwies, auf dem Schönen Bühl eine Tanne mit Kreuz in der Rinde zu suchen und daraus eine Kapelle zu bauen. So überliefert es wenigstens die Legende. Geschichtlich verbürgt ist Walter von Klingen, Herr über Wehr, der den Rittern der Kommende Beuggen und dem Bischof von Konstanz um 1260 das obere Wehratal schenkte. Und dabei zur Bedingung machte, dass dort für die Holzhauer ein Gotteshaus erbaut würde.
Im Spätmittelalter unter die Obhut des Klosters St. Blasien gekommen, wurde Todtmoos zum weithin bekannten Wallfahrtsort. So verordnete der Basler Rat, als die Stadt 1439 während des Konzils von der Pest heimgesucht wurde, eine Bittprozession nach Todtmoos. Später durften die VIPs unter den Wallfahrern gleich neben der Kirche im barocken Pfarrhaus wohnen. Die schindelgedeckten Buden standen einst auf beiden Seiten des Aufwegs zur Kirche und wurden bereits 1640 erwähnt: Hier kauften die Pilger Devotionalien und Souvenirs. Jetzt sind sie nur noch zu Mariä Himmelfahrt und vor Weihnachten geöffnet. Spezialität ist seit eh und je ein süßer Lebkuchen, dessen Rezept die Todtmooser Bäcker als Geheimnis hüten.
Der Baedeker von anno dazumal empfahl Todtmoos den „Leichtlungenkranken“. Der Kurbetrieb reicht bis ins 19. Jh. zurück, 1924 gab es das Prädikat „Heilklimatischer Kurort“. Heute ist die allseits beklagte Krise der herkömmlichen Kur, für welche die Versicherungen kein Geld und die betuchten Selbstzahler keine Zeit mehr haben, kaum zu übersehen: Pensionen und Sanatorien stehen leer und verfallen. Umso mehr träumt der Ort von einer Beschneiungsanlage am Skilift, um den Wintersport zu beleben.
Vorwahl 07674
Information Tourist-Info, Wehratalstr. 19, 79682 Todtmoos, phone16doubleline.gif 90600, www.todtmoos.de, www.ferienwelt-suedschwarzwald.de. Mo-Fr 9.30-17 Uhr, Mai-Okt. auch Sa 10-12 Uhr und So 11-12 Uhr.
Übernachten Rössle. Mit Tradition seit 1670, früher erholten sich hier die Fuhrleute vom steilen Anstieg. Leider ist die am Haus vorbeiführende Straße heute auch bei Motorradfahrern beliebt. Der Übernachtungsgast hat die Wahl zwischen Hauptbau, Gästehaus und Ökohaus, ein weiterer Anbau beherbergt den Wellnessbereich. Kinder erfreuen sich am Spielplatz. Küche mit badischen Spezialitäten. Hauptgericht 10-30 €. Di Ruhetag. DZ 120-145 €. Todtmoos-Strick, Kapellenweg 2 (L 151), phone16doubleline.gif 07674/90660, www.hotel-roessle.de.
Pension Mattenhof. In einem alten Schwarzwaldhaus mit knarrenden Dielen werden neun Gästezimmer (teilweise mit Balkon und TV) vermietet. Berühmt ist der Mattenhof für die Speckseminare seines „singenden Wirts“ Joachim Kaiser, der auf unterhaltsame Art erklärt, was den Schwarzwälder Schinken auszeichnet - Kostprobe inbegriffen. Speckseminar ab 6 €. DZ 55-60 €. Hintertodtmoos, Mattenweg 10, phone16doubleline.gif 07674/367, www.mattenhof-todtmoos.de.
Gästehaus Roseneck. Zentral an der Todtmooser Flaniermeile gelegen, doch nachts ruhig. Zimmer und Apartments mit nicht mehr brandneuer Einrichtung im Landhausstil. Alles picksauber, üppiges Frühstück, guter Service durch aufmerksame Wirtsleute. DZ 60-90 €, Fewo 2 Pers. 50-60 €. Vordertodtmoos, Hauptstr. 7, phone16doubleline.gif 07674-8735, www.roseneck-todtmoos.de.
„Glück auf“ am Hoffnungsstollen
Essen & Trinken Konditorei/Café Bockstaller. Die beste Schwarzwälder Kirschtorte? Auf jeden Fall ist sie hier üppig und schnapsreich. Für unterwegs gibt’s Todtmooser Lebkuchen und Pralinen zum Mitnehmen. Der Familienbetrieb hat auch sonntags geöffnet und ist dann ein beliebter Treffpunkt der älteren Generation. Über Mittag einfache warme Gerichte. Mo Ruhetag. Vordertodtmoos, zwischen Busbahnhof und St.-Blasier-Straße, Hohwehraweg 3, www.cafe-bockstaller.de.
Konditorei/Café Zimmermann. Veranstaltet regelmäßig Backkurse in Sachen Schwarzwälder Kirsch. 1 Std. dauert es, bis der Hobbytortenbäcker gebacken ist. Zum Abschluss werden die Kreationen gemeinsam verkostet und beurteilt. Tägl. 8-19 Uhr geöffnet. Vordertodtmoos, Kurparkweg 2, www.cafe-zimmermann-todtmoos.de, Kurstermine unter phone16doubleline.gif 90570.
Sehens- und Erlebenswertes
Heimatmuseum: Im „Heimethus“, einem 250 Jahre alten Schindelhaus mit weit ausladendem Dach, präsentiert Todtmoos seine Geschichte als Wallfahrtsort und Berg-bauzentrum. Die Exponate sind weitgehend Spenden und Leihgaben der Bevölkerung. Das Handwerk ist mit Webstühlen, einer Schusterwerkstatt und Glaswaren vertreten, ab und an zeigt ein Glasbläser sein Können. Nach Voranmeldung kann man hier sogar heiraten.
Vordertodtmoos, Murgtalstr. 15. Mi/Fr/So 14.30-17 Uhr, Juni-Sept. auch Di. Eintritt 3 €.
Hoch hinaus -
auch die Feuerwehr übt im Hochseilgarten
Hoffnungsstollen: Seit 1798 wurde in Todtmoos-Mättle Magnetkies (FeS) abgebaut. Der Chemiker Rudolph Glauber (1604-1670), dessen Name noch im Glaubersalz fortlebt, hatte ein Verfahren entwickelt, mit dem sich daraus über das Zwischenprodukt Vitriol Schwefelsäure herstellen ließ. Die wurde bei der Lederverarbeitung und bei der Herstellung von Seife und Glas gebraucht. Dass das von den Schwefelsäurefabriken freigesetzte Schwefeldioxid die Bäume ringsum absterben ließ, wurde schon damals als „Waldschadenkalamität“ von den adligen Jagd- und Forstherren beklagt. Als dann neue technische Verfahren Vitriol und Magnetkies überflüssig machten, konzentrierte man sich im Hoffnungsstollen auf den Abbau von Nickelerz, das zur Härtung von Stahl gebraucht wurde. Der Laie wundert sich, dass die Grube ausgerechnet 1937, als die Nazis sich bereits Gedanken über die Rohstoffsicherung im kommen den Krieg machten, als nicht mehr abbauwürdig stillgelegt wurde.
Nach Jahrzehnten als Abenteuerspielplatz der örtlichen Jugend ist der Hoffnungsstollen nun als Schaubergwerk zugänglich. Die erklärenden Tafeln und auch die Führung konzentrieren sich auf die geologischen Gegebenheiten - wer an Gesteinsfalten, dem Wechsel von Granit und Gneis, bizarren Ausblühungen und allerlei Mineralien Freude findet, für den ist der Besuch ein Muss.
Man steigt an der Kirche vorbei und die Forsthausstraße hinauf, dann halb links den Schildern folgen. Von der Kirche sind es zu Fuß knapp 30 Min. zum Bergwerk. Der Hauptstollen ist rollstuhlgängig. Mai-Okt. Do/Sa/So 14-17 Uhr, Nov.-April Sa/So. Eintritt 3 €.
Hochseilgarten: Die Knie zittern, der Magen hängt durch, die Spannung steigt. „Da soll ich rüber ...?“ Der Hochseilgarten verspricht Selbsterfahrung zwischen Himmel und Erde: die eigenen Grenzen ausloten und die Angst überwinden. Ausgestattet mit Helm, Klettergurt und Sicherungsseil bewegen sich die Grenzgänger allein oder im Team auf Plattformen in 13 m Höhe, auf einer 18 m langen Hängebrücke ohne Geländer oder auf den „Speckbrettle“, wie die an Seilen schwingenden Trittbretter hier genannt werden.
Hochseilgarten Schwarzwald, an der Hochkopfhütte (L 151), phone16doubleline.gif 921055, www.hochseilgarten.com. Termine für Einzelgäste v. a. Sa und So (halber Tag 40 €), sonst nur für Gruppen.
Schlittenhunderennen: Tierisch lebhaft geht es am letzten Januarwochenende zu, wenn sich die Elite der Schlittenhundegespanne am Trail in Todtmoos-Schwarzenbach trifft - dann hecheln Hunde, dudelt Dave Dudley und wird der Ort mit Zehntausenden von Zuschauern zur Country-Hauptstadt von Badisch-Alaska. Zweimal gab es hier gar schon Weltmeisterschaften. Wer mitmachen will, kann ja schon mal mit einem Schnuppertraining beginnen. Die Termine der ein- bis zweitätigen Anfängerkurse, zu denen Hunde und Gerät gestellt werden, weiß die Tourist-Information.
Schneeschuhlaufen: Abseits der Wege über unberührte Schneeflächen laufen hat seinen besonderen Reiz. Sich in einer Traumwelt aus Schnee und Eis fortbewegen, den Alltag hinter sich lassen und das Gefühl von Einsamkeit, Ruhe und Freiheit neu entdecken. Vorkenntnisse sind nicht notwendig - auch alle Nichtwintersportler können sofort starten.
Schneeschuhverleih im Café Maier in Vordertodtmoos oder beim SchneeschuhCenter am Hochseilgarten, phone16doubleline.gif 921055, www.schneeschuhcenter.de.
Klinik Wehrawald - der Schwarzwälder „Zauberberg“
1901 eröffnete der Freiburger Kommerzienrat Hüglin auf dem Schwammberg, am südlichen Ausgang von Todtmoos, das Sanatorium Wehrawald. Seine Gäste gehörten zu jenen Unglücklichen unter den oberen Zehntausend, die an Lungentuberkulose erkrankt waren und sich deshalb monatelangen Kuren unterzogen. Mit seinen Balkonen und Türmchen glich das Haus einem Märchenschloss. Das „Deutsche Davos“, wie es in den Prospekten hieß, hatte seine Vorbilder tatsächlich im Schweizer Höhenkurort. Beim Bau hielt man sich streng an die Vorgaben, die der Davoser „Lungenpapst“ Karl Turban (1856-1935) in seinen „Normalien für die Erstellung von Heilstätten für Lungenkranke“ gemacht hatte. In Thomas Manns Zauberberg begegnet uns Turban als „Professor Kafka“.
1928 verkaufte Hüglin das Sanatorium an die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte. Diese, inzwischen in Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BVA) umbenannt, errichtete 1964 am Hang unter dem Sanatorium einen Neubau. Statt auf Liege- und Luftkuren setzte man dort auf Knochensäge und Skalpell. Der in den USA ausgebildete Dr. Good machte Wehrawald zu einem Zentrum der Lungenresektion, also der operativen Entfernung eines Lungenteils. Das alte Sanatorium wurde schließlich abgerissen.
Trotz des neuen Schwerpunkts Thoraxchirurgie hatte die Wehrawald-Klinik zunehmend Mühe, genügend Patienten zu finden. Noch im 19. Jh. war die Tuberkulose oder Schwindsucht für jeden zehnten Todesfall verantwortlich. Wachsender Lebensstandard, bessere Hygiene, Schutzimpfungen und schließlich das Wundermittel Streptomycin machten der vormaligen Volkskrankheit aber den Garaus (dachte man wenigstens - neuerdings sind tuberkulöse Erkrankungen wieder auf dem Vormarsch). Anfang 1983 verließ der letzte Tuberkulosekranke die Klinik. So veränderte Wehrawald sein Angebot und kümmert sich nun um die Rehabilitation von Patienten mit jedweden Erkrankungen der Atmungsorgane, um Herz- und Kreislaufkranke sowie Krebspatienten. Ende 2005, die BVA war inzwischen zur Deutschen Rentenversicherung Bund (DRVB) reformiert, bezog die Klinik ihr drittes Gebäude. Die Thoraxklinik der 60er Jahre galt als nicht mehr sanierenswert und wurde durch einen Neubau ersetzt - genau dort, wo einst das Hüglin’sche Sanatorium stand. Ob man der neuen Klinik eines Tages nachtrauern wird wie dem Märchenschloss?
Wandern und Radfahren
Tour 10: Rundwanderung um den Hochkopf
Aussichtsturm auf dem Hochkopf
Die folgende 12 km lange Rundwanderung bringt Sie in einem guten halben Tag von Vordertodtmoos auf den Hausberg Hochkopf (1263 m) und wieder zurück. Das Gelände ist weitgehend offen, aussichtsreich und der Sonne zugewandt, sodass sich die Tour auch für kühlere Tage eignet. Insgesamt sind rund 500 Höhenmeter zu bewältigen, weitgehend zwischen den Punkten 4 und 8. Wer die Tour abkürzen möchte, läuft entweder von der Stricker Kapelle hinunter zum Gasthof Rössle und über den großen Parkplatz zum Skilift (1,5 km Wegersparnis) oder verzichtet auf den Gipfel und wandert von der Schanz auf dem Panoramaweg gleich hinüber zum Hochkopfhaus (2 km Wegersparnis).
Ausgangspunkt ist das Schwimmbad 1 in Vordertodtmoos. Man folgt den Markierungen mit der blauen Raute den Bach entlang über Höfle und den Tannenhof 2 bis zum Wasserfall 3, durchwandert dann die Schlucht bis zur L 146, geht diese 30 m bergab und überquert sie, um auf der anderen Seite einen mit Geländer gesicherten Weg einzuschlagen. Der trifft bald auf eine Teerstraße und die ersten Häuser von Hintertodtmoos. Am früheren Schulhaus geht es rechts einen Weg hinauf durch die Wiesen zur Stricker Kapelle (4, 1 Std. Gehzeit ab Schwimmbad). Von der Kapelle gehen Sie den geteerten Fahrweg bergauf, treffen an der Stricker Höhe 5 wieder auf die Landstraße, um gleich links abzubiegen und auf dem aussichtsreichen Feldweg die Weggabelung Auf der Schanz 6 zu erreichen, an der Sie den Wegweisern zum Hochkopf folgen. Bald ist der Waldrand erreicht. Nach dem Wegkreuz Breitmoos 7 passiert man eine gefasste Quelle, kreuzt weitere Wege und kommt am Sendemast vorbei zum Aussichtsturm auf dem Hochkopfgipfel (8, 1:45 Std.).
Zurück zur letzten Wegkreuzung und rechts durch den Wald (oder aussichtsreicher bis auf die Schanz und hier rechts auf dem Panoramaweg) geht es auf die Passhöhe zum Hotel Hochkopfhaus 9. An der Bushaltestelle in Fahrtrichtung Todtmoos zweigt rechts von der Straße ein mit blau-weißer Raute markierter Fußweg ins Tal ab. Auf ihm kommt man zum Hochseilgarten 10, berührt bei der Bushaltestelle Tännlemühle 11 noch einmal die Straße, um dann, durch Wiesen und ein Waldstück, die Neubauten am Rande des Todtmooser Ortsteils Lehen (12, 3:15 Std.) zu erreichen. Schilder zeigen die Richtung nach Todtmoos. In sanften Bögen geht es den Hang hinunter über die L 146 zu einem Fahrweg, der uns rechts über Mättle direkt nach Todtmoos bringen würde.
Der noch immer mit der blau-weißen Raute markierte Wanderweg macht jedoch noch einen Umweg: Er quert die Mättlestraße, nimmt für 50 m den Teerweg bergauf und biegt dann an einem Ahornbaum als unauffälliger Pfad links ab. Es geht hinunter zu einer kleinen Siedlung mit Weiher 13, an diesem rechts vorbei und um den Hügel herum zum Skilift, den man etwas oberhalb der Talstation passiert. Nächste Station ist ein kleiner Stausee, hinter dem die Rabenschlucht 14 beginnt. Sie mündet im Ortsteil Höfle 15 auf die Landstraße. Überquert man diese und wendet sich auf der anderen Talseite nach rechts, kommt man wieder ans Schwimmbad 1, wo die Wanderung begann.
Tour 11: Von Todtmoos über Hochkopf und Blößling ins Bernauer Tal
Eine lange und anstrengende Tour (23 km, ca. 900 m Anstieg) durch den Wald über drei Gipfel, bei der Sie rund 7 Std. hauptsächlich auf dem mit einer roten Raute markierten Westweg unterwegs sind. Um abzukürzen, finden Sie nach dem Präger Eck wiederholt Forstwege hinunter nach Bernau.
Für den ersten Teil der Wanderung nehmen Sie von Todtmoos den kürzesten Weg via Schwimmbad Vordertodtmoos 1, Höfle 2, Rabenschlucht 3 und Rössle zur Stricker Kapelle 4 und von dieser wie oben beschrieben zum Hochkopf 8.
Vom Hochkopf-Sender geht ein mit roter Raute markierter Wanderweg „Turmsteig“ über den Lothar-geschädigten Höhenkamm zur Kreuzung Leder Tschobenstein 9 und weiter auf einem Forstweg zum Präger Eck (10, 1100 m, 2:45 Std. Gehzeit ab Schwimmbad Vordertodtmoos). Hier beginnt der Aufstieg auf den Blößling (11, 1310 m), eine offene, sanft gerundete Kuppe mit Bänken, Grillstellen, Schutzhütte und Gipfelkreuz. Im Zickzack windet sich der bequeme Weg auf der Nordseite wieder bergab - an Arbeitstagen stören die Maschinen eines Steinbruchs die Waldesruh. Ein rauschender Wasserfall 12, dann quert man die L 149 Wachtstraße (13, 4:45 Std.) nahe der Passhöhe zwischen Präg und Bernau. Kurzer Anstieg zu einem Aussichtspunkt am Ecklekopf, dann weitgehend eben zu den Hochweiden von Bernau. Wer unterwegs zu sehr getrödelt hat, kann am Hofeck (14, 5:30 Std.) nach Bernau absteigen. Der Weg zum Herzogenhorn (15, 6:30 Std.) jedoch führt neben der Hütte in den Wald. Für den Abstieg vom Gipfel nach Bernau-Hof (weitere 45 Min.) geht man den gleichen Weg bis zur Schwedenschanze 16 zurück und folgt ab dort links den Wegweisern ins Tal.
Mountainbiketrail
Hier ein Vorschlag von der Website der Tourist-Information. Der ausgeschilderte Weg führt zuerst vom Zentrum hinauf zur Wehrawald-Klinik. Vor dem Parkplatz rechts, dann geradeaus auf dem Herrenkopfweg mit herrlichem Blick auf Todtmoos zum Parkplatz St. Antoni, wo die Straße nach Häg überquert wird. Links vom Schrein in den Wald. Nach einigen Hundert Metern rechts in den Oberen Schweinelekopfweg und zum Hochkopfhaus. Links vom Gasthof weiter, beim Wanderparkplatz die Straße nach Präg überqueren und den Waldweg zum Präger Eck nehmen. Nun auf dem Unteren Spitzenbergweg Richtung Köpfle. Dort der Markierung nach Bernau zum Sportplatz folgen (erst einige Meter links, dann gleich wieder rechts). Weiter nach Innerlehen leicht bergan und hinter der Kirche vorbei. An der Weggabelung erst links und gleich wieder rechts. Der ansteigende Weg führt zum Waldlehrpfad. An dieser Kreuzung den zweiten Weg rechts zum Roten Kreuz (1090 m) nehmen. Jetzt geht’s ca. 2 km bergab nach Rütte.

Bei der kleinen Kapelle erst geradeaus, dann links fahren. Dieser
Glühweinpfad führt an den Wasserfällen vorbei und am Bach entlang nach Höfle. Hier gabelt sich der Weg erneut. Links kommt man am Freibad vorbei nach Todtmoos zurück. Insgesamt 32 km, 750 m Höhenunterschied.
Einsames Wehratal
Käme da nicht ab und an ein Auto vorbei, wäre das Wehratal zwischen Todtmoos-Au und Wehr die einsamste Landschaft des Schwarzwalds. Sogar Gämsen soll es hier geben. Hören wir, was der Holsteiner Wilhelm Jensen über die Fahrt schrieb, die er Ende des 19. Jh. noch in einer Postkutsche unternahm: „Das Thal erregt den Gefühlsausdruck eines unendlich gedehnten, schmalen Kerkers, aus dem kein Entrinnen möglich fällt. Nur höchst selten steigt einmal ein kleiner Pfad steil an den Felswandungen empor. Es ist vollständig unbewohnt und bietet wohl die längste Strecke menschenlosester Einsamkeit im Schwarzwald, denn von Wehr bis Todtmoosau befindet sich, drei Wegstunden lang, keine Ortschaft und kein Haus. Von der, freilich gleichfalls äußerst bewohnerleeren Hochwelt droben zur Rechten und zur Linken, unter der die Straße sich langsam nach Norden emporhebt, gewinnt man nicht die leiseste Ahnung.“ Ein Wanderweg, zugleich die sechste und letzte Etappe des Schluchtensteigs, begleitet das Tal oben am Hang. Und bei ausreichendem Wasserstand ist die Wehra von Vordertodtmoos bis zum Sägewerk Maier auch mit dem Kanu befahrbar.
Herrischried 2700 Einw., 884 m ü. d. M.
Herrischried hat nicht nur eines der ältesten Bauernhäuser des Schwarzwalds, sondern auch die besten Wintersportmöglichkeiten im Hotzenwald.
„Minen Auge gfallt - Herrischried im Wald“, notierte Volksdichter Johann Peter Hebel vor 200 Jahren in seinen „Alemannischen Gedichten“. Ob es ihm heute noch gefallen würde? Ein aufgeräumter Dorfplatz mit Edeka-Laden und die riesige Kirche markieren den Mittelpunkt der aus zwölf Dörfern und Weilern bestehenden Gemeinde, die mit Skiliften und dem Bau einer Eissporthalle schon früh auf den Freizeitsektor setzte. Die Halle schreibt mit Eislauf, -tanz und -hockey eine Erfolgsgeschichte. Doch wer geht nach Herrischried zum Skilauf, wo doch die Alpen nicht weit sind? Ein ganz anderes Standbein sind vier Seniorenheime, die größten Arbeitgeber am Ort.
Vorwahl 07764
Information Hotzenwald Tourismus, Hauptstr. 28, 79737 Herrischried, phone16doubleline.gif 920040, www.herrischried.de, www.ruheforscher.de, www.ferienwelt-suedschwarzwald.de. Mo-Fr 9-12.30 und 14.30-16.30 Uhr, während der Sommerferien auch Sa 10-12 Uhr.
Einkaufen Glaswerkstatt beim Klausenhof. Dirk Bürklins farbenfrohe und transparente Kunstwerke haben auch Gebrauchswert: als Vasen, Becher, Briefbeschwerer oder gar als Bohnenstangenhüte. Di-Sa (im Sommer auch So) 14-17 Uhr. Großherrischwand, Lindenweg 2, phone16doubleline.gif 6170, www.glaswerkstatt-herrischried.de.
Ebenfalls am Klausenhof wird jedes Jahr im Juni auf dem Kunststückchenmarkt allerlei Kunsthandwerk verkauft.
Mineralien und Steinschmuck gibt’s in Herrischried neben dem Rathaus. http://mineralien-leuenberger.jimdo.com.
Sport Die Winter werden immer wärmer und der Schwarzwaldschnee damit rar. Die Eissporthalle kümmert das nicht, denn hier tummelt man sich von Okt. bis April auf einer frostsicheren, weil künstlichen Eisfläche. Samstagabends Eisdisco und -party. Di-Do, Sa 14-17.30 Uhr, Fr 14-22 Uhr, So 10-17.30 Uhr. Eintritt 4 €, Leihschuhe 2,50-3,50 €.
Im Sommer kann man sich in der Eissporthalle an einer Kletterwand üben, Termine und Preise bei Michael Niemann, phone16doubleline.gif 0171/2773981.
Neben der Eissporthalle gibt’s ein Hallenbad. Mi/Fr 11-21 Uhr, Do 9-16 Uhr, Sa 11-16 Uhr, So 10-18 Uhr. Eintritt 3,50 €.
Eissporthalle und Hallenbad sind Teil des Sport- und Freizeitzentrums am Westrand von Herrischried. Dort befinden sich auch zwei Schlepplifte. Die Piste kann dank Flutlichtanlage auch am Abend befahren werden. Einen Übungslift für Anfänger finden Sie im Ortsteil Wehrhalden.
Strohdach wie anno dazumal im Freilichtmuseum Klausenhof
Die Langlaufloipen in Herrischried betreut der Loipenverein Hotzenwald (www.loipen-hotzenwald.de). Die Spuren gelten als mittelschwer, Mo/Mi/Fr 19-21 Uhr wird eine Nachtloipe beleuchtet. Loipenpläne hält die Tourist-Information bereit.
Theater Freilichtbühne Klausenhof. Am Großherrischwander Klausenhof wird jeden Sommer von einer Laienspielgruppe Theater mit Lokalbezug gespielt. Auskunft im Museum, bei der Tourist-Information oder unter www.hotzenwald.de/freilichtbuehne.
Übernachten Haus Hetzlenmühle. Ein neues Haus mit markantem Solarzellendach. Drum herum viel Platz zum Spielen, es gibt Forellenteiche und Weidetiere. Nur die Straße stört etwas. 2 Pers. 35-50 €. An der Südabfahrt Herrischried von der L 151, phone16doubleline.gif 07764/1249, www.hetzlenmuehle.de.
Naturfreundehaus. Das Haus wird von der Ortsgruppe Rheinfelden bewirtschaftet und steht Gruppen, Familien und Einzelpersonen offen. Zwölf neu renovierte Zimmer mit zwei bis sechs Betten, fließend Wasser und teilweise Balkon. Toiletten auf der Etage, Duschen im Untergeschoss. Küche, Aufenthaltsraum. Wehrhalden-Lochhäuser. phone16doubleline.gif 07623/799338, www.naturfreunde-rheinfelden.de.
Essen Gasthof Engel. Blickfang in der Gaststube ist der flaschengrüne Kachelofen. Deftige Küche: im Herbst mit Schlachtplatte, sonst mit Schnitzel, Bratwurst, hausgemachtem Kartoffelsalat. Hauptgericht bis 15 €. Unter der Woche nachmittags geschlossen, Mo/Di Ruhetag. Engelschwand, phone16doubleline.gif 07754/7257.
Sehens- und Erlebenswertes
Freilichtmuseum Klausenhof: Der strohgedeckte Klausenhof in Großherrischwand ist eines der ältesten Häuser des Schwarzwalds. Lange Zeit stand er unbewohnt und zerfiel, doch nach der Sanierung zeigt er sich heute dem Besucher wieder so, als hätten ihn die letzten Bewohner gerade erst verlassen - sogar das Nachthemd der Magd wurde aufs Bett drapiert. Zum Freilichtmuseum gehören die hierher verpflanzte Lindauer Säge, eine Dorfschmiede, Backhaus, Scheune und ein Bauerngarten.
Jan.-April So 14.30-17.30 Uhr, Mai-Okt. Mi/Sa/So 14.30-17.30 Uhr, Nov./Dez. zu. Eintritt 3 €.
Auch am Gugelturm gibt’s
Bier und Vesper
Der Hof Berg-Garten beim Klausenhof hat sich auf die Anzucht und den Vertrieb von Wildpflanzen spezialisiert. Wer Samen und Zwiebeln online bestellt (www.hof-berggarten.de), dem entgeht der hübsche Schaugarten mit den lebensgroßen Skulpturen von Sagengestalten des Hotzenwalds.
www.hof-berggarten.de. Mo-Fr 9-12.30 Uhr, April-Juli, Sept. auch Mo-Fr 13.30-17 Uhr, Sa 11-15 Uhr.
Strömungsforschungsinstitut: Das anthroposophisch orientierte Institut widmet sich der Erforschung des Wassers und bedient sich dabei der vom Institutsgründer Theodor Schwenk entwickelten Methode, die das Strömungsverhalten unterschiedlicher Flüssigkeiten in geradezu künstlerischen Tropfbildern visualisiert und so auch kleinste Veränderungen der Wasserqualität eindrucksvoll ins Bild setzt. Alle paar Wochen präsentiert das Institut seine Arbeit der Öffentlichkeit - die Termine erfährt man auf der Website, Voranmeldung ist erwünscht.
Stutzhofweg 11, phone16doubleline.gif 93330, www.stroemungsinstitut.de. Eintritt 6 €.
Wandern und Radfahren
Der markante Gugelturm auf der gleichnamigen Höhe (997 m ü. d. M.) ist ein guter Panoramapunkt. Von unten entdeckt man ihn aber nur mühsam, denn der Gipfel ist bewaldet, und nur die Turmspitze ragt über die Bäume. Der Schwarzwaldverein baute diese eigenwillig dreibeinige, 30 m hohe Holzkonstruktion mit Wendeltreppe, deren Aussichtsplattform an Drahtseilen hängt. Ein Kiosk versorgt in der Saison die Ausflügler, die dieses Wahrzeichen des Hotzenwalds ansteuern. Ortskundige Trinker aus der Region fahren auf Schleichwegen bis auf den Gipfel. Zu Fuß steigt man über den Kreuzweg von Giersbach (L 151) oder von Engelschwand auf.
Von fern ist der Hornberg-Speichersee nicht zu entdecken, denn er versteckt sich 1048 m ü. d. M. auf dem höchsten Gipfel des Hotzenwalds mitten im Wald. Aus der Vogelperspektive erscheint er wie eine riesige Badewanne - doch wer einmal hineinfällt, kommt aus eigener Kraft nicht wieder heraus. Ein Ringdamm umschließt das mit Asphaltbeton abgedichtete Becken, aus dem das Wasser bei Bedarf durch einen Stollen ins 630 m tiefer gelegene Kraftwerk Wehr abstürzt und dort die Turbinen antreibt. Maximal 7 Std. kann so mit voller Kraft Spitzenstrom erzeugt werden, dann ist das Becken leer. Nachts, wenn der Strom im Überangebot und billig ist, wird dann wieder frisches Wasser nach oben gepumpt. Wanderer können von den beiden Aussichtspunkten am See prächtige Panoramablicke genießen.
500 m südlich des Hornberg-Beckens planen die Schluchseewerke, eine Tochter der Energieriesen RGW und EnBW, Deutschlands größtes Pumpspeicherwerk. Für den neuen Speichersee müsste der Gipfel des Abhau, wie der Berg bezeichnenderweise heißt, komplett abgetragen werden, weshalb die örtliche Bevölkerung alles andere als begeistert ist.
In der Nachbarschaft des Hornbergspeichers haben fromme Bauern um 1780 die Ödlandkapelle als Dank dafür errichtet, dass ihr Vieh von der Rinderpest verschont geblieben war. Heute lädt die 1897 gebaute Nachfolgerkapelle zu Meditation und Rast ein. Am ersten Sonntag im September ist sie das Ziel einer Wallfahrt. Ein Gedenkstein vor der Kapelle erinnert an die Auswanderung vieler Hotzenwälder ins rumänische Banat - und die Rückkehr ihrer Nachkommen und anderer Donauschwaben, die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ihre Zukunft in Deutschland suchten.
Route Eine Tour zum Hornbergspeicher eignet sich eher für Mountainbiker als für Wanderer. Vom Freizeitzentrum am Westende Herrischrieds geht ein Asphaltweg den Berg hinauf zur Kreuzung Ödlandhütte (20 von der Kapelle). Den (unsichtbar bleibenden) See umrundet man auf der K 6536 via Hornberg. Für die Rückfahrt kann man ab der Ödlandhütte den sanft abfallenden, einen weiten Bogen über Rütte schlagenden Weg nehmen oder auf der K 6535 über Niedergebisbach und Lochmatt zurück nach Herrischried fahren - alles in allem etwa 11 km bei einem Höhenunterschied von 170 m.
Essen & Trinken Jägerstüble. Herrliche Sonnenterrasse, guter Kuchen. Mi/Do Ruhetag. Hornberg 27.
Tour 12: Murgtalpfad
Die Murg, so heißt es, verbinde Skandinavien mit dem Tessin. Wie das? Der clevere Marketingspruch spielt auf die landschaftliche Vielfalt entlang dem Flusslauf an. Oben im Quellgebiet haben eiszeitliche („skandinavische“) Arten ein Rückzugsgebiet gefunden, z. B. Auerhahn und Tannenhäher oder Wollgräser und Moororchideen. Unten, wo die Murg beim gleichnamigen Städtchen in den Rhein mündet, findet man auf den gen Süden gerichteten Hängen bereits mediterrane Einwanderer wie etwa Mauereidechsen und Esskastanien. Dazwischen liegen Höhen mit Alpenpanoramablick und Talauen mit farbenprächtigen, schmetterlingsreichen Blumenwiesen.
Der insgesamt 23 km lange Murgtalpfad folgt dem Fluss von der Quelle bis zur Mündung. Seine 55 Stationen, meist offene Hütten mit Text- und Bildtafeln, decken eine breite Themenpalette von der Naturkunde über die Geschichte bis zur Kunst ab. Dazu kommen Spielgeräte, Anlagen zur Sinneswahrnehmung und Ausstellungsstücke. Ein Faltblatt beschreibt den Weg, der streckenweise nur schlecht markiert ist - ohne zusätzliche Wanderkarte hätte ich ihn mehrmals verloren. Mit einigen kleineren Umwegen eignet sich die Route auch für Radfahrer. Fußgänger teilen sich die Tour besser in zwei Tagesetappen, wobei sich die „Sonne“ in Rickenbach-Hottingen (→ S. 204) zum Übernachten anbietet.
Beginn ist am Aussichtspunkt Steinernes Kreuz (Bushaltestelle SBG 7328, auch Fahrradbus), wo die Murg an der Siedlungsgrenze knapp 1000 m ü. d. M. entspringt. Über Lochhäuser und dann durch den Wald geht es nach Großherrischwand mit dem Museum Klausenhof (→ S. 200). Der Pfad hält sich in Bachnähe, umgeht Herrischried. Er trifft beim Gasthof Heidewiebli (Mo/Di Ruhetag) und der Fronmühle wieder auf die Straße, überquert diese und folgt dem Stutzhofweg in Richtung Strömungsforschungsinstitut. Noch vor diesem geht es eine Stiege hinunter zur Hetzlenmühle und auf der anderen Bachseite entlang dem Hochsaler Wuhr (→ Kasten) nach Hogschür. Wir verlassen den Weiler durch eine düstere Feriensiedlung, halten oberhalb des Wuhrs auf den Wald zu, überqueren den Kanal und kommen an der Schlagsäge wieder in Sichtweite der Straße. Nach der Wasserentnahme für das Kraftwerk Hottingen verzweigt sich der Weg: Die Forststraße bringt Radler direkt nach Hottingen, während Fußgänger rechts auf einem Pfad in den Talgrund zum Kraftwerk und zum Energiemuseum (→ S. 204) absteigen können.
Läuft der Murgtalpfad anfangs mal kreuz, mal quer über allerlei Wege und Schneisen, so folgt er ab der Weberei in Hottingen einer alten Postkutschenstraße. Diese Murgtalstraße wurde 1867-1869 unter dem Ingenieur Robert Gerwig gebaut, der später auch die Trasse der Schwarzwaldbahn plante. Mit ihren Felspassagen und höchstens 3,8 % Steigung war sie damals ein straßenbauliches Meisterwerk. Statt mit wandernden Boten konnte die Post mit der Kutsche nach Herrischried gebracht werden, ab 1913 gab es regelmäßigen Omnibusverkehr. Mit dem Bau neuer Landstraßen oben auf den Hügeln geriet die Murgtalstraße dann aber ins Abseits - und entging so dem Ausbau. Heute gehört sie Wanderern und Radfahrern. Abgesehen von der Lochmühle, wo die Kutschen früher die Pferde wechselten, gibt es kein Haus in der romantischen Schlucht, keine Zivilisationsgeräusche. Nur das dichte Grün des Waldes und das Brausen und Gurgeln des Wasserfalls, der über die Felsen stürzt. Umso drastischer wird der Wiedereintritt in die Zivilisation, denn die Murgtalstraße endet in Murg im Gewann „Hinterer Hammer“ unter der Autobahnbrücke. Passend dazu hat sich hier eine der letzten Textilfabriken der Region auf Sicherheitsgurte und Airbags spezialisiert.
Es gluckert, gurgelt und murgelt die Murg
Wuhre nennt man im Hotzenwald künstlich geschaffene Wasserläufe. Dazu gehören z. B. jene Kanäle, mit denen das Wasser zu den Mühlen, Sägewerken, Hammerschmieden und Fabriken im Rheintal gebracht wurde. Solche großen Wuhre, von denen das Hochsaler Wuhr mit stolzen 27 km das längste ist, sind Meisterleistungen mittelalterlicher Ingenieurskunst. Wurden sie doch ohne Karte so durch das Gelände gelegt, dass sie in Bögen und Schleifen die Höhe hielten und sogar Wasserscheiden überwanden. Andere Wuhre sind nur spatenbreite Gräben, die Wasser in die „Wässerwiesen“ auf dem Talgrund leiteten, um dort im Frühjahr schneller den Schnee abzuschmelzen und so die Wachstumsperiode zu verlängern oder in trockenen Sommern für Feuchtigkeit zu sorgen. Wieder andere dienten der Entwässerung von versumpften Wiesen und drängten damit auch die beim Vieh unbeliebten Sauergräser zurück.
Rickenbach 3800 Einw., 696 m ü. d. M.
Sehenswert sind die Dorfkirche mit ihren modernen Glasfenstern und eventuell noch das Energiemuseum, wenn es denn gerade geöffnet ist. Auf Burg Wieladingen darf man sich als Ritter fühlen.
Rickenbach, vom Murgtalpfad rechts liegen gelassen, ist die am tiefsten gelegene und am wenigsten interessante Hotzenwald-Gemeinde. Sie wurde 1975 aus sechs zuvor selbstständigen Ortsteilen mit insgesamt 13 Ortschaften gebildet. Die Ortschaft Rickenbach hat schon seit dem 13. Jh. eine Pfarrkirche und ist damit sozusagen der gottgegebene Mittelpunkt der Gemeinde.
Vorwahl 07765
Information Hotzenwald Tourismus, im Rathaus, Hauptstr. 7, 79736 Rickenbach, phone16doubleline.gif 920017, www.rickenbach.de, http://www.ruheforscher.de, http://www.ferienwelt-suedschwarzwald.de. Mo-Fr 8-13 Uhr, Do 8-19 Uhr.
Sport Golfclub Rickenbach. Platz und Hügel gibt es hier genug, und so erfordert die bald 80 ha große Anlage Ausdauer und Gehvermögen - und belohnt manchmal mit Alpenblick. Gäste sind willkommen. phone16doubleline.gif 777, www.golfclub-rickenbach.de.
Übernachten/Essen Alemannenhof Engel. Ein gern von Schweizern besuchtes „Erlebnishotel“ mit 60 Zimmern im Schwarzwaldstil. Zum leider etwas verrauchten Haus gehören Sauna und Kegelbahn. Auch die Gastronomie setzt auf Erlebnis und bietet jeden Samstag „Schweinchenessen mit Tanz“ - zur Erinnerung an diese Sauerei gibt’s bedruckte T-Shirts. Hauptgericht bis 20 €. Kein Ruhetag. DZ 60-80 €. Hauptstr. 6, phone16doubleline.gif 07765/92010, www.alemannenhof.com.
Adler. Das klassische Dorfwirtshaus mitten in Rickenbach, seit 800 Jahren nachgewiesen! In den oberen Etagen werden einige wenige Fremdenzimmer vermietet. Hauptgericht bis 20 €. Mo und Di Ruhetag. DZ 55 €. Kirchstr. 3, phone16doubleline.gif 07765/230, www.adler-rickenbach.de.
Sonne. Die frühere Postkutschenstation ist nun eine einfache Pension und gut geeignet für die Zwischenübernachtung auf der Murgtalpfad-Wanderung. Einfach eingerichtete Zimmer mit TV, WLAN und neuen Bädern. DZ 55 €. Hottingen, Hohlgasse 1, phone16doubleline.gif 07765/9185920, www.sonnerickenbach.de.
Schmidt’s Markt. Der Edeka im Zentrum von Rickenbach hat auch einen Imbiss, an dem sich mittags die Handwerker aus der Umgebung verpflegen. Mo-Sa 7.30-20 Uhr. Kirchstr. 11, www.schmidts-maerkte.de.
Sehens- und Erlebenswertes
Raubritterburg Wieladingen
Dorfkirche Rickenbach: Die äußerlich unscheinbare Dorfkirche (erbaut 1838-1841) birgt seit ihrer Renovierung mit den Glasfenstern und dem Chorbild bedeutende Sakralkunst. Der Karlsruher Glaskünstler Emil Wachter (geb. 1921) stellte den biblischen Bildern farbenprächtige Szenen aus der Gegenwart gegenüber. Wir entdecken U-Bahnen, das Atomkraftwerk Leibstadt und einen modernen Turmbau zu Babel, an dem Unternehmer, Gewerkschaftler, Politiker und Journalisten mitwirken.
Energiemuseum Rickenbach: Das Museum liegt ziemlich genau in der Mitte des Murgtal-Lehrpfads und widmet sich v. a. der Wasserkraftnutzung. Die unterschiedlichen Typen von Wasserrädern und Turbinen sind anschaulich dargestellt. Weitere Schwerpunkte sind Solarenergie und Kraftübertragung, auch alte Schalter und Steckdosen sind zu sehen. Im Außenbereich des Museums wird der Murg Wasser für das Pumpspeicherwerk Eggberg abgezapft. Weiter flussauf erzeugt das Kraftwerk Hottingen seit bald hundert Jahren elektrischen Strom.
Hottingen, www.energiemuseum-rickenbach.de. Jan.-Nov. So 14-16 Uhr. Eintritt frei.
Burg Wieladingen: Die am besten erhaltene Burgruine des südlichen Schwarzwalds thront auf einem Felssporn am Westhang des Murgtals. Sie beherrscht den Talweg und den Übergang bei der Lochmühle. Erbaut wurde das Gemäuer Ende des 12. Jh. von den Herren von Wieladingen, die 1245-1376 als Meier des Stiftes Säckingen walteten. Die drei roten Geigen im Wappen erinnern an die Sage vom Raubritter Hans mit der „Giige“, der als Spielmann verkleidet im Tal mit den Kaufleuten zechte und seine Tochter als Lockvogel tanzen ließ, während seine Knechte die Ladung der Händler plünderten und zur Burg hinaufschleppten. Heute erhält ein Förderverein die Ruine mit dem aussichtsreichen Turm. Im Sommer ist Burg Wieladingen Schauplatz eines großen Musikfests.
Zugang Bequem in 10 Min. von der Abzweigung der L 152 (Rippolingen - Willaringen) zur Kurklinik Friedborn: Den Wegweisern zur Kurklinik folgen, vor deren Parkplatz an einem Trafomasten den rechts abzweigenden Teerweg nehmen. Alternativ und anstrengend steil in 40 Min. vom Murgtal (Parkplatz Lochmühle) an den Lehenbachwasserfällen vorbei.
Info www.burgruine-wieladingen.de.
Hotzenwald unter Strom -
die
Waldelektra und das Kraftwerk Hottingen
Fedinand Faller, ein Textilunternehmer aus dem Wiesental, erkannte Ende des 19. Jh. das Potenzial der Murg zur Erzeugung elektrischer Energie. Er erwarb Ufergrundstücke und die Wasserrechte oberhalb von Hottingen. Doch mit seinen von der AEG ausgearbeiteten Plänen für ein Kraftwerk kam Faller nicht recht voran. Zwar forcierte die großherzogliche Regierung die flächendeckende Elektrifizierung, um damit die Webstühle der Heimarbeiter im Hotzenwald anzutreiben und so mit der Konkurrenz der Textilfabriken mithalten zu können. Doch bei Faller stand zu befürchten, dass er mit seinem Strom auch die Industriewebereien ins Land holen würde.
So kaufte die 1903 gegründete „Kraftabsatzgenossenschaft Waldelektra“ ihren Strom nicht von Faller, sondern vom Flusskraftwerk Rheinfelden. Die Waldelektra war der erste ländliche Energieversorger Deutschlands. Ihre rund 400 Mitglieder bezahlten pauschal 100 Mark und durften dafür bis zu fünf Webstühle elektrisch antreiben. Leider waren die Freileitungen der Waldelektra den rauen Bedingungen des Hotzenwalds nicht immer gewachsen, was besonders im Winter zu häufigen Stromausfällen und erbosten Kunden führte.
Nachdem Faller nun nicht mehr damit rechnen konnte, seinen Strom zu verkaufen, wollte er ihn selbst nutzen und bekam von der Bezirksregierung schließlich die Erlaubnis, in Hottingen eine Baumwollspinnerei und -weberei zu errichten. Zu groß war die Not in der Gemeinde, um den investitionsbereiten Fabrikanten noch länger abweisen zu können. Als die Fabrik 1906 in Betrieb ging, war das Kraftwerk noch immer nicht fertig. So ließ Faller eine Dampfmaschine nach Hottingen bringen. Ein von 20 Pferden gezogenes Fuhrwerk soll sie die Murgtalstraße hinaufgebracht haben.
Erst 1908 lieferte das Hottinger Kraftwerk elektrischen Strom - 10 Std. am Tag, so lange, wie in der Spinnerei gearbeitet wurde. Jeden Morgen warf Maschinist und Bauer Hugo Dötsch zunächst den Generator an, bevor er zur Arbeit aufs Feld zog. Gab es im Kraftwerk wieder mal eine Störung, rief ihn seine Frau mit einem Signalhorn. Von Vater Hugo erbte Sohn Rudolf den Job. Mit seiner Pensionierung wurde das inzwischen zu Rheinfelden gehörende Kraftwerk 1975 auf automatischen Betrieb umgestellt. Zu dieser Zeit war auch die Waldelektra längst in den Besitz der Kraftwerke Rheinfelden übergegangen.
Kraftwerk Hottingen. Von Mai bis Sept. jeden zweiten und vierten Sonntag des Monats von 14 bis 16 Uhr kostenlos zu besichtigen.
Die deutsche Seite von Laufenburg
Laufenburg 8600 Einw., 337 m ü. d. M.
Eine Name - zwei Städte. Die Geschichte und eine Brücke über den Rhein verbinden Laufenburg (D) und Laufenburg (CH). Die Fasnacht feiern beide gemeinsam.
Wie ehedem führt die Hauptstraße, eine romantische und zugleich lebhafte Gasse mit Geschäften des täglichen Bedarfs und nur wenig Autoverkehr, vom Waldtor schnurstracks hinunter zur Brücke. Bleibt man unten auf dem deutschen Ufer, geht es an Gasthöfen vorbei zum ehemaligen Park der Villa Codman. Auf dem Aussichtsfelsen neben dem Bahnhof, wo einmal eine Burg gestanden haben soll, krallt sich ein bronzener Adler ein Kreuz.
Am Brückenheiligen Nepomuk vorbei geht’s hinüber ins linksrheinische Laufenburg. Hier zeigt sich die gewöhnlich propere Schweiz einmal nicht ganz so geschleckt: Manche Fassade bröckelt, Ladenlokale und Gaststätten entlang der kopfsteingepflasterten Gassen sind verwaist. Vorbei an Häuschen, Gärtlein und Hinterhöfen ersteigen wir auf steilen Stiegen den Burgberg. Als Granitfelsen ist er geologisch der südlichste Ausläufer des Schwarzwalds, während die Höhen hinter der Stadt bereits zum Tafeljura gehören. Vom Schloss der Habsburger Grafen sind nur Mauerreste und ein mächtiger Bergfried erhalten geblieben. Auch von hier oben zeigt sich, dass Investoren an der Altstadt kaum interessiert sind: keine nachträglichen Dachgauben, keine für Sonnendecks aufgerissenen Firste, sondern eine weitgehend unversehrte Dachlandschaft. Den Burgturm überragt noch die Stadtkirche St. Johann, ein gotischer Bau mit üppig barockisiertem Innenraum.
Geschichte: Das mittelalterliche Laufenburg verdankte seinen Wohlstand dem Rhein. Der zwängte sich hier durch den Louffen, einen natürlichen Engpass aus rotem Gneis. Fotos auf der Fassade des Schweizer Brückenhauses zeigen, wie der Laufen im Zuge des Kraftwerkbaus gesprengt und abgetragen wurde. Zuvor versank der Rhein hier in einer nur noch 12 m breiten Schlucht und tanzte in wilden Strudeln über zackige Felsnasen, bis er sich nach etwa 10 m Gefälle von einem wilden Burschen wieder in einen behäbigen Herrn verwandelte.
An den Stromschnellen sprangen die Fische den Fischern sozusagen ins Boot - ohne dass Fischbrutanstalten nachgeholfen hätten! Kleinfische waren in der Stadt das täglich Brot und wurden auch als Viehfutter benutzt. Die mit Reusen (am Schweizer Ufer hängt noch eine) gefangenen Lachse schickte man geräuchert oder in Salz eingelegt als begehrte Delikatesse bis nach Innsbruck und Paris.
Außer für die stromauf ziehenden Lachse war der Laufen auch für die Schifffahrt ein großes Hindernis. Laufenknechte und Karrer entluden die Kähne, seilten sie leer durch die Stromschnellen und brachten die Ladung mit Karren zur Schiffslände auf der anderen Seite des Engpasses. Diese Arbeit war lange ein Privileg der Laufenburger und brachte ihnen ebenso wie das Auffangen der über den Laufen kommenden Flöße und Baumstämme gute Einnahmen.
Zusammen mit dem Fricktal gehörte Laufenburg zu Vorderösterreich und war damit auch „Frontstadt“ in den Auseinandersetzungen zwischen Habsburgern und Eidgenossen. Bis heute wird hier nicht Wilhelm Tell, sondern Maria Theresia verehrt. Ein Bildnis im Gerichtshaus zeigt die Kaiserin mit Gatten und Sohn. Das Ende der Habsburger Herrschaft mit dem Frieden von Lunéville (1801) bedeutete zugleich die Teilung der Stadt: Das Zentrum fiel wie alle linksrheinischen Gebiete zwischen Basel und Bodensee an die Schweiz, die Vorstadt am rechten Ufer fiel ans Großherzogtum Baden.
Vorwahl 0049-(0)7763 (D) bzw. 0041-(0)62 (CH)
Information Verkehrsamt, Hauptstr. 26, D-79725 Laufenburg, phone16doubleline.gif 80651, www.laufenburg.de, www.ferienwelt-suedschwarzwald.de. Mitte Juni bis September Mo-Fr 9-12/14.30-17.30 Uhr; Okt. bis Mitte Juni Mo-Fr 9-12 Uhr, Do auch 14.30-17.30 Uhr.
Verkehrsbüro, an der Brücke (Laufenplatz), CH-5080 Laufenburg, phone16doubleline.gif 874 4455, www.laufenburg.ch. Di-Fr 14-17 Uhr, Juli-Sept. auch Sa/So 13-16 Uhr. Hier erfährt man die Termine der historischen Stadtführungen mit dem kostümierten „Graf Hans“.
Übernachten/Essen Rebstock. Der Platzhirsch im deutschen Laufenburg serviert badische Küche auf einer Aussichtsterrasse und im Wintergarten. Zimmer mit Teppichböden, gediegen möbliert, teilweise mit Balkon. Sa/So Ruhetag. DZ 90-100 €, Hauptgericht bis 30 €. Hauptstr. 28, phone16doubleline.gif 92170, www.hotel-rebstock-laufenburg.de.
Sehens- und Erlebenswertes
Museum Schiff: Nur mit der hauchdünnen Mehrheit von drei Stimmen bewilligten die Stimmbürger von Laufenburg (CH) in den 80er Jahren das Heimatmuseum der Doppelstadt. Eingerichtet ist es im Haus zum Schiff, das auch ein Restaurant mit den Zunftstuben zweier Narrenvereinigungen beherbergt. Im 1. Stock präsentiert das Museum seine Wechselausstellungen, im Dachgeschoss die ständige Heimatkunde samt einem aufwendigen Stadtmodell von 1905.
Fluhgasse 156, www.museum-schiff.ch. Mi 14-16 Uhr, Sa/So bis 17 Uhr. Eintritt frei.
Museum Erwin Rehmann: Im Mittelpunkt dieses Museums steht das Werk des aus Laufenburg stammenden Bildhauers Erwin Rehmann. Auch die Werkstatt und die einstige Gießerei des Künstlers werden gezeigt. Der 1921 geborene Rehmann hat in mehr als sechs Jahrzehnten ein beachtliches Œuvre geschaffen, das von steinernen Büsten bis hin zu hoch abstrakten Metallskulpturen reicht. Neben Erwin Rehmann werden in Wechselausstellungen auch andere Bildhauer und Bildhauerinnen vorgestellt.
Schimelrych 12, www.rehmann-museum.ch. Mi/Sa/So 14-17 Uhr. Eintritt je nach Sonderausstellung.
Die reiche Tante aus Amerika
Die als Kind deutscher Auswanderer in New York geborene Mary Elisabeth Codman-Beikamp (1836-1929) kehrte als Sechzigjährige mit ihrem amerikanischen Ehemann in die elterliche Heimat zurück. Das „Schlössle“, in dem die Codmans nun lebten, wurde schnell zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens von Laufenburg. So besuchten Béla Bartók und Richard Strauss die mittlerweile in zweiter Ehe mit dem Pianisten Robert Freund verheiratete Mäzenin. Die vermögende Grande Dame richtete im Haus Mariagrün ein Kinderheim ein, pflanzte unten am Rheinufer den heutigen Codman-Park und stiftete ihrer Stadt das ungewöhnliche Kriegerdenkmal mit dem Adler. Örtliche Firmen konnten in den wirtschaftlich schwierigen Kriegsjahren auf Codman’sche Kohlespenden hoffen. Ein Grab der edlen Spenderin sucht man in Laufenburg vergebens. Sie verfügte im Testament eine Beisetzung in der Neuen Welt. Doch das Heimatmuseum widmet ihr einen Raum. Im Schlössle wohnen nun Kunststipendiaten der Stadt.
Bad Säckingen 16.000 Einw., 291 m ü. d. M.
Die durch einen frühen Bestseller bekannt gewordene „Trompeterstadt“ am Rhein überzeugt mit einem mittelalterlichen Stadtkern und der längsten gedeckten Holzbrücke Europas. Wohl seit den Römern wird Bad Säckingen auch wegen seiner heilkräftigen Thermalquellen geschätzt. Heute gewinnt es alle Jahre wieder einen Preis für seinen Blumenschmuck.
Am Anfang war das Stift. Kein Nonnenkloster, wie man es heute kennt, sondern ein Konvent adliger Damen, die sich zu Keuschheit und Gehorsam gegenüber ihrer Äbtissin verpflichtet hatten, nicht aber zu Armut. Jede konnte mit ihrem privaten Vermögen nach Belieben schalten und walten und notfalls auch aus dem Stift wieder austreten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Säckinger Stift 878, als Karl der Dicke, ein Ururenkel Karls des Großen, es seiner Gemahlin Richgard vermachte. Wirtschaftliche Schwierigkeiten nötigten die Stiftsdamen 1401, die um einen Markt entstandene Stadt an das Haus Habsburg abzutreten. Dem diente Säckingen als Stützpunkt für kriegerische Auszüge gen Basel und die Eidgenossenschaft.
Das 19. Jh. bedeutete den Aufstieg zur Industriestadt. Aus der Schweiz stammende Unternehmer wie etwa Theodor Bally produzierten hier Textilien zu deutlich niedrigeren Lohnkosten als südlich des Rheins und hatten zudem einen Fuß im deutschen Zollgebiet. Und mit dem Bestseller „Der Trompeter von Säckingen“ des jungen Joseph Victor von Scheffel, der 1850/51 als Rechtspraktikant in Säckingen wirkte, fand Säckingen Eingang in die Literaturgeschichte.
Von den Gründerzeitbetrieben profitierte die Stadt bis etwa 1970. Dann schloss die Textilindustrie Werk um Werk ihre Tore, und zu allem Unglück verlor der Ort mit der Gebietsreform auch seinen Status als Kreisstadt. Seither setzt man auf Kur und Tourismus. Die durch Felssprengungen beim Kraftwerkbau versiegte Thermalquelle wurde neu erbohrt und jenseits der Bahn ein neues Kurviertel hochgezogen. Eine zweite Brücke ermöglichte es, den Durchgangsverkehr aus der Altstadt zu verbannen.
Der heilige Fridolin
Die einzige historische Quelle über den heiligen Fridolin ist eine legendenhafte Lebensbeschreibung aus der Feder des Balther von Säckingen, der 986 als Bischof von Speyer starb. Demnach stammte Fridolin aus Irland, missionierte im 7. Jh. zunächst im Poitou und zog dann als Glaubensbote und Kirchengründer über Straßburg rheinaufwärts. Außer in Säckingen, wo er als Stadtheiliger und Klostergründer verehrt wird und auch seine Reliquien verwahrt werden, gilt er auch im Schweizer Kanton Glarus als Schutzpatron. Glaubt man Balther, wäre Fridolin ein Zeitgenosse von Gallus und Kolumban gewesen. Bilder zeigen ihn oft beim Roden der Säckinger Klosterinsel oder mit dem toten Urso aus Glarus, der den Säckingern reiche Besitztümer vermacht hatte. Als Ursos Erben die Schenkung anfochten, erweckte Fridolin den Verstorbenen für die Gerichtsverhandlung zum Leben, damit er als Zeuge aussagen konnte. Evangelische Gelehrte bezweifeln die Echtheit nicht nur dieser Episode der Fridolinlegende.
Vorwahl 07761
Information Tourismuszentrum, am Bahnhof, Waldshuter Str. 20, 79713 Bad Säckingen, phone16doubleline.gif 56830, www.bad-saeckingen.de, www.ferienwelt-suedschwarzwald.de. Mo-Fr 9-18 Uhr. Filiale im Hallwyler Hof, Rheinbrückstr. 48, tägl. 8-12 und 14-19 Uhr. Weitere interessante Internetseiten zur Stadt sind www.trompeter-von-saeckingen.de und www.saeckinger-geschichte.de. Bei der Kurverwaltung erfährt man die Termine der originellen Nachtwächter-Stadtführungen.
Baden Aqualon Thermalbad. Eine ausgedehnte Bäderlandschaft mit heilkräftigem Mineralwasser bis 34 °C. Thermalbaden, Sauna und Massagen. So-Do 9-22 Uhr, Fr/Sa bis 23 Uhr. Eintritt 11 €, mit Sauna 17 €. Bergseestr. 59, www.aqualon.de.
Schiffsfahrten Mit der MS „Trompeter von Säckingen“ auf dem Rhein, Abfahrt in der Saison Di-Fr und So 14.30 Uhr vom Landungssteg unter dem Diebsturm. www. trompeter-schiff.de.
Übernachten/Essen Goldener Knopf. Historisches Haus am Rhein und zugleich im Herzen der Altstadt. Geräumige Zimmer, teilweise mit Balkon und Rheinblick, gutbürgerliche Gastronomie, Sonnenterrasse, Hauptgericht 25-35 €. DZ 130-160 €. Rathausplatz 9, phone16doubleline.gif 07761/5650, www.goldenerknopf.de.
Hallwyler Hof. Das historische Gemäuer direkt an der Rheinbrücke und mit Blick auf den Fluss, in dem einst Victor von Scheffel wohnte, ist nun ein von der Tourist-Information betriebenes Gästehaus. Die geräumigen Zimmer sind ideal für Radfahrer, Familien und Kleingruppen. Leihräder, auch E-Bikes und 2 Vespas, sowie abschließbare Rad-Unterstellmöglichkeit vorhanden. DZ 50-55 €, Frühstück extra. Rheinbrückstr. 48, phone16doubleline.gif 07761/5534523, www.hallwylerhof.de.
Flora. Cafébar und Restaurant mit italienisch beeinflusster Küche. Der Innenraum ist mit dunklen Möbeln klassisch modern gestylt, an warmen Tagen Außenrestaurant mit Münsterblick. Hauptgericht bis 20 €. Mo Ruhetag, sonst ab 15 Uhr, im Sommer auch über Mittag. Münsterplatz 32. www.ristorante-flora.de.
Villa Berberich. Das Café mit hübscher Terrasse steht mitten im Kurpark. Es bietet auch wechselnde Mittagsgerichte für 10-12 €. Di/Fr Ruhetag, sonst 11-18 Uhr.
Von Bad Säckingen in die Schweiz: Europas längste gedeckte Holzbrücke
Pfeiffer-Beck. Das traditionsreiche Café in der Altstadt verwöhnt mit „Trompeter-Nüssen“ und anderen Pralinenspezialitäten aus eigener Herstellung. Mo-Fr 7-18 Uhr, Sa 7-16 Uhr. Rheinbrückstr. 18, www.pfeiffer-beck.de.
Schlosspark-Café. Nur im Sommer ist das Café im Schlosspark geöffnet. Unbedingt einen Platz auf der Außenterrasse mit Ausblick auf den Rhein sichern! Schönaugasse 5.
Lesetipp Petra Gabriel: Zeit des Lavendels. Man schreibt das Jahr 1543. Die 15-jährige Katharina, die als Dienerin der Äbtissin im Stift zu Seggingen lebt, lässt sich von der alten Heilerin in Kräuterkunde unterweisen. Doch schon bald wird sie der Hexerei verdächtigt. Auf der Flucht begegnet Katharina dem abtrünnigen Mönch Thomas Leimer, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Zu spät erkennt sie, dass er ein falsches Spiel mit ihr spielt ...
Stadtrundgang
Beginnen wir den Stadtrundgang, zu dem es bei der Tourist-Info auch einen Flyer gibt, am Bahnhofsplatz. Hier feiert ein Steinkreis von 14 Stelen den Kater Hiddigeigei, der in Scheffels Werken als Erzähler fungiert. Vorbei an der Tourist-Information kommen wir auf den von Neubauten der 70er Jahre umgebenen Rudolf-Eberle-Platz. Bis man ihn 1830 zuschüttete, floss hier der rechte Rheinarm - das alte Säckingen stand auf einer Insel. Eine Bronzestele zeigt mit dem Bad, dem heiligen Fridolin und dem Trompeter drei Episoden der Stadtgeschichte.
Der mächtige Gallusturm markiert die Ostspitze der ehemaligen Altstadtinsel. Vom Bollwerk gegen den sich hier teilenden Strom und gegen menschliche Feinde der Stadt mutierte er, nun Sitz der Narrenzunft, zum „Bollwerk gegen Trübsal“. In der Fischergasse Nr. 12, dem frisch renovierten Zunfthaus der Fischer und Flößer, zeigen Wechselausstellungen zeitgenössische Kunst.
Vorbei am ummauerten Pfarrgarten und einer monumentalen Marienstatue erreicht man das dem heiligen Fridolin geweihte Münster. Das gotische Kirchenschiff (erbaut 1343-1360) steht über einer romanischen Krypta. Nach zwei schweren Bränden wurde das Innere v. a. durch den Stuckateur Johann Michael Feuchtmayer und den Freskenmaler Franz Joseph Spiegler im Rokokostil neu gestaltet. Die Fresken im Chor zeigen, den hier betenden Stiftsdamen zum Vorbild, Szenen aus dem Leben der Gottesmutter; das Langhaus ist dagegen der Vita Fridolins gewidmet. Der massiv silberne Schrein mit den Reliquien des Heiligen wird am Patronatstag (6. März) in feierlicher Prozession durch die Stadt getragen. Nur im Rahmen von Führungen sind der Betsaal der Stiftsdamen, die Krypta und der Kirchenschatz zu besichtigen. Damit bleibt auch der bemerkenswerte „Amazonenstoff“ meist verborgen, ein Seidengewebe mit fortlaufenden Medaillons von Amazonen, das irgendwann im Frühmittelalter im persischen Kulturraum gefertigt wurde. Leider in Stücke zerschnitten, wurde es in ein Messgewand eingearbeitet.
Im Bad Säckinger Fridolinsmünster
Machen wir noch einen Gang außen um die Kirche herum. Am Chor wurde das Grabmal des Trompeters und seiner Gattin angebracht. Zwei Nischen weiter wird die Legende von Fridolins Erweckung des toten Urso leibhaftig. Gegenüber im Alten Hof (heute eine Sozialstation) residierten einst die Äbtissinnen des Stifts. Der Platz mit der mächtigen Linde und der Brunnenfigur des Scheffel’schen Katers Hiddigeigei eröffnet einen schönen Blick über den Rhein. Auf der Münsterseite dient das im 19. Jh. vom Freiherrn Landenberg gebaute Palais nun als Rathaus. Durch eine Passage mit den Wappen der Säckinger Ortsteile kommt man in einen Innenhof mit hübschem Brunnen.
Am Rathausplatz stehen die wichtigsten weltlichen Gebäude der Stadt: auf der Rheinseite das honorige Hotel Goldener Knopf, dann (im Uhrzeigersinn) das von einem markanten Staffelgiebel gezierte Stiftsgebäude (heute Straßenbauverwaltung) und die Polizeiwache. Zwischen Letzterer und dem Marktbrunnen kommt man auf die Rheinbrückstraße. Diese von kleinen Geschäften und Cafés gesäumte Hauptstraße der Altstadt führt mit leichtem Knick zur berühmten Holzbrücke. Mit genau 200 m ist sie die längste gedeckte Holzbrücke Europas. Ihre Pfeiler wurden 1570 in den Rhein gesetzt, die Holzkonstruktion ist weitgehend das Werk des Laufenburger Brückenbauers Blasius Baldischwiler (1752-1832), dessen Nachfahren die renommierte Zimmerei bis heute betreiben. Ein weißer Strich in der Brückenmitte markiert die Staatsgrenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Im rechtsseitigen Erkerhäuschen veranschaulichen Tafeln die Geschichte und Technik der Brücke, in den linksseitigen Erkern wachen die Brückenheiligen Nepomuk und Franz Xaver.
Im Hallwyler Hof, dem letzten Haus vor der Brücke, wohnte Scheffel während seines Säckinger Aufenthalts. Die Rheinpromenade ist der beliebteste Spazierweg der Stadt. Neben dem im neugotischen Stil umgebauten Diebsturm führt eine Treppe in den Schlosspark mit dem Teepavillon, dessen Inneres der auch im Fridolinsmünster tätige Francesco Antonio Giorgioli mit Fresken schmückte. Auf dem alten Au-Friedhof, der südlich an den Schlosspark grenzt, verdienen die Gräber der Industriemagnaten Bally und Berberich Beachtung.
Schloss Schönau
Schloss Schönau, heute Heimat- und Trompetenmuseum
Das um 1600 gebaute „Trompeterschloss“ beherbergt die städtischen Museen, darunter das berühmte Trompetenmuseum. Daneben wird es für Empfänge und kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Eine Burg an der Südwestecke der alten Stadtbefestigung wurde erstmals um 1300 erwähnt. Anfang des 15. Jh. zogen hier die Herren von Schönau ein. Diese stammten aus dem gleichnamigen Ort im Elsass und hatten als treue Gefolgsleute der Habsburger wichtige Ämter in der Klosterherrschaft Säckingen inne. Sie errichteten um 1600 einen Neubau nach dem Geschmack der Zeit: ein wuchtiges Herrenhaus, flankiert von Ecktürmen und umgeben von einem Wassergraben. Ende des 17. Jh. bekamen die Innenräume ihre reich profilierten Stuckdecken. Zwei Ecktürme wurden abgerissen, stattdessen zog man einen zusätzlichen Turm in der Mitte der Westfassade hoch. Außen wurde ein großer Park nach französischem Vorbild angelegt. Unter wechselnden Besitzern verkam das Schloss dann mehr und mehr, bis es im 19. Jh. vom Industriellen Theodor Bally erworben und saniert wurde. Seit 1928 gehört es der Stadt, die darin ihr Heimatmuseum, das sog. Hochrheinmuseum, einrichtete.
Das Hochrheinmuseum ist kein Muss. Nach dem Kassenraum gehen wir durch ein irgendwie altbürgerlich eingerichtetes Zimmer in die „Hotzenstube“, eine Reminiszenz an die bäuerliche Wohnkultur des Hotzenwalds. Ein paar Haushaltsgeräte, Püppchen in Tracht, ein Modell des Herrischrieder Klausenhofs. Auf der anderen Seite des Flurs die Uhrensammlung. Tagesuhren, Wochenuhren, eine neben der anderen hängt stumm an der Wand - eine Sammlung alten Stils mit nichts als den Stücken selbst. Keine Erklärung, kein Zusammenhang. Aus dem Rahmen fallen zwei altertümliche Stechuhren. In den beiden obersten Etagen reihen sich Schaukästen mit archäologischen Funden wie Knochen von Mammut, Wollnashorn und Konsorten, mit römischen Scherben und alamannischen Waffen. Wieder alles ohne Erklärung und ganz so, als habe niemand gewagt, an der von Emil Gersbach (1885-1963) eingerichteten Ausstellung irgendwas zu verändern.
Bleibt das Trompetenmuseum im 1. Stock. 1979 gab es auf Schloss Schönau die erste Ausstellung zum Thema. Ein Schweizer Sammler und ein amerikanischer Trompeter und Musikwissenschaftler zeigten aus ihrem Besitz etwa 50 Instrumente. Inzwischen birgt das Museum Europas größte und bedeutendste Trompetensammlung. Doch auch hier kann es in Sachen Museumsdidaktik nicht mehr als ein „Mangelhaft“ geben. Zwischen all den Flügelhörnern und Kornetten, den Instrumenten mit Drehventil, solchen mit Blattventil und jenen ganz ohne bleibt der Laie seinem Unwissen überlassen. Wieder keine Erklärungen. Und keine Hörproben, kein einziger Ton! Bei der Werkstatt eines Trompetenmachers im Torhaus wundert mich dann nicht mehr, dass sie verschlossen ist.
www.trompetenmuseum.de. Beide Museen sind Di/Do/So 14-17 Uhr geöffnet. Eintritt 3 €.
Der Trompeter von Säckingen
Die Liebesgeschichte zwischen der adeligen, im Schloss aufgewachsenen Maria Ursula von Schönau (1632-1691) und dem Bürgersohn Franz Werner Kirchhofer (1633-1690) inspirierte Scheffel zu seinem Versepos „Der Trompeter von Säckingen“. Jakob Kirchhofer, der Großvater des „Trompeters“, kam 1580 von Laufenburg nach Säckingen und erwarb dort das Bürgerrecht. Er war offenbar ein vermögender und gebildeter Mann, der es bis zum Stadtschreiber brachte. Sein Enkel Franz Werner begann nach der Rückkehr vom Studium in Freiburg eine unstandesgemäße Liaison mit der jungen Maria Ursula, worauf deren Familie den Bürgersohn mit allen Mitteln aus der Stadt zu vertreiben suchte. So konnte das Paar nur irgendwo in der Fremde heiraten. In seiner Not suchte Kirchhofer die Hilfe der vorderösterreichischen Regierung - mit Erfolg, denn nach einem bösen Brief von Erzherzog Ferdinand an die Schönaus gab die Familie schließlich klein bei. Durch den Salzhandel kam der Säckinger Romeo zu Vermögen und erwarb das „Haus zum Sternen“ nahe der Rheinbrücke, wo er mit Frau und Kindern ab 1679 wohnte. Wie schon sein Großvater wurde er ebenfalls Ratsherr und auch Stadtschreiber. Zudem begegnet er uns als „Symphoniacus“ und Dirigent der Sängerknaben beim Stift. Dass er auch Trompete spielte, ist dagegen nicht überliefert.
Bergsee
Der auf zahllosen Landschaftsbildern und Postkarten abgebildete Bergsee liegt etwa eine halbe Gehstunde oberhalb der Stadt. Er war ursprünglich nur ein kleiner Weiher, in dem die Fischzucht des Stifts betrieben wurde. 1803 wurde das Gewässer reguliert, um die Säckinger Hammerwerke mit Wasserkraft zu versorgen. Man führte dem See durch einen Tunnel zusätzliches Wasser aus dem Oberlauf des Schöpfebachs zu, verschloss den natürlichen Abfluss auf der Westseite und leitete den regulierten Überlauf in die Stadt. Damit war auch ein attraktives Ausflugsziel entstanden. Im Sommer konnte man schwimmen, im Winter eislaufen. Rund um den See wurden Spazierwege angelegt, man baute das Café-Restaurant Bergsee (s. o.), und zeitweise konkurrierte gar ein Dampfboot mit den romantischen Ruderkähnen und Schwänen. Trotz einer Tiefenwasserbelüftung, die dem See heute künstlich Sauerstoff zuführt, hätte der Bergsee keine Chance auf eine Blaue Flagge aus Brüssel. So ist das Schwimmbad schon lange geschlossen und zu einer Flachwasserzone renaturiert. Statt Damen mit Reifrock und Sonnenschirm umrunden nun Joggerinnen und Walking-Gruppen den See. Geblieben sind immerhin die Gartenwirtschaft und der Bootsverleih.
Zum Bergsee gelangt man auf dem beim Bahnhof beginnenden Ökopfad (markiert mit einem blauen Ö, abschnittsweise auch mit einer blauen, weiß gebalkten Raute).
Wehr 12.700 Einw., 366 m ü. d. M.
Anne-Sophie Mutter spielt auf
Textile Einkaufsschnäppchen und zwei Museen locken in das von industriellem Erbe und Bürgersinn geprägte Städtchen im unteren Wehratal.
Im Hochmittelalter gehörte Wehr zum Besitz der Herren von Klingen. Walther von Klingen (1240-1286) stiftete das noch zu seinen Lebzeiten nach Basel verlegte Frauenkloster Klingental und machte sich einen Namen als Minnesänger und Turnierkämpfer. Die Manessische Liederhandschrift zeigt ihn als edlen Ritter. 1272 verkaufte er die Stadt Wehr an seinen Freund Rudolf von Habsburg. Später kam der Ort unter den Einfluss der Schönauer, die wir schon in Bad Säckingen als Schlossherren und Gefolgsleute der Habsburger kennengelernt haben.
Das hartnäckige Beharren der Schönauer auf ihren feudalen Rechten mag in Wehr Sympathien für die 1848er-Revolution genährt haben. Die zweite und letzte Runde des badischen Volksaufstands endete am 25. September im Wehrer Gasthaus Krone, als der demokratische Aufrührer Gustav Struve von Gendarmen verhaftet wurde.
Aus Wehr stammen die Einkochgläser und -geräte der Firma Weck, die vor dem Siegeszug der Tiefkühltruhe in jedem Haushalt zu finden waren. Mit dem „Ratgeber Frau und Familie“ berät die Firma noch immer allmonatlich weit über 1 Mio. Leserinnen in Haushalts- und Familienfragen. Im Zweiten Weltkrieg verlegte die jetzt zu Novartis gehörende CIBA ihre chemisch-pharmazeutische Produktion aus dem bombigen Berlin nach Wehr. Die Brennet AG, nach der unten am Rhein ein ganzer Ortsteil benannt ist, spann, webte und veredelte bunte Stoffe für die Bekleidungsindustrie. Als letzte vollstufige Textilfabrik am Hochrhein stellt sie 2012 die Produktion ein und hinterließ mitten im Stadtzentrum eine großflächige Industriebrache als Herausforderung an Stadtplaner und Standortvermarkter.
Vorwahl 07762
Information Kultur- und Verkehrsamt, hinter dem Rathaus, Hauptstr. 14, 79664 Wehr, phone16doubleline.gif 808601, www.wehr.de. Mo-Fr 8-12 Uhr, zusätzlich Di 14-16 Uhr und Do 15-18.30 Uhr.
Einkaufen Brennet. Die Fabrik ist zu, doch der Fabrikverkauf geht weiter! Hemden und Blusen, Krawatten, Bettwäsche und Stoffe. Mo/Di/Do/Fr 9.30-12/14-18 Uhr, Mi/Sa 9.30-13 Uhr. Hauptstr. 74, www.brennet.de.
Trigema. T-Shirts, Sportanzüge und Pyjamas, ausschließlich in Deutschland hergestellt. Mo-Fr 9-18 Uhr (im Sommer bis 19 Uhr), Sa 9-18 Uhr. Neben der B 518 zwischen Öflingen und Wehr, Im Hemmet 12, www.trigema.de.
Übernachten/Essen Klosterhof. 40 Gästezimmer mit Balkon, Internet und Einrichtung in Tannen- oder Rosenholz vom renommierten Hotelausstatter Voglauer. Das Hotel hat direkten Zugang zum angrenzenden Freibad. Die Küche wird vom „Aral Schlemmer Atlas“ mit zwei Kochlöffeln ausgezeichnet. DZ 90 €, Hauptgericht 20-30 €. Kein Ruhetag. Frankenmatt 8, phone16doubleline.gif 52090, www.klosterhofwehr.de.
Lesetipp Katharina Frings, Wernher Freiherr von Schönau-Wehr (Hrsg.): Adel an Ober- und Hochrhein. Zur Geschichte der Freiherren von Schönau. Zahlreiche Beiträge porträtieren die weit verzweigte Familie - nicht eben kritisch, doch umso interessanter als Blick des Adels auf sich selbst und die Welt der Blaublütigen.
Sehens- und Erlebenswertes
Das Textilmuseum der Brennet-Werke
Rathausensemble: Die Herren von Schönau hinterließen im Stadtzentrum das spätgotische Alte Schloss (1570) mit melodiösem Glockenspiel und gleich gegenüber das Neue Schloss (1748), einen Barockbau mit prächtigem Saal. In beiden Schlössern amtet heute die Gemeindeverwaltung. Im Park zwischen den zwei Gebäuden erinnert ein Brunnen an Walther von Klingen. Abends illuminieren farbenfrohe Leuchtkugeln („Moonlights“) den Rasen.
Stadtmuseum: Das auf dem Rathausgelände und zusammen mit dem Verkehrsamt in einem Anbau der Stadthalle untergebrachte Stadtmuseum hat das Mittelalter und die 1848er-Revolution zum Schwerpunkt. Ein gut gemachtes Faltblatt erklärt die Stationen der Ausstellung. Ein Raum zeigt Werke des Wehrer Malers Adolf Lamprecht. Spezialisten mögen sich an der Mineraliensammlung erfreuen.
Hauptstr. 14. Mo-Fr 10-12 Uhr, Mo-Do auch 14-16 Uhr. Eintritt frei.
Hauptstraße: Bunte Wasserspiele säumen die parallel zur Wehra verlaufende Hauptstraße. Vor dem Storchehus, einem spätgotischen Staffelgiebelbau, feiert die Bronzeplastik Viola 90 die Musikalität der in Wehr aufgewachsenen Geigenvirtuosin Anne-Sophie Mutter. Beachten Sie auch die Rückseite des grotesken Kunstwerks!
Textilmuseum: Im Verwaltungshaus des früheren Hammerwerks hat die Brennet AG auf vier Etagen ihr Firmenmuseum eingerichtet. Neben Rekonstruktionen der zeittypischen Arbeitsplätze werden Webstühle, Webmaschinen, Labor- und andere Geräte, Modelle, Musterbücher, Druckmodel, Plakate und Textilien gezeigt, auch die Kutsche des Firmengründers ist zu sehen. Einblick in das Arbeitsleben vermittelt die Dokumentation sozialer Einrichtungen, von Festen, Ehrungen, Betriebssport und Ausflügen; dazu Aufnahmen, die Paul Wolff (1887-1951), der Pionier der deutschen Industriefotografie, 1941 in der Brennet AG machte.
Auf dem ehemaligen Werksgelände, Im Hammer 1, www.brennet.de. Mai-Okt. Do/Sa/So 14-17 Uhr. Eintritt 4 €, davon 2 € Gutschein für den Fabrikverkauf.
Ruine Bärenfels: Die Bärenfelser hatten dereinst einen Namen als Bürgermeister von Basel. Auf ihrer zerfallenen Stammburg nordwestlich von Wehr wohnt heute nur noch Ritter Kuno. Der hat feuerrotes Haar und einen schlechten Ruf als „Lütplager“. Manchmal nimmt er die Gestalt einer Katze an und kommt in die Stadt, begleitet von seinem in Hunde verwandelten Gefolge. Wenn also nachts in Wehr die Katzen mal wieder zu laut maunzen und die Hunde bellen, dann sagen die Leute: „Kuno geht wieder um.“
Das Haseltal
Der zwischen Wehr und Hasel unterhalb der Bundesstraße angelegte Haseltal-Erlebnispfad führt durch eine hübsche Talau. Tafeln am Weg informieren über Ökologie und Siedlungsgeschichte, ab und an hecheln Jogger und Walker vorbei. Nach einer halben Gehstunde erreicht man die Erdmannshöhle. Seltsame Geräusche drangen hier aus dem Erdinneren, die unsere Altvorderen sich nur so erklären konnten, dass da unten Erdgeister am Werke waren. Auch Volksdichter Johann Peter Hebel ließ diese Sage in sein Werk mit einfließen. Mitte des 18. Jh. wurde der Höhleneingang entdeckt und das Raunen der Erdgeister ganz profan als Rauschen eines unterirdischen Baches entschlüsselt. In der Folgezeit dezimierte menschlicher Raub- und Sammeltrieb die tropfsteinerne Naturkunst, die ihren Teil zur Faszination der 2185 m langen Höhle beiträgt. Ein überlebender Riese, der im Guinnessbuch der Rekorde geführt wird, ist über 4 m hoch und an der Basis gut 2 m dick. Sein Alter wird auf über 1 Mio. Jahre geschätzt. Auch ein grüner Drache lebt hier. Er verschlingt nach den Führungen die Trinkgelder.
Anfahrt Von der B 518 über Hasel. Der Weg ist gut ausgeschildert.
Öffnungszeiten/Eintritt Juni-Sept. tägl. 10-17 Uhr; Oster- und Herbstferien tägl. 10-15 Uhr; April/Mai und Okt. Sa/So 10-17 Uhr. Eintritt 4,50 €, Kinder 3 €. www.gemeinde-hasel.de.

Übernachten/Essen
Mein Tipp: Landgasthof Erdmannshöhle. Marktmenü, Heumenü, Jazz-Brunch oder Goldgräbermenü - hier ist der Essgenuss stets mit einem Erlebnis verbunden. Hauptgericht bis 30 €. DZ 100-120 €. Restaurant Mo-Fr ab 16 Uhr, Sa/So ganztags. Hasel, Hauptstraße 14, phone16doubleline.gif 07762/52180, www.erdmannshoehle.de.
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