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„Alle fühlen, dass es leichter wird“

Thronwechsel

Hochzeit der Kusine Katharina –Denkmal für Paul I. –Heirat Alexanders von Hessen –Gräfin Battenberg –Eröffnung der Bahnlinie St.Petersburg–Moskau –Graf Reiset –Nixa –Anna F. Tjuttschewa –Charakterisierung Marias (1853) –Orientkrise –Geburt der Tochter Maria (1853) –Krimkrieg –Tod Nikolaus’ I. (März 1855) –Alexander II. – „Tauwetter“

1851–1855

Das neue Jahr begann wieder einmal mit Vorbereitungen für eine russisch-deutsche Hochzeit. Im Februar 1851 ehelichte Großfürstin Katharina Michajlowna, die hübsche Kusine, die der Kaiser so gern mit Alexander von Hessen verheiratet hätte, Herzog Georg August zu Mecklenburg-Strelitz, der sich entschlossen hatte, in Russland zu bleiben. Das Paar ließ sich im Michael-Palast nieder, in dem Großfürstin Jelena Pawlowna, die inzwischen verwitwete Mutter der Braut, residierte und ihren in ganz Europa berühmten literarischmusikalischen Salon führte. Ab 1852 sollte Anton G. Rubinstein hier auftreten, der 1839 als Neunjähriger sein erstes öffentliches Konzert gegeben hatte.

Im Mai ging der Hof wie üblich nach Zarskoje Selo, im Juli nach Peterhof. Der dortige Aufenthalt wurde durch einen Ausflug nach Gattschina unterbrochen, wo das Thronfolgerpaar am 13. August 1851 der Einweihung eines Denkmals beiwohnen musste, das Nikolaus I. seinem 1801 ermordeten Vater hatte errichten lassen, dem exzentrischen Kaiser Paul I., der sich gern in Gattschina aufgehalten hatte. Der Bildhauer Iwan P. Vitali hatte Paul in der Pose Friedrichs des Großen, seines Idols, auf dem Platz vor dem Palast dargestellt, und so blieb er den Besuchern in Erinnerung: klein, aber gebieterisch. Nikolaus I. war knapp fünf Jahre alt, als sein Vater starb. Alexander hat seinen Großvater also nicht gekannt, und was er und Maria über ihn und seinen Tod erfuhren, wissen wir nicht, zumal der Zarenmord von 1801 in der Familie Romanow tabu war.1

Das nächste Großereignis im Leben der kaiserlichen Familie, der Hauptstadt und des ganzen Landes war die Eröffnung der Eisenbahnlinie St. Petersburg–Moskau, deren Bau Alexander Nikolajewitsch seit Beginn der Arbeiten im Sommer 1843 beaufsichtigt hatte. Die Jungfernfahrt, die natürlich der kaiserlichen Familie vorbehalten blieb, war so terminiert worden, dass Nikolaus I. am 3. September 1851, dem 25. Jahrestag seiner Krönung, in Moskau sein konnte, wo er nach eigenem Bekunden beten und Gott danken, aber nicht feiern wollte.2 Doch wie immer hatte er dafür gesorgt, dass es seiner Frau an nichts fehlte. In dem für die Kaiserin bestimmten Waggon waren drei luxuriöse Zimmer mit Kamin, Küche, Keller und Eisschank eingerichtet worden, die Alexandra am Vorabend der Abfahrt bezog. Um ihren Schlaf nicht zu stören, fuhr der „Zarenzug“ am 31. August um 4 Uhr morgens besonders langsam an. Er erreichte Moskau 19 Stunden später, nachdem er mehrfach hatte halten müssen, weil Nikolaus, der sich als Ingenieur fühlte, einzelne Gleisabschnitte persönlich inspizieren wollte. Maria war froh, wieder einmal in Moskau zu sein. Am 13. November 1851 begann dann auch der reguläre Bahnverkehr zwischen den beiden Hauptstädten.3 Die Bahntrasse war 644 km lang. Die „Nikolaus-Bahn“, wie sie nach dem Tod des Kaisers genannt wurde, war eine Zeitlang die längste Bahn der Welt.

Wir wissen nicht, ob Alexander von Hessen und Julia Hauke noch an der Jungfernfahrt des „Zarenzuges“ teilgenommen haben. Vermutlich waren sie nicht dabei. Denn inzwischen hatte sich herausgestellt, dass Julia schwanger war, und Alexander wollte sie heiraten. Doch an eine Eheerlaubnis des Kaisers war nicht zu denken, da Julia nicht ebenbürtig war und eine Hofdame unmöglich die Schwägerin des Thronfolgers werden konnte. Zudem war Nikolaus beleidigt, weil Alexander seine Nichte verschmäht hatte. Er verbot die Heirat und verwies die beiden des Landes. Doch Alexander von Hessen hielt zu seiner Geliebten. Am 4. Oktober 1851 verließen die beiden St. Petersburg, Ende des Monats heirateten sie in der Schlosskirche zu Breslau. Vier Wochen später wurde dem Prinzen offiziell aus St. Petersburg mitgeteilt, dass er in einem Jahr wieder nach Russland einreisen könne, seine Gattin, Untertanin des Zaren, jedoch nie mehr. Da der Kaiser den Prinzen aus seiner Armee entlassen und ihm seinen Sold in Höhe von 12.000 Rubel sowie Julia ihre Waisenrente in Höhe von 2500 Rubel entzogen hatte, waren die beiden mittellos.4 Sie gingen zunächst nach Straßburg, wo Julia am 15. Februar 1852 ihre Tochter Marie Karoline, die spätere Fürstin zu Erbach-Schönberg, zur Welt brachte: Um die Peinlichkeit zu verbergen, dass die Geburt bereits vier Monate nach der Hochzeit erfolgt war, wurde als offizielles Geburtsdatum der Kleinen der 15. Juli 1852 angegeben. Nach der Niederkunft reisten die jungen Eltern weiter nach Darmstadt, wo man auch nicht gerade glücklich über ihre Heirat war. Den Titel einer Prinzessin von Hessen und bei Rhein durfte Julia, die sich nun „Julie“ nannte, jedenfalls nicht führen. Doch Ende November 1852 erschien im Großherzoglich Hessischen Regierungsblatt Nr. 37 eine Bekanntmachung die morganatische Ehe Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Alexander von Hessen und bei Rhein k.k. betreffend: „Seine königliche Hoheit, der Großherzog haben der in morganatischer Ehe verbundenen Gemahlin Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Alexander von Hessen und bei Rhein, Julie, geborenen Gräfin von Hauke, Titel und Wappen einer Gräfin von Battenberg mit dem Prädikate Erlaucht beizulegen, und dabei zugleich zu bestimmen geruht, dass Kinder, welche aus der besagten ehelichen Verbindung entstehen, ebenfalls den Titel Grafen und Gräfinnen von Battenberg mit dem angegebenen Wappen und Prädikate führen sollen.“ Damit war Julie in die Familie aufgenommen, die nicht thronberechtigte Linie Battenberg des Hauses Hessen begründet.A1

Da Großherzog Ludwig III. nicht wagte, die beiden im Alten Palais in Darmstadt wohnen zu lassen, richteten sie sich auf Schloss Heiligenberg ein, dessen Um- und Ausbau zum ständigen Wohnsitz durch Hofbaudirektor Georg Moller der Prinz schon von St. Petersburg aus veranlasst hatte.

Maria war froh, dass ihr „liebster Alex“ sein Glück gefunden hatte, und sie mochte Julia. Wie konnte sie ihr auch übelnehmen, dass sie ihren Bruder liebgewonnen hatte? Aber der Wille des Kaisers war nun einmal Gesetz. Der Abschied von Alex war der erste Bruch in Marias Petersburger Leben. Sie war untröstlich, weinte lange, und manche Zeitgenossen fanden, dass sie viel von der Heiterkeit verlor, die sie bis zu Alex’ Abreise ausgezeichnet hatte.5 Er fehlte ihr sehr. Er fehlte auch ihrem Mann, denn die beiden Alexander, Sascha und Alex, waren längst Freunde fürs Leben geworden. Im Juni 1853 sollte der Prinz, nachdem der Kaiser ihm das Recht wiedergegeben hatte, eine russische Uniform zu tragen, und der Großfürst-Thronfolger sich in Wien für ihn verwendet hatte, in die Dienste des Kaisers von Österreich treten. Seine Schwester aber war vorsichtig in der Wahl ihrer Hofdamen geworden.

Nixa, ihr Ältester, war nun neun Jahre alt und musste bereits Dienst als Palastwache tun. Wie üblich hatten er und seine Brüder in den ersten Lebensjahren englische Kindermädchen, die ihnen nebenbei auch Englisch beibrachten, so dass die Brüder bereits als Kinder fließend Englisch sprachen. Und wie üblich waren sie im Alter von fünf, sechs Jahren in Männerhände gekommen. Der für Nikolaus, Alexander und Wladimir ernannte Erzieher war General der Infanterie Nikolaj W. Sinowjew, der ehemalige Direktor des Pagenkorps, der ihnen die Liebe zum Militär und zur militärischen Disziplin beibringen sollte, selbstverständlich unter der strengen Oberaufsicht des Kaisers. Die kleinen Großfürsten, die schon als Neugeborene zu Regimentschefs ernannt und auch in verschiedene Garderegimenter eingeschrieben worden waren, mochten den General, der als ehrenwert, fürsorglich und verständnisvoll geschildert wird. Sie lernten, was sie zu lernen hatten.

Im August 1852 konnte Graf Reiset, der Erste Sekretär der französischen Botschaft in St. Petersburg, beobachten, wie Nixa einmal Posten vor dem kleinen Palast in Krasnoje Selo bezog, wo alljährlich das Sommerlager der Petersburger Garnison stattfand: „Im gleichen Augenblick fing es an zu gießen, und der kleine Prinz nahm im Schilderhäuschen den großen Mantel des Soldaten, den er abgelöst hatte, und zog ihn sich mehr schlecht als recht über, während er vor dem Tor des Palastes auf und ab ging. Dann sah ich, wie sich über diesem Tor ein Fenster öffnete und darin die Zesarewna erschien, heute die Kaiserin Marie, die ihren Sohn und die großen Wolken beobachtete und zugleich der Wache des jungen Prinzen mit mütterlicher Besorgnis zusah. Nichts war komischer und charmanter, als zu sehen, wie dieser kleine Kinderkopf aus dem großen grauen Mantel hervorlugte, der über den Boden schleifte, während der Regen in Strömen auf diesen kleinen kaiserlichen Wachposten fiel. Ich selbst bin ziemlich durchnässt in die Wohnung des Herrn von S. zurückgekehrt […], die sich in einem Holzhaus neben dem Palast befand, wo wir uns an einem Feuer wärmten, während der kleine Prinz seine erste Wache beendete.“6

Nixa war der Erstgeborene, und auf ihn konzentrierte sich alles. Schließlich würde er seinem Vater einmal auf den Thron folgen. Der Schwerpunkt seiner Erziehung lag auf dem Militärischen. Dem militärischen Erzieher folgte dann ein ziviler Erzieher, der die Fachlehrer für den gymnasialen Schulunterricht des Thronfolgers aussuchte und den gesamten Lernprozess beaufsichtigte. Als Fachlehrer wurden in der Regel angesehene Universitätsprofessoren engagiert. Dem gegenüber wurde die Erziehung Alexanders, des zweitältesten Sohnes, und der jüngeren Söhne weniger ernstgenommen. Sascha jun., die „kleine Bulldogge“, war nur für eine militärische Karriere vorgesehen. Das Lernen fiel ihm schwer. Die Mutter zog den Älteren sichtlich vor.

Die relative Vernachlässigung der nachgeborenen Söhne, besonders der „kleinen Bulldogge“, wirkt umso unverständlicher, als die jüngste Geschichte gezeigt hatte, dass nicht der ursprüngliche Thronfolger den Thron bestieg, sondern ein jüngerer Bruder, der nicht auf das Amt vorbereitet worden war. Nikolaus I., der seinem Bruder Alexander I. ursprünglich nicht nachfolgen sollte, hat immer seine „armselige“ Erziehung und seine mangelhafte Vorbereitung auf sein hohes Amt beklagt und eben deshalb seinem Sohn Alexander nicht nur eine ausgezeichnete Erziehung angedeihen lassen, sondern ihn auch früh in die Regierungsarbeit einbezogen. Allerdings hielten viele Zeitgenossen seinen jüngeren Bruder Konstantin, den General-Admiral, für begabter als Alexander. Konstantin mag sich auch selbst für den fähigeren Thronfolger gehalten haben. Jedenfalls scheint die Rivalität der Brüder ein Grund dafür gewesen zu sein, dass die Eltern ihren zweiten Sohn mehr oder weniger zurücksetzten.

Im März 1852 wurde Saschka sieben Jahre alt und zum Fähnrich ernannt, gehörte ab sofort zur Suite seines Vaters und war bei allen militärischen Zeremonien, Wachaufzügen und Paraden dabei. Er trug jetzt keine Kinderhemden mehr, sondern Militärkittel, und erhielt Zimmer zusammen mit Nixa, der auch sein bester Freund war und den er über alles liebte.

Am 9. Januar 1853 betrat Anna F. Tjuttschewa, die Tochter des Dichters und Diplomaten, den Winterpalast, um sich der Zesarewna vorzustellen. Fjodor I. Tjuttschew, Russlands erster „Dichter-Philosoph“ (Dostojewskij), war zwanzig Jahre in München und Turin auf Posten gewesen und erst 1844 nach Russland zurückgekehrt. In St. Petersburg hatte Fjodor Iwanowitsch eine Stelle als ZensorA2 für ausländische Literatur im Außenministerium gefunden, doch seine drei Töchter mussten auf eigenen Füßen stehen. Zum Glück war Tjuttschew, der zu den Slawophilen gehörte, aufgrund seines dichterischen Rufes hoffähig. Und so konnte sich Anna Fjodorowna, seine älteste Tochter, als Hofdame „bewerben“. Ihre Mutter war Deutsche gewesen, sie war in München groß und im Königlich Bayrischen Institut von Nymphenburg erzogen worden und sprach, als der Vater sie und ihre beiden Schwestern nach Russland kommen ließ, kein Wort Russisch. Nachdem sie es erlernt hatte, sprach sie es ihr Leben lang mit deutschem Akzent. Auch Anna hatte ihre Mutter früh verloren, sie war tief religiös, sehr ernst und nicht hübsch, lauter Eigenschaften, die Maria Alexandrowna bewogen haben mögen, sie in ihre Dienste zu nehmen. Anna hätte es lieber gesehen, wenn die Wahl der Zesarewna auf eine ihrer hübscheren Schwestern gefallen wäre, die eines der Petersburger Institute besucht hatten. Nach dem Skandal um Julia Hauke, die das Katharinenstift der Kaiserin Maria Fjodorowna absolviert hatte, wollte Maria jedoch keine „Institutka“ mehr um sich haben.7

Anna Tjuttschewa ist die wichtigste Augenzeugin und Chronistin der Jahre 1853 bis 1866, so dass wir über eine genaue Beschreibung nicht nur des Hoflebens, sondern auch der Lebensumstände der jungen Kaiserin Maria verfügen. „[…] als ich die Großfürstin zum ersten Mal sah, war sie schon 28 Jahre alt“, schreibt Anna Fjodorowna mit dem Abstand einiger Jahre. „Dennoch sah sie noch sehr jung aus. Ihr ganzes Leben hat sie dieses jugendliche Äußere bewahrt, so dass man sie mit 40 Jahren noch für eine Frau von Dreißig halten konnte. Ungeachtet ihrer Größe und ihrer Schlankheit war sie so schmächtig und zerbrechlich, dass sie auf den ersten Blick nicht den Eindruck einer Schönheit machte; aber sie war ungewöhnlich reizvoll und zwar von jenem ganz besonderen Reiz, den man auf alten deutschen Gemälden, in den Madonnen Albrecht Dürers, finden kann, die eine gewisse Strenge und Trockenheit der Formen mit einer eigentümlichen Grazie in der Bewegung und der Pose vereinen […]. Ihre Züge waren nicht regelmäßig. Schön waren ihre wunderbaren Haare, die zarte Farbe ihres Gesichts, ihre großen, ein wenig hervorstehenden blauen Augen, die sanft und eindringlich blickten. Ihr Profil war nicht hübsch, weil ihre Nase sich nicht durch Regelmäßigkeit auszeichnete und das Kinn leicht zurücktrat. Der Mund war fein geschwungen, die Lippen zusammengepresst, was Zurückhaltung bezeugte […] und ein kaum merkbares ironisches Lächeln stand in einem seltsamen Gegensatz zum Ausdruck ihrer Augen. […] Sie war extrem vorsichtig, und diese Vorsicht machte sie schwach im Leben, das so kompliziert ist […]. Von dieser Vorsicht kam eine große Unentschlossenheit, die die Beziehung zu ihr schließlich ermüdend und drückend machte.“8

Unterdessen spitzte sich die Orientfrage zu. Vordergründig ging es um die Privilegien der verschiedenen Konfessionen bei der Betreuung der heiligen Stätten des Christentums in Palästina, das damals zum Osmanischen Reich gehörte, und um den Schutz der christlichen Untertanen des Sultans, tatsächlich aber um den inneren Zerfall der Türkei, des „kranken Mannes am Bosporus“, also um Russlands künftige Stellung auf dem Balkan und im Nahen Osten. Nikolaus I. war der Ansicht, dass die Tage des Halbmondes in Europa gezählt waren, und hätte „den kranken Mann“ gern beerbt. Doch eine Erweiterung der russischen Machtstellung in der Region konnte keine der anderen europäischen Mächte zulassen.

Nachdem der Sultan im Februar 1852 gemäß älterer Verträge neun heilige Orte, die sich in der Obhut der Orthodoxen befanden, an die Katholiken übergeben hatte, ein Erfolg, den der neue französische Staatspräsident Louis Napoleon Bonaparte für sich verbuchte, fühlte sich Nikolaus düpiert und verlangte die Wiederherstellung der orthodoxen Rechte an den Heiligen Stätten, sah sich aber auch schon als Befreier der Balkanslawen vom türkischen Joch: Er würde die Türken aus Konstantinopel verjagen und das Kreuz wieder auf der Hagia Sophia errichten. Doch der Sultan, gestützt von England und Frankreich, gab nicht nach.

Hinzu kam die Animosität zwischen Nikolaus und Louis Napoleon, der sich Anfang Dezember 1852 nach einem Plebiszit zum Kaiser der Franzosen hatte ausrufen lassen. Nikolaus versagte dem Parvenü die Anerkennung als seinesgleichen, indem er ihn in seinem ersten Brief nicht mit dem unter Monarchen üblichen „Monsieur mon frère“ anredete, sondern mit „Mon bon ami“.A3 „Napoleon III. hat unser ami anstatt frère glücklich geschluckt, obgleich es ihm nicht schmeckt“, schreibt Maria ihrem Bruder Alex im Januar 1853. „Was die Türkei betrifft, sind wir nicht so sicher; es kann noch zum Streite kommen … ein Teil der Reserven wird einberufen; man ist im Publikum sehr damit beschäftigt und die Kriegsgerüchte verbreiten sich überall.“9

Es kam zum Streit. Zwar war der Sultan bereit, Nikolaus in der Frage der Rechte der Orthodoxen in Palästina entgegenzukommen, doch eine Konvention über ein Protektorat des russischen Zaren über die orthodoxen Christen im Osmanischen Reich lehnte er kategorisch ab, worauf der kaiserliche Unterhändler Konstantinopel brüsk verließ. Am 31. Mai machte die russische Regierung die Pforte für den Abbruch der diplomatischen Beziehungen verantwortlich und stellte ihr ein achttägiges Ultimatum, das ohne Wirkung blieb.10 Daraufhin erließ Nikolaus am 14./26. Juni 1853 in Peterhof das Manifest „Über den Vormarsch russischer Truppen in die Donaufürstentümer“, in dem er die Besetzung der unter türkischem Protektorat stehenden Fürstentümer Moldau und Walachei „als Pfand“ für die Erfüllung seiner Forderungen ankündigte, sich aber bereit erklärte, den Marsch seiner Truppen anzuhalten, wenn sich die Pforte „hoch und heilig“ verpflichte, die Unantastbarkeit der orthodoxen Kirche zu garantieren.

„Heute oder morgen erwarten wir eine entscheidende Antwort aus Konstantinopel“, schreibt Maria ihrem Bruder, „ich hoffe immer noch, es kommt nicht zum Krieg, höchstens zur Besetzung der Donauprovinzen.“11 Doch es kam zum Krieg. Nachdem die Russen die Fürstentümer in den ersten Julitagen tatsächlich besetzt hatten und mehrere Versuche, den Konflikt doch noch auf diplomatischem Wege beizulegen, gescheitert waren, erklärte die Pforte Russland am 16. Oktober 1853 den Krieg. Am 17. Oktober 1853 brachte Maria in Zarskoje Selo ihre Tochter Maria zur Welt, die künftige Herzogin von Edinburgh und spätere Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha, die in der Familie „Ente“ gerufen wurde.

Als der Hof im Spätherbst in die Hauptstadt zurückkehrte, hatte der Architekt Harald D. Bosse die Umgestaltung ihres Boudoirs wunschgemäß abgeschlossen. Das Boudoir hatte nun einen elegant möblierten Alkoven, der durch einen von zwei Karyatiden getragenen Bogen vom Hauptraum abgetrennt worden war. Die zuvor blau bespannten Wände hatte Bosse mit granatroter Brocatelle bezogen. Das Interieur gilt als eines der besten Beispiele für den Stil des in der Mitte des 19. Jahrhunderts populären „zweiten Rokoko“. Das Aquarell von Eduard Hau aus dem Jahre 1861 lässt das Ambiente nachempfinden, in dem Maria mit ihren Gästen gesessen und geplaudert hat.

Es gab allerdings keinen größeren Gegensatz als den zwischen dem Luxus dieses und der anderen Interieurs und den „ärmlichen Gehöften“, den „kärglichen Gefilden“ und der „nackten Demut“ in Fjodor Tjuttschews Gedicht Russland (1855), das Maria besonders liebte. Dieses Russland kannte sie nicht.

Dabei lieh sie sich, ganz wie ihre Schwiegermutter, Bilder aus der Ermitage für ihre Räume aus. Auf den erwähnten Aquarellen kann man gut erkennen, um welche Gemälde es sich im Lauf der Jahre handelte. Im Boudoir hing Dominikinos Johannes der Täufer, der laut ihrem Testament hängen bleiben sollte, solange Alexander nebenan wohnte. (Hau, 1861) Im Himbeerfarbenen Kabinett hing Raffaels Madonna Alba, die Nikolaus 1836 gekauft hatte. Später kam die kleine Madonna Litta von Leonardo da VinciA4 hinzu, die Alexander 1865 bei der Familie des Grafen Litta in Mailand kaufen ließ. (Premazzi, 1869) Maria liebte die alten Meister, unter den zeitgenössischen Künstlern bevorzugte sie den Estländer Carl Timoleon von Neff, der die Malereien in der Isaak-Kathedrale und in der kleinen Palastkirche ausgeführt hatte und 1864 zum Leiter der Gemäldegalerie der Ermitage bestellt werden sollte.

Von unbeschwerten Soireen im neuen Boudoir konnte freilich vorerst keine Rede sein, denn am 1. November 1853 erließ Nikolaus I. in Zarskoje Selo das Manifest „Über den Krieg mit der Ottomanischen Pforte“. Darin bezog er sich auf sein Manifest vom 14./26. Juni des laufenden Jahres, in dem er seinen „geliebten treuergebenen Untertanen“ die Gründe dargelegt hatte, die ihn bewogen, von der Ottomanischen Pforte „eine feste Garantie der heiligen Rechte der Rechtgläubigen Kirche“ für die Zukunft zu fordern. Alle seine Anstrengungen seien aber nutzlos geblieben, daher habe er seine Truppen in die Donaufürstentümer führen müssen. Dabei habe er gehofft, dass die Pforte ihren Irrtum erkennen und seine gerechten Forderungen doch noch erfüllen werde. Diese Erwartung sei nicht gerechtfertigt gewesen. Die Geduld Russlands habe die Pforte mit der Kriegserklärung beantwortet und mit Kriegshandlungen an der Donau begonnen. Russland bleibe nichts anderes übrig, als zu den Waffen zu greifen, um die Türkei zu zwingen, seine, des Kaisers, moderaten Forderungen und seine berechtigte Sorge um den Schutz des orthodoxen Glaubens im Orient anzuerkennen.12

Russland führte also wieder Krieg gegen die Türkei. Es war der zehnte russisch-türkische Krieg, und er ließ sich zunächst gut für die Russen an. Am 30. November 1853 zerstörte Admiral Nachimow die türkische Flotte im Hafen von Sinope und nahm Vizeadmiral Omar Pascha, den türkischen Oberkommandierenden, gefangen. Die türkische Niederlage nahmen England und Frankreich zum Anlass, aufseiten der Pforte in den Krieg einzutreten, sie hatten kein Interesse an der Schwächung der Türkei. Mithin hatte Nikolaus die Bereitschaft der beiden Mächte, die Türkei zu unterstützen, fatal unterschätzt.

Am 15./16. März 1854 erklärten sie Russland den Krieg. Anfang 1855 sollte sich ihnen noch das Königreich Sardinien anschließen, so dass aus dem russisch-türkischen ein europäischer Krieg wurde, der das seit 1815 bestehende System der Pentarchie, der fünf Großmächte, und das von ihnen installierte europäische Gleichgewicht nachhaltig zerstörte. Der Krimkrieg war der erste Stellungskrieg der Geschichte, beinahe schon ein Weltkrieg, da er auch in Asien geführt wurde.

Schon am 14./26. Juni 1854 – die kaiserliche Familie war bereits in Peterhof – erschien die englische Flotte zum ersten Mal vor Kronstadt. Einige Tage zuvor war das Thronfolgerpaar in Begleitung seiner Söhne und mehrerer Familienmitglieder in der Inselfestung Kronstadt gewesen, um die Forts zu besichtigen, die in Erwartung der feindlichen Flotten befestigt wurden. Dabei hatten sie einen Probealarm miterlebt, der Anna Tjuttschewa glauben ließ, dass die Soldaten sich im Ernstfall begeistert und unter Missachtung von Gefahr und Leiden in den Kampf stürzen würden. „Nach diesen militärischen Zerstreuungen kehrten wir auf die Jacht zurück“, schreibt sie. „Der Zesarewitsch mit seinem schönen, guten Gesicht und neben ihm die Zesarewna, so elegant, apart und graziös, umgeben von ihren hübschen Kindern, stellten ein reizendes Paar dar. Die Soldaten unten beim Fort in ihren groben grauen Kitteln, sonnenverbrannt und mager, bildeten eine völlig andere Gruppe. Als der Zesarewitsch sich von ihnen verabschiedete, begleiteten sie ihn mit anhaltenden Hurra-Rufen.“13

Das Ganze kann man sich gut vorstellen. Alles war ruhig, der Krieg weit weg und das Wetter wunderbar. Nach ihrer Rückkehr von Kronstadt fuhren die kaiserlichen Sommerfrischler in Booten von Peterhof aus auf den Finnischen Meerbusen hinaus und genossen die weißen Nächte. Sechs Tage später war sie wieder da, die englische Flotte, zuerst 18, dann 20 Schiffe. Gegen Abend forderte Maria ihre Hofdamen zu einer Spazierfahrt auf. „Sie wollten die Feinde sehen“, schreibt Anna Tjuttschewa. „Der Zesarewitsch und die Zesarewna setzten sich mit ihren vier Söhnen in einen englischen Kremser. Sogar der kleine Alexej, der erst vier Jahre alt ist, fuhr mit, sehr aufgeregt in Erwartung der Engländer.“14 Auf dem Balkon des Palastes in Oranienbaum, der etwas höher liegt, war eine ganze Batterie Teleskope und Fernrohre aufgestellt.

In der gleißenden Sonne waren die Schiffe nur schemenhaft zu erkennen, doch sie lagen da. Die Erschütterung war enorm. Man konnte nun damit rechnen, dass die Engländer schießen würden, und mochte es doch nicht glauben. In diesem Jahr wurde der Geburtstag des Kaisers am 6. Juli nicht gefeiert.

Die Frage war, wie würde Österreich sich verhalten? Würde es eingreifen oder neutral bleiben? Wien forderte Nikolaus ständig auf, seine Truppen aus den Donau-Fürstentümern abzuziehen, und bewies schon damit seine Undankbarkeit. Hatte er das Land 1848/49 nicht vor dem Zerfall gerettet, indem er die ungarische Revolution niederschlug? „Der Kaiser von Österreich ist toll“, schreibt Maria ihrem Bruder Alex, der nun österreichischer (!) Generalmajor war, „das Wohl seines Kaiserreiches in dem zu sehen, was, glaube ich, sein Untergang sein wird … Dich im Dienste dieses undankbaren und perfiden Österreich zu sehen, schmerzt mich tief, aber mein Gott, was soll man machen? Man muss sich eben fügen.“15

Obendrein übermittelte Wien am 18. Juli auch noch eine von Napoleon III. entworfene Friedensnote, die sog. „vier Punkte“, die Nikolaus nach Rücksprache mit London, Berlin und Konstantinopel als Grundlage für Friedensverhandlungen zugestellt wurden. Demnach sollte an die Stelle der russischen Schutzherrschaft über die Donaufürstentümer eine Garantie ihrer Stellung durch die fünf Großmächte England, Frankreich, Österreich, Preußen und Russland treten. Nach dem Abzug der Russen sollten die Österreicher sie vorübergehend besetzen. Die fünf Mächte sollten die freie Schifffahrt auf der Donau garantieren, Bosporus und Dardanellen sollten für russische Kriegsschiffe geschlossen werden, und den Schutz der nichtmuslimischen Untertanen des Sultans sollten die fünf Großmächte gemeinsam übernehmen.

Nikolaus reagierte nicht gleich auf die Note. Während er sich Zeit ließ, setzten Engländer und Franzosen von Warna aus auf die Krim über und landeten Mitte September nördlich der Festung und Hafenstadt Sewastopol, die sie nach vergeblichen Versuchen der Russen, sie aufzuhalten, Mitte Oktober erreichten. Am 17. Oktober 1854 wurde Sewastopol zum ersten Mal bombardiert.

Inzwischen hatte Nikolaus seine Truppen aus den Fürstentümern abgezogen, und die Österreicher waren eingerückt. Im Oktober zogen sie 300.000 Mann an der russischen Grenze zusammen und banden dadurch erhebliche russische Streitkräfte, die auf der Krim fehlten. Anfang Dezember schloss Österreich auch noch einen Bündnisvertrag mit England und Frankreich, demzufolge keiner der Partner einen Separatfrieden mit Russland abschließen durfte und alle drei sich vorbehielten, die „vier Punkte“ noch zu verschärfen.

Nikolaus war zutiefst enttäuscht und empört. Nein, nie würde er Wien verzeihen, dass es sich, obwohl nicht kriegführend, faktisch doch aufseiten der Westmächte Frankreich und England gestellt hatte. Preußen blieb neutral, hatte aber die vier Punkte gebilligt. Das gefiel Nikolaus ebenso wenig. Er grollte auch seinem Schwager in Berlin. Wahrscheinlich wurde ihm nun allmählich klar, dass die Zeiten der Heiligen Allianz vorbei waren und er allein gegen ganz Europa stand. Er war besorgt. Wie mag sich da erst seine Schwiegertochter gefühlt haben, deren Bruder den verhassten Habsburgern diente? Maria war schon längst eine glühende russische Patriotin geworden, ihr Bruder aber stand im feindlichen Lager! Ihre Lage war nicht einfach, das Hofleben nicht geeignet, sie zu zerstreuen.

„Inzwischen verläuft das Leben hier leer und leichtsinnig, wie immer“, klagt Anna Tjuttschewa, die dem Hofleben auch nichts abgewinnen konnte. „Die gleichen Spaziergänge, die gleichen Essen und Frühstücke, zu denen sich wider Willen das ganze Hofpersonal versammelt.“16 Eine Woche später schreibt sie: „Eigentlich sollten wir Gattschina Dienstag verlassen, aber die Zesarewna ist unwohl, und die Abreise wurde auf Samstag verschoben. Dieses mondäne Leben auf dem Land, in dem man nur in seine Räume zurückkehrt, um sich umzuziehen, wirkt letztlich demoralisierend und abstumpfend. Es gibt gar keine Möglichkeit zu lesen oder sich sonstwie zu beschäftigen, weil man gezwungen ist, mit Leuten zusammen zu sein, mit denen man keinerlei gemeinsame Interessen hat, weder intellektuelle noch seelische. Dieses leichtsinnige Leben entspricht der inneren Stimmung noch weniger: Die Wichtigkeit der Ereignisse sollte die oberflächlichsten Menschen zwingen, nachzudenken und sich zu sammeln.“17

Nikolaus I. starb völlig unerwartet am 2. März 1855 an einer Lungenentzündung, die sich aus einer Erkältung entwickelt hatte. Er war 59 Jahre alt und – nachdem er Zeit seines Lebens täglich 17, 18 Stunden gearbeitet hatte – am Ende seiner Kräfte. Die schlechten Nachrichten vom Kriegsschauplatz hatte er nicht mehr verkraftet. Wie sollte er auch begreifen, dass seine so glänzend gedrillte Paradearmee eine Schlacht nach der anderen verlor und den Feind nicht zurückwerfen konnte?

Der Tod Nikolaus’ I. ist vielfach beschrieben worden. Er starb in großer Würde auf seinem Feldbett im kleinen Kabinett im Erdgeschoss des Winterpalastes, nachdem er sich von seiner großen Familie, von vielen Untergebenen und Bediensteten verabschiedet hatte. „Diene Russland“, sagte er seinem Sohn, „ich wollte alles Schwierige, Schwere auf mich nehmen, dir ein friedliches, geordnetes, glückliches Reich hinterlassen … Die Vorsehung hat anders entschieden …“18 Als er kaum noch sprechen konnte, ballte er die Faust und wandte sich noch einmal an den Sohn: „Halte alles zusammen, halte alles zusammen!“19 Er wusste, dass Alexander es nicht leicht haben würde.

Von seiner Schwiegertochter hatte sich der Sterbende mit einer besonderen Bitte verabschiedet: Sie sollte sich nach seinem Tod um Kaiserin Alexandra kümmern. Dazu war Maria gern bereit, sie mochte Alexandra sehr und litt mit ihr. Der Tjuttschewa vertraut sie anderntags an: „‚Heute Nacht hat sich mir das Geheimnis der Ewigkeit eröffnet, und ich bitte Gott, nicht zuzulassen, dass ich das je vergesse.‘ Dann sprach sie ausführlich mit mir über die letzten so gehobenen Lebensminuten des Kaisers Nikolaus, über seinen Charakter, seine Liebe zu den Seinigen und über seine große Anhänglichkeit an sie und ihr Gefühl für ihn: ‚Zweifellos war das der Mensch, den ich nach meinem Mann am meisten geliebt habe und der mich mehr als alle anderen geliebt hat.‘“20 An diesem Morgen erschien die unglückliche Alexandra „ganz in Weiß bei Sohn und Schwiegertochter, die nun Kaiser und Kaiserin waren, um sie ihrer Ergebenheit zu versichern und ihnen ihren mütterlichen Segen zu erteilen. Alexander und Maria waren zutiefst gerührt von dieser Geste. Alle drei weinten.21

Auch von seinen Enkeln hatte Nikolaus sich verabschiedet und allen aufgetragen, Russland zu dienen. Wenige Tage nach dem Tod des Großvaters wurde Anna Tjuttschewa Zeugin einer Auseinandersetzung im Kinderzimmer: „Die kleinen Großfürsten Nikolaus und Alexander haben mich sehr amüsiert. Sagt der kleine Großfürst Nikolaus mit wichtiger Stimme: ‚Papá ist jetzt so beschäftigt, dass er ganz krank vor Müdigkeit ist. Als Großvater noch lebte, hat Papá ihm geholfen, aber Papá hat niemanden, der ihm hilft. Onkel Konstantin ist zu beschäftigt in seiner Abteilung, Onkel Niks und Onkel Mischa sind zu jung, und ich bin noch zu klein, um ihm zu helfen.‘ Darauf antwortete sein Bruder Alexander schnell: ‚Das stimmt nicht, dass du zu klein bist, du bist einfach zu dumm.‘ Der Thronfolger, durch diese respektlose Unterstellung aus der Geduld gebracht, griff nach einem Kissen und warf es seinem Bruder in den Rücken. Großfürst Alexej hielt es für nötig, die Seite der Opposition einzunehmen und fing seinerseits an zu schreien: ‚Du bist dumm, einfach dumm.‘ Es kam zu einem Gerangel, und der Thronfolger entfernte sich, schwer gekränkt durch den Mangel an Vertrauen seiner Brüder in seine Führungsfähigkeiten.“22

Die Diskussion über das Regime Nikolaus’ I., der Russland in den Stillstand und in einen überflüssigen Krieg geführt hatte, der eine Atmosphäre im Lande erzeugt hatte, die vielen seiner Untertanen die Luft zum Atmen nahm, ließ nicht auf sich warten. Die Kaiserinmutter und der junge Kaiser beteiligten sich natürlich nicht daran, wohl aber Konstantin Nikolajewitsch, der General-Admiral, der während seiner Marineausbildung einen tieferen Einblick in den russischen Alltag gewonnen hatte als sein Vater und sein Bruder. „Wir haben uns dreißig Jahre geirrt und denken, dass wir uns damit zufrieden geben können, dass wir endlich beliebten, die Fehler zu bemerken“, schreibt der Großfürst an den späteren Innenminister Walujew, „aber wir wollen ihre unvermeidlichen Folgen nicht zulassen. An diese dreißig Jahre werden wir uns nicht nur einmal erinnern.“23

Auch Anna Fjodorowna hatte der verstorbene Herrscher enorm imponiert. Ihr Vater war weniger begeistert. In seinem Epitaph für Nikolaus I. fällt Fjodor Tjuttschew ein vernichtendes Urteil über den verstorbenen Monarchen:

Nicht Gott hast du gedient, nur deinem Spiegelbilde,
Du dientest nicht einmal dem eignen Land.
Und alle Dinge, die du tatst, bösartig oder milde,
Es waren alles Lügen, leere Wahngebilde:
Kein Zar warst du, nur Schmierenkomödiant.

1855 (Aus dem Russ. von Eric Boerner)

Die Beurteilung Nikolaus’ I. schwankt bis heute, doch einen Schmierenkomödianten würde ihn kein Historiker mehr nennen. Er war ein Prinzipienreiter, ein Pedant, der nicht über seinen selbstherrlichen Schatten springen konnte, er war rechthaberisch und eitel, aber er war weder ein Tyrann noch ein Bösewicht.

Am 19. Febr./2. März erließ Alexander II. das Manifest über seine Thronbesteigung, das zuerst in der Großen Palastkirche und dann in allen Kirchen des Landes verlesen wurde. In der Einbildung des Volkes war der junge Kaiser ein Halbgott, von dem Milde und Licht erwartet wurden.24 In der Petersburger Gesellschaft war von nahen Veränderungen und Erleichterungen die Rede, auch hier waren die Erwartungen groß. Dabei gab es eigentlich keinen Grund, in Alexander II. einen Liberalen zu sehen. Alexander Nikolajewitsch war der Sohn seines Vaters und nie durch Aufmüpfigkeit oder Kritik aufgefallen. Er hatte alle Aufträge des Vaters ausgeführt und loyal mit ihm zusammengearbeitet. Die Autokratie war auch für ihn gottgegeben, an Reformen hatte er als Thronfolger nicht gedacht.

Für diejenigen, die ihn kannten und für einen Januskopf hielten, war es daher keine Überraschung, als er am 7. März vor dem diplomatischen Corps erklärte, dass er sich an die politischen Prinzipien seines Vaters halten wolle. Pietät, Rücksichtnahme, Taktik? Natürlich wusste Alexander nur zu gut, dass er das Land nicht mehr wie sein Vater würde regieren können. Russland war kein Kasernenhof, auf dem alle nur zu gehorchen hatten, Russland war ein lebendiger Organismus, der endlich freier atmen wollte. Das Land lechzte geradezu nach Veränderungen, und der unglückliche Verlauf des Krimkrieges hatte gezeigt, dass Veränderungen nötig waren.

„Aber überall herrscht eine gewisse Unschlüssigkeit, eine Ungewissheit, was sein wird und was namentlich die Regierung will“, notiert eine aufmerksame Zeitgenossin, „alle fühlen, dass es irgendwie leichter wird, sowohl hinsichtlich der Kleidung als auch hinsichtlich des Geistes. F.I. Tjuttschew hat die heutige Zeit sehr schön ‚Tauwetter‘ genannt.A5 Genauso. Aber was folgt auf das Tauwetter? Der Frühling und ein schöner Sommer wären gut, aber wenn dieses Tauwetter vorübergehend ist und der Frost von neuem alles einhüllt, dann wird es noch schwerer.“25 In der Gesellschaft nahm kaum noch jemand ein Blatt vor den Mund, und sogar bei Hofe hatte Tauwetter eingesetzt. Denn am 7. April traf Alexander von Hessen wieder in St. Petersburg ein. Mehr als drei Jahre hatte Maria den geliebten Bruder nicht gesehen. Sie war überglücklich.

Im Laufe des Jahres wurden die schikanösen Beschränkungen an den Universitäten, die nach den europäischen Revolutionen von 1848/1849 eingeführt worden waren, aufgehoben und Reisen ins Ausland wieder erlaubt. Im Dezember 1855 wurde das Oberste Zensurkomitee abgeschafft. Das waren wichtige Schritte. Allerdings machte Alexander den Fehler, die Würdenträger seines Vaters zunächst auf ihren Posten zu belassen, Männer, die nicht gewillt waren, Veränderungen zu akzeptieren, geschweige denn mitzutragen, und die Partei der „Retrograden“ war stark.

Am 2. Mai übersiedelte der Hof nach Zarskoje Selo. In diesem ersten Sommer nach Nikolaus’ Tod fanden dort keinerlei Festivitäten statt. Abends versammelten sich die engsten Vertrauten der kaiserlichen Familie im Alexander-Palast, saßen still bei der Kaiserinmutter und trauerten mit ihr. Danach kehrten Alexander und Maria in den Katharinenpalast zurück, wo sie dieselben Zimmer im Subow-Flügel bewohnten, die sie schon als Thronfolger bewohnt hatten. Nur die beiden jüngeren Kinder hatten sie bei sich, die älteren Söhne lebten bei ihrer kaiserlichen Babuschka im Alexander-Palast.

„Der Kaiser und die Kaiserin lieben diesen Aufenthaltsort sehr“, schreibt Anna Tjuttschewa. „Sie leben hier ein intimes, enges Familienleben. Die Zimmer der jüngeren Kinder, die noch von den Ammen auf den Armen getragen werden, befinden sich hier Tür an Tür mit dem Zimmer der Kaiserin, während die kleinen Kinder in der Stadt auf einer anderen Etage leben. Wenn die Kaiserin an ihrem Schreibtisch arbeitet oder sogar wenn sie jemanden in ihrem Kabinett empfängt, hört man die ganze Zeit das Tippeln kleiner Füßchen und sieht mal den kleinen Großfürsten Aleksej, mal die kleine Großfürstin Maria, die zu ihrer Mama durchbrechen, irgendein Spielzeug mitschleppen und sich ohne Zeremonien zum Spielen auf dem Sofa oder auf dem Teppich bei der Kaiserin niederlassen. Während des Spaziergangs, den Ihre Majestäten dreimal täglich unternehmen – morgens vor dem Frühstück, tagsüber zwischen zwei und vier vor dem Essen und abends zwischen sieben und acht Uhr – begleiten sie immer alle ihre Kinder, tollen fröhlich um sie herum und spielen mit den Hunden des Kaisers, die auch an den Spaziergängen teilnehmen. So fühlen Ihre Majestäten sich hier wohl, sie sind nicht an die Etikette gebunden und durch das städtische Leben eingeengt, und ihre Seele breitet sich in Freiheit aus.“26

Am 26. Mai 1855 erschien die englische Flotte erneut vor der Seefestung Kronstadt. 13 Schiffe. Alexander fuhr sofort los, um sie sich anzusehen, aber als er ankam, waren sie wieder verschwunden. Am 31. Mai zeigten sich noch einmal feindliche Schiffe vor der Inselfestung. Alexander fuhr wieder hin und erklärte anderntags zufrieden, dass die englische Flotte wieder weg sei.27 Einigermaßen beruhigt übersiedelte der Hof nach Peterhof. „Dieser Ort ist mir äußerst unsympathisch“, schreibt Anna Fjodorowna über diese Sommerresidenz. „Hier spielt man bürgerliches und bäuerliches Leben. Der Kaiser, die Kaiserin und andere Mitglieder der Familie leben auf verschiedenen Farmen, in Cottages und Chalets, in allen möglichen Pavillons, die verstreut im Park Alexandria liegen, wo alle diese Großen der Welt sich der Illusion hingeben, dass sie einfache Sterbliche sind. Wenn es regnet, und das ist in Peterhof gewöhnlich der Fall, erscheinen im Schlafzimmer der Kaiserin Frösche, weil dieses Zimmer auf einer Ebene mit dem sumpfigen Boden liegt, der mit prächtigen Blumenbeeten bedeckt ist, die hier unter riesen Kosten angelegt wurden. Die Feuchtigkeit ist so groß, dass in ihren Kommoden und Schränken Pilze wachsen, und sie leidet den ganzen Sommer unter Entzündungen und Rheuma.“28

Die wichtigste Frage für den neuen Kaiser war, ob der Krieg fortgesetzt werden sollte oder ob er beendet werden musste. Alexander wusste, dass kein Geld da war, dass die Gewehre seiner Soldaten noch aus den Napoleonischen Kriegen stammten, dass die Korruption blühte und die Logistik nicht klappte. Eine Eisenbahnlinie auf die Krim gab es noch nicht. Er wusste auch, dass seine Armeen schlecht geführt wurden.

Am 20. Juni ging die englische Flotte vor dem Hafen von Kronstadt sogar vor Anker. Aus Oranienbaum konnte man nun schon die Besatzungen an Deck erkennen. Von Stunde zu Stunde war mit dem Beginn der Bombardierung zu rechnen …29 Kurz entschlossen fuhr die kaiserliche Familie samt Suite an Bord ihrer Jacht wieder nach Kronstadt, um sich die Schiffe näher anzusehen. Man fuhr in „schrecklichen Droschken“ durch dicke Staubwolken zur Batterie Nr. 4 im Norden und erblickte neun feindliche Schiffe, die in nur sechs Werst Entfernung auf der spiegelglatten Wasseroberfläche lagen. Es war wieder ein wunderbarer Sommertag.30

Aber alle hatten das Gefühl, dass sich ein großes Unglück anbahnte und dass die Lage ernst war. Bemerkenswert fand Anna Fjodorowna, dass sich der Kaiser und die Kaiserin „unter vier Augen nicht genieren, darüber zu sprechen, dass unsere Politik in der Vergangenheit von Grund auf falsch war, weil sie die Interessen Westeuropas stärker im Auge hatte, die nichts mit den Interessen Russlands gemeinsam hatten, während die Interessen der slawischen und orthodoxen Welt, mit denen Russland solidarisch ist, überhaupt nicht beachtet oder hintenan gestellt und den Interessen Europas zum Opfer gebracht wurden.“ Zwar werde Frieden geschlossen werden, hört sie die Kaiserin einem Besucher sagen, „aber nicht so bald und natürlich nicht auf der Grundlage der vier Punkte.“31 Anna war erleichtert. Ende Juli notiert sie: „Heute wurde der Geburtstag der Kaiserin gefeiert. Sie ist 31 Jahre geworden …“ Die noch nicht zweijährige Maria sagte einen englischen Vierzeiler auf und wurde wegen ihrer guten Aussprache gelobt.32

In der Woche nach Marias Geburtstag bombardierte die englische Flotte 40 Stunden lang die Festung Sveaborg (Suomenlinna), den russischen Marinestützpunkt vor Helsinki, Hauptstadt des seit 1809 zu Russland gehörenden Großfürstentums Finnland. Der Eindruck war verheerend, und die Kaiserin untertrieb, als sie ihrem Bruder schrieb: „Der einzige Schaden ist der Holzvorrat der Marine für den Winter, der verbrannt ist. Costy (Großfürst Konstantin) möchte wissen, wem es mehr kostete, ihm, sein Holz zu erneuern, oder ihnen, ihre tausend und abermals tausend von Bomben und Raketen, mit denen sie Sweaborg regaliert haben. Mit Bezug darauf erzählt er, dass, als Ludwig XIV. Algier bombardieren ließ und die Stadt in Brand setzte, der Bey nach der Übergabe den befehligenden französischen Admiral beiseite nahm und ihn fragte, was die Unternehmung den König gekostet habe. Als daraufhin der Seeoffizier eine sehr bedeutende Summe nannte, rief der Bey aus: ‚Ach, warum hat er mir das Geld nicht gegeben, ich hätte meine Stadt dann selbst angezündet.‘“33

Am 8. September 1855 ergab sich Sewastopol nach fast einjähriger Belagerung, und die Russen zogen ab. Alexander II. liefen die Tränen über die Wangen, als er die Nachricht vom Abzug der tapferen Verteidiger erhielt, aber er schien nicht zu merken, dass er weinte. „Heute Morgen sah ich die Kaiserin“, schreibt Anna Tjuttschewa tags darauf. „Rein äußerlich war sie ruhig wie immer, aber so blass! Sie sagte mir: ‚Es ist nicht an uns, über Gottes Wege zu urteilen. All die Prüfungen sind nötig, um uns zu dem Ziel zu bringen, das nur ihm bekannt ist.‘ Sie sagte mir, dass der Herrscher ungeachtet der Tatsache, dass er zutiefst erschüttert sei, den Mut nicht verliere und nicht am Sieg der großen Idee zweifele, für die Russland kämpft, dass er niemals nachgeben werde, wenn es um Russlands Ehre und Ruhm geht.“34

Inzwischen war in der Juniausgabe des Sowremennik die erste der drei Sewastopoler Erzählungen von Leo N. Tolstoj erschienen: Sewastopol im Dezember, und der Autor arbeitete an Sewastopol im Mai. Alexander hatte die erste Erzählung im Sowremennik gelesen und war tief beeindruckt. Tolstoj selbst war im November 1854 auf die Krim versetzt worden und hatte bis August 1855 als Artillerieoffizier an der Verteidigung Sewastopols teilgenommen. Er wusste also, wovon er sprach. Sein Held war nach eigenem Bekunden die Wahrheit, und die roch nach Blut, Qualen und Tod. Die Zeitgenossen betrachteten die Erzählungen eher als journalistische Arbeiten, und in der Tat war Tolstoj der erste Kriegsberichterstatter Russlands. Was er schilderte, war die Wirklichkeit des Krieges. Alexander II. empfahl, die Erzählung ins Französische zu übersetzen.

Die Lektüre mag ihn in seinem Entschluss bestärkt haben, sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, ehe er entschied, ob er den Krieg fortsetzen oder beenden sollte. Am 8./20. September, dem Geburtstag des Thronfolgers, reiste er von Moskau aus für zwei Monate in die südlichen Gouvernements, besuchte Odessa und Nikolajew, schließlich auch die Krim, sprach mit Soldaten, Offizieren und Gefangenen, in einem Lazarett in Simferopol auch mit Verwundeten und gelangte zu der Einsicht, dass der Krieg zu beenden war. Mitte November kehrte er nach Zarskoje Selo zurück. Anna Tjuttschewa fand, dass er gut aussah, er selbst war froh, die Reise gemacht zu haben.35

Während seiner Abwesenheit hatte Maria das Moskauer Erziehungshaus besichtigt, das Katharina II. einst gegründet hatte, und hinter der schönen Fassade viele Unzulänglichkeiten und Mängel festgestellt. Besonders die Oberflächlichkeit und Weltfremdheit der Heimerziehung fand sie unerträglich. Sie nahm sich vor, hier möglichst bald etwas zu ändern.

In diesem Jahr verzichtete der Hof auf den üblichen Jagdaufenthalt in Gattschina und kehrte aus Zarskoje in die Hauptstadt zurück. Ungern, wie Anna Fjdorowna scheibt: „Der Kaiser und die Kaiserin ziehen heute in die Stadt um. Sie sind damit sehr unzufrieden, weil das Leben in Zarskoje ihnen sehr gefällt. Besonders der Kaiserin wird die Nähe zu den Kindern fehlen, die hier neben ihr leben, in der Stadt aber auf einer anderen Etage. Hier kommt die kleine Großfürstin jede Minute zur Kaiserin gelaufen, ständig sind ihre Kinderschrittchen zu hören, jede Minute erscheint ihr lächelndes Gesichtchen in der Tür. Jeden Abend befasst sich die Herrscherin selbst mit der Toilette ihrer Tochter, wäscht sie, gibt ihr das Abendessen, hält sie an, ein Gebet zu sprechen, und bringt sie zu Bett. Die Kleine ist glücklich darüber und sehr traurig, wenn die Herrscherin beschäftigt ist und in dieser Stunde nicht zu ihr kommen kann. Wenn die Herrscherin sie auszieht, lenkt der kleine Großfürst Alexander, der Liebling seiner Schwester, sie ab und treibt allerlei Schabernack, um sie zum Lachen zu bringen. In der Stadt ändert sich das, sie werden viel weiter voneinander getrennt sein, dank der Räume, erstens, aber auch dank der Arbeit der Kaiserin. Sie sind so glücklich in der Familie, dass sie natürlich zusammen sein möchten. Ich ärgere mich immer über das, was die Kaiserin ärgert, und das hindert mich daran, mich über die Abreise von hier zu freuen, obwohl ich mich hier sehr gelangweilt habe und sehr traurig war.“36

Die Stimmung bei Hofe besserte sich erheblich, als am 14. Dezember die Nachricht von der Kapitulation der türkischen Festung Kars in Nordostanatolien eintraf. Die Russen machten 16.000 Gefangene und erbeuteten 130 Kanonen und 30.000 Gewehre. Damit hatte sich die russische Ausgangsposition für die Friedensverhandlungen erheblich verbessert. Doch dann überbrachte der österreichische Botschafter im Namen der Alliierten ultimativ die Friedensbedingungen. „Hier ist alles für den Frieden, weil wir Feiglinge sind“, notiert Anna Tjuttschewa. Sie hätte vorgezogen, dass der Krieg weiterging, dass die slawische Welt sich gegen ihre Unterdrücker erhob, dass die Türkei fiel und die Orthodoxie triumphierte. „Ich bin glücklich, die Stärke des Herrschers und der Herrscherin zu sehen, ich halte sie für ein Geschenk Gottes, denn in den Menschen haben sie keine Stütze, sie sind nur von Schurken umgeben.“37

 

 

 

 A1 Julie von Battenberg, seit Dezember 1858 Fürstin von Battenberg, und Alexander von Hessen und bei Rhein sind also die Stammeltern der Battenberger. Ihr ältester Sohn Ludwig Alexander von Battenberg, geb. 1854, ging später nach England und wurde britischer Staatsbürger, nannte sich ab 1917 Louis Mountbatten und erhielt von Georg V. den Titel eines Marquess of Milford Heaven. Philipp Mountbatten, Herzog von Edinburgh, Prinzgemahl der englischen Königin Elisabeth II., stammt mütterlicherseits aus dem Hause Battenberg. Er ist ein Urenkel Julies und Alexanders.Der Familienname der britischen Royals ist daher Mountbatten-Windsor.

 A2 In dieser Eigenschaft verbot er zum Beispiel die Verbreitung des „ Kommunistischen Manifestes“ in russischer Sprache. Wer sich dafür interessiere, so erklärte er, könne das Manifest auf Deutsch lesen.

 A3 „Mein Herr Bruder“/„Mein guter Freund“

 A4 Die meisten Kunsthistoriker schreiben die Madonna Litta Leonardo nicht mehr zu, doch die Ermitage bleibt bei der traditionellen Zuschreibung.

 A5 Der Begriff wird gewöhnlich dem sowjetischen Schriftsteller Ilja Ehrenburg zugeschrieben, dessen Roman Tauwetter die Nach-Stalin-Zeit einleitete.