Schluss

Was können wir tun, wenn wir uns in unserem Inneren nicht mehr heimisch fühlen, weil die Seele uns Albträume schickt? Dieser Kernfrage stellt sich das Buch, jedoch ohne Anspruch, eine eindeutige oder vollständige Antwort geben zu können. Der Zweck des Buches ist bereits erreicht, wenn die Leserinnen und Leser neugierig werden, die Bedeutung ihrer eigenen nächtlichen Schreckensbilder zu erkunden, um die verborgenen Ressourcen in ihren Albträumen nutzen zu können. Eine solche Beschäftigung mit den inneren Abgründen dient gleichermaßen der Selbst- und Welterkenntnis und erhöht die Kompetenz, schreckliche Erfahrungen zu bewältigen.

Als der Künstler Max Ernst einmal sagte: »Ein Maler ist verloren, wenn er sich findet! Wehe, wenn er wissen will, was er will!«119 , betonte er meines Erachtens die Wichtigkeit des Unbewussten für den schöpferischen Prozess. Bewusstes Verstehen wäre störend, weil es dem Künstler Distanz verschafft, ihn aus dem unmittelbaren Erleben hinauskatapultiert und Betroffenheit sowie Leiden erspart.

Erst wenn der menschliche Verstand nicht ausreicht, Albtraumbilder zu verstehen – und das kommt vor, da Albträume vieldeutige Erlebnisse darstellen –, sind wir gezwungen mit dem Unwissen umzugehen, das Max Ernst im Dienst der Kunst freiwillig auf sich nimmt. Bei solchen Albträumen kann es darum gehen, einen tragenden Boden und Geborgenheit zu suchen, um das Furchtbare aushalten zu können.