Auf der anderen Seite der ästhetischen Bandbreite sagte Millais ebenso:

„Da ist eine Bande junger Kerle in ihren Reihen, die, obwohl sie Engländer sind, darauf beharren, mit einem französischen Mischlingsakzent zu malen und die alle den Wunsch zu haben scheinen und zufrieden damit sind, ihre Identität in der Nachahmung französischer Meister zu verlieren. Es ist ihnen jedoch aufgrund ihrer Beschaffenheit und der Natur der Dinge ganz und gar unmöglich, durch dieses Nachahmen Ehre für sich selbst oder für ihre Vorbilder zu erhalten.“[45]

Und niemand bezweifelt, dass die englischen Herzen und die Himmel über England eine Kunst eingeben können, die größer ist als alle Kunst, die jemals irgendwo oder irgendwann existierte. „Hier ist eine Skizze mit vier Engelsköpfen nach einem Bild von Reynolds in Kensington, eine unvergleichbar schönere Sache als alles, was die Griechen je gemacht haben“, sagt Ruskin. Und Millais:

„Stellen sie einen Rembrandt erster Klasse, einen Reynolds erster Klasse und ein zeitgenössisches Werk erster Klasse neben einander; beurteilen Sie sie unter Berücksichtigung der Unterschiede, die ihr jeweiliges Alter mit sich bringt, und Sie werden sehen, dass es nur wenig Anlass gibt, sich über die Dekadenz der Kunst zu beklagen. Im Gegenteil, Sie werden stolz sein auf unsere heutige Kunst.“[46]

Sie schöpfen Hoffnung aus höchst unerwarteten Vergleichen und in The Two Paths präsentiert Ruskin einen Einfall, der eine ganze Theorie der Ästhetik aufwiegt:

„Die Seemacht scheint sich in der Vergangenheit mit der Kunstmacht verbunden zu haben. Athen war beides, Venedig auch. Aber ebenso wie unsere Macht über den Ozean größer ist als die ihre über die Ägäis oder über die Adria, so müssen wir uns darum bemühen, unsere Kunst in viel größerem Maße wohltuend zu machen als die ihre, auch, wenn wir sie nicht edler machen und somit den Aufruf und die Prophezeiung verwirklichen können, die in dem großen Wort von Tintoretto erklingen: Sempre si fa il Mare maggiore.“[47]

So ist, insgesamt gesehen, die zeitgenössische englische Kunst aus einer großen Anstrengung heraus entstanden, aus einem hohen und außergewöhnlichen Streben nach dem Edlen, nach dem Nationalen und nach dem Philosophischen. Sie ist nicht, wie in Frankreich, spontan aus der Freude am Bewundern entstanden, aus der Freude am Sehen oder vor Glück, angesichts der verschwenderischen Pracht der Natur und der Wesen, die in ihr leben, vergessen zu können, angesichts der Niederträchtigkeiten dieser Wesen bis hin zu den qualvollen Mäandern ihrer eigenen Gedanken. Sondern sie ist ein Kind des Pflichtbewusstseins, kein Kind der Liebe.[48] Die Kunst ist auf diese Welt gekommen, um das Leben zu erhöhen, um das Leben zu lehren oder um das Leben zu verbessern. Sie ist nicht gekommen, um ihr eigenes, freies, glückliches Leben zu leben, um sich ohne moralischen oder philosophischen Vormund mit der ganzen Frische und Fülle des südlichen Weins zu entfalten. Sie hat alle Ziele angestrebt, außer dem, sie selbst zu sein, so wie wir voraussetzen, dass Gott existiert, ohne Begründung, nur aus reiner Freude am Sein.