Pirat, Entdecker, Admiral, Weltumsegler: Francis Drake ist zweifellos einer der berühmtesten Seefahrer der Geschichte. Er wurde als ältestes von zwölf Kindern um 1540 in Crowndale, England, geboren. Sein Vater war Pfarrer und brachte ihm Lesen und Schreiben bei. Bereits mit dreizehn Jahren begann Drake seine Ausbildung zum Seemann. Schnell arbeitete er sich hoch, war bereits mit zwanzig Jahren Steuermann. Ein Kapitän, der keine Kinder hatte, vererbte ihm sein Schiff. Drake pendelte zwischen England und den heutigen Niederlanden hin und her und verkaufte Waren. Doch dann verbot Spanien, die damals führende Seemacht, allen Engländern, Handel mit den Niederlanden zu treiben. Drake musste sein Schiff verkaufen und heuerte bei seinem Vetter, John Hawkins, an. Mit Hawkins segelte Drake 1567 zu den Kapverdischen Inseln, versklavte dort afrikanische Einwohner und brachte sie nach Mittelamerika, wo die Menschen verkauft wurden – trotz des Verbots der Spanier, die keine Konkurrenz beim Sklavenhandel duldeten. Prompt gab es die ersten Gefechte mit spanischen Schiffen, aus denen Drake und Hawkins meistens siegreich hervorgingen. Ab 1570 brach Drake mehrfach mit einigen Schiffen in die Karibik auf. Nicht der Sklavenhandel stand bei diesen Fahrten im Vordergrund, sondern Überfälle auf spanische Handelsschiffe, die Gold und Silber aus den mittel- und südamerikanischen Minen geladen hatten und auf dem Weg nach Spanien waren. Schnell machte sich Drake einen Namen als gefürchteter Pirat, der nicht zu fassen war. In dieser Zeit nahm er auch einen ehemaligen afrikanischen Sklaven an Bord, von dem nur der Vorname bekannt ist: Diego, der auch in diesem Roman eine Rolle spielt. Diego wurde ein enger Vertrauter von Drake und begleitete ihn auf vielen Reisen – ebenso sein Neffe John, der 1575 als Teenager zur Mannschaft stieß.
Im Jahr 1577 brach Drake mit hundertfünfzig Mann Besatzung auf fünf Schiffen (von denen jedoch nur eins – die Golden Hind – die Heimat drei Jahre später wieder erreichen sollte) zu einer Weltumseglung auf. Seine Route führte ihn zunächst von England durch den Atlantik zur Südspitze Südamerikas. Von dort ging es Richtung Norden bis Mittelamerika, nach Westen durch den Pazifik, durch den Indischen Ozean bis zum Kap der Guten Hoffnung (Südspitze Afrikas) und an der Westküste Afrikas hinauf bis zurück nach England, wo er 1580 reich beladen wieder ankam. Damit hatte Drake als erster Engländer die Welt umsegelt.
Bei dieser Tour gelang ihm auch sein kühnstes Piratenstück: der Überfall auf die Cacafuego im Jahr 1579. Tatsächlich muss Drake zu einer List gegriffen haben, um dieses militärisch haushoch überlegene Schiff zu entern. Vermutlich täuschte er Seenot vor und überwältigte dann die arglose Mannschaft der Cacafuego, der er jedoch kein Haar krümmte. Dass die Cacafuego als Lockmittel eingesetzt wurde, um dem bei den Spaniern verhassten Drake endlich das Piratenhandwerk zu legen, beruht jedoch auf der dichterischen Freiheit des Autors. Fakt aber ist, dass der spanische Vizekönig ein hohes Kopfgeld auf Drake ausgesetzt hatte.
Am 4.4.1581 besichtigte Königin Elisabeth I. in London die inzwischen berühmte Golden Hind und schlug Drake als Anerkennung für seine Weltumseglung und die Erfolge gegen die Spanier zum Ritter. Von jetzt an hieß er Sir Francis Drake.
Von 1585 bis 1586 unternahm Drake weitere Kaperfahrten, die aber wirtschaftlich gesehen Fehlschläge waren. Die Spanier reagierten dennoch zunehmend gereizt auf die Übergriffe. 1587 rüsteten sie zu einem Angriff auf England und wollten große Schiffsverbände in der Stadt Cadiz zusammenziehen. Die Engländer bekamen Wind davon und schickten Drake los, die Angriffsvorbereitungen der Spanier zu stören. Drake griff mit fünfundzwanzig Schiffen an und zerstörte nach und nach insgesamt rund hundert Kriegs- und Versorgungsschiffe, die auf dem Weg nach Cadiz waren.
Die spanischen Vorbereitungen kamen dadurch kurzzeitig zum Erliegen, im August 1588 griff jedoch ein Verbund (Armada) von hundertdreißig Schiffen mit zweitausendsechshundert Kanonen und fünfundzwanzigtausend Soldaten an. Die Engländer stellten sich den Spaniern mit hundertvierzig Schiffen und achtzehntausend Männern entgegen. Einer der insgesamt sieben Befehlshaber war Drake. Im Ärmelkanal kam es zu einer zehntägigen Schlacht. Auf beiden Seiten gab es schwere Verluste. Aber den Engländern gelang es, die beiden Flaggschiffe der Spanier zu zerstören. Außerdem richteten sie große Schäden an, indem sie unbemannte, mit Sprengstoff gefüllte Boote in die Armada treiben und sie dort explodieren ließen. Schwere Stürme brachten den Angriff der Spanier endgültig zum Erliegen.
Im darauffolgenden Jahr überredete Drake die Königin, einen Gegenangriff zu starten. Drake kommandierte hundertfünfzig Schiffe. Doch der Angriff wurde eine Katastrophe. Rund zwölftausend Männer kamen bei dem Unternehmen ums Leben, nur Teile der Flotte kehrten nach England zurück. Königin Elisabeth ließ Drake fallen. Die nächsten Jahre musste er sich mit einem einfachen Abgeordnetenposten im Parlament begnügen.
Das war auf Dauer nichts für Drake. 1595 brach er erneut zu Beutezügen nach Mittelamerika auf, diesmal mit fünfundzwanzig Schiffen. Doch auch diese Fahrt war nicht von Erfolg gekrönt, der Widerstand der Spanier heftig, die Beute gering. Am 28. Januar 1598 starb Drake an Bord an der Ruhr, einer schweren Infektionskrankheit.
Drake war schon zu Lebzeiten ein Held. Er galt als tief religiös, tolerant, mutig und entscheidungsfreudig – aber auch als ich-bezogen und mitunter grausam. Heute erinnert im Hafen der britischen Stadt Plymouth eine große Statue an den weltberühmten Seefahrer.