Georges Braque
(Argenteuil-sur-Seine, 1882 - Paris, 1963)

 

 

Georges Braque wuchs als Sohn eines Dekorationsmalers in Le Havre auf. Beeinflusst von seinem Vater, begann er zunächst eine Ausbildung als Dekorationsmaler. Aber parallel dazu nahm er Malunterricht in der École des Beaux-Arts, wo er Raoul Dufy (1877 bis 1953) und Othon Friesz (1879 bis 1949) kennenlernte. Im Jahr 1900 ging Braque als Lehrling zu einem ehemaligen Angestellten seines Vaters nach Paris und nutzte diese Zeit aus, um zu studieren. Daneben verbrachte der junge Braque viel Zeit im Louvre, im Musée du Luxembourg und in den Galerien Durand-Ruel und Vollard. Er studierte an der Académie Humbert, wo er Marie Laurencin (1883 bis 1956) und Francis Picabia (1879 bis 1953) begegnete.

Georges Braque erhielt 1905 im Salon dAutomne einen regelrechten Schock, als er die Fauvisten entdeckte. Zwei Jahre später, 1907, stellte er zum ersten Mal im Salon des Indépendants sechs Bilder aus, die alle verkauft wurden. Der Galerist Daniel-Henry Kahnweiler (1884 bis 1979) schloss einen Vertrag mit ihm und stellte ihn Guillaume Apollinaire (1880 bis 1918) vor. Der Dichter führte ihn seinerseits bei den Künstlern des Bateau-lavoir ein, wo Pablo Picasso (1881 bis 1973) seine Revolution mit den Les Demoiselles dAvignon (1907; New York, Museum of Modern Art) vorbereitete. Dieses Bild erschütterte Braque tief und weckte in ihm neue schöpferische Energien.

Nach einigen Reisen in Frankreichs Süden, nach l’Estaque und Ciotat, kehrte Braque mit etlichen Bildern nach Paris zurück, darunter Häuser bei Estaque (1908; Bern, Kunstmuseum). Die Farben sind deutlich gemäßigter als vorher und die Formen radikal geometrisch. Trotz seiner Distanzierung vom Fauvismus wurde dieses Bild für den Salon dAutomne des Jahres 1908 nicht angenommen. Das Mitglied der Jury Henri Matisse (1869 bis 1954) bezeichnete es als „Kleinkubus”. Nach dieser Enttäuschung organisierte Kahnweiler eine Ausstellung der Werke Braques vom 9. bis 28. November 1908, die das Entstehen des Begriffs „Kubismus” aus der Feder des Kunstkritikers Louis Vauxcelles (1870 bis 1943) provozierte.

In den folgenden Jahren wurde die Beziehung zwischen Braque und Picasso immer enger. Die Werke der beiden Künstler beeinflussten sich gegenseitig und der eine schöpfte Energie vom anderen. Braque sagte zu seiner Beziehung zu Picasso: „Man hat in diesen Jahren mit Picasso Dinge besprochen, die niemand mehr sagen wird, die niemand mehr verstehen könnte. [...] Das ist so etwas wie die Seilschaft bei Bergsteigern.”

Mithilfe ihrer Dialoge und ihrer Zusammenarbeit schufen die beiden Künstler eine regelrechte plastische Sprache: Das war die Zeit des analytischen Kubismus. Braque und Picasso arbeiteten bis 1914 zusammen. Im Jahr 1911 fügte Braque Buchstaben mit einer Schablone in sein Bild Der Portugiese (1911; Kunstmuseum Basel) ein: Dieses formelle und konkrete Element steht in krassem Widerspruch zu den bei der Ausarbeitung eines Bildes gültigen abstrakten Konzepten. Kurz vor seiner Einberufung im Ersten Weltkrieg im Jahr 1914 schuf Braque Die Arie von Bach (1913; Privatsammlung). Im Weltkrieg erlitt Braque 1915 eine schwere Kopfverletzung und wurde daraufhin 1917 demobilisiert. Zu dieser Zeit freundete er sich mit Juan Gris (1887 bis 1927) an.