Papst Franziskus’ Widersacher

Der verborgene Schatz des San Raffaele 

Der Bankier Ettore Gotti Tedeschi ist somit eines der Opfer des in der zweiten Jahreshälfte 2011 einsetzenden Angriffs auf Benedikt XVI. Die Sache bleibt nicht ohne Nebenwirkungen. Zunächst einmal muss das IOR monatelang ohne einen Präsidenten auskommen. Das hatte es in der Vergangenheit noch nie gegeben. Der Aufsichtsrat legt den Misstrauensantrag der Aufsichtskommission der Kardinäle vor, die ihrerseits die Absetzung des Professors formell abzuwickeln hat.[1] Dies geschieht jedoch nicht. Die Kommission spaltet sich. Dreimal beruft Bertone die Kardinäle zu einer Sitzung ein, diese können sich jedoch nicht einigen. Der Misstrauensantrag wird nicht ratifiziert. Bertone befindet sich nun in Schwierigkeiten. Er fordert Gotti Tedeschi auf, zurückzutreten, handelt sich aber eine strikte Ablehnung ein. Der Bankier denkt gar nicht daran. Gewiss, er ist stressgeplagt und steht mit dem Rücken zur Wand. Er fürchtet sogar um seine Unversehrtheit. Aus diesem Grund bereitet er eine Denkschrift vor, die für den Fall seines gewaltsamen Todes an die Öffentlichkeit gelangen soll.

Es entsteht eine Übergangszeit, die beinahe neun Monate andauert, bis zum 15. Februar 2013. Als nach dem Rücktritt Benedikts XVI. alle Erwartungen auf das neue Konklave gerichtet sind, gelingt es Bertone, Einfluss auf die Erneuerung der Aufsichtskommission der Kardinäle im IOR zu nehmen. Er ersetzt den ausscheidenden Kardinal Attilio Nicora durch Kardinal Domenico Calcagno, den ihm sehr gewogenen Leiter der Vermögensverwaltung APSA, der sein Vertrauen genießt. Dadurch ist der Weg frei, nun gibt es eine Mehrheit für die formelle Absetzung Gotti Tedeschis und die Wahl eines neuen Präsidenten: Baron Ernst von Freyberg übernimmt das Amt von Ronaldo Hermann Schmitz, der es in seiner Funktion als Vizepräsident in der Zeit des Interregnums ad interim geführt hatte.

Ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte 2011 heizen noch andere unterschwellige Vorgänge die Spannungen weiter an. Während im Vatikan der Kampf um die Geldwäscheregelungen ausgefochten wird, spielt man in Mailand eine sehr komplizierte Partie. Es geht um die Zukunft des stark verschuldeten San-Raffaele-Krankenhauses. Die Rede ist von beinahe eineinhalb Milliarden Euro bei einem negativen Reinvermögen von 210 Millionen Euro, wobei noch mehrere Gerichtsverfahren anhängig sind. Die Hoffnungen der fünftausend Beschäftigten des Krankenhauses richten sich nach dem Management des alles beherrschenden Don Luigi Verzé auf die Ankunft eines weißen Ritters. Don Verzé war gewiss ein außergewöhnlicher Visionär, achtete aber nie auf die ökonomischen und gerichtlichen Folgen seiner Entscheidungen. Das Flaggschiff des Gesundheitswesens Italiens und der Lombardei steht kurz vor der Insolvenz. Der Heilige Stuhl wird von einer Gruppe hochangesehener Finanzfachleute zum Eingreifen aufgefordert: der frühere Chairman von Unicredit Carlo Salvatori, der Präsident der Stiftung Cariplo Giuseppe Guzzetti, der damalige Hauptgeschäftsführer von Banca Intesa Corrado Passera sind mit von der Partie, ebenso die Politiker Gianni Letta und Roberto Formigoni. Die Banken Unicredit und Intesa sind bedeutende Gläubiger des Krankenhauses und möchten ihr Ausfallrisiko verringern. Letta zeichnet die Konturen einer politischen Lösung, die dem wichtigen Krankenhauskomplex die Kontinuität sichert. Im Vatikan beschließt Bertone, Gotti Tedeschi und die Experten von Deloitte mit einer eingehenderen Untersuchung zu beauftragen. Der Kardinalstaatssekretär möchte wissen, wie es um die finanzielle Gesundheit des Krankenhauses bestellt ist. Dabei verfolgt Bertone einen Traum: ein wichtiges Wirtschaftsunternehmen in der Diözese Mailand zu »kolonisieren«, die seit den Zeiten des Kardinals Carlo Maria Martini stets kühle Distanz zur römischen Kurie bewahrt hat. Und nicht nur das. Mit der Operation San Raffaele bietet sich die Chance zu einer Vergrößerung des vatikanischen Krankenhauskonzerns, der sich wegen roter Zahlen und mehrerer Skandale, etwa des römischen IDI[2], in schweren Fahrwassern befindet. Zunächst wären die konkreten Möglichkeiten eines Sanierungsplans zu eruieren. Eine ehrgeizige Herausforderung. In seinen Plan möchte Bertone insbesondere zwei Personen einbeziehen und entsprechend aufwerten: den Unternehmer Vittorio Malacalza und den Manager Giuseppe Profiti. Letzterer hatte dem Kardinal seit Bertones Zeiten als Bischof von Genua stets seine ehrerbietige Achtung und Freundschaft erwiesen.[3]

Am 7. Juli 2011 treten Gotti Tedeschi und Profiti auf Betreiben des Kardinalstaatssekretärs in die Geschäftsführung des Krankenhauses ein. Mit dabei sind auch der Jurist Giovanni Maria Flick, auf dem der IOR-Präsident ausdrücklich bestanden hat, um die Verhandlungen mit dem Landgericht Mailand zu führen; Maurizio Pini, Professor für Betriebswirtschaft und Rechnungslegung an der Wirtschaftsuniversität Bocconi, und Massimo Clementi, der Rektor der medizinischen Fakultät an der Privatuniversität Vita-Salute San Raffaele. In Abstimmung mit dem Landgericht Mailand formt Gotti Tedeschi eine Geschäftsführung zur Rettung des Unternehmens. Er beginnt mit der Analyse der finanziellen Lage, um entscheiden zu können, ob das Krankenhaus zum Kauf ausgeschrieben und damit an einen geeigneten Privatkonzern veräußert oder alternativ vom IOR übernommen werden soll.

Diese Bemühungen starten unter äußerst schlechten Vorzeichen. Vizepräsident Mario Cal, die rechte Hand von Don Verzé, begeht am 18. Juli Selbstmord. Man hat diesen Tod mit den zahlreichen Gerichtsverfahren in Verbindung gebracht, die das Krankenhaus betrafen, aber vielleicht gibt es andere Hintergründe. Stefania Galli, altgediente Sekretärin von Don Verzé, erinnerte in ihrer Aussage vor Gericht, dass Cal sich in jener Zeit nach neuen Gesellschaftern umsah, um in letzter Sekunde die Pleite von dem Institut abzuwenden:

Er führt vertrauliche Gespräche, um neue Gesellschafter ausfindig zu machen. Giuseppe Rotelli vom San-Donato-Krankenhaus ist der Einzige, der einen schriftlichen Vorschlag einbringt. Auf der Verwaltungsratssitzung vom 30. Juni stellt Dr. Cal den Vorschlag vor, aber Don Verzé lehnt ihn unter dem Hinweis ab, er habe vom Vatikan eine mündliche Zusicherung erhalten [dass das Krankenhaus gerettet werde, A.d.A.]. Am Ende der Sitzung [Ende Juni 2011, A.d.A.] fordert Don Verzé alle Ratsmitglieder einschließlich Dr. Cals zum Rücktritt auf, um für die Räte des Vatikans Platz zu machen. Dr. Cal wird gesagt, er solle sein Büro räumen.

Am 15. Juli kehrt Cal der neuen Geschäftsführung den Rücken. Drei Tage später nimmt er sich im Sitzungssaal des Krankenhauses das Leben. Die Untersuchung der Finanzbuchhaltung ergibt unvorstellbar große Verluste. Deloitte aktualisiert die Bilanz in seinen monatlichen Berichten fortwährend, erhöht den Schuldenstand und verringert den Wert des Anlagevermögens. Bertone setzt vollstes Vertrauen in Profiti und beharrt darauf, das San Raffaele unter die Fittiche des IOR zu nehmen. Im Übrigen hat der Kardinal, um es mit einem Euphemismus zu sagen, keinerlei Kompetenz in finanziellen Angelegenheiten. Mehr noch, er geht die Probleme sehr oberflächlich an, zumindest nach Auffassung derer, die den Papst mehrfach direkt auffordern, ihn abzusetzen. Die Lösung komplizierter Sachverhalte überlässt Bertone regelmäßig kompetenteren Leuten, die er beauftragt, die strategisch günstigste Lösung zu finden. Die Verwaltung führt er dabei mit eiserner Faust.[4]

Es dauert nicht lange, bis Funken sprühen. Bertone beklagt sich im Oktober und November im Staatssekretariat mehrfach über das Verhalten, das Gotti Tedeschi ihm gegenüber an den Tag lege. Er bezeichnet es sogar als unfair. Nun schreiben wir den Dezember 2011. Es fehlen nur noch fünf Monate bis zum Misstrauensantrag gegen den IOR-Präsidenten, und diese Vorfälle beschleunigen den Entfremdungsprozess. Die Isolation Benedikts XVI. nimmt dadurch zu. Gotti Tedeschis vorsichtige Linie löst ziemlichen Unmut aus. Bertone und Profiti möchten, dass das IOR kauft, Gotti Tedeschi hält dagegen: Das San-Raffaele-Krankenhaus braucht die Führung eines privaten Unternehmers, einer Person, die mit allen verhandeln kann, Politikern und Gewerkschaftern. Eine andere Konstellation wäre in vieler Hinsicht zu riskant. Die Spannungen, die zwischen dem Heiligen Stuhl und den vielen Gewerkschaften des Krankenhauspersonals entstehen würden, könnten zu Demonstrationen und Kundgebungen vor der Porta Sant’Anna führen, unweit der im Gebet versunkenen Gläubigen. Zudem würde eine Leitung in privater Hand die natürlichen Grenzen der religiösen Stellungnahmen zu den neuesten Errungenschaften der medizinischen Forschung und der Experimente überwinden. Im San Raffaele gibt es nämlich mehrere wissenschaftliche Einrichtungen zur Forschung an Stammzellen und zu künstlicher Befruchtung, was den Grundsätzen der katholischen Religion klar zuwiderläuft. Sollte der Heilige Stuhl als Eigentümer auftreten, könnte das San Raffaele diese Abteilungen nur schwerlich weiter betreiben. Deren Schließung würde unvorhersehbare Reaktionen der wissenschaftlichen Community und der öffentlichen Meinung hervorrufen. Unschwer, sich vorzustellen, zu welchen Instrumentalisierungen dies führen könnte: »Die Kirche gegen die Wissenschaft … wie zu Zeiten Giordano Brunos und Galileo Galileis.«

Angesichts dieser Perspektiven lehnt Gotti Tedeschi jede Kaufbewertung ab. Er schickt eine Denkschrift, in der er seinen Standpunkt ausführt, und bricht mit Profiti. Sein Verhältnis zu Bertone wird nun eisig. Der Kardinal gibt keine Antwort. Er verlangt auch keine Erläuterungen. Er spricht nicht mit dem Präsidenten der Vatikanbank, worüber sich selbst die Angestellten des Staatssekretariats wundern. Es sind die Wochen der Kehrtwende bei den Geldwäscheregelungen, des berühmten »Schritts zurück«, den die internationalen Gremien so heftig beanstandet haben. In diesen schwierigen Monaten werden Weichen gestellt, deren Tragweite erst einige Jahre später bekannt wird. Etwa der leichtfertige Umgang mit Geld im römischen Krankenhaus Bambino Gesù, den Mariella Enoc, die neue Präsidentin der Stiftung, die das Krankenhaus führt, sich 2015 genauer vornimmt. Profiti und Massimo Spina, Schatzmeister der Stiftung Bambino Gesù, werden im Juli 2017 vor Gericht gestellt. Sie müssen sich wegen Veruntreuung verantworten. Laut Anklage wurden die veruntreuten Gelder für den Umbau der Wohnung in der obersten Etage des Palazzo San Carlo verwendet, die dem Governatorat gehört und von Bertone bewohnt wird, nachdem er das Amt des Staatssekretärs aufgegeben hat. Der Prozess läuft noch. Die von Profiti geleitete Stiftung Bambino Gesù hatte seit dem November 2013 422.000 Euro für diese Renovierung ausgegeben.

 

Die von Deloitte aufgedeckten Fehlbeträge kommen zu denen hinzu, die von der Finanzpolizei und von der Staatsanwaltschaft in Mailand festgestellt werden. Sie führen zur rechtskräftigen Verurteilung von Pierangelo Daccò zu neun Jahren Haft. Daccò nahm eine Art Brückenfunktion zwischen der Finanzverwaltung des Krankenhauses und der Region Lombardei ein. Man spricht von 47 Millionen Euro, die verschwunden sind. Doch auch hier gibt es verblüffende Neuigkeiten zu berichten.

Die Gerichte haben nur einen Teil der Unterschlagungspraxis ans Licht gebracht. Dieses bisher unbekannte und beunruhigende Dokument (siehe Tabelle) belegt dies eindeutig und zwingt dazu, noch einmal nachzurechnen. Das Krankenhaus wurde in einer dunklen Zeit regelrecht ausgeplündert. Aufgeblähte Ausgaben für Baumaßnahmen und größere Beschaffungen dienten dazu, schwarze Kassen zu bilden. Eine Durchsicht der internen Buchhaltung anhand der Ausgaben hat ergeben, dass die Fehlbeträge weit höher sind, als die Staatsanwaltschaft ermittelt hatte: Sie belaufen sich auf 130.576.000 Euro, weit mehr als die 47 Millionen in den Prozessakten. Die Positionen in der Tabelle zeigen, dass für Baumaßnahmen, Dienstleistungen und sogar den Ankauf eines Flugzeugs zur Nutzung für Don Verzé das bis zu Zehnfache der eigentlichen Kosten bezahlt wurde. Wer hat die Differenz in die Tasche gesteckt? Wer hat davon profitiert? Wer kennt die wahre Geschichte der Plünderung der Kassen des San Raffaele? Diese Fragen harren noch heute einer abschließenden Beantwortung.

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Reiner Tisch bei der AIF 

Der Abgang Gotti Tedeschis, der durch die trübe Geschichte des San Raffaele noch beschleunigt wurde, ist nur der erste Schritt zur vollständigen Auflösung der Arbeitsgruppe, die das vatikanische Finanzwesen zur Transparenz führen sollte. Gleich darauf sollte nämlich die Aufsichtsbehörde AIF mit ihrem Präsidenten Kardinal Nicora umgekrempelt werden. Als Erster verliert im November 2012 der Direktor De Pasquale seinen Posten. Er wird, wie wir schon gesehen haben, durch René Brülhart ersetzt und zieht sich auf eine bescheidenere Rolle im Verwaltungsrat zurück. Dieser Wechsel blieb natürlich nicht unbemerkt. Der Aufstieg Brülharts, der in der Schweiz und in Luxemburg seine Ausbildung zum Finanzfachmann erhalten hatte und bereits Berater des Staatssekretariats war, enttäuschte die AIF auf allen Ebenen: die Angestellten ebenso wie die Mitglieder des Verwaltungsrats. Warum? Innerhalb weniger Monaten gelang es Brülhart seinen Gegnern zufolge, die Arbeit der Behörde wirkungslos zu machen. De Pasquales Nachfolger bringt alle gegen sich auf: den Präsidenten Nicora ebenso wie die Mitglieder des Verwaltungsrats. Am 16. Januar 2014 erhält Kardinal Parolin, der seit dem Oktober des Vorjahres Bertone als Kardinalstaatssekretär abgelöst hat, ein elfzeiliges Schreiben, das vom gesamten Verwaltungsrat unterzeichnet ist und hier zum ersten Mal an die Öffentlichkeit gelangt:

Hochwürdigste Eminenz,
angesichts des anhaltenden intransparenten Informationsgebarens seit der Ernennung des aktuellen Direktors; in Anbetracht des Umstands, dass die unter anderem zur Überwindung der obengenannten Schwierigkeiten für nötig befundenen Initiativen und Vorschläge, die der Kardinal Präsident den übergeordneten Behörden empfohlen hat, nicht positiv beschieden wurden; nach Mitteilung an den Kardinal Präsidenten, Exzellenz Attilio Nicora sind die unterzeichneten Mitglieder des Verwaltungsrats der AIF der Auffassung, dass derzeit nicht die Bedingungen gegeben sind, um die vom Gesetz und von der Geschäftsordnung dem Verwaltungsrat zugewiesenen Aufgaben und Funktionen wirksam ausüben zu können.
Gezeichnet: Prof. Claudio Bianchi, Prof. Marcello Condemi, Prof. Giuseppe Dalla Torre, Rechtsanwalt Francesco De Pasquale und Dr. Cesare Testa

Kaum eine Woche später, am 22. Januar 2014, blasen die fünf Räte erneut zum Angriff, wieder wenden sie sich an Parolin. Diesmal fällt der Ton gegen Brülhart sehr scharf aus:

Hochwürdigste Eminenz,
wie bereits in der kurzen Mitteilung vom 16. Januar l.M. an dieses Staatssekretariat gemeldet, bringt der Verwaltungsrat der AIF seine Sorge bezüglich der Unhaltbarkeit der Situation zum Ausdruck, die durch die Ernennung des Direktors und mit der Aufnahme von dessen Tätigkeit entstanden ist. Der Verwaltungsrat ist […] seit seinem Bestehen anfangs wöchentlich, später vierzehntägig oder monatlich zusammengetreten, um alle Fragen zu behandeln, die sich aus der Anwendung des soeben vom Staat Vatikanstadt eingeführten Regelwerks zur Vermeidung von Geldwäsche ergeben. […]

Durch die Ernennung des neuen Direktors der AIF, Dr. René Brülhart, der bereits Berater des Staatssekretariats war, konnte der Rat seine vom Gesetz und von der Geschäftsordnung vorgegebene Aufgabe immer weniger erfüllen. Zuallererst zeigt der Direktor nur geringe Fähigkeiten, das Personal der AIF zu führen, wobei er Begünstigungen und Missmut unter den Beschäftigten fördert. Auch den Personalbedarf berücksichtigt er nicht hinreichend. Dies beweisen eindeutig der nur schwach ausgeprägte Teamgeist innerhalb der AIF, was den Direktor und das Personal betrifft (worauf das vertrauliche Schreiben des Personals an das Staatssekretariat hingewiesen hat), sowie die äußerst seltene Anwesenheit des Direktors in der Behörde. Die dringend notwendige Ernennung des Vizedirektors wurde boykottiert, obwohl für diese Position eine hochqualifizierte Person bereitstand. Nach dem Scheitern aller Versuche, die Tätigkeiten der ihm unterstellten Einheiten in die eigene Zuständigkeit zurückzuführen, hat der Rat den übergeordneten Gremien direkt die Ernennung des Vizedirektors vorgeschlagen: Wie bekannt nahmen die übergeordneten Behörden diesen Vorschlag nicht an, sodass die Konfliktsituation innerhalb der Organisation weiter anhält.

Zum Zweiten beanstandet der Verwaltungsrat, dass er über die Tätigkeit der Behördenverwaltung im Dunkeln gelassen wird: Eingang und Untersuchung von Verdachtsmeldungen und grenzüberschreitender Erklärungen, Beziehungen zu internen Behörden und solchen anderer Länder, internationale Zusammenarbeit, Fortbildung der Beschäftigten, aufsichtliche Feststellungen, Abschluss von Einvernehmensprotokollen, Bereitstellung von Datenbanken und so fort. Auch hat der Verwaltungsrat keine Kenntnis, wenn nicht aus der Presse, über das Screening von Konten und Kunden des IOR, das anscheinend von einer externen Beratungsfirma in enger Zusammenarbeit mit dem Direktor der AIF durchgeführt wird. Auf einen gemeinsamen Hinweis der Ratsmitglieder hin hat der Präsident der AIF am 26. November 2013 den Direktor förmlich um einen eingehenden Bericht zur geleisteten Tätigkeit gebeten, worauf er am darauffolgenden 19. Dezember eine völlig unbefriedigende Antwort aus wenigen Zeilen in englischer Sprache erhielt.

Durch das insgesamt sehr intransparente Informationsgebaren des Direktors ist der Verwaltungsrat nicht in die Lage zu beurteilen, ob die Handhabung der Verdachtsmeldungen hinsichtlich der Nutzung heikler Informationen unter Beachtung der diesbezüglichen Vorschriften und Grundsätze stattgefunden hat. Bedauerlicherweise müssen wir zudem darauf hinweisen, dass der Direktor, soweit bekannt, nicht nur die zuvor angekauften IT-Programme nicht genutzt hat, sondern bis heute keinerlei Ersatz-Datenträgersystem bereitgestellt hat, das eine effiziente Organisation der verfügbaren Daten und Angaben ermöglicht, abgesehen von einer ebenso geeigneten wie erforderlichen Rückverfolgbarkeit der bearbeiteten Vorgänge. Die Presse hat auch auf den Interessenkonflikt hingewiesen, in dem sich der Direktor als Managing Partner zweier privater Finanzberatungsfirmen in Zürich befindet, was ihn unter anderem zwingt, seine Aufenthalte im Vatikan auf 2–3 Tage pro Woche zu begrenzen. 

Mangels Informationen hat er es der Behörde schließlich nicht ermöglicht, über das Spesenmanagement der AIF sowie über die zu institutionellen Zwecken zugewiesenen Kreditkarten zu wachen, und auch nicht über die Zuerkennung von Überstundenvergütungen. Deshalb bekundet der Verwaltungsrat erneut sein Missbehagen und seine umfassende institutionelle Besorgnis wegen der eingetretenen verschlechterten Situation und drückt seine Solidarität mit dem Präsidenten der AIF aus, der systematisch über das Vorgehen des Direktors im Dunkeln gelassen wurde. Er bringt zudem die Sorge zum Ausdruck, dass der derzeitige Stellenplan objektiv nicht in der Lage ist, die vom Gesetz zugewiesenen erheblichen neuen Aufgaben wahrzunehmen, und zwar sowohl wegen der geringen Zahl der Mitarbeiter als auch wegen deren unzureichender Qualifikation. Denn der einzige, der in der Lage war, Verdachtsmeldungen fachlich zu analysieren, hat sein Beschäftigungsverhältnis beendet, und es mangelt an Schulungsprogrammen für das Personal. Ganz allgemein macht der Verwaltungsrat auf folgende Gefahr aufmerksam: dass nach der Stärkung des normativen Referenzrahmens und nachdem die AIF als zentrale Behörde im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung anerkannt ist, die normativ erfassten internationalen Standards in der Praxis nicht umgesetzt werden. Dies könnte sich vor allem auf das Ansehen des Amtes auswirken und hätte zusätzlich zur Folge, dass der Heilige Stuhl sich als säumig erweisen könnte. Nämlich dann, wenn die internationalen Bewertungssysteme in nächster Zukunft nach dem ersten Ansatz, bei dem die Regelwerke in Augenschein genommen werden, ihre Prüfungen auf die Wirksamkeit der Vorschriften gegen Geldwäsche und Terrorismus konzentrieren.

Aufgrund der obigen Ausführungen betrachtet der Verwaltungsrat die entstandene Situation nunmehr als unhaltbar und überlässt dem Staatssekretariat jede weitere diesbezügliche Überlegung und Entscheidung. 

Nach dieser Anklage lassen die Entscheidungen des Staatssekretariats nicht lange auf sich warten. Allerdings gehen sie in die entgegengesetzte Richtung. Noch im Januar gibt Kardinal Nicora die Präsidentschaft auf, nachdem in der Presse von seiner doppelten Funktion bei der AIF sowie in der Aufsichtskommission der Kardinäle zu lesen ist. Er befindet sich damit förmlich in einem Interessenkonflikt. Fünf Monate später, am 5. Juni 2014, wird der Verwaltungsrat ersatzlos gestrichen. Die fünf Verfasser der beiden Schreiben werden nach Hause geschickt. Noch ein paar Monate später, im November, ist das Bild vollständig: Ausgerechnet Brülhart nimmt die letzte Stufe, er wird zum Präsidenten der AIF befördert. Ein weiterer ehrgeiziger und entschlossener junger Mann steigt ebenfalls auf. Nach seiner Zeit als Interims-Vizedirektor wird Tommaso Di Ruzza zum Direktor ernannt. Er ist Schwiegersohn des einst mächtigen italienischen Notenbankchefs Antonio Fazio, den Gianpiero Fiorani 2005 für dessen unlautere Hilfe beim Versuch, die Banca Antonveneta zu übernehmen, auf die Stirn küssen möchte. Fiorani hatte zuvor in den 1990er-Jahren während der Korruptionsaffären von Mani pulite vertrauliche Informationen von Mitarbeitern des IOR erhalten, was den damaligen IOR-Präsidenten Caloia erbost hatte.

Brülhart und Di Ruzza sitzen heute immer noch auf ihren Kommandoposten. Diejenigen, die die Behörde aufgebaut hatten, sind alle aus dem Spiel: Nicora ist mittlerweile gestorben, Condemi ist freiberuflicher Berater, Dalla Torre ist weiterhin Präsident des vatikanischen Tribunals, De Pasquale arbeitet wieder als Anwalt. Stattdessen gibt es einen neuen Präsidenten beim IOR: Baron von Freyberg wird nämlich nach Abschluss der Arbeit des von Papst Franziskus gewünschten Untersuchungsausschusses zur Vatikanbank im Juli 2014 abgesetzt und durch den französischen Wirtschaftswissenschaftler Jean-Baptiste de Franssu ersetzt.

Dessen Präsidentschaft ist von Anfang an von zahlreichen Spannungen gekennzeichnet. Es lohnt sich, davon zu erzählen. Im Oktober 2014 wird ein Ermittlungsverfahren wegen Veruntreuung gegen einen seiner Vorgänger, Caloia, und gegen den mächtigen ehemaligen IOR-Direktor Scaletti eingeleitet. Beiden wird vorgeworfen, zwischen 2001 und 2008 80 Prozent der Einnahmequellen der Vatikanbank über willfährige Makler und Kanzleien verscherbelt zu haben. Neunundzwanzig Immobiliengeschäfte landen auf dem Prüfstand. Beim IOR werden Konten der Verdächtigen im Wert von insgesamt 16 Millionen Euro beschlagnahmt.

Seit Bekanntwerden dieser Nachrichten sind drei Jahre vergangen. Scaletti ist in der Zwischenzeit gestorben, der mitangeklagte Rechtsanwalt Gabriele Liuzzo ist bereits 94 Jahre alt, Caloia selbst zählt 78 Lenze. Er beteuert seine Unschuld und beantwortet die Aufforderung, sich öffentlich zu der Angelegenheit zu äußern, mit einem »No comment«. Einigen Freunden aber vertraut er sich an und beklagt das Ausbleiben eines Gerichtsverfahrens und eines Urteils. Auch macht es ihm sehr zu schaffen, dass man ihm nicht die Möglichkeit gibt, in Erfahrung zu bringen, was man ihm genau vorwirft.

Im März 2018 kommt plötzlich Bewegung in die vatikanische Justiz, die gegen den ehemaligen Präsidenten und Liuzzo Anklage wegen Veruntreuung und Eigengeldwäsche erhebt. Der Prozess läuft noch, während dieses Buch in Druck geht. Ich weiß nicht, ob Caloia schuldig oder unschuldig ist, ich frage mich nur, ob es einen Sinn hat, einen unbescholtenen alten Herrn in einem endlosen Fegefeuer zu lassen. Im Gerichtssaal wird sich nun herausstellen, ob der Vertrauensmann von Papst Johannes Paul II., der Hüter der Geheimnisse des IOR während der Jahre des (kostspieligen) Kampfes gegen den Kommunismus in den Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts, sich durch den Ausverkauf eines Teils des Vermögens der Papstbank um Millionen bereichert hat. Aus gesundheitlichen Gründen nimmt Caloia nicht an jeder Gerichtsverhandlung teil. Der verwitwete alte Bankier verbringt seine Tage einsam in einem Häuschen mit Garten in der Nähe von Mailand, in Italien.

Die alte Garde hält stand

Unabhängig von der seelsorgerischen Ausrichtung, die Franziskus dem Pontifikat aufgeprägt hat – die aber nicht Gegenstand dieses Buches ist – geht es darum zu verstehen, wie sehr die Veränderungen im Vatikan tatsächlich greifen, und in welchem Umfang sie hingegen nur Ankündigung sind. Neue Bischöfe und Kardinäle an die Schaltstellen der vatikanischen Paläste zu setzen reicht nämlich nicht aus, um die Reformen auf den Weg zu bringen. Den gesetzlichen Rahmen zu ändern, ohne die Männer zu ersetzen, die für dessen Anwendung sorgen sollen, führt allerdings auch nicht sehr weit. Auf die Personen und auf die Regelungen kommt es also wesentlich an. Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der ebenso bedeutsam ist: die Mentalität. Du kannst die Gesetze ändern, kannst neue Leute an die richtigen Stellen setzen, aber wenn du nicht auf die Mentalität einwirkst, bleibt jede Reform Stückwerk. Wenn Papst Franziskus Obdachlose in die Sixtinische Kapelle bringt[5], möchte er damit auf die Denkweise innerhalb wie außerhalb der Kurie Einfluss nehmen. Aber haben sich die Menschen und die Gesetze tatsächlich geändert? Und haben sie den Plänen des Papstes Auftrieb gegeben?

Vier Jahre ist es her, dass Franziskus eine Strukturreform der Kurie in Angriff genommen hat, die zu einer neuen apostolischen Konstitution führen sollte. Ein Dokument, an dem der K9 arbeitet, der von neun Kardinälen aus aller Welt gebildete Beraterstab des Papstes. Noch ist davon aber nichts bekannt. Umgliederungen bei den Dikasterien hat es bereits gegeben, mehrere Ordnungen und Vorschriften hat man geändert, aber die Mentalität, die grauen Eminenzen, die Männer in den Schlüsselpositionen der Kurie sind immer noch die der alten Garde. Viele von ihnen besetzen schon seit Langem Machtpositionen in den apostolischen Palästen, andere sind nach Jahren der Abwesenheit mit dem neuen franziskanischen Wind wieder zurückgekommen.

Hier ist zunächst der Dekan des Kardinalskollegiums zu nennen, der äußerst mächtige, inzwischen über neunzigjährige Angelo Sodano, der unter Johannes Paul II. Staatssekretär gewesen war. Franziskus scheint ihm mit großer Achtung zu begegnen, so »als fürchte er ihn« beinahe. Er braucht den sogenannten diplomatischen Flügel auf seiner Seite und eben auch einen klassischen »Gegner« Bertones wie Sodano, um die italienische Seilschaft um Bertone, den Kardinal Mauro Piacenza und andere zu überstimmen. Das weiß er. Kurz nach der Wahl Bergoglios zum Papst gelang es Sodano, drei seiner Getreuen auf Schlüsselpositionen im Vatikan zu hieven. Der erste ist Parolin, der als Nachfolger Bertones das Staatssekretariat übernimmt. Zu Sodanos Zeiten war Parolin bereits »Vize-Außenminister« des Heiligen Stuhls gewesen. Bertone schickte ihn dann zwei Jahre nach der eigenen Ernennung zum Staatssekretär als Apostolischen Nuntius nach Venezuela.

Zusammen mit Parolin wurden zwei weitere Apostolische Nuntien befördert, die zu Papst Wojtyłas Zeiten der »Mannschaft« Sodanos angehört hatten: Beniamino Stella, ein kluger und zurückhaltender Diplomat, hatte eine wesentliche Rolle bei der päpstlichen Vermittlung zwischen den USA und Kuba gespielt, wo er von 1992 bis 1999 Apostolischer Nuntius gewesen war. Ihn ernannte der Papst zum neuen Präfekten der Kongregation für den Klerus. Lorenzo Baldisseri hingegen, Sekretär des Kardinalskollegiums, ernannte Franziskus (was vielleicht auch einem Wunsch Sodanos entsprach) zum Generalsekretär der Bischofssynode.[6]

Innerhalb des Staatssekretariats hat sich wenig geändert: Abgesehen von Parolin und Erzbischof Paul Richard Gallagher, dem Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten – einer Art Außenminister des Heiligen Stuhls – blieben viele Posten von Männern der alten Garde besetzt. Dies trifft beispielsweise auf den Malteser Antoine Camilleri zu, den Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten, eine der letzten Nominierungen Benedikts XVI. vor dessen Rücktritt. Ebenso auf das Mitglied der Fokolarbewegung Giovanni Angelo Becciu, Substitut für die Allgemeinen Angelegenheiten im Staatssekretariat, auch ein Gefolgsmann Bertones.[7] Becciu ist ohne jeden Zweifel ein Mann der Macht. Man erkennt es schon daran, dass das vertrauliche Gespräch zwischen Papst Franziskus und dem italienischen Ministerpräsidenten Gentiloni im August 2017 in der Wohnung Beccius stattfand und nicht bei Kardinalstaatssekretär Parolin. Dies zeigt, wie sehr das Staatssekretariat noch von der alten Garde geprägt ist, die weiterhin die römische Kurie führt.

Wenn man die Spitzen der einzelnen Kongregationen, Ämter, Dikasterien oder Institute betrachtet, findet man das Abbild der Vergangenheit, was in manchen Fällen bereits zu Misswirtschaft, Skandalen und undurchsichtigen Geschäften geführt hat. Es lohnt sich, eine – gewiss unvollständige – Liste zu erstellen, um einen besseren Überblick zu erhalten. Ganze Kongregationen sind noch in der Hand der Männer des vergangenen Pontifikats: so zum Beispiel in der Glaubenskongregation (Präfekt, Sekretär und Beigeordneter Sekretär), der Kongregation für die orientalischen Kirchen (Präfekt und Sekretär), der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse (Präfekt, Sekretär und Untersekretär) und der Kongregation für die Bischöfe, in der Franziskus nur den Sekretär selbst ernannt hat, den brasilianischen Erzbischof Ilson de Jesus Montanari, der wenige Monate nach dem Beginn des Pontifikats nach Rom gekommen ist. Dieser ist anscheinend ein guter Freund des Sekretärs des Papstes, Don Fabián Pedacchio Leániz, Offizial derselben Kongregation, der wohl darauf gedrängt hat, den künftigen Kardinal an die Kurie zu holen (die Sekretäre der Bischofskongregation werden später traditionell zu Kardinälen ernannt).

Eine weitere, eng mit dem ehemaligen Kardinalstaatssekretär Bertone verbundene Person ist dessen getreuer Gefährte Kardinal Giuseppe Versaldi. Mitte der 1990er-Jahre war Versaldi Generalvikar der Erzdiözese von Vercelli, wo Bertone Erzbischof war. Nach einer Zeit als Bischof von Alessandria holte Bertone ihn 2011 nach Rom und setzte ihn als Kardinal an die Spitze der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten, des Rechnungshofs des Heiligen Stuhls. Diese wurde aufgelöst, als Franziskus das Wirtschaftssekretariat einrichtete. Versaldi wurde darauf nicht einer Diözese zugewiesen, sondern zum Präfekten der mächtigen Kongregation für das katholische Bildungswesen ernannt, die sechzehn Jahre lang von Zenon Grocholewski geleitet worden war, dem engen Vertrauten Papst Wojtyłas. Diese Kongregation bestimmt auch über die katholischen Universitäten weltweit. Doch damit nicht genug: Von 2013 bis 2016 war er auch päpstlicher Legat am Istituto Dermopatico dell’Immacolata in Rom, einem Krankenhaus, das zusammen mit der Ordensgemeinschaft der Söhne der Unbefleckten Empfängnis kommissarisch verwaltet wurde, nachdem es dort 2011 zu einem Skandal wegen Unterschlagung gekommen war.

Weitere Männer Bertones sind auf ihren Posten geblieben: der Präsident des Governatorats, Kardinal Giuseppe Bertello, ein Diplomat, den Bertone nach der Pensionierung Kardinal Giovanni Lajolos und dem Skandal um die Briefe von Erzbischof Viganò auf diesen Posten hievte. 2013 schien Bertello beste Aussichten zu haben, als Nachfolger Bertones Kardinalstaatssekretär zu werden, doch am Ende gelang es ihm lediglich, einen Sitz im Kardinalsrat K9 zu erlangen. Einigen Entscheidungen des Papstes gegenüber ist Bertello kritisch eingestellt. Insbesondere scheint ihn wegen früherer Differenzen die Ernennung von Prälat Dario Edoardo Viganò zum Präfekten des Kommunikationssekretariats gestört zu haben.

Dann ist da noch Bischof Giuseppe Sciacca. Der hohe sizilianische Prälat wurde von Kardinal Bertone gefördert, der ihm nach dem Rauswurf Viganòs die Schlüssel zur Kasse des Governatorats überließ, indem er ihn zu dessen Generalsekretär machte. Kurz vor Benedikts Rücktritt gelang es Bertone, Sciacca zum Generalauditor der Apostolischen Kammer zu ernennen. Dieses Gremium besteht aus einem Kardinalkämmerer und einem Vizekämmerer und verwaltet die Güter des Heiligen Stuhls im Falle des Todes oder des Rücktritts eines Papstes. Nur fünf Monate nach dem Amtsantritt von Franziskus wurde er auf einen eigens für ihn geschaffenen neuen Posten versetzt: Er wurde zum Beigeordneten Sekretär des obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur. Außerdem erhielt er auch das Amt eines Beraters der Kongregation für die Glaubenslehre. Eine »harmlose« Aufgabe eigentlich, doch am 1. September 2016 befördert Papst Franziskus ihn zum Sekretär der Apostolischen Signatur, wodurch er wieder eine Machtposition in der römischen Kurie erhält.

Schließlich haben wir noch den Mailänder Kardinal Francesco Coccopalmerio, der nach wie vor den Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte leitet. Sein enger Vertrauter Luigi Mistò (der Kardinal Carlo Maria Martini nahestand) war jahrelang in der Güterverwaltung APSA und wurde 2015 zum Sekretär der Verwaltungsabteilung des Wirtschaftssekretariats befördert. Daneben hat Mistò auch den Vorsitz des Gesundheitsfürsorgefonds und die Leitung der von Papst Franziskus gewünschten Aufsichtskommission über die Gesundheitseinrichtungen der katholischen Kirche. Bemerkung am Rande: In dieser Kommission sitzt auch ein enger Vertrauter von Kardinal Coccopalmerio. Vladi Lumina gilt als die rechte Hand des Mailänder Kardinals und wird vom Vatikan als »Fachmann in Vermögensfragen« bezeichnet.

Auch die Macht, die sich in den Ganglien der vatikanischen Wirtschaft einnistet, liegt zum guten Teil noch in den Händen der alten Garde: Abgesehen von Brülhart und Mistò hat Franziskus den Kardinal Domenico Calcagno als Chef der APSA bestätigt. Die APSA, das Dikasterium der Güterverwaltung, ist praktisch die Zentralbank des Vatikans, die alle beweglichen und unbeweglichen Güter des Heiligen Stuhls verwaltet und die großen Einnahmen generiert. Calcagno ist ein eiserner Anhänger Bertones, der ihn 2007 zunächst als Sekretär und ab 2011 als Präsident dieses Dikasteriums nach Rom geholt hat. Zwar ist der Waffennarr[8] Calcagno einer der engsten Gefolgsleute Bertones; zwar wird er seit 2016 der Beihilfe zur Veruntreuung beschuldigt; zwar gibt es Verdachtsmomente zu Fällen von Kindesmissbrauch in der Diözese Savona, die er als Bischof jener Stadt anscheinend gedeckt hat: Aber dennoch scheint Papst Franziskus ihn ins Herz geschlossen zu haben, denn es läuft das Gerücht, dass sie sich einmal pro Woche zum Abendessen treffen.

Der Ranger und die Fehlbesetzungen

Das Wirtschaftssekretariat hat von Beginn seines kurzen Bestehens an unter den Schlagzeilen gelitten, die sein Präfekt Kardinal George Pell mit seinen Skandalen auslöste, zunächst als Spesenritter[9], dann wegen des Vorwurfs der Vertuschung pädophiler Machenschaften in Australien. Es entstand eine zunehmend unhaltbare Situation, bis Pell selbst im Juni 2017 wegen schwerwiegender Sexualstraftaten unter Anklage gestellt wurde. Dies veranlasste den ehemaligen Erzbischof von Sydney, der angetreten war, die korrupte Kurie sittlicher zu machen, zum Rücktritt.[10] Pells Amt ist praktisch »eingefroren«, solange das Gerichtsurteil noch aussteht. Hinter dem Feigenblatt einer Unschuldsvermutung dürfte die Entscheidung eine kompliziertere Begründung verbergen. Man hat ihn nicht um seinen Rücktritt gebeten, weil dieser in gewisser Weise eine Bestätigung für die Anschuldigungen dargestellt hätte, und vor allem die zumindest voreilige Entscheidung des Papstes belasten würde, ihn zu Beginn seines Pontifikats zu seiner rechten Hand zu machen. Pell selbst hat schon gar nicht an Rücktritt gedacht.[11]

Der Vatikan ignoriert die Beschuldigungen und Papst Franziskus verteidigt Pell. Dieser zeigt sich dafür nicht dankbar, sondern kritisiert während der Synode die Position des Papstes und später mehrmals im privaten Kreis dessen nachsynodales Schreiben Amoris laetitia (Pell vertritt innerhalb der katholischen Kirche bekanntlich sehr traditionalistische Positionen). Als Pell (am 8. Juni 2016) 75 Jahre alt wird und wegen der erreichten Altersgrenze seinen Rücktritt einreicht, nimmt Franziskus diesen nicht an, sondern lässt die Akte auf seinem Schreibtisch liegen. Ein mit Franziskus befreundeter Kardinal erklärt das so: »Der Papst möchte jetzt nicht seinen Rücktritt annehmen, sonst müsste er ihn nach Australien zurückschicken, und dort würde es für ihn bestimmt nicht gut ausgehen. Franziskus möchte erst sehen, was sich aus den Ermittlungen zu den Pädophilievorwürfen ergibt.«[12]

Es stellt sich allerdings die Frage, warum niemand Papst Franziskus rechtzeitig darauf aufmerksam gemacht hat, wie schlecht es um Pell tatsächlich bestellt ist. Warum weder die gerichtlichen Ermittlungen in Australien noch die journalistischen Recherchen, etwa jene des italienischen Journalisten Emiliano Fittipaldi im Magazin »l’Espresso«, beachtet wurden. Stoff genug, um Pells Ernennung zum Chef des Dikasteriums, das alle wirtschaftlichen Belange des Vatikans vereinigen sollte, als unangemessen erscheinen zu lassen.[13] Wie immer kommt die einfachste Antwort, die auch dem machiavellistischen Stil der Kurie entspricht, der Wahrheit wohl am nächsten: Durch die Ernennung eines Kardinals, gegen den ermittelt wird und der mit Geld um sich wirft und daher ohne Zweifel schwach ist, an die Spitze des Wirtschaftssekretariats war das Projekt des Papstes, alle Wirtschaftsdikasterien unter einem Dach zusammenzuführen, von Anfang an gescheitert. Die Machtgruppe um Bertone, die nach wie vor große Bereiche der kurialen Wirtschaft kontrolliert, war von Anfang an gegen das Projekt und hatte keinerlei Absicht, Teile der eigenen Macht aufzugeben.

Calcagno sitzt seit sechs Jahren fest im Sattel und hat sich monatelang gegen Pells Versuche gesträubt, die Immobilienverwaltung des Vatikans zu übernehmen. Dem Kardinal aus dem Piemont ist es gelungen, vom Papst ein Reskript zu erhalten, um die Gesamtkontrolle über das Vermögen zurückzubekommen, noch bevor der »australische Ranger« in Ungnade gefallen ist.[14] Die angedachte Reform – die Einrichtung einer allumfassenden Wirtschaftseinheit unabhängig vom Staatssekretariat – wurde angesichts dieses Sperrfeuers in ihren Ansprüchen immer mehr zurückgeschraubt. Denn nicht nur Calcagno, sondern auch die anderen Gefolgsleute Bertones hatten gegen die Idee, das Wirtschaftssekretariat könne sämtliche wirtschaftlichen Belange unter sich vereinen, alle Hebel gezogen.[15] Deshalb kann man die Ergebnisse der zu Beginn des Pontifikats angestoßenen Finanz- und Wirtschaftsreformen auch bestenfalls als umstritten bezeichnen.

Auch einen weiteren Aspekt darf man nicht außer Acht lassen. Wenn Franziskus eine Fehlbesetzung vornimmt, möglicherweise, weil man ihn schlecht beraten hat, exponiert er sich damit, und sein Pontifikat schwächt sich. Dadurch bekommen die alten Potentaten wieder Auftrieb. Man darf annehmen, dass dem Papst manchmal nicht alle Informationen zugetragen werden, die für eine bewusste Entscheidung erforderlich wären. Wer ihm etwas vorenthält, weiß sehr wohl, dass man den Papst dadurch zu Fehlern verleiten kann, die einem in der Zukunft vielleicht noch nützlich sein können.

Einer der häufigsten Vorwürfe gegen Franziskus lautet in der Tat, er sei nicht imstande, sich die richtigen Mitarbeiter auszusuchen. Es gibt verschiedenste Gründe für die Kritik an vielen seiner Ernennungen. Manchmal verteidigt der Papst seine Entscheidungen, manchmal gibt er zu, einen Fehler gemacht zu haben. Meistens aber lässt er nichts auf seine Beschlüsse kommen.

Zum ersten Mal wurde eine seiner Entscheidungen 2013 kritisiert, als er Battista Ricca zum Prälaten des IOR ernannte, ein Priester, den der Papst gut kannte, da er die Gästehäuser des Vatikans leitete.[16] Das Magazin »l’Espresso« wies auf Riccas »homosexuelle Vergangenheit« hin. Es hagelte Kritik am Papst. Als er auf dem Rückflug von Rio de Janeiro gefragt wurde, was er zu tun gedenke, setzte er einen Schlussstrich und sagte: »Ich habe getan, was das Kirchenrecht vorschreibt, und das ist die Investigatio previa. Und aus dieser Investigatio ergibt sich nichts von dem, was man ihm vorwirft, wir haben nichts davon gefunden. Das ist die Antwort.«

Eine weitere Fehlbesetzung ist die Nominierung von Francesca Immacolata Chaouqui zum Mitglied der COSEA, der päpstlichen Kommission für ökonomische und administrative Strukturreformen der Kurie. Sie wurde im Prozess um die Verbreitung von Geheimdokumenten zu zehn Monaten Haft verurteilt. Nach ihrer Ernennung sprachen viele, auch hohe Prälaten des Staatssekretariats, den Papst darauf an, er ließ jedoch keine Kritik zu.

Erst nach dem sogenannten Skandal von Vatileaks 2 gab Franziskus anders als bei Ricca seinen Irrtum zu: »Ich glaube, dass ein Fehler begangen wurde. Vallejo Balda [Präsident der COSEA, A.d.A.] kam da hinein durch das Amt, das er bis dahin innehatte: Er war Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten. Wie sie (Frau Chaouqui) eingestellt wurde, das weiß ich nicht. Aber ich glaube, er hatte sie empfohlen, weil sie die Welt der geschäftlichen Beziehungen gut kannte. Sie haben gearbeitet und als die Arbeiten beendet waren, blieben die Mitglieder der Kommission COSEA auf einigen Posten im Vatikan. Auch Vallejo Balda. Frau Chaouqui nicht, denn sie war nur für die Kommission gekommen. Einige sagen, sie wäre darüber verärgert gewesen …«[17] Es gibt noch weitere Nominierungen, die innerhalb wie außerhalb des Vatikans auf Kritik stießen, auch wenn man in der Öffentlichkeit kaum etwas davon hört.

Eine betrifft Parolin. Gleich nach seiner Ernennung im Jahr 2013 gab es Unmutsäußerungen vorwiegend fortschrittlicher Kardinäle, die in Parolin den verlängerten Arm des alten und sehr mächtigen Kurienpotentaten Sodano sahen. Am neuen Kardinalstaatssekretär wird vor allem bemängelt, er sei zu schüchtern und zu wenig durchsetzungsfähig, was für das Amt nicht günstig sei. Viele sehen seine Strategie hauptsächlich darin, abzutauchen, wenn es peinlich oder schwierig wird. Man gesteht ihm zwar große diplomatische Fähigkeiten zu, hält ihn aber für wenig standhaft. Vielleicht hat Franziskus ihn gerade deshalb ausgewählt, um alle Fragen internationaler Politik persönlich managen zu können und andererseits im Staatssekretariat auch Figuren wie Becciu Raum zu lassen.[18]

Während Bertone, obwohl er keineswegs Diplomat war, die Kurie und die internationalen Beziehungen im Griff hatte, da Benedikt XVI. ihm freie Hand ließ, ist die Situation derzeit eine völlig andere. Papst Franziskus ist stark und entscheidungsfreudig, der schwache Kardinalstaatssekretär beschränkt sich darauf, den Forderungen des Papstes Folge zu leisten. Unter anderem machen Parolin die häufigen Reisen des Papstes zu schaffen, die es ihm nicht erlauben, seinen normalen Amtsgeschäften nachzugehen, wie er es möchte. Mit seiner Beamtenseele kritisiert er häufig das unorthodoxe Verhalten der Kardinäle, die über das Staatssekretariat hinweggehend direkt zum Papst vordringen und mit ihm Absprachen treffen, von denen die »Kurienbeamten« häufig gar nichts mitbekommen.

Bei der Annahme seines Amtes als höchster Mitarbeiter des Papstes hatte Parolin den Wunsch geäußert, eine eigene Mannschaft bilden zu können. Doch faktisch ist es dazu nie gekommen. Man hat ihm die Wahl des Sekretärs für die Beziehungen mit den Staaten überlassen, und er hat sich für den Bischof Paul Richard Gallagher entschieden. Dieser löste Dominique Mamberti ab, der anstelle des Amerikaners Raymond Leo Burke Präfekt der Apostolischen Signatur wurde, des Obersten Gerichtshofs des Heiligen Stuhls. Er hat aber nicht den Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten gewählt. Das ist seit Benedikts Zeiten Prälat Antoine Camilleri. Auch den Substitut hat er nicht selbst gewählt, der eigentlich sein erster Mitarbeiter ist. Als im Juni 2016 Beccius Mandat auslief, hoffte Parolin, endlich einen Mann des eigenen Vertrauens ernennen zu können (die Rede ging von Giambattista Diquattro, derzeit Apostolischer Nuntius in Indien und in Nepal). Doch am 1. Juni 2016 schickte der Papst dem sardischen Erzbischof Becciu einen eigenhändig geschriebenen Brief, in dem er ihm für die geleistete Arbeit dankte und ihn für weitere fünf Jahre in seinem Amt beließ. Ein Dämpfer für Parolin und auch einer für Becciu, der gehofft hatte, ein neues Amt innerhalb des Kardinalskollegiums antreten zu können. Ein erzwungenes Zusammenleben also für Becciu und Parolin, die immer wieder gegeneinander sticheln. Der Papst steht dazwischen und versucht, den Frieden zu erhalten. Parolin und Becciu mögen sich nicht. Innerhalb des Staatssekretariats haben sich ihre Zuständigkeitsbereiche nach und nach auseinanderentwickelt. Unter Bertone lief alles über den Kardinalstaatssekretär, auch die Beziehungen zur Politik, was den Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz Angelo Bagnasco oft aufbrachte. Heute kümmert sich Parolin hauptsächlich um Asien (darauf ist er spezialisiert), im Bemühen um bessere Beziehungen zu Vietnam, China und Russland. Auch die südamerikanischen Angelegenheiten fallen in seine Zuständigkeit. Becciu befasst sich hingegen vorwiegend mit innervatikanischen Angelegenheiten und mit den Beziehungen zum italienischen Staat.

In dieser komplizierten Geometrie der Macht muss ab und zu einer seinen Hut nehmen, ohne dass die Gründe hierfür offiziell verlautbart werden, was die zwei Defizite des derzeitigen Pontifikats noch deutlicher zutage treten lässt: die fehlende personelle Erneuerung in der Kurie und unergründliche Ernennungen und Absetzungen, die sich dann als gewagt oder schlicht als Fehlentscheidungen erweisen. So jüngst im Fall von Libero Milone, einem Italiener mit ansehnlicher Auslandserfahrung, der im Herbst 2015 zum Generalrevisor des Vatikans ernannt wurde. Der hochqualifizierte Mann kam von der Beratungsfirma Deloitte und wird von seinen Kollegen auch heute noch geschätzt. Trotz der Achtung, die er auch im Rat der neun Kardinäle genoss, wurde er Ende Juni 2017 ohne Angabe von Gründen vorzeitig entlassen. Im Herbst 2017 gab er in mehreren Interviews an, die Gendarmerie des Vatikans habe ihn zum Rücktritt aufgefordert.[19] Er gab auch an, der Vatikan habe ihn nicht arbeiten lassen und versucht, ihm die Legitimation abzusprechen. Die Kurie sah sich darauf zu einer Erklärung gezwungen und begründete die Entlassung mit dem Vorwurf, Milone habe gezielt Informationen über einzelne Vertreter der Kurie gesammelt, etwa über Becciu. Eine angesichts des hohen Ansehens, das Milone in der Finanzwelt genießt, eher unwahrscheinliche Vorstellung. »Ein Psychodrama, das sich wiederholt«, kommentiert mancher im Vatikan. Auch diese Geschichte könnte noch ein Nachspiel haben.

Ein ähnlicher Fall betraf den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, einen konservativen Kritiker Papst Bergoglios. Nach Ablauf der üblichen fünf Jahre wurde er nicht im Amt bestätigt, sondern durch den spanischen Jesuiten Luis Francisco Ladaria Ferrer ersetzt, der erst wenige Monate zuvor vom Verdacht gestreift worden war, einen pädophilen Priester einst nicht angezeigt zu haben.

All diese Affären zeigen eins eindeutig: Dem reformerischen Elan dieses Pontifikats fehlte es an Ressourcen und Energie, um die vielen in den ersten sechs Monaten wenigstens zu Papier gebrachten Pläne vorantreiben, ausgestalten und umsetzen zu können. Es hatte damals den Anschein, als würde die Kurie ein »Frühlingserwachen« erleben, mit zahlreichen Projekten für ein neues sich aus den Reformbestrebungen entwickelndes Führungsmodell des Staates. Doch dazu kam es nie. Die alte Garde wich, aber nur zum Schein, ein paar Schritte zurück. Dann schlossen sich die Reihen wieder. Man wusste ja, dass mancher Machthebel fest in Freundeshand geblieben war. Franziskus kann zwar auf überragende Weise einen Konsens herbeiführen und auch wichtige Weichen stellen, um geopolitische Entscheidungen wieder in den Mittelpunkt zu rücken, aber in der Kurie mangelt es ihm an Format und Kraft.

Die zwei roten Fäden des Blutes und des Geldes verknüpfen sich und verzögern oder ersticken so die Reformen. Durch die lange Reihe von unaufgeklärten Geheimnissen und Skandalen wird jedes Pontifikat erneut belastet. Und noch ein dritter Faden kommt hinzu, ein Faden aus Sex, menschlichen Schwächen und niederträchtigen Gelüsten, die nicht nur das Leben, sondern zuweilen auch die Entscheidungen manches Seelsorgers bestimmen.

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