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Details

Wir wollen oft das große Ganze und sehen weniger die Details. Bei Fotos fällt mir das besonders auf. Manchmal werde ich von Tourist:innen gefragt: »Could you take a picture of us?«. Ich frage dann extra nach, aber die Antwort ist immer dieselbe. Jaja, alles soll drauf. Das Pärchen, der Rhein und der Fernsehturm. Und Oberkassel! Na klar, gern.

Ich dagegen halte es lieber so: Ran ans Motiv!

Wenn ich mir zum Beispiel alte Häuser anschaue, interessieren mich Details wie Erker, Schnörkel, kunstvoll geschreinerte Türen und all so was. Damit lässt sich eine interessante Seite in deinem Skizzenbuch gestalten. Vor allem, wenn du deine Motive aus unterschiedlichen Perspektiven zeigst.

Diesen Erker habe ich aus der Froschperspektive gezeichnet, was ihm einen speziellen Charakter verleiht. Der Anschnitt der Haustür ist bewusst gewählt zur Verortung, damit der Erker nicht zu sehr in der Luft hängt.

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Ich glaube, die schönsten Erker hat der Kanton Schaffhausen in der Schweiz. Dort habe ich in Stein am Rhein diese wunderschönen Häuser gefunden und mir bei der Farbgestaltung etliche Freiheiten herausgenommen. Neben dem interessanten Giebel liegt der Schwerpunkt auf den vier Erkern. Um den Blick dorthin zu lenken, sind sie in knallbunten Farben koloriert und von Pink umgeben, welches sich im Himmel wiederholt. Alle übrigen Details sind zurückhaltend, bis gar nicht farblich gestaltet.

1. Nach einer feinen Bleistiftzeichnung habe ich mit Füller und wasserfester Tusche die Häuser gezeichnet. Bewusst habe ich alles ein bisschen krumm und schief angelegt, um eine spielerische Note hineinzubringen.

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2. Beim Kolorieren habe ich dort begonnen, wo ich meinen Schwerpunkt setzen wollte – bei den Erkern und dem Giebel. Nachdem mir die Farbgestaltung gefiel, habe ich sie entsprechend fortgesetzt.

3. Wichtig dabei: Auch Kontraste sind von Bedeutung! In der finalen Version siehst du auf dem Dach und in den Fenstern ein dunkles Violett und Indigo, um Tiefe zu erzeugen.

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1. Dieser wunderschöne Altbau steht in der Stadt Schaffhausen. Ich habe mir den unteren Bereich herausgepickt, was auf einen sehr symmetrischen, pyramidenartigen Aufbau hinauslief. Um diesen ein wenig zu brechen, steht ein Aufsteller des Restaurants vorn links.

2. Die ersten feinen Bleistiftlinien wurden im zweiten Schritt verstärkt und weiter ausgeführt. Keine Angst vor Stuck und Ornamenten. Es reicht völlig aus, sie in ihren Formen anzudeuten. Vor allem, wenn es sich um explizite Figuren (wie hier zwei Löwen) handelt.

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3. Mit ersten Lasuren habe ich weitergearbeitet und darauf geachtet, sie sparsam zu setzen. Was mir allerdings erst als originell und gute Bildidee erschien, stellte sich dann als etwas merkwürdig heraus. Wie sollte man aus dieser Zeichnung auf ein Haus schließen, wenn neben und über dem Erker alles frei bleibt?

4. Also habe ich mich auch dem Drumherum gewidmet und die oberen Fenster im Anschnitt gezeichnet. Das Fenster links neben dem Erker ist etwas stärker ausformuliert, um die Symmetrie weiter aufzubrechen. Für die Kontraste waren die dunklen Fensterscheiben im Erdgeschoss entscheidend sowie die Spiegelungen in den restlichen Fenstern. Für weitere Kontraste sorgen die dunkelblauen Lasuren am Erker und im Eingangsbereich. Das Gelb im Stuck korrespondiert gut mit weiteren gelben Akzenten in den Fenstern und dem Türgriff.

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Bei diesem Beispiel funktioniert das Weglassen oberer Stockwerke besser durch die horizontale Anordnung von Fenster, Tür und Gegenständen (anstatt der Dreieckskomposition bei der vorherigen Zeichnung). Der entstandene Freiraum sorgt für Luft im Bild.

1. Auch hier haben wir es mit Stuck zu tun und einer aufwendigen Gestaltung bei Tür und Fenster. Beides habe ich mit indigoblauen Lasuren herausgearbeitet. Die Bank und der Türrahmen bekamen Lasuren in Englisch-Venezianisch Rot. Kartenständer, Flaschen und Leuchten stehen noch in Bleistift. Einen ersten Akzent geben das Grün und das Gelb im Bild.

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2. Weitere Grün- und Gelblasuren folgten bei den Schildern und den Lampen. Die dekorierten Einzelteile wie Karten, Flaschen, Gläser und Decken sind flächig in bunten, aufeinander abgestimmten Farbtönen wie Rosa, Orange, Türkis, Maigrün und Ultramarin dargestellt. Bei so einer Fülle spielen Details keine Rolle.

3. Es reicht zum Beispiel bei den Postkarten, über die skizzierten Kästchen ein, zwei Aquarellschichten zu legen. Lebendigkeit bringen unterschiedliche Strukturen und Muster, auch mal mit Buntstift reingebracht, wie bei der Decke auf dem Hocker oder dem Rollo im Fenster. Abgerundet wird die Zeichnung durch Finelinerstriche, und dem Setzen von Schatten auf dem Boden im letzten Schritt.

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Haustüren – ein Kapitel für sich. Da könnte man auch eine Sammlung draus gestalten, so wie im nächsten Abschnitt. Ebenso aus alten Türknäufen und Türklopfern.

1.Unsere Aquarellfarben sind ein tolles Medium, um mit mehreren Lasuren die Kontraste und Wölbungen herauszuarbeiten. Nach dem Gestalten der Form mit Bleistift habe ich mit einem wässrigen Hellgrün die erste Schicht aufgetragen.

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2. Es folgten weitere Lasuren und etwas Gelb für goldfarbene Details. Es ist immer wieder der konzentrierte Blick auf die Hell-Dunkelkontraste und das Umsetzen mit Farbe, das unsere Motive – in diesem Fall einen Löwenkopf – plastischer wirken lässt.

3. In der Schlussversion erkennst du den Einsatz dunkler Buntstifte (Violett und Grün) zur Herausarbeitung einzelner Konturen.

TIPP

Für Gold- und Messingfarben kombiniere ich gern meine Gelbtöne mit grünen und blauen Farben.

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1.Bei diesem alten und daher sehr abgegriffenen Türknauf handelte es sich um einen Löwenkopf, dessen Züge kaum noch zu erkennen waren. Da half wieder die Konzentration auf die Hell-Dunkelkontraste, um diese herauszuarbeiten. Die Bleistiftskizze unter den Lasuren unterstützt zusätzlich die Definition von Formen.

2. Zu dem Englisch-Venezianisch Rot fand ich den wasservermalbaren violetten Buntstift sehr passend, um die dunkelsten Stellen noch weiter herauszubringen. Durch das Vermalen in einigen Bereichen entsteht ein interessanter Mix aus Linien und Flächen.

3. Es fehlen nur wenige Akzente zur Vervollständigung des Türgriffs. Diese habe ich mit einem rotbraunen Buntstift sparsam gesetzt. Zwar fallen sie kaum auf, machen aber einen feinen Unterschied.

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Sammeln

Sammeln kann man vieles und nicht nur real, sondern auch zeichnerisch. Vielleicht hast du eine Vorliebe für Straßenlaternen, Graffitis oder Fahrzeuge? Damit lassen sich interessante Seiten in deinem Skizzenbuch gestalten.

So könnte beispielsweise eine Doppelseite mit den Türknäufen, Erkern und Türen aus dem vorangegangenen Absatz aussehen. Um die Seiten nicht »wie Kraut und Rüben« aussehen zu lassen, ist es hilfreich, du machst dir vorher einige Gedanken über die Aufteilung.

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Ich habe mich auf der linken Seite für ein komplexes Motiv entschieden und die rechte Seite mit kleineren Details gefüllt. Dabei stellt der rosafarbene Erker rechts oben zum – ähnlich gefärbten – Haus links ein verbindendes Element dar. Die Türknäufe und -klopfer sind untereinander platziert, die beiden Türen – unterschiedlich groß – bilden nebeneinander rechts unten den Abschluss.

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Ich wusste bis vor Kurzem gar nicht, dass es mir Freude macht, Fahrzeuge zu zeichnen, denn ich interessiere mich nicht besonders für Automarken und dergleichen.

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Was den meisten beim Zeichnen von Autos Schwierigkeiten bereitet, sind die Räder und Reifen, die sich je nach Blickwinkel in Ellipsen verschiedenster Ausrichtungen (in der Zeichnung in Rot) verwandeln können. Nur Mut! Hier kann uns wieder unser Stift weiterhelfen, mit dem wir die Diagonale (in der Zeichnung die blaue Linie) bestimmen. Du erinnerst dich? Bei meinen vier Tipps habe ich dir empfohlen, deinen Stift so in die Luft zu halten, dass er optisch in Deckung zu deinem Motiv steht. Auf die Weise erhältst du Klarheit über den Neigungsgrad von Winkeln und kannst sie in der Größe vermessen.

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Außerdem sollten wir im Hinterkopf behalten, dass Ellipsen erstens immer symmetrisch sind und zweitens niemals eckig. Tja, und das wäre es auch schon zu diesem Thema. Ansonsten würde ich sagen, zeichne lieber etwas falsch, als überhaupt nicht. Und es ist noch nie der sprichwörtliche Meister vom Himmel gefallen. Das ist zwar sehr schade, aber leider wahr.

TIPP

Es spricht nichts dagegen, absichtlich etwas »falsch« zu zeichnen. Und es macht Spaß! Sogar so viel, dass ich die Zeichnung im Anschluss koloriert habe.

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1. Dieses Fahrrad zu zeichnen, fand ich ganz schön tricky, weil die Räder so fies in verschiedene Richtungen zueinanderstehen. Ich habe deshalb vorab mit einer Skizze die Proportionen und Verhältnisse geklärt.

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TIPP

Möchtest du es dir einfacher zu machen, verwende ein Foto von deinem Modell und pause die Räder (digital oder auf dem Papier) zur Verdeutlichung durch. Wahrscheinlich wirst du staunen, wenn du die unterschiedlichen Ellipsen siehst und in welchem Abstand sie sich zueinander befinden. Mit dieser neuen Erkenntnis gehst du nun frisch ans Werk.

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2. Wahrscheinlich ist dir aufgefallen, dass ich den Vorderreifen nicht ganz durchgezeichnet habe. Für mich besteht die Kunst meistens im Weglassen zugunsten optischer Klarheit. Das Auge denkt schon mit. Und mir war auch klar, dass ich dem Rad später noch Speichen zeichne. Übersehen hatte ich leider, dass ich die Achse nicht mittig platziert hatte.

3. Es folgten der Laternenmast sowie Konturen mit schwarzem Fineliner. Die Achse habe ich dank etwas Deckweiß weiter nach oben gesetzt. Die Räder bekamen Speichen mit Bleistift, den ich gern auch als eigenständiges Medium einsetze und nicht nur zum Vorzeichnen verwende. Hier eignet er sich besser als Fineliner, wie ich finde, da er weniger dominant auftritt.

4. Das Schutzblech bekam noch etwas Türkis und das Fahrradschloss etwas Struktur mit blauem Buntstift. Solche kleinen Strichelchen sind die Kirsche auf der Torte und können deine Zeichnungen immer noch ein wenig pushen.

Übrigens war die Ellipse des Hinterrades noch viel schmaler als auf meiner Zeichnung, aber stört uns das?

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1. An diesem Roller hatte ich ebenfalls meine Freude. Alles ist so schön rund und kompakt. Diese Freude machte sich auch gleich an der Vorzeichnung bemerkbar, die auf Anhieb saß.

2. Es folgte ein erster Anstrich mit Grau und Maigrün, wie immer mit dem Fokus auf den Kontrasten von hell und dunkel.

3. Weitere Lasuren in gleichen Farbtönen machen den Roller plastisch, Rot und Orange für die Leuchten und Rückstrahler bringen einen reizvollen Kontrast mit hinein. Gut gefällt mir das Stehenlassen der Bleistiftlinien. Am Vorderlicht habe ich bereits mit dem Fineliner begonnen, Konturen zu setzen.

4. Nun ist er komplett, der kleine Roller! Mit zwei verschiedenen Finelinerstärken sind noch mehr Konturen herausgeholt worden. Und der Vorderreifen bekam sogar ein wenig Profil. (Wir hatten das ja bereits beim Fahrrad besprochen, dass ein wenig Textur unsere Zeichnungen bereichern kann.)

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Wie wäre es nun zur Abwechslung mit Straßenschildern? Niemand würde sie wahrscheinlich fotografieren, aber gezeichnet wirken sie viel interessanter als auf einem Foto.

2. Eine einfache Bleistiftzeichnung, die für sich stehen kann. Ganz klar ist natürlich ein Gebäude größer als ein Straßenschild. Aber wie bereits besprochen, klären sich durch die Größenverhältnisse von Schild und Gebäudekuppel Vorder- und Hintergrund.

1. Hier ein Straßenschild von hinten mit darunter montiertem Mülleimer. Alles ein bisschen schief, weil ich das so gerne mag. Darunter angedeutet ein paar Pflastersteine und Gras. Auch hier habe ich auf den Lichteinfall von links geachtet und dort keine Farbe aufgetragen.

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Straßenschild von hinten plus Straßensperre. Im wirklichen Leben mögen wir die nicht, wenn wir unterwegs sind. Als Motiv fand ich dieses Ensemble allerdings reizvoll, besonders in dem Kontrast von geometrischer Exaktheit der Objekte und dem lockeren Strich, auch mit der Aquarellfarbe.

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Ganz schön wild diese Seite. Wir sehen verschiedene Zeichenstile, teilweise überlappen sich die Zeichnungen sogar und laufen über die eine Seite zur anderen. Doch thematisch passt alles zusammen: zwei- und vierrädrige Fahrzeuge, dazu einige Straßenschilder für etwas Straßenverkehrsatmosphäre.

TIPP

Falls du gerne nach Themen deine Motive im Skizzenbuch sammelst, halte dir einige Seiten frei, an denen du immer wieder arbeiten und ergänzen kannst. Doppelseiten müssen nicht in einem Rutsch entstehen!

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Auch hier geht der Roller über beide Seiten und macht optisch aus zwei A5 Seiten ein A4 Blatt. Das wirkt immer großzügig. Zusammen mit dem Verkehrsschild und dem daran befestigten Mülleimer ergibt das eine kleine Straßenszene. Auf der rechten Seite habe ich einige Vorskizzen als gestalterisches Element integriert, darunter auch ein Fahrrad. Das macht die Seiten locker und lebendig. Denkbar wäre noch ein Schatten und/oder Text zur weiteren Ausgestaltung. Mir hat es allerdings so sehr gut gefallen.

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Wenn es schön aufgeräumt sein soll, tu es in eine Box – wie hier zum Beispiel. Die Kästchen habe ich zuerst eingezeichnet und später die Fahrzeuge eingefügt. Es sollte nicht zu streng und formalistisch wie ein Formular oder Comic wirken. Daher habe ich Freiräume gelassen, um Motorrad und Roller auch ungerahmt miteinzubauen. Wichtig war mir auch, dass nicht alle Fahrzeuge in dieselbe Richtung schauen, die Farbigkeit ausgewogen ist und verschiedene Zeichenstile zum Einsatz kommen. Und: Die einzelnen Motive sollten ruhig auch ihren Rahmen sprengen dürfen oder angeschnitten sein.

TIPP

Probiere mit Thumbnails, kleinen Vorschaubildern, die Wirkung deiner gerahmten Skizzen aus. Dafür benötigst du kein Schmierblatt, sondern ebenfalls dein Skizzenbuch. Wir hatten ja besprochen, dass darin experimentiert werden darf.

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Sei dabei

Die meisten von uns machen mit ihrem Smartphone Selfies, aber das geht auch mit Pinsel und Stift ganz einfach. So zeigst du in deinem Skizzenbuch »Ich war hier!«. Eine Skizze, genauso wie wir das bei unseren Figuren geübt haben, reicht völlig.

Hier habe ich mich vor dem Berliner Dom gezeichnet, schnell und ohne Ähnlichkeit. (Der Schwerpunkt der Wiedererkennbarkeit liegt eher auf den Accessoires wie Brille und Kette.)

Vielleicht polierst du mit einem Selfie auch ein ansonsten langweilig gewordenes Motiv auf, wie hier diesen Kran? So einen wollte ich schon immer aufgrund der herausfordernden Konstruktion zeichnen. Anschließend stellte ich fest, so spannend sieht das gar nicht aus. Ein Porträt (in diesem Fall nicht ich, spielt aber keine Rolle) reißt es wieder raus. Vergleich doch mal die beiden Zeichnungen.

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Hier noch eine weitere Idee, falls du mal keine Gesichter zeichnen möchtest. Ich hatte früher die Angewohnheit, beim Fotografieren meine Füße abzulichten. Sie tauchten überall auf, ob barfuß oder in Stiefeln, auf dem Straßenpflaster oder im Sand. Und so kannst du das auch in deinem Skizzenbuch handhaben. Platziere deine Füße (oder Hände!?) auf einer Seite deines Skizzenbuchs oder mache sie zum Bestandteil einer Motivsammlung.

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Erzähl eine Geschichte

Du hast es sicherlich schon bemerkt: Selbst wenn wir nichts dazu schreiben, mit unseren Urban Sketches erzählen wir Geschichten. Betrachtende sehen, wo wir waren, erspüren vielleicht sogar die Atmosphäre und wie wir uns an dem Ort gefühlt haben. Und auch wir als Zeichnende erinnern uns meistens mehr an unsere gezeichneten Erlebnisse als an die fotografierten.

Ich habe dir bereits einige Beispiele hier im Buch gezeigt. Mal waren es kurze Notizen, mal ein paar kurze Sätze. Du kannst beim Vergleich der Versionen mit und ohne Text auch sehen, Schrift ist ebenfalls ein Gestaltungsmittel. Durch ihre Anordnung und Farbe trägt sie zur Gesamterscheinung bei. Deshalb sollten wir auch darauf ein paar Gedanken verwenden.

Musst du dafür extra Kalligrafie, die Kunst des Schönschreibens, erlernen? Ich möchte dich nicht bremsen. Aber wenn du deshalb das Schreiben auf die lange Bank schiebst oder es gar nicht tust, dann lege lieber mit deiner ganz normalen Handschrift los. Bleib einfach locker! Wie schon zu Beginn besprochen, ist unser Skizzenbuch keine Präsentationsmappe. Wir wollen darin unsere zeichnerische Freiheit nutzen und experimentieren.

Meine Schrift finde ich oft überhaupt nicht schön (mein Mann nennt sie auch noch unleserlich), aber ich habe mich durchs Zeichnen mit ihr angefreundet und manchmal gebe ich mir sogar Mühe. Das kann so aussehen, dass ich bewusst eine Art Schulschreibschrift verwende, mir eine Fantasieschrift überlege oder Druckbuchstaben schreibe.

Wollen wir unsere Zeichnungen mit Text ergänzen, ist die große Frage: Was schreiben? Am reizvollsten finde ich, statt Zahlen, Daten, Fakten (»Der Rhein ist soundso viele Kilometer lang.«) eine kleine Geschichte. Das macht viel mehr Spaß – ich möchte mich doch nicht selbst langweilen! Eine Anekdote aus deinem Alltag zum Beispiel. Dafür brauchst du nicht den Nobelpreis in Literatur. Vielleicht hast du im Café am Nachbartisch einen ulkigen Satz aufgeschnappt und notierst ihn dir in deinem Skizzenbuch. Oder dir kommt in den Sinn, dass du vor Jahren schon einmal diesen Ort besucht hast. Du siehst, ich meine damit ganz alltägliche Gedanken und Situationen, die unsere Zeichnungen aufs Schönste abrunden können. (Solche Texte sind ausschließlich für mich, und ich zeige sie nur in Ausnahmefällen – so wie dir hier in diesem Buch.)

Hier ein paar Leitfragen, um dich zu inspirieren

• Was hat mich während des Zeichnens beschäftigt?

• Warum habe ich dieses Motiv ausgewählt?

• Welche Eindrücke nehme ich auf? Was sehe, höre, rieche, schmecke ich?

• Welches eine Wort beschreibt diese Szene treffend?

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Du hast es bereits bemerkt – Geschichten entstehen bei mir ganz wie von selbst, wenn es ums Essen geht. Seiten könnte ich da vollschreiben. Aber es gibt auch noch andere Gelegenheiten, denn sobald wir unsere Heimat und damit unsere Komfortzone verlassen, stellen sich neue Herausforderungen. Mir zum Beispiel in Form von Parkvorschriften und den dazugehörigen Automaten. In Bellinzona im Tessin war das Chaos perfekt, da alle Anweisungen in der Amtssprache Italienisch waren. Leider spreche ich kein Italienisch. Aber auch nette Einheimische, die ich fragte, kannten sich damit nicht aus. Irgendwie schien der Automat auch noch kaputt zu sein, und unter der angegebenen Rufnummer der Polizei ging niemand ans Telefon.

Da die Bußen in der Schweiz recht saftig ausfallen können, ich aber auch keine andere Parkmöglichkeit fand, behalf ich mir mit einem freundlich geschriebenen Zettel hinter der Windschutzscheibe. Ist alles gut gegangen. Und es war eine nette Anekdote für mein Skizzenbuch!

Solltest du in Zürich sein, empfehle ich dir einen Spaziergang über das Gelände des Freibades Letzigraben. Es wurde in den 1940er-Jahren nach den Plänen des damals noch als Architekt tätigen Schriftstellers Max Frisch gebaut. Die Anlage hat nostalgischen Charme und ist absolut sehenswert. Besonders im Herbst, wenn dort niemand mehr badet und der Restaurantpavillon geschlossen ist.

Nach einem Spaziergang habe ich meine Eindrücke in einer Skizze festgehalten, leider auf nicht aquarellfähigem Papier. Die Farben konnten also nicht ihre Nass-in-Nass-Wirkung entfalten. Lasieren war immerhin möglich. Die Atmosphäre von Sonne, Herbstluft und verwaistem Freibad ist mir sofort wieder gegenwärtig, wenn ich meine Zeichnung sehe. Da Menschen nicht in Sicht waren, beleben Fisch und Vögel die Zeichnung.

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