Sehenswertes abseits des Spaziergangs
Viktoriapark mit Kreuzberg: Mit stolzen 66 m ist der „Berg“ im Viktoriapark die höchste natürliche Erhebung im Zentrum Berlins. Drum herum steile Wege, abschüssige Wiesen, ein Biergarten und ein kaskadenartiger Bachlauf, in dem im Sommer fleißig geplanscht wird. Obenauf thront seit 1821 das 20 m hohe, von Schinkel entworfene neogotische Denkmal zur Erinnerung an die Befreiungskriege gegen Napoleon. Das Kreuz, das das gusseiserne Denkmal krönt, gab dem Berg seinen Namen. Die Aussicht von dort ist ideal für einen rotweingeschwängerten Sonnenuntergang.
Zugänge von der Kreuzberg-, Methfessel-, Duden- und Katzbachstraße aus,
Mehringdamm o. Platz der Luftbrücke. Schinkel-Denkmal auf dem Kreuzberg
Görlitzer Park: Der „Görli“ ist ein sehr junger Park. Er entstand erst in den späten 1980ern auf dem Gelände des abgerissenen Görlitzer Bahnhofs, von dem hier und da noch Reste zu erkennen sind. Schön ist das baumarme Gelände nicht wirklich, dafür im Sommer sehr lebendig. Türkische Familien grillen Berge von Hammelkoteletts, Hunde jagen Frisbeescheiben hinterher, anderswo drehen Weinflaschen und Joints ihre Runden. Schön sitzt man auch auf der Bierterrasse des Restaurants Edelweiss ganz im Westen des Parks.
Zugänge u. a. von der Görlitzer und der Wiener Str. aus,
Görlitzer Bahnhof. Achtung: Nachts gilt der Park als No-go-Area! Deutsches Technikmuseum: Das Museum ist einfach riesig, planen Sie mehrere Stunden dafür ein. Spektakulär ist nicht nur die Abteilung, die sich der Luft- und Schifffahrt widmet: Dort befinden sich u. a. eine Ju 52, ein Rosinenbomber (über der Terrasse), das Flugzeugwrack, mit dem Tierfilmer Michael Grzimek 1959 nach dem Zusammenstoß mit einem Geier (!) über der Serengeti abstürzte, und ein 36 m langer Kaffenkahn, der im 19. Jh. in der Havel sank. Außerdem: der Nachbau des ersten Computers der Welt, den der Berliner Konrad Zuse 1936 zusammenschraubte, 40 Schienenfahrzeuge im Lokschuppen, ein Filmschneideraum aus den 1970ern, eine historische Brauerei, Windmühlen im Park, eine Autoschau u. v. m. Angeschlossen ist das Science Center Spectrum mit rund 250 Experimentierstationen - ein Spaß für Alt und Jung.
Gen Süden schließt an das Museum der Park am Gleisdreieck an, lange Zeit eine unzugängliche Brache. Erst 2013 wurde das Areal, durchzogen von Schienensträngen und gespickt mit alten Prellböcken, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Trebbiner Str. 9,
Gleisdreieck o. Möckernbrücke. Di-Fr 9-17.30 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr. 6 €, erm. 3,50 €. www.sdtb.de. Aufbau Haus: Einst fabrizierte an diesem Ort C. Bechstein Pianos. Heute sitzt hier der Aufbau Verlag (in den oberen zwei Etagen), darunter etablierte sich ein Zentrum der Kreativwirtschaft: Theater, Galerien, Restaurants, Café, Club, Bar und modulor material total, ein Megastore für Künstlerbedarf.
Prinzenstr. 85,
Moritzplatz. Ausstellungs- u. Veranstaltungsprogramm auf www.aufbauhaus.de. Flughafen Tempelhof: Vom Paradeplatz zum Kiter-Eldorado
Kiter-Eldorado Tempelhofer Freiheit
Radfahrer, Skater und Kite-Boarder bevölkern die alten Landebahnen des zugigen Areals, dazwischen wird gegrillt, im Winter kommen Langläufer. „Tempelhofer Freiheit“ nennt sich heute das rund 500 (!) Fußballfelder große ehemalige Flugfeldareal. Für dessen Umgestaltung hat man viele Pläne, jedes Jahr einen neuen: Unter anderem waren schon ein 60 m hoher Kletterberg mit Alexander von Humboldt obenauf, dazu Birkenwäldchen und Wasserbecken angedacht. Zuletzt war eine Randbebauung mit 1700 Wohneinheiten und einer neuen Zentralbibliothek im Gespräch.
Der Flugbetrieb auf dem Tempelhofer Feld, einst ein Aufmarschplatz der preußischen Potentaten, wurde 1923 aufgenommen - 19 Stunden brauchte man zu jener Zeit von Berlin nach Moskau. Neben einem kleinen „Terminal“, nicht mehr als eine Baracke, einem Post- und Zollamt gab es damals auch „eine Hammelherde zur Erhaltung der Grasnarbe“ (Straube-Führer Berlin, 1925). Das megalomane Flughafengebäude, heute u. a. ein „Special Event Center“ (auch findet hier 2-mal jährlich die Modemesse Bread & Butter statt), entstand bis 1940 nach Plänen des Architekten Ernst Sagebiel. Ein würdiges Eingangstor ins Tausendjährige Reich sollte es sein. Doch der Flughafenbau wurde nie vollendet, ursprünglich hätte das Gebäude um ein Drittel größer werden sollen - dabei galt das 1,2 km lange Flughafengebäude mit 9000 Büros und sieben Flugzeughallen zu jener Zeit ohnehin schon als das größte Gebäude der Welt. Das Dach war als Zuschauerterrasse konzipiert, von wo Hunderttausende den Flugschauen beiwohnen sollten.
Während der Berliner Blockade 1948/49 (→ Geschichte, S. 24) wurde Tempelhof für die sog. Rosinenbomber der Westmächte genutzt, die mit rund 400 Flugzeugen und fast 280.000 Flügen ganz Berlin für über ein Jahr mit Kohle, Medikamenten und Lebensmitteln versorgten. Alle drei Minuten landete ein Flugzeug mit jeweils 10 t Fracht. An diese Zeit erinnert am Platz der Luftbrücke vor dem Flughafengebäude ein „Hungerharke“ genanntes Denkmal mit drei Betonzacken, die die drei Luftkorridore symbolisieren. Für den zivilen Flugbetrieb wurde Tempelhof 1951 wiedereröffnet. Im Oktober 2008 hob der letzte Flieger von hier ab. Durch das denkmalgeschützte Gebäude werden spannende Führungen angeboten, dabei bekommt man u. a. die 50 x 100 m große monumentale Eingangshalle, den Luftschutzbunker (in dem die Amerikaner später Billard spielten) und die Dachterrasse mit Weitblicken bis zum Teufelsberg im Westen und den Müggelbergen im Osten zu sehen.
Zugang zum Park u. a. vom Columbiadamm (
Südstern), vom Tempelhofer Damm (
Tempelhof) oder von der Oderstraße (
Leinestraße) aus. Im Sommer tägl. 6-22.30 Uhr, sonst verkürzt. Flughafengebäude am Tempelhofer Damm,
Platz der Luftbrücke. Führungen (Start ist der GAT-Bereich rechts des Haupteingangs, ausgeschildert) Mo-Do 16 Uhr, Fr 13 u. 16 Uhr, Sa/So 11 u. 14 Uhr, Dauer 2:30 Std., 12 €, erm. 8 €),
200037441, www.tempelhoferfreiheit.de.