Drei in einem: Dahlem präsentiert sich als feudale Wohngegend, Univiertel samt Forschungsstätte und Museumsstandort.
Im Botanischen Garten
Ruhig, grün und gepflegt ist Dahlem im Südwesten Berlins, ein Stadtteil mit Kurortcharakter - hier ist die Welt noch in Ordnung. Ein Dorf ist Dahlem jedoch längst nicht mehr, wie der U-Bahnhof „Dahlem-Dorf“ mit seinem reetgedeckten Fachwerkgebäude vielleicht suggeriert. Nur der historische Dorfanger samt Wirtshaus und der →Domäne Dahlem, einem uralten Rittergut, ist geblieben. Heute gehört Dahlem v. a. VIPs aus Politik und Wirtschaft, die in noblen Villen ohne Namen am Klingelschild residieren, dazu Diplomaten und den rund 31.000 Studenten der Freien Universität. Letztere wurde 1948 als Gegenpol zur Berliner Universität (ab 1949 Humboldt-Universität) gegründet, nachdem dort die kommunistische Einflussnahme auf Bildung und Forschung immer größer geworden war. Die Universitätsgebäude liegen weitverstreut, man lehrt, forscht und lernt in teils schönen, alten Villen oder in innovativen Neubauten.
Domäne Dahlem: Das laut Eigenwerbung „weltweit einzige Freilichtmuseum mit U-Bahn-Anschluss“ geht auf ein über 800 Jahre altes märkisches Rittergut zurück. Städter, die einmal Landluft schnuppern wollen, finden auf der 15 ha großen Bauernhof-Oase Kühe auf der Weide, Pferde auf der Koppel, Streuobstwiesen, einen Hofladen mit Bioprodukten, eine Töpferei u. v. m. Im angeschlossenen Museum gibt es u. a. einen historischen Kaufmannsladen und eine Fleischerei (um 1920/30) zu bestaunen. Nett für Kinder.
Königin-Luise-Str. 49. Das Gelände ist tägl. von 7.30 bis 20 Uhr frei zugänglich. Museum, tägl. (außer Di) 10-18 Uhr. 3 €, erm. die Hälfte. www.domaene-dahlem.de.
Ethnologisches Museum: Schon einmal von den Admiralitäts- oder den Ellice-Inseln gehört? Hier wird man schlauer. Die Südsee-Abteilung des Museums (u. a. werden hier Kampfmonturen mit Haizähnen und Helme aus Igelfischhaut gezeigt) ist sensationell. Dazu durchläuft man die Kulturen Alt-Amerikas (Skulpturen und Stelen der Azteken, Zapoteken und Maya), Nordamerikas (schon mal einen Eskimo-Regenmantel aus Seehunddarm gesehen?), Afrikas (Furcht erregende Masken) u. v. m. Das 1873 gegründete Museum mit einem Bestand an rund 500.000 Objekten ging aus der Königlichen Kunstkammer hervor.
Arnimallee 27 (Eingang Lansstr.). Di-Fr 10-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr. Bereichskarte (die auch für das Museum für asiatische Kunst und das Museum europäischer Kulturen gilt) 8 €, erm. 4 €. www.smb.museum.
Essen & Trinken
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Luise
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Alter Krug
3
Eßkultur
Café
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Café Lenné
Museum für asiatische Kunst: Es präsentiert Kunstwerke des asiatischen Kulturraums vom 4. Jt. v. Chr. bis in die heutige Zeit. Zu den Exponaten gehören farbenprächtige Miniaturen aus der indischen Moghul-Zeit (16.-19. Jh.), Stoffmalereien und Skulpturen von Schutzgottheiten aus den Himalajaländern, Schreine aus Thailand, japanische Malerei, Lackkunst u. v. m. Highlight ist eine buddhistische Kulthöhle aus der nordchinesischen Höhlenklosteranlage Kizil (5./6. Jh.) - zwar ein Nachbau, jedoch mit den originalen Wandbildern ausgestattet, die 1913/1914 nach Berlin gebracht wurden.
Museum europäischer Kulturen:Die ständige Ausstellung trägt den Titel „Kulturkontakte. Leben in Europa“. Sie zeigt u. a., wie Reisen, Handel und Migrationsbewegungen den europäischen Raum in den letzten Jahrhunderten prägten und veränderten. Leider werden nur rund zwei Prozent der 275.000 Objekte des Museums präsentiert. Die Highlights: eine 700 kg schwere, venezianische Prachtgondel mit üppigem Reliefschnitzwerk, ein wunderschön bemalter Eselskarren aus Sizilien und ein mechanischer „Weihnachtsberg“ aus dem Erzgebirge mit über 300 Figuren.
Botanischer Garten: Grüner wird’s nicht! Die zwischen 1897 und 1910 angelegte Pflanzenschatzkammer der Freien Universität Berlin ist einer der bedeutendsten und größten botanischen Gärten überhaupt. Auf einer Fläche so groß wie der Vatikanstaat werden 22.000 verschiedene Pflanzenarten aus aller Welt kultiviert. Verlieren kann man sich in den Schaugewächshäusern (6000 m² Fläche), wo ganze Tropenlandschaften nachgebaut wurden. Dazu gibt es ein 14 ha großes Arboretum, einen Duft- und Tastgarten, einen Sumpf- und Wassergarten, einen japanischen Pavillon und vieles, vieles mehr. Im angeschlossenen Botanischen Museumkann man der Entwicklungsgeschichte der Pflanzen auf den Grund gehen.
Zugang zum Museum und zum Garten vom Königin-Luise-Platz/Königin-Luise-Str. 6-8, zudem im Süden von der Straße Unter den Eichen (Botanischer Garten oder Rathaus Steglitz). Botanischer Garten, Nov.-Jan. tägl. 9-16 Uhr, Feb. bis 17 Uhr, März u. Okt. bis 18 Uhr, Sept. bis 19 Uhr, April u. Aug. bis 20 Uhr, Mai-Juli bis 21 Uhr. Museum, tägl. 10-18 Uhr. Kombiticket Garten und Museum 6 €, erm. die Hälfte. www.botanischer-garten-berlin.de.
Alter Krug2 Charmant-rustikaler Speisesaal, außerdem herrlicher, großer Biergarten mit Hollywoodschaukeln. Auf den Teller kommt verfeinerte saisonale Hausmannskost mit mediterranen Anklängen, auch wird gegrillt. Hg. 7,50-21,50 €, So Brunch (9,50 €). Tägl. 10-23 Uhr. Königin-Luise-Str. 52, 8327000.
Luise1 Großräumiges Kneipenrestaurant in einer schönen Gründerzeitvilla, mit dabei ein Biergarten unter alten Bäumen. Anständige internationale Küche zwischen Steinofenpizza, Pasta, Fisch und Fleisch. Viele Studenten, die hier donnerstags Rabatt bekommen. Hg. 7,50-13 €, So Brunch für 10,90 €. Tägl. 10-1 Uhr. Königin-Luise-Str. 40-42, 8418880.
Ökotipp: Eßkultur3 Das Restaurant der Museen Dahlem serviert nicht nur gute Küche (ausschließlich Bioprodukte), sondern bietet auch immer wieder interessante Veranstaltungen wie „Märchenfrühstück im Beduinenzelt“ (mit orientalischem Büfett, 17 €/Pers., Kinder 12 €, Veranstaltungsinfos unter www.esskultur-berlin.de). Mo 12-14 Uhr, Di-Fr 10-16 Uhr, Sa/So 11-16 Uhr. Lansstr. 8, 68089344.
Café Lenné4 In der „Königlichen Gartenakademie“, einer Gärtnerlehranstalt aus dem 19. Jh., heute ein gehobenes Gartenbaucenter. Schöne, nostalgisch angehauchte Atmosphäre im ehemaligen Palmenhaus, dazu ein idyllischer Garten. Leichte Küche zu 8,50-12,50 €, gute Kuchen. Wermutstropfen: manchmal überforderter Service. Di-Sa 10-19 Uhr, So bis 16 Uhr, im Winter verkürzt. Altensteinstr. 15 a.