Wolfram als stilistisches Vorbild im Jüngeren Titurel, im Lohengrin und im Göttweiger Trojanerkrieg?
Ausgangspunkt dieses Aufsatzes ist die Frage, inwieweit Texte, die mit einem Wolfram-Erzähler operieren, auch den literarischen Stil des ‚historischen Wolfram‘ nachahmen wollen. Auf den ersten Blick erscheint eine solche Erzählerrolle wenig sinnvoll, wenn sie nicht wenigstens ansatzweise wie das Original klingt. Daher liegt die Annahme nahe, dass Autoren, die sich dieser Konstruktion bedienen, die Erzähleridentität durch Bezugnahme auf Wolframs stoffliche und stilistische Merkmale untermauern, anstatt ihren Erzähler lediglich mit dem Namen Wolfram vorzustellen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, ist an drei prominenten Beispielen – dem Jüngeren Titurel (JT), dem Lohengrin und dem Göttweiger Trojanerkrieg (GT) – zu überprüfen.
Von diesen drei Texten findet sich nur im JT der Versuch, einen Wolfram-Erzähler zu schaffen, der sich direkt auf ‚sein‘ früheres Werk bezieht.945 Im Lohengrin und im GT wird das Problem der Erzähleridentität anders überwunden und mit weniger Rückbezug auf Wolframs Werke.946 In der Praxis trennt der LohengrinAutor Inhalt und Stil, denn während der Inhalt ersichtlich an die letzte Episode des Parzival anschließt, unterscheidet sich der Stil erkennbar von allem, was Wolfram gedichtet hat.947 Da der Stoff des GT völlig ‚unwolframsch‘ ist, geht dieser Text noch weiter in der Trennung von Erzählerfigur und historischem Autor.
Der Grund für diese Aufspaltung ist zum Teil in der Kanonisierung Wolframs durch spätere Dichter zu finden. Zwei bekannte Tribute ragen heraus: Wirnts von Gra fenberg Lobrede auf Wolframs künstlerische Gesamtleistung:
Daz lop gît ir her Wolfram,
ein wîse man von Eschenbach;
sîn herze ist ganzes sinnes dach;
leien munt nie baz gesprach. (Wigalois, V. 6343–6346)948
und Rudolfs von Ems Lob für Wolframs Stil:
starc, in mange wîs gebogn,
wilde, guot und spæhe,
mit vremden sprüchen wæhe. (Alexander, V. 3130–3132)949
Stellen dieser Art verleiten zu dem Fehlschluss, dass jedwede Art von Literatur, die stilistische oder strukturelle Komplexität – oder auch nur hohe literarische Qualität im allgemeinsten Sinne – anstrebt, einen legitimen Anspruch erheben könnte, als wolframtypisch zu gelten. Ebenso haben einzelne Versuche, eine Erzählerstimme mit der Wolframs in Verbindung zu setzen, kaum eine andere Funktion als die, für das betreffende Werk eine gewisse literarische Qualität in Anspruch zu nehmen. So trifft man denn auch auf die einmalige isolierte Behauptung in Wolfdietrich D (Daz sage ich, Wolferam, der werde, meister von Eschebach [969,3]), obwohl dieses Werk in kei nerlei Zusammenhang mit der Erzählwelt des ‚historischen Wolfram‘ steht950 und seine Erzählerfigur auch im weiteren Verlauf in keinster Weise mit Profil oder Individualität ausgestattet ist.
Meistens geht das Thema des stilistischen Vorbildcharakters des meisters jedoch gerade mit dem Interesse an der dynamischen, streitlustigen Persönlichkeit des Erzählers einher, der den Namen des historischen Autors teilt. Eine detaillierte Dis kussion von Rezeption und Entwicklung der WolframRolle findet sich bei Hedda Ragotzky.951 In jüngster Zeit untersuchte ALASTAIR MATTHEWS, auf welche Weise mhd. vitae der Elisabeth von Thüringen Hinweise auf den Sängerwettstreit auf der Wart burg verarbeiten. Dies lässt, so MATTHEWS, die Folgerung zu, es bestehe:
an interest in authors not as entities defined by their conceptual place in relation to textual genesis or transmission, but as figures with stories behind them.952
Paradoxerweise aber geht diese Fokussierung auf Wolfram als Persönlichkeit häufig zu Lasten einer ernsthaften Auseinandersetzung mit seinem literarischen und stilisti schen Erbe. Während das WartburgkriegSzenarium Clinschor im Endeffekt vom Zau berer zum Sänger und Dichter aufwertet, reduziert es gleichzeitig Wolframs Status zu dem einer intradiegetischen Figur – eines Sängers unter vielen. Im Lohengrin wird diese Abwertung noch dadurch verstärkt, dass Wolfram nicht nur gegen Clinschor antreten muss, eine Figur, die eng mit seiner eigenen literarischen Schöpfung ver bunden ist, sondern von diesem auch noch mit Horant (dem fiktionalen Sänger der Kudrun) verglichen wird:953
nû siht man den von Eschenbach
als man Hôrant vor
der künigîn Hilden sach.der Clingesor sprach: ‚nû singet, meister wîse.‘ (Lohengrin, V. 298–300)
Selbst wenn Clinschor Wirnts von Grafenberg Lobrede wieder aufbereitet
man saget von dem von Eschenbach
und gît im prîs daz leien munt nie baz gesprach:
her Wolferam der tihtet guotiu maere. (Lohengrin, V. 38–40)
lässt der Kontext annehmen, dass sich diese Einschätzung mehr auf das Potenzial des Protagonisten ‚Wolfram‘ bezieht, der sich auf der Wartburg misst, als auf die Leistun gen des historischen Autors.
Insofern steht der JT für sich allein, aber auch der Versuch an das Werk Wolframs anzuschließen bleibt nicht ohne Komplikationen. Angesichts der Tatsache, dass der JT seine Dynamik aus dem ständigen Konflikt zwischen dem weltlichen Wolfram Erzähler und der asketischen vrou Aventiure herleitet, stellt sich für Albrecht die Herausforderung, eine Erzählerstimme zu schaffen, die in gewisser Hinsicht als die aus dem Parzival und dem Titurel erkennbar ist, am Ende aber eine sehr andersartige Erzählung hervorbringt.954
Ist zwivel nachgebure dem herzen icht di lenge,
daz můz der sele sure werden ewiclich in jamers strenge.
herze, hab di stæt an dem gedingen,
war minne, rechten gelouben, so mac der sel an sælicheit gelingen. (JT, 22,1–4)
So wird das berühmte Reimpaar, mit dem Wolfram den Parzival beginnt – Ist zwîvel herzen nâchgebûr, / daz muoz der sêle werden sûr (Parzival, 1,1 f.) –, von Albrecht im JT umgestaltet. Während er die Schlüsselbegriffe beibehält, sind die Unterschiede unübersehbar. Das Reimpaar wird zu einer vierzeiligen Strophe ausgebaut, eng an gelehnt an – aber nicht identisch mit – der metrischen Form von Wolframs eigener TiturelStrophe.955 Die Prägnanz von Wolframs ursprünglichem Zweizeiler geht so ver loren, nicht zuletzt durch die potenziell autonome explicatio in den Versen 3 f. Die Verwendung des Imperativs in Vers 3 verleiht der Passage außerdem eine gewisse moralisierende Vehemenz; denn diese neue Erzählinstanz schreckt nicht davor zurück, ihrem Publikum vorzuschreiben, wie es seine Gedanken, Überzeugungen und Gefühle zu ordnen habe.
Die Veränderungen stimmen durchaus mit der an anderer Stelle im Prolog dargelegten Intention überein, die im früheren Werk implizierten Lehren deutlicher herauszuarbeiten: Wie Parzifal an hebende si, des habet hie merke, / mit tugende lere gebende (JT, 21,1 f.) und: ich wil die krumb an allen orten slichten, / wan sumeliche jehende sint, ich kunne iz selbe nicht verrichten (JT, 20,3 f.). Dieser Kommunikations prozess wird jedoch häufig durch neue syntaktische und lexikalische Schwierigkeiten unterminiert. MERTENS bringt es auf den Punkt:
Von dem Text geht eine Faszination aus, die auf einer Dialektik von Verhüllen und Enthüllung beruht: Schwer oder Unverständliches und Verständliches, Kohärentes und Kontingentes wech seln sich ab, es gibt keinen Dauerzustand […]. Der Text will nicht verstanden werden, will aber auch nicht nur ‚musikalisch‘ erfreuen, sondern Verständnisbemühungen unterschiedlicher Art aktivieren.956
Es überrascht nicht, dass die meisten modernen Leser des JT sich eher auf die Unter schiede zwischen Wolfram und Albrecht konzentrieren als auf deren Ähnlichkeiten. Obwohl man beide Verfasser als linguistisch und syntaktisch komplex beschreiben könnte, sind es Komplexisierungen verschiedener Färbung. Gemäß RAGOTZKY „verwirklicht sich [Wolfram] in der persönlich beanspruchten Freizügigkeit der Sprach gestaltung“, während
[d]er Sprachstil des ‚Jüngeren Titurel‘ […] gerade solcher subjektiven Freizügigkeit entzogen [ist], stilistische Eskapaden z. B. müssen als Momente eines normativen Sprachverhaltens gewertet werden. Die Ausnahme von den gebräuchlichen sprachlichen Regeln ist zur neuen Norm gewor den, Albrecht konstruiert eine Sprache von kunstvoller Künstlichkeit, die in ihrem Regelmaß, ihrer Musterhaftigkeit einer eigenen Logik gehorcht.957
MERTENS argumentiert ähnlich, dass gerade die von der Albrechtstrophe vorgegebene„metrische Ordnung“ zu „einer syntaktischen Komplexisierung“ führe (S. 188) und damit letztlich zu einer ‚Zerdehnung‘ und ‚Entdynamisierung‘ der Erzählung (S. 189):
Aktion tritt demgegenüber zurück; Aussagen verlieren an Unmittelbarkeit, sie treten als bereits modifizierte auf. Das bedingt eine feierliche Langsamkeit der erzählten Abläufe, eine Zeremonia lisierung, ein semantisches Rallentando.958
Dennoch impliziert die Tatsache, dass der JT häufig falsch verstanden wurde (ob nun als authentisches Werk von Wolfram oder als vorsätzlicher Fälschungsversuch),959 dass Albrechts Engagement mit Wolframs Stil weder Intelligenz noch Sensibilität ent behrt, selbst wenn sein Programm erheblich von dem Wolframs abweicht.
Obwohl der JT sich durch eine gewisse Polemik gegenüber den Werken und Protagonisten Wolframs von Eschenbach auszeichnet und auf eine fundamentale Neubewertung in Ethik und Beurteilung der Figuren besteht, resultieren viele der stilistischen Unterschiede weniger aus einer programmatischen Abweichung vom Prätext, als aus einer überbetonten (und daher leicht erkennbaren) Wiederholung von Schlüsselelementen. So wird der augenfällige Dialog zwischen dem Erzähler und vrou Aventiure zu Beginn von Buch 9 des Parzival im JT zehnmal wiederholt, da die personifizierte aventiure den Erzähler so lange traktiert, bis er die Geschichte so erzählt, wie sie es wünscht.960 Ähnliches gilt für die syntaktische Ebene: Hier liefert der Titurel bereits ein Modell für Albrechts charakteristischen Gebrauch des Partizip Präsens. ein bracke kom hôchlûtes zuo zin iagende. / der wart ein wîle ûf gehalden. des bin ich durh friunde noch die clagende (Titurel, 137,3 f.).961 Der Unterschied liegt in Albrechts beharrlicher Wiederholung dieser Verbform – zwei Beispiele sind bereits zitiert worden. Trotzdem will der JT letztlich Wolframs Werk nicht nur nachahmen (imitatio), sondern übertreffen (aemulatio),962 und zwar gerade durch eine Steigerung der Kohäsion von stilistischer und moralischer Vorzüglichkeit.
Diese programmatische Harmonisierung ist besonders auffällig in der Darstel lung der weltlichen Minne. Wirnts von Grafenberg Lobrede, die kontextuell im Gegensatz zwischen Wolframs descriptio von Jeschute (Parzival, 129,27–130,25) und seiner eigenen descriptio von Ruel, dem wilden wîp (Wigalois, V. 6343–6346), eingefügt ist, betont Wolframs besondere Fähigkeit, weibliche Schönheit erotisch zu konnotieren.963 Während man von Albrecht vielleicht nicht viel Bewunderung für die Erotik des Prä textes erwarten kann, übernimmt er doch Elemente aus Wolframs descriptio. Insbe sondere die Eröffnungsverse –
si truoc der minne wâfen,
einen munt durchliuhtic rôt,
und gerndes ritters herzen nôt.
innen des diu frouwe slief,
der munt ir von einander lief: der truoc der minne hitze fiur.
sus lac des wunsches âventiur. (Parzival, 130,4–10) –
werden im JT zum Teil umformuliert:
Minn gerndes herzen clamme was varwe ir roten mundes,
noch ræzer dan citamme, der minnen wunsch. vil hoher selden fundes
was er, dem wolt di sehst ein grzen bieten,
daz was Jescut von Karnant, di sich der richen cleider solte nieten.
Owe, daz sie nu lange hie niht ist bi der ersten!
der rechten minn ein zange ist si, der aller hhsten und der hersten. (JT, 1805,1–1806,2)
Der narrative Kontext unterscheidet sich deutlich von dem der ParzivalStelle: Im Ge gensatz zu der potentiell brisanten Begegnung von Parzival und Jeschute ist diese Beschreibung Teil einer längeren – und öffentlichen – Begutachtung höfischer Schön heiten: Tschinotualander hat aus dem Morgenland kostbare Stoffe mitgebracht, und zwanzig Damen empfangen Gewänder als Geschenke, vor Publikum und in der Reihen folge ihrer höfischen Rangordnung. Als erste kommt Ginover, gefolgt von den Damen, die dem Gral nahe stehen. Unter den Verbleibenden führt Jeschute, di sehst (JT, 1805,3), die Tabelle an. Vor dieser Kulisse lassen sich kaum verführerische Andeutungen erwar ten, wie sie später in Wolframs descriptio auftauchen, wenn z. B. der Fellüberwurf von der schlafenden Dame gleitet und ihr hüffelin (Parzival, 130,18) entblößt wird.
Vom Kontext einmal abgesehen ließen sich diese Unterschiede leicht damit er klären, dass Albrechts misstrauische Haltung gegenüber Sexualität zu einem grö ßeren Maß von Abstraktion in der Beschreibung weiblicher Schönheit führt – mit anderen Worten: Auch seine Jeschute ist begehrenswert, aber er verhüllt sie in Geni tivumschreibungen. Auf der anderen Seite macht auch Wolfram Gebrauch von dieser Konstruktion: der minne wâfen (Parzival, 130,4); gerndes ritters herzen nôt (Parzival, 130,6); der minne hitze fiur (Parzival, 130,9); des wunsches âventiur (Parzival, 130,10). Tatsächlich ist Albrechts der minnen wunsch (JT, 1805,2) eine Kombination aus Wolf rams der minne wâfen (Parzival, 130,4) und des wunsches âventiur (Parzival, 130,10). Anders als in Wolframs Passage, welche die abstrakte Ebene mit konkreten erotischen Details verflicht – wie das unfreiwillige SichÖffnen von Jeschutes Körper (metonym durch das Öffnen ihres Mundes angedeutet) –, bietet der JT hingegen keinen aufrei zenden Wechsel von Verhüllung und Enthüllung, Abstraktheit und Konkretheit an. In einigen der Komponenten von Albrechts Genitivumschreibungen (z. B. der rechten minn ein zange [JT, 1806,2]) klingen wohl andere Elemente von Wolframs Werk an,964 aber die Gesamtwirkung ist doch völlig anders als im Parzival.
Der von einem unbekannten Autor verfasste Lohengrin stellt im Wesentlichen eine Weiterentwicklung der recht kurzen Anekdote dar, mit der Wolfram den Parzival ab schließt: Wie bei Wolfram beginnt diese Geschichte mit der Mission des Schwanen ritters nach Brabant und endet mit der Katastrophe, welche die Frage der Herzogin heraufbeschwört.965 Von der sogar noch problematischeren zweiten Ehe Lohengrins mit einer Frau namens Pelaie, die im JT erwähnt wird, ist hier keine Rede.966 Stattdessen arbeitet der LohengrinAutor die rudimentäre Handlung Wolframs aus, indem er zum einen zahlreiche Schlachtszenen und politische Komplikationen einfügt967 und zum anderen ein sehr viel gemächlicheres Erzähltempo anschlägt. Angesichts der au ßergewöhnlich abrissartigen Natur von Wolframs Version gäbe es theoretisch sicher Argumente dafür, die Geschichte so zu erzählen, wie Wolfram es getan hätte, hätte sie im Mittelpunkt seines Interesses gestanden. Tatsächlich wird sich jedoch zeigen, dass der Lohengrin nur wenige Gemeinsamkeiten mit anderen Werken Wolframs aufweist. Zumindest teilweise resultiert das aus stilistischen Überlagerungen zweier anderer wichtiger Prätexte, nämlich dem Wartburgkrieg und dem JT.968
Die Bedeutung des Wartburgkrieg wird sofort unterstrichen, gibt doch die eigent liche Erzählung vor, sich aus einem Wettstreit zu entwickeln, der in Anwesenheit von Ludwig von Thüringen abgehalten wird. Während die meisten der ersten dreißig Strophen offensichtlich auf dem RätselspielStrang basieren, werden einige zusätzli che Strophen eingefügt, so dass die Erzählung des LohengrinStoffes schließlich den Höhepunkt bilden kann. Clinschor, der die Antwort anscheinend selbst nicht weiß, fordert Wolfram auf, ihm von dem Ritter zu berichten, den Artus als Reaktion auf das beharrliche Läuten einer Glocke (Elsas Hilferuf nach einem Ritter) ausschickt. Obwohl Hermann von Thüringen in diesem Ritter sofort Lohengrin erkennt, scheint auch er auf die Einzelheiten der Geschichte gespannt zu sein (Lohengrin, V. 281–287). Die eigentliche LohengrinErzählung wird so als direkte Rede Wolframs präsentiert, der dem allgemeinen Wunsch nach mehr Informationen nachgibt. Erst ganz zum Schluss nimmt der namenlose Primärerzähler die Erzählung wieder auf und trägt eine Lobrede auf den ‚historischen Wolfram‘ vor (Lohengrin, V. 7611–7670).
‚Wolfram‘ behält den Schwarzen Ton nicht nur in der Binnenerzählung bei, sondern interagiert auch weiterhin mit Clinschor. Als Lohengrin Elsa schließlich über die Bedingung, die ihrer Ehe zugrundeliegt, aufklären will, hält ‚Wolfram‘ inne und fordert Clinschor auf, dem Hof zu sagen, was genau es sei, das Elsa nicht tun dürfe. Als Clinschor gezwungen ist, seine Unwissenheit in diesem Punkt einzugeste hen, verhöhnt ‚Wolfram‘ ihn und fragt, ob er denn jemals von dem anderen Clinschor gehört hätte, den Gawain bei Schastel Marveile besiegt hat.969 Mit anderen Worten: Kennt Clinschor seinen Parzival nicht? Obwohl der sich zuvor seiner Kenntnisse der Zauberei (Lohengrin, V. 181) und seines Status als meisterpfaffe (Lohengrin, V. 185;V. 212) gerühmt hat, unterscheidet seine Antwort ihn deutlich von dem berühmten Zauberer;970 es handelt sich hier weder um dieselbe Person noch um einen direkten Nachfahren, sondern lediglich um einen Nachfahren von Clinschors Schreiber.971 Diese Betonung von Schreiben und Textualität gibt dem Aufstieg Clinschors vom Zau berer zum SängerDichter eine potentiell interessante Dimension, die aber in diesem Text nicht weiter entwickelt wird.
In Anbetracht dieser Einrahmung der LohengrinGeschichte ist die Erwartung,dass sich Wolframnachahmungen genauso am Stil des Wartburgkrieg orientieren wie an dem des Parzival, sicher nicht grundlos. Tatsächlich wird die Geschichte jedoch in einem einfachen, linearen Stil erzählt, der nur wenig mit den beiden Prätexten gemein hat.
Wörtliche Entlehnungen von Wolframs Werk sind relativ selten und öfter aus dem ursprünglichen Kontext ausgelöst. Das sticht besonders ins Auge bei Lohengrins Ver wendung der Wörter krump und slîht. Als der Kaiser ihm vorübergehend lant und liut (Lohengrin, V. 3285) anvertrauen will, erwidert der Held:
‚dar zuo bin ich ze tump,
herre, und solt ich iu die slihte machen krump,
daz waer den witzen mîn vil baz gemaeze,
Dan daz ich krump beslihten sol.‘ (Lohengrin, V. 3291–3294)
Begriffe, die sowohl im Parzival wie auch im JT von zentraler Bedeutung für den poe tologischen Diskurs des Erzählers sind, werden hier dem Protagonisten in den Mund gelegt, um eine eher banale Aussage zu seinen politischen Fähigkeiten zu machen.972
Obwohl weniger vordergründig als diejenigen des Wartburgkrieg, sind die stilis tischen und thematischen Einflüsse des JT auf den Lohengrin dennoch unverkenn bar. Die antihöfische Didaxe einiger Stellen etwa deutet darauf hin, dass hier nicht der WolframErzähler aus dem Parzival spricht, sondern eher der aus dem JT, dessen Wertesystem von seiner Mentorin vrou Aventiure dramatisch modifiziert worden ist. So bricht er nach einer Szene, welche die höfische Unterhaltung in einem durchaus positiven Licht beschreibt, in eine kurze und uncharakteristische Hetzrede gegen weltliche Freuden aus:
Manic herze des begert,
daz dér tanz und diu kurzewîle immer wert.
des mohte niht sîn, ez muoz sich alles enden
Ân die gotes trinitât,
diu ist geimmert sô daz sie niht endes hât.
swer dar an sîn gemüete wolde wenden,
Dem waege ich ditz goukelspil gein iener wunne ringe. (Lohengrin, V. 981–987)
Auf der anderen Seite ist der Einfluss von Albrechts vrou Aventiure auf diesen Erzäh ler nicht so stark, dass sie dessen Geschmack an pikanten Details dämpfen könnte. Elsas hüflîn und brüstel werden gebührend besungen (Lohengrin, V. 3124–3130), und vier ganze Strophen sind dem erfolgreichen Ausgang der Hochzeitsnacht gewidmet (Lohengrin, V. 2351–2390). Die dritte dieser Strophen enthält den beruhigenden Kom mentar, daz er suohte daz vander (Lohengrin, V. 2366), und die vierte ermutigt den Voyeurismus des Publikums weiter mit einer Beschreibung, wie Mitglieder des Hofes am Morgen in die Schlafkammer eindringen und die nackte junge Braut in Verlegen heit bringen:
Dô sie im an dem armen lac,
sié sprachén: ‚wol ûf, ez schînet hô der tac.‘
die vürstîn ûz dem slâfe erschrickte harte.
Sie sprâchen: ‚wâ ist daz hemdel kumen?
daz liez wir iu nehten; wer hât iuz genumen?‘
des érschamt sích ein teil diu süeze zarte.
Under die decke sie sich barc. (Lohengrin, V. 2381–2387)
Diese Szene verstärkt den Eindruck, dass sich der Erzähler, ähnlich dem des Parzival, darin gefällt, seine Zuhörer zu amüsieren und deren Fantasien anzuregen. Die Kon stellation evoziert natürlich auch die Gattung des Tagelieds, nicht zuletzt weil diese bei Wolfram auch die Liebe zwischen Eheleuten thematisiert.973
Trotz dieser Absage an Albrechts Asketentum ist der Lohengrin verpflichtet und enthält Momente offener Huldigung. Ein Beispiel hierfür ist die de taillierte Beschreibung der Schwanendekoration von Lohengrins Helm, die einen aus Edelsteinen gearbeiteten Text aufweist:
Ûz manigem tiuren stéin buochstáben
wâren meisterlîch gevîlet und ergraben,
ein klein gesmelz von golde darîn flôrieret.
Diu schrift den ougen sihticlîch
was und daz gesteine sô grôzer krefte rîch,
daz ez ze vreuden herzen gundewieret. (Lohengrin, V. 5341–5346)
Die Idee einer Inschrift aus Edelsteinen geht letzten Endes sicher auf das brackenseil im Parzival und Titurel zurück, aber es ist Albrecht, der für den Gedanken verant wortlich ist, dass es die Steine sind und nicht die Worte, die dem Betrachter Freude verursachen.974 Auch der Begriff flôrieret schließt eher an Albrechts als an Wolframs Stil an. Es sei aber auch erwähnt, dass der juwelengeschmückte Text in diesem Fall überhaupt keinen Einfluss auf die Handlung hat. Vermutlich wurde er nur eingebaut, weil der Autor ein Objekt dieser Art für einen WolframText als unumgänglich ansah, und möglicherweise auch, weil Objekte mit einer Inschrift ein poetologisches Poten zial besitzen, das für den Autor einen gewissen intrinsischen Reiz hatte, das aber nur schwierig im Werk funktionalisiert werden kann. Indem er Albrechts Stil hier kopiert, impliziert er seine Anerkennung der geblüemten rede, selbst wenn er diese Form für den überwiegenden Teil der Erzählung nicht für dienlich oder tragbar ansieht.
Gegen Ende der Geschichte wartet der Erzähler – als ein weiteres Beispiel für stilistische Exemplarität – mit einem Papstbrief auf, in dem Kaiser Heinrich II. ein geladen wird, für seine Krönung nach Rom zu kommen. Wie schon die Inschrift auf Lohengrins Helm, trägt auch dieser Brief nicht zur Entwicklung der Handlung bei, seine detaillierte Beschreibung unterstreicht aber nochmals die literarische Expertise des Erzählers:
Alsô schôn salvieret er in mit vil geflôrten worten
her ûz mit sîner botschaft schrift,
sint in het gesuoht sun und des mânen trift
mit kraft der stern und lûn an alle ir orten.
Sîn botschaft stuont, der würze saf
würd von im erviuht, als nâch des winters schraf
des meien kunft mit touwe sie kan vrühten
Und alliu krêatiur erhügt
wirt von im gein vreuden, alsô het ervlügt
er manic sêl ze dén werdén genühten.
Die brief mit grammaticâ het meisters kunst geblüemet,
daz etlîch pfaffe was sô tump,
dô diu botschaft quam, daz sie in dûhte krump,
dâ bî manic hôchgelêrter sie hôch tüemet. (Lohengrin, V. 7567–7580)975
Größtenteils evoziert die Sprache dieser Passage jedoch die Anliegen der blüemer wie Frauenlob und Heinrich von Mügeln, und nicht von Wolfram, z. B.: salvieren, vil geflôrten worten, grammatica, meisters kunst, tüemen und natürlich geblüemet.976 Ebenso verhält es sich mit dem astronomischen Vokabular; das Wort lûn kennt man von Albrecht, nicht von Wolfram.977 Nur das Schlüsselwort krump richtet die Aufmerk samkeit zurück auf die stilistischen und strukturellen Kontroversen, die (üblicher weise) mit der Erzählung des ParzivalStoffes verbunden werden.
Während der JT und der Lohengrin durchgehend mit einem ‚Wolfram‘Erzähler ar beiten, der erst am Ende des Werkes durch eine andere Erzählstimme ersetzt wird, pendelt der GT zwischen einem Wolfram, der als Quelle der Erzählung zitiert wird, und einem Wolfram, der die Geschichte unmittelbar erzählt.978 Aussagen in der dritten Person, wie
als üns verjach
Von Eschybach her Wolfran
Sunder lugen haften wan. (GT, V. 168–170)
alternieren mit Aussagen in der ersten Person: Ich Wolfran han sy gezaltt / Wol uff sibenzigg man (GT, V. 3576 f.).979 Der Umstand, dass die Aussagen in der ersten Person normalerweise nicht die Spezifikation ‚von Eschenbach‘ aufweisen, führte Werner Schröder zu der Folgerung, dass das ‚Ich‘ sich auf den Autor selbst bezogen habe, dessen Name zufälligerweise auch Wolfram gewesen sei. Dieser Ansatz wurde von Manfred Kern erfolgreich angefochten, der argumentierte, dass sich auch die Aus sagen in der ersten Person in gewisser Weise auf den [einen] „von Eschenbach“ be ziehen.980 Dies ergibt sich am deutlichsten aus der Beteiligung ‚Wolframs‘ an einer Reihe von Streitgesprächen mit allegorischen Figuren,981 z. B.: ‚Wolfran, fründ min, nun sprich,‘ / Sprach zü mir wider dü Mine (GT, V. 3462 f.).
Stellen wie diese, die sich deutlich an die vrou AventiureDialoge im Parzival und im JT anlehnen, dürfen als „signifikantes Merkmal Wolframschen Stils982 angesehen werden. KERN argumentiert weiter, dass genau dieses [stilistische] HinundHerPen deln eine Doppelperspektive erzeugt, die mit denen des JT und des Lohengrin analog sind: Im JT müssen sich die Rezipienten mit einer Art doppelter Autorenschaft zu rechtfinden (Wolfram und Albrecht), während sie Wolfram im Lohengrin in der Dop pelrolle von intradiegetischer Figur und Erzähler erleben müssen.983
Die Verbindung zwischen dem Erzählstoff des GT und dem Œuvre Wolframs von Eschenbach ist sicherlich weniger offensichtlich als im Falle des JT oder des Lohen grin. Trotzdem darf man die Wahl des Stoffes als eine logische Entwicklung ansehen, zum einen der Vorgabe Albrechts, der die Geschichte der Gralsfamilie auf die Zeiten Trojas zurückdatiert (JT, 92–98), aber auch der Volksüberlieferung, der zufolge das Arthurische Rittertum auf Aeneas und Brutus und letzten Endes auf die Trojaner zu rückgeht. Zudem ist der GT trotz seines fremd anmutenden Stoffes in vielerlei Hin sicht dem Parzival näher verwandt als der Lohengrin. Er ist in Reimpaaren geschrie ben, besitzt ein breites Spektrum von Figuren und betont die aventiuren der einzelnen Ritter. Einige Namen – Gamoret, Orgaloyse – sind unverkennbar aus dem Werk Wolf rams entlehnt.
Paradoxerweise gewinnt der Text einen Namen (Ekuba) wieder für die klassische Welt, den Wolfram zuletzt für einen heidnischen Gast am Hofe Artus benutzt hatte. Wie sein Gegenstück im Parzival und im JT ist der Erzähler leidenschaftlich an den Persönlichkeiten und Schicksalen seiner Figuren beteiligt984 und bringt dies zum Aus druck durch metaphorische Konstruktionen, die an die beiden älteren Texte erinnern, so z. B. in der Beschreibung des Segreman:
Der tugend ain werder nachgebur,
Ain vass der gantzen selikaitt,
Ain blüme werlicher underschaid
Und ain fürste wislicher tatt,
Der mengen prisse begangen hatt. (GT, V. 24898–24902)
Wie der unterworfene ‚Wolfram‘ im JT bringt auch dieser Erzähler gelegentlich fromme Äußerungen hervor, wie z. B. Gott herre, wende uppekaitt! (GT, V. 9424).
Stilistische imitatio ist eng verwandt mit Intertextualität, wie sich anhand einer der seltenen Episoden zeigt, die eindeutig an Wolframs Parzival angelehnt ist, nämlich die Begegnung Eleanders mit Galantte, die – trotz traurigeren Ausgangs – auf Parzivals Zusammentreffen mit Jeschute Bezug nimmt. Der Ritter Eleander macht sich auf die Suche nach seiner Ehefrau, die entführt worden ist. Unterwegs trifft er auf Galantte, eine schöne, reich gekleidete Dame, die in einem kostbar dekorierten Zelt sitzt und eine wertvolle Brosche trägt. Seine Ehefrau hat offenbar vergessen, erklärt Eleander, dass Galantte die schönste Kreatur sei, die er je gesehen habe, und ignoriert sowohl ihre Proteste ob seiner uppekaitt (GT, V. 20296), da er ihr Zelt betreten hat, als auch ihre Warnung vor der unmittelbar bevorstehenden Ankunft eines eifersüchtigen Ritters. Der Ritter Magonogrin erscheint wie erwartet und ein Kampf bricht aus, in dessen Verlauf Eleander ihn tötet. Galantte stirbt aus Trauer und wird zusammen mit Magonogrin im Venustempel bestattet, und Eleander reitet reumütig davon.
Trotz der intertextuellen Verbindungen finden sich sprachlich nur wenige Paral lelen mit der entsprechenden Episode im Parzival. Galantte ist bei Eintreffen Elean ders wach und vollständig bekleidet in hemd (GT, V. 20275) und mantel (GT, V. 20273). Ihre sexuelle Anziehungskraft ist jedoch ausdrücklich unterstrichen im Reimpaar An ir lag gantzer mine ain taill. / Sy waz hübsch unde gaill (GT, V. 20285 f.). Die Erotik der Dame ist möglicherweise auch impliziert in der folgenden Aussage, die sich scheinbar auf die Größe des Zeltes bezieht: Ain ritter mitt uff gerektem sper / Were dar in gerantt mit ger (GT, V. 20269 f.). Davon abgesehen vermeidet der Autor jedwede sexuelle Ob jektivierung von Galantte und betont stattdessen die Objekte in ihrem Besitz: ihren Mantel aus pliantt (GT, V. 20274), ihr Leinenhemd, das mit Gold verwoben ist, und den grünen pfeller (GT, V. 20287), auf dem sie sitzt. Das Vokabular evoziert hier die Beschreibungen der Gralsjungfern im Parzival, die in eine Mischung von plîalt (Parzi val, 235,10) und pfell von Ninnivê gekleidet sind (Parzival, 235,11), und möglicherweise die des Grals selbst, der ûf einem grüenen achmardî getragen wird (Parzival, 235,20).
Die Szene stützt sich auch auf stilistische Topoi aus anderen Teilen des Parzival – und sogar des JT. Obwohl Galantte an der Eskalation dieser Situation schuldlos ist, arbeitet der Erzähler eine typisch ‚Wolframsche‘ Klage darüber ein, dass weibliches Verhalten den Männern Unheil brächte.985
Owe daz noch menig wib
Stiftett angstlichen zorn,
Des menig man ist verlorn! (GT, V. 20372–20374)
Beim Eintreffen von Magonogrin finden sich in der Erzählung Echos der Fixierung des JT auf lebendige Wappentiere:986
Gegen dem gezeltt er komen sach
Ainen ritter wol geziertt,
Sinen helm gezimiertt.
Von gold der starke ritter schnell
Fürtte dar uff ain rundell,
Dar inne ain griffe schwebte
Recht all same er lebtte. (GT, V. 20312–20318)
Wenn dieser kostbare Helm schließlich entzwei gehauen wird, lässt der Erzähler eine angeblich komische Nebenbemerkung fallen: Ich wellte kum ain halbes ayg / Umb daz besser han gegeben (GT, V. 20402 f.). Dieser Kommentar, welcher der tragischen Si tuation eher unangemessen ist, stellt eine auffallende Verbindung zu der alt unvuoge her (Parzival, 487,12), die einen Teil der Charakterisierung des ParzivalErzählers aus macht.
Wie sich gezeigt hat, hat der Autor keine Skrupel, entlehnte Elemente radikal zu ändern – oder sogar ihre intertextuelle Reichweite zu vergrößern. Zum Tod der Lie benden kommentiert der Erzähler, dass, wäre es nicht zu diesem Duell gekommen, die Liebenden bis zum Ende ihrer Tage glücklich in Cornthin gelebt hätten – wo KönigRoax (aus dem Wigalois) zu Tode kam.987 Obwohl die Szene so eng an den Parzival an gelehnt ist, besteht hier der engste intertextuelle Bezug doch zum Wigalois. Anstatt dies als eine Schwächung der ‚Wolframschen‘ Tönung der Erzählung anzusehen, lässt sich jedoch argumentieren, dass ein solcher diegetischer Synkretismus eine inhärent,Wolframsche‘ Vorgehensweise darstellt.
In diesem Überblick wurde versucht, die verschiedenen ‚Wolfram‘Figuren und ‚Wolfram‘Stile zu skizzieren, auf die mhd. Autoren nach der sogenannten ‚Blütezeit‘ zurückgreifen konnten. Während bei Albrecht der Wolfram aus dem Parzival und Titurel im Mittelpunkt steht, so hat doch seine polemische Haltung die Schaffung eines neuen und etwas schizophrenen ‚Wolframs‘ zur Folge, der teilweise zum Sprach rohr wider Willen für eine moralisierende vrou Aventiure wird. Wie im Vergleich der JeschuteBeschreibungen deutlich wurde, scheut dieser neue ‚Wolfram‘ nicht nur jede Form von Erotik, er setzt auch neue Maßstäbe in syntaktischer Komplexität, was seine Stimme nachhaltig verändert. Der Autor des Lohengrin zieht sowohl eine größere Viel falt von ‚Wolframschen‘ Erzählsträngen heran, wie auch die WolframFigur aus dem Wartburgkrieg. Das Werk ist stilistisch gesehen heterogen, da der Autor, manchmal unbeholfen, zwischen Passagen hin und herspringt, die zum einen die Erzählung voranbringen und zum anderen seine Glaubwürdigkeit als kompetenten blüemer untermauern sollen. Der Autor des GT schließlich hat einen bewusst intertextuellen Ansatz, selbst wenn er neue Erzählstoffe in Angriff nimmt: Wenn man hier überhaupt von einer Nachahmung von Wolframs Stil sprechen kann, findet diese nicht im Kopie ren besonderer Sprachcharakteristika statt, sondern auf dem Niveau einer zur Schau gestellten Verspieltheit, sei es in der Form fiktiver Quelleninstanzen, sei es anhand taktloser Witze.