1270Der wälsche Gast des Thomasin von Zirclaria. Hrsg. von HEINRICH RÜCKERT, Quedlinburg, Basel 1852 (Bibl. d. ges. dt. Nat.-Lit. 30), Nachdruck, mit einer Einleitung und einem Register von FRIEDRICH NEUMANN, Berlin 1965 (Deutsche Neudrucke: Reihe Texte des Mittelalters).
1271 Das Zitat ist eingebettet in einen umfassenderen Gedankengang, in dem die Angemessenheit der Bekleidung auch zum richtigen Verhalten in Analogie gesetzt wird (vgl. ebd., V. 2065–2089).
1272 Vgl. dazu JAN-DIRK MÜLLER: Höfische Kompromisse. Acht Kapitel zur höfischen Epik, Tübingen 2007, S. 326–328; ders.: Der Blick in den anderen. In: Sehen und Sichtbarkeit in der Literatur des deutschen Mittelalters. XXI. Anglo-German Colloquium London 2009. Hrsg. von RICARDA BAUSCHKE/SEBASTIAN COXON/MARTIN H. JONES, Berlin 2011, S. 11–34, hier S. 28–33.
1273 Vgl. MÜLLER, Höfische Kompromisse (Anm. 3), S.326. MÜLLER erläutert das am Beispiel der Erzählung von der Mantelprobe des Lanzelet, in der das zemen (V. 5836) eine wichtige Rolle spielt (vgl. Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text – Übersetzung – Kommentar. Studienausgabe. Hrsg. von FLORIAN KRAGL, Berlin, New York 2009). Der von MÜLLER konstatierte Maßstab der höfischen vuoge ist nur implizit präsent (in V. 6029 bezeichnet das Wort eine Charaktereigenschaft).
1274 Vgl. dazu ANDREAS KRASS: Geschriebene Kleider. Höfische Identität als literarisches Spiel, Tübingen, Basel 2006 (Bibliotheca Germanica 50), S.355, mit Bezug auf ROLAND BARTHES: Système de la mode, Paris 1967.
1275 Zu entsprechenden „Spielräume[n] des vestimentären Codes“ vgl. KRASS (Anm. 5), S. 355–374. Davon zu unterscheiden ist die poetologische Dimension, die Erzählungen von Tugendproben im Artusroman gewinnen können, wenn sie „reflexiv auf die Gattungstradition gerichtet“ sind, indem das Personal früherer Romane aufgerufen wird (vgl. KARINA KELLERMANN: Entblößungen. Die poetologische Funktion des Körpers in Tugendproben der Artusepik. In: Das Mittelalter 8 [2003], S. 102–117, hier S. 114).
1276 Le Lai du cor et Le Manteau mal taillé. Les dessous de la Table ronde. Édition, traduction, annotation et postface de NATHALIE KOBLE. Préface d’EMMANUÈLE Baumgartner, Paris 2005 (Collection Versions françaises). Kobles Edition beruht auf Paris, BnF, fr. 837 (T); vgl. auch die Neuedition nach Paris, BnF, nouv. acq. fr. 1104 (S): The Lay of Mantel. Hrsg. und übers. von Glyn S. BURGESS/LESLIE C. Brook, Cambridge 2013 (French Arthurian Literature V; Arthurian Archives 18).
1277 Vgl. RALPH HOWARD BLOCH: Le mantel mautaillié des fabliaux. Comique et fétichisme. In: Poétique. Revue de théorie et dʼanalyse littéraires 54 (1983), S. 181–198, hier S. 187–190. Zur Identität zwischen Kleidung und Erzählung vgl. ebd., S. 186: „L’identité entre le vêtement qui est passé (,afublé‘) et le conte – le ,flabel‘ – qui est raconté (,afablé‘) est entière.“
1278 Es ist umstritten, ob Le Manteau mautaillié überhaupt als ,fabliau‘ oder nicht eher als ,lay‘ bzw. gar als ,Arthurian romance‘ anzusehen ist. Vgl. eine Zusammenfassung der Forschungsdiskussion bei Burgess/Brook (Anm. 7), S. 53–55; vgl. außerdem zur späteren Integration von Le Manteau mautaillié in einen großepischen Text BEATE SCHMOLKE-HASSELMANN: L’intégration de quelques récits brefs arthuriens (Cor, Mantel, Espee) dans les romans arthuriens du XIIIème siècle. In: Le récit bref au Moyen Âge. Actes du colloque des 27, 28 et 29 avril 1979. Hrsg. von DANIELLE BUSCHINGER, Paris 1980, S. 107–128.
1279 „Das aptum regiert auch die Beziehung der verba untereinander: so ist ein buntes Gemisch […] verschiedener Stilarten ein Verstoß gegen das innere aptum, wenn man ,Erhabenes mit Niedrigem, Altes mit Neuem, Poetisches mit Gewöhnlichem‘ vermischt (Quint. VIII,3,60) (Beispiel: ‚Der König ritt auf seinem Gaul‘)“, GERT UEDING/BERND STEINBRINK: Grundriß der Rhetorik. Geschichte – Technik – Methode, 5., aktualisierte Aufl., Stuttgart, Weimar 2011, S. 224. Obwohl das aptum ursprünglich der elocutio zugeordnet war, ist damit die Lehre der genera dicendi insgesamt berührt, wie sie sich seit der Spätantike in der rota Vergilii manifestierte, denn dort wird ebenfalls eine Mischung von Erhabenem und Niedrigem zurückgewiesen (vgl. FRANZ QUADLBAUER: Die antike Theorie der genera dicendi im lateinischen Mittelalter, Wien 1962 [Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Klasse 241,2], S. 114 f.). Das antike Konzept der drei genera dicendi blieb – zumindest in der theoretischen Auseinandersetzung damit – auch im Mittelalter präsent. Inwieweit es noch als aktuell empfunden wurde, darüber gehen die Meinungen auseinander (vgl. DAZU DANIÈLE JAMES-RAOUL: La théorie des trois styles dans les arts poétiques médiolatins des XIIe et XIIIe siècles. In: Effets de style au Moyen Âge. Hrsg. von CHANTAL CONNOCHIE-BOURGNE/SÉBASTIEN DOUCHET, Aixen-Provence 2012 [Sénéfiance 58], S. 17–26).
1280 Der Mantel steht im Ambraser Heldenbuch als einzigem Überlieferungsträger im Verbund mit dem Erec Hartmanns von Aue, wird hier jedoch als eigenständiger Text behandelt (für das Verhältnis zum Erec s. u.). Für die sprachliche Gestalt des Textes im Ambraser Heldenbuch konnte ich dankenswerter-weise auf die (noch unveröffentlichte) von ANDREAS HAMMER, VICTOR MILLET und TIMO REUVEKAMP-FELBER erstellte Edition des Textverbundes zurückgreifen, die ich in ihrer derzeitigen Fassung (Stand Oktober 2012) zitiere.
1281 Zur Differenzierung zwischen einem rhetorischen, einem ästhetischen und einem linguistischen Stildiskurs vgl. den Beitrag Gert Hübners in diesem Band. Zur Divergenz unterschiedlicher Stilbegriffe vgl. pointierend WILLY SANDERS: Stil und Stilistik. In: Stilfragen. Hrsg. von GERHARD STICKEL, Berlin, New York 1995 (Jahrbuch des Instituts für deutsche Sprache 1994), S. 386–391, hier S. 386.
1282 Der Mantel. Bruchstück eines Lanzeletromans des Heinrich von dem Türlin, nebst einer Abh. über die Sage vom Trinkhorn und Mantel und die Quelle der Krone. Hrsg. von OTTO WARNATSCH, Breslau 1883 (Germanistische Abhandlungen 2), Nachdruck Hildesheim 1977. Zur Forschungsgeschichte vgl. auch Ineke Hess: Rezeption und Dichtung im Mittelalter. Zur Überlieferung des Mantel im Ambraser Heldenbuch. In: Lesen und Verwandlung. Lektüreprozesse und Transformationsdynamiken in der erzählenden Literatur. Hrsg. von STEFFEN GROSCURTH/THOMAS ULRICH, Berlin 2011, S. 155– 185, hier S. 164–166; S. 169 f. Für eine Zusammenfassung des Forschungsstandes vgl. WOLFGANG ACHNITZ: Deutschsprachige Artusdichtung des Mittelalters. Eine Einführung, Berlin, Boston 2012, S. 231–235.
1283 Vgl. Heinrich von dem Türlin: Die Krone (Verse 12282–30042). Nach der Handschrift Cod. Pal. germ 374 der Universitätsbibliothek Heidelberg. Nach Vorarbeiten von FRITZ PETER KNAPP und KLAUS ZATLOUKAL hrsg. von ALFRED EBENBAUER/FLORIAN KRAGL, Tübingen 2005 (ATB 118). Zu Konjekturen an dieser Stelle, die dem Verweis eine größere Offenheit verleihen, vgl. ARNO MENTZEL-REUTERS: Vröude. Artusbild, Fortuna- und Gralkonzeption in der Crône des Heinrich von dem Türlin als Verteidigung des höfischen Lebensideals, Frankfurt a. M. 1989 (Europäische Hochschulschriften, Reihe I: Deutsche Sprache und Literatur 1134), S. 33; GUDRUN FELDER: Kommentar zur Crône Heinrichs von dem Türlin, Berlin, New York 2006, S. 592 f. Sie hat die Konjekturen in ihren Text übernommen (vgl. Heinrich von dem Türlin: Diu Crône. Kritische mittelhochdeutsche Leseausgabe mit Erläuterungen. Hrsg. von GUDRUN FELDER, Berlin, Boston 2012). Auch ohne Konjekturen handelt es sich bei der Stelle nicht zwingend um einen Rückbezug auf ein eigenes Werk (vgl. WERNER SCHRÖDER: Der Mantel. In: 2VL, Bd. 11 [2010], Sp. 962–965, hier Sp. 964).
1284 Aus dem Mantel-Text und aus der Krone schloss WARNATSCH (Anm. 13), S. 85 f., auf die Persönlichkeit des Autors, nämlich auf eine „Vorliebe Heinrichs für lüsterne Schilderungen“ und für die Keie-Figur.
1285 Vgl. WARNATSCH (Anm. 13), S. 91–105, bes. S. 97 f.
1286 Sein Vorgehen ist auch in sich nicht ganz konsequent, denn Übereinstimmungen des MantelTextes mit Texten anderer Autoren deutet er als Bezüge zu diesen Werken, wie sie heute unter dem Konzept der Intertextualität erfasst würden (vgl. WARNATSCH [Anm. 13], S. 87–91).
1287 Vgl. WARNATSCH (Anm. 13), S. 3–7, bes. S. 6 f.
1288 Vgl. WARNATSCH (Anm. 13), S. 109.
1289 Vgl. z. B. BERND KRATZ: Die Ambraser Mantel-Erzählung und ihr Autor. In: Euphorion 71 (1977), S. 1–17, hier S. 2; MENTZEL-REUTERS (Anm. 14), S. 33; CHRISTINE KASPER: Von miesen Rittern und sündhaften Frauen und solchen, die besser waren. Tugend- und Keuschheitsproben in der mittelalterlichen Literatur vornehmlich des deutschen Sprachraums, Göppingen 1995 (GAG 547), S. 110; S. 609 f.; Das Ambraser Mantel-Fragment. Hrsg. von WERNER SCHRÖDER, Stuttgart 1995 (Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M. 33,5), S. 171.
1290 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 171.
1291 Vgl. dazu SCHRÖDER (Anm. 20), S. 128. Zum Zusammenhang zwischen Stilvorstellungen moderner Herausgeber und deren Editionsprinzipien vgl. den Beitrag von Andreas Hammer in diesem Band.
1292 Vgl. KRATZ (Anm. 20), S. 7; S. 16 f.
1293 Vgl. zustimmend KASPER (Anm. 20), S. 606–612, die mit der Unterschiedlichkeit der Figurengestaltung argumentiert.
1294 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 169–171.
1295 HARTMUT BLEUMER: Die Crône Heinrichs von dem Türlin. Form-Erfahrung und Konzeption eines späten Artusromans, Tübingen 1997 (MTU 112), S. 255, Anm. 29.
1296 JUSTIN VOLLMANN: Das Ideal des irrenden Lesers. Ein Wegweiser durch die Krone Heinrichs von dem Türlin, Tübingen, Basel 2008 (Bibliotheca Germanica 53), S. 152 f., Anm. 545. Zum Forschungsstand hinsichtlich der Verfasserfrage vgl. auch FELDER, Kommentar (Anm. 14), S. 592 f., Anm. 30.
1297 KRATZ (Anm. 20), S. 16 f.
1298 Vgl. KRATZ (Anm. 20), S. 5; S. 9.
1299 Vgl. KRATZ (Anm. 20), S. 5 f. Auch KASPER (Anm. 20), S. 107–112, sieht die Extreme im Mantel gegenüber dem Fabliau verstärkt und bezeichnet den Mantel als „eine im großen und ganzen miserable Nachdichtung des Fabliau“ (ebd., S. 112).
1300 Vgl. KRATZ (Anm. 20), S. 3; S. 17. Nach MENTZEL-REUTERS (Anm. 14), S. 33, bleibt der Mantel „in Stil und Aussagekraft“ deutlich hinter der Krone zurück.
1301 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 130.
1302 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 174; S. 176. Dass die Figurenzeichnung im Mantel von der in der Krone abweicht, ist für SCHRÖder auch ein wichtiges Argument dafür, dass beide nicht von demselben Verfasser stammen könnten.
1303 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 174; S. 177. Vgl. ähnlich auch STEFAN SEEBER: Keie der arcspreche – Spott und Verlachen im höfischen Roman um 1200. In: Spott und Verlachen im späten Mittelalter zwischen Spiel und Gewalt. Hrsg. von STEFAN SEEBER/SEBASTIAN COXON, Göttingen 2010 (Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbands 57,1), S. 8–22, hier S. 20–22. Zu Seebers wesentlich differenzierteren Einordnung des Gesamttextes s. u. Anm. 75.
1304 SCHRÖDER (Anm. 20), S. 176. In einer späteren Veröffentlichung spricht er umgekehrt von einer „versuchsweisen Höfisierung des Fabliaus“ (vgl. SCHRÖDER [Anm. 14], Sp. 965).
1305 HESS betrachtet dagegen die „Novellistik“ (neben der nachklassischen Artusepik) als Gattungskontext für den Mantel, ohne jedoch darauf einzugehen, inwieweit sich in der von ihr auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts angesetzten Entstehungszeit des Mantel schon entsprechende Gattungsmuster verfestigt hatten (vgl. Hess [Anm. 13], S. 175 f.; zur Entstehungszeit S. 156).
1306 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 175; ähnlich Kratz (Anm. 20), S. 5 f.; Hess (Anm. 13), S. 176, sieht wie Kratz eine Disproportioniertheit nur dann nicht gegeben, wenn der Prolog auf den Erec bzw. den Textverbund aus Mantel und Erec bezogen wird.
1307 Vgl. MAX SCHIENDORFER: Das Ambraser Heldenbuch und die deutsche Schwankliteratur. In: Rahmenthema: Das Ambraser Heldenbuch. Hrsg. von WALTRAUD FRITSCH-RÖSSLER, Wien u. a. 2008 (Cristallîn wort 1 [2007]), S. 149–171, hier S. 164 f.
1308 So argumentiert SCHRÖDER (Anm. 20), S. 168, im Hinblick auf die Verfasserfrage damit, dass WARNATSCH „zu wenig bedacht [hat], daß sich auf dem Felde des höfischen Artusromans eine bestimmte Redeweise herausgebildet hatte, die frei verfügbar war.“
1309 „Einige Formulierungen erinnern an das Artuslob des ‚Iwein‘-Prologs von Hartmann von Aue, jedoch setzt sich die sprunghafte, ungeordnete Abfolge von den nach rhetorischen Regeln gegliederten Prologen Hartmanns und anderer zeitgenössischer Epiker deutlich ab“ (HESS [Anm. 13], S. 160).
1310 Zur Frage, ob sich Stile einzelnen Gattungen zuordnen lassen oder ob sie „quer zum System der Gattungen“ stehen, vgl. Dirk GÖTTSCHE: 2.10 Stil als Bestimmungskriterium / Gattungsstilistik. In: Handbuch Gattungstheorie. Hrsg. von RÜDIGER ZYMNER, Stuttgart, Weimar 2010, S. 56–58.
1311 In Bezug auf die licentia wird in der Rhetorik die Einhaltung des aptum für bestimmte Gattungen gefordert (vgl. UEDING/STEINBRINK [Anm. 10], S. 224).
1312 Zwar folgt die Analyse dem Textverlauf, sie kann jedoch nur einzelne relevante Aspekte hervorheben.
1313 Vgl. z. B. BARBARA SANDIG: Textstilistik des Deutschen, 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl., Berlin, New York 2006, S. 85–145.
1314 Vgl. dazu MANFRED PFISTER: III.2. Zur Systemreferenz. In: Intertextualität. Formen, Funktionen, anglistische Fallstudien. Hrsg. von ULRICH BROICH/ MANFRED PFISTER, Tübingen 1985 (Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 35), S. 52–58. Pfister (ebd., S. 55) führt auch den Fall auf, dass eine Systemreferenz nur für eine Passage innerhalb eines Textes prägend ist. Aus der Systemreferenz des Prologs ist also noch keine Gattungszugehörigkeit ableitbar.
1315 Es doch nicht verdeit, / was zu dheiner frümbkait / gezeuhet und gestat (V. 1–3). Die Verse formulieren eine so allgemeingültige Aussage, die sich auf die Autorität des Erzählers stützt, dass die Bezeichnung Sentenz gerechtfertigt ist (zur Definition vgl. SILVIA REUVEKAMP: Sprichwort und Sentenz im narrativen Kontext. Ein Beitrag zur Poetik des höfischen Romans, Berlin, New York 2007, S. 15–17; Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts. Hrsg. von MANFRED EIKELMANN/TOMAS TOMASEK, Bd. 1: Einleitung und Artusromane bis 1230. Bearb. von MANFRED EIKELMANN/SILVIA REUVEKAMP unter Mitarbeit von AGATA MAZUREK u. a., Berlin, Boston 2012, S. 58*–63*). HESS (Anm. 13), S. 159, vermisst dagegen eine „eindeutig als solche zu identifizierende Sentenz zu Beginn.“
1316 Die einzelnen Abschnitte sind in der Handschrift jeweils durch eine Anfangsinitiale markiert. BUMKE zählt nur die ersten drei Abschnitte zum Prolog (vgl. JOACHIM BUMKE: Der Erec Hartmanns von Aue. Eine Einführung, Berlin, New York 2006, S. 12); HESS (Anm. 13), S. 159, hält die Prologabgrenzung für uneindeutig und den Prolog für „zerfasert“. Ebenso erscheine die einsetzende Handlung verdoppelt, weil zweimal von einer Einladung zum Fest durch König Artus erzählt werde (ebd., S. 160, Anm. 10). MENTZEL-REUTERS (Anm. 14), S. 34, geht von einer vorlagenbedingten Doppelung aus. In
1317. 109–127 wird jedoch das allgemeine Einladungsritual beschrieben, erst ab V. 128 eine konkrete Einladung, weshalb hier der Handlungsbeginn bei diesem Vers angesetzt wird. V. 59–61 werden dementsprechend als Vorverweis innerhalb des Prologs verstanden.
1318 MENTZEL-REUTERS (Anm. 14), S. 34, sieht intertextuelle Bezüge zum Prolog des Wigalois Wirnts von Grafenberg. Dort werden zwar auch ethische Fragen angesprochen, es dominieren jedoch die Angst vor einer Verfälschung der Erzählung und die Aufforderung zur Nachahmung der Guten.
1319 Vgl. dazu SEEBER (Anm. 34), S. 20–22.
1320 Vgl. dazu auch KASPER (Anm. 20), S. 612, die im Mantel in Bezug auf Keie einen „moralisierende[n] Ton“ konstatiert.
1321 Vgl. dazu die gesamte Studie von REUVEKAMP (Anm. 46).
1322 Zur Abgrenzung von Funktionalstil und Register vgl. NORBERT DITTMAR: 23. Register / Register. In: Sociolinguistics / Soziolinguistik. An International Handbook of the Science of Language and Society. Hrsg. von ULRICH AMMON u. a., 2., vollständig neu bearb. und erw. Aufl., Berlin, New York 2004 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 3,1), S. 216–226, hier S. 223.
1323 Eine didaktische Ausrichtung sieht HARDIN für den Text insgesamt als gegeben an (vgl. PATRICIA D. HARDIN: The Didactic Nature of Der Mantel: Chivalric Balance. In: Colloquia Germanica 31,2 [1998], S. 97–103). Sie macht sie jedoch nicht so sehr am Prolog fest, sondern nimmt für den ganzen Text einen exemplarischen Charakter an, der durch dessen Platzierung innerhalb des Ambraser Heldenbuchs bestätigt werde. Während HARDINS These, dass der Text Beispiele des Missbrauchs ritterlicher Ideale zeige, für einzelne Motive wie die gewaltsame Gastfreundschaft von König Artus zutreffen mag, ist ihre Deutung für den Gesamttext zu wenig gesichert, da der Überlieferungsverbund in erster Linie Aufschluss über die Rezeption des Textes gibt und die am Text entwickelten Thesen teilweise zu gewagt sind (bes. die Deutung der Vergnügungen der Männer während des Festes [V. 284–319] als übertriebenes Rittertum, das dazu geführt habe, dass sich die einsamen Frauen Liebhaber zugelegt hätten; vgl. ebd., S. 99). Wesentlich überzeugender ist die Überlegung von HESS (Anm. 13), S. 175, dass mit der Keie-Figur ein didaktischer Impetus durchgehalten werde; denn sie verkörpert die im Prolog genannten ,Bösen‘ als abschreckendes Beispiel.
1324 Vgl. bes. Mantel, V. 22 f.: wie wolt Ir, daz ein böser man / tugende kundt gephlegen.
1325 Hartmann von Aue: Gregorius. Der arme Heinrich. Iwein. Hrsg. und übers. von VOLKER MERTENS, Frankfurt a. M. 2004 (Bibliothek des Mittelalters 6).
1326 Zu den Verwendungsmöglichkeiten von Sentenzen vgl. REUVEKAMP (Anm. 46), S. 71–76; S. 85–90. 57 Vgl. dazu den Kommentar von CRAMER zur Stelle (Hartmann von Aue: Iwein. Text der siebenten Ausgabe von GEORG FRIEDRICH BENECKE, KARL LACHMANN und LUDWIG WOLFF. Übersetzung und Anmerkungen von THOMAS CRAMER, 3., durchges. und erg. Aufl., Berlin, New York 1981, S. 178); REUVEKAMP (Anm. 46), S. 159–162.
1327 Vgl. zu ‚Stil und Synonymie‘ und ‚Stil und Auswahl‘ BERND SPILLER: 22. Stil / Style. In: Sociolinguistics (Anm. 52), S. 206–216, hier S. 207 f.
1328 Insofern stehen V. 45–48, anders als Kratz (Anm. 20), S. 9 f., meint, nicht isoliert.
1329 Vgl. dazu WARNATSCH (Anm. 13), S. 87–89.
1330 daz er der êren krône / dô truoc unde noch sîn nam treit. (Iwein, V. 10 f.); Der künig Artus, so man sait, / der je krone der frümbkait / trúg in seinen zeiten, / davon noch so weiten / sein nam ist bekant (Mantel, V. 29–33). Passend zur einleitenden Sentenz des Mantel-Prologs ist der êren krône zur krone der frümbkait abgewandelt. frümbkait als Qualität von Artus begegnet jedoch auch im Iwein, und zwar – in motivischer Nähe zum Mantel – in Zusammenhang mit dem don-contraignant-Motiv (V. 4539).
1331 Vgl. dazu auch ACHNITZ (Anm. 13), S. 232.
1332 Jn möht wol diu werlt chlagen / Chvmberlichen in disen tagen. / Het sich nv leib vnd guot / Gewendet an so reinen muot! (V. 206–209). Vgl. Heinrich von dem Türlin: Die Krone (Verse 1–12281). Nach der Handschrift 2779 der Österreichischen Nationalbibliothek. Nach Vorarbeiten von ALFRED EBENBAUER, KLAUS ZATLOUKAL und HORST P. PÜTZ hrsg. von FRITZ PETER KNAPP/MANUELA NIESNER, Berlin, New York 2000 (ATB 12).
1333 Zur Frage der Chronologie vgl. MENTZEL-REUTERS (Anm. 14), S. 34 f.; Hess (Anm. 13), S. 165; ACHNITZ (Anm. 13), S. 234 f. (jeweils ohne Festlegung).
1334 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 171–175. Nach SCHRÖDER ist V. 888 f. (der sprach: „wo ist kai, der Ee /sovil von Ir treuen sait?“) nicht ohne die Krone verständlich, jedoch erfordert das sovil (das auch im Sinne von ,so eifrig‘ verstanden werden kann) nicht zwingend eine lange Rede, so dass ein Rückbezug zu V. 862 plausibel erscheint. Vor dem Hintergrund der Krone ergäbe sich zusätzlich ein Kontrast zwischen der Sprachlosigkeit Keies im Mantel und seiner Rede auf die Treue seiner Geliebten in der Krone (V. 23911–23958), und zwar auch dann, wenn man sie – gegen SCHRÖDER – nicht als ernst gemeinte laudatio versteht, so wie es der Erzählerkommentar (V. 23959–23967) nahelegt.
1335 Vgl. BMZ und LEXER, s.v.
1336 und zuckte in ûf als einen schoup (V. 6951). Zitiert nach: Der Stricker: Daniel von dem Blühenden Tal. Hrsg. von MICHAEL RESLER, 2., neubearb. Aufl., Tübingen 1995 (ATB 92).
1337 Sie riefen alle: „owê! / wir gesehen den künic niemer mê!“ (V. 6981 f.).
1338 SCHRÖDER (Anm. 20), S. 177, und SCHRÖDER (Anm. 14), Sp. 965, erwägt eine Datierung in das vierte Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts oder noch später. Nach ACHNITZ (Anm. 13), S. 235, kommt ein Zeitraum bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in Frage, „der Stil und die Reimgrammatik“ (S. 233) sprächen für eine Entstehung in dessen erster Hälfte.
1339 KRATZ (Anm. 20), S. 9.
1340 KOBLE (Anm. 7), S. 113, erkennt in der vergleichbaren Eröffnungsszene von Le Manteau mautaillié die Kunst der „recyclage“. MENTZEL-REUTERS (Anm. 14), S. 34, sieht eine besondere Nähe zur Krone, weil sich nur dort die Kombination von Festschilderung und anschließender Tugendprobe finde.
1341 Vgl. dazu Warnatsch (Anm. 13), S. 89.
1342 Hierin unterscheidet sich der Mantel-Text auch von der entsprechenden Stelle des Iwein im Ambraser Heldenbuch (fol. VIra): In V. 70 liegt dort zwar die Lesart die anndern (statt dise) vor, sonst ist aber dise beibehalten. Die Variationsbreite in der Mantel-Stelle scheint also nicht allein auf die Bearbeitung der Texte im Ambraser Heldenbuch zurückzuführen zu sein.
1343 Zur Funktion des Frauenpreises vgl. auch KASPER (Anm. 20), S. 112.
1344 „Der Spott verliert seinen Sinn als üble Nachrede und als Anwurf, da er nicht mehr Ausnahmephänomen ist, sondern allgegenwärtige gesellschaftliche Realität des Hofes bezeichnet – dieser Umstand nimmt ihm die Spitze und öffnet ihn hin zur Brutalität und Derbheit einer Komik, die nicht zur Reflexion über die verbrämt dargestellten Defizite anregen will, sondern die durch ihre Drastik besticht. In der Pauschalisierung wird der groben Dichotomie des Schwankes, der sich auf Typen statt auf Zwischentöne versteht, der Weg bereitet. Der arcspreche dient dabei als böser Türöffner.“ (SEEBER [Anm. 34], S. 22).
1345 AUF FISCHERS umstrittene Gattungstypologie sei hier nur aus Gründen der schnelleren Verständigung verwiesen (vgl. HANNS FISCHER: Studien zur deutschen Märendichtung, 2., durchges. und erw. Aufl. besorgt von JOHANNES JANOTA, Tübingen 1983, S. 101–116).
1346 Vgl. HEINRICH NIEWÖHNER: Des Wirtes Mære. In: ZfdA 60 (1923), S. 201–219, hier S. 201. Allerdings bezeichnete von der HAGEN selbst den Text als „eine unzüchtige erzählung“ (zitiert ebd.).
1347 Neues Gesamtabenteuer, das ist Friedrich Heinrich von der Hagen’s Gesamtabenteuer in neuer Auswahl. Die Sammlung der mittelhochdeutschen Mären und Schwänke des 13. und 14. Jahrhunderts. 1. Bd. hrsg. von HEINRICH NIEWÖHNER, 2. Aufl. hrsg. von Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt von MAX BOETERS/KURT SCHACKS, Berlin 1967, 19. Der Wirt (S. 125–133).
1348 Vgl. HELMUT DE BOOR: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. Erster Teil: 1250–1350, 5. Aufl. neubearb. von JOHANNES JANOTA, München 1997 (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart 3,1), S. 241.
1349 SCHRÖDER (Anm. 20), S. 175.
1350 Zur Abgrenzung von ,Formzitat‘ und ,Systemreferenz‘ vgl. ANDREAS BÖHN: Das Formzitat. Bestimmung einer Textstrategie im Spannungsfeld zwischen Intertextualitätsforschung und Gattungstheorie, Berlin 2001 (Philologische Studien und Quellen 170), S. 40–44. Zur Definition von ,Formzitat‘ vgl. auch BASSLER, der es aber auf konkrete intertextuelle Übernahmen einschränken will (vgl. MORITZ BASSLER: 1.3 Formzitat und Gattung. In: Handbuch Gattungstheorie [Anm. 41], S. 50–52).
1351 Vgl. dazu PETER KUON: Gattung als Zitat. Das Paradigma der literarischen Utopie. In: Zur Terminologie der Literaturwissenschaft. Akten des IX. Germanistischen Symposions der DFG, Würzburg 1986. Hrsg. von CHRISTIAN WAGENKNECHT, Stuttgart 1989 (Germanistische Symposien-Berichtsbände 9), S. 309–325, hier S. 321: „Wo nämlich Gattungen zitiert werden, geht es im allgemeinen nicht um ihren bloßen mimetischen Nachvollzug in verkürzter Form, sondern um ihre kritisch-distanzierte Thematisierung.“ Zu KUONS Konzept von Gattungen als „historische[n] ‚Idealobjekte[n]‘“ vgl. ebd., S. 309 f.
1352 Vgl. NICOLA MCLELLAND: Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet. Narrative Style and Entertainment, Cambridge 2000 (Arthurian Studies 46), S. 103; SEBASTIAN Coxon: Der Ritter und die Fährmannstochter. Zum schwankhaften Erzählen in Wolframs Parzival. In: Wolfram-Studien 17 (2002), S. 114–135; zustimmend STEFAN SEEBER: Poetik des Lachens. Untersuchungen zum mittelhochdeutschen Roman um 1200, Berlin, New York 2010 (MTU 140), S. 107, Anm. 124. Zur Problematik der Definition des Schwankhaften vgl. auch THOMAS GUTWALD: Schwank und Artushof. Komik unter den Bedingungen höfischer Interaktion in der Crône des Heinrich von dem Türlin, Frankfurt a. M. u. a. 2000 (Mikrokosmos 55), S. 91–97.
1353 Vgl. dazu KLAUS W. HEMPFER: Gattungstheorie. Information und Synthese, München 1973 (UTB 133), S. 27; ders.: 1.4 Generische Allgemeinheitsgrade. In: Handbuch Gattungstheorie (Anm. 41), S. 15–19 (mit weiterer Literatur).
1354 Die für den Mantel beschriebenen Phänomene haben eine Nähe zu der in der Linguistik diskutierten Mischung von Textmustern, die z. B. zur Steigerung der Aufmerksamkeit oder zur Etablierung neuer Sichtweisen dienen kann (vgl. dazu Sandig [Anm. 44], S. 164–166).
1355 Vgl. dazu GEORG MICHEL: Stilprinzip. In: RLW 3 (2003), S. 518–521, hier S. 519: „Stilbrüche können poetisch intendiert sein (z. B. auf Komik zielen) oder aber mangelnder kommunikativer Kompetenz entspringen.“
1356 „Wer nach dem Stil fragt, geht davon aus, daß die Art und Weise des Sprachgebrauchs Bedeutung habe, daß sie Sinn mache.“ (JOHANNES ANDEREGG: Stil und Stilbegriff in der neueren Literaturwissenschaft. In: Stilfragen [Anm. 12], S. 115–127, hier S. 123). Vgl. dazu, dass insbesondere bei literarischen Texten das ,Was‘ nicht vom ,Wie‘ zu trennen ist, auch HANS-MARTIN GAUGER: Was ist eigentlich Stil? In: Stilfragen (Anm. 12), S. 7–26, hier S. 17.
1357 Vgl. dazu GUTWALD (Anm. 83); VOLLMANN (Anm. 27); FLORIAN KRAGL: Zur Poetik der Krone Heinrichs von dem Türlin. In: Heinrich von dem Türlin: Die Krone. Unter Mitarbeit von ALFRED EBENBAUER ins Neuhochdeutsche übers. von FLORIAN KRAGL, Berlin, Boston 2012, S. 457–496.
1358 Vgl. dazu HANS-JOCHEN SCHIEWER: Prädestination und Fiktionalität in Wirnts Wigalois. In: Fiktionalität im Artusroman. Dritte Tagung der Deutschen Sektion der Internationalen Artusgesellschaft in Berlin vom 13.–15. Februar 1992. Hrsg. von VOLKER MERTENS/FRIEDRICH WOLFZETTEL unter Mitarbeit von MATTHIAS MEYER und HANS-JOCHEN SCHIEWER, Tübingen 1993, S. 146–159.
1359 Vgl. dazu grundsätzlich KUON (Anm. 82), S. 321: „Gattungszitate [können] ihr textuelles wie generisches Sinnpotential nur dann entfalten, wenn sie auf bestimmte historische Gattungszustände bezogen werden.“
1360 Vgl. MCLELLAND (Anm. 83), S. 83–169; dies.: Stil und Dialog. Stilistische Variationen im Lanzelet. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im deutschen Mittelalter. Hamburger Colloquium 1999. Hrsg. von NIKOLAUS HENKEL/MARTIN H. JONES/NIGEL F. PALMER unter Mitwirkung von CHRISTINE PUTZO, Tübingen 2003, S. 41–59. Vgl. dazu Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Hrsg. von FLORIAN KRAGL, Bd. 2: Forschungsbericht und Kommentar, Berlin, New York 2006, S. 1009– 1015 (mit einer Problematisierung der von MCLELLAND verwendeten Kategorie des ,postklassischen‘ Artusromans).
1361 Zur Datierung und eventuellen Erec-Bezügen vgl. KRAGL (Anm. 91), S. 901–907; S. 1055–1057.
1362 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 166 f. Zur Interpunktion an der Übergangsstelle vgl. Hess (Anm. 13), S. 176 f., mit einer Transkription der entsprechenden Stelle auf S. 181.
1363 Vgl. SCHRÖDER (Anm. 20), S. 166 f.; Bumke (Anm. 47), S. 11 f.; Hess (Anm. 13), S. 156–176. Für die Diskussion der handlungslogischen Verknüpfung sei auf den Beitrag von Andreas Hammer in diesem Band verwiesen.
1364 Vgl. auch bereits V. 996–998 des Textverbundes bzw. V. 2–4 des Erec: ditz was Erech Vilderoilach, / der baiden frumbkait und salden phlag. / Durch den die rede erhaben ist. (zitiert nach HAMMER/MILLET/REUVEKAMP-FELBER [Anm. 11]); vgl. dazu: Hartmann von Aue: Erec. Mit einem Abdruck der neuen Wolfenbütteler und Zwettler Erec-Fragmente. Hrsg. von ALBERT LEITZMANN, fortgeführt von Ludwig Wolff. 7. Auflage besorgt von KURT GÄRTNER, Tübingen 2006 (ATB 39). Vgl. dazu auch Hess (Anm. 13), S. 174, Anm. 69.
1365 SCHRÖDER (Anm. 20), S. 167, hält die Handlung angesichts des ausführlichen Prologs für verlängerungsbedürftig, vor allem, da die Mantelprobe – anders als im Fabliau – nicht mit der Aushändigung des Mantels an eine Siegerin zu einem Abschluss kommt (vgl. ebd., S. 175). Doch weist er selbst (ebd., S. 174) darauf hin, dass der Mantel mit Keies Ausschluss aus der Tafelrunde, soweit man weiß, singuläre inhaltliche Akzente gesetzt hat. KASPER (Anm. 20), S. 112, plädiert dagegen für die Abgeschlossenheit des Mantel. Nach ACHNITZ (Anm. 13), S. 234, „muss ungeklärt bleiben“, ob der Mantel ursprünglich eine Kurzerzählung oder Teil eines Romans gewesen sei.
1366 Das erwägen MENTZEL-REUTERS (Anm. 14), S. 35 f., und Bumke (Anm. 47), S. 12; zustimmend Hess (Anm. 13), S. 178 f., die allerdings auch auf Divergenzen hinweist. Der syntaktische Bruch an der Übergangsstelle bleibt bei dieser Hypothese ebenso erklärungsbedürftig wie bei der Annahme einer planvollen redaktionellen Zusammenführung zweier ursprünglich unabhängiger Texte.
1367 Für einen systematischen Stilvergleich müsste man den Mantel- und den Erec-Teil in der sprachlichen Gestalt, wie Hans Ried sie ihnen gegeben hat, zur Grundlage machen, was demnächst dank der im Entstehen begriffenen Ausgabe möglich sein wird (s. o. Anm. 11).
1368 Zum Versausfall im Ambraser Heldenbuch in der unmittelbar vorangehenden Passage vgl. GÄrtner (Anm. 95), S. XV; S. XIX; Hess (Anm. 13), S. 174 f.
1369HESS (Anm. 13), S. 175, die eine harmonisierende Lektüre vornimmt, kommt auf der Ebene der Figurengestaltung ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der Mantel keine dem Erec „diametral entgegengesetzte Rezeptionsperspektive evoziert“.
1370 Auflistungen der Handschriften finden sich in LAURENTIUS CASUTT: Die Handschriften mit lateinischen Predigten Bertholds von Regensburg O. Min., ca. 1210–1272, Freiburg i. d. S. 1961; JOHANNES BAPTIST SCHNEYER: Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters für die Zeit von 1150– 1350, Münster 1969 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters 43). Im Rahmen des ‚e-codices‘ Digitalisierungsprojekts wurde eine digitale Version der Handschrift Ms. 117 I/II sowie eine Beschreibung von CHRISTOPH JÖRG (2008) online verfügbar gemacht. Siehe http://www.ecodices.unifr.ch/de/description/fcc/0117–1 und http://www.e-codices.unifr.ch/de/description/fcc/0117–2.
1371 Der Begriff viaticum bezieht sich normalerweise auf die Kommunion, die einem Sterbenden gereicht wird. Die Forschung zu Ms. 117 I/II gebraucht ihn allgemeiner, im Sinne von ‚Wegzehrung‘. Vgl. LAURENTIUS CASUTT: Die Beziehungen einer Freiburger Handschrift zum lateinischen Predigtwerk Bertholds von Regensburg. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 56 (1962), S. 73–112;S. 215–261. Vgl. zur Forschungslage ARIANE CZERWON: Predigt gegen Ketzer. Studien zu den lateinischen Sermones Bertholds von Regensburg, Tübingen 2011; siehe hierzu auch CASUTT, S. 74–79.
1372 PASCAL LADNER: Zur Bedeutung der mittelalterlichen Bibliothek des Franziskanerklosters in Freiburg. In: Zur geistigen Welt der Franziskaner im 14. und. 15. Jahrhundert. Die Bibliothek des Franziskanerklosters in Freiburg/Schweiz. Akten der Tagung des Mediävistischen Instituts der Universität Freiburg vom 15. Oktober 1993. Hrsg. von RUEDI IMBACH/ERNST TREMP, Freiburg i. d. S. 1995 (Scrinium Friburgense 6), S. 11–24, hier S. 20.
1373 CZERWON (Anm. 2), S. 4.
1374 CASUTT (Anm. 2), S. 232.
1375 DAVID D’AVRAY: The Preaching of the Friars. Sermons diffused from Paris before 1300, Oxford 1985, S. 95.
1376 Siehe CASUTT (Anm.1).
1377 Nach seinem Noviziat im Franziskanerkloster Regensburg studierte Friedrich von Amberg Philosophie und Theologie in Straßburg, Freiburg i. Br., Paris und Avignon. Im Jahre 1392 wird er zum Magister theologiae ernannt und zum Provinzial der oberdeutschen Minoritenprovinz des franziskanischen Ordens erhoben. 1393 erreicht Friedrich Freiburg i. Ü., wo er in den Jahren 1409 und 1414 als Guardian des Franziskanerkonvents dokumentiert ist und am 27. Juni 1432 stirbt. Die 18 Handschriften aus seinem Besitz werden bis heute im Couvent des Cordeliers in Freiburg aufbewahrt. Zur Biographie siehe CHRISTOPH JÖRG: Friedrich von Amberg. In: 2VL, Bd. 2 (1980), Sp. 931–933. Zu den Handschriften siehe ders.: Untersuchungen zur Büchersammlung Friedrichs von Amberg. Ein Beitrag zur franziskanischen Geistesgeschichte des Spätmittelalters. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 69 (1975), S. 1–117.
1378 Siehe EVA SCHLOTHEUBER: Büchersammlung und Wissensvermittlung. Die Bibliothek des Göttinger Franziskanerklosters. In: Schule und Schüler im Mittelalter. Beiträge zur europäischen Bildungsgeschichte des 9. bis 15. Jahrhunderts. Hrsg. von MARTIN KINTZINGER u. a., Köln, Weimar, Wien 1996,S. 217–244, hier S. 219; vgl. auch LADNER (Anm. 3), S. 23.
1379 JÖRG, Untersuchungen (Anm. 8), S. 66.
1380 Bereits SCHÖNBACH hat einen Handwechsel in den ersten Lagen wahrgenommen – wenn auch an falscher Stelle. Siehe ANTON E. SCHÖNBACH: Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt, Bd. 8, Wien 1907 (Nachdruck Hildesheim 1968), S. 146. CASUTT (Anm. 2), S. 84, Anm. 2, negiert diese Beobachtung, und auch Jörg entgeht bei seiner Beschreibung (Anm. 1), dass es sich tatsächlich um zwei Hände handelt, deren Duktus nur gering voneinander abweicht. Die Distinktheiten der beiden Hände sind die folgenden: In ta-, aber auch faund ga-Verbindungen verwendet die erste Hand das ältere doppelstöckige a; bei der zweiten Hand dagegen kommt es zu Ligaturen mit einbogigem a. Das g der ersten Hand ist rund und 8förmig; das g der zweiten Hand dagegen hat einen ausladenden Unterbogen, welcher nach einer Brechung als Haarstrich zum Buchstabenkörper zurückgeführt wird. Daneben verwendet die zweite Hand auch das Rücken-g, welches der Zahl 9 ähnelt. Die erste Hand verwendet ausschließlich rundes s am Wortende, die zweite daneben oft Schaft-f. Kleinere Differenzen gibt es zudem bei der Art der Abbreviaturen – die erste Hand verwendet für Wortkürzungen deutlich öfter hochgestellte Buchstaben.
1381 CASUTT (Anm. 2), S. 85, Anm. 1.
1382 Differenzen finden sich auch in der Predigtzählung. Auf den ersten beiden Lagen von Ms. 117 I sind die Predigten mit I-XVI nummeriert worden, anschließend – von Ms. 117 I, fol. 26r, bis Ms. 117 II, fol. 262v, – mit 1–270.
1383 Die lateinischen Predigten liegen in 5 Sammlungen vor: der Rusticanus de Dominicis (RdD) mit 58 Sonntagspredigten, der Rusticanus de Sanctis (RdS) mit 124 Predigten zu besonderen Heiligen, der Rusticanus de Communi (RdC) mit 75 allgemeinen Heiligenpredigten, die Sermones ad Religiosos et quosdam alios (SR) mit 87 Predigten an Ordensangehörige und die Sermones speciales sive extravagantes (SS) mit 48 Predigten für besondere Anlässe; siehe GEORG JAKOB: Die lateinischen Reden des seligen Berthold von Regensburg, Regensburg 1880, S. 13; CASUTT (Anm. 1), S. 4. Als authentisch gelten ausschließlich die drei Rusticani-Sammlungen; siehe ANTON E. SCHÖNBACH: Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt, Bd. 5, Wien 1906 (Nachdruck Hildesheim 1968), S. 38–43.
1384CASUTT (Anm. 2), S. 83–108.
1385 CASUTT (Anm. 2), S. 261, Anm. 1.
1386 Siehe HERMANN Paul u. a.: Mittelhochdeutsche Grammatik, 25. Aufl. neu bearbeitet von THOMAS KLEIN, Tübingen 2007 (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A2), S. 34–42.
1387 Paul (Anm. 17), S. 157.
1388 Es gibt nur einen Fall mit dem Anlaut <k> (kurzewile, I, 7ra).
1389PAUL (Anm. 17), S. 105.
1390 Exemplarisch seien genannt SIEGFRIED WENZEL: Macaronic sermons. Bilingualism and preaching in late-medieval England, Ann Arbor 1994; HERBERT SCHENDL: Syntactic constraints on code-switching in medieval English texts. In: Placing Middle English in context. Hrsg. von IRMA TAAVITSAINEN u. a., Berlin 2000 (Topics in English Linguistics 35), S. 67–86; ders.: Mixed language texts as data and evidence in English historical linguistics. In: Studies in the history of the English language. A millenial perspective. Hrsg. von DONKA MINKOVA/ROBERT STOCKWELL, Berlin, New York 2002 (Topics in English Linguistics 39), S. 51–78; NICOLA MCLELLAND: A historical study of codeswitching in writing: German and Latin in Schottelius’ Ausführliche Arbeit von der Teutschen HaubtSprache (1663). In: International Journal of Bilingualism 8 (4) (2004), S. 499–523; CARMEN MARIA KÄMMERER: Codeswitching in Predigten des 15. Jahrhunderts. Mittellatein – Frühneuhochdeutsch, Mittellatein – Altitalienisch/ Altspanisch, Berlin 2006 (Studies in Eurolinguistics 4); Mehrsprachigkeit im Mittelalter. Kulturelle, literarische, sprachliche und didaktische Konstellationen in europäischer Perspektive. Mit Fallstudien zu den Disticha Catonis. Hrsg. von MICHAEL BALDZUHN/CHRISTINE PUTZO, Berlin, New York 2011.
1391 Siehe z. B. SCHENDL (Anm. 21), Syntactic constraints; KÄMMERER (Anm. 21).
1392 Siehe SHAHRZAD MAHOOTIAN: Code Switching and Mixing. In: Encyclopedia of Language & Linguistics, Bd. 2. Hrsg. von EDWARD K. BROWN, 2. Aufl., Amsterdam, London 2006, S. 511–527, hier S. 511.
1393 Siehe MAHOOTIAN (Anm. 23), S. 512. Darüber hinaus wird Codeswitching meist von Borrowing unterschieden, womit herkömmlicherweise der Gebrauch eines Wortes oder einer Phrase aus einer zweiten Sprache durch einen monolingualen Sprecher gemeint ist, hier S. 513. In dieser Untersuchung wird von einer solchen Weiterdifferenzierung abgesehen, da dies u. a. aufgrund der vergleichsweise geringen Anzahl an deutschen Wörtern und Phrasen und mangels adäquaten Vergleichsmaterials kaum möglich erscheint. Erschwerend kommt hinzu, dass der Text von einer bilingualen Person verfasst wurde und für Rezipienten intendiert war, die sowohl über lateinische als auch deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Zur Problematik der Differenzierung von Codeswitching und Borrowing bei mittelalterlichen Texten siehe zusammenfassend PÄIVI PAHTA: Code-switching in medieval medical writing. In: Medical and Scientific Writing in Late Medieval English. Hrsg. von Irma TAAVITSAINEN/PÄIVI PAHTA, Cambridge 2004, S. 73–99, hier S. 78–80.
1394 Als Grundlage für das Corpus wurde die umfangreiche Wortliste von SCHÖNBACH (Anm. 14) verwendet, S. 78–92. Allerdings mussten nach Durchsicht der Handschrift mehrere der Einträge Schönbachs berichtigt sowie neue Wörter hinzugefügt werden.
1395 Die folgenden Beispiele aus Ms. 117 I/II werden unter Angabe des Bandes und der Blattzahl zitiert. Sämtliche Abkürzungen wurden aufgelöst. Die Interpunktion folgt der Handschrift. Zur Hervorhebung der Sprachmischung wird das Lateinische kursiv, Mittelhochdeutsch dagegen ohne Auszeichnung dargestellt.
1396von seinem Geschlecht, d. h. Geschlecht; Sippe; Blutsverwandtschaft.“
1397die gegen Gott und den Nächsten geschehen, wie Abgaben oder Gebühren.“
1398Dort hat Gott ein mächtiges und unzählbares Heer von Engeln. Dieses teilt er in drei Scharen ein.“
1399die einen durch derartiges oder durch solchen Betrug, die anderen durch Abgaben.“
1400Krankheit, Krankheit, ist dem Körper gefährlich.“
1401Hier gibt es viele Hochmütige in der Kirche. Groß ist der Haufen, Schober oder Haufen, dieser Halbketzer.“
1402sind wie Wahnsinnige, wahnsinnig.“
1403die Wohlgefälligkeit der Schönheit, herrliche Schönheit, ebenso wie der Stern hell ist.“
1404Denn sehr oft bedeutet um eine Nacht aufzuschieben um ein Jahr aufzuschieben. Aufschub von einem Jahr, ewiger Aufschub.“
1405 So im Liet von Troye Herborts von Fritzlar (V. 2104). Siehe TPMA 1 (1995), S. 268.
1406 Siehe Deutsche Rechtssprichwörter, gesammelt und erklärt von EDUARD GRAF/MATHIAS DIETHERR, Nördlingen 1864, S. 94, Nr. 178, sowie die Erklärung auf S. 100 f.; vgl. auch ANTON E. SCHÖNBACH: Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt, Bd. 2, Wien 1900 (Nachdruck Hildesheim 1968), S. 102.
1407Schande, Schande, aber nicht Scham.“
1408einer von jenen, die tapfer gegen gegen den unteren Himmel laufen, d. h. gegen das Verlangen.“
1409die Sünde ist schwerer in der Art, in der Art, in der Weise, der Sünde.“
1410 NIGEL F. PALMER: Latein, Volkssprache, Mischsprache. Zum Sprachproblem bei Marquard von Lindau, mit einem Handschriftenverzeichnis der ‚Dekalogerklärung‘ und des ‚Auszugs der Kinder Israel‘. In: Spätmittelalterliche geistliche Literatur in der Nationalsprache. Hrsg. von JAMES HOGG, Bd. 1, Salzburg 1983 (Analecta Cartusiana 106, 1), S. 70–110, hier S. 96.
1411 PALMER (Anm. 41), S. 95.
1412Merke, der Herr preist/segnet, lobt und segnet, ähnlich wie auch das Volk preist, lobt.“
1413so ist es hinsichtlich jener Dinge, wie mit der bitteren Augensalbe, Augenbalsam.“
1414du forschst nicht nach, grübelst“; der Negationspartikel wird nicht übersetzt.
1415Auch der Nächste, der Nächste, hat drei Dinge, von denen du keines wegnehmen darfst, wenn du erlöst werden willst. […] Das erste dieser drei Dinge ist die Sache, nämlich Besitz, d. h. Eigentum und Ehre. Das zweite ist der Körper, das dritte die Seele.
1416auch die Bäume oder Hölzer, welche Baumstümpfe genannt werden.“
1417 Vgl. UTE DANK: Rhetorische Elemente in den Predigten Bertholds von Regensburg, Neuried 1995 (Deutsche Hochschuledition 36), S. 18–29.
1418Zweitens, das sehr kleine Trostmittel, welches bleibt, d. h. ,Ja, Herr‘ sagende Schmeichler, schmeichelnde Bettler, Schmeichler, Schmeichler oder Spielmänner.“
1419 Vgl. die Lemmata ‚Leitkauf‘, ‚Gemeinung‘ und ‚Mundmann‘ im DRW.
1420Treu und treulos seid ihr. Betrüger seid ihr und tadellos zeigt ihr euch.
1421Oh ihr Menschen […] bewegt euch auch für unseren Freund, den besten und größten Herren, ein wenig.“
1422 „Entgelte und gib zurück. Nichts ist von Wert ohne dies [Reue]. […] Entgelte und gib zurück. So sprich überall.
1423Dennoch spricht der Wächter als Vorsichtsmaßnahme: ‚Weiter weg! Wer da? Wer da?‘, obwohl er doch niemanden sieht.
1424 Für lateinisch-englische Predigtsammlungen wurde dies bereits von WENZEL (Anm. 21) untersucht. Schendl stellt hierzu fest, dass diese zufriedenstellend mit intrasententiellem Codeswitching beschrieben werden können. SCHENDL, Mixed language texts (Anm. 21), S. 68.
1425 ANTON E. SCHÖNBACH: Über eine Grazer Handschrift lateinisch-deutscher Predigten, Graz 1890, S. 40.
1426 Vgl. SCHENDL, Mixed language texts (Anm. 21), S. 53.
1427 „Ich bin auf Grund dieser Notwendigkeit gezwungen worden, diese Predigten niederzuschreiben, obwohl ich dies doch höchst ungern getan habe, da, während ich sie dem Volk predigte, einige einfache Geistliche und Ordensleute, die nicht verstanden, in welchen Wörtern und Sätzen die Wahrheit noch unentschieden war, sich jene Dinge, die sie begreifen konnten, aufschreiben wollten, und so viel Falsches aufzeichneten. Nachdem ich dies bemerkt hatte, fürchtete ich, dass, wenn sie derartig predigen würden, wie sie es selbst aufgeschrieben haben, das Volk durch jene Falschheiten in den falschen Glauben geführt würde, und auf Grund dieser Notwendigkeit wurde ich gezwungen, selbst niederzuschreiben, was ich gepredigt habe, so dass nach dem Vorbild dieser Predigten berichtigt werde, was auf anderem Wege falsch und ungeordnet aufgeschrieben worden ist.“ Zit. nach SCHÖNBACH (Anm. 14), S. 3.
1428 Vgl. hierzu weitere Schlussfolgerungen von DIETER RICHTER: Die deutsche Überlieferung der Predigten Bertholds von Regensburg. Untersuchungen zur geistlichen Literatur des Spätmittelalters, München 1969 (MTU 21), S. 229–231.
1429 Wie zwei weitere Fälle aus dem Bereich der geistlichen Literatur zeigen, ist dies auch im 11. und im 14. Jahrhundert ein Problem. Jean de Fécamp (um 990–1078), der Kaiserin Agnes und ihren Nonnen eine Sammlung von kontemplativen Texten zukommen ließ, warnt in seinem ‚Lettre à l’impératrice Agnes‘: si quoslibet inueneris qui libellum hunc uelint habere, moneas eos et diligenter transcribere et scriptum frequenter relegere, usque adeo ut aliquid addi uel subtrahi aut immutari non patiantur in eo. Hoc autem dicimus propter incuriam librariorum, qui non solum ueritatem corrumpunt, sed etiam mendacia mendaciis iungunt. („Falls Du welche finden solltest, die dieses Büchlein haben möchten, ermahne sie sowohl, sorgfältig abzuschreiben, als auch, häufig das Geschriebene wieder zu lesen, so lange, bis sie nicht zulassen, dass irgendetwas in diesem hinzugefügt oder weggelassen oder verändert wird. Dies aber sagen wir wegen der Nachlässigkeit der Schreiber, die nicht nur die Wahrheit korrumpieren, sondern auch Lügen über Lügen anschließen.“). In: Un Maître de la vie spirituelle au XIe siècle. Jean de Fécamp. Hrsg. von JEAN LECLERCQ/JEAN-PAUL BONNES, Paris 1946, S. 211–217, hier S. 216. Eine dieser Passage stark ähnelnde Warnung findet sich im Nachwort des Büchlein der Ewigen Weisheit von Heinrich Seuse (ca. 1295–1366): Swer dis bimagechli, daz mit fliss geschriben und geriht ist, well ab schriben, der sol es alles sament eigenlich an worten und sinnen schriben, als es hie stat, und nút dar zů noh dur von legen noh dú wort verwandlen, und sol es denne einest oder zwirunt hier ab durnehtklich rihten, und sol nút sunders dar us schriben […] Wer im út anders tůt, der sol vúrchten gottes rach, wan er berimagebet got des wirdigen lobes und dú menschen der bessrung und den, der sich dar zů gearbeit hat, siner arbeit. Zit. nach Heinrich Seuse. Deutsche Schriften. Hrsg. von KARL BIHLMEYER, Stuttgart 1907 (Nachdruck Frankfurt a. M. 1961), S. 325.
1430 DAGMAR NEUENDORFF hat daher für die lateinischen Bertholdpredigten den Begriff ‚Sermokondensate‘ geprägt, „weil es sich in ihnen nicht um ausgearbeitete Sermones, sondern um structura und materia handelt“. Dies.: Überlegungen zur Textgeschichte und Edition Berthold von Regensburg zugeschriebener deutscher Predigten. In: Mystik – Überlieferung – Naturkunde. Gegenstände und Methoden mediävistischer Forschungspraxis. Tagung in Eichstätt am 16. und 17. April 1999, anläßlich der Begründung der „Forschungsstelle für Geistliche Literatur des Mittelalters“ an der Katholischen Universität Eichstätt. Hrsg. von Robert LUFF/RUDOLF KILIAN WEIGAND, Hildesheim, Zürich, New York 2002 (Germanistische Texte und Studien 70), S. 125–178, hier S. 126, Anm. 8.
1431 Vgl. D’AVRAY (Anm. 6), S. 95 und S. 105.
1432 Darüber hinaus lassen sich auch im lateinischen Wortmaterial Hinweise auf Mündlichkeit finden. RÜDIGER SCHNELL bemerkte zu den Ehepredigten Bertholds: „Diese sind auf Mündlichkeit hin ausgerichtet, indem sie dem Kleriker immer wieder Anweisungen geben, wie er diese oder jene Passage in der Predigtsituation, d. h. im Moment des öffentlichen Predigens umzusetzen habe.“ RÜDIGER SCHNELL: Bertholds Ehepredigten zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. In: Mittellateinisches Jahrbuch 32/2 (1997), S. 93–108, hier S. 102. Solche Aufforderungen – wie expone oder dic – finden sich auch auffällig oft in der Freiburger Handschrift; siehe CASUTT (Anm. 2), S. 223 f. Sie sind so viel häufiger als in den authentischen Predigten Bertholds, dass CASUTT sich dazu hinreißen lässt, den Urheber der Freiburger Texte als „Expone-Prediger“ zu titulieren, hier S. 226. SCHNELL betrachtet Anweisungen dieser Art als Indikatoren einer „intentionalen Mündlichkeit“, hier S. 102. Beinahe synonym hierzu ist der von HANS-JOCHEN SCHIEWER geprägte Begriff der „intendierte[n] oder virtuelle[n] Mündlichkeit“, welche, so SCHIEWER, „in textimmanenten Hinweisen, Marginalien, Interpretamenten und Glossierungen von Predigten zum Ausdruck kommt. Sie signalisieren die Bereitschaft, das Medium zu wechseln, den schriftlich fixierten Text im mündlichen Vortrag zu aktualisieren“. HANSJOCHEN SCHIEWER: Spuren von Mündlichkeit in der mittelalterlichen Predigtüberlieferung. Ein Plädoyer für exemplarisches und beschreibend-interpretierendes Edieren. In: editio 6 (1992), S. 64–79, hier S. 71.
1433 Dies betrifft selbstverständlich nicht die inhaltlichen Erweiterungen, Verkürzungen und Umstellungen, die CASUTT ermittelt hat; siehe CASUTT (Anm. 2), S. 83–108.
1434veritas penderet“, vgl. oben mit Anm. 58.
1435 CASUTT spricht der Handschrift sogar jegliche Ordnung ab. CASUTT (Anm. 2), S. 109: „Eine systematische Anordnung des Predigtstoffes liegt in dieser Kollektion nicht zugrunde! Weder dogmatische Lehrfolgen, noch moraltheologische Traktate, noch liturgische Zeiten, noch pastorelle Prinzipien lassen sich als wegleitende Prinzipien entdecken.“
1436 Auf Grund der genannten Beobachtungen scheint die von CZERWON angestellte Mutmaßung fragwürdig. CZERWON (Anm. 2), S. 188: „Ziel scheint gewesen zu sein, alles nur denkbare Predigtmaterial Bertholds – oder zumindest was mit seinem Namen in Verbindung zu bringen war – in einer Sammlung zu vereinen.“