»Förderlich für die Sauberkeit«

Eine Geschichte der Vaginalspülung

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Habt ihr euch je gefragt, warum es für die Vulva spezielle Reinigungsprodukte gibt, während für den Penis ein Waschlappen reicht? In Wahrheit ist sie komplett selbstreinigend und kommt wunderbar ohne euch und eure Scheuerbürsten und Vaginaldeos aus. Vertraut mir, sie weiß, was sie tut. Aber offensichtlich glauben die meisten von uns nicht daran, dass »Mrs Laycock« (1756) ihren Laden sauber halten kann. Der menschliche Körper hat zahlreiche Spalten, die ab und an ein wenig zu müffeln anfangen können, aber das ist in der Regel nichts, dem man nicht mit regelmäßigem Waschen beikommen könnte. Während irgendwie alle auf der Suche nach bestimmten Körpergerüchen sind, scheinen Düfte, die von »südlich der Grenze« (1945; south of the border) kommen, für Vulvabesitzerinnen einen ganz besonderen Albtraum darzustellen. Wir hätten viel lieber, dass es da unten nach Gebirgswald riecht als nach normal und gesund.

Jeder Mensch, der mit einer Vulva aufwächst, hat schnell gelernt, dass es sich dabei um einen schmutzigen Ort handelt. Es ist nicht so, dass uns in der Schule jemand beiseitenimmt, um uns das zu erklären, aber die Botschaft kommt auch so laut und deutlich bei uns an, wenn wir uns zum ersten Mal durch die lexikalischen Felder voller Fleisch und Meeresfrüchte und allgemeiner Fäulnis kämpfen, die umgangssprachliche Bezeichnungen für die Vulva charakterisieren. Wenn wir registrieren, dass Damenbinden und Tampons als »Hygieneprodukte für Frauen« verkauft werden, lernen wir, dass die Menstruation unhygienisch ist. Wir schnappen irgendwo einen Fischewitz auf, Stinke-Finger-Sticheleien, wir merken, wie sich die Leute winden, wenn sie das Wort »Periode« hören, und fangen an, wegen unseres eigenen Körpers durchzudrehen. Vaginaldeodorants, Artikel in Zeitschriften, die empfehlen, Ananas zu essen, damit man »besser schmeckt«, und Slipeinlagen, die uns helfen sollen, »frisch« zu bleiben – das alles untermauert stillschweigend die Botschaft, dass die »bärtige Auster« (1916; bearded oyster) irgendeine Art Sumpflandschaft ist, die sorgfältiger Pflege bedarf. Kein Wunder also, dass das Geschäft mit Vaginalpflegeprodukten boomt und laut vorherigen Prognosen zwischen 2018 und 2022 um fünf Prozent pro Jahr gewachsen sein dürfte.[1] Aber die Angst vor schlechtem Geruch hat Folgen, die weit schlimmer sind als der gelegentliche Gebrauch von speziellen Intimwaschlappen. Für eine Studie, die von Jo’s Cervical Cancer Trust im Jahr 2018 in Auftrag gegeben wurde, befragte man mehr als zweitausend Frauen und fand dabei heraus, dass achtunddreißig Prozent von ihnen keinen Gebärmutterhalsabstrich vornehmen ließen, »aus Sorge, nicht ›normal‹ zu riechen«.[2] Die Scham darüber, keine nach Bonbons duftende Vulva zu haben, ist also mittlerweile so groß, dass Menschen deshalb sogar ihr Leben aufs Spiel setzen.

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Eine Miniatur aus dem 15. Jahrhundert, die einen Einlauf mittels einer birnenförmigen Analdusche zeigt.

Es ist eine Schande, dass wir immer so verzweifelt versuchen, unsere Muschi nach Potpourri riechen zu lassen, denn alle Forschung deutet ganz klar darauf hin, dass der natürliche Geruch unseres »Ofenrohrs« (flue; 1620) in Wahrheit ziemlich wichtig ist. Studien, die schon in den Siebzigerjahren veröffentlicht wurden, zeigen, dass eine Vulva durchschnittlich 2100 Geruchsmoleküle ausströmt. Das Fazit der Untersuchung: »Der olfaktorische Charakter eines Individuums ist komplex, höchst individuell und aus vielen ›Minigerüchen‹ zusammengesetzt.«[3] Mit anderen Worten hat jede Vulva ihren eigenen, völlig einzigartigen Signature-Duft. Andere Studien mit Menschenaffen, Ratten und Hamstern haben gezeigt, dass der Geruch des Vaginalsekrets den Testosteronspiegel eines sich in der Nähe befindenden Männchens ansteigen lässt, ein Vorgang, der eine wichtige Rolle für die sexuelle Erregung spielt.[4] Menschliche Vulven produzieren ein Sekret, in dem eine Mischung aus fünf Fettsäuren enthalten ist, die sogenannten Kopuline. Die Wissenschaft, die sich mit diesen Sexualduftstoffen beschäftigt, ist noch recht jung, aber Studien konnten bereits zeigen, dass Männer, die Kopulinen ausgesetzt wurden, mehr Testosteron produzierten und sich nach kurzer Zeit als sexuell anziehender empfanden, als das die Männer in der Placebogruppe taten. Außerdem bewerteten die Kopuline-Männer die Gesichter von Frauen als attraktiver als die Männer, die keine Kopuline schnüffelten.[5] Warum in drei Teufels Namen sollte sich irgendwer diese Verschmelzungssuperkraft wegwaschen wollen? Tja, leider hat Muschi-Waterboarding mit dem Ziel, alles, was riechen könnte, zu eliminieren, eine wirklich lange Tradition.

Vaginaldeos, – seifen und –tücher schlossen sich recht spät der Paranoide-Pussys-Party an. Die älteste Methode, das Deck zu schrubben, sind Spülungen. Hierzu wird mit einem Klistier Wasser in die Vagina gespült – oder auch in den Anus, wenn man eine Analspülung bevorzugt. Ganz grundsätzlich kann auch der Duschkopf verwendet werden, aber ausgeklügeltere Vorrichtungen, die mit Natron oder Alaun geliefert werden, um damit das Wasser anzureichern, kann man bequem im Internet bestellen. Obwohl belegt ist, dass Vaginalduschen in Zusammenhang stehen mit Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs, Unterleibsentzündungen, Eileiterschwangerschaften, bakterieller Vaginose, Unfruchtbarkeit und Pilzinfektionen, spült trotzdem eine von fünf Frauen regelmäßig ihre Vagina aus »hygienischen« Gründen.[6]

Die Anwendung von Vaginalduschen lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen, aber so richtig Fahrt nahm das Ganze im 19. Jahrhundert auf, als Ärzte sie als verlässliche Mittel zur Schwangerschaftsverhütung proklamierten.*

* Ärzte wie Soranos von Ephesos (etwa 98 – 138) und Oreibasios (etwa 320 – 400) empfahlen, zur Empfängnisverhütung die Vagina nach dem Sex zu spülen. Robert Jütte, Lust ohne Last. Geschichte der Empfängnisverhütung (München 2003).

Vaginalduschen stellten die erste Form von Empfängnisverhütung dar, die Ärzte allerorts empfahlen und die Frauen jeglichen ethnischen und sozioökonomischen Hintergrunds praktizierten; aber hierbei ging es nicht allein darum, nicht schwanger zu werden. Die Spülungen waren immer Teil des paranoiden Narrativs von der dreckigen daisy (1834).

Der englische Arzt Charles Knowlton veröffentlichte 1832 eine medizinische Abhandlung, in der er eine antiseptische Spülung nach dem Sex als »förderlich für die Sauberkeit« und zur Schwangerschaftsverhütung empfahl.[7] Das müssen willkommene Neuigkeiten gewesen sein, denn viktorianische Ärzte waren wild entschlossen, da unten endlich für Ordnung zu sorgen. Ein 1829 erschienener Artikel in The Lancet legte Frauen nahe, ihre Vaginen »sechs- oder achtmal am Tag« mit lauwarmem Wasser auszuwaschen, um alles in einem picobello Zustand zu belassen.[8] Diese Art Ratschläge überdauerten das ganze 19. Jahrhundert. 1880 zum Beispiel verkündete Dr. Wing, »eine Frau sollte eine saubere Vagina haben, genau wie saubere Hände und ein sauberes Gesicht«, und verordnete regelmäßige »vaginale Einspritzungen« mit heißem Wasser und Karbolsäure.[9] 1889 empfahl die Massachusetts Medical Society, Frauen bei Einsetzen der Geburt zu spülen, »auf dass die Frauen mit einer sauberen Vagina beginnen mögen, nicht allein zu ihrem Besten, auch zum Besten ihres Kindes«.[10] Und 1895 schlug The International Encyclopedia of Surgery vor, eine vaginale »Einspritzung, abends und morgens, mit einer Gallone heißen Wassers (dreiundvierzig Grad Celsius), gefolgt von zwei Vierteln einer Quecksilberchloridlösung«, vorzunehmen, um Geschlechtskrankheiten zu behandeln.[11]

Die Viktorianer*innen nahmen diese Spülungen sehr ernst, und im Jahr 1843 stellte der Pariser Arzt Maurice Eguisier (1813 – 1851) seinen »Irrigateur Eguisier« vor, eine zylindrische Druckluftpumpe mit Schlauch, aus Metall und Porzellan gefertigt. Das Gerät wurde in verschiedenen Größen und Designs verkauft, manche waren wunderschön mit feinen Naturszenen bemalt, was vielleicht beruhigend wirken sollte, wenn man im Begriff war, sich heißes Wasser und Karbolsäure in seine Körperöffnungen zu jagen.

Im Jahr 1866 zeigte die Obstetrical Society of London (Gesellschaft für Geburtshilfe) in einer Ausstellung historische gynäkologische Instrumente.

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Vaginalduschen wie diese hier waren zu jener Zeit die am weitesten verbreitete, wenn auch unzuverlässige Methode zur Empfängnisverhütung. Der Metallzylinder hat einen Pumpmechanismus, der die Flüssigkeitszufuhr in den Schlauch kontrolliert. 1912.

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, und die Obstetrical Society veröffentlichte einen Katalog mit allen ausgestellten Objekten und Informationen über die neuesten Geräte, die damals in der Geburtshilfe Anwendung fanden – inklusive Vaginalduschen.[12] Betrachtet man die anderen zur Verfügung stehenden Geräte, wird einem klar, warum Maurice Eguisiers leichter und tragbarer Irrigateur Eguisier so beliebt war. Eine der sperrigsten Spülvorrichtungen im Katalog stammt von John Weiss und sieht aus wie ein Tisch, in dessen Platte ein riesiger mit Wasser gefüllter Ballon steckt. Die Benutzerin setzte sich auf den Ballon und ließ so das Wasser in den angeschlossenen Schlauch laufen. J. Lazarewitch aus Russland wiederum hatte eine klobige, zylindrische Metalldusche entworfen, deren eingearbeitetes Sieb dafür sorgte, dass nichts Unerwünschtes in die Vagina gelangte (abgesehen von der riesigen russischen Dusche in Form eines Feuerhydranten, meine ich).[13]

Vaginalduschen mit Wasser sind schädlich genug, um aber ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, begannen die Ärzte, alle möglichen chemischen Substanzen ins Spülwasser zu geben, die den Spermien den Garaus machen sollten. Charles Knowlton empfahl da zum Beispiel das Spülen mit einer »Lösung aus Zinksulfat, Alaun, Pottasche oder irgendeinem Salz, das ätzend auf den Samen wirkt«.[14] 1898 listete die Monthly Retrospect of Medicine & Pharmacy folgende »Flüssigkeiten, die für Vaginalspülungen verwendet werden können« auf, die zur Empfängnisverhütung empfohlen wurden: Alaun, Bleiacetat, Chlorid, Borsäure, Karbolsäure, Jod, Quecksilber, Zink und Lysol-Desinfektionsmittel.[15]

Lysol-Desinfektionsmittel (der Vorläufer von Sagrotan, im englischsprachigen Raum noch immer als Lysol verkauft; A. d. Ü.) wurde 1889 entwickelt und kam zum ersten Mal großflächig während der schweren Cholera-Epidemie 1892 in Hamburg zum Einsatz.[16] Dessen antiseptische Fähigkeiten machte man sich jedoch bald auch andernorts zunutze, bis Lysol in den Zwanzigerjahren offensiv als Vaginalspülungsmittel vermarktet wurde. Schwangerschaftsverhütung war zu dieser Zeit ein sehr kontroverses Thema und mit Sicherheit nichts, für das eine Firma in aller Öffentlichkeit warb. Indem sich die Kampagne also auf den Aspekt »weibliche Hygiene in der Ehe« konzentrierte, konnten Sex und Intimität thematisiert werden, ohne jemals eines der Wörter wirklich benutzen zu müssen. Und so wurde ein Produkt, mit dem man gerade noch Mülleimer, Abflüsse und Toiletten gescheuert hatte, nun auch benutzt, um Vulven zu reinigen. Eine Anzeige im Ladies’ Home Journal vom November 1920 empfiehlt, Lysol zur hygienischen Reinigung von »Toiletten, Schränken, Spucknäpfen, Mülltonnen und Orten mit vielen Fliegen« einzusetzen, und weist darauf hin, dass Frauen Lysol-Desinfektionsmittel als »ebenso unerlässlich für ihre Körperhygiene« betrachteten. Der Rat, man solle das »untere Auge« (1902; nether eye) mit einem Reinigungsprodukt behandeln, das auch in verstopfte Abflüsse geschüttet wurde, ließ keine Zweifel offen: Vulven stinken.

Die Lysol-Spülung-Werbeanzeigen sind nicht gerade zurückhaltend mit ihren Hinweisen darauf, dass Vulven stinken, und zeigen für gewöhnlich eine junge Ehefrau, deren Mann drauf und dran ist, sie sitzenzulassen, weil sie ihre »weibliche Körperhygiene« vernachlässigt hat. Wir sehen eine verzweifelte und gedemütigte Frau, in Tränen aufgelöst, die verlassen wird, weil ihr Mann den Geruch nach »alter Dame« (1885; old lady) einfach nicht mehr aushält. Das häusliche Glück liegt in Scherben, Kinder bleiben vaterlos zurück, und die arme Frau muss nun einsam sterben, und das alles nur, weil sie sich untenrum nicht ordentlich desinfiziert hat. Eine wirklich grausame Werbekampagne.**

** Hier sollte man wohl darauf hinweisen, dass hinter diesen frühen Vaginalduschen-Werbeanzeigen für Lysol die Agentur Lehn & Fink stand. Heute gehört Lysol dem Unternehmen Reckitt Benckiser, das nichts mit alldem zu tun hat und dessen Kundendienst-Team einfach reizend zu Frauen ist, die ihnen aus dem Nichts E-Mails schreiben und wissen wollen, ob man sich Lysol in die fanny (1834) schmieren kann. Und damit das klar ist, auch wenn das Lysol-Produkt von vor neunzig Jahren nicht das Produkt ist, das heute bei uns in den Regalen steht, wurde ich gebeten, dafür zu sorgen, dass jede Person, die das hier liest, auch wirklich allumfassend verstanden hat: »Das heutige Lysol-Produkt darf nur nach Packungsanweisung verwendet werden. Jedwede andere Form der Verwendung sollte vermieden werden.«

Weil Lysol nicht offen als Verhütungsmittel beworben werden konnte, musste ganz subtil auf dessen spermientötende Eigenschaften hingewiesen werden. Viele der Anzeigen erwähnen, wie effektiv Lysol »organisches Material« zerstöre, womit schlicht und ergreifend Sperma gemeint ist.

Aber Spülungen mit Toilettendesinfektionsmittel sind nicht nur keine verlässliche Verhütungsmethode, sie sind auch extrem gefährlich. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Trinken von Lysol eine verbreitete Art, sich das Leben zu nehmen, die Zeitungen von damals sind voll von solch tragischen Fällen.

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links: Anzeige für »Lysol-Spülung«. »Noch immer das Mädchen, das er geheiratet hat«, weil sie ihre Genitalien mit Fußbodenreiniger schrubbt.

Rechts: Eine Werbeanzeige für »Zonite Spülflüssigkeit« in McCall’s Magazine zeigt eine zerknirschte Frau, die bereut, ihre Vulva nicht früher desinfiziert zu haben.

Trotz wiederholter Behauptungen, Lysol sei mild und würde kein empfindliches Gewebe zerstören, verzeichneten Ärzte bis 1911 ganze 193 Todesfälle von Frauen, die sich mit Lysol-Spülungen vergiftet hatten, und fünf, bei denen eine »Gebärmutterspülung« die Todesursache war.[17] Obwohl Lysol eine Schuld hieran nie eingestanden hat, reduzierte die Firma im Jahr 1952 ihre Lysol-Formel auf rund ein Viertel der enthaltenen toxischen Substanzen.

Irgendwann wurden Vaginalduschen als Verhütungsmittel durch die Pille und Latexkondome ersetzt (beides Methoden, die tatsächlich funktionieren). Allerdings hatte das zur Folge, dass die Vermarktung nun noch stärker darauf abzielte, Frauen davon zu überzeugen, dass sie schlecht rochen und einzig und allein das beworbene Produkt hier Abhilfe schaffen konnte.

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Werbeanzeige von 1950 für »Dr. Pierre’s Boro-Pheno-Form-Hygiene-Artikel für die Frau«.

In den Siebzigerjahren waren ganzseitige Werbeanzeigen für aromatisierte Vaginalduschen an der Tagesordnung. Im Essence Magazine erschien 1971 ein Artikel mit der Überschrift »Schönheitswunder: Kein Geruch so lieblich«, der die Frage an Frauen richtete: »Wenn Sie in einer Menschenmenge mehr Aufmerksamkeit bekommen als gewöhnlich oder sich Ihr Mann sofort abwendet, wenn Sie in seine Nähe kommen, dann ist es Zeit, dass Sie sich fragen, warum. Es könnte sein, dass Ihre Hygiene ein wenig zu wünschen übrig lässt … und das ist unverzeihlich, meine Liebe.«[18] Dann werden eine ganze Reihe Tücher, Seifen und Deos empfohlen, die sicherstellen sollen, dass eine Frau die Straße entlanggehen kann, ohne dass rechts und links die Leute scharenweise in Ohnmacht fallen.

Die schonungslose und beleidigende Art dieser alten Anzeigen mag schockieren, aber das Geschäft mit Vaginaldeos boomt noch heute. Die Marketingstrategie ist mittlerweile vielleicht ein wenig zurückhaltender und liegt nicht mehr darin, die jungen Frauen davor zu warnen, dass ihre Männer sie verlassen, wenn sie sich nicht untenrum wundgeschrubbt und einen Lufterfrischer installiert haben, aber mit diesen Produkten wird nach wie vor Geld verdient, indem man den Kundinnen einredet, ihre Vulven benötigten irgendeine Art Spezialreinigung, die nur dieses Produkt bereitstellen könnte – und das stinkt doch zum Himmel.

Ein Wort, das immer und immer wieder auftaucht in diesen Anzeigen, ist dainty (zierlich, verspielt, anmutig). Frauen brauchen Spülungen, um ihre »anmutige weibliche Anziehungskraft« zu behalten, »anmutig zu bleiben« und »Anmut zu bewahren«. Der Gedanke, dass eine Frau all ihren vaginalen Duft loswerden soll, um »weiblich« und »anmutig« zu sein, ist entlarvend. Nichts ist sexy an »anmutig«. Vulven sind nicht anmutig. Sie können einen ganzen Penis verschlucken und ein Baby ausspucken. Sie sind blutig, verschwitzt, klebrig, behaart, sie sind Sitz unglaublicher Freuden, und ihr natürlicher Geruch steht in direktem Zusammenhang mit Sex. Ich vermute mal, das ist es, was wir so lange schon wegzuwaschen versuchen. Eine »anmutige« Frau ist keine sexuelle Frau. Ihre Muschi wird nicht nach Sex riechen, sondern nach Möbelpolitur und Petits Fours. Der verzweifelte Wunsch nach keimfreien, geruchlosen Genitalien kommt von der Angst davor, ein sexuelles Wesen zu sein oder als solches wahrgenommen zu werden. Eine Vulva braucht keinen Abflussreiniger, um sauber zu sein. Sie muss auch nicht unter den Wasserwerfer, bevor man mit ihr sicher das Haus verlassen kann. Schließt Frieden mit euren Gerüchen, denn sie wissen, was sie tun.***

*** Im Ernst, lernt euren Geruch kennen, denn eine plötzliche Geruchsveränderung kann auf eine vaginale Infektion wie bakterielle Vaginose hindeuten. Da braucht es dann keine Spülung, sondern vielleicht einen Termin bei Gynäkologe oder Gynäkologin.