So also stellte sich das neue Berufsleben des Abgeordneten Schmidt auf persönlicher Ebene dar. Auch seine Frau dokumentiert ihr knappes Auskommen in Hamburg konkret am Beispiel ihres Haushaltsbudgets: »Jedenfalls war es so knapp, dass ich mir überlegt habe, ob ich mir überhaupt noch ein paar Strümpfe kaufen konnte. Darum habe ich damals Buch geführt, Haushaltsbuch, in einer alten Schulkladde. Zufälligerweise ist ein Heft erhalten geblieben. Deshalb kann ich sagen: 1953 kostete ein Ei 30 Pfennig. Wenn Sie sich jetzt einmal überlegen – 250 DM bekam ich im Monat, ein Ei 30 Pfennig, 1 Pfund Kaffee 10 DM, und wir waren Kaffeetrinker, Susanne kriegte einmal im Monat eine ganze Tafel Schokolade, sie war ja ein kleines Kind, 1,10 Mark die billigste. […] Als wir [1952] nach Barmbek zogen […] bin ich sonntagmorgens zum Fischmarkt gefahren, um billiges Gemüse und billige Wurst einzukaufen. Und das als Frau eines Abgeordneten, die einen eigenen Beruf hatte.«[160]
Das von Loki Schmidt penibel geführte Haushaltsheft
Dass sich die wirtschaftliche Situation der Familie eines deutschen Bundestagsabgeordneten finanziell so gestalten und ihr Lehrerinnengehalt vollständig beanspruchen würde, hatten beide nicht eingeplant und Loki Schmidt sich offenkundig auch nicht so vorgestellt.
Lokis Leben mit Tochter Susanne in der Barmbeker Wohnung am Schwalbenplatz unterscheidet sich völlig von dem des MdBs Helmut Schmidt in Bonn, aber es ist ebenso eng getaktet wie das Berufsleben ihres Mannes. Beruf, Haushalt und die Fürsorge für Susanne fordern ihr Zeit und Kraft ab, faktisch ist sie nun alleinerziehend und allein verantwortlich. Mutter und Tochter gelingt es aber, sich gut aufeinander einzustellen. Susanne ist mittlerweile am Othmarscher Kirchenweg, Lokis Arbeitsplatz, eingeschult und an den Nachmittagen nimmt sie die Angebote zu eigenen Aktivitäten gerne an: Handarbeiten, Lesen, Zeichnen und auf dem Spielplatz auf dem Schwalbenplatz gegenüber ihrer Wohnung zusammen mit anderen Kindern spielen. Auch musisch ist sie interessiert. Sie beginnt mit dem Instrument Blockflöte, später kommt das Klavier dazu – doch auf Dauer kann sich Susanne für dieses Instrument nicht begeistern. Unter der Woche schläft Susanne bei ihrer Mutter im Ehebett. Wenn der Vater am Wochenende bei der Familie ist, muss sie ins eigene Zimmer »ausziehen«, nicht gerade zu ihrer Begeisterung.