»Das Tier ist weltarm.«[327] Unterschieden vom Stein, der weltlos, und vom Menschen, der weltbildend ist, steht das Tier zwischen Welt und Weltlosigkeit. Immerhin, könnte ich sagen. Dennoch bildet die Weltarmut des Tieres einen Abgrund zur Welt des Menschen; letztlich ist es das Ausgeschlossensein des Tieres von der Sprache, die diesen Abgrund klaffen lässt.

Doch einmal schreibt Heidegger: »Mein Hund – der ›Spitz‹ – hat noch mehr ›Bauerntum‹ in der Schnauze und in den Knochen als diese aufgeblähten, bodenlosen und lehrstuhlsüchtigen Falschmünzer.«[328] Das Haustier verfügt offenbar über mehr bäuerlichen Geist als Philosophieprofessoren. Gibt es einen Unterschied zwischen Tier und Haustier?

Hermann Heidegger berichtete mir einmal, dass die Familie in Todtnauberg Ende der zwanziger Jahre von einem Bauern einen Hund namens Mohrle erstand. Eine merkwürdige Koinzidenz, hatte doch der Vater selber früher Briefe an Elfride mit: »Ganz Dein Möhrchen«[329] unterschrieben. Mohrle und Möhrchen sind dasselbe, nämlich eine Verkleinerungsform von Mohr (auch Marx wurde von Vertrauten »Mohr« genannt). Hatte sich Heidegger »in der Schnauze und in den Knochen« seines Hundes wiedererkannt?

Gewiss eine seltsame Interpretation, nachgerade haltlos. – Doch die Nähe des Haustiers bildet einen Unterschied zur Ferne der anderen Tiere. Das Haustier hat seinen Ort im Haus, es lebt, wohnt mit. Damit hat es ohne Zweifel anders an der Welt teil als das weltarme Reh, der weltarme Dachs. Zudem ist ein Hund im Haus noch etwas anderes als eine Katze. Von dieser ließe sich nicht behaup