In einem weniger bekannten Text fragt Heidegger, wer ein Bildhauer sei: »Antwort: ein Künstler, der Raum auf seine Weise auseinandersetzt.«[373] Der Vortrag beschäftigt sich mit dem Werk des Bildhauers Bernhard Heiliger.
Raum auseinanderzusetzen heiße wohl, Raum erfahrbar zu machen, das Offene des Raums, seine Grenzen. Denn in der Kunst geht es nicht um den unendlich-homogenen, den wissenschaftlichen Raum.
Heidegger erklärt weiter: »Er vollzieht eine Auseinandersetzung mit Raum.«[374] Die Kunst des Bildhauers ist demnach der Vollzug, die Handlung, weniger sein Werk.
Darüber hinaus könne der »Bildhauer als Bildhauer, d.h. durch eine Plastik, nicht sagen, was der Raum« sei und »was Auseinandersetzung mit dem Raum« heiße. Das sei »jedoch keine Schwäche, sondern die Stärke des Künstlers«.[375]
All das ließe sich auch über Heidegger selbst sagen. Was er als Philosoph ist, ist der Vollzug, die Performanz der Philosophie. Es geht um das Werk vor dem Hintergrund dieser Performanz.
Zudem ist »Denken« als Bezeichnung dessen, was Heidegger nach seinem Abschied von der Philosophie – tat, eben lediglich die Beschreibung einer Tätigkeit, keine Bestimmung eines Allgemeinbegriffs wie »Kunst« oder »Wissenschaft«. Kann Heidegger mehr sagen als der Maler, der seine Tätigkeit als »Malen« charakterisiert?
Was wäre, wenn mit dem Abschied von der Philosophie Heidegger die Souveränität aufgegeben hätte, zu wissen, was er tut? Zwar bleibt das »Denken« in seiner Performativität reflexiv. Es kann über sich selbst nachdenken. Doch das ist eben schon nichts anderes als – Denken.
Denken als Performanz: Liebe, Leben, Götter, Gedichte, Vernichtungslager, die Mutter, die Revolution, der Traum – alles geht in sie ein. Denken wird gelebt. Heidegger ist ein Künstler der Philosophie. Er macht ernst mit ihrer poetisch-mythischen Herkunft; Philosophie als »Wissenschaft« ist ein Missverständnis.