That’s Why!

So besonders habe ich mich nie für das Alter interessiert.

Aber eines Tages tauchte die Frage auf, die jetzt zum Titel dieses Buchs geworden ist: Irgendwie war ich plötzlich langsamer und schwächer als sonst. Nach einer Sportverletzung brauchte ich gefühlt Ewigkeiten, um mich wieder zu regenerieren. War es das jetzt? War das Alter gekommen, um das ich mich nie kümmern wollte? Wird es den Rest meines Lebens beherrschen? Ich bin ja immerhin siebzig. Früher war man damit ein Greis.

Das Thema war also bei mir angekommen. Ich entdeckte, dass »weniger werden« mit zunehmendem Alter zwar »passiert«, aber dass ich was dagegen tun kann. Erstaunt hat mich der irreführende Unsinn des Wortes »Ruhestand«: Wenn Lebensqualität im Alter erhalten bleiben oder mehr werden – ja, schon! – soll, dann geht das nur über Bewegung und Aktivität – mehr Bewegung, mehr Aktivität! Erfreulicherweise gilt das auch für das respektabelste Organ von allen, mein Gehirn und damit auch für meine geistigen Fähigkeiten.

Ein 70-Jähriger fragte neulich: »Habe ich noch Zukunft?« Ich bin überzeugt: Solange wir lernen wollen, solange wir offen sind, uns mit Neuem zu konfrontieren, Lust haben, etwas ganz anderes zu probieren, haben wir Zukunft. Mit dem Geburtsdatum hat das nichts zu tun. Auch Junge sollten dieses Buch lesen. Sie würden merken, dass das Alter ein Alleinstellungsmerkmal hat: Wir müssen nach niemandes Pfeife mehr tanzen. Diese Freiheit – warum gönnen wir uns die eigentlich erst im Alter? Das Glück im Hier und Jetzt ist alterslos. Und schenkt uns einen unerwarteten Zugang zu dem Thema, das wir so erfolgreich vermeiden, Sie wissen schon …

Ich habe viel gelesen, vor allem die »Bibel« aller am Alter Interessierten, den Bericht über »Die Berliner Altersstudie«, in dem Spitzenwissenschaftler eine tolle Studie an einer Gruppe alter und sehr alter – dass das nicht dasselbe ist, habe ich gelernt – Berliner Menschen beschreiben1. Vorurteile, die wir über das Alter pflegen, sind zum großen Teil falsch, aber im hohen Alter gibt es Alterslasten, auch bei denen, die aktiv geblieben sind und das Beste aus sich gemacht haben.

Meine aufregendste Entdeckung ist die Individualität: Auch wenn wir alle Menschen sind, ist keiner wie der andere, sind Sie nicht wie ich, jeder ist einzigartig, jede kann ihren eigenen Weg gehen und überraschende Inseln und Erdteile entdecken. Was mich schon lange bewegt: Wie kann ich, wie können wir uns die Individualität, unsere Entfaltungsmöglichkeiten und Begrenzungen, wie können wir Einzelnen unseren einzigartigen Weg gerade im Alter bewahren?

Wie wird dieses Experiment »Leben« ausgehen? Jetzt, im Alter? Und wie werden andere diese Frage beantworten?

That’s why!