Touristen, Pendler und Nahverkehr
Weit über 20 Millionen Touristen kommen jährlich nach Venedig, hinter vorgehaltener Hand ist sogar schon von fast 30 Millionen die Rede. Ungefähr drei Viertel davon sind Tagesbesucher und Kreuzfahrttouristen. Manchmal kommen sie so zahlreich, dass sie die ganze Stadt lahm legen, wie etwa am 21. September 2013, als zwölf Kreuzfahrtschiffe insgesamt 20.000 Passagiere gleichzeitig nach Venedig brachten. Wenn die jüngsten Prognosen der internationalen Universität von Venedig (IUAV) zutreffen sollten, werden in den nicht allzu fernen 2020er-Jahren jährlich über 40 Millionen Besucher die Stadt überschwemmen, wobei der Anteil europäischer Touristen schrumpft und derjenige asiatischer Touristen deutlich wächst.
Probleme bereitet den venezianischen Verkehrsexperten vor allem die Lenkung des intensiven Besucher- und Pendlerstroms. „Heute können die 80.000 Tagestouristen und Pendler praktisch nur durch ein Nadelöhr in die Stadt kommen: über den Piazzale Roma. Das muss anders werden. Wir brauchen eine Untergrundbahn, die die Menschen ganz anders verteilen könnte“, hieß es schon vor Jahren aus dem Bürgermeisteramt, worauf 2003 ein Beschluss der Stadtregierung folgte. - Eine U-Bahn in Venedig, und weg mit den seit 1880 verkehrenden Vaporetti (Wasserbussen)? „Die spinnen, die Venezianer“, schrieb ein deutscher Kolumnist daraufhin und sagte sich gleichzeitig, warum nicht: „U 1 nach Murano, U 2 zur Giudecca, U 3 nach San Giorgio Maggiore. Die Lösung liegt auf der Hand: U-Boote in die Röhren, Vaporetti sottomarini!“ - Nur keine Panik, winken hingegen die Einheimischen ab, denn bisher hat sich jeder Schritt zur Modernisierung der Stadt als undurchführbar erwiesen. Außerdem fehlt das Geld für den Baubeginn der so genannten Sublagunare, die, wenn überhaupt, ,,nur“ vom Flughafen über die Insel Murano bis zum Arsenale führen und das Kerngebiet der Stadt gänzlich unberührt lassen würde.
Neu und zweckmäßig ist hingegen der People Mover, eine vollautomatische Hochbahn, die die Parkinsel Tronchetto mit dem Piazzale Roma verbindet. Etwa 3000 Personen kann die moderne Kabinenbahn in der Stunde befördern, doch das tägliche ,,Verteilungschaos’’ im historischen Stadtgebiet ist damit keineswegs gelöst.