Festa della Sensa
Diese so genannte Hochzeit mit dem Meer, die am Sonntag nach Christi Himmelfahrt gefeiert wird, erinnert an Venedigs untrennbare Liaison mit dem Meer. Der Ursprung dieses historischen Stadtfestes geht ungefähr auf das Jahr 1000 zurück, als sich die Seerepublik Venedig die Vorherrschaft in der Adria durch Eroberungen an der Küste gesichert hatte. Grund genug für eine feierliche Zeremonie, die bis zur Auflösung der Republik (1797) alljährlich begangen wurde. Am Festtag bestieg der amtierende Doge seine prunkvolle Staatsgaleere, den Bucintoro, und ließ sich in Begleitung unzähliger Boote vor den Lido hinausrudern, wo er die Verbindung mit dem Meer bekräftigte, indem er einen goldenen Ring ins Wasser warf und folgende Worte sprach: „Wir heiraten dich, oh Meer, als Zeichen echter und dauernder Herrschaft“. Und da das Meer den weiblichen Part bei der Trauung übernehmen musste, heißt es im venezianischen Dialekt la mar, im Italienischen hingegen il mare.
Längst ist die Herrschaft der Serenissima dahin, aber der Hochzeitstag hat überlebt. Heute vollzieht der Sindaco (Bürgermeister) in Begleitung von Kirchenvertretern und hohen Offizieren die Zeremonie wie einst der Doge. Von der Riva degli Schiavoni bewegt sich die historische Flotte hinüber zur Lido-Kirche San Nicolò, wo heute jedoch an Stelle des goldenen Rings ein Lorbeerkranz ins Wasser geworfen wird.