Friedliche Fischerinsel mit knallbunt gestrichenen Häusern und freundlichen Bewohnern. Schon früh erkennt man den farbenfrohen Häuserkranz von Burano, denn er sticht wie ein buntes Lichtsignal aus der monotonen Lagunenlandschaft hervor.
Aus der Nähe betrachtet fehlt wirklich kein Farbton. Himmelblau, Lindgrün, Blutrot, Kürbisgelb, jede Hausfassade leuchtet in einer anderen Farbe, sodass die ebenfalls bunt gestrichenen Fischerboote, die in den Kanälen von Burano dümpeln, kaum auffallen. Warum hier alles so schön bunt ist, das weiß keiner so richtig zu sagen (Orientierungshilfe im Nebel?), aber dafür bleibt die Wirkung nicht aus: Buranos verschwenderische Farbenpracht hebt die Stimmung und stimmt auch leicht gestresste Venedigurlauber heiter. Andererseits kann die Farbenfreude nicht verhindern, dass die Einwohnerzahl der Insel schneller schrumpft als diejenige Venedigs.
Burano: an einem Sonntagnachmittag auf der Piazza
Im 16. und 17. Jh. nahm Burano im edlen venezianischen Stoff- und Spitzengewerbe eine wichtige Rolle ein, denn hier wurden besonders wertvolle Merletti (Spitzen) gestickt, und zwar mit dem hier erfundenen Luftstich, dem Punto in aria. Die kostbaren Spitzen aus Burano gehörten seinerzeit zu den begehrtesten und teuersten Kunsthandwerksprodukten dieser Art. Es heißt, zehn Stickerinnen, alle auf unterschiedliche Stiche spezialisiert, brauchten an die drei Jahre, um eine einzige Tischdecke herzustellen! Kein Wunder, dass die Preise exorbitant hoch und die Löhne ausbeuterisch niedrig waren. Mit dem Niedergang der Republik Venedig endete auch die kommerzielle Spitzenproduktion Buranos. Abgesehen von einer kurzfristigen Wiederbelebung zu Beginn des 20. Jh., als sieben Manufakturen ca. 5000 Stickerinnen beschäftigten, ist es ausschließlich der 1872 gegründeten Spitzenschule Scuola del Merletto zu verdanken, dass die Kunst des Punto in aria nicht vollständig in Vergessenheit geraten ist.
In Anbetracht der Tatsache, dass heute nur noch wenige Spitzenstickerinnen die traditionelle Luftstichmethode beherrschen, erklärt es sich fast von alleine, dass die vielen Spitzenstickereien, die in Buranos Souvenirläden angeboten werden, keine heimischen Handarbeiten sein können. Was übrigens auch niemand behauptet, sogar das Fremdenverkehrsamt gesteht, dass es sich bei der heutigen Burano-Spitze zumeist um Industrieware bzw. Handarbeit aus China handelt. Wer also wegen des traditionellen Kunsthandwerks nach Burano kommt, der muss schon mit dem Museum der Scuola del Merletto (s. u.) vorliebnehmen.
Verbindungen: Vaporetto 12 ab Fondamenta Nuove.
Sehenswertes auf Burano und Mazzorbo
Wer sich nicht so für Spitzen begeistern kann, sollte einen ausgiebigen Inselspaziergang entlang der schmalen Kanäle und Uferwege unternehmen, wo auch die Kooperative der ortsansässigen Fischer ihr Domizil hat. Auf Anfrage nehmen die Fischer von Burano interessierte Urlauber mit auf ihre Fahrten (s. u.). Dass die Lagunenfischerei rückläufig ist, merkt man besonders am Campo Pescheria, wo die alten Steintische zwar noch im Freien stehen, seit einigen Jahren jedoch kein Fischmarkt mehr stattfindet. Einzig im benachbarten Fischgeschäft werden noch fangfrische Lagunenfische und Muscheln verkauft.
Fast zwangsläufig kommt man bei dem Inselspaziergang auch am bedrohlich schief stehenden Glockenturm der Chiesa San Martino vorbei, in der ein frühes Kreuzigungsgemälde des venezianischen Meisters Giovanni Battista Tiepolo hängt. Enden sollte ein Burano-Bummel auf dem lebhaften Hauptplatz, der Piazza Baldassare Galuppi (Galuppi war ein 1706 auf Burano geborener Komponist und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Opera buffa). Vor allem in den späten Nachmittagsstunden flanieren hier die Einheimischen und bieten einen selten gewordenen Anblick mediterraner Geselligkeit. Den einzigen architektonischen Blickfang inmitten der bunten Inselhäuser bildet der gotische Palazzo del Podestà, in dem die erwähnte Spitzenschule samt Museo del Merletto untergebracht ist. Dieses Museum der örtlichen Spitzenkunst hütet die feinsten Spitzenstickereien aus verschiedenen Jahrhunderten.
Übernachten
1
Venissa
2
Locanda Raspo de Ua
Essen & Trinken
3
Trattoria Da Primo
4
Trattoria Da Romano
5
Trattoria Coronato
Geöffnet: tägl. (außer Mo), April-Okt. 10-18 Uhr, Nov.-März 10-17 Uhr. Eintritt 5 €, erm. 3,50 € bzw. mit dem Museumspass oder der Venice Card.
Das bunteste Haus der Insel
Burano ist durch eine Fußgängerbrücke mit der benachbarten Isola di Mazzorbo verbunden, einer im Gegensatz zum heiter-bunten Burano eher bäuerlichen Insel: eine triste Häuserreihe am Kanalufer, ein paar verstreute Landgüter, Wein- und Gemüsegärten, der alte Friedhof von Burano und am hinteren Ende dann die verwitterte Chiesa Santa Caterina (14. Jh.) mit ihrem anmutigen gotischen Glockenturm von 1318, dessen Glocke zu den ältesten Kirchenglocken Europas zählt.
Geöffnet: Chiesa Santa Caterina, Mai-Sept. Fr-So 11-13 und 14-17 Uhr. Eintritt frei.
Für frischen Wind sorgt auf Mazzorbo einzig die neu eröffnete Inselherberge Venissa mit Feinschmeckerrestaurant (s. u.).
Übernachten/Essen und Trinken
Locanda Raspo de Ua2 Ordentliche kleine Pension auf Burano, in einem der typischen bunten Inselhäuser an der Hauptgasse, mit gleichnamigem Restaurant. Klimatisierte DZ 100 € inkl. Frühstück.Via Galuppi, Burano 560, 041/730095, 041/5272014, www.alraspodeua.it.
Venissa1 Neue, komfortable Inselherberge mit eigenen Wein- und Nutzgärten. Große, sehr geschmackvolle DZ im ländlich-modernen Stil. Ambitioniertes Feinschmeckerrestaurant. DZ 140-170 € inkl. Frühstück. Fondamenta Santa Caterina 3, Isola di Mazzorbo, 041/5272281, 041/5272323, info@venissa.it, www.venissa.it.
Trattoria Da Primo3 Alteingesessenes Fischrestaurant, schlichte, aber gemütliche Speiseräume. Die manchmal etwas aufdringliche Art der Wirtin, vor der Tür auf Kundenfang zu gehen, sollte niemanden abschrecken, hier gehen auch Einheimische gerne essen. Leckere Meeresantipasti, tägl. wechselnde Primi, alles frisch zubereitet. Menü 30-40 €. Nur mittags geöffnet, Mo Ruhetag. Piazza Galuppi 285, 041/735550.
Trattoria Da Romano4 Fischrestaurant mit 20er-Jahre-Charme, in vierter Generation von derselben Familie bewirtschaftet. Festlicher Speisesaal mit Marmorsäulen und Spiegelglas. Ehemaliges Künstlerlokal, mit Kunstwerken dekoriert, die noch aus den 20er-Jahren stammen, als sich auf Burano eine kleine internationale Künstlerkolonie niedergelassen hatte. Gute Fischküche, Menü 40-50 €. In den Sommermonaten auch abends geöffnet, Di Ruhetag, Do abends geschlossen. Reservierung ratsam. Piazza Galuppi 221, 041/730030.
Trattoria Coronato5 Kleine, rustikale Gaststätte mit Tischen im Freien. Verwandelt sich abends gegen 17.30 Uhr in eine Rosticceria und bietet frisch Frittiertes sowie kleine Pizzen zum Mitnehmen an. Di geschlossen. Piazza Galuppi 314.
Wer es in Venedig noch nicht getan hat, sollte spätestens hier die Buranelli probieren. Alle Inselbäckereien bieten diese Hartgebäck-Spezialität an, die so gelb ist, weil so viele Eidotter drin sind.
Aktivitäten
Wer sich für die Lagunenfischerei interessiert, kann die Burano-Fischer auf ihren Booten begleiten, denn im sogenannten Pescaturismo suchen sie eine zusätzliche Einnahmequelle. Cooperativa San Marco, Via Terranova 215, 041/735464, www.cooperativasanmarco.com.