Il Naviglio di Brenta - Die Villen am Brenta-Kanal
An der Riviera del Brenta: Villa Pisani, das „Versailles des Veneto“
Einer der beliebtesten Ausflüge aufs Festland führt von Venedig aus in die idyllische Uferlandschaft des Brenta-Kanals. An dieser lieblichen, von Wiesen und Pappelalleen gesäumten „Riviera del Brenta“ stehen noch rund 60 feudale Landsitze des venezianischen Adels aus verschiedenen Jahrhunderten. Einige dieser prächtigen Zeugnisse vergangener Lebensart befinden sich in einem guten Erhaltungszustand und können besichtigt werden.
Der Brenta-Kanal (Naviglio di Brenta) ist ein 33 km langer, leicht schiffbarer Wasserweg, der Venedig mit Padua verbindet. Früher gehörte die Brenta mit ihrem stark verzweigten Mündungsbereich zu denjenigen Alpenflüssen, die die Lagune von Venedig mit ihren stetigen Anschwemmungen gefährdeten. Um der drohenden Verlandung entgegenzuwirken, sahen sich die Venezianer bereits im 15. Jh. dazu gezwungen, die Brenta zu kanalisieren und einzudeichen. Ein gigantisches Projekt, das erst im 17. Jh. beendet werden konnte. Etwa zur gleichen Zeit entdeckte der venezianische Adel die natürlichen Vorzüge der reizvollen Landschaft auf dem nahe gelegenen Festland. Immer mehr Adelsfamilien zog es jetzt ins Grüne, wo man sich endlich den Wunsch nach großzügigen Villen mit weitläufigen Gärten und Parks erfüllen konnte. Ein wohltuender Tapetenwechsel angesichts der beengten Wohnverhältnisse in der Lagunenstadt.
Vom 16. bis zum 18. Jh. entwickelte sich der Naviglio di Brenta mit seinen feudalen Landsitzen zu einem regelrechten Canal Grande auf dem Festland, denn wer sich hier eine repräsentative Villa leisten konnte, der bewohnte in den meisten Fällen auch einen prunkvollen Palazzo am Hauptkanal von Venedig - so wie die Familien Foscari, Contarini, Mocenigo, Giustinian, Pisani und wie sie noch alle hießen.
Die Villen am Brenta-Kanal, alles stattliche Anwesen, entsprachen jeweils dem architektonischen Geschmack ihrer Entstehungszeit und wurden häufig von namhaften Künstlern mit Fresken und Bilderzyklen ausgeschmückt. Vor allem im 18. Jh. wetteiferte der neue „Landadel“ darum, wer die größte und prunkvollste Villa besaß. In dieser Zeit entstand auch die absolut größte, die schlossartige Villa Nazionale Pisani, die den Beinamen „Versailles des Veneto“ trägt. Als komfortable Landhäuser errichtet, dienten die Brenta-Villen in erster Linie dem sommerlichen Vergnügen. Man amüsierte sich mit Spielen und Jagden, veranstaltete Gartenfeste und ließ es sich einen ganzen Sommer lang gut gehen. Carlo Goldoni (1707-1793), der berühmte venezianische Komödienschreiber, hat sich in mehreren Werken mit feinster Ironie über die genussvoll-dekadente Sommerfrische an der sogenannten Riviera del Brentamokiert.
„Endlich ist der so herbeigesehnte Augenblick erreicht, in die Villen zu fahren. Große Aufregung mussten wir erleiden, aus Angst eventuell nicht hinfahren zu können“, heißt es bei Goldoni. Erwartungsvoll reisten die Nobili dann zusammen mit ihren Bediensteten ab, und zwar auf dem Burchiello, einer speziell für diesen Zweck ausgestatteten Barke, die von Pferden gezogen werden musste, weil die Strömung des kanalisierten Flusses zu stark war, um allein durch Rudern voranzukommen. Bei dem heutigen Burchiello, der die Reise in den Fahrrinnen der alten Adelsbarken wieder aufgenommen hat, handelt es sich um ein modernes Ausflugsboot, das die Touristen in geruhsamer Fahrt durch den Brenta-Kanal befördert (s. u.). Zwar kann man die venezianischen Landvillen auch mit dem Pkw und dem Linienbus (s. u.) erreichen, aber die Bootsfahrt ist mit Abstand die reizvollste (allerdings auch die teuerste) Variante, denn wie die Palazzi am Canal Grande, lassen sich die auf den Fluss ausgerichteten Brenta-Villen am besten vom Wasser aus betrachten.
Festtag am Brenta-Kanal
Zu einem besonderen Erlebnis wird der Brenta-Ausflug am zweiten Sonntag im September, wenn der Kanal Schauplatz der prächtigen Regatta Riviera Fiorita ist. Ein historischer Bootskorso mit kostümierten Ruderern bewegt sich dann langsam den dicht mit Zuschauern gesäumten Kanal entlang.
Obwohl die meisten Landsitze im 19. und frühen 20. Jh. stark vernachlässigt, z. T. sogar zerstört worden sind, bieten die rund 60 verbliebenen Villen, die das Brenta-Ufer zu beiden Seiten säumen, immer noch ein prächtiges Gesamtbild, das eine Landpartie lohnenswert macht. Gut ein Dutzend Museumsvillen können besichtigt werden, sechs davon werden im Folgenden kurz vorgestellt: