8.7Screencasts aufnehmen

Als »Screencast« bezeichnet man den Video-Mitschnitt des Bildschirminhalts. In der Regel kann auch ein Audio-Kanal mit aufgezeichnet werden. Screencasts eignen sich hervorragend, um Programmfunktionen zu dokumentieren. Unter Linux herrscht kein Mangel an Programmen zur Aufnahme von Screencasts, ganz im Gegenteil: Es gibt zu viele! Die folgende Seite zählt gleich zehn verschiedene Programme bzw. Scripts auf:

http://wiki.ubuntuusers.de/Screencasts

Aber wenn man sich die Programme näher ansieht, bemerkt man rasch, dass die große Auswahl nicht wirklich weiterhilft. Viele Programme sind uralt und werden nicht mehr gewartet; die Grafikeffekte der Gnome Shell oder von Unity können nicht aufgezeichnet werden, in der resultierenden Video-Datei sind Bild und Ton nicht synchron etc. Kurzum, das Testen ist eine frustrierende Angelegenheit.

Bei aktuellen Gnome-Versionen ist eine Screencast-Funktion direkt in die Gnome Shell eingebaut. (ª)+(Strg)+(Alt)+(R) startet die Aufnahme. Wenn Sie diese Tastenkombination ein zweites Mal drücken, endet die Aufzeichnung. Die resultierende Datei im WebM-Format wird im Verzeichnis Videos gespeichert.

Leider gibt es zu dieser Screencast-Funktion keinerlei Konfigurationsmöglichkeiten. Standardmäßig wird kein Audio-Signal mitaufgezeichnet. Das lässt sich nur durch eine direkte Veränderung der dconf-Einstellungen für org.gnome.shell.recorder beheben. Details können Sie hier nachlesen:

http://askubuntu.com/questions/112473

Das bekannteste Screencasting-Programm ist recordMyDesktop. Es kann auf den meisten Distributionen installiert werden und funktioniert im Wesentlichen zufriedenstellend. Der größte Mangel ist der Umstand, dass das Programm ausschließlich freie Formate unterstützt (Ogg-Container, Theora-Video-Codec, Vorbis-Audio-Codec). An sich ist das natürlich lobenswert, aber wenn die Aufnahme später in einem kommerziellen Umfeld weiterverarbeitet werden muss (sprich unter Windows oder OS X), macht man sich mit diesen Codecs wenig Freunde. Gegen recordMyDesktop spricht auch der Umstand, dass die aktuelle Version aus dem Jahr 2008 stammt. Das Programm wird zwar anscheinend noch gewartet, aber nicht mehr weiterentwickelt.

Aufnahmeeinstellungen in Kazam

Abbildung 8.11Aufnahmeeinstellungen in Kazam

Kazam (siehe Abbildung 8.11) ist im Gegensatz zu recordMyDesktop ein relativ neues Screencasting-Programm, das aktiv entwickelt wird. Kurz die wichtigsten Features:

Leider steht das Programm momentan nur unter Ubuntu standardmäßig als Paket zur Verfügung. Wer mit anderen Distributionen arbeitet, muss sich mit einer manuellen Installation plagen.