18.6Fließtext

Bisher habe ich angenommen, dass Sie mit dem Emacs Programmcode, Konfigurationsdateien etc. bearbeiten. Ein wenig anders sieht der Umgang mit dem Emacs aus, wenn Sie Fließtext bearbeiten möchten. Der Emacs führt normalerweise keinen automatischen Umbruch durch. Wenn Zeilen länger sind als die Bildschirm- oder Fensterbreite, dann wird am linken Ende ein \-Zeichen dargestellt und der Text in der nächsten Zeile fortgesetzt.

Wenn Sie eine einzelne längere Zeile umbrechen möchten, führen Sie das Kommando (Alt)+(Q) aus: Damit werden an geeigneten Stellen Leerzeichen durch Zeilenumbrüche ersetzt. Aus einer langen Zeile werden so mehrere kurze Zeilen.

Dabei betrachtet der Emacs alle Zeilen, die nicht explizit durch eine vollkommen leere Zeile von anderen Zeilen getrennt sind, als einen Absatz. Bei einem Programmlisting sind die Folgen dieses Kommandos natürlich fatal! Führen Sie mit (Strg)+(X), (U) ein Undo durch.

Zeilenumbruch in LaTeX-Dokumenten

Wenn Sie \TeX- oder LaTeX-Dateien bearbeiten, gilt für (Alt)+(Q) eine Besonderheit: Zeilen, die mit einem \-Zeichen beginnen, gelten als Absatzgrenze und werden nicht umbrochen. Um einen Umbruch dennoch durchzuführen, müssen Sie diese Zeile manuell mit der vorhergehenden Zeile verbinden und nochmals (Alt)+(Q) ausführen. Noch bequemer ist es, das AUC-TEX-Paket zu installieren und zu aktivieren: Dann versteht der Emacs LaTeX besser und führt den Zeilenumbruch intelligenter durch.

Bei der Eingabe eines neuen Textes ist es natürlich lästig, ständig (Alt)+(Q) zu drücken. Daher existiert ein eigener Fließtextmodus, der mit (Alt)+(X) auto-fill-mode (¢) aktiviert wird. Wenn sich der Emacs in diesem Modus befindet, werden alle Neueingaben automatisch umbrochen. Bereits vorhandener Text wird durch diesen Modus nicht verändert. Auch das Löschen von Text führt nicht zu einem automatischen Umbruch, weswegen nach Änderungen in einem bereits vorhandenen Fließtext häufig ein manueller Umbruch mit (Alt)+(Q) erzwungen werden muss. Der Umbruch erfolgt normalerweise spätestens nach 70 Zeichen. Sie können die Umbruchspalte mit dem folgenden Kommando verändern: (Alt)+(X) set-variable (¢) fill-column (¢) n (¢).

Tastenkürzel

Funktion

(Alt)+(Q)

führt einen manuellen Zeilenumbruch durch.

(Alt)+(X) auto-fill-mode (¢)

aktiviert den Fließtextmodus (automatischer Zeilenumbruch).

Tabelle 18.11Fließtext umbrechen

Wenn Sie mehrere Absätze eingerückten Textes eingeben möchten, können Sie die erste gültige Spalte voreinstellen. Dazu müssen Sie so viele Leer- oder Tabulatorzeichen in einer sonst leeren Zeile eingeben, wie Ihr Text eingerückt werden soll. Anschließend führen Sie (Strg)+(X), (.) aus, also (Strg)+(X), (Punkt). Das Programm rückt jetzt ab der zweiten Zeile eines Absatzes alle Zeilen bis zur Einrückspalte ein.

Zum Neuformatieren größerer Textmengen, die unterschiedlich stark eingerückt sind, eignet sich das Kommando (Alt)+(x) fill-individual-paragraphs (¢). Dieses Kommando formatiert den gesamten Bereich zwischen dem Markierungspunkt ((Strg)+ Leertaste) und der aktuellen Cursorposition. Dabei werden die aktuellen Einrückungen beibehalten.

Tastenkürzel

Funktion

(Strg)+(X), (.)

definiert die Einrückspalte durch die aktuelle Cursorposition. Der Cursor muss dazu in einer leeren (!) Zeile stehen.

(Alt)+(M)

bewegt den Cursor an den Beginn einer eingerückten Zeile (ähnlich wie (Strg)+(A)).

(Strg)+Leertaste

setzt den Markierungspunkt.

(Alt)+(x) fill-individ (¢)

formatiert den Bereich zwischen Markierungspunkt
und Cursorposition neu und behält die aktuellen Einrückungen bei.

Tabelle 18.12Fließtext einrücken

Wenn Sie sehr viel mit Einrückungen arbeiten, ist der Textmodus bequemer als die oben beschriebene Vorgehensweise. Diesen Modus aktivieren Sie mit (Alt)+(X) text-mode (¢). Um in diesem Modus Fließtext zu bearbeiten, aktivieren Sie außerdem den dafür vorgesehenen Nebenmodus mit (Alt)+(X) auto-fill-mode (¢). Nebenmodi definieren einige zusätzliche Kommandos, die parallel zu einem beliebigen Hauptmodus verwendet werden können (siehe auch Abschnitt 18.9, »Besondere Bearbeitungsmodi«).

Die einzige wesentliche Neuerung des Textmodus besteht darin, dass der Emacs beim Zeilenumbruch jede neue Zeile automatisch so weit einrückt wie die vorhergehende Zeile. Auch (Alt)+(Q) für den manuellen Umbruch orientiert sich jetzt automatisch an der Einrückung der ersten Zeile.

Tastenkürzel

Funktion

(Alt)+(X) text-mode

aktiviert den Textmodus.

(Alt)+(X) auto-fill-mode

aktiviert den Nebenmodus für Fließtext.

(Alt)+(Q)

führt einen manuellen Umbruch durch und orientiert sich dabei an der Einrückung der aktuellen Zeile.

(Alt)+(S)

zentriert die aktuelle Zeile.

(Alt)+(ª)+(S)

zentriert den aktuellen Absatz.

Tabelle 18.13Textmodus

Wenn Sie Zeilen oder Absätze zentrieren möchten, ohne deswegen in den Textmodus zu wechseln, können Sie die entsprechenden Kommandos in den anderen Modi mit (Alt)+(X) center-line (¢) bzw. mit (Alt)+(X) center-paragraph (¢) aufrufen.

Eine Besonderheit des Emacs besteht darin, dass Sie ohne Vorarbeit Abkürzungen verwenden können. Dazu geben Sie die ersten Buchstaben eines Wortes ein und drücken (Alt)+(/). Der Emacs sucht daraufhin zuerst im vorangehenden, dann im nachfolgenden Text und schließlich in allen geöffneten Dateien nach Wörtern, die mit diesen Zeichen beginnen. Wenn Sie an dieser Stelle im Text Um (Alt)+(/) eingeben, ersetzt der Emacs »Um« durch »Umgebung«. Wenn Sie (Alt)+(/) öfter drücken, bietet der Emacs weitere mögliche Ergänzungen an, etwa »Umgang« und »Umgehen«.

Dynamische Erweiterungen funktionieren nur, wenn sich ein Wort bereits im Text einer geladenen Datei befindet (es muss nicht die aktuelle Datei sein) und wenn die Anfangsbuchstaben übereinstimmen.