Kapitel 10

Markttechnik

Bei der Markttechnik geht es nicht nur darum, einen »Plain-Vanilla-Chart«, also einen Chart ohne irgendwelche Indikatoren oder Oszillatoren (= fancy stuff), nur mit der reinen Preisaktion, zu analysieren. Über die Markttechnik wird der bestmögliche Zeitpunkt für

image den Einstieg,

image den Ausstieg,

image den Stop-Loss,

image den Take-Profit

einer Position bestimmt. Diese Methode ist gültig für alle Märkte und für alle Zeithorizonte. Dabei kommen die beiden elementaren Konzepte der Technischen Analyse zur Anwendung: das Trendkonzept und das von Unterstützung und Widerstand.

Die Vorgehensweise ist einfach:

1.Über die Trenddefinition stellen Sie die Trendrichtung fest – aufwärts, abwärts oder seitwärts.

2.Bestimmen Sie Trendwendepunkte über die lokalen Hochs und Tiefs.

3.Nummerieren Sie die Trendwendepunkte mit 1–2–3.

Hört sich ganz unkompliziert an und ist es auch. Gehen Sie systematisch vor und üben Sie an Beispielcharts.

Als Basis verwenden Sie einen Candlestickchart, dabei ist es unerheblich, welches Underlying und welchen Zeithorizont Sie verwenden. Nehmen Sie einfach Ihre Lieblingsaktie oder Ihren Lieblingsindex. Suchen Sie sich am Anfang einen Zeitraum aus, in dem sich das Instrument entweder in einem Aufwärts- oder in einem Abwärtstrend befindet, nicht in einer Seitwärtsphase. Sie können den Chart entweder ausdrucken und mit Lineal und Bleistift arbeiten oder aber die Zeichenarbeit online erledigen. Wenn Sie die Zeichenarbeit erledigt haben, drucken Sie Ihr Werk aus und legen Sie einen Ordner mit Ihren gesammelten Werken an. Sie müssen sich die Chartsituationen immer wieder ansehen und einprägen. Übung macht den Meister!

Die Bewegung von Punkt 1 nach Punkt 2 ist Bestandteil des Trends und wird Impuls (oder Progression) genannt. Die Bewegung von Punkt 2 nach Punkt 3 läuft in die entgegengesetzte Richtung und wird Korrektur (oder Regression) genannt.

… in einem Aufwärtstrend

Bestimmen Sie als Erstes die Trendrichtung. In dem Chart in Abbildung 10.1 ist das unzweifelhaft ein Aufwärtstrend. Es werden höhere Hochs und höhere Tiefs ausgebildet. In diesem Chart stellen die Zahlen die Zählweise nach der Markttechnik dar und die Buchstaben sind die Referenz für den Text. Der Beginn der Aufwärtsbewegung wird mit einer 1 markiert. Solange der Aufwärtstrend intakt ist, wird keine weitere 1 in den Chart gezeichnet. Jedes höhere Hoch wird mit einer 2 markiert und jedes höhere Tief mit einer 3.

A: Das Tief vom 09.02.2018 ist der Beginn einer Aufwärtsbewegung. Die Kurse steigen, weil die Nachfrage das Angebot überwiegt. Das impliziert, dass bei A eine Aufwärtsbewegung startet, die mit einer 1 markiert werden kann. Bei den runden 1,22 werden Gewinne aus Short-Positionen mitgenommen und Long-Positionen geöffnet. Die Kerzen in dieser ersten Aufwärtsbewegung von A nach B sind – bis auf eine schwarze Kerze – alle weiß, allerdings nicht sonderlich hoch.

Bei B wird ein Doji ausgebildet. Bei einem Doji sind der Eröffnungs- und der Schlusskurs praktisch identisch. Dojis drücken Unsicherheit der Marktteilnehmer aus. In diesem konkreten Fall ist das auch nicht verwunderlich, denn über Nacht hat der Euro gegenüber dem US-Dollar fast 1 Prozent von 1,2205 US-Dollar auf 1,2297 US-Dollar zugelegt.

C: Das Hoch der langen schwarzen Kerze 3 Stunden später liegt bei 1,2296 US-Dollar, bezogen auf den Doji bei B, es ist also ein tieferes Hoch. Der Schlusskurs dieser langen schwarzen Kerze bei C liegt auch deutlich tiefer als die Schlusskurse der vorangegangenen fünf Kerzen.

Sie können die 2 erst dann eintragen, wenn der Trend gedreht hat – und er hat gedreht, denn es werden weitere tiefere Hochs und tiefere Tiefs ausgebildet. Kurzfristig orientierte Trader nehmen also schon die ersten Gewinne aus ihren Long-Positionen mit und es werden auch neue Short-Positionen geöffnet. Und die, die noch short sind, hoffen auf weiter fallende Kurse – die Hoffnung stirbt zuletzt, insbesondere an der Börse! Wie lange die Korrektur dauert, können Sie vorab nicht bestimmen! Es gibt zwar Methoden, um Kursziele zu prognostizieren, aber erst wenn wieder höhere Hochs und höhere Tiefs ausgebildet werden und der Punkt 2 überwunden wird, können Sie die 3 am Ende der Korrektur einzeichnen.

Die Bewegung von 1 nach 2 ist in Trendrichtung und damit ein aufwärtsgerichteter Impuls.

Ein Impuls zeichnet sich durch eine klare Struktur aus. In einem Impuls werden relativ lange Kerzen ausgebildet. Kerzen in Gegenrichtung gibt es eher selten.

Die Bewegung von 2 nach 3 verläuft entgegen der Trendrichtung und ist damit einer abwärts gerichteten Korrektur.

Eine Korrektur zeichnet sich durch eine unsaubere Bewegung aus. In der Regel werden kleine Kerzen ausgebildet, die zwar in der Summe fallen (bei einer abwärts gerichteten Korrektur), es werden aber immer wieder Kerzen in Gegenrichtung ausgebildet.

Abbildung 10.1: EUR/USD 1-Stunden-Chart 09.02.2018 bis 16.02.2018, Chart erstellt mit ProRealTime

D: Ab hier werden wieder höhere Hochs und höhere Tiefs ausgebildet – meistens jedenfalls.

E: Durch das Überschreiten des vorangegangenen Hochs (die erste 2 bei B) wird ein Kaufsignal generiert. Der aus Sicht der Markttechnik logische Stop für die Long-Position liegt knapp unter dem letzten Tief bei 3 (D).

Was passiert bei E, am Durchbruch von Hoch 2?

Sobald das Hoch 2 nach oben überwunden wird, ist klar, dass der Trend aufwärtsgerichtet ist. Nach der Dow-Theorie stellt ein höheres Hoch ein Kaufsignal dar. Da liegen also auf jeden Fall Kauforders von Tradern, die auf steigende Kurse setzen und eine Bestätigung durch ein höheres Hoch abgewartet haben. Es kommen Eindeckungskäufe von Shorties dazu, die ihre Short-Positionen schließen müssen – denn durch das höhere Hoch müssen sie von weiter steigenden Kursen ausgehen und damit von größeren Verlusten. Diese zusätzliche Nachfrage treibt den Kurs weiter nach oben.

Wichtig ist der Durchbruch auf Schlusskursbasis des Hochs 2. Das ist ein Long-Einstieg und der Stop wird knapp unter das dem Hoch vorangegangene Korrekturtief 3 gelegt.

F: Im Nachhinein betrachtet macht es keinen Sinn, das Hoch bei E mit einer 2 zu beschriften, da die Korrektur kein signifikant tieferes Tief ausbildet. Der Euro steigt weiter gegenüber dem US-Dollar und erst ab F werden signifikant tiefere Hochs und tiefere Tiefs ausgebildet, sodass im weiteren Verlauf bei F eine 2 eingezeichnet werden kann.

Die sehr kleine Korrektur bei E spielt sich ungefähr in der gleichen Preiszone wie das vorangegangene Hoch bei B und dem etwas tieferen Hoch bei C ab. Diese Preiszonen um die 1,23 US-Dollar fungiert ab E als Unterstützungszone. Solche Unterstützungszonen können für den weiteren Kursverlauf relevant sein und sollten markiert werden. In diesem Fall durch den hellgrauen Balken.

Widerstands- und Unterstützungszonen wechseln ihre Rollen, je nachdem, ob der Kurs darüber oder darunter notiert. Vertauschen Unterstützung und Widerstand ihre Rolle, so spricht man in der technischen Analyse von einem Paritätswechsel.

G: Und tatsächlich: die lange schwarze Kerze durchschlägt bei G diese Unterstützungszone. Zwar mit der Lunte, der Schlusskurs liegt jedoch genau in diesem Preisbereich. Die folgende weiße Kerze, ein Inside Day, wird auch über dieser Unterstützungszone ausgebildet. Was dann folgt ist ein sogenannter Short Squeeze. Um Short-Positionen glattzustellen, muss in diesem Fall Euro gekauft werden – es kommen zusätzliche Käufer in den Markt, die für zusätzliches Momentum sorgen, und die Aufwärtsbewegung beschleunigt sich. An der langen, weißen Kerze sehen Sie, dass auch Stops von Shorties ausgelöst wurden.

H: Hier wird das Hoch der langen schwarzen Kerze von G durchschlagen. Der Schlusskurs dieser langen weißen Kerze bildet sogar ein höheres Hoch als F aus. Damit kann bei G eine 3 für ein höheres Tief eingezeichnet werden.

I: Auch das Hoch bei F hat eine kleine Unterstützungszone ausgebildet: die beiden Kerzenkörper, die nach der langen weißen Kerze ausgebildet werden, setzen ziemlich genau an dieser Kursmarke auf.

Es werden weiter höhere Hochs und höhere Tiefs ausgebildet, inklusive einer zähen Seitwärtsbewegung, deren Oberkante wieder eine Widerstandszone ausbildet.

Bei J wird diese mit einem grauen Balken markierte Widerstandszone mit einer langen weißen Kerze überwunden. Es kommt zu keiner Korrektur, denn in den folgenden Stunden wird nur der Preisbereich der langen weißen Kerze von J ausgetestet. Es wird kein Schlusskurs unter der J Kerze ausgebildet.

K: erst ab K wird wieder eine Serie tiefere Hochs und tiefere Tiefs ausgebildet, sodass das Hoch bei K mit einer 2 markiert werden kann.

L: mit einer langen schwarzen Kerze wird bei L die durch das Hoch bei J ausgebildete Widerstandszone nach unten durchschlagen.

M: Nur wenig später wird bei M die nach J ausgebildete Unterstützungszone nach unten gebrochen. Der Aufwärtstrend hat sich erledigt.

… Gewinne laufen lassen

Wie wenden Sie jetzt dieses Wissen an, um Geld zu verdienen?

Erkennen Sie einen Aufwärtstrend als solchen und eröffnen eine Long-Position, dann heißt es »nur« noch: Die Gewinne laufen lassen und den Stop nachziehen.

Über die Markttechnik haben Sie den Zeitpunkt für den Long-Einstieg bestimmt: Geht es per Schlusskurs über Punkt 2, gehen Sie long. Der Stop für diese Position wird knapp unter die 3 gelegt. Läuft der Markt weiter in Ihre Richtung, ziehen Sie den Stop immer unter die letzte 3 nach.

Wenn Sie an der ersten 2 nur mit einer halbe Positionsgröße long gegangen sind, kommt der Stop auch unter die vorangegangene 3. Bei der nächsten 2 stocken Sie dann Ihre Position auf und legen den Stop für die gesamte Position unter die letzte 3.

Dann heißt es: Gewinne laufen lassen, solange der Aufwärtstrend intakt ist.

Bei dem EUR/USD Chart von Abbildung 10.1 werden allerdings auch die Grenzen der Markttechnik aufgezeigt. Wird die 3 stur nach Vorgabe »tieferes Tief und Schlusskurs darunter« eingezeichnet und der Stop der Long-Position knapp darunter platziert, dann wird das nichts mit »Gewinne laufen lassen«. Bei L, spätestens bei M zeichnet sich ab, dass der Aufwärtstrend beendet ist – und die letzte 3 und damit der Stop liegt meilenweit davon weg, nämlich knapp unter G.

In diesem vorliegenden Beispiel wird der Stop sinnvollerweise knapp unter die vom Tief der J-Kerze ausgebildete Widerstands- / Unterstützungszone (dem oberen, grauen Balken) gelegt. Bei solchen markenten Zonen platzieren viele Trader ihre Orders.

Viele Trader – und nicht nur die Newbies – beschneiden ihre Gewinne, indem sie bei der kleinsten Gegenbewegung die Position schließen, aus Angst, einen Teil des Gewinns wieder abzugeben. Das Dilemma ist altbekannt: Warte ich so lange ab, bis meine sich im Gewinn befindliche Position in den Stop läuft oder mache ich einfach vorher zu, um die Gewinne zu sichern? Getreu dem Motto »Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach«.

Dafür gibt es kein Patentrezept! Erst im Nachhinein wissen Sie, was besser gewesen wäre: Position laufen lassen oder zumachen. Aber Sie können für Ihre Entscheidung zusätzliche Tools aus dem Werkzeugkasten der Technischen Analyse verwenden. Sie können zum Beispiel

image einen gleitenden Durchschnitt verwenden und die Long-Position dann schließen, wenn der Kurs darunter geschlossen hat (das stelle ich Ihnen im nächsten Kapitel vor),

image oder Sie schließen die Position, sobald es zum Trendbruch gekommen ist.

Wichtig ist aber, dass Sie Ihre Vorgehensweise im Tradingplan dokumentieren – und sich auch an den Plan halten.

Plan your trade and trade your plan!

… in einem Abwärtstrend

Das gleiche Prozedere wie beim Aufwärtstrend gilt natürlich auch für einen Abwärtstrend.

1.Tragen Sie die 1 am Start der Abwärtsbewegung ein, das ist das Ende der vorangegangenen Aufwärtsbewegung.

2.Die abwärtsgerichtete Trendbewegung – der Impuls – endet an der 2.

3.Die aufwärtsgerichtete Korrektur läuft dann immer von 2 nach 3.

In einem Aufwärtstrend ist der Impuls aufwärtsgerichtet, die Korrektur abwärts.

In einem Abwärtstrend ist der Impuls abwärtsgerichtet, die Korrektur aufwärts.

In Abbildung 10.2 ist das am Beispiel des EUR/USD im 1-Stunden-Chart vom 22.09.2017 bis zum 28.09.2017 dargestellt.

Das Hoch vom 22.09.2017 ist der Beginn der Abwärtsbewegung und wird mit der 1 markiert.

Bei A wird eine kleine Unterstützungszone gebrochen. Unter dieser kleinen Unterstützungszone – sie hat immerhin 6 Stunden unterstützt – waren Verkaufsorders platziert. Zum einen, um Long-Positionen zu schließen, und zum anderen, um neue Shortpositionen zu eröffnen. Nach dem Bruch der Unterstützungszone bei A verläuft das Währungspaar noch ein paar Stunden seitwärts, bevor es ins Wochenende geht. Am Sonntagabend, den 24.09.2017, eröffnet das Währungspaar mit einem Down Gap. Über Nacht kommt es zum Gap Close. Das Sonntags-Tief kann mit der 2 markiert werden. Die aufwärtsgerichtete Korrektur läuft bis zur 3, wobei dieser Punkt erst dann markiert werden kann, wenn die erste 2 unterschritten wird.

Abbildung 10.2: EUR/USD 1-Stunden-Chart 22.09.2017 bis 28.09.2017, Chart erstellt mit ProRealTime

Im weiteren Chartverlauf können wir erkennen, dass die 2er Tiefs jedes Mal mit relativ langen schwarzen Momentum-Kerzen bei B, C, und D herausgenommen wurden. Unter diesen Marken wurden also jedes Mal Verkäufe platziert.

Bei E kommt es dann zum entscheidenden Warnsignal, dass der Abwärtstrend sein Ende gefunden haben könnte: Es wird kein tieferes Tief ausgebildet! Die Unterstützung, die vom letzten Tief 2 ausgebildet wurde, hat gehalten. Die relativ langen weißen Kerzen, die nach E ausgebildet werden, sind ein Zeichen dafür, dass Shortpositionen geschlossen und Anschlusskäufe getätigt wurden.

Bei F kommt es dann zum Durchbruch durch eine wichtige Widerstandszone (der graue Balken). Als dann noch das letzte Hoch 3 herausgenommen wird, ist der Abwärtstrend beendet.

Spätestens beim Durchbruch durch das Tief der ersten 2 wird der impulsive Charakter der Abwärtsbewegung klar. Wenn Sie bedenken, dass die erste Abwärtsbewegung an einem Freitagnachmittag / Freitagabend ausgebildet wurde, kann dieses Muster darauf zurückgeführt werden, dass die Trader ihre Long-Positionen nicht mit ins Wochenende nehmen wollten.

… Geld in fallenden Märkten verdienen

Viele Anleger sträuben sich innerlich, Geld in fallenden Märkten zu verdienen. Die Gründe sind vielfältig. Viele Banken haben uns Privatanlegern lange eingeredet, es sei uns verboten, short zu gehen. Um es mal drastisch zu sagen: Das ist totaler Quatsch! Gesetzlich ist es erlaubt! Banken wollten ihre Geld-verdien-Spielwiese nicht mit uns teilen! Aus diesem Grund haben viele Banken – und auch Broker – es dem Privatanleger nicht erlaubt, Leerverkäufe zu tätigen. Wieder andere Investoren sehen short gehen als unmoralisch an. So nach dem Motto: Wenn ich die Aktien des Unternehmens verkaufe, dann treibe ich es in den Ruin. Aber seien Sie versichert: Eine gesunde und gut aufgestellte Aktiengesellschaft kann von Shorties nicht in den Ruin getrieben werden. Da muss dann auf jeden Fall was faul sein – wo Rauch ist, ist auch Feuer!

Oder wie sonst hätte VW die Short-Attacke 2008 überstanden?

Wie verwenden Sie nun die Markttechnik, um in einer Abwärtsbewegung Geld zu verdienen? Nun – grundsätzlich so, wie Sie es in einem Aufwärtstrend machen, nur eben mit umgedrehten Vorzeichen.

1.Identifizieren Sie zunächst den Abwärtstrend.

2.Eröffnen Sie eine Short-Position, sobald auf Schlusskursbasis das erste Tief bei 2 unterschritten wird.

3.Legen Sie den Stop knapp über Punkt 3.

4.Immer dann, wenn ein Schlusskurs unter der letzten 2 ausgebildet wird, zeichnen Sie die nächste 3 ein und ziehen den Stop knapp darüber nach.

Abbildung 10.3: Volkswagen-Stämme August 2008 bis Januar 2009, Chart erstellt mit ProRealTime

Wenn Sie sich nicht so ganz sicher ob der Abwärtsbewegung sind, können Sie natürlich zuerst nur mit einer halben Positionsgröße short gehen. Sobald sich der Trend bestätigt hat, können Sie dann unterhalb der nächsten 2 die Position aufstocken und den Stopp für beide Positionen über die letzte 3 legen. Und dann müssen Sie nur noch die Gewinne so lange laufen lassen, solange der Abwärtstrend intakt ist.

Auch bei einer Abwärtsbewegung können Sie zusätzliche Filter für das Schließen Ihrer Short-Position verwenden. Sobald der Preis über dem gleitenden Durchschnitt schließt, machen Sie die Position zu, oder sobald es zu einem Trendbruch kommt.

Dokumentieren Sie die Vorgehensweise in Ihrem Tradingplan und halten Sie sich dann an den Plan.

Zeiteinheiten

In Ihrem Charttool können Sie die unterschiedlichsten Zeiteinheiten auswählen und so festlegen, welche Zeitspanne eine Kerze darstellt. Von ganz kurzfristig – 1 Minute – über 5 Minuten, 15 Minuten, 30 Minuten, 1 Stunde, 4 Stunden, Täglich hin zu langfristig wie Wöchentlich und Monatlich bis Benutzerdefiniert.

Für »Zeiteinheiten« gibt es jede Menge andere Wörter: Zeitskala, Zeithorizont oder Periode. Gemeint ist damit immer, welche Zeiteinheit eine Kerze repräsentiert. Für Sie als Trader oder Investor ist wichtig, welche Periode Sie in Ihrem Chart wählen. Handeln Sie intraday, ist ein Stundenchart eine halbe Ewigkeit. Da ist ein 5-Minuten-Chart oder sogar weniger eine gute Wahl. Intraday werden nur die ganz kurzfristigen Trends gehandelt. Als Investor, der Aktien über Monate oder sogar länger halten möchte, genügt ein Tageschart oder sogar ein Wochenchart. Investoren sind an langfristigen Trends interessiert.

Abbildung 10.4: Schematische Darstellung unterschiedlicher Zeithorizonte mit unterschiedlichen Trendrichtungen

Die Bestimmung eines Trends erfolgt in jedem Zeithorizont nach den gleichen Regeln. Ein Aufwärtstrend wird durch höhere Hochs und höhere Tiefs gekennzeichnet, ein Abwärtstrend durch tiefere Hochs und tiefere Tiefs. Innerhalb dieser Trends bilden sich Korrekturen aus. Unter- oder überschreitet die Korrektur nicht die Trendlinie, ist der Trend intakt.

Angenommen, Sie analysieren eine Aktie im Tageschart und stellen fest, sie ist in einem Aufwärtstrend. Sie entscheiden sich, die Aktie zu kaufen, weil Sie der vollen Überzeugung sind, dass sie in den nächsten Wochen steigen wird und Sie Geld verdienen werden. Irgendjemand verkauft Ihnen die Aktie. Und Ihr Kontrahent, der Ihnen die Aktie verkauft ist hingegen der festen Meinung, dass der Aufwärtstrend beendet ist und die Aktie nun fallen wird. Möglicherweise hat Ihr Kontrahent den Stundenchart analysiert und in diesem Zeithorizont befindet sich die Aktie im Abwärtstrend.

Wenn Sie sich also mit jemand über die Analyse einer Aktie oder eines anderen Underlyings austauschen, müssen Sie immer den Zeithorizont angeben, in dem Sie zu Ihrer Meinung gekommen sind. In Abbildung 10.4 habe ich versucht, Ihnen das in einer Grafik darzustellen. Je nachdem, in welchem Zeithorizont Sie das Underlying analysieren, befindet sich dieses in einem anderen Trend.