Antiparasitische Arzneimittel waren in vergangenen Zeiten sehr wichtig. Wegen ihrer Überlegenheit in Bezug auf Toxizität und Wirksamkeit und damit der Sicherheit finden heute eher moderne schulmedizinische Arzneien Verwendung. Der Vollständigkeit halber führen wir diese Gruppe hier auf.
Kräuter, die hier angewendet werden können, dienen in erster Linie dazu, die Endoparasiten abzutöten, zu eliminieren, daher sind sie in der Regel relativ toxisch. Unterstützend sind hier oft Abführmittel zu verordnen (z. B. Frangula). An zweiter Stelle zielen sie darauf ab, das Milieu für die Parasiten unattraktiv zu machen (Sanierung des Terrains, der Darmflora), was praktisch einer Behandlung von Milz, Magen und Dickdarm entspricht.
Früher wie heute sind als Parasiten hauptsächlich Wurmarten und andere makroskopisch sichtbare Lebewesen zu verstehen. Es handelt sich hier um einen klar definierbaren Tatbestand im somatischen Bereich, meist im Verdauungstrakt. Als einfaches Diagnostikum stehen uns Stuhlproben und Laboruntersuchungen zur Verfügung, um über die Parasiten oder deren Eier Auskunft zu erhalten.
In früheren Zeiten hielt man sich eher an allgemeine Symptome wie Schmerzen um die Nabelgegend, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme trotz enormer Nahrungsmengen, blasse oder zyanotische Erscheinung, aufgetriebener Bauch, starke oder schwache Pulse im Wechsel, abgeschälte, wie rohe Zunge und/oder dicker Zungenbelag.
Madenwürmer (Oxyuren) verursachen besonders nächtliches Afterjucken. Symptome wie Appetit auf ungewöhnliche Nahrung, Schwellungen und Schwäche können Hinweise auf Hakenwürmer sein. Das Gesicht erscheint dann bleich und fahl. Bandwürmer bzw. Teile davon sind meist einfach im Stuhl zu sehen. Zuweilen zeigen sich Punkte auf der Mundschleimhaut. Askariden neigen dazu, den Körper zu penetrieren und können später über die Lunge ausgeschieden werden.
Als Ursachen kommen mangelnde Hygiene, verseuchte Nahrungsmittel und kontaminierte Umwelt in Betracht. Milz und Magenschwäche, Feuchte-Hitze- und Schleim-Befunde, aber auch Kälte erleichtern den Parasiten das Einnisten.
In erster Linie ist als traditionelles Wurmmittel, dessen antiparasitäre Wirksamkeit auch naturwissenschaftlichen Nachprüfungen Stand hält, der Knoblauch zu nennen. Verantwortlich dafür ist als Inhaltsstoff Allicin. „Früher galt Knoblauch (in China – d. Verf.) als Wurmmittel, insbesondere gegen Haken-, Spul- oder Madenwürmer. Heute kann man den Begriff „Parasiten“ (Chóng 虫) auch in einem breiteren Sinne auffassen und neben Würmern auch parasitäre Mikroorganismen wie Amöben, Pilze oder Bakterien mit einschließen. Die moderne pharmakologische Forschung hat signifikant inhibierende Wirkungen auf eine Vielzahl pathogener Keime nachgewiesen.“ (KAL 339)
Abschließend einige Wurmzeichen aus der galenischen Tradition: übler oder saurer Mundgeruch, lienterische (Milz) Durchfälle (hier: grauer, kuhfladenartiger Stuhl), unregelmäßiger Puls, Nasenjucken, Blähungen, Heißhunger, angespannter Leib mit murmelnden Geräuschen, Blässe des Gesichts, blutunterlaufende Augen, schlaffer Körper, trockener Husten oder Erstickungsgefühle.
Zur galenischen Therapie gehören: Meidung von Nahrungsmitteln, die leicht faulen (zu viel Milch, Käse und süße Früchte, zu viel Trunkenheit, unzureichend Gekochtes, Übersättigung), Säuglingen sollte man nicht zu früh Fleisch geben.
Entsprechende Behandlung: Schleim ableiten, faulige Materie purgieren und Würmer abtöten. Gegebenenfalls sind bittere oder („bei langen und runden Würmern“) süße Klistiere zu geben.
Zu den galenischen Wurmmitteln gehören: Allium sativum, Artemisia absinthium, Artemisia abrotanum, Arnica montana, Aristolochia clematitis, Solanum dulcamara, Galeopsis, Portulaca, Myrrha.
Wichtigstes antiparasitäres Arzneimittel vom Nahen bis Fernen Osten ist die Betelnuss (Areca catechu – Semen Arecae), die in Europa in der Tiermedizin verwendet wird.
Siehe ▶ Tab. 11.1.
▶ Tab. 11.1 Monografie Allium sativum.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
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Allium sativum, rhiz./bulb. | Knoblauch, Zehe | heiß | scharf, leicht süß, leicht salzig | Ma, Di, Mi, Lu, He, Le | 1–3 Zehen roh; 0,5–2 ml Tinktur; Fertigarzneimittel |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Parasiten und Würmer abtötend und ausleitend | Pilzbefall; sämtliche Darmparasiten; Würmer; Insektenbisse Nahrungsmittelvergiftung virale, bakterielle Infekte | ||||
Qi regulierend; das Innere erwärmend; Feuchtigkeit und Schleim transformierend; Nahrungsstagnation lösend | abdominelle Schmerzen, Flatulenz, Verdauungsstörungen, Rülpsen; Schmerzen unter dem Rippenbogen Dysbiose des Darms; Kandida Hyperlipidämie; Arteriosklerose chronischer Husten | ||||
bewegend, entgiftend | Eiterungen (Anfangsstadium), Schwellungen, Tumore, Ulzerationen, Pest, Epidemien, Ruhr Amenorrhöe, Miktionsstörungen | ||||
HUM 141, MAF 183, MON 36f., SCH 811, UJH 267f., POR (1978) 495, LEX, MAD 465f., AYU 122, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO |
Cave
Hitze-Befunde und große Leere
Kontraindikationen
Hitze-Blutungen
Allgemeine Bemerkung Würmer bei Kindern: Knoblauchklistiere mit Milch (Aschner); Fertigarzneimittel sind weniger geeignet zur Behandlung von Parasiten.
Siehe ▶ Abb. 11.1 und ▶ Tab. 11.2.
▶ Tab. 11.2 Monografie Artemisia abrotanum.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
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Artemisia abrotanum, herb. | Eberraute | recht warm | bitter | Ma, Di, Mi, Lu, Le | 2–8 g getr. Droge; 10–30–90 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Parasiten und Würmer abtötend und ausleitend | Spul- und Madenwürmer Spinnenbisse, Darmschmarotzer (Antitoxin) | ||||
Feuchte-Kälte bewegend und ausleitend, die Mitte und die Lunge stärkend und wärmend | Rheuma, Gicht Stuhl mit Schleimauflagerungen, Völlegefühle, Aufstoßen Mesenterial-TBC, Aszites, Lymphstau Marasmus, Abmagerung besonders der Beine, Schwäche, Blässe, kindliche Entwicklungsstörung Pleuritis exsudativa | ||||
Blut bewegend | Amenorrhöe, Bauchkrämpfe, Brustgeschwülste | ||||
HUM 136, UJH 246, LEX, MAD 357f. |
Kontraindikationen
Schwangerschaft
Allgemeine Bemerkung Meldekraut für das Bauchfell
3 Knoblauchzehen zerkleinern und tgl. nüchtern einnehmen.
Knoblauch in Milch: Man gibt 3 frische, geraspelte oder gequetschte Knoblauchzehen in 1 Tasse Milch. Die Knoblauchzehen müssen für 12 Stunden in der Milch ziehen. Von dieser Knoblauchmilch trinkt man jeden Morgen eine Tasse auf nüchternen Magen.
0,5–1 l Möhrensaft tgl. bis zu 1 Monat lang
Siehe ▶ Tab. 11.3.
▶ Tab. 11.3 Rezeptur Rezidivierender Befall mit Oxyuren.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
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Artemisia absinthium, herb. | 30 ml | neutral | bitter, aromatisch, (scharf) | Mitte stärkend, bewegend, Würmer vertreibend |
Abrotanum, herb. | 30 ml | warm | aromatisch, bitter, starker Geruch | Feuchtigkeit bewegend, erwärmend, Würmer abtötend |
Berberis, cort., rad. | 20 ml | kühl | bitter | Feuchte-Hitze ausleitend, Leber stärkend, Protozoen abtötend |
Taraxacum off., rad. | 15 ml | kalt | bitter, etwas süß | Feuchte-Hitze ausleitend, Würmer abtötend (Anthelminthikum) |
Myrrhentinktur (Commiphora molmol) | 5 ml | warm | bitter, würzig | Blut bewegend, chronische Schleim- und Feuchtigkeitsbefunde, Schmerzen, desinfizierend |
Dosierung 4 × tgl. 30 Tr.
Modifikation bei fehlender Feuchte-Hitze: Berberis gegen Artemisia vulgaris austauschen.
Rezepturen
Askariden (historisches Rezept nach Kröber)
Chamomilla, flor. 20 g
Tanacetum, flor. (Rainfarn) 20 g
Absinthium, herb. 20 g
Cina, flor. (Zitwerblüten) 20 g
morgens und abends je 1 EL im Aufguss
Artemisia cina (Wurmsamen) ist eines der ältesten Wurmmittel, aber reich an Nebenwirkungen (z.B. Geruchs- und Geschmacksstörungen, Augenflimmern, Gelbsehen, bei Überdosierung Tod).
„Wurmsamen ist trockener und warmer Complexion, darum er wider die böse faule Feuchtigkeit im Leib/daraus Würmer wachsen/sehr wohl dienet. Ganz oder gestoßen Eingenommen tötet er die Würm im Leib.“ (LON 342)
Cave
Etwas weniger toxisch ist der Inhaltsstoff Thujon von Tanacetum (Rainfarn) = Chrysanthemum vulgare, einem tradtionellen Anthelminthikum.
Bei Bandwurmbefall nackt auf eine Schüssel mit warmer Milch setzen. Würmer treffen sich zur „Milchparty“.