11 Kräuter zur Beseitigung von Parasiten

11.1 Grundsätzliches

Antiparasitische Arzneimittel waren in vergangenen Zeiten sehr wichtig. Wegen ihrer Überlegenheit in Bezug auf Toxizität und Wirksamkeit und damit der Sicherheit finden heute eher moderne schulmedizinische Arzneien Verwendung. Der Vollständigkeit halber führen wir diese Gruppe hier auf.

Kräuter, die hier angewendet werden können, dienen in erster Linie dazu, die Endoparasiten abzutöten, zu eliminieren, daher sind sie in der Regel relativ toxisch. Unterstützend sind hier oft Abführmittel zu verordnen (z. B. Frangula). An zweiter Stelle zielen sie darauf ab, das Milieu für die Parasiten unattraktiv zu machen (Sanierung des Terrains, der Darmflora), was praktisch einer Behandlung von Milz, Magen und Dickdarm entspricht.

Früher wie heute sind als Parasiten hauptsächlich Wurmarten und andere makroskopisch sichtbare Lebewesen zu verstehen. Es handelt sich hier um einen klar definierbaren Tatbestand im somatischen Bereich, meist im Verdauungstrakt. Als einfaches Diagnostikum stehen uns Stuhlproben und Laboruntersuchungen zur Verfügung, um über die Parasiten oder deren Eier Auskunft zu erhalten.

In früheren Zeiten hielt man sich eher an allgemeine Symptome wie Schmerzen um die Nabelgegend, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme trotz enormer Nahrungsmengen, blasse oder zyanotische Erscheinung, aufgetriebener Bauch, starke oder schwache Pulse im Wechsel, abgeschälte, wie rohe Zunge und/oder dicker Zungenbelag.

Madenwürmer (Oxyuren) verursachen besonders nächtliches Afterjucken. Symptome wie Appetit auf ungewöhnliche Nahrung, Schwellungen und Schwäche können Hinweise auf Hakenwürmer sein. Das Gesicht erscheint dann bleich und fahl. Bandwürmer bzw. Teile davon sind meist einfach im Stuhl zu sehen. Zuweilen zeigen sich Punkte auf der Mundschleimhaut. Askariden neigen dazu, den Körper zu penetrieren und können später über die Lunge ausgeschieden werden.

Als Ursachen kommen mangelnde Hygiene, verseuchte Nahrungsmittel und kontaminierte Umwelt in Betracht. Milz und Magenschwäche, Feuchte-Hitze- und Schleim-Befunde, aber auch Kälte erleichtern den Parasiten das Einnisten.

In erster Linie ist als traditionelles Wurmmittel, dessen antiparasitäre Wirksamkeit auch naturwissenschaftlichen Nachprüfungen Stand hält, der Knoblauch zu nennen. Verantwortlich dafür ist als Inhaltsstoff Allicin. „Früher galt Knoblauch (in China – d. Verf.) als Wurmmittel, insbesondere gegen Haken-, Spul- oder Madenwürmer. Heute kann man den Begriff „Parasiten“ (Chóng 虫) auch in einem breiteren Sinne auffassen und neben Würmern auch parasitäre Mikroorganismen wie Amöben, Pilze oder Bakterien mit einschließen. Die moderne pharmakologische Forschung hat signifikant inhibierende Wirkungen auf eine Vielzahl pathogener Keime nachgewiesen.“ (KAL 339)

Abschließend einige Wurmzeichen aus der galenischen Tradition: übler oder saurer Mundgeruch, lienterische (Milz) Durchfälle (hier: grauer, kuhfladenartiger Stuhl), unregelmäßiger Puls, Nasenjucken, Blähungen, Heißhunger, angespannter Leib mit murmelnden Geräuschen, Blässe des Gesichts, blutunterlaufende Augen, schlaffer Körper, trockener Husten oder Erstickungsgefühle.

Zur galenischen Therapie gehören: Meidung von Nahrungsmitteln, die leicht faulen (zu viel Milch, Käse und süße Früchte, zu viel Trunkenheit, unzureichend Gekochtes, Übersättigung), Säuglingen sollte man nicht zu früh Fleisch geben.

Entsprechende Behandlung: Schleim ableiten, faulige Materie purgieren und Würmer abtöten. Gegebenenfalls sind bittere oder („bei langen und runden Würmern“) süße Klistiere zu geben.

Zu den galenischen Wurmmitteln gehören: Allium sativum, Artemisia absinthium, Artemisia abrotanum, Arnica montana, Aristolochia clematitis, Solanum dulcamara, Galeopsis, Portulaca, Myrrha.

Wichtigstes antiparasitäres Arzneimittel vom Nahen bis Fernen Osten ist die Betelnuss (Areca catechu – Semen Arecae), die in Europa in der Tiermedizin verwendet wird.

11.2 Kräuter

11.2.1 Allium sativum

Siehe  Tab. 11.1.

Tab. 11.1 Monografie Allium sativum.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Allium sativum, rhiz./bulb. Knoblauch, Zehe heiß scharf, leicht süß, leicht salzig Ma, Di, Mi, Lu, He, Le 1–3 Zehen roh; 0,5–2 ml Tinktur; Fertigarzneimittel
Wirkbeschreibung Indikationen
Parasiten und Würmer abtötend und ausleitend Pilzbefall; sämtliche Darmparasiten; Würmer; Insektenbisse Nahrungsmittelvergiftung virale, bakterielle Infekte
Qi regulierend; das Innere erwärmend; Feuchtigkeit und Schleim transformierend; Nahrungsstagnation lösend abdominelle Schmerzen, Flatulenz, Verdauungsstörungen, Rülpsen; Schmerzen unter dem Rippenbogen Dysbiose des Darms; Kandida Hyperlipidämie; Arteriosklerose chronischer Husten
bewegend, entgiftend Eiterungen (Anfangsstadium), Schwellungen, Tumore, Ulzerationen, Pest, Epidemien, Ruhr Amenorrhöe, Miktionsstörungen
HUM 141, MAF 183, MON 36f., SCH 811, UJH 267f., POR (1978) 495, LEX, MAD 465f., AYU 122, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO

Cave

Hitze-Befunde und große Leere

missing link Kontraindikationen

Hitze-Blutungen

Allgemeine Bemerkung Würmer bei Kindern: Knoblauchklistiere mit Milch (Aschner); Fertigarzneimittel sind weniger geeignet zur Behandlung von Parasiten.

11.2.2 Artemisia abrotanum

Siehe  Abb. 11.1 und  Tab. 11.2.

Tab. 11.2 Monografie Artemisia abrotanum.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Artemisia abrotanum, herb. Eberraute recht warm bitter Ma, Di, Mi, Lu, Le 2–8 g getr. Droge; 10–30–90 Tr. Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Parasiten und Würmer abtötend und ausleitend Spul- und Madenwürmer Spinnenbisse, Darmschmarotzer (Antitoxin)
Feuchte-Kälte bewegend und ausleitend, die Mitte und die Lunge stärkend und wärmend Rheuma, Gicht Stuhl mit Schleimauflagerungen, Völlegefühle, Aufstoßen Mesenterial-TBC, Aszites, Lymphstau Marasmus, Abmagerung besonders der Beine, Schwäche, Blässe, kindliche Entwicklungsstörung Pleuritis exsudativa
Blut bewegend Amenorrhöe, Bauchkrämpfe, Brustgeschwülste
HUM 136, UJH 246, LEX, MAD 357f.
missing link

Abb. 11.1 Artemisia abrotanum.

missing link Kontraindikationen

Schwangerschaft

Allgemeine Bemerkung Meldekraut für das Bauchfell

11.2.3 Weitere Kräuter mit antiparasitären Eigenschaften

11.3 Rezepturen

11.3.1 Oxyuren, mäßiger Befall

11.3.2 Hakenwürmer, mäßiger Befall

3 Knoblauchzehen zerkleinern und tgl. nüchtern einnehmen.

11.3.3 Wurmbefall

allgemein

Knoblauch in Milch: Man gibt 3 frische, geraspelte oder gequetschte Knoblauchzehen in 1 Tasse Milch. Die Knoblauchzehen müssen für 12 Stunden in der Milch ziehen. Von dieser Knoblauchmilch trinkt man jeden Morgen eine Tasse auf nüchternen Magen.

chronisch

0,5–1 l Möhrensaft tgl. bis zu 1 Monat lang

11.3.4 Rezidivierender Befall mit Oxyuren

Siehe  Tab. 11.3.

Tab. 11.3 Rezeptur Rezidivierender Befall mit Oxyuren.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Artemisia absinthium, herb. 30 ml neutral bitter, aromatisch, (scharf) Mitte stärkend, bewegend, Würmer vertreibend
Abrotanum, herb. 30 ml warm aromatisch, bitter, starker Geruch Feuchtigkeit bewegend, erwärmend, Würmer abtötend
Berberis, cort., rad. 20 ml kühl bitter Feuchte-Hitze ausleitend, Leber stärkend, Protozoen abtötend
Taraxacum off., rad. 15 ml kalt bitter, etwas süß Feuchte-Hitze ausleitend, Würmer abtötend (Anthelminthikum)
Myrrhentinktur (Commiphora molmol) 5 ml warm bitter, würzig Blut bewegend, chronische Schleim- und Feuchtigkeitsbefunde, Schmerzen, desinfizierend

Dosierung 4 × tgl. 30 Tr.

Symptome und Befunde
Therapieprinzip

Modifikation bei fehlender Feuchte-Hitze: Berberis gegen Artemisia vulgaris austauschen.

missing link Rezepturen

Askariden (historisches Rezept nach Kröber)

Chamomilla, flor. 20 g

Tanacetum, flor. (Rainfarn) 20 g

Absinthium, herb. 20 g

Cina, flor. (Zitwerblüten) 20 g

morgens und abends je 1 EL im Aufguss

Cave

Artemisia cina (Wurmsamen) ist eines der ältesten Wurmmittel, aber reich an Nebenwirkungen (z.B. Geruchs- und Geschmacksstörungen, Augenflimmern, Gelbsehen, bei Überdosierung Tod).

missing link „Wurmsamen ist trockener und warmer Complexion, darum er wider die böse faule Feuchtigkeit im Leib/daraus Würmer wachsen/sehr wohl dienet. Ganz oder gestoßen Eingenommen tötet er die Würm im Leib.“ (LON 342)

Cave

Etwas weniger toxisch ist der Inhaltsstoff Thujon von Tanacetum (Rainfarn) = Chrysanthemum vulgare, einem tradtionellen Anthelminthikum.

11.4 Rezepturen aus der Volksmedizin

Volksmedizin
Anekdote aus der Volksmedizin

Bei Bandwurmbefall nackt auf eine Schüssel mit warmer Milch setzen. Würmer treffen sich zur „Milchparty“.