Erste Hilfe bei psychischen Erkrankungen – ein Wegweiser

In diesem Buch wurde viel über psychische Erkrankungen und auch die Erfahrungen mit solchen Erkrankungen gesprochen. Wer nun aber überlegt, was denn die ersten Schritte sind, wenn man sich fragt, ob man vielleicht unter einer solchen Erkrankung leidet, findet hier noch ein paar wichtige Zusatzinformationen.

Online-Selbsttest

Psychenet ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Naturheilkunde (dgppn) sowie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE). Hier werden unter anderem Onlinetests zu verschiedenen psychischen Erkrankungen bereitgestellt – das gilt für Angststörungen ebenso wie für Essstörungen oder Depressionen. Diese Tests sollen helfen, eine erste Einschätzung der persönlichen Situation vorzunehmen, sie ersetzen aber ausdrücklich keine fachliche Diagnose. Diese erhalten Betroffene bei einem Haus- oder Facharzt beziehungsweise einem Psychologen. Die Tests finden sich unter

https://www.psychenet.de/de/selbsttests.html

Anlaufstellen für Erwachsene

Wer sich in einer akuten Krisensituation befindet und binnen weniger Tage Hilfe benötigt, kann auf verschiedene Angebote zurückgreifen.

Sozialpsychiatrische Dienste gibt es in allen Bundesländern. Hier wird erwachsenen Personen kostenlose Beratung bei seelischen Problemen und psychischen Erkrankungen angeboten. Die Angebote unterscheiden sich jedoch je nach Bundesland. Nördlich der Mainlinie sind die Dienste an die Gesundheitsämter angegliedert, in Baden-Württemberg und Bayern wiederum finden sich die Dienste in der Trägerschaft der freien Wohlfahrtspflege.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen

Das Angebot dieser Dienste ist ebenfalls kostenlos. Hier gibt es Beratung im Krisenfall, eine offene Sprechstunde sowie Gruppenangebote. Die Kontakt- und Beratungsstellen sind jedoch kein bundesweites Angebot, sondern man findet sie vor allem in Großstädten wie Berlin oder Hamburg.

Psychiatrische und psychosomatische Ambulanzen

Die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) findet sich in einer psychiatrischen Klinik oder auch in einem Krankenhaus mit einer psychiatrischen Abteilung und stellt dort das ambulante Behandlungsangebot dar. Wer das Angebot wahrnehmen will, findet die Ambulanzen, indem er oder sie sich nach entsprechenden Kliniken in der Nähe erkundigt.

Beratungsstellen

Beratungsstellen bieten Unterstützung zu verschiedensten Themen an. In Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen interessant sind unter anderem Beratungsstellen, die sich Themen wie Suchtberatung oder auch Essstörungen widmen. Adressen und Kontaktinformationen lassen sich recht einfach über Internetsuchmaschinen ausfindig machen.

Fachärzte und Psychotherapeuten

Wer nach dem Sichten erster Informationen über eine psychische Erkrankung glaubt, Hilfe von einem Arzt zu benötigen, findet online diverse Hilfen für die Suche.

Geht es um einen Psychologen, dann hilft der Suchdienst der Psychotherapeutenkammer unter der Adresse:https://www.bptk.de/patient-innen/#psychotherapeutensuche.

Die Arztsuche der kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hilft bei der bundesweiten Suche nach einem Facharzt unter der Adresse:

https://www.kbv.de/html/arztsuche.php.

Erste Hilfe bei Depressionen

Ein besonders umfangreiches Angebot zur Ersten Hilfe bei Depressionen hat die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention zusammengestellt.1

Hingewiesen wird vor diesem Hintergrund jedoch auf den Umstand, dass bei einer Depression oder auch schon dem Verdacht auf eine Depression das Gespräch mit Ärzten oder Psychotherapeuten unerlässlich ist. In Notfällen oder etwa bei konkreten Suizidabsichten sollten Patienten den Notruf 112 wählen oder sich direkt an eine psychiatrische Klinik wenden. Auch auf die Unterstützung durch die Sozialpsychiatrischen Dienste wird hingewiesen.

Ergänzend werden jedoch noch diverse weitere Hilfsangebote aufgelistet:

Bei Fragen zu der Erkrankung Depression oder nach konkreten ersten Hilfsangeboten gibt es Unterstützung durch das Info-Telefon Depression unter der Rufnummer 0800/33 44 533.

Wer sich mit Betroffenen austauschen oder Kontakt im Internet sucht, kann das unter anderem über das Onlineforum Depression unter www.diskussionsforum-depression.de tun.

Expertenvideos zum Thema Depression finden sich auf der Webseite des Film- und Medienprojekts der Depressionshilfe unter www.die-mitte-der-nacht.de.

Selbsthilfegruppen gibt es in jeder größeren Stadt. Sie sind außerdem in der Regel offene und anonyme Treffpunkte, zu denen Betroffene ohne Vorbedingungen hinzustoßen können. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) hilft online unter www.nakos.de bei der Suche nach einer solchen Gruppe.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat ein kostenfreies Online-Selbstmanagementprogramm bereitgestellt. Es beinhaltet sechs Workshops, die Betroffenen hilfreiche Techniken für den Umgang mit der Depression vermitteln. Zu finden ist das sogenannte iFightDepression-Tool auf der Homepage der Stiftung über den Reiter „Digitale Angebote und Selbstmanagement“. iFightDepression richtet sich an Erwachsene und Jugendliche ab fünfzehn Jahren mit leichteren Depressionsformen.


  1. 1 https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start?gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMI0cqDvrf2hgMVVoKDBx2ilg1fEAAYASAAEgI5_vD_BwE [zuletzt abgerufen am 25.6.2024]

Erste Hilfe für Angehörige von depressiven Menschen

Dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung und vor allem auch Menschen mit einer Depression Hilfe benötigen, sollte inzwischen klar sein. Doch diese Menschen haben meist auch Angehörige, die Hilfe suchen, weil sie etwa unsicher sind, wie sie mit der erkrankten Person umgehen sollen. Denn eine Depression führt nicht selten dazu, dass sich eine Person deutlich verändert. Beispielsweise ist ein einst lebenslustiger Partner plötzlich hoffnungslos und zieht sich auch immer weiter zurück.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat daher eine Reihe von Tipps und Hinweisen für Angehörige zusammengestellt:

Ist ein Mensch über längere Zeit hinweg depressiv, dann belastet dies natürlich auch dessen Angehörige. Für diese wiederum sei es daher wichtig, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit zu erkennen und sich selbst sowie die eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang, den Kontakt zu Freunden aufrechtzuerhalten und mit den Freunden und Bekannten zudem ein Netzwerk zur Unterstützung aufzubauen.

Die Sozialpsychiatrischen Dienste sowie der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) bieten zudem Hilfe, Beratung und auch Betreuung für diese Angehörigen an.

Ein Online-Programm mit Übungen und Videos für Freunde und Angehörige psychisch erkrankter Menschen findet sich im Internet unter www.familiencoach-depression.de. Hier lernen Betroffene, mit Krisen umzugehen, ohne sich dabei jedoch selbst zu überfordern. Zu diesem Zweck zählt zu dem Programm etwa der Punkt „Selbstfürsorge“. Sollten die Belastungen allerdings zu stark werden, ist es auch für die Angehörigen ratsam, sich etwa an ihren Hausarzt zu wenden.