Saki Nameh*

DAS SCHENKENBUCH

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THE BOOK OF THE CUP-BEARER

147

Ja, in der Schenke hab’ ich auch gesessen,

Mir ward wie andern zugemessen,

Sie schwatzten, schrieen, händelten von heut,

So froh und traurig wie’s der Tag gebeut;

Ich aber saß, im Innersten erfreut,

An meine Liebste dacht’ ich – wie sie liebt?

Das weiß ich nicht; was aber mich bedrängt!

Ich liebe sie wie es ein Busen giebt

Der treu sich Einer gab und knechtisch hängt.

Wo war das Pergament, der Griffel wo?

Die alles faßten! – doch so wars! ja so!

148

Sitz’ ich allein,

Wo kann ich besser seyn?

Meinen Wein

Trink ich allein,

Niemand setzt mir Schranken,

Ich hab’ so meine eigne Gedanken.

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So weit bracht es Muley, der Dieb,

Daß er trunken schöne Lettern schrieb.

147

Yes, I’ve spent my time in the tavern too, I’ve had my drink measured out, just like the others; they chatted, shouted, discussed their day, as glad and sorry as the day dictated. But I sat, gladdened deeply within. I thought about my beloved – how does she love? I do not know, but how it oppresses me! I love her, just as the heart commands that has surrendered itself to One and hangs on her like a slave. Where was the parchment, where the reed-pen, that could grasp all that? And yet, so it was! Yes, just so!

148

I sit alone, where can I be better off? My wine I drink alone; nobody sets limits on me. In this way I have my thoughts to myself.

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Muley the thief managed to write, even when drunk, a lovely calligraphy.

149

Ob der Koran von Ewigkeit sey?

Darnach frag’ ich nicht!

Ob der Koran geschaffen sey?

Das weiß ich nicht!

Daß er das Buch der Bücher sey

Glaub’ ich aus Mosleminen-Pfl icht.

Daß aber der Wein von Ewigkeit sey

Daran zweifl ’ ich nicht.

Oder daß er von den Engeln geschaffen sey

Ist vielleicht auch kein Gedicht.

Der Trinkende, wie es auch immer sey,

Blickt Gott frischer ins Angesicht.

150

Trunken müssen wir alle seyn!

Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;

Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend,

So ist es wundervolle Tugend.

Für Sorgen sorgt das liebe Leben

Und Sorgenbrecher sind die Reben.

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Da wird nicht mehr nachgefragt!

Wein ist ernstlich untersagt.

Soll denn doch getrunken seyn,

Trinke nur vom besten Wein:

Doppelt wärest du ein Ketzer

In Verdammniß um den Krätzer.

149

Whether the Qur’an is from eternity?1 I don’t question that! Whether the Qur’an was created? That I do not know! That it is the Book of Books I believe as my Muslim duty. But that wine2 is from eternity – that I do not doubt; or that it was created by the angels is also no fairy tale.3 The drinker, however it may be otherwise, looks God frankly in the face.

150

We must all be drunk!4 Youth is drunkenness without any wine; if the old man drinks himself back into youth, that’s a wonderful virtue. Dear life does its best to load us with cares, but the vine is the killer of cares.

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There’s nothing more to be discussed! Wine is solemnly forbidden. But if you must drink, drink only the very best wine: you’ll be an infi del twice over if you’re damned for rough rot-gut.5

151

So lang’ man nüchtern ist

Gefällt das Schlechte,

Wie man getrunken hat

Weiß man das Rechte,

Nur ist das Uebermaaß

Auch gleich zu handen;

Hafis! o lehre mich

Wie du’s verstanden.

Denn meine Meinung ist

Nicht übertrieben:

Wenn man nicht trinken kann

Soll man nicht lieben;

Doch sollt ihr Trinker euch

Nicht besser dünken,

Wenn man nicht lieben kann

Soll man nicht trinken.

152

SULEIKA

Warum du nur oft so unhold bist?

HATEM

Du weißt daß der Leib ein Kerker ist,

Die Seele hat man hinein betrogen,

Da hat sie nicht freye Ellebogen.

Will sie sich da- und dorthin retten:

Schnürt man den Kerker selbst in Ketten,

Da ist das Liebchen doppelt gefährdet,

Deßhalb sie sich oft so seltsam gebärdet.

151

As long as you’re sober, you like what’s bad. Once you’ve drunk, you know what’s right; still, excess is ever at hand: Hafiz, instruct me how you understood this!

For my opinion is not overblown: if you can’t drink, you shouldn’t love. But you drinkers shouldn’t consider yourselves superior: if you cannot love, you shouldn’t drink.

152

SULEIKA

Why are you often so unruly?

HATEM

You know that the body is a dungeon; the soul has been hoodwinked into it; in there, it has no elbow-room. Should she want to escape from it, you must shackle the prison itself in chains: Thus, the poor thing is doubly endangered which is why she often so bizarrely gestures.

153

Wenn der Körper ein Kerker ist,

Warum nur der Kerker so durstig ist?

Seele befindet sich wohl darinnen

Und bliebe gern vergnügt bei Sinnen;

Nun aber soll eine Flasche Wein

Frisch eine nach der andern herein.

Seele will’s nicht länger tragen,

Sie an der Thüre in Stücke schlagen.

154

Dem Kellner

Setze mir nicht, du Grobian,

Mir den Krug so derb vor die Nase!

Wer mir Wein bringt sehe mich freundlich an,

Sonst trübt sich der Eilfer im Glase.

153

If the body is a dungeon, why is only the dungeon so thirsty? The soul feels cosy there and would remain quite jolly at heart; but should a bottle of wine enter in, and then another, Soul cannot bear it any longer but smashes the bottle into bits on the door.

154

To the Waiter

Don’t set the jug so crassly under my nose, you lout! Whoever brings me wine should look at me amiably; otherwise the prize vintage6 will turn cloudy in my glass.

155

Dem Schenken

Du zierlicher Knabe, du komm herein,

Was stehst du denn da auf der Schwelle?

Du sollst mir künftig der Schenke seyn,

Jeder Wein ist schmackhaft und helle.

156

Schenke spricht

Du, mit deinen braunen Locken,

Geh’ mir weg verschmitzte Dirne!

Schenk’ ich meinem Herrn zu Danke,

Nun so küßt er mir die Stirne.

Aber du, ich wollte wetten,

Bist mir nicht damit zufrieden,

Deine Wangen, deine Brüste

Werden meinen Freund ermüden.

Glaubst du wohl mich zu betrügen

Daß du jetzt verschämt entweichest?

Auf der Schwelle will ich liegen

Und erwachen wenn du schleichest.

155

To the Cup-Bearer7

You charming boy, come in, why do you stand there on the threshhold? From now on you shall be my cup-bearer, and every wine will taste good and be clear.

156

The Cup-Bearer Speaks

You with your brown curls, get away from me, you cunning strumpet! When I serve my master to his liking, he gives me a kiss on the brow.

But as for you, I’d bet, you wouldn’t be content with that; your cheeks, your breasts, would wear my friend out.

Do you really think you fool me when now you coyly slip away? I will bed down on the threshhold and wake up if you creep in.

157

Sie haben wegen der Trunkenheit

Vielfältig uns verklagt,

Und haben von der Trunkenheit

Lange nicht genug gesagt.

Gewöhnlich die Betrunkenheit

Verschwindet so wie es tagt;

Doch hat mich meine Betrunkenheit

In der Nacht umher gejagt.

Es ist die Liebestrunkenheit

Die mich erbärmlich plagt,

Von Tag zu Nacht, von Nacht zu Tag

In meinem Herzen zagt.

Dem Herzen das in Trunkenheit

Der Lieder schwillt und ragt,

Daß keine nüchterne Trunkenheit

Sich gleich zu heben wagt.

Lieb’, Lied und Weines Trunkenheit,

Ob’s nachtet oder tagt,

Die göttlichste Betrunkenheit

Die mich entzückt und plagt.

158*

Du kleiner Schelm du

Dass ich mir bewusst sey

Darauf kommt es überall an.

Und so erfreu ich mich

Auch deiner Gegenwart

Du allerliebster

Obgleich betrunken.

157

They’ve complained about us in many ways because of drunkenness and yet, about drunkenness they haven’t said it all. It’s usual with drunkenness to vanish when dawn breaks; but my drunkenness has tracked me around the whole night long. It is love’s drunkenness that plagues me pitifully, from day to night, from night to day it hesitates, in my heart which swells and rises in the drunkenness of song, such that no sober drunkenness can ever soar so high. The drunkenness of love, song and wine, whether by night or by day, the godliest drunkenness that enraptures and tortures me.8

158

You little rascal you! That I keep my head, that only matters. And so I am glad for your presence too, you most lovable of all, even when I’m drunk.

159

Was, in der Schenke, waren heute

Am frühsten Morgen für Tumulte?

Der Wirth und Mädchen! Fackeln, Leute!

Was gab’s für Händel, für Insulte?

Die Flöte klang, die Trommel scholl!

Es war ein wüstes Wesen –

Doch bin ich, Lust und Liebe voll,

Auch selbst dabey gewesen.

Dass ich von Sitte nichts gelernt,

Darüber tadelt mich ein jeder;

Doch bleib ich weislich weit entfernt

Vom Streit der Schulen und Catheder.*

160

SCHENKE

Welch ein Zustand! Herr, so späte

Schleichst du heut aus deiner Kammer;

Perser nennen’s Bidamag buden,

Deutsche sagen Katzenjammer.

DICHTER

Laß mich jetzt, geliebter Knabe,

Mir will nicht die Welt gefallen,

Nicht der Schein, der Duft der Rose,

Nicht der Sang der Nachtigallen.

SCHENKE

Eben das will ich behandeln,

Und ich denk’, es soll mir klecken,

Hier! genieß die frischen Mandeln

Und der Wein wird wieder schmecken.

159

What an uproar there was in the tavern at the crack of dawn! Inn-keeper and serving girls! Torches! Crowds! What dealings there were, what insults!

The flute was playing, the drum banged! It was a horrific kerfuffle! And yet, even I, full of love and joy, was also there.

That I’ve learned nothing at all of good manners – the whole world scolds me for that; and yet, I prudently stay far away from the squabbles of schools and their lecterns.

160

CUP-BEARER

What a state you’re in! Master, you creep so late from your bedroom! The Persians call this bidamag budan, the Germans Katzenjammer.9

POET

Leave me now, beloved boy! The world holds nothing to please me. Not the sheen nor the fragrance of the rose, not the song of the nightingale.

CUP-BEARER

I shall treat just that, and I think that I will succeed; here, enjoy the fresh almonds, and wine will taste good again.

Dann will ich auf der Terrasse

Dich mit frischen Lüften tränken,

Wie ich dich in’s Auge fasse

Giebst du einen Kuß dem Schenken.

Schau! die Welt ist keine Höhle,

Immer reich an Brut und Nestern,

Rosenduft und Rosenöle!

Bulbul* auch, sie singt wie gestern.

161

Jene garstige Vettel,

Die buhlerische,

Welt heißt man sie,

Mich hat sie betrogen

Wie die übrigen alle.

Glaube nahm sie mir weg,

Dann die Hoffnung,

Nun wollte sie

An die Liebe,

Da riß ich aus.

Den geretteten Schatz

Für ewig zu sichern

Theilt’ ich ihn weislich

Zwischen Suleika und Saki.

Jedes der beyden

Beeifert sich um die Wette

Höhere Zinsen zu entrichten.

Und ich bin reicher als je.

Den Glauben hab’ ich wieder!

An ihre Liebe den Glauben.

Er im Becher gewährt mir

Herrliches Gefühl der Gegenwart;

Was will da die Hoffnung!

Then I shall sit you with cool breezes on the terrace, and while I hold you in my gaze, you’ll give a kiss to the cup-bearer.

Look! The world is no sordid den, it is ever rich in new broods and nests, in rose perfume and oil of roses; and the nightingale too sings as she sang yesterday.

161

That nasty old hag, the wheedling one, that’s called the World, has swindled me like everybody else. She took Faith away from me, then Hope, and now that she has Love in her sights, I pull away. To secure the salvaged treasure forever I share it judiciously out between Suleika and Saqi. Each of the two will take up the wager to render me higher interest. And I am richer than ever: I have my faith back! My faith in her love. He gives me, in the cup, a glorious feeling for the present – what do I need hope for!

162

SCHENKE

Heute hast du gut gegessen,

Doch du hast noch mehr getrunken;

Was du bey dem Mahl vergessen

Ist in diesen Napf gesunken.

Sieh, das nennen wir ein Schwänchen

Wie’s dem satten Gast gelüstet,

Dieses bring’ ich meinem Schwane

Der sich auf den Wellen brüstet.

Doch vom Singschwan will man wissen

Daß er sich zu Grabe läutet;

Laß mich jedes Lied vermissen,

Wenn es auf dein Ende deutet.

163

SCHENKE

Nennen dich den großen Dichter,

Wenn dich auf dem Markte zeigest;

Gerne hör’ ich wenn du singest

Und ich horche wenn du schweigest.

Doch ich liebe dich noch lieber,

Wenn du küssest zum Erinnern;

Denn die Worte gehn vorüber

Und der Kuß der bleibt im Innern.

Reim auf Reim will was bedeuten,

Besser ist es viel zu denken.

Singe du den andern Leuten

Und verstumme mit dem Schenken.

162

CUP-BEARER

Today you’ve had a lot to eat and you’ve had even more to drink; but what you forgot at the meal lies covered in this little bowl.

See, we call these ‘little swans’10 that pleasure the sated guest. I bring this to my swan that proudly breasts the waves.

But it’s the singing swan that we want to know of, that sings himself into the grave; let me forgo every song if it signifies your end.

163

CUP-BEARER

They call you the great poet when you show yourself in the marketplace. I love to hear when you sing and I prick up my ears when you’re silent.

But I love you even more when you give me a kiss to remember; for words pass over while the kiss remains with me forever.

To put rhyme upon rhyme means a lot but it’s better still to think. Sing for the others but with the cup-bearer be mute.

164

DICHTER

Schenke komm! Noch einen Becher!

SCHENKE

Herr, du hast genug getrunken,

Nennen dich den wilden Zecher!

DICHTER

Sahst du je daß ich gesunken?

SCHENKE

Mohamed verbietets.

DICHTER

Liebchen!

Hört es niemand, will dir’s sagen.

SCHENKE

Wenn du einmal gerne redest,

Brauch’ ich gar nicht viel zu fragen.

DICHTER

Horch! wir andre Muselmannen

Nüchtern sollen wir gebückt seyn,

Er in seinem heil’gen Eifer

Möchte gern allein verrückt seyn.

164

POET

Cup-bearer, come! Another glass!

CUP-BEARER

Master, you have drunk enough; they’ll call you the crazy toper!

POET

Have you ever seen me laid out cold?

CUP-BEARER

May Muhammad prevent it!

POET

Darling! If no one can hear I’ll tell you.

CUP-BEARER

Since for once you’re pleased to speak, I don’t need to ask very much.

POET

Listen! we other Muslims have to be bowed down when we’re sober. He11 in his holy zeal would like to be drunk alone.

165*

SAKI

Denck, o Herr! wenn du getrunken

Sprüht um dich des Feuers Glast!

Prasselnd blitzen tausend Funken,

Und du weisst nicht wo es fasst.

Mönche seh ich in den Ecken

Wenn du auf die Tafel schlägst,

Die sich gleisnerisch verstecken

Wenn dein Herz du offen trägst.

Sag’ mir nur warum die Jugend,

Noch von keinem Fehler frey

So ermangelnd jeder Tugend

Klüger als das Alter sey.

Alles weist du was der Himmel

Alles was die Erde trägt,

Und verbirgst nicht das Gewimmel

Wie sich’s dir im Busen regt.

HATEM

Eben drum, geliebter Knabe

Bleibe jung and bleibe klug;

Dichten zwar ist Himmelsgabe,

Doch im Erdeleben Trug.

Erst sich im Geheimniss wiegen,

Dann verplaudern früh und spat!

Dichter ist umsonst verschwiegen,

Dichten selbst ist schon Verrath.

165

SAQI

Think, my master! When you’ve been drinking, a fiery blaze glitters all around you! A thousand sparks crackle and flash but you don’t know where they catch hold.

I see monks in the corners when you pound the table; they conceal themselves, the hypocrites, while you bear your heart wide open.

Just tell me why youth, still not free from every fault, so lacking in any virtue, is smarter than old age.

You know everything that heaven bears, everything the earth, and you do not conceal the tumult as it rages in your heart.

HATEM

Because of this, beloved boy, stay young and stay smart; for poetry is a gift from heaven and yet it’s a snare in our life on earth.

One nurtures it at first in secret, but then one gabbles from morn to night! The poet keeps his mouth shut in vain. Poetry itself is treachery.

166

Sommernacht

DICHTER

Niedergegangen ist die Sonne,

Doch im Westen glänzt es immer,

Wissen möcht’ ich wohl, wie lange

Dauert noch der goldne Schimmer?

SCHENKE

Willst du, Herr, so will ich bleiben,

Warten außer diesen Zelten,

Ist die Nacht des Schimmers Herrinn,

Komm’ ich gleich es dir zu melden.

Denn ich weiß du liebst das Droben,

Das Unendliche zu schauen,

Wenn sie sich einander loben

Jene Feuer in dem Blauen.

Und das hellste will nur sagen:

Jetzo glänz’ ich meiner Stelle,

Wollte Gott euch mehr betagen,

Glänztet ihr wie ich so helle.

Denn vor Gott ist alles herrlich,

Eben weil er ist der beste,

Und so schläft nun aller Vogel

In dem groß und kleinen Neste.

Einer sitzt auch wohl gestängelt*

Auf den Aesten der Cypresse,

Wo der laue Wind ihn gängelt

Bis zu Thaues luft’ger Nässe.

166

Summer Night

POET

The sun has set but in the West it glimmers still; I’d like to know how long the golden shimmer lasts?

CUP-BEARER

Master, if you wish I will stay here on watch outside these tents; when the night is mistress of that glimmer,12 I’ll come at once to let you know.

For I know that you love to gaze on the heights, on the infinite, when all those fires in the azure sing each other’s praises.

Even the brightest wants only to say, ‘Right now I shine in my place; if God wished to illumine you more, you would gleam as brightly as I.’

For all is splendid in God’s sight, just because He is the best; and so all the birds are asleep now in their big or little nests.

One still sits perched on the branches of the cypress where the soft wind sways him till the dawn dew’s wafting moisture.

Solches hast du mich gelehret, Oder etwas auch dergleichen, Was ich je dir abgehöret Wird dem Herzen nicht entweichen.

Eule will ich, deinetwegen, Kauzen hier auf der Terrasse, Bis ich erst des Nordgestirnes Zwillings-Wendung wohl erpasse.

Und da wird es Mitternacht seyn, Wo du oft zu früh ermunterst, Und dann wird es eine Pracht seyn, Wenn das All mit mir bewunderst.

DICHTER

Zwar in diesem Duft und Garten Tönet Bulbul ganze Nächte, Doch du könntest lange warten Bis die Nacht so viel vermöchte.

Denn in dieser Zeit der Flora, Wie das Griechen-Volk sie nennet, Die Strohwittwe, die Aurora Ist in Hesperus entbrennet.

Sieh dich um! sie kommt! wie schnelle! Ueber Blumenfelds Gelänge! – Hüben hell und drüben helle, Ja die Nacht kommt ins Gedränge.

Und auf rothen leichten Solen Ihn, der mit der Sonn’ entlaufen, Eilt sie irrig einzuhohlen; Fühlst du nicht ein Liebe-Schnaufen?

This is what you’ve taught me, or something very similar; what I have heard from you will never depart from my heart.

An owl for your sake, I will huddle here on the terrace while I await the twinning turn of the North Star.

And then it will be midnight when you are often too early aroused, and then it will be sheer glory when you are wonderstruck, with me, before the All.

POET

True, in this fragrant air and garden, Bulbul sings all night; but you could wait long before Night will have fully prevailed.

For in the season of Flora, as the Greeks named her, Aurora, that straw-widow, is aflame with love for Hesperus.13

Look there! she comes! how quickly! over the whole length of the flowering field! Brightness here and brightness there; yes, Night has been backed into a corner.

On light red soles she rushes in her frenzy to catch hold of him who has run away with the sun. Don’t you feel the rough breath of love?

Geh nur, lieblichster der Söhne, Tief in’s Innre schließ die Thüren; Denn sie möchte deine Schöne Als den Hesperus entführen.

167*

DER SCHENKE SCHLAEFRIG

So hab’ ich endlich von dir erharrt: In allen Elementen Gottes Gegenwart. Wie du mir das so lieblich giebst! Am lieblichsten aber dass du liebst.

HATEM

Der schläft recht süss und hat ein Recht zu schlafen. Du guter Knabe hast mir eingeschenkt, Vom Freund und Lehrer, ohne Zwang und Strafen, So jung vernommen wie der Alte denkt. Nun aber kommt Gesundheit holder Fülle Dir in die Glieder, dass du dich erneust. Ich trinke noch, bin aber stille, stille, Damit du mich erwachend nicht erfreust.

Go now, most lovable of sons, deep within and shut the doors. For she may ravish your beauty as if you were Hesperus.

167

THE CUP-BEARER SLEEPILY

So at last what I longed for from you I have found: God’s presence in all the elements. How lovingly you have given that to me! But most lovely of all is that you love.

HATEM

He sleeps so sweetly and has the right to sleep. You, good lad, have poured out a drink for me; still young you have learned, from your friend and teacher, without coercion and discipline, how the old man thinks. But now a pure fullness of health steals into your limbs, so that you may renew yourself. I drink on but am quiet, quiet, so that you, not awakening, may delight me still.