Es lohnt sich, immer wieder durch den eigenen Garten zu gehen und zu schauen, wo es noch ungenutzte Ecken gibt, damit man seine Erntemengen noch etwas erhöhen kann. Hierfür ist ein Plan des gesamten Gartens sehr von Vorteil (siehe >). Sichtschutzelemente, Zäune, Wäschestangen oder die Pfosten einer Pergola bieten sich perfekt an, um etwas daran hochranken zu lassen. Das können Stangenbohnen sein oder auch klein bleibende Kürbisse, nur bitte nicht ‘Roter Zentner’ oder ‘Blaue Banane’ am Nachbarszaun! Eine Pergola kann man hervorragend von Wein beranken lassen. So hat man gleichzeitig einen Sonnenschutz im Sommer. Generell sollte man die Möglichkeit des horizontalen Gärtnerns nicht außer Acht lassen; man kann so viel Platz einsparen, wenn man auch die Höhe ausnutzt. Stangenbohnen brauchen zwar 2–3 Wochen länger als Buschbohnen, warten dafür aber mit einem viel höheren Ertrag auf als Buschbohnen. Auch Gurken lassen sich hervorragend in die Höhe leiten, man spart so wertvollen Beetplatz.
Wichtig ist, dass die Pflanzen genügend Sonne bekommen und gute Erde haben, damit sie vernünftig wachsen und gut tragen können. Ist an den infrage kommenden Stellen keine gute Erde, kann man auch einfach große Kübel aufstellen oder in die Erde einlassen und die Bohnen dort hineinpflanzen. Dann müssen sie natürlich regelmäßig gegossen werden.
Viele Gemüsesorten lassen sich sehr gut in Töpfen oder Kübeln anbauen, solange sie nur gute Erde haben und regelmäßig gegossen werden. Es ist erstaunlich, wie viele Töpfe man noch in einem fertig bepflanzten Garten unterbekommen kann. So kann man z. B. die Terrasse, den Vorgarten oder andere versiegelte Flächen noch für den Gemüseanbau nutzen. Denn wer sagt, dass Gemüse nicht auch einen hohen Zierwert haben kann? Darüber hinaus lassen sich Gemüse und Blumen gut kombinieren, damit man etwas fürs Auge, für die Bienen und für den Teller hat.
Baut man Gemüse in Kübeln an, muss man immer abwägen, ob einem eine große Ernte oder überhaupt eine Ernte wichtiger ist. Denn natürlich wird eine Mangoldpflanze im Beet größere Blätter bilden als im Kübel, aber dafür bekommt man eben mehr Mangold, wenn man den Topf-Mangold zusätzlich zu dem im Beet hat. Pflanzt man Gurken oder Paprika in Kübel und stellt sie an einen geschützten Platz, wie z. B. auf die Terrasse, können sie viel früher und eventuell auch viel besser tragen als die Pflanzen im Freiland, die kalten Winden ausgesetzt sind.
Mit das Wichtigste bei der Kübelkultur ist, neben der guten Erde, natürlich das regelmäßige Gießen. Auf alle Fälle ist es ratsam, die Kübelgröße dem Nährstoffbedarf der Pflanzen anzupassen. Für Buschtomaten und Paprika reichen locker 10 l Erdvolumen, für Fleischtomaten sollten es mindestens 20 l, besser sogar noch etwas mehr sein. Für meine Tomaten, die entlang der Hauswände stehen, verwende ich am liebsten große Maurerwannen. So haben die Tomatenpflanzen genügend gute Erde und können viele Früchte ausbilden. Die Maurerwannen sind natürlich mit den Tomatenpflanzen nicht ausgefüllt. Hier kann ich in die Ecken noch weitere Gemüse pflanzen, z. B. ein paar Rote Bete, einen Salat, Kräuter wie Basilikum und Petersilie, oder ich stecke ein paar Zwiebeln oder Buschbohnen mit in die Erde. Wenn die Wannen bis in die Ecken gegossen werden, also nicht nur der direkte Bereich um die Tomatenpflanzen, gedeihen die anderen Gemüse hier sehr gut. Sind die Tomaten erst einmal größer, kann man für die Beipflanzung etwas Luft und Raum schaffen, indem man die unteren Tomatenblätter entfernt, die ja meist ohnehin recht früh gelb werden.
Auch kann man diese Kübel in der Vor- oder Nachsaison noch für frühes oder spätes Gemüse verwenden: Manche Tomaten sind ja bereits im September abgeerntet, dann entferne ich diese, verbessere die Erde mit Bokashi, etwas Meerschweinchenmist und Kompost und pflanze Feldsalat oder Spinat. Der kann dann den Winter über dort wachsen, und bis die nächsten Tomaten Mitte Mai in den Kübeln einziehen, ist der Spinat längst abgeerntet. Auch im zeitigen Frühjahr kann ich in diesen Kübeln Spinat säen oder frühen Salat pflanzen.
Man muss aber bedenken: Die Pflanzenwurzeln haben nur dieses bisschen Erde und können sich nicht einfach in tiefere Bodenschichten schieben, wie das im Freiland der Fall wäre. Daher bereite ich meine Kübel jedes Jahr immer sehr gewissenhaft vor. Am liebsten verwende ich eine Mischung aus Bokashi, Meerschweinchenmist oder Pferdeäpfeln, altes Laub und eine Ladung Kompost. Hieraus stelle ich eine Art Minihügelbeet her, wobei die Komposterde als Letztes obenauf kommt und ich aufpasse, dass die jungen Wurzeln der Pflanzen nicht mit dem frischen Bokashi oder dem Mist in Berührung kommen, die wären zu nährstoffhaltig und zu „scharf“ für die Pflänzchen (siehe ab >). Daher befülle ich die Kübel auch gerne schon im Winter, dann kann im Mai, wenn ich die Tomaten oder Paprika auspflanze, den jungen Wurzeln nichts mehr passieren, da Mist und Bokashi schon gut vererdet sein dürften.
Während der Saison mulche ich die Kübel zusätzlich mit Rasenschnitt oder anderem organischen Material, damit sie nicht so schnell austrocknen und ich weniger gießen muss.
TERRAKOTTA ODER PLASTIK?
Ein in die Erde eingelassener Terrakottatopf speichert das Wasser wesentlich besser als ein einfacher Plastiktopf. Außerdem beißen sich die Wühlmäuse an dem Terrakottatopf im wahrsten Sinne die Zähne aus, während sie einen Plastiktopf einfach durchnagen können.
Und dann gibt es natürlich noch den ganzen ungenutzten Platz unter Obstbäumen oder Büschen. Hier lassen sich hervorragend Erdbeeren, die kleinen Walderdbeeren oder Bärlauch anbauen. Zwar gestaltet sich das Pflücken der Erdbeeren hier etwas mühsamer, aber man kann sie wunderbar verwildern lassen und sich über eine zusätzliche Ernte freuen. Außerdem begrünen sie die Baumscheibe und verhindern, dass die Erde um den Baum herum allzu schnell austrocknet. Wichtig ist allerdings, dass sie auf der Südseite unter den Bäumen und Büschen wachsen, da sie ansonsten zu wenig Sonne bekommen und nicht süß genug werden. Dem Bärlauch ist das egal, er wächst hervorragend auf der Nordseite der Bäume und breitet sich dort innerhalb von ein paar Jahren selbstständig aus.
Unter jungen Obstbäumen pflanze ich auch gerne Buschbohnen oder Dicke Bohnen. Sie versorgen mich nicht nur mit einer zusätzlichen Ernte, sie halten auch die Baumscheibe beikrautfrei und speichern in ihren Wurzeln Stickstoff, den sich der Baum, wenn man die Wurzeln der Bohnen bei der Ernte in der Erde belässt, dann zunutze machen kann. Der Stickstoff hat eine wunderbare Düngewirkung für den Baum.
Auch auf selten benutzten Wegen, die dick mit Holzhäckseln gemulcht sind, kann man wunderbar ein paar Erdbeeren verwildern lassen (siehe >), wenn man bereit ist, alle 1–2 Jahre den Weg freizuschneiden. Die Ernte ist zwar nicht riesig, zum Naschen im Vorbeigehen reicht es allemal.
Birne und Reneklode passen in den Vorgarten, sofern sie auf schwachwüchsige Unterlagen veredelt wurden.
Die meisten Häuser haben einen Vorgarten – könnte der für den Gemüseanbau interessant sein? Zeigt er nach Norden, leider nein. Liegt er jedoch in einer der anderen drei Himmelsrichtungen, ist es wert, sich darüber einmal Gedanken zu machen. Kein Mensch ist verpflichtet, seinen Vorgarten mit Hortensien und Koniferen zu bepflanzen. Dem einen oder anderen werden sie vielleicht gefallen, aber zum Selbstversorgergedanken passen sie nicht wirklich. Man kann ja die Hortensien stehen lassen und ein wenig Essbares drum herumpflanzen.
Unser Vorgarten zeigt nach Osten und wir haben dort drei Spindelbüsche gepflanzt. Das sind die Bäume, die nur maximal 2,50 m hoch werden und recht kompakt wachsen. Einen Birnbaum, einen Mirabellenbaum und einen Apfelbaum. Von diesen Bäumen kann man natürlich nicht kistenweise ernten, für die Größe der Bäume ist es aber dennoch beachtlich. Dazwischen habe ich noch zwei Maibeeren gesetzt und im Sommer wachsen um die Bäume jede Menge Buschbohnen. Tomaten stehen in Kübeln an der Hauswand unter einem breiten Dachvorsprung. Dann gibt es noch Oregano und Zitronenmelisse, die sich dort selber eingefunden haben und die ich als Gewürz- und Teekräuter ernte. Im Frühjahr erstrahlt unser Vorgarten voller bunter Krokusse, Tulpen und gelber Narzissen und im Spätsommer erfreuen sich die Bienen an den vielen Astern, die zwischen den Bäumen wachsen. So bietet ein einfacher Vorgarten etwas fürs Auge, für die Insekten und für die Vorratskammer. Ich bin mir sicher, dass es noch viele weitere Beispiele für gelungene Selbstversorger-Vorgärten gibt. Auf alle Fälle ist es ein wertvoller Platz, den man nicht ungenutzt lassen sollte.
Meine Herbstaussaaten ziehe ich in Multitopfplatten vor, da die Beete zur Aussaatzeit noch besetzt sind.
Bis auf Möhren und Pastinaken ziehe ich alle Pflanzen in Aussaatpaletten (Multitopfplatten) vor. Das hat den Vorteil, dass ich sie früher aussäen kann und zu dem Zeitpunkt, an dem ich sie normalerweise ins Freiland aussäen würde, schon fertige Pflanzen zum Auspflanzen parat habe. Damit kann man locker einen Vorsprung von 3–4 Wochen erzielen. Wichtig ist jedoch, besonders im Frühjahr, dass man die Pflanzen ein paar Tage vor dem Auspflanzen abhärtet und an die neuen Temperaturen gewöhnt. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie in einem geschützten Umfeld aufwachsen und die Samen nicht von Mäusen oder Vögeln weggeholt werden können oder Schnecken sich über die frisch gekeimten Sämlinge hermachen und diese in einer Nacht verputzen. Sind die Pflanzen erst etwas größer, können sie einem Schneckenangriff besser widerstehen.
Außerdem brauche ich bei Vorkultur in diesen Paletten weniger Gießwasser. Denn besonders am Anfang brauchen die jungen Sämlinge regelmäßige Wassergaben, um sich gut entwickeln zu können. Wenn ich nun z. B. Erbsen direkt ins Beet lege, muss ich eine viel größere Fläche gießen, als wenn ich nur eine Aussaatpalette mit Erbsen gießen muss. Außerdem können so auch keine Lücken in der Reihe entstehen, da ich ja schon fertige Pflanzen auspflanze. Besonders bei Erbsen oder Zuckerschoten hat es mich immer geärgert, wenn ich große Lücken in den Reihen hatte, weil nicht alle Samen gekeimt waren. Legt man dann nämlich welche nach, was man ja problemlos machen kann, sind diese wesentlich später reif und ich kann das Beet auch erst später frei machen und für eine Nachkultur nutzen.
Mit dem Anbau im Winter kann ich meine Erntemengen ebenfalls hervorragend erhöhen. Anfangs habe ich nur mein Gewächshaus genutzt, um mich ganzjährig mit frischem Salat zu versorgen. Inzwischen habe ich auch im Freiland einiges an Salat, Kohl und Mangold stehen. Den Mangold kann ich bis in den Februar hinein ernten, wenn er ein bisschen geschützt steht, und dann wieder ab April, wenn er neu austreibt. Vorausgesetzt natürlich, dass der Winter nicht zu streng war. Das ist jedes Jahr immer ein Vabanquespiel, manchmal klappt es, manchmal nicht, aber in meinen Augen ist es immer einen Versuch wert. Und da die Winter immer milder werden, stehen die Aussichten recht gut.
Um mich den Winter über mit Salat selber versorgen zu können, muss ich von Anfang August bis Anfang September fleißig verschiedene Wintersalate aussäen, dafür wähle ich gerne Endiviensalate und Feldsalat. Zuckerhutsalate und Radicchios säe ich schon 1 Monat früher aus und die werden dann bei entsprechender Größe ins Freiland gepflanzt, wo sie meistens bis Januar stehen bleiben können. Bis dahin werden sie in der Regel problemlos aufgegessen. Anfang September, wenn mein Gewächshaus von der Sommerbepflanzung geleert wird, pflanze ich die Endiviensalate und säe etwas Rucola. Der Feldsalat wird je nach Aussaatzeitpunkt bis Mitte September ins Freiland gepflanzt. Die Endiviensalate können dann bis Ende November, nämlich dann, wenn das Licht zu sehr zurückgeht, sodass nichts mehr weiterwächst, ihre endgültige Größe erreichen. Dann stehen sie praktisch in Wartestellung, bis es wieder heller und auch wärmer wird; heller wird es ungefähr ab Februar. Von Dezember an ernte ich nach und nach die äußeren Blätter der Salate und lasse nur das Herz stehen. Die kleinen Blätter in der Mitte sind viel frosttoleranter als die großen und auf diese Weise kann ich die Pflanzen überwintern und dann im Frühjahr, wenn sie wieder austreiben, von der gleichen Pflanze noch einmal ernten. Wird es richtig kalt im Winter, baue ich mir mit ein paar Drahtbügeln eine Art Folientunnel im Gewächshaus, über die ich erst eine Lage Gartenvlies spanne und dann noch eine Lage Folie. So bleibt es darunter gut und gerne 5 °C wärmer als im Freiland. An wärmeren und frostfreien Tagen muss ich das Gewächshaus natürlich gut lüften, damit das Kondenswasser abtrocknen kann. Unter diesem Tunnel friert der Erdboden auch nie mehr als in den obersten 1–2 cm, sodass er zur Mittagszeit meistens schon wieder aufgetaut ist. Das Gewächshaus hat den Vorteil, dass die Pflanzen nicht so sehr den unterschiedlichen Witterungseinflüssen ausgesetzt sind wie im Freiland, Wind und Regen oder Schnee setzen den Pflanzen nämlich meistens wesentlich mehr zu als Kälte. Außerdem taut es im Gewächshaus im Winter schneller, sodass ich frischen Salat ernten kann, wenn im Freiland noch alles tief gefroren ist. Es macht auch Sinn, ein paar einzelne Feldsalatpflanzen mit ins Gewächshaus zu setzten, da der an kalten Tagen wesentlich schneller auftaut als anderer Salat.
Anfang August pflanze ich immer noch ein paar schnell wachsende Kohlpflanzen mit einer kurzen Entwicklungszeit ins Freiland. Dafür muss ich sie ungefähr 6 Wochen vorher aussäen. Sie werden vor dem Winter noch eine ansehnliche Größe erreichen und ich kann sie bis zu den ersten starken Frösten ernten. Friert es nicht wirklich, lasse ich sie einfach so lange stehen, bis ich sie brauche. Dieser Kohl ist nicht lange lagerfähig, man sollte ihn deshalb innerhalb von 1–2 Wochen nach der Ernte verbrauchen. Notfalls mache ich dann immer noch einmal eine große Rutsche Sauerkraut. Kopfkohl übersteht Temperaturen bis −5 °C problemlos, was ihm mehr zu schaffen macht, ist die ständige Nässe.
Um den Rosenkohl und Grünkohl muss man sich keine Sorgen machen, der übersteht einen kalten Winter ganz gut. Überhaupt lasse ich Blattkohlstängel gerne stehen, überleben sie nämlich den Winter, bilden sich im Frühjahr, je nach Witterung ab April, erst ganz viele kleine neue Blätter und schließlich auch zarte Knospen in den Blattachseln. Die Knospen kann man im geschlossenen Zustand wie Brokkoli ernten. Sie sind sehr zart und süß und versorgen uns im Frühjahr mit ein paar Mahlzeiten. Erntet man die Sprosse regelmäßig, schiebt die Pflanze immer wieder neue zarte Sprosse nach.
Sehr lohnenswert finde ich auch den Anbau von Rettich im Herbst. Dazu säe ich Anfang August verschiedene Radieschen- und Rettichsorten aus. Hauptsächlich Rettiche für den Herbst- und Winteranbau, aber auch ein paar ‘Eiszapfen’, eine weiße Radieschensorte. Die Rettiche müssen vor den ersten Frösten geerntet werden oder sie überstehen ein paar ganz leichte Fröste unter einer dicken Lage Gartenvlies. Die ‘Eiszapfen’ müssen frisch gegessen werden, die Herbst- und Winterrettiche kann man wunderbar ein paar Monate in der Erdmiete einlagern. So habe ich auch im Winter immer noch frische Rettiche fürs Brot oder den Salat.
SALAT IM WINTER ERNTEN
Gefrorenen Salat sollte man nicht ernten, der wird in der Küche sofort zu Matsch. Auch sonst sollte man den kalten Salat am besten erst einmal in den Kühlschrank legen, damit er wärmer wird, und dann mit wirklich kaltem Wasser waschen, sonst wird er leicht schlapp.
Der Raureif verwandelt meinen Palmkohl in Kunstwerke. Allerdings verträgt er nicht mehr als −5 °C.
Und dann gibt es noch meine geliebten Winteraussaaten, von denen ich jedes Jahr wieder aufs Neue begeistert bin und die im Frühjahr, wenn wie immer die Zeit viel zu knapp ist, eine Menge Zeit sparen. Winteraussaaten sind Aussaaten von Gemüsen, deren Samen Frost vertragen und die ich im tiefsten Winter mache. So säe ich z. B. gegen Ende Januar oder Anfang Februar vor einer längeren Frostperiode in meiner warmen Küche jede Menge Salat, Kohl, Petersilie, Kohlrabi und Mangoldsamen in Aussaatpaletten vor, die ich dann, mit einer Folie als Verdunstungsschutz abgedeckt, ins kalte Gewächshaus stelle. Hier bleiben sie so lange stehen, bis es für sie warm genug wird, um auszutreiben. Sie können das viel besser entscheiden als wir. Diese Sämlinge werden zu wunderbar kräftigen und gut abgehärteten Jungpflanzen heranwachsen, die ich lediglich im April einmal pikieren oder umtopfen muss, bevor sie dann später ins Freiland gepflanzt werden. Auch späte Fröste können ihnen im Gewächshaus nicht wirklich etwas anhaben, da sie gut abgehärtet sind. Sollte es doch noch einmal zu kalt werden, deckt man sie einfach für ein paar Nächte mit einem Vlies ab. Wichtig bei allen Arten von Winteraussaaten ist, dass man sie nicht zu früh macht. Würde man sie z. B. schon im Dezember machen und wir bekommen einen warmen Januar, dann fangen sie schon im Januar an zu wachsen und erfrieren dann, wenn es im Februar noch einmal richtig kalt wird.
Genauso kann ich vor einer längeren Frostperiode Möhren (schnell wachsende Sommermöhren mit einer Entwicklungszeit von rund 90 Tagen) oder Spinat aussäen. Das funktioniert im Gewächshaus, aber auch im Freiland. Im Freiland sollte man die Beete jedoch unbedingt mit einem Vlies abdecken, um die Samen vor zu viel Regen, pickenden Vögeln und wühlenden Katzen zu schützen. Auch die Möhren darf man nicht zu früh aussäen. Möhrensamen haben selbst im Sommer eine Keimdauer von bis zu 3 Wochen. Also wenn ich sie Ende Januar aussäe, fangen sie frühestens Mitte bis Ende Februar an zu keimen. Dann sollte es zumindest bei uns in Norddeutschland nicht mehr so furchtbar kalt werden, als dass sie verfrieren können. Die Winteraussaaten sind generell 3–4 Wochen früher dran als die ersten Aussaaten, die ich im März machen kann, wenn das Wetter einigermaßen offen ist. Die Möhren, die ich ins Gewächshaus aussäe, kann ich spätestens ab Ende Mai ernten, die im Freiland sind meistens 2–3 Wochen später bereit. Diese Methode klappt mit Salat, Kohl und Möhren eigentlich immer hervorragend und ich bin froh, wenn meine ganzen Kohlaussaaten im Frühjahr schon längst erledigt sind.
Mein im Winter ausgesäter Kohl wächst im ungeheizten Gewächshaus zu kompakten kleinen Pflanzen heran.
Möchte ich auf diese Art Sommerblumen vorsäen, kann ich das ebenfalls mit vielen Sorten tun, wie z. B. Sonnenblumen, Malven, Zinnien und Cosmeen. Diese stelle ich jedoch nicht ins Gewächshaus, sie würden mir hier zu früh keimen, sondern in ein kleines Anzuchtgewächshaus oder einfach in eine durchsichtige Kunststoffdose an eine schattige Stelle ins Freiland. Fangen sie im Frühjahr an zu keimen, muss ich sie ins Licht holen und bei sonnigem Wetter tagsüber den Deckel entfernen, da es ansonsten sehr warm wird und die jungen Pflänzchen kaputtgehen würden. Mit den Blumen funktioniert es in kalten Wintern immer, in sehr milden Wintern kann es vorkommen, dass sie zu früh keimen und man im April noch einmal neue Samen aussäen muss.