DIE AUSWAHL VON OBST UND GEMÜSE

In meinen Gartenkursen werde ich immer wieder nach speziellen Sortenempfehlungen gefragt. Das ist ein ganz spannendes Thema.

Kommen im Dezember oder Januar die Saatgutkataloge meiner Lieblingsfirmen ins Haus, schwelge ich immer in deren großem Angebot und begebe mich auf die Suche nach neuen Sorten, die vielleicht eine bessere Toleranz gegenüber Kälte, Hitze oder Blattläusen haben oder vielleicht besser für den Winteranbau geeignet sind. Und nicht zu vergessen: Verschiedene Sorten schmecken auch ganz unterschiedlich und unterscheiden sich auch optisch.

Batavia, Endivie und Schnittsalat sind nur ein paar Sorten der überaus großen Salatvielfalt.

SORTENVIELFALT BEIM GEMÜSE

Es gibt so viele verschiedene Sorten, dass man sich damit unbedingt einmal näher befassen sollte. Denn wir wollen uns ja von dem Einheitsangebot aus dem Supermarkt abheben und die für uns leckersten und am besten geeigneten Sorten finden. Es macht keinen Sinn nur eine Sorte Salat anzubauen, da wir für jede Jahreszeit eine Sorte mit anderen Ansprüchen benötigen. Ein Frühjahrssalat würde, wenn er im Sommer angebaut wird, z. B. sofort schießen und ein Sommersalat ist längst nicht so kältetolerant wie ein Endiviensalat. Und letztendlich ist es ja auch schön, sich jahreszeitlich durch die verschiedenen Sorten und auch Blattfarben zu probieren. Für das späte Frühjahr finde ich die roten Salatsorten viel besser als die grünen, da sich die Spatzen schneller auf die grünen Blätter stürzen als auf die roten. Ein Radicchio bringt im Herbst wunderbare Farbe in die Salatschüssel, wenn man ansonsten nicht mehr so viel buntes Gemüse hat, und die Bitterstoffe regen die Verdauung an, wenn man sich nicht mehr so viel bewegt wie im Sommer und schneller mal in die Keksdose greift.

Fast ganzjährig Möhren

Bei den Möhren unterscheidet man Wintermöhren und Sommermöhren. Im Winter säe ich zu verschiedenen Zeitpunkten die schnell wachsenden Sommermöhren aus, die innerhalb von 90–100 Tagen ausgewachsen, aber nicht lange lagerfähig sind. Im Mai kommen dann die Wintermöhren an die Reihe, die zwar sehr langsam wachsen, man muss schon mit 130–150 Tagen bis zur Ernte rechnen, sich dafür aber sehr gut in meiner Erdmiete lagern lassen.

Spätestens Ende Juli säe ich noch einmal ein bis zwei Beete mit Sommermöhren aus, die bis November locker die gewünschte Größe erreicht haben. Ich lasse sie aber bis zu den ersten wirklich kalten Frösten im Beet stehen und ernte wie immer frisch. Meistens bleiben sie bis Mitte, Ende Januar im Beet. Sind sie abgeerntet, kann ich nach und nach meine in der Erdmiete eingelagerten Wintermöhren aufbrauchen, bis Ende Mai dann wiederum die ersten frischen Sommermöhren erntereif sind. So kann ich uns wunderbar das ganze Jahr über mit Möhren selber versorgen – aber nur, weil ich die Aussaat von Winter- und Sommermöhren geschickt kombiniere. Auch innerhalb der Winter- und Sommermöhren gibt es natürlich eine Vielzahl verschiedener Sorten. Ob es sich um eine Sommer- oder Wintermöhre handelt, steht auf der Samenpackung.

Tomaten gibt es in allen Farben und Formen und ich teste immer wieder neue Sorten.

Verliebt in Tomaten

Bei Tomaten ist es ähnlich mit der Vielfalt: Es gibt Sorten fürs Gewächshaus, fürs Freiland oder für den überdachten Anbau, unterschiedliche Wuchsformen und Größen und natürlich unterschiedliche Erntezeitpunkte. Bei Tomatensorten finde ich es besonders schwierig, mich auf eine gewisse Anzahl festzulegen. Da gibt es so viele alte Sorten, eine schmackhafter und hübscher als die andere, da muss ich einfach jedes Jahr ein paar neue ausprobieren. Und jedes Jahr fliegen immer ein paar andere Sorten aus meiner Auswahl. Ich unterscheide auch gerne zwischen Lieblingstomaten, die einfach einen unvergleichlichen Geschmack haben, und zwischen „Erntebringern“. Die Erntebringer schmecken vielleicht nicht ganz so gut, liefern aber eine Menge Früchte, aus denen ich wundervolle Tomatensauce kochen kann. Und dann gibt es auch noch die relativ späten Sorten, die man im Oktober grün erntet und die sich hervorragend im Haus nachreifen lassen, sodass man bis in den Dezember oder in guten Jahren bis in den Januar hinein frische Tomaten essen kann. 20 verschiedene Tomatensorten werden es bei mir jedes Jahr mit Sicherheit, manchmal auch mehr. Für mich ist es sehr wichtig, nur samenfeste Sorten zu verwenden, damit ich mein eigenes Saatgut entnehmen kann (siehe >).

Mais lieber solo

Mais anzubauen lohnt sich in meinen Augen sehr. Allerdings sollte man zwischen verschiedenen Sorten einen sehr großen Abstand einhalten, da Mais ein Windbestäuber ist und sich die Sorten ansonsten sehr leicht kreuzen. Auch von einem landwirtschaftlichen Maisfeld sollte man Abstand halten, da dort kein Zuckermais angebaut wird. Würde sich unser selbst angebauter Mais mit diesem kreuzen, würde er weniger süß schmecken.

Mais wird am besten blockweise und nicht in Reihen angebaut, da er so besser bestäubt wird. Wer ein Fan von Popcorn ist, kann auch sehr gut seinen eigenen Popcornmais anbauen. Zuckermais (dazu gehört auch Popcornmais) kann man ernten, sobald sich die Fäden, die oben aus den Kolben heraushängen, braun verfärbt haben und ein milchiger Saft aus den Maiskörnern austritt, wenn man sie mit dem Fingernagel anritzt. Mais sollte schnellstmöglich nach der Ernte verarbeitet werden, da sich ansonsten der Zucker in Stärke umwandelt und er nicht mehr so süß schmeckt.

OBST: BEEREN UND SPINDELBÜSCHE

Für mich als ganz große Obstliebhaberin gehören Obstbäume und natürlich jede Menge Beeren in meinen Selbstversorgergarten. Auch wenn wir nicht ganzjährig Obst ernten und hier in Deutschland keine nennenswerten Mengen an Bananen oder Zitrusfrüchten anbauen können, können wir uns dennoch mit einer großen Menge an Obst selber versorgen – durch geschicktes Lagern, Einkochen und Einfrieren auch während der kalten Wintermonate.

Für mich sind viele verschiedene Beerensträucher wichtig. Viele Beeren gibt es gar nicht im Supermarkt zu kaufen und die, die es gibt, sind häufig sehr stark mit Pestiziden belastet, kommen vom anderen Ende der Welt, sind oft auch recht teuer und nur in kleinen Plastikdöschen zu bekommen. Dabei sind Beeren relativ einfach anzubauen und brauchen nicht viel Pflege.

Maibeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren

Um sich möglichst lange mit frischen Beeren aus dem Garten versorgen zu können, sollte man auf alle Fälle mit den Maibeeren anfangen. Die sind absolut frostfest, da sie aus Sibirien kommen, tragen schon im Mai und sehen ähnlich wie Blaubeeren, in länglicher Form, aus. Wichtig für diese Beeren ist, dass man eine zweite Befruchtersorte pflanzt.

Dann dürfen natürlich Erdbeeren nicht fehlen, obwohl die etwas arbeitsintensiver im Anbau sind und auch relativ viel Beetfläche benötigen. Und wir brauchen natürlich verschiedene Sorten Johannisbeeren (siehe > und >)!

Sommer- und Herbsthimbeeren

Sommerhimbeeren tragen ab Ende Juni, es gibt sie in Rot, Schwarz und Gelb. Leider sind die frühen Himbeeren oft von Maden befallen. Die Herbsthimbeeren fangen im August an zu tragen – bis in den November hinein, wenn das Wetter mitspielt. Die Früchte sind wesentlich größer als die der Sommerhimbeeren und absolut madenfrei, da die Früchte erst nach der Eiablagezeit der Schädlinge erscheinen. Herbsthimbeeren tragen am einjährigen Trieb. Schneidet man die Triebe im Herbst oder Winter nicht ganz runter, treiben sie im Frühjahr noch einmal aus und man kann von ihnen auch frühe Himbeeren ernten, bevor die Triebe dann absterben. Aus diesem Grund werden sie auch manchmal zweimaltragende Sorten genannt.

Die schwarzen und gelben Himbeersorten sollte man auf alle Fälle mal probieren. Sie schmecken ein bisschen anders als die roten und man kann sich damit noch mehr Beerenvielfalt in den Garten holen.

Heidelbeeren und Stachelbeeren

Ebenfalls unverzichtbar für mich sind Heidelbeeren, und zwar die Kulturheidelbeersträucher. Sie werden bis etwa 1 m hoch und man kann sie bequem pflücken, ohne dass man unter Bäumen auf der Erde herumkriechen muss, wie das bei den wilden Blaubeeren im Wald der Fall ist. Sie schmecken etwas süßer, sind größer, aber auch leider nicht ganz so aromatisch wie die wilde Variante. Die meisten Sorten der Kulturheidelbeeren brauchen einen sauren Boden. Den bekommt man, wenn man beim Pflanzen die Nadeln von Nadelbäumen, vermischt mit etwas Kompost, mit in das Pflanzloch gibt und den Boden unter den Büschen mit Holzhäckseln von Nadelbäumen mulcht. Inzwischen gibt es aber auch einige Sorten, die auf normalem Gartenboden gedeihen. Auch bei den Heidelbeeren sollte man verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Erntezeiträumen wählen, um über eine möglichst lange Zeit frische Heidelbeeren fürs Frühstück zu haben.

Ein weiterer Favorit sind Stachelbeeren. Es gibt sie mit roten, grünen und gelben Früchten, sie tragen meistens Mitte bis Ende Juli. Man sollte unbedingt auf mehltauresistente Sorten achten. Es gibt sie als Hochstämme oder als Sträucher, piksig sind sie alle. Aber sie sind unsagbar lecker, lassen sich im noch unreifen Zustand gut einkochen und ansonsten wunderbar naschen oder zu Marmelade verarbeiten.

Weitere wunderbare Beeren

Aroniabeeren finde ich auch toll – wenn man Platz für einen größeren Strauch hat. Sie eignen sich aufgrund ihrer adstringierenden Wirkung nicht für den Frischverzehr, man kann sie aber zu Saft oder Marmelade verarbeiten.

Brombeeren baue ich nicht im Garten an, da sie bei uns an jeder Ecke wild wachsen. Ich ernte jedes Jahr eine große Menge für Saft, Marmelade und Kuchen. Brombeeren sind ein richtiges Superfood, das vor unserer Haustür wächst. Aber es gibt noch so viele andere spannende Beerensorten, denen man eine Chance geben sollte, z. B. die Japanische Weinbeere, die Boysenbeere, die Taybeere und viele andere.

Als einjährige Pflanzen finde ich die Kapstachelbeeren oder Physalis auch ganz spannend. Das sind diese kleinen gelben Beeren in einem Lampion, die man oft auf den Desserttellern im Restaurant bekommt. Man sät sie im zeitigen Januar oder Februar im Haus aus und pflanzt sie nach den Eisheiligen ins Freie. Am besten an eine geschützte Stelle, damit sie möglichst viel Wärme bekommen. Sie ins Gewächshaus zu pflanzen ist keine gute Idee, da sie dort sehr stark wuchern und mehr Blattmasse als Früchte bilden. Je nach Standort kann man die gelben Beeren ab Ende August bis zum ersten Frost ernten.

Mit all den genannten Beerensorten reiche ich von Mai bis mindestens Oktober. Ich esse sie frisch, friere sie ein, mache Saft, Marmelade oder Fruchtleder. An den eingefrorenen Beeren kann ich mich noch den ganzen Winter über erfreuen, wenn ich sie morgens in meinem Müsli esse. Und ich denke, dass frisch geerntete und eingefrorene Beeren aus meinem eigenen Garten mich im Winter immer noch mit mehr Vitaminen und anderen wichtigen Inhaltsstoffen versorgen können als in Plastik verpackte Beeren aus Südamerika, die um den halben Erdball geflogen wurden.

KLEINE OBSTBÄUME

Wer noch Platz für Bäume in seinem Garten hat, sollte über Obstbäume nachdenken. Empfehlenswert wären Äpfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen und Pflaumen oder Renekloden. Hier richtet man sich auch wieder nach den persönlichen Vorlieben und dem verfügbaren Platz. Und für alle Besitzer von kleinen Gärten habe ich eine gute Nachricht: Es gibt Spindelbüsche! Das sind Apfelbäume oder auch Birn-, Zwetschgen- oder Mirabellenbäume, die nur ungefähr 2,50 m hoch werden und schon relativ schnell nach der Pflanzung, manchmal schon im zweiten Jahr, anfangen zu tragen. Die Spindelbüsche haben den Vorteil, dass sie nicht so viel Platz wegnehmen und Schatten werfen und man sie auch wunderbar in kleinere Gärten integrieren kann. Allerdings ist ihr Ertrag natürlich geringer. Wir haben und hatten schon einige von diesen Spindelbüschen. Man hat pro Baum in guten Jahren schon mal 20 kg Äpfel, bei den Mirabellen und Renekloden ist der Ertrag wesentlich niedriger. Möchte man sein Grundstück ein bisschen zum Nachbarn abgrenzen, kann man diese Bäume auch gut an die Grenze pflanzen, natürlich mit dem vorgeschriebenen Abstand zum Zaun. Wenn ich genügend Platz und die Wahl hätte, würde ich lieber zehn Spindelbüsche pflanzen als drei Hochstämme. Denn dann hätte ich eine größere Sortenvielfalt und aufgrund der etwas versetzten Blütezeit bei Spätfrösten größere Chancen auf eine zufriedenstellende Ernte. Außerdem lassen sie sich leichter bepflücken als Hochstämme, da man keine Leiter braucht.

Bei den Obstbäumen sollte man drauf achten, ob man spezielle Befruchtersorten braucht. Baumschulen geben Empfehlungen, welche Sorten diesbezüglich gut zusammenpassen. Die müssen auch nicht zwangsläufig im eigenen Garten stehen, in der näheren bis weiteren Nachbarschaft ist ausreichend.

Jedes Jahr kann ich es kaum erwarten, die ersten frischen Rhabarberstangen zu ernten.

RHABARBER

Rhabarber zählt eigentlich zum Gemüse, läuft bei mir aber unter Obst, auch wenn er nun wirklich nicht süß ist. Wir haben inzwischen drei große Rhabarberpflanzen im Garten und ich könnte durchaus noch ein oder zwei mehr gebrauchen. Rhabarberkuchen, Gelee und Kompott mit Erdbeeren sind im Frühjahr und Frühsommer ein absolutes Muss bei uns. Der Rhabarber braucht keine besondere Pflege, freut sich aber über einen Eimer Kompost im zeitigen Frühjahr und wenn man von ihm nicht mehr als ein Drittel der Stangen aberntet, sodass er genügend Kraft hat, auch im nächsten Jahr wieder üppig auszutreiben.

STAPLE FOODS

Ich bin ein großer Freund von Staple Foods. Die ursprüngliche Definition lautet: Lebensmittel, die man täglich verwendet und sie in fast jeder Mahlzeit verwendet. Damit sind natürlich hauptsächlich verschiedene Getreidesorten, Kartoffeln, Hülsenfrüchte oder auch Äpfel oder Bananen gemeint, einfach weil es sie immer zu kaufen gibt. Ich habe jedoch meine eigene Definition von Staple Foods und die ist etwas abgewandelt und auf unsere Essgewohnheiten und auf meinen Garten zugeschnitten. Für mich sind Staple Foods Gemüsesorten, die sich gut lagern lassen, satt machen und universell in der Küche zu gebrauchen sind. Von diesen Gemüsen versuche ich immer, so viel wie möglich anzubauen.

Dazu gehören Kartoffeln, Möhren, Rote Bete, Bohnen (besonders Trockenbohnen), Zucchini, Tomaten und Kürbisse. All diese Arten kann man so gut wie täglich im Abend- oder Mittagessen verwenden, ohne dass es langweilig wird oder man sie irgendwann nicht mehr sehen kann. Man kann sie gut lagern bzw. einkochen oder einfrieren und in einer Vielzahl von unterschiedlichen Gerichten verwenden. So kann man die weniger gut lagerfähigen und schwieriger anzubauenden Gemüsearten etwas strecken. Besonders die Trockenbohnen, Kürbisse und Kartoffeln machen schnell satt, sodass man von den anderen Gemüsen weniger braucht. Trockenbohnen sind in meinen Augen sowieso der Hit, da sie aufgrund ihres hohen Proteingehaltes wesentlich mehr sättigen als z. B. grüne Bohnen oder Zucchini. Außerdem sind sie äußerst schmackhaft und man kann mit etwas Kreativität viele verschiedene Gerichte aus ihnen zaubern.