Die trockenen Jahre von 2018, 2019 und 2022 haben uns gezeigt, wie wichtig Wasser ist und wie schnell die Böden bis in 1,80 m Tiefe austrocknen können. Und vor allem, wie lange es dauert, bis die Böden wieder bis in die Tiefe durchfeuchtet sind. Auf dem Dürremonitor Deutschlands, der regelmäßig vom Helmholtz-Zentrum aktualisiert wird, kann man sehr gut nachvollziehen, wie es um die Böden in der eigenen Region bestellt ist. Aber auch einem Balkongärtner würde ich empfehlen, sich um seinen Wasserverbrauch Gedanken zu machen. Wir alle sollten das tun, egal, ob wir einen Garten haben oder nicht. Denn wenn irgendwann unser Trinkwasser knapp wird, haben wir alle ein Problem.
Aber die gute Nachricht ist, es gibt so viele einfache und clevere Möglichkeiten, Wasser aufzufangen und zu sparen. Letzteres vor allem, indem man die Erde in Beet und Kübel ordentlich mulcht (siehe >). Durch das Mulchen verdunstet weniger Wasser und wir müssen nicht so oft gießen.
Wir fangen an verschiedenen Stellen um unser Haus herum Regenwasser vom Dach auf. Teilweise wird es gleich in eine unterirdische Zisterne geleitet, teilweise fließt es in die verschiedensten Regentonnen. Selbst am Gewächshaus habe ich drei kleine Regentonnen installiert, die das Regenwasser vom Gewächshausdach auffangen – so habe ich sogar Wasser direkt am Gewächshaus.
Für mich liegt der Charme der verschiedenen Regentonnen an unterschiedlichen Stellen in unserem Garten darin, dass ich kürzere Wege habe, die ich mit den vollen Gießkannen zurücklegen muss. So habe ich z. B. die Regentonne, die das Wasser von unserem Terrassendach auffängt mit einem Überlaufschlauch und einer weiteren Regentonne verbunden, die etwas tiefer im seitlichen Vorgarten steht. Auf diese Weise habe ich schon an zwei verschiedenen Stellen im Garten Wasser. Im hinteren Teil unseres Gartens stehen weitere Regentonnen, die ich mithilfe einer Pumpe mit dem Wasser aus der Zisterne befülle. Ein sogenannter IBC-Container am Holzschuppen fängt das Regenwasser vom Schuppendach auf. IBC-Container sind meistens quaderförmige Kunststoffcontainer, die in der Industrie anfallen. Oft gibt es sie gleich auf Paletten mit einem ungefähren Fassungsvermögen von 1000 l. Man sollte nur darauf achten, dass vorher keine Chemikalien, sondern lediglich Zusätze für die Lebensmittelindustrie darin gelagert wurden. Und hat sich dann doch endlich einmal ein anständiger Regen angekündigt, stelle ich außerdem immer alle verfügbaren Maurerwannen und Schubkarren auf, um wirklich so viel des kostbaren Gutes wie möglich aufzufangen.
Es ist erstaunlich, welche Mengen an Regenwasser man mit so einfachen Mitteln auffangen kann. Ich finde es auch einfach zu schade, es ungenutzt in die Kanalisation fließen zu lassen und zum Gießen das kostbare und auch teure Trinkwasser zu verwenden. Natürlich muss man das Regenwasser meistens in Gießkannen schleppen und kann nicht einfach den Schlauch nehmen, aber das hält fit und man kann die Pflanzen auch viel gezielter gießen.
Unsere Zisterne fasst 2000 l Regenwasser. Ich pumpe es mit einer elektrischen Pumpe in die Regentonnen.
Wenn ich weniger oft gieße und dafür aber gründlich und ausdauernd, wird nicht nur die obere Bodenschicht feucht, sondern das Wasser dringt bis in die tieferen Bodenschichten vor. Sind die Pflanzen nicht durch tägliches Gießen verwöhnt – das gilt natürlich nicht für Kübelpflanzen, die müssen täglich gegossen werden –, schieben sie ihre Wurzeln in tiefere Bodenschichten, um das Wasser von dort aufzusaugen. Das hat den Vorteil, dass sie wiederum weniger oft gegossen werden müssen und dass sie aufgrund der tieferen Wurzeln eine bessere Standfestigkeit erlangen und bei Wind nicht so leicht umfallen.
Es kommt auch auf die Tageszeit an, zu der wir gießen: im Sommer wirklich nur in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden. Während des Tages verdunstet einfach zu viel Wasser, bevor es zu den Wurzeln vordringen kann. An heißen Sommertagen kann es schon um 8 Uhr morgens zu heiß sein. In diesem Fall lieber spätabends gießen, auch wenn das eventuell die Schnecken anzieht. Gießt man nämlich abends, kann das Wasser während der ganzen Nacht vom Boden aufgenommen werden und für die Pflanzen ist möglichst viel des kostbaren Wassers verfügbar. Auch sollte man besser mit der Tülle der Gießkanne direkt am Pflanzenhals gießen, als großflächig mit der Brause, sonst verdunstet zu viel Wasser ungenutzt.
Zusammengefasst gieße ich meine Kübelpflanzen jeden Abend. Wenn sie an richtig heißen Tagen in der Mittagszeit schlapp herunterhängen, bekommen sie auch dann ein bisschen Wasser, aber nur von der Sonne angewärmtes, da sie ansonsten einen vollständigen Kollaps bekommen würden. Dieses „Notfall-Gießen“ hat wirklich nur den Zweck, dass sie bis zur normalen Gießrunde am Abend durchhalten. Alle Pflanzen in den Beeten werden eigentlich nur ein- bis zweimal gegossen, und zwar direkt nach der Pflanzung, dann aber ausgiebig. Danach mulche ich die Erde um die Pflanzen dick. Haben wir viele Wochen mit Sonne, Wärme und Trockenheit hinter uns und es ist immer noch kein Regen in Sicht, gieße ich die empfindlichsten Pflanzen im Beet einmal gründlich am späten Abend vor einem bewölkten Tag. Mehr nicht. Das Gewächshaus gieße ich im Sommer alle 2 Tage abends oder am sehr frühen Morgen, also vor 6 Uhr. Vor 8 Uhr kommt nämlich die Sonne dort nicht hin. Da ich im Gewächshaus gut mit Schafwolle gemulcht habe, genügt das.
Es regnet teils so wenig, dass die Feuchtigkeit gar nicht bis in die Tiefe gelangen kann. Jede weitere Trockenperiode verschärft das Gesamtproblem. Wir haben mittlerweile regelrecht mit Dürre zu kämpfen. Das stellt generell jeden Gärtner vor neue Herausforderungen. Als Selbstversorger leidet man noch einmal mehr darunter, da wir ja nach Möglichkeit kein Gemüse zukaufen möchten und absolut abhängig von den Launen der Natur sind. Hinzu kommt, dass die Trockenheit auch oft von sehr heißen Temperaturen und zumindest hier bei uns in Norddeutschland von starken Winden oder sogar Stürmen begleitet wird. Diese trocknen den Boden noch einmal zusätzlich aus. Und bei Temperaturen über 35 °C bekommen die Pflanzen auch noch leicht einen Sonnenbrand, teilweise vertrocknen ihre Blätter und Blüten, obwohl man sie regelmäßig gießt. Auch die Böden verarmen, da sämtliche Bodenlebewesen ihre Arbeit einstellen und sich tief in den Boden zurückziehen.
Letztendlich kann man auch nicht unendlich gießen, da die größten Regentonnen irgendwann leer sind. Und auch das Leitungswasser wird in diesen immer trockener werdenden Zeiten nicht unendlich zur Verfügung stehen. Daher habe ich im Laufe der Jahre ein paar Techniken entwickelt, wie ich einerseits Leitungswasser im Haus spare und andererseits meine Pflanzen mit möglichst wenig Wasser durch den Sommer bekomme, ohne dass meine Ernten zu sehr einbrechen. Da ich ganzjährig im Haus sehr viel Wasser spare, leiste ich es mir im Sommer, manchmal mit dem Schlauch und Leitungswasser zu gießen.
WOHLTEMPERIERT STATT EISKALT
Die meisten Pflanzen freuen sich, wenn sie mit leicht von der Sonne angewärmtem Wasser gegossen werden. Darum habe ich während des Tages immer ein paar mit Wasser gefüllte Gießkannen in der Sonne stehen.
Mit diesen Tipps versuche ich, Wasser zu sparen:
Schon im Winter oder zeitigen Frühjahr, wenn die stärksten Fröste, soweit es sie denn überhaupt gab, vorbei sind, bei Regen alle Zisternen und Regentonnen volllaufen lassen. Es ist erstaunlich, welche Wassermassen selbst ein kleines Dach von Gewächshaus oder Schuppen auffangen kann.
Regelmäßig, doch besonders vor angekündigtem Regen die Dachrinnen und Fallrohre säubern und überprüfen, damit sie auch wirklich jeden Tropfen zu den Tonnen leiten.
Schon im zeitigen Frühjahr anfangen zu mulchen, um die Feuchtigkeit des Winters möglichst lange im Boden zu halten. Besonders die Frühjahrssonne trocknet die Böden sehr stark aus. Kommt dann noch Wind hinzu, können die Böden im April schon staubtrocken sein, bevor überhaupt eine einzige Pflanze in den Boden gekommen ist.
Sehr feuchtigkeitsliebende Pflanzen wie Gurken, Kohlrabi etc. mit Schafwolle mulchen. Die speichert die Feuchtigkeit sehr viel besser im Boden als beispielsweise Rasenschnitt und hat gleichzeitig noch eine Langzeitdüngewirkung, wenn man sie auf den Beeten belässt.
Die Pflanzen nach dem Auspflanzen nicht durch tägliches Gießen verwöhnen. Was im Frühjahr noch machbar erscheint, ist im Sommer aufgrund der Vielzahl der Pflanzen einfach nicht mehr zu gießen. Daher lieber nur beim Pflanzen lange und durchdringend wässern und dann, so lange es geht, nicht mehr. Damit erzieht man die Pflanzen, ihre Wurzeln in die Tiefe zu strecken. Nach dem ersten Angießen gleich eine dicke Mulchschicht um den Pflanzenhals herum ausbringen.
Wenn man sieht, dass eine Pflanze an Trockenheit leidet, notfallmäßig sofort (spätestens am nächsten Tag) gießen und nicht abwarten.
Bis auf Wurzelfrüchte wie Möhren, Radieschen und Pastinaken möglichst alles vorziehen. Das spart nicht nur Wasser, da man anfangs eine wesentlich kleinere Fläche gießen muss und nicht ganze Beetreihen, die Pflanzen bekommen auch einen besseren Start, da sie in kleinen Töpfchen erst einmal ein gutes Wurzelsystem entwickeln können.
Alle Fruchtgemüse in Töpfen wie Tomaten, Paprika, Zucchini etc. regelmäßig gießen und gut mulchen, um Krankheiten vorzubeugen. Blütenendfäule und Mehltau beispielsweise entstehen durch unregelmäßige Wassergaben und bei Trockenheit.
Durstige Pflanzen wie z. B. Mangold und Salate lieber im Frühjahr und Herbst anbauen und nicht im Sommer. Damit sie schöne zarte und große Blätter entwickeln, brauchen sie einfach zu viel Wasser.
Große Pflanzen wie Kohl und Kürbis auf nicht lehmhaltigen Böden immer auf Mulchfolie anbauen, damit die Feuchtigkeit vom Gießen besser im Boden gespeichert wird.
Wenn ich die Beete gieße, mache ich das immer abends, damit die Böden über Nacht die Feuchtigkeit besser aufnehmen können und die Sonne nicht sofort wieder alles verdunsten lässt.
Ungemulchten Boden vor angekündigtem Regen leicht aufhacken, damit er das Wasser besser aufnehmen kann.
Grauwasser im Haus auffangen und zum Gießen oder für die Toilettenspülung (beim „kleinen Geschäft“) verwenden.
Eine Schüssel in der Spüle fängt jede Menge Wasser auf, wenn man Gemüse oder Reis wäscht, Sprossen spült, den Kaffeefilter auswäscht, mal eben kurz die Hände oder ohne Spüli ein Messer abspült (bei mir sind das oft bis zu 10 l am Tag). Damit kann man die Pflanzen auf der Terrasse gießen.
Ein Eimer in der Dusche fängt das erste kalte Wasser aus der Leitung oder Spritzwasser auf. Es kann je nach Seifengehalt und Art der Seife für die Toilettenspülung oder auch zum Gießen der Bäume und Büsche verwendet werden.
In einer Schale im Waschbecken im Bad kann das Händewaschwasser und das Wasser vom Zähneputzen aufgefangen werden. Da es Seifenreste enthält, ist es für den Garten ungeeignet, aber für die Toilettenspülung beim „kleinen Geschäft“ reicht es allemal. Die Toilettenspülung verwendet in der Regel Trinkwasser; pro Person verbraucht man dabei jeden Tag zwischen 30 und 60 l.
Wer die Möglichkeit hat, kann das letzte Spülwasser von der Waschmaschine in den Garten leiten und damit ebenfalls gießen. Waschmaschinen und Geschirrspüler sollten immer richtig voll beladen sein, um das Trinkwasser effizient zu nutzen.
Wer mit der Hand abwäscht, kann in einer Schüssel abwaschen und biologisch abbaubares Spüli verwenden. Ist nicht zu viel Fett im Wasser, können damit die Büsche gegossen werden.
Weitere Spartipps: Letztendlich einfach kürzer und weniger duschen und sparsam mit der Ressource Trinkwasser umgehen.
Zwei Tage nach dem Setzen wässern, danach kommen meine Pflanzen bei gut gemulchtem Boden allein klar.
Sind die Böden erst einmal richtig ausgetrocknet, können folgende Tipps helfen, dennoch eine gute Ernte einzufahren:
Direktsaaten wie Möhren oder Rettiche mit Vlies abdecken, den Boden vorher gründlich und dann täglich gut wässern, bis die Saaten aufgelaufen sind. Das Vlies über den Saaten lassen, bis sie mindestens 5 cm hoch sind, dann abnehmen und zwischen den Reihen mulchen.
Wenn möglich nach oder zwischen Regengüssen säen und pflanzen, dann ist der Boden gut durchfeuchtet. Die Pflanzen natürlich trotzdem angießen.
Jungpflanzen auf die gleiche Weise wie Bäume pflanzen, d. h. ein Loch machen und mit Wasser auffüllen, warten, bis sich das Wasser etwas gesetzt hat. Bei nicht lehmhaltigen Böden eine kleine Schaufel voll lehmhaltiger Erde einfüllen und noch einmal wässern. Dann die Jungpflanze mit feuchtem Wurzelballen einsetzen, mit Erde auffüllen, andrücken und erneut gießen. Danach mulchen. So haben die Pflanzen eine reelle Chance, auch im Hochsommer und bei von Trockenheit geplagten Böden gut anzuwachsen.
Obstbäume, besonders kleinwüchsige (da diese keine tiefen Wurzeln entwickeln), alle 1–2 Wochen gründlich gießen. Und auch große und alte Obstbäume freuen sich bei lang anhaltender Trockenheit über ein bis zwei ausgiebige Wassergaben im Sommer.
Da die Regenwürmer und andere Bodenlebewesen sich weit in tiefere Schichten zurückgezogen haben, produzieren sie nun auch keinen Dünger mehr und unsere Pflanzen werden nicht mehr automatisch gedüngt. Das hat zur Folge, dass die Pflanzen nun wesentlich öfter flüssig nachgedüngt werden müssen, damit sie gut weiterwachsen und Früchte, Blattmasse oder Wurzeln produzieren. Hierfür bieten sich selbst angesetzte Brennnesseljauche, Urin oder Bokashisaft (siehe >) im entsprechenden Verhältnis an.
Sind die Möhrensämlinge so groß, entferne ich das Vlies an einem bedeckten Tag und mulche zwischen den Reihen.