Kapitel 16

Implizite und explizite Pflichten

IN DIESEM KAPITEL

  • Auf dem Flur, in der Cafeteria, in den Pausen und bei allen anderen Aufgaben, die auf Sie zukommen, überleben
  • Arbeitsgruppen und außerunterrichtliche Aktivitäten begleiten
  • Herausfinden, was während der mysteriösen Fortbildungstage passiert
  • Die Lehrbefähigung aufrechterhalten

Als Lehrer im ersten Jahr, der bis spät in die Nacht aufbleibt, um den nächsten Unterrichtstag vorzubereiten oder die aufgeschobenen Arbeiten zu erledigen, haben wir uns erlaubt, von etwas zu träumen, das uns vorenthalten war: ein Job von 9 bis 17 Uhr, der außerhalb der normalen Arbeitszeiten nur wenig oder gar kein zeitliches Engagement erfordert. In Ihrem Vertrag steht, dass Sie vor und nach dem Schultag für eine bestimmte Zeit im Schulgebäude anwesend sein müssen. Wir mussten beispielsweise 15 Minuten vor dem Einlass der Schüler in unsere Klassenzimmer und bis 20 Minuten nach dem Läuten der Entlassungsglocke im Gebäude sein. Diese 35 Minuten reichten jedoch bei Weitem nicht aus, um den Tag abzuschließen und sich auf den nächsten vorzubereiten. Wir kauerten uns an unsere Tische, begannen mit der Unterrichtsplanung, und wenn wir das nächste Mal aufblickten, wurde es dunkel und es war längst Zeit, nach Hause zu gehen. Und das waren Tage ohne außerschulische Aktivitäten, Lehrerkonferenzen und Elterngespräche.

In diesem Kapitel geht es um all die seltsamen Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die Sie während der unterrichtsfreien Zeit haben werden. Sie werden überrascht sein, wie viel Sie zu tun haben, was nichts mit dem Unterricht zu tun hat, und wie bizarr und vielfältig die Aufgaben sind. Sie werden zwar als Lehrer bezahlt, aber wussten Sie, dass Sie gegebenenfalls auch als Polizist, Wachmann, Vertretungslehrer und Trainer tätig sein müssen?

Erfüllen Sie Ihre Pflicht

Ungefähr ein Drittel Ihrer Zeit als Lehrer wird für unterrichtsfremde Aufgaben aufgewendet. Die offensichtlichste und lästigste davon ist die vorgeschriebene Dienstzeit, die Ihnen zu Beginn des Schuljahres zugewiesen wird. Während dieser Zeit werden Sie fesselnde Dinge tun, die Sie nur in diesem Beruf tun können, zum Beispiel 500 Kindern beim Essen mit offenem Mund zusehen oder Kickballspiele beaufsichtigen.

Obwohl einige Aufgaben unangenehm sind, sind Sie vertraglich verpflichtet, alles zu erledigen, was Ihr Auftraggeber von Ihnen verlangt. Schauen Sie sich Ihren Vertrag genau an, um herauszufinden, wie viel dienstfreie Zeit Ihnen garantiert wird. Wenn jedoch ein dringender Bedarf besteht, kann Ihr Schulleiter Sie jederzeit bitten, Ihre Freistunden zu opfern, um eine Verwaltungsaufgabe oder Vertretungsstunde zu übernehmen, ganz gleich, wie sehr Sie auf eine kurze Atempause gehofft haben.

In den folgenden Abschnitten geben wir Ihnen eine kurze Einführung in die grundlegenden Aufgaben, die auf Sie zukommen können, und wir geben Ihnen einige Tipps, die Ihnen helfen, den oft unangenehmsten Teil Ihres Schultages zu überstehen.

Cafeteria/Pausenaufsicht

Manche Leute behaupten, wenn man sich eine Muschel ans Ohr hält, kann man das sanfte Rauschen des Meeres hören. Nach demselben Prinzip kann man, wenn man sich einen gelben Plastikteller aus der Cafeteria ans Ohr hält, 150 Schüler hören, die sich gegenseitig anschreien und über Pokémon reden. Wir waren auf Rockkonzerten, die friedlicher waren als Schulkantinen (obwohl im Gegensatz dazu die meisten Leute auf dem Konzert etwas anderes tranken als Milch).

Wenn Sie das kurze Streichholz für die Kantinenaufsicht gezogen haben, ist es Ihr Schicksal, in der Kantine nach potenziellen Problemen Ausschau zu halten. Ihre wichtigste Aufgabe wird es sein, die Schlange vor der Essensausgabe im Auge zu behalten und darauf zu achten, dass sich die Schüler nicht unberechtigterweise vordrängeln; nichts führt schneller zu einem Streit als ein Schüler, der versucht, sich vor den anderen Kindern in die Schlange zu schleichen. Die Spannungen sind groß und die Aufsicht gering, sodass das Schüler-Lehrer-Verhältnis hier stark zugunsten der Schüler ausfällt. Wenn man dann noch die Teller voller übermäßig verarbeiteter Fischfrikadellen mit Makkaroni und Käse sieht, hat man das Gefühl, in einer Gefängniskantine zu essen. Essensschlachten sind in Schulkantinen zwar selten, aber Auseinandersetzungen (sowohl körperlich als auch verbal) dafür umso häufiger.

Damit die Mittagspause schneller vergeht, sollten Sie nicht nur an der Wand stehen, auf die Uhr starren und den Minutenzeiger mit der Kraft Ihrer Gedanken vorwärtstreiben. Gehen Sie durch die Cafeteria und sprechen Sie mit den Kindern (»Hey, Jakob, hast du gestern Abend für den Test gelernt? Wie viele Muffins hast du zum Mittagessen mitgebracht? Vier? Wie viele Muffins isst du täglich? Wenn du eine Art Muffin-Kur machst, muss ich mehr darüber wissen, denn das hört sich nach etwas an, was für mich auch interessant sein könnte!«) Seien Sie freundlich und sprechen Sie Schüler an, egal, ob sie in Ihrem Unterricht sind oder nicht. Wenn Sie herumlaufen, wirken Sie außerdem abschreckend auf Ruhestörer, die Sie kommen sehen.

Diese Techniken gelten auch für die Pausenaufsicht, die im Allgemeinen ähnlich wie der Cafeteriadienst ist. Auch hier sind Sie den Schülern zahlenmäßig unterlegen und versuchen, den Frieden zu wahren, und es besteht die Chance, dass Sie je nach Jahreszeit stark schwitzen oder so auskühlen, dass Sie Ihre Finger und Zehen nicht mehr spüren. Es gibt noch ein paar weitere Aspekte, wenn Sie Pausenaufsicht machen:

  • Was passiert, wenn Kinder auf die Toilette müssen? Müssen sie begleitet werden?
  • Wie schreiten Sie ein, wenn es zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommt? Wird von Ihnen erwartet, dass Sie Schlägereien beenden, oder sollen Sie einen Mitarbeiter aus der Verwaltung anfordern?
  • Wie vermitteln Sie den Kindern, dass es Zeit ist, sich aufzustellen und wieder hineinzugehen?

Flurdienst

Wenn Sie während des Unterrichts auf den Fluren patrouillieren, sprechen Sie jeden an, den Sie nicht erkennen oder der Ihnen fehl am Platz erscheint. Schüler, die keinen Unterricht haben, sollten Sie in den Aufenthaltsraum oder die Cafeteria schicken, sodass sie nicht auf den Fluren herumlaufen. Das sind Ihre Hauptaufgaben.

Zu viele Lehrer, die sicherheitsrelevante Aufgaben haben, ignorieren diese routinemäßig – vor allem den Flurdienst. Wir stellen uns vor, wie sie grinsend vor sich hin monologisieren wie ein Superschurke in einem Spionagefilm. »Diese armen, armen Narren, die Cafeteria-Dienst haben! Wie schrecklich muss es sein, eine so öffentliche Aufgabe zu haben! Vielleicht schließe ich dagegen heute einfach meine Klassenzimmertür zu und schalte das Licht aus, statt durch die Flure zu streifen. Das ist plausible Verweigerung, Baby! Wenn mein Klassenzimmer fest verschlossen ist, dann muss ich da draußen sein und Kinder beaufsichtigen. Keiner wird es merken!« Seien Sie nicht diese Person. Seien Sie froh, dass Sie eine Aufgabe haben, die es Ihnen erlaubt, sich im Gebäude zu bewegen oder zur Abwechslung mal draußen zu sein, und nutzen Sie das nicht als Gelegenheit, Ihre Verantwortung zu vernachlässigen.

Vertretungsunterricht

Als ich auf dem College war, dachte ich mir, die beste Möglichkeit, in den Semesterferien Geld zu verdienen, sei eine Aushilfslehrtätigkeit. Das würde mir nicht nur helfen, meine Fähigkeiten im Umgang mit den Kindern zu verbessern, sondern es waren auch nur sechs Stunden Arbeit pro Tag. So sehr ich das Unterrichten auch liebe, so sehr verabscheue ich die Vertretungsstunden. Wer will schon einen Hauch über dem Mindestlohn verdienen, um auf Schüler aufzupassen, die sich weigern, ihre nackte Verachtung für Sie zu verbergen? Unnötig zu sagen, dass der Vertretungsunterricht nichts für mich war, und es überrascht mich nicht, dass es Schulen schwerfällt, Vertretungslehrer einzustellen und zu halten. Wissen Sie, was mich überrascht hat, als ich zu unterrichten begann? Die Tatsache, dass ich ständig Vertretungsunterricht geben musste.

Wenn es nicht genügend Vertretungskräfte gibt, um alle freien Stellen an einer Schule zu besetzen, raten Sie, wer dann einspringt? Sie! Die Vertretung für andere Lehrer ist die Aufgabe, die ich am meisten gehasst habe, und zwar nicht nur, weil ich sie nicht mag (habe ich das inzwischen deutlich genug ausgedrückt?), sondern weil sie von Natur aus völlig unerwartet kam. Nichts bringt den Tag so durcheinander, wie wenn jemand während der dritten Stunde in Ihr Zimmer kommt und Sie bittet, die gesamte vierte Stunde zu planen, um die Klasse eines anderen Lehrers zu beaufsichtigen. Die Beaufsichtigung von Klassen ist die am wenigsten entspannende aller Aufgaben, denn es ist wie der erste Schultag überhaupt. Diese Schüler kennen Sie nicht und stellen Ihre Autorität viel eher auf die Probe als Ihre eigenen Schüler, die Sie bereits eingearbeitet haben.

Der beste Weg, die Schüler anderer Leute unter Kontrolle zu halten, ist diese praktische Aussage: »Falls ihr mich nicht kennt, ich bin auch Lehrer an dieser Schule. Ich weiß, dass ihr nicht so respektlos sein würdet, euch daneben zu benehmen, während ich hier bin und eurem Lehrer einen Gefallen tue. Wenn ihr es dennoch tut, kommt ihr in mein Zimmer und müsst bei mir nachsitzen, zusätzlich zu dem, was euer Lehrer euch aufbrummt.«

Veranstaltungsdienst

Ganz gleich, ob Sie sie für eine willkommene Abwechslung oder für eine Verschwendung von Unterrichtszeit halten, Sie werden auf jeden Fall Ihren Anteil an Schulveranstaltungen haben. Wir haben schon zahllose Schulversammlungen, Ferienprogramme, Auftaktveranstaltungen für Spendenaktionen und Nachstellungen von Unfallszenen unter Alkoholeinfluss mit der örtlichen Polizei und Mitgliedern der Schauspielklassen erlebt. Unabhängig von der Veranstaltung wissen die meisten Schulen, dass sich die Schüler besser benehmen, wenn sie in einer Gruppe mit dem Lehrer und den Mitschülern der Klasse sitzen müssen. Schüler trauen sich, zu schreien oder Dinge zu werfen, wenn die Lichter in einem Versammlungsraum ausgehen und sie sich anonym unter die Menge mischen können. Daher ist die beste Verteidigung gegen störendes Verhalten, ihnen die Anonymität zu verweigern.

Wenn Ihre Schule bei einer Veranstaltung keine Plätze zuweist, sollten Sie dies dennoch tun. Informieren Sie Ihre Klasse darüber, dass sie Ihnen zur Veranstaltung folgen und sich dort hinsetzen soll, wo Sie es vorgeben, unabhängig davon, was die Schüler der anderen Klassen tun. Außerdem sollten Sie es Schülern aus anderen Klassen nicht erlauben, sich zu Ihnen zu setzen. Nachdem Sie sich hingesetzt haben, kontrollieren Sie die Anwesenheit, um sicherzustellen, dass niemand Ihre Anweisungen ignoriert und sich dorthin geschlichen hat, wo er lieber sitzen möchte.

Einige altgediente Lehrer sehen eine Schulveranstaltung als Gelegenheit, ihre Kinder an jemand anderen weiterzugeben. Sie schicken ihre Klasse in die Aula und begeben sich direkt in die letzte Reihe, wo sie ihre Schüler geflissentlich ignorieren, die während der wackeligen Darbietung von »Chariots of Fire« durch die Konzertband ein Chaos verursachen. Diese Lehrer sind die lebende Verkörperung der Verlorener-Einfluss-Eltern, die wir in Kapitel 14 besprechen. Wegen dieser faulen Lehrkräfte müssen Sie während der Veranstaltung ständig aufpassen und sich um auftretende Disziplinprobleme kümmern, auch wenn nicht Ihre Kinder beteiligt sind. Wenn es zu Tumulten kommt, gehen Sie durch die Gänge, um alle Schüler, die Sie sehen, daran zu erinnern, dass Sie sie im Auge behalten werden, wenn sie aus der Reihe tanzen.

Die Freuden der Patenschaft

Als ich zur Schule ging, habe ich an vielen außerschulischen Aktivitäten teilgenommen, aber die meisten endeten mit dem Wort Band. Es ist mir nicht peinlich, das zuzugeben – ich war Trompeter und Band-Nerd. Ob Pit Band (für Musicals), Pep Band (bei Basketballspielen), Marching Band (für Footballspiele), Jazz Band, Bläserensemble oder Orchester, ich war bei allen dabei. Ich war bei vielen Sportveranstaltungen dabei, habe aber nie wirklich als Sportler teilgenommen. Ich war kein wirklich introvertiertes Kind – ich spielte in der Little League Baseball und versuchte, an den Wochenenden mit Freunden ernsthaft Basketbälle zu werfen – aber wenn es um von der Schule geförderten Sport ging, hielt ich mich fern.

Der Grund dafür ist einfach: Meine Freunde wussten bereits, dass ich die gleichen sportlichen Fähigkeiten besaß wie eine Tüte Pistazien, und sie akzeptierten mich trotz meiner Unzulänglichkeiten. Ich war nicht daran interessiert, herauszufinden, ob die allgemeine Bevölkerung ebenso nachsichtig sein würde. Niemand muss sehen, wie ich versuche, ein Seil hochzuklettern oder einen Volleyball mit der Rückhand aufzuschlagen. Das ist die Art von Erinnerung, die man sich ersparen muss.

Nachdem ich Ihnen nun meine peinliche persönliche Geschichte offenbart habe, stellen Sie sich mein Entsetzen vor, als ich als Lehrer im ersten Jahr in das Büro des Sportdirektors gerufen und gebeten wurde, eine Sportart zu trainieren! »Wir brauchen dieses Jahr einen Assistenztrainer für die Leichtathletik der Jungen und Mädchen, und wir möchten, dass Sie uns dabei helfen«, sagte er. Mit ernstem Gesicht. »Rick«, sagte ich, »ich habe noch nie einen Tag in meinem Leben trainiert und ich weiß nicht das Geringste über Leichtathletik. Einmal habe ich im Sportunterricht versucht, Hochsprung zu machen, und bin so hart auf der Latte gelandet, dass der Arzt sich nicht sicher war, ob ich jemals Kinder bekommen kann.«

Der sportliche Leiter ließ sich nicht beirren. »Es ist ja nicht so, dass du der Cheftrainer wärst oder so. Jenn ist die Cheftrainerin, und sie wird dir alles beibringen, was du wissen musst. Alles, was du tun musst, ist eine Trillerpfeife zu kaufen und ab dem 1. März um 14:30 Uhr auf der Bahn zu erscheinen.« Ich versicherte, dass ich die falsche Wahl sei, aber er beharrte darauf, dass niemand sonst es machen wollte, was mich zum perfekten Kandidaten machte.

Ich ging zu Jenn und versuchte ihr zu erklären, dass ich zwar bereit war, ihr zu helfen, wenn sie mich brauchte, dass ich aber der unsportlichste Mensch war und sein würde, den sie je zu Gesicht bekommen würde. Sie ließ sich auch nicht umstimmen. »Du musst nicht gleich lernen, wie man alle Disziplinen trainiert«, sagte sie, »aber du musst mit den Hürden anfangen, denn meine Hürdenform ist nicht mehr das, was sie einmal war.« Um das zu beweisen, rannte sie auf eine Hürde zu, die auf dem Flur vor ihrem Klassenzimmer stand. Sie übersprang sie mit der mühelosen Anmut einer Gazelle.

Um genauer zu sein, sprang sie mit der Anmut einer riesigen Gazelle darüber; vielleicht habe ich vergessen zu erwähnen, dass sie zu diesem Zeitpunkt im neunten Monat schwanger war. Ich stand staunend da, mit offenem Mund über die Beweglichkeit, die sie aufbringen konnte, obwohl sie kurz vor der Geburt eines Kindes stand. »Jedes Mal, wenn ich über die Hürden springe, bekomme ich Wehen, und mein Arzt will nicht, dass ich das weiter mache«, sagte sie. »Deshalb brauche ich dich.« Sie war so sportlich, dass ich mir sicher war, dass ihr Baby, das mit ihren Genen gesegnet war, auch jedes Mal im Mutterleib hüpfte, wenn seine Mutter es tat. Und das Baby war wahrscheinlich in perfekter Form.

Sie werden feststellen, dass Sie in ähnlicher Weise gebraucht werden, wenn Sie anfangen zu unterrichten. Zu Beginn eines jeden Schuljahres gibt es immer ein paar freie Stellen für Trainer, Unterstützer oder Ausschussmitglieder, weil niemand sie haben will. Selbst wenn sich jemand überreden lässt, die Stelle zu besetzen, kündigt er am Ende des Schuljahres so schnell wie möglich wieder. An meiner Schule waren zwei Stellen ständig unbesetzt: Leichtathletikassistent und Cheerleader-Patenschaft. Jeden Herbst wurden diese Stellen einem neuen Lehrer im ersten Jahr zugewiesen, und sobald der Herbst kam, nahm ein anderer seinen Platz ein.

Schulleiter haben zu Beginn des Schuljahres viele außerunterrichtliche Stellen zu besetzen und erwarten, dass neue Lehrkräfte mit anpacken und aushelfen. Die meisten altgedienten Lehrerinnen und Lehrer der Schule helfen entweder schon oder haben in den vergangenen Jahren geholfen, und die Aufgabe wird an die neuen Leute weitergegeben. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie sich in die außerunterrichtlichen Aktivitäten einbringen können, machen Sie sich keine Sorgen – der Schulleiter wird auf Sie zukommen! Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass die Aufgabe nicht zu Ihnen passt, und Sie haben immer die Möglichkeit, »nein« zu sagen, wenn Sie gefragt werden, aber es wird nichts daran ändern.

Tage später wird der Schatten des Schulleiters wieder mit einer neuen Bitte vor Ihrer Tür stehen, und so wird es weitergehen, bis Sie nachgeben. Denken Sie nicht einmal daran, die Ausrede »Ich bin ein neuer Lehrer und muss mich noch einleben« zu bemühen. Jeder versucht das, und es funktioniert nie. »Sie werden nie das Gefühl haben, dass Sie sich eingelebt haben«, wird der Direktor sagen und Ihnen den Blick zuwerfen, den eine Schlange einem Vogel zuwirft, kurz bevor sie ihren Kiefer aus den Angeln hebt und ihn ganz verschlingt, »also ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich einzubringen.«

Ganz gleich, wie bizarr der Auftrag ist, seien Sie mutig und versuchen Sie es. Vielleicht macht es Ihnen Spaß und Sie erleben eine Welt, von der Sie bisher nichts geahnt haben! Das Leichtathletiktraining nach der Schule hat mir tatsächlich Spaß gemacht, und im folgenden Jahr, als die Schule beschloss, die Leichtathletikprogramme für Jungen und Mädchen zu trennen, wurde ich zum Cheftrainer für die Mädchen ernannt. Meine Mannschaft schlug sich sehr gut, und ich fühlte mich sehr mit ihnen verbunden. Ich bin mit ihnen Runden gelaufen, habe sie bei pubertären Problemen beraten und ihnen im Bus auf dem Weg zu und von den Wettkämpfen bei den Mathehausaufgaben geholfen. In meinem letzten Jahr als Cheftrainer gewannen wir sogar eine lokale Leichtathletikmeisterschaft und kamen bei den staatlichen Leichtathletikmeisterschaften unter die besten zehn Schulen.

Sie müssen nicht während Ihrer gesamten Laufbahn als Trainer tätig sein. Wenn Ihre Schulleitung sieht, dass Sie ein paar Jahre lang ausgeholfen haben, wird sie nichts dagegen haben, wenn Sie sich zurückziehen und den neuen Lehrern im ersten Jahr Ihren Platz überlassen. Aber verschwinden Sie nicht völlig in der Versenkung. Halten Sie Ausschau nach offenen Stellen, an denen Sie interessiert sind. Wenn es keine gibt, gründen Sie eine eigene Arbeitsgruppe, die auf Ihren persönlichen Interessen basiert. Nachdem ich aufgehört hatte, Leichtathletik zu trainieren, gründete ich an meiner Schule ein akademisches Quizteam und baute mithilfe einiger engagierter und motivierter Schüler ein neues Programm auf.

Wenn Sie außerunterrichtliche Arbeitsgruppen und Aktivitäten fördern, zeigen Sie Schülern, Eltern und Schulbehörden, dass Sie sich für Ihren Beruf engagieren. Sie tun es sicherlich nicht wegen der Bezahlung. (Mein Gehalt als stellvertretender Leichtathletiktrainer belief sich im ersten Jahr auf zwei Dollar pro Stunde.) Man tut es, weil man gern mit Kindern zusammen ist und die Arbeit mit Kindern nach der Schule schon eine Belohnung ist. Die Schüler bleiben freiwillig nach der Schule, weil sie ihr Leben mit einer Vielzahl von Erfahrungen bereichern wollen, weil sie Spaß an Aktivitäten haben, die nicht streng akademisch sind, und weil sie gern Zeit mit Lehrern verbringen, die gern Zeit mit ihnen verbringen.

Das Leben nach der Schule

In meiner Zeit als Leichtathletik-Trainer war mir schmerzlich bewusst, dass die Schulglocke nicht das Ende meines Arbeitstages bedeutete. Ich hatte keine Zeit, mich mit Kollegen zu treffen, meinen Papierkram zu ordnen oder Arbeiten zu benoten. Während der Leichtathletiksaison bedeutete diese Glocke, dass ich die Jogginghosen anzog und mich (und 35 junge Frauen) in einen Schulbus zu einem Auswärtsspiel schleppte, um erst um Mitternacht nach Hause zu kommen.

Auch wenn Sie nicht an außerunterrichtlichen Aktivitäten teilnehmen, bedeutet die Schlussglocke nicht, dass die Arbeit vorbei ist. Alle Lehrerinnen und Lehrer haben Aufgaben, die über den Feierabend hinausgehen. Wir haben einige davon (Benotung, Telefonate mit Eltern und Erstellung von Unterrichtsplänen) in früheren Kapiteln besprochen, aber es gibt einige Aufgaben, die nicht zu Hause erledigt werden können.

Nachhilfeunterricht nach Schulschluss

Ganz gleich, wie gut Sie etwas unterrichten, ein Teil Ihrer Schüler wird völlig verwirrt sein, und die Besetzung dieser Gruppe wechselt im Laufe des Schuljahres. Trotz dieser Tatsache und trotz des wiederholten Angebots von Nachhilfeunterricht und zusätzlichen Übungen nach der Schule für alle, die Hilfe benötigen, werden Sie zu Beginn des Schuljahres nicht viele Teilnehmer haben. Vielleicht sind sie ewige Optimisten (»Ich bin mir sicher, dass ich das allein herausfinde«), vielleicht sind sie Aufschieber (»Ich habe noch viel Zeit, um das zu lernen, bevor die Zeugnisse kommen«) oder vielleicht sind sie unmotiviert (»Ich stecke lieber meinen Arm in einen riesigen Haufen roter Ameisen, als auch nur eine Minute länger als nötig in der Schule zu bleiben«), jedenfalls wird dieser Nachhilfeunterricht mit Sicherheit erst nach ein paar Monaten merklich genutzt.

Es wird mit einem Rinnsal beginnen, ein oder zwei Kinder pro Woche. Wenn sie Erfolg haben, wird sich das herumsprechen, und schon bald werden Sie einen stetigen Strom von Stammkunden haben. Der Strom kann sogar so stark werden, dass er manchmal über die Ufer tritt. Anfangs macht Ihnen das nichts aus, aber wenn Sie jeden Abend stundenlang Nachhilfe geben, kann Sie das auslaugen. Sie brauchen Zeit für sich, um neue Energie zu tanken, Zeit, in der Ihnen keine Schüler Fragen stellen, Zeit, in der niemand etwas von Ihnen braucht, Zeit zum Durchatmen. An manchen Tagen möchten Sie nach der Schule nach Hause gehen und bis zum Morgen die Füße hochlegen, aber damit dieser Traum wahr werden kann, müssen Sie sich organisieren und Grenzen setzen.

Aus irgendeinem Grund haben Lehrer und Schüler gleichermaßen die vorgefasste Meinung, dass Schüler getrennt unterrichtet werden sollten. Es ist, als ob keine zwei Schüler zur gleichen Zeit nach der Schule in Ihrem Klassenzimmer sein können. Wir sind uns nicht sicher, warum das so ist. Vielleicht ist es den Schülern peinlich, wenn andere Kinder erfahren, dass sie Nachhilfe brauchen oder Schwierigkeiten im Unterricht haben (so wie man auch keine Bekannten in der Praxis seines Therapeuten treffen möchte). Sie können dieses unausgesprochene Stigma überwinden, indem Sie noch mehr Schüler zur gleichen Zeit einladen. Und je mehr Schülern Sie gleichzeitig helfen können, desto weniger Einzeltermine müssen Sie vereinbaren und desto weniger sind Ihre Nachmittage ausgelastet.

Als ich im zweiten Jahr unterrichtete, begann ich, donnerstags »Study Buddy Thursdays« zu veranstalten. Die Idee war, dass donnerstags jeder Schüler in einer meiner Klassen, der Hilfe brauchte, nach der Schule bleiben konnte, und jetzt kommt der Clou: Ich gab Schülern, die keine Hilfe brauchten, aber dabei blieben und ihren Mitschülern halfen, zusätzliche Punkte. Daran mussten sie sich erst einmal gewöhnen. Anfangs wehrten sich die Schüler gegen die Hilfe von Gleichaltrigen und bestanden darauf, dass es allein meine Aufgabe sei, ihnen zu helfen, aber das legte sich mit der Zeit. Mit der Zeit zogen sie die Hilfe von Gleichaltrigen vor, weil ich dazu neigte, die gleichen Techniken zu vermitteln, die ich in der Klasse lehrte, und weil andere Schüler einzigartige Strategien anboten, die ich nie in Betracht gezogen hatte.

Ich habe freitags immer Tests und Prüfungen geschrieben, sodass die Kinder sich donnerstags mit Study Buddy beruhigen konnten. Sie wussten immer, dass sie mindestens eine weitere Chance hatten, den Stoff zu verstehen, bevor sie benotet wurden, was den Druck im Unterricht nahm. Kinder, die früher sagten: »Das werde ich nie verstehen«, begannen zu sagen: »Wir sehen uns dann wohl am Donnerstag.« Sie tauschten das Gefühl der Vergeblichkeit gegen das Gefühl der Gemeinschaft ein, und die Beteiligung stieg sprunghaft an, als ich anfing, Limonade, Chips und Kekse für die Studiensitzungen bereitzustellen.

Jeden Donnerstagnachmittag verbrachten zwischen 20 und 30 Kinder zwei Stunden in meinem Zimmer. Anfangs trennte ich die Kinder nach den Klassen, die ich unterrichtete, und wechselte von Gruppe zu Gruppe, um so vielen wie möglich zu helfen, aber selbst diese Grenzen begannen zu verschwimmen. Meine Algebraschüler kamen vorbei und halfen meinen benachteiligten Kindern, und so entstand eine große Familie, die aufeinander aufpasste. Praktisch gesehen bedeutete das auch, dass meine gesamte Nachhilfe donnerstags stattfand, und dank all meiner freiwilligen Helfer konnte ich einen Großteil dieser Arbeit auf konstruktive Weise auslagern.

Teilnahme an Schulveranstaltungen

Kinder arbeiten nach der Schule hart, verbringen unzählige Stunden auf dem Sportplatz und proben wochenlang für Musical- oder Theateraufführungen. Wenn Sie sich die Mühe machen, ein Spiel zu besuchen oder ihnen bei einer Aufführung zuzusehen, bedeutet das viel für sie. Es bedeutet, dass Sie in sie als Person investieren, und zwar über das hinaus, was Sie als Lehrkraft zu tun haben. Es hat etwas Magisches, wenn man Schülern dabei zusieht, wie sie ihre Talente auf eine Weise demonstrieren, die man im Klassenzimmer nicht zu sehen bekommt. Das Kind, das Schwierigkeiten mit dem Lesen hat, entpuppt sich als unglaublicher Sänger, und der zurückhaltende Schüler, der im Unterricht nie laut gesprochen hat, hat gerade den Landesmeistertitel im Ringen gewonnen.

Es kann sogar sein, dass sie sich in diese außerschulischen Aktivitäten einbringen werden, nur weil Sie dort auftauchen. Hier einige der Aktivitäten, in die ich in meinen ersten Jahren als Lehrerin hineingezogen wurde:

  • Punktestandverwaltung und Zeitmessung bei Cross-Country-Läufen,
  • Dienst als Stadionsprecher bei Fußballspielen,
  • Betreuung der Wartetische bei einem Benefiz-Abendessen der Chor-Arbeitsgruppe,
  • Vorsprechen für das Frühlingsmusical,
  • Karaoke-Singen an der 50-Yard-Linie während der Homecoming-Football-Spiele, um Geld für eine Kampagne gegen Alkohol im Straßenverkehr zu sammeln (mein vielseitiges Repertoire umfasste Stücke wie das Thema aus Love Boat, »I Got You Babe« und »Who Let the Dogs Out«),
  • Schauspielen in Weihnachtsversammlungen an den Tagen vor den Ferien (ich war, in verschiedenen Jahren, Scrooge und der Grinch – perfekt eingeordnet!),
  • Bau von Festwagen für die Feier zum Schuljahresbeginn.

Die Art der Aktivitäten hängt natürlich davon ab, welche Klassen Sie unterrichten werden. Grundschullehrer können sich wie folgt engagieren:

  • Förderung von Arbeitsgruppen wie dem Mathe-Team, der Buchstabier-Arbeitsgruppe, der Ökologie-Arbeitsgruppe oder der LEGO-Robotik, um nur einige zu nennen,
  • Teilnahme an Treffen der Eltern-Lehrer-Vereinigung, um eine sinnvolle Partnerschaft mit Eltern und der Gemeinschaft aufzubauen,
  • Freiwillige Mitarbeit bei Chili-Kochwettbewerben, Schulfasching, Pfannkuchenessen, Filmabenden, Essensfahrten, Imbissständen oder anderen Aktivitäten, die Ihre Schule nutzt, um Menschen zusammenzubringen (auch wenn sie nichts mit Essen zu tun haben).

In einem Jahr erlebte eine meiner Viertklässlerinnen eine schreckliche Tragödie. Ihre Mutter starb früh an einer aggressiven Form von Brustkrebs. Die Freunde des Mädchens wollten ihr beistehen, wussten aber nicht, was sie tun sollten. Sie sprachen mich an und fragten mich, ob ich an einer Schulveranstaltung teilnehmen würde, um Geld für die Brustkrebsforschung zu sammeln. Natürlich wollte ich alles tun, um zu helfen, und sie wussten, dass ich eine gute Sportlerin bin. Die Schüler beschlossen, Geld zu sammeln, indem sie Klebebandstreifen verkauften, mit dem Ziel, mich an die Wand der Turnhalle zu kleben. Wir haben eine ganze Veranstaltung daraus gemacht. Ich bin sehr froh, dass ich keine Platzangst habe, denn sie haben tonnenweise Klebeband verkauft, und als alles angebracht war, konnte ich mich nicht mehr bewegen, meinen Kopf nicht mehr drehen oder gar wackeln. Ich klebte fest an dieser Wand. Es hat mir viel bedeutet, dass meine Kinder mich in diese Spendenaktion einbezogen haben, denn ich würde alles tun, um sie zu unterstützen.

Sich beruflich weiterentwickeln

Während Sie versuchen, täglich stapelweise Unterrichtsentwürfe zu erstellen und sich um mehr Noten zu kümmern, als Sie sich vorstellen können, wird von Lehrern auch erwartet, dass sie ihre Ausbildung auf dem neuesten Stand halten. Sie kommen vielleicht gerade frisch von der Uni oder aus der Zertifizierungsausbildung, aber schon bald werden Sie sich wieder für einen Unterricht einschreiben. Und vergessen Sie nicht die schlimmste aller Weiterbildungsaktivitäten: Lehrerfortbildungen! Sie sollen Ihre pädagogischen Fähigkeiten verbessern (wir hoffen, dass Sie den Sarkasmus in unserer Stimme hören), aber alles, was sie tun, ist, Zeit zu vergeuden, die man besser mit praktischeren Dingen verbringen sollte.

Berufsbegleitende Ausbildungen

Man könnte meinen, ein Lehrerfortbildungstag sei eine willkommene Abwechslung. Sicher, man muss immer noch aus dem Bett aufstehen, duschen und sich eine Hose anziehen, um zur Arbeit zu gehen, aber es ist ein 100-prozentig schülerfreier Tag! Und wenn er auf einen Freitag fällt, kann es genauso gut ein dreitägiges Wochenende sein! Nicht, dass Sie die Kinder nicht mögen (sie wachsen Ihnen langsam ans Herz), aber ist es nicht fantastisch, einen Tag lang zu sehen, wie die andere Hälfte lebt? Vielleicht haben Sie sogar Zeit für eine Tasse Kaffee am Morgen und können in aller Ruhe auf die Toilette gehen! Ja, alles deutet darauf hin, dass ein Tag mit berufsbegleitender Ausbildung eine schmerzfreie Art ist, das Wochenende einzuläuten, und obendrein können Sie ohne schlechtes Gewissen Jeans tragen! Leider funktioniert das nicht so.

Hier ist ein Witz, der es am besten erklärt. Ein alter Mann stirbt, und als sein Geist in den Himmel aufsteigt, sieht er die glorreiche Majestät eines perfekten und makellosen Lebens nach dem Tod. Goldene Flüsse fließen um ihn herum, jeder lächelt, und kein einziger Schatten ist zu sehen. Der heilige Petrus nimmt ihn nach seiner Ankunft mit auf eine Führung durch den Himmel. »Was ist das für ein großer und wundersamer Palast, den ich da in der Ferne sehe?«, fragt der alte Mann, und Petrus antwortet: »Es ist das Haus, das für diejenigen reserviert ist, die ihr Leben den Kindern als Lehrer gewidmet haben. Wegen der Mühen, die sie auf der Erde ertragen haben, und wegen des Eides der Armut, den sie abgelegt haben, ist ihnen der größte Platz im Himmel vorbehalten.« Der alte Mann war verblüfft. »Aber warum scheint er so leer zu sein?« Der heilige Petrus antwortete: »Alle zwei Wochen haben die Lehrer noch Fortbildung in der Hölle.«

So sehr wir auch gehofft hatten, dass Fortbildungstreffen Tage des kollegialen Austauschs und eine Gelegenheit sein würden, unsere Arbeit nachzuholen, so endeten sie doch immer mit einer Fülle von Sitzungen. Besprechungen auf Schulebene, Besprechungen auf Bezirksebene, Besprechungen auf Abteilungsebene, Besprechungen auf Fakultätsebene … die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und am Ende all dieser Sitzungen wünscht man sich, man hätte den ganzen Tag unterrichtet, egal wie schlecht sich die Kinder benommen hätten. Ganz ehrlich, die Fachbereichsleiter haben Besseres zu tun, als für ihre Lehrer Fortbildungsmaßnahmen zu planen, und die Lehrer haben Besseres zu tun, als sich dieses ganze Gefasel anzuhören. Leider darf niemand diese unbequemen Wahrheiten zugeben, und so geht der ewige Tanz weiter: Schulleiter müssen Sitzungen veranstalten, die sie lieber nicht moderieren würden, und Lehrer müssen an Sitzungen teilnehmen, die niemanden interessieren.

Im Folgenden finden Sie einige Arten von Sitzungen, an denen Sie teilnehmen werden:

  • Die »Ich lese Ihnen jetzt diese E-Mail vor«-Besprechung. Wenn ein Schulleiter etwas Wichtiges mitzuteilen hat, schickt er eine E-Mail an den gesamten Lehrkörper. Ein paar Stunden später wird eine Sitzung anberaumt, in der die E-Mail Wort für Wort vorgelesen wird. Ihr Verstand wird schreien: »Das habe ich schon gelesen!« oder »Warum können wir uns nicht fünf Minuten Zeit nehmen und das auf den Computern in unseren Klassenzimmern lesen, statt 90 Minuten damit zu verbringen, es uns vorzulesen und aus allen möglichen Blickwinkeln zu diskutieren?«
  • Das »Schau, was sie können«-Besprechung. Gelegentlich sind Schulleiter von einem Unterrichtsentwurf oder einer Verhaltenstechnik beeindruckt und bitten den Betreffenden, diese seiner Schule, seiner Klassenstufe oder seinen Fachkollegen vorzustellen. Egal, wie gut die Informationen sind, dies ist nicht der richtige Ort, um sie weiterzugeben. Entweder sind die Kollegen beleidigt (»Du hältst dich für besser als ich?«), uninteressiert oder abgelenkt. Sollten Sie jemals in die wenig beneidenswerte Lage kommen, auf einer Fortbildungsveranstaltung einen Vortrag halten zu müssen, denken Sie an diese Worte: Machen Sie es kurz. Es ist nicht nötig, sich lange darüber auszulassen, woher die Inspiration für den Unterricht kam, oder langatmig zu diskutieren, wie sehr Ihre Kinder ihn geliebt haben. Kommen Sie auf den Punkt, führen Sie Ihre Demonstration vor und setzen Sie sich wieder hin. Wenn Sie länger als zehn Minuten reden, werden Sie die Feindseligkeit Ihrer Kollegen spüren, die wie eine heiße Alien-Sonne auf Sie einstrahlt.
  • Das »Wir wollen Ihre Meinung hören«-Treffen. Wehe Ihnen, wenn Sie jemals den Satz hören: »Wir möchten, dass sich alle in diesen Prozess einbringen, also wollen wir von allen ein Feedback«. In der bildungsfremden Sprache bedeutet dies: »Die Verwaltung hat eine Änderung der Schulpolitik beschlossen, und statt die Änderung selbst umzusetzen, lassen wir Sie die ganze Arbeit während der Dienstbesprechungen machen, unter dem Vorwand, Ihren Beitrag zu schätzen.« Als unser Schulbezirk beschloss, landesweite Abschlussprüfungen einzuführen, raten Sie, wer sie alle schreiben durfte? Die Lehrerinnen und Lehrer während der Fortbildungsveranstaltungen. Jahrelang schufteten wir und schrieben Tausende von Prüfungsaufgaben, während unsere eigene Arbeit unangetastet in unseren Klassenzimmern lag.

Alles, was die Lehrerinnen und Lehrer an ihren Fortbildungstagen wirklich wollen, ist die Möglichkeit, sich mit der Unterrichtsplanung und der Benotung zu befassen, und das ist das Einzige, was die Verwaltungen nicht zulassen.

Unterricht an den Wochenenden

Erinnern Sie sich noch an die sieben Bazillionen Kurse, die Sie an der Uni belegt haben, um sich zu qualifizieren? Sobald Sie Ihren Abschluss in der einen Hand halten und ein Rezept für Valium in der anderen, sind Sie bereit, sich für immer von der Ausbildung zu verabschieden. Es stellt sich heraus, dass »für immer« ungefähr acht Monate dauert, denn wenn Sie länger damit warten, sich für Fort- und Weiterbildungen anzumelden, werden Sie überfordert sein. Die Anforderungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, aber wenn Sie mehr als ein Jahr lang keine Fortbildungspunkte erwerben (egal, ob es sich dabei um Fortbildungspunkte handelt, die Sie in Lehrerkursen staatlicher oder kommunaler Einrichtungen erworben haben, oder um Punkte, die Sie in einem Masterstudiengang erworben haben), werden Sie es später bereuen. Wenden Sie sich an die Aufsichtsbehörde Ihres Schulbezirks oder an Ihre Schulleitung, um herauszufinden, welche Kurse Sie in welchem Zeitraum belegen sollten.

Die beste Zeit, um Kurse zu belegen, ist der Sommer, wenn Sie sich nicht mit einer Menge Schularbeiten herumschlagen müssen. Wenn Sie nicht in der Lage sind, sich für diese Kurse einzuschreiben, ist die nächstbeste Möglichkeit, Kurse am Wochenende zu besuchen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, melden Sie sich für Kurse an, die länger dauern, aber an weniger Tagen stattfinden. Sicherlich tut es weh, am Samstagmorgen bei Sonnenaufgang aufzustehen, zu einem Kurs zu fahren und dort sechs Stunden lang zu sitzen, aber es wird schnell vorbei sein, sodass Sie zu Ihrem normalen Zeitplan zurückkehren können.

Dank der Technologie können Sie Ihre Fortbildungen häufig online erledigen. Die Bequemlichkeit hat jedoch einen Nachteil. Unserer Erfahrung nach erfordern Online-Kurse zwei- bis dreimal so viel Schreibarbeit wie Präsenzveranstaltungen. Die Akkreditierungsagenturen verlangen, dass jede Weiterbildungseinheit einer bestimmten Anzahl von Unterrichtsstunden entspricht. Wenn Sie einen Präsenzkurs besuchen, lässt sich leicht berechnen, wie lange Sie dort sitzen, sich mit dem Inhalt beschäftigen und (möglicherweise) etwas lernen. Bei Online-Kursen kann man nur dann sicher sein, dass man auch wirklich sitzt und arbeitet, wenn man lange schriftliche Aufgaben eledigen muss. Präsenzunterricht ist fast immer einfacher, wenn Sie einen Kurs in Ihrer Nähe finden.

Und nun eine gute Nachricht: Im Gegensatz zu den Kursen, die Sie an der Universität besucht haben, sind die meisten Rezertifizierungskurse unglaublich einfach – so einfach, dass es schon peinlich ist. Das gilt sowohl für Kurse mit Abschluss als auch für berufsbegleitende Kurse. Man könnte die Kurse auch »Springen Sie durch diese Reifen, und ich gebe Ihnen einen Keks« nennen. Um zu bestehen, muss man im Grunde nur den Anweisungen des Dozenten zustimmen und die Aufgaben abliefern.

Erlauben Sie mir, Ihnen einen meiner Geheimtricks zu verraten, mit dem ich einen Kurs mit Bravour bestanden habe. Er ist zynisch, aber bei mir hat er immer funktioniert. Eines der ersten Dinge, die Sie in diesen Kursen tun werden, ist es, ein Tagebuch zu führen, in dem Sie Ihre Gedanken und Gefühle über das, was Sie lernen werden, aufschreiben. Ich habe meinen ersten Tagebucheintrag immer in völliger Ablehnung des Themas verfasst, das wir lernen sollten. Wenn es in dem Kurs beispielsweise um Gruppenunterricht ging, lautete mein erster Tagebucheintrag etwa so: »Ich habe immer geglaubt, dass ein Schüler völlig isoliert von anderen Schülern lernen sollte, möglicherweise in einem dunklen Raum ohne Fenster, aber ich bin bereit, für alles offen zu sein.« Am Ende der letzten Unterrichtsstunde spiegelten meine Tagebucheinträge eine enthusiastische (wenn auch unaufrichtige) Begeisterung für das Lernen in der Gruppe wider, etwa so: »Ich habe nie verstanden, wie wertvoll Gruppenlernen sein kann! Dieser Kurs hat mir wirklich die Augen für neue Wege geöffnet, um meine Schüler zu erreichen, und ich weiß, dass ich dadurch ein besserer Lehrer sein werde.« Dies ist eine Bestätigung für den Ausbilder, der sich dann gern mit guten Noten revanchiert.