Einführung

Über den Lehrerberuf gibt es unzählige Plattitüden, und noch während man in Studium und Referendariat ist, hört man sie alle. Sie sind meistens gut gemeint und freundlich, genauso wie die Leute, die sie ständig auf Ihren Social-Media-Accounts posten, aber besonders hilfreich sind sie nicht. Hier einige Zitate, die uns jedes Mal aufstöhnen lassen, wenn wir sie lesen. Jedes dieser Zitate wird der Person zugeschrieben, die allgemein als die Originalquelle zu betrachten ist:

  • »Wenn man jemanden auf ein Podest stellen muss, dann Lehrer. Sie sind die Helden der Gesellschaft.« – Guy Kawasaki
  • »Ein Lehrer wirkt für die Ewigkeit; er kann nie sagen, wo sein Einfluss aufhört.« – Henry Adams
  • »Besser als tausend Tage fleißigen Lernens ist ein Tag mit einem großen Lehrer.« – Japanisches Sprichwort
  • »Ich bin heiß auf die Lehrerin. Es hat mich schlimm erwischt. Schlimm erwischt. Ich bin heiß auf die Lehrerin. Whoa.« – Van Halen

All diese inspirierenden Zitate sollen Ihnen sagen, dass der Lehrerberuf eine wichtige Aufgabe ist, dass die Erziehung der nächsten Generation ein edles Ziel ist, und niemand diese Tatsache bestreiten würde. Jeder weiß, dass Lehrer wichtig sind und unterschätzt werden. Aber es gibt etwas, was die Leute vielleicht nicht wissen: Unterrichten ist hart.

Die legendäre Talk-Masterin Terry Gross, Moderatorin der Sendung »Fresh Air« des National Public Radio, hat es kürzlich in einem Fernsehauftritt ehrlich und prägnant erklärt. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als Lehrerin in der achten Klasse. »Ich habe meinen BA in Englisch gemacht, mit einem Lehrzertifikat. Ich wurde nach sechs Wochen gefeuert, weil ich nicht in der Lage war, eine Klasse unter Kontrolle zu halten oder sie überhaupt in einer Klasse zu halten.« Ihr Lehramtsstudium bereitete sie nicht auf die Realitäten in einem Klassenzimmer vor.

Selbst wenn Sie keine Probleme mit dem Klassenmanagement haben, gibt es viele andere Herausforderungen, denen Sie sich als Lehrkraft im ersten Jahr stellen müssen. Können Sie Ihre Zeit gut einteilen? Können Sie effektiv mit Eltern und der Schulleitung kommunizieren? Können Sie den Unterrichtsstoff so interessant gestalten, dass eine Klasse voller Fünftklässler auch nach dem Mittagessen noch aufmerksam bleibt?

Wenn man erst einmal im Klassenzimmer ist, untergräbt die Realität des Lehrerberufs die idealisierte Version, die die meisten von uns in ihren Köpfen aufgebaut haben. Dinge, die Sie anfangs vielleicht mit einem Achselzucken abgetan haben – die geringe Bezahlung, die zunehmend aufgeladene Politisierung des Bildungswesens, das enorme Arbeitspensum zu Hause und die Erwartung, dass Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeiten – bringen Sie schnell zu der Frage, warum Sie diesen Weg gewählt haben. Es ist stressig. Es ist einsam. Es ist hart.

Eine vom Merrimack College und EdWeek Research durchgeführte Studie aus dem Jahr 2022 kommt zu dem Ergebnis, dass viele Lehrkräfte sich überarbeitet, unterbezahlt und nicht ausreichend gewürdigt fühlen. Nach einer Befragung von mehr als 1.000 Lehrkräften stellten sie fest, dass nur 12 Prozent der Befragten mit ihrer Arbeit sehr zufrieden sind und fast die Hälfte der Befragten plant, den Lehrerberuf innerhalb der nächsten zwei Jahre ganz aufzugeben. Warum ist das so? Warum verlassen Menschen, die so gern unterrichten wollten, so schnell in Scharen den Beruf?

Wir sind der Meinung, dass die Lehrerausbildung unsere neuen Lehrer im Stich lässt. Sie brauchen keine Plattitüden. Sie brauchen keine inspirierenden Zitate. Sie brauchen keinen Rabatt auf Schulmaterial, das in der ersten Augustwoche gegen Vorlage eines gültigen Schulausweises gekauft wird (es gibt Ausnahmen). Sie brauchen Hilfe. Sie brauchen Unterstützung. Sie müssen wissen, worauf Sie sich einlassen und was sie tun sollen, wenn etwas schiefläuft. Und genau da kommt dieses Buch ins Spiel.

Über dieses Buch

Jeder Lehrer im ersten Jahr braucht einen erfahrenen Mentor – jemanden, dem er vertrauen kann, jemanden, der Fehler gemacht und daraus gelernt hat, jemanden, der ihm nützliche Ratschläge geben kann. Solche Leute sind schwer zu finden. Wir drei hatten keinen solchen Mentor, als wir mit dem Unterrichten anfingen, deshalb haben wir es auf die harte Tour gelernt. Im Laufe der vielen Jahre, die wir in diesem Beruf verbracht haben, haben wir nach und nach Ratschläge gesammelt, die auf unseren eigenen Erfahrungen und Fehlern basierten und auf den gelegentlich wirklich goldwerten Ratschlägen, die wir aus der hart erarbeiteten Weisheit unserer Kollegen gewonnen haben.

Immer wieder haben wir uns gesagt: »Wenn ich das gewusst hätte, als ich angefangen habe – das hätte mir so viel Ärger erspart!« Genau deshalb haben wir dieses Buch geschrieben. Es gibt keinen Grund dafür, dass jeder neue Lehrer sein eigenes Fundament an institutionellem Wissen aufbauen und es allein schaffen muss. Wir wollten all diese Ratschläge und Erfahrungen in einem Band zusammenfassen, damit Sie besser vorbereitet sind, um sofort erfolgreich zu sein.

Obwohl wir als dreiköpfiges Team über eine breite Wissensbasis verfügen, wollten wir mehr für dieses Buch. Wir wollten eine umfassende Sicht auf das Unterrichten aus vielen verschiedenen Perspektiven und von verschiedenen Protagonisten im Bildungsprozess präsentieren, deshalb haben wir mit vielen verschiedenen Menschen gesprochen, darunter …

  • angehende Lehrer, um herauszufinden, wovor sie am meisten Angst haben,
  • Lehramtsstudenten, um Probleme und zu entwickelnde Kompetenzen zu ermitteln,
  • Lehrer im ersten Jahr, die sowohl inspirierende als auch tragische Geschichten erzählt haben,
  • erfahrene Lehrer, die schon alles gesehen und erlebt haben,
  • Schulleiter, die erklärten, was sie von Lehrern im ersten Jahr erwarten,
  • Referenten der Schulaufsichtbehörden, die Einblicke in die Beurteilung neuer Lehrer gegeben haben,
  • Schulpersonal, das Einblicke in den täglichen Betrieb einer Schule und in die Zusammenarbeit mit den Lehrern gegeben hat,
  • ehemalige Schüler, um herauszufinden, was Lehrer getan haben und damit ihr Leben besser oder schlechter gemacht haben.

Wir haben versucht, jede wichtige Entscheidung oder Situation vorwegzunehmen, mit der Sie in Ihrem ersten Jahr als Lehrer konfrontiert werden, damit Sie darauf vorbereitet sind. Sie werden tonnenweise Beispiele aus dem wirklichen Leben finden und viele dieser »Das sollten Sie nicht tun«-Geschichten (einige davon leider mit uns in der Hauptrolle). Auf diese Weise wollen wir Ihnen helfen, die Wassertiefe abzuschätzen, bevor Sie eintauchen.

Törichte Annahmen über den Leser

Wir setzen in diesem Buch nicht viel über Sie voraus, außer dass Sie wahrscheinlich an einer Hochschule studieren oder an einem Aufbaustudiengang teilnehmen oder Ihr Studium gerade abschließen. Sie kennen die gesamte Theorie, können einen Unterrichtsplan erstellen und sind mit pädagogischer Psychologie bestens vertraut. Wir werden hier nicht noch einmal auf dieses bewährte Terrain zurückkommen. Stattdessen werden wir uns auf praktische Ratschläge konzentrieren.

Seiteneinsteiger an Schulen – also Personen, die nicht über ein abgeschlossenenes Lehramtstudium und Referendariat verfügen – sind in den meisten Bundesländern aufgrund des aktuellen Lehrermangels unverzichtbar. Dies wird sich vermutlich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Für diese Gruppe gelten die oben genannten Voraussetzungen, nämlich dass sie die gesamte Theorie des Unterrichts kennt und mit pädagogischen Sachverhalten vertraut ist, nicht. Da es an bundeseinheitlichen Bedingungen und Standards für den Quereinstieg fehlt, ist dieses Buch für neue Lehrer ohne Lehramtsprüfung besonders wertvoll. Gerade sie profitieren davon, im Vorfeld ihres Unterrichts von Fehlern und Erfahrungen anderer zu lernen und typische Stolperfallen des Unterrichts zu durchdenken.

Eine Annahme, die wir nicht machen, ist die Klassenstufe, die Sie unterrichten oder zu unterrichten planen. Als wir das Buch schrieben, fragten uns viele Leute: »Wird es ein Buch für Grundschullehrer oder für Lehrer der Sekundarstufe?« Die Antwort war: beides. Carol unterrichtete an der Grundschule, Flirtisha hatte die Mittel- und Oberstufe, und Mike unterrichtete die Oberstufe und College-Klassen. Als wir uns hinsetzten, um das Buch zu planen, stellten wir immer wieder fest, dass die gleichen Ratschläge gelten, unabhängig von der Altersgruppe, die man unterrichtet. In einigen seltenen Fällen sind einige Tipps eher für Schüler eines bestimmten Alters geeignet, und wir weisen darauf hin, wenn dies der Fall ist.

In diesem Buch verwendete Icons

Hier und da finden Sie am Rande des Buches kleine Symbole, die auf wichtige Stellen im Text hinweisen. Hier die Symbole, die wir verwenden, und was sie bedeuten:

Diese kleinen Ratschläge können Ihnen wertvolle Zeit ersparen oder Kopfzerbrechen in der Zukunft verhindern. Es sind weise Ratschläge von Lehrern, die bereits unter den Folgen schlechter Entscheidungen gelitten haben.

Betrachten Sie diese Warnhinweise als kleine Fähnchen, die ein Minenräumer vor Ihnen auf dem Feld platziert hat, damit Sie wissen, wo Sie gefahrlos hintreten können – und wo auf keinen Fall.

Merken Sie sich diese Dinge, denn irgendwann werden Sie froh sein, dass Sie es getan haben.

Wir haben dieses Buch als Team geschrieben, daher sprechen wir im Allgemeinen im Konsens. Gelegentlich erzählt einer von uns eine persönliche Anekdote oder spricht in der ersten Person, sodass wir mit einem dieser Symbole angeben, dass einer von uns spricht.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir sind der Meinung, dass die ersten drei Kapitel einen wichtigen Rahmen für den Rest des Buches liefern – sie tragen dazu bei, dass sich dieses Buch von den meisten anderen Büchern zur Lehrervorbereitung unterscheidet, indem sie ein realistisches Bild dessen vermitteln, was Sie erwartet. Wenn Sie jedoch direkt zu den praktischen Ratschlägen übergehen wollen, sollten Sie mit Kapitel 4 beginnen und von dort aus weiterlesen. Wir empfehlen Ihnen, so viel wie möglich von dem Buch zu lesen, bevor Sie mit dem Unterrichten beginnen, denn Sie wissen wahrscheinlich noch nicht, worauf Sie verzichten können.

Vielleicht werden Sie beim Lesen feststellen, dass Sie hier und da anderer Meinung sind als wir, und das ist in Ordnung. Diese Strategien haben bei uns Wunder gewirkt, aber unser Ziel mit diesem Buch ist es nicht, Sie zu unserem Schüler zu machen. Wir wollen nur, dass Sie schwierige Situationen durchdenken, bevor sie tatsächlich eintreten. Wenn das bedeutet, dass Sie zu anderen Schlussfolgerungen kommen als wir, dann soll es so sein! Sie werden trotzdem Ihre eigenen Strategien und Grundsätze entwickeln, und das ist schließlich das Wichtigste.

Dieses Buch ist unser Liebesbrief an Sie. Es war uns eine Freude, gemeinsam daran zu arbeiten, unser Lebenswerk zu etwas zu destillieren, das Ihnen hoffentlich auf Ihrer Reise als neuer Lehrer im ersten Jahr nützlich sein wird. Sie können uns gern eine E-Mail an those.teacher.dummies@gmail.com schicken. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!