Der erste Blick auf das Programmwahlrad zeigt Bekanntes und Neues. Neu ist: Das Wahlrad ist nicht arretiert. Das sollte kein Problem darstellen, da durch die Lage des Wahlrades auf dem Gehäuse ein versehentliches Verstellen ausgeschlossen ist. Dafür finden sich drei Speicherplätze C1 bis C3 für eigene Einstellungen und der immer noch relativ neue Modus namens Fv.
Erstmals bei einer EOS-Kamera der R-Reihe, die eine einstellige Zahl im Namen trägt, hat Canon in der R7 umfassend Motivprogramme eingebaut. Bei den Motivprogrammen nimmt die Kamera die Einstellungen weitestgehend automatisch vor – Sie müssen sich lediglich um den Bildaufbau kümmern.
Damit eignen sich diese Programme zuerst einmal besonders für Fotografieanfänger. Aber auch Fortgeschrittene und Profis nutzen die Vorteile einzelner Funktionen gern. Zum Beispiel kann man die Automatik einsetzen, wenn man im Urlaub bei einem geführten Stadtrundgang dem Tourguide lauschen und sich nicht durch die Kameraeinstellungen ablenken lassen möchte.
Während man in den Automatikprogrammen insbesondere älterer DSLRs ausschließlich im JPG-Format aufnehmen konnte, unterstützt die EOS R7 in vielen Motivprogrammen auch das RAW-Format. Positiv bemerkbar machen sich an der EOS R7 auch die wesentlich höhere Rechenleistung der Kamera und natürlich die Motiverkennung und -verfolgung.
Im Folgenden gehen wir näher auf die Modi ein.
Welches Programm ist richtig?
In diesem Kapitel stellen wir Ihnen alle Programme der EOS R7 vor. Es geht in diesen Programmen primär darum, zur korrekten Belichtung zu kommen. Dazu sind die Programme unterschiedlich spezialisiert, und je nach Motiv und Aufgabe ist es einfach, mal mit diesem oder mal mit jenem Programm das perfekte Ergebnis zu erzielen.
Übrigens: Die falsche Programmwahl verdirbt nicht automatisch das Ergebnis.
Und selbst im manuellen Modus mit manuellem Fokus können erfahrene Fotografen auch in schwierigen Situationen schöne und technisch korrekte Fotos machen.
Die Vollautomatik analysiert das Motiv und nimmt daraufhin Einstellungen vor. Links oben im Sucher wird das ermittelte Motiv angezeigt. Für bewegte Motive stellt die Kamera automatisch auf Servo um, was Sie wie gewohnt dann am blauen Autofokus-Feld erkennen, wenn der Auslöser halb durchgedrückt wird. Dies erfolgt auch dann, wenn die Kamera auf One Shot eingestellt wurde.
An der R7 kann die Vollautomatik noch mehr! Sie können auch auf Farbe, Kontrast und Helligkeit Einfluss nehmen. Da eine RAW-Datei immer nur ein unbearbeitetes Bild speichert, müssen Sie auch einstellen, dass zusätzlich eine JPG-Datei (oder HEIF-Datei) bei der Aufnahme gespeichert werden soll. Die in der RAW-Datei gespeicherten Angaben werden meist nicht durch die gängigen Bildverarbeitungsprogramme ausgewertet. Canons Bildbearbeitungssoftware Digital Photo Professional (DPP) zeigt zumindest den Bildstil mit an (als Bildart über dem Histogramm). Bitte beachten Sie, dass bei gleichzeitiger Aufnahme von RAW- und JPG-Dateien bei einer Reihenaufnahme die Bildrate niedriger ausfällt.
Die Kamera kann auch die Farben automatisiert ermitteln. Voraussetzung dafür ist, dass der Bildstil im Kameramenü 4 (rot) auf Auto eingestellt ist. Der Bildstil Auto verwendet in vielen Bereichen etwas intensivere Farben. Ist ein anderer Bildstil als Auto eingestellt, so wird dieser angewandt.
Tipp
Im Automatikmodus sind die Kameramenüs einfacher gehalten und ein Bildstil kann dort nicht eingestellt werden. Wechseln Sie zum Einstellen des Bildstils in eines der Kreativprogramme und danach zurück zum Automatikmodus.
Interessant ist auch der im Automatikmodus vorhandene Kreativassistent, der mit der Taste SET oder per Touch rechts unten auf dem Display (Farbkreis mit Pinsel) aktiviert werden kann.
Die dort vorgenommenen Einstellungen bleiben erhalten, bis Sie durch Drehen des Einstellrades zu einem anderen Aufnahmemodus wechseln oder die Kamera ausschalten. Möchten Sie, dass die zuletzt eingestellten Werte erhalten bleiben, können Sie im Aufnahmemenü 5 (rot) die Einstellung Kreativass.-Daten behalten auf ON stellen. Mit der *-Taste werden im Kreativassistenten wieder die Ursprungseinstellungen aktiviert.
Tipp
Auch nachträglich kann man im Aufnahmemodus A+ den Kreativassistenten einsetzen. Die entsprechende Einstellung finden Sie im Wiedergabe Menü 3 – Kreativassistent. Und das geht sogar mit Bildern, die gar nicht im Modus A+ aufgenommen wurden! Das fertig entwickelte Bild kann dann als JPG-Datei abgespeichert werden.
Sie haben schon einige grundlegende Dinge rund um die Belichtung gelernt. Die automatische Motiverkennung misst die Belichtung und ermittelt daraus eine geeignete Kombination aus Zeit/Blende und ISO. Dabei fließen folgende Vorgaben mit ein:
Bei hellen Motiven wählt die Kamera eher eine kurze Verschlusszeit und arbeitet mit einer kleineren Blendenöffnung (große Blendenzahl), bei dunkleren Motiven eher mit längerer Verschlusszeit und eher offener Blende (kleine Blendenzahl).
Bei der Wahl der Verschlusszeit berücksichtigt die EOS R7 die verwendete Brennweite (bei Zoomobjektiven sogar die eingestellte Brennweite). Die Kamera geht dabei über die bekannte Faustformel hinaus, dass der Kehrwert der verwendeten Brennweite in Sekunden der längsten Verschlusszeit entspricht, die noch aus der Hand zu fotografieren ist. Bei einem 135-mm-Objektiv ergäbe sich daraus eine Verschlusszeit von ca. 1/125 Sek. Die EOS R7 kalkuliert allerdings deutlich konservativer und setzt eher 1/250 Sek. an.
Wenn diese Verschlusszeit trotz maximal geöffneter Blende nicht erreicht werden kann, wählt die EOS R7 so lange eine höhere Empfindlichkeit (bis zu maximal ISO 6.400), bis wieder mit 1/250 Sek. fotografiert werden kann. Aber: Die automatische Motiverkennung berücksichtigt weder den internen IBIS noch den IS an Objektiven und verschenkt damit mögliche Verschlusszeiten unterhalb der Grenze der obigen Faustformel.
Erst wenn der maximale ISO-Wert von 6.400 erreicht ist, muss diese Verschlusszeit unterschritten werden (was regelmäßig erst passiert, wenn die Blende maximal geöffnet ist). Das wird dann durch ein Blinken der Verschlusszeitanzeige angezeigt. Je länger die verwendete Brennweite ist, umso früher tritt dieser Fall ein. Sofern Sie das Gefühl haben, diese Verschlusszeit tatsächlich nicht sicher aus der Hand aufnehmen zu können, reicht es aus, die Brennweite etwas zu verringern. Sie verwackeln dann zwar nicht weniger, man wird es aber im Bild nachher nicht sehen.
Die Kamera verwendet in diesem Modus die Mehrfeldmessung für eine ausgewogene Belichtung. Maximalwerte für Blende und Verschlusszeit werden dabei vermieden. So schaltet die automatische Motiverkennung bei einer verfügbaren Blende f/2 nur dann auf Offenblende, wenn es vom Licht und von den ISO-Einstellungen her nicht anders geht.
Hinweis
Verwenden Sie Objektive ohne eigene CPU, setzt die EOS R7 die Grenze zum Fotografieren aus der freien Hand auf 1/60 Sek.
So weit unterscheidet sich dieser Modus nicht von der Funktion bei früheren EOS-Modellen. Tatsächlich kann die automatische Motiverkennung noch mehr: Anhand von Erkennungsalgorithmen für Farben, Formen und Mustern, die Sie schon aus der Autofokus-Unterstützung kennen, ist die Kamera zu einer Art Szenenerkennung in der Lage. So werden zum Beispiel Porträts, Landschaften, Sonnenuntergänge, Makros und verschiedene Beleuchtungsformen erkannt. Auch der Unterschied zwischen bewegten und stationären Motiven wird erfasst.
Wird ein Motiv erkannt, blendet die Kamera ein Symbol im Sucher ein, das Ihnen einen Hinweis auf die erkannte Szene gibt. So weit es möglich ist, passt die Kamera die Belichtungseinstellungen und die Fokusfunktion dem erkannten Motiv an.
Ein Blick durch den Sucher zeigt: Nicht nur die Verschlusszeit-Blenden-ISO-Kombination wird automatisch ausgewählt. Auch die Entscheidung, welche der Autofokus-Messfelder zur Fokussierung eingesetzt werden, trifft die Kamera für Sie. Der Autofokus-Modus arbeitet im Modus AI Focus, den Sie manuell inzwischen nicht mehr einstellen können. Gesichter, Augen und Tiere werden automatisch erkannt und priorisiert. Sind zum Beispiel mehrere Gesichter im Sucher zu sehen, können Sie über die Touchfunktion zwischen den Gesichtern wechseln.
Zunächst arbeitet die Kamera also im Modus One Shot, und sie führt die Schärfe nicht nach. Sie können ein Motiv anvisieren, die Scharfstellung abwarten und den Auslöser halb gedrückt lassen, wenn Sie den Motivausschnitt neu wählen. Dadurch bleibt die Fokussierung auf Ihr Motiv erhalten.
Erkennt die Kamera ein bewegtes Motiv, wechselt sie von allein in den Modus Servo und führt die Schärfe kontinuierlich nach. Die Auswahl der Autofokus-Felder wird von der Kamera getroffen. Hat die Kamera One Shot gewählt, werden alle aktiven Autofokus-Felder in Grün angezeigt; arbeitet die Kamera im Modus Servo, sind die Rahmen der Autofokus-Felder blau und kleben am sich bewegenden Motiv.
Der Modus Besondere Szene (SCN) hilft insbesondere Fotografieanfängern, da viele Einstellungen durch die Kamera vorgenommen werden. Aber auch Profis werden einige der Szenen (wie Panorama) gern benutzen, da diese ihnen die Arbeit erleichtern. Bitte beachten Sie unbedingt die Einstellungen, die die Kamera vornimmt und die im Sucher oder am Display angezeigt werden. So gibt es z. B. einige Szenen, die nur in JPG aufnehmen, auch wenn RAW-Dateien im Menü eingestellt wurden. Viele Änderungen beziehen sich nur auf die JPG-Dateien. Die Szene-Modi sind in Canons Benutzerhandbuch zur R7 recht gut erläutert. Trotzdem gestatten wir uns, Ihnen noch einige Tipps an die Hand zu geben.
Der Porträt-Modus arbeitet mit One Shot. Die Augenerkennung sollte eingeschaltet werden. Es wird mit großer Blendenöffnung (kleiner Blendenzahl) gearbeitet, um den Hintergrund unscharf zu machen und die porträtierte Person auf diese Weise »freizustellen«. Ist das Bildprofil noch auf Auto gestellt, wechselt die Kamera zum Profil Porträt, das in JPG-Dateien etwas weichere Farbtöne erzeugt.
Wenn Sie schon über etwas Erfahrung in der Porträtfotografie verfügen, empfehlen wir, das Kreativprogramm Av mit offener Blende und dem Servo-Modus zu benutzen, damit ein fokussiertes Auge auch dass nachverfolgt werden kann, wenn Sie sich bewegen oder wenn sich die abzubildende Person rührt. Eine Freistellung (Hintergrund unscharf) gelingt besser mit einem leichten Teleobjektiv (also Brennweiten im Bereich zwischen 80 und 120 mm). Wenn der Abstand zwischen Motiv und Kamera gering ist und der Abstand zum Hintergrund groß, dann fördert das Kreativprogramm hier den gewünschten Effekt der Unschärfefreistellung.
Der Modus Gruppenfoto arbeitet wieder mit One Shot und einem leichten Schließen der Blende. Dadurch wird die Schärfentiefe vergrößert und es gelingt, mehrere Personen auf einem Bild scharf zu stellen.
Die Alternative ist der Kreativmodus Av, da Sie in diesem Modus die Kontrolle über die Ausweitung der Schärfentiefe haben, indem Sie z. B. stärker abblenden. Wenn Sie Gruppenfotos aufnehmen wollen, sollten Sie auf Folgendes achten:
Wenn Sie die Weite einer Landschaft aufnehmen wollen, dann eignet sich ein Weitwinkelobjektiv besonders gut (Brennweiten 10 bis 24 mm). Sie können für Landschaftsaufnahmen aber auch längere Brennweiten verwenden, wenn es Ihnen ein einzelnes Detail einer Landschaft angetan hat, z. B. ein herbstlich gefärbter Baum in einer gewissen Distanz.
Ist das Bildprofil auf Auto gestellt, wechselt die Kamera zum Profil Landschaft und sorgt dann in der JPG-Datei insbesondere für intensivere Grün- und Blautöne. Wenn Sie Ihre Landschaftsaufnahme ohne ein Stativ erstellen, kann die automatische Wasserwaage hilfreich sein. Diese können Sie im Aufnahmemenü 3 aktivieren, wenn das Moduswahlrad auf SCN steht.
Bei der Einstellung Panorama-Aufnahme nimmt die Kamera mehrere Bilder hintereinander auf und setzt diese dann direkt zusammen. Das Ergebnis ist eine JPG-Datei, auch wenn Sie RAW als Speicherformat eingestellt haben. Die einzelnen Bilder der Aufnahmeserie werden nicht gespeichert. Die Richtung, in der Sie die Kamera bewegen sollen, wird mit einem großen Pfeil im Sucher dargestellt und kann mit der Autofokus-Auswahltaste geändert werden.
Hinweis
Die Bildanzeige im Sucher verkleinert sich etwas, was durch einen grauen Schatten über dem Rest der Anzeige symbolisiert wird, und es wird nur das Bild in dem hellen Teil aufgezeichnet. Die abgedunkelten Bereiche benötigt die Kamera, um die Bilder zusammenzusetzen und Bewegungen auszugleichen. Der Pfeil zeigt die Bewegungsrichtung an, in der Sie die Kamera schwenken müssen.
Die Bilder werden mit One Shot aufgenommen. Zuerst muss also ein Motiv scharf gestellt werden. Intuitiv nimmt man dann etwas, was am Anfangspunkt des Panoramas liegt, aber besser ist es, das Hauptmotiv scharf zu stellen, das sich oft in der Mitte befindet. Gleiches gilt für das Einstellen der Belichtung.
Wir empfehlen Ihnen unbedingt, einige Testaufnahmen zu machen, z. B. vor einem Urlaub, in dem Sie Panorama-Aufnahmen erstellen wollen. Bitte beachten Sie dazu folgende Empfehlungen:
Nach etwas Übung konnten wir so 180-Grad-Panoramen erstellen.
Der Sport-Modus ist für die Aufnahme von bewegten Motiven wie Sportlern oder Fahrzeugen vorgesehen. Die Kamera nimmt im Servo-Modus auf und versucht, bei maximal ISO 6.400 und einer offenen Blende eine möglich kurze Belichtungszeit zu erreichen. Fokussieren Sie das Motiv an, und halten Sie den Auslöser erst halb gedrückt, damit die Motivverfolgung wirken kann.
An einigen Teleobjektiven ist für die Stabilisierung ein Moduswahlschalter vorgesehen. Nutzen Sie hier die Einstellung 2, um bei schlechteren Lichtbedingungen und damit längeren Belichtungszeiten Ihre Chancen zu erhöhen, das Hauptmotiv scharf aufzunehmen.
Der Autofokus arbeitet wie bei Sport im Modus Servo und verfolgt das Motiv mit dem Autofokus, der Mustererkennung und der Gesichts-/Personenerkennung. Der Autofokus ist für eine schnelle Reaktion auf Richtungs- und Bewegungsänderungen optimiert, da sich Kinder im Spiel häufig nicht stetig bewegen.
Für die Aufnahmen von Kindern gelten unsere Empfehlungen wie für den SCN-Modus Sport. Ist das Bildprofil auf Auto gestellt, erzeugt die Kamera intensivere Hauttöne in der JPG-Datei.
Im Modus Schwenken werden Mitzieheraufnahmen erstellt, die sich dadurch auszeichnen, dass das bewegte Motiv durch Bewegungsunschärfe des Hintergrundes freigestellt wird. Der IS des Objektivs (sofern einer vorhanden ist) bzw. IBIS der Kamera korrigiert dann nur noch vertikale Schwankungen.
Die Stärke der Freistellung richtet sich nach der Entfernung vom Motiv und dessen Geschwindigkeit sowie nach der Einstellung bei Effekt im Schnellmenü (Q-Menü). Je mehr Balken angezeigt werden, desto verwischter erscheint der Hintergrund. Dieser Effekt wird durch eine Verlängerung der Belichtungszeit erreicht und geht leider mit dem höheren Risiko einher, auch das Hauptmotiv unscharf abzubilden.
Besondere Dynamik erzielen Sie, wenn es Ihnen gelingt, dass z. B. das Fahrzeug selbst scharf ist, aber die sich schneller bewegenden Räder noch eine zirkulare Unschärfe ausweisen. Hier müssen Sie ein wenig experimentieren.
Wählen Sie über das Schnellmenü das richtige Motiv und stellen Sie, wenn vorhanden, einen Stabilisierungsmodus-Wahlschalter am Objektiv auf 2.
Hinweis
Der Schwenken-Modus funktioniert nur mit Objektiven, die mit dieser Funktion kompatibel sind. Eine entsprechende Aufstellung finden Sie hier:
https://cam.start.canon/de/H001/supplement_0120.html
Bitte achten Sie darauf, dass Kamera und Objektiv die aktuelle Firmware verwenden.
Fortgeschrittene Fotografen und Fotgrafinnen erzielen an dieser Stelle wahrscheinlich bessere Ergebnisse mit dem Modus Tv und der zielgerichteten Einstellung der Belichtungszeit.
Jedes Objektiv hat eine spezifische Naheinstellgrenze, die in den technischen Daten des Objektivs angegeben ist. Die Naheinstellgrenze gibt die minimal mögliche Entfernung zwischen der Sensorebene und dem Motiv an, bei der noch eine Fokussierung möglich ist. (Achtung: Es geht hier wirklich um den Abstand zur Sensorebene nicht zur Frontlinse!) Bei einigen Objektiven ist diese Entfernung mit manuellem Fokus geringer als mit dem Autofokus.
Nahaufnahmen haben gewöhnlich einen sehr geringen Schärfebereich, dem Sie z. B. im Av-Modus mit dem teilweisen Schließen der Blende begegnen können. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Fokus-Stacking-Funktion der EOS R7 (siehe Seite 189).
Was wären die sozialen Medien und viele Influencer ohne die Foodfotografie? Speisen (engl. »food«) werden oft unter Kunstlicht aufgenommen. Farbiges Kunstlicht kann die Farben des Gerichts jedoch verfälschen. Die Stellgröße ist deswegen der Weißabgleich. Im Modus Speisen gibt es dafür eine vereinfachte Möglichkeit, um im Schnellmenü den Farbton in fünf Stufen zwischen »kühl« und »warm« einzustellen.
Es kommt dabei nicht auf den tatsächlichen Farbton des Umgebungslichts an, sondern auf den Farbton, der mit der Aufnahme erreicht werden soll. Ein Fischgericht wird man etwas kühler darstellen, da es dann eher als frische Ware wahrgenommen wird. Hingegen transportiert ein Farbton im wärmeren Bereich besser die Stimmung auf dem Oktoberfest mit Bier und Haxen.
Der Nachtporträt-Modus erfordert ein Blitzgerät. Da die EOS R7 über kein eingebautes Blitzlicht verfügt, steht der Modus ohne Blitz nicht zur Verfügung. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt auf das fokussierte Gesicht, und es wird nur ein schwacher, aber ausreichend heller Blitz ausgelöst.
Dieser Blitz reicht nicht aus, um den Hintergrund auszuleuchten. Es wird daher so lange (ohne den Blitz) weiter belichtet, bis auch der Hintergrund ausreichend hell ist. Dabei können sehr lange Belichtungszeiten entstehen, die zu Verwacklungen und Geisterbildern führen können. Sie sollten daher die Kamera auflegen oder ein Stativ nutzen.
Der Kreativmodus Av in Kombination mit einem eingeschalteten Blitz zeigt das gleiche Verhalten.
Ist kein Blitz vorhanden, können Sie es mit dem Automatikmodus oder einem Kreativprogramm in Verbindung mit der Mehrfeldmessung versuchen. Gegebenenfalls kann es hilfreich sein, das Porträt leicht mit einem Dauerlicht auszuleuchten. Dies kann zur Not auch die LED-Lampe eines Mobiltelefons sein. Ist das Licht zu hart, hilft manchmal eine Lage Papiertaschentuch vor der Lampe. Natürlich bietet der Fotofachhandel auch verschiedene (dimmbare) Dauerlichter an.
Nachtaufnahmen erfordern häufig lange Belichtungszeiten, wenn der ISO-Wert gering gehalten werden soll. Wenn Ihnen kein Stativ zur Verfügung steht, kommt auch der IS/IBIS an seine Grenzen und Sie müssen den ISO-Wert teilweise sehr hoch einstellen, was zu starkem Rauschen führt.
Dieser SCN-Modus reduziert das Problem deutlich. In diesem Modus nimmt die Kamera hintereinander 4 Bilder auf, die dann in der Kamera zu einem Bild verrechnet werden. Durch die Verrechnung wird das Rauschen bei einem hohen ISO-Wert signifikant reduziert.
Das Ergebnis ist eine JPG-Datei. Eine RAW-Datei ist weder für das Ergebnisbild noch für die einzelnen Aufnahmebilder verfügbar. Es ist unabdingbar, die Kamera ruhig zu halten. Der Bereich des aufgenommenen Bildes ist etwas kleiner als der Sensor, da die Kamera diese Ränder als Verschnittreserve benötigt, wenn die Bilder nicht ganz deckungsgleich sind.
Der HDR-Gegenlicht-Modus funktioniert ähnlich wie der Modus Nachtaufnahme o. Stativ. Hier werden allerdings 3 Aufnahmen erstellt, die jeweils eine andere Belichtung haben, und diese Aufnahmen werden dann zusammengerechnet. Das Ergebnis ist eine JPG-Datei. Deshalb kann es gerade bei HDR-Aufnahmen vorteilhafter sein, die HDR-Funktion der Kreativprogramme zu nutzen (siehe Kapitel 6, »Besondere Aufnahmetechniken«, ab Seite 175).
Die Kamera nimmt in dem vereinfachten Menü der SCN-Modi alle Einstellungen vor, um lautlos fotografieren zu können. Es wird mit One Shot aufgenommen. Möchten Sie andere Einstellungen haben, bietet es sich an, einen geeigneten Kreativmodus in Verbindung mit der Funktion Leiser Auslöser im Aufnahmemenü 7 zu nutzen.
Im Kreativfilter-Modus stehen Ihnen weitere Programme zur Verfügung. Das Ergebnis ist allerdings immer ausschließlich eine JPG-Datei. Eine RAW-Datei wird nicht gespeichert. Wir empfehlen Ihnen daher, im Regelfall die Aufnahmen als RAW-Datei aufzunehmen und in der Bildwiedergabe der Kamera die SET-Taste zu drücken. Auf der linken Seite gibt es ein Symbol mit einem Doppelkreis. Hier stehen Ihnen einige der Kreativfilter für die nachträgliche Anwendung zur Verfügung. Das Ergebnis kann dann als JPG-Datei gespeichert werden.
In den Aufnahmemodi Besondere Szene (SCN) und Kreativfilter-Modus finden Sie weitere Möglichkeiten für die Aufnahme von Bildern. Diese sind in Canons Benutzerhandbuch zur EOS R7 recht gut erläutert, weshalb wir hier auf umfassende Ausführungen verzichten. Nachfolgend zeigen wir Ihnen aber einige Bildbeispiele im Vergleich zwischen »Original und Fälschung«.
Wir hören immer wieder, dass diese Kreativfilter Spielkram seien und Photoshop das alles viel besser könne. Diese Aussage mag berechtigt sein, aber nicht immer hat man Photoshop zur Hand, und durch die Möglichkeit, Fotos auch in der Kamera auf eine zweite SD-Karte zu kopieren, bietet dieser Modus eine praktische Lösung, um z. B. auf einer Familienfeier besondere Aufnahmen sofort in der Kamera zu bearbeiten und die Fotos über einen oft vorhandenen Drucker vor Ort noch auszudrucken und zu verteilen.
Die weiteren Programme werden von Canon selbst als »Kreativprogramme« bezeichnet und stehen im Gegensatz zu den Motivprogrammen, die die EOS R7 (anders als die größeren Modellserien) hat. Während die Motivprogramme fest programmierte Verhalten zu Autofokus, Belichtung, Bildstilen usw. sind, sind bei den Kreativprogrammen alle möglichen Einstellungen »freigeschaltet«. Sie können also Ihrer Kreativität freien Raum lassen.
Am Ende des Kapitels werden Sie einige Einstellungssets finden, die Sie auf die Programmplätze C1 bis C3 legen und dort speichern können. Diese orientieren sich an den klassischen Sets der Motivprogamme, allerdings sind sie deutlich flexibler und Sie können sie an Ihre persönlichen Vorlieben anpassen.
Die Programmautomatik P ermittelt die Kombinationen aus Verschlusszeit und Blende ähnlich wie die automatische Motiverkennung in der Grundeinstellung, sofern Sie die ISO-Einstellung auf Automatik stehen haben. Da die Kamera aber davon ausgeht, dass Sie wissen, was Sie tun, fehlt das warnende Blinken, wenn Sie bestimmte Verschlusszeiten unterschreiten.
Die Programmautomatik P ist allerdings deutlich flexibler, da Sie alle Einstellungen manuell ändern können: Sie können den ISO-Wert frei wählen.
Die Autofokus-Felder (in den acht Modi der Autofokus-Messfeldwahl) sowie der Autofokus-Betrieb (One Shot, Servo) selbst sind frei wählbar.
Wirklich neue Möglichkeiten finden sich, wenn Sie in die Tiefen der Menüs abtauchen, denn dort finden Sie zahlreiche Möglichkeiten, um die grundlegenden Funktionen von P (und den anderen Kreativprogrammen) zu erweitern oder aber auch sinnvoll einzuschränken. Sie können für die ISO-Einstellungen, die Blende, aber auch die Verschlusszeit neue Grenzen vorgeben, um die Programmautomatik P auch dann sinnvoll zu nutzen, wenn Sie eigentlich auf Programme wie Tv oder Av hätten wechseln wollen oder müssen. Sie können also zum Beispiel aus dem Programm P eine Art P(Av) machen, also eine sehr flexible Programmautomatik P mit integrierter Blendenpriorität.
Tipp
Sie können im Aufnahmemenü 2 (rot) den Eintrag Längste Verschl.zeit auf Auto oder auf Manuell stellen.
Bei Manuell stellen Sie eine feste Verschlusszeit ein, bei Auto liegt die Wahl der Verschlusszeit bei der Kamera. Allerdings können Sie hier über den Regler eine Gewichtung vorgeben. Langsamer bedeutet: Die Kamera wählt (brennweitenabhängig) längere Verschlusszeiten zugunsten niedriger ISO (wenn Sie die Bildstabilisierung nutzen und das Motiv sich nicht bewegt). Schneller bedeutet: Die Kamera wählt (brennweitenabhängig) eine kürzere Verschlusszeit zulasten höherer ISO (wenn Sie keine Bildstabilisierung haben und das Motiv sich bewegt).
Nun aber erst einmal zurück zu den Basisfunktionen der Programmautomatik P: Die von der Kamera ermittelte Belichtung ist natürlich abhängig von der verwendeten Messmethode, die Sie frei wählen können. Allerdings muss diese Messung – je nach Motiv – nicht immer zu dem von Ihnen gewünschten Ergebnis führen. Daher können Sie während der laufenden Messung die Belichtung um bis zu 6 Stufen (-3 EV bis +3 EV) verändern. Das bietet sich etwa an, um ein im Schatten liegendes Motiv aufzuhellen, um bei Winterlandschaften den Schnee erstrahlen zu lassen oder um Sonnenuntergängen eine romantische Stimmung zu verleihen.
P bietet gegenüber der automatischen Motiverkennung die Möglichkeit, die Verschlusszeit-Blenden-Kombination zu verschieben, ohne die Belichtung selbst zu ändern. Wenn Sie den Auslöser antippen und das Hauptwahlrad drehen, ändert sich die Kombination aus Verschlusszeit und Blende, während die Belichtung erhalten bleibt.
Diese sogenannte »Programmverschiebung« wird auch »Shiften« genannt und ist immer dann vorteilhaft, wenn Sie die Belichtungsautomatik der Kamera nutzen und gleichzeitig das Bild gestalten möchten – beispielsweise, wenn Sie mit kleiner Blende das Motiv über Unschärfe freistellen oder über lange Verschlusszeiten gezielt Bewegungsunschärfe erzeugen möchten. Die gewählte Programmverschiebung bleibt erhalten, solange die Kamera aufnahmebereit ist. Sobald sie in Standby geht oder die Belichtungsmessung abgeschaltet wird, schaltet die Kamera wieder zurück auf die normalen Messwerte.
Die Programmautomatik ist das Programm für entspanntes Fotografieren. Sie sollten P immer dann wählen, wenn es auf die gewünschte Belichtung ankommt, nicht jedoch auf spezielle Effekte durch die Wahl einer bestimmten Blende oder Verschlusszeit.
Möchten Sie mit einer bestimmten Verschlusszeit arbeiten, bietet die EOS R7 die Blendenautomatik (Tv); benötigen Sie eine spezielle Blende, nutzen Sie die Zeitautomatik (Av). Zu den Details lesen Sie in den Abschnitten weiter unten mehr.
Bislang war es jedoch nicht möglich, beides miteinander zu kombinieren und trotzdem eine funktionierende Belichtungsmessung zu haben. Im manuellen Modus können Sie eine feste Verschlusszeit und eine feste Blende vorgeben, aber damit geben Sie im Grunde die Belichtungsmessung auf (außer Sie haben die ISO-Automatik aktiviert).
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie benötigen keine feste Verschlusszeit, sondern eine maximale Verschlusszeit von z. B. 1/250 Sek., und keine feste Blende, sondern Sie wollen nur verhindern, dass die Blende weiter als f/8 schließt. Genau dies können Sie jetzt mit der EOS R7 tun.
Wenn Sie einen Blick in die Individualeinstellungen werfen, finden Sie unter C.Fn 2 (orange, 2. Register) die Funktionen Einst. Verschlusszeitenbereich und Einstellung Blendenbereich. Sie können dort den Bereich der verwendbaren Verschlusszeit und den Blendenbereich in vollen Stufen einstellen.
Mit diesen Einstellungen haben Sie in jeder denkbaren Situation auch in der Programmautomatik die volle Kontrolle über die Einstellungen der Kamera. Die Programmautomatik ist dadurch erheblich aufgewertet und unserer Meinung nach eine echte Alternative zu den Modi Av und Tv geworden, denn nun können Sie auch hier Blende und Verschlusszeit kontrollieren. Sie sollten diese Optionen allerdings auf einen der Speicherplätze C1 bis C3 legen, da diese Einstellungen sonst global sind und sich auf alle Modi auswirken (dazu folgt am Ende dieses Kapitels mehr). Wenn Sie vergessen, sie zurückzustellen, werden Sie immer im falschen Moment entdecken, dass Sie es vergessen haben, und die mögliche Aufnahme ist sozusagen »futsch«.
Es gibt Situationen, in denen die Blende nur eine untergeordnete Rolle spielt und die Verschlusszeit wichtiger ist. Solche Situationen treten immer dann auf, wenn Sie durch eine Verschlusszeit bestimmte Effekte im Foto erreichen oder – umgekehrt – vermeiden wollen.
Es geht dabei immer um Bewegung. Ein Ziel kann es sein, Bewegung einzufrieren oder aber genau das Gegenteil: Sie möchten ganz gezielt Bewegungsunschärfe im Bild als Gestaltungselement einsetzen.
Dafür nutzen Sie das Programm Tv. Bei der Blendenautomatik Tv (Time Value), auch »Zeitpriorität« genannt, geben Sie eine Verschlusszeit vor. Anhand der Verschlusszeit ermittelt die EOS R7 über die Belichtungsmessung die erforderliche Blende.
Wählen Sie eine sehr kurze Belichtungszeit, dann wirken schnell bewegte Motive wie eingefroren. Längere Verschlusszeiten verwandeln Bewegung in eine dynamische Unschärfe. Inwieweit Bewegungen noch Unschärfe bewirken oder nicht, hängt außer von der Motiventfernung wesentlich von der Brennweite ab.
Folgende Richtwerte erleichtern es Ihnen, die richtige Verschlusszeit für das Einfrieren von Bewegung zu finden (kürzer ist immer möglich):
kürzer als 1/2.000 Sek.
kürzer als 1/1.000 Sek.
kürzer als 1/500 Sek.
kürzer als 1/250 Sek.
Abhängig von der Bewegungsrichtung kann es zu Abweichungen kommen. Sie werden aber schnell anhand eigener Erfahrungen wissen, wie weit Sie korrigieren müssen.
Eine feste Verschlusszeit ist auch dann wichtig, wenn Sie sogenannte »Mitzieher« fotografieren wollen. »Mitziehen« bedeutet, dass Sie ein sich schnell bewegendes Objekt mit einer Verschlusszeit fotografieren, die für dessen Bewegung eigentlich zu langsam ist.
Um das Motiv noch scharf zu bekommen, folgen Sie dem Motiv mit der Kamera – Sie ziehen also mit. Wenn Sie dann auslösen und alles richtig gemacht haben, ist das Motiv selbst scharf und der Hintergrund entsprechend der Bewegungsrichtung verwischt. Durch Mitzieher können Sie einem Foto einen sehr dynamischen Effekt verleihen.
Wie Sie die längstmögliche Verschlusszeit beim Fotografieren aus der freien Hand anhand einer Faustformel ermitteln, haben Sie schon auf Seite 133 gelesen. Aber wie es mit Faustformeln so ist: Sie bieten nur Anhaltspunkte. Abhängig von Tagesform, Anspannung oder Ermüdung kann es zu Abweichungen kommen. Wenn Sie ein großes Objektiv auf der Kamera schon länger mit sich herumtragen, wird die Verschlusszeit, mit der Sie aus der freien Hand und ohne Verwacklungen fotografieren können, immer kürzer. Können Sie die Kamera oder die Hand abstützen, wird sie dagegen länger – unabhängig von der programmierten Grenze, die die Kamera als »zulässig« wertet. Mit der Blendenautomatik können Sie sicherstellen, dass genau die Verschlusszeit verwendet wird, die Sie sicher ohne Stativ halten.
Typische andere Situationen, in denen Sie mit der Blendenautomatik arbeiten, sind Landschaftsaufnahmen zusammen mit fließendem Wasser. Die Verschlusszeit entscheidet, ob die Bewegung des Wassers eingefroren wird oder eine dynamische Unschärfe aufweist. Wenn Sie Findlinge an einem Seeufer fotografieren und sehr lange Belichtungszeiten wählen, wird auch langsam bewegtes Wasser effektvoll unscharf, aber die Steine ragen scharf aus dem »Nebel«.
Hinweis
Sie sollten sich klarmachen, dass die Blendenautomatik bei stark wechselndem Licht ein Problem bezüglich der Bildwirkung verursacht. Ist es sehr hell, schließt die Blende stark und der Hintergrund wird schärfer. Unruhige Hintergründe können dann sehr unschön wirken. Wird es dunkler (durch Wolken vor der Sonne oder weil Sie auf ein Motiv im Schatten wechseln), öffnet sich die Blende und der Hintergrund wird sehr unscharf. Bei Offenblende geht das sogar so weit, dass je nach Entfernung schon auf dem Hauptmotiv erste Unschärfen entstehen.
Die Zeitautomatik Av (Aperture Value), auch »Blendenpriorität« genannt, ist das Gegenstück zur Blendenautomatik: Wird die Zeitautomatik verwendet, ist nicht die Verschlusszeit (also die Bewegung) das gestalterische Stilmittel, sondern die Blende. Wenn Sie diese einstellen, übernimmt die Kamera die Einstellung der Verschlusszeit für eine korrekte Belichtung des Fotos.
Die Blende ist ein wichtiges Mittel zur Bildgestaltung. Eine offene Blende ergibt eine geringe Schärfentiefe, während geschlossene Blenden die Schärfentiefe wesentlich erhöhen. Sollte aus der von Ihnen verwendeten Blende eine lange Verschlusszeit resultieren, scheuen Sie sich nicht, ein Stativ einzusetzen oder eine andere geeignete Stütze zu nutzen, um Ihre Bildidee umzusetzen.
Insbesondere bei Porträtaufnahmen werden offene Blenden gerne eingesetzt, um das Gesicht vor dem Hintergrund freizustellen. »Freistellen« bedeutet, dass der Hintergrund so unscharf wird, dass seine Details verschwimmen und der Blick des Betrachters nicht vom eigentlichen Motiv – dem Gesicht – abgelenkt wird. Besteht das Motiv dagegen aus unterschiedlich weit entfernten Elementen, zum Beispiel bei Architekturaufnahmen, sollte eine kleine Blende gewählt werden, um möglichst alle Motivteile im Schärfebereich zu halten.
Bei der Zeitautomatik bzw. Blendenpriorität sollten Sie zwei generelle Dinge beachten:
Im vorigen Abschnitt haben wir Ihnen die Funktion vorgestellt, die es Ihnen erlaubt, den Wert für die Verschlusszeit und/oder Blende zu beschränken. Wenn Sie in die Einstellungen zur ISO-Automatik gehen, werden Sie eine spezielle Option finden, mit der Sie das Verhalten der Verschlusszeit bei P und Av beeinflussen können (unabhängig von den Individualeinstellungen, die sich auf alle Modi auswirken). Die Option nennt sich Längste Verschlusszeit. Sie finden diese Einstellung, wenn Sie im zweiten Register (rot, Shoot2) die ISO-Empfindlichkeitseinstellungen aufrufen.
Diese Funktion beschreiben wir ausführlich weiter unten im Abschnitt 5.4.7, »ISO-Empfindlichkeit-Einstellungen«, ab Seite 160.
An dieser Stelle möchten wir kurz auf den Modus Fv (Flexible value) eingehen, der neu auf dem Programmwahlrad ist. Dieser Abschnitt wird relativ kurz bleiben und Sie werden auch gleich verstehen, warum. Denn das Programm Fv ist im Grunde kein eigenständiges Programm, sondern »nur« die Option, alle drei Parameter – Verschlusszeit, Blende, ISO – entweder automatisch der Kamera zu überlassen oder aber jeden einzelnen der drei Werte individuell einzustellen. Fv kann daher Av sein, aber auch Tv oder P. Fv kann sogar M sein.
Hier kommt der Vorteil zum Tragen, dass die EOS R7 zwei Einstellräder hat: Mit dem Wahlrad um dem Multicontroller können Sie schnell zwischen den Einstellungen von Verschlusszeit, ISO-Wert, Blende und Belichtungskorrektur wechseln. Den jeweiligen Wert stellen Sie dann mit dem Hauptwahlrad am Auslöser ein.
Fv kann jeden anderen Modus nachstellen, von der Vollautomatik bis zum manuellen Modus. Das Verstellen kann erfolgen, während Sie das Auge am Sucher behalten, Sie müssen also nicht zum Programmwahlrad greifen. Mit etwas Übung geht dieses Verstellen sehr schnell. Bei der Streetfotografie können Sie so z. B. sehr schnell auf sich ändernde Umgebungs- oder Motivbedingungen reagieren.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen Hinweise, welche Einstellung am ehesten welchem Programm entspricht:
Wie welcher Modus arbeitet, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.
Oft lesen wir in Foren Meinungen wie: »Ich fotografiere im manuellen Modus, stelle also unter Verzicht auf den Belichtungsmesser alles selbst ein. Nur dann habe ich die volle Kontrolle über die Kamera, und Profis machen das schließlich auch so.«
Nun ist es mit der Belichtungswaage unten im Sucher einfach, auch manuell die korrekte Belichtung einzustellen. Dieses Verfahren nutzt dann aber wieder den Belichtungsmesser und ist damit Augenwischerei – auch wenn es auf den Komfort der Automatik verzichtet.
Zu denken, Profis fotografierten vorwiegend mit manuellen Einstellungen, ist übrigens eine Fehlannahme. Kein Profi wird sich das Leben selbst schwer machen, indem er oder sie ohne Not auf vorhandene Automatiken verzichtet. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ergebnis.
In M legen Sie sowohl die Verschlusszeit als auch die Blende selbst fest. Sie können gezielt über- und unterbelichten, sofern das Licht konstant ist. Die Belichtungsmessung der EOS R7 arbeitet weiterhin mit. Ausgehend von der Belichtung, die die Kamera wählen würde, zeigt Ihnen die Skala am unteren Sucherrand an, ob Sie mit den getroffenen Einstellungen korrekt oder falsch belichten.
Ausnahme Studioblitz
Die Belichtungsmessung in einem Studio mit einer Studioblitzanlage stellt einen Sonderfall dar. Im Studio wird praktisch nur manuell gearbeitet. Die Belichtungsmessung über die EOS R7 funktioniert in diesem speziellen Fall nicht, da die Studioblitze zwar von der Kamera ausgelöst werden, bei ihnen im Gegensatz zu Systemblitzen aber meist keine Steuerung der Lichtmenge stattfindet. Die Lichtverhältnisse werden mithilfe eines Blitzbelichtungsmessers gemessen oder per Testreihe über das Histogramm ermittelt. Das Fotografieren mit Blitz – vor allem im Studio – ist eine Kunst für sich.
Bulb (B) ist dem manuellen Modus sehr ähnlich. Sie geben eine Blende vor und eine Empfindlichkeit (ISO). Der Verschluss bleibt so lange geöffnet, wie Sie den Auslöser drücken. Es ist offensichtlich, dass dieser Modus nur dann sinnvoll ist, wenn die Kamera auf einem Stativ steht und mittels Fernauslöser bedient wird. Es ist es kaum möglich, den Auslöser an der Kamera von Hand gedrückt zu halten, ohne zu verwackeln.
Im ersten Moment überlegen Sie vielleicht, wozu Bulb gut sein mag. Die Antwort ist aber recht einfach. Die Verschlusszeit lässt sich im Bereich von 1/8.000 Sek. bis 30 Sek. einstellen. Wenn Sie längere Verschlusszeiten benötigen, müssen Sie auf Bulb ausweichen. Die Länge der Verschlusszeit messen Sie mit einer Stoppuhr. Ob Sie nun 120 oder 121 Sekunden belichten, spielt für das Ergebnis keine Rolle.
Die Einsatzmöglichkeiten für Bulb sind größer, als man im ersten Moment denken könnte. Wir nennen Ihnen einfach einige Beispiele, die Sie natürlich beliebig erweitern können:
Sie fixieren die Kamera auf einem Stativ und öffnen den Verschluss, sobald die Raketen starten. Sie halten ihn so lange offen, bis nach Ihrem Gefühl ausreichend Feuerwerksfiguren zu sehen waren.
können durch sehr lange Belichtungszeiten geglättet werden und geben dann eine fast märchenhafte Anmutung.
Fotos von Gewitterblitzen können sehr schön aussehen. Aber einen Blitz zu fotografieren ist sehr schwer, da Sie nie wissen, wann er erscheint. Sie können in der Nacht aber einfach den Verschluss per Bulb so lange geöffnet lassen, bis Sie einen oder zwei Blitze eingefangen haben.
Wenn Sie mit einer Lochblende arbeiten, kann es sein, dass die verfügbaren Verschlusszeiten nicht reichen. Ein »Pinhole-Objektiv« hat z. B. eine Blende von f/200. Es sind also nur Langzeitbelichtungen möglich.
Wenn Sie Sternenspuren, aber auch ferne Galaxien fotografieren möchten, benötigen Sie unter Umständen sehr lange Belichtungszeiten.
Bislang war es nötig, dass Sie während der Aufnahme entweder bei der Kamera bleiben und den Auslöser gedrückt halten (Verwacklungsgefahr) oder Ihren Fernauslöser im gedrückten Zustand arretieren. Es gibt nun bei der EOS R7 zusätzlich die Option, dass Sie für Bulb einen Langzeittimer einstellen. Dort können Sie eine feste Belichtungszeit vorgeben, die bis 99 Stunden, 59 Minuten und 59 Sekunden lang sein kann. (Wofür auch immer man das brauchen mag.)
Es reicht also, die Belichtung über den Auslöser zu starten, und nach Ablauf der eingestellten Verschlusszeit wird die Belichtung automatisch beendet. Denken Sie daran, dass Sie bei sehr langen Verschlusszeiten ein Netzteil oder eine entsprechende PD-Powerbank für die Kamera benötigen, da die Akkus nicht in der Lage sind, die Kamera fast 100 Stunden ausreichend mit Energie zu versorgen. Diese Option wird insbesondere die Fans der Astrofotografie freuen. In der anspruchsvollen Astrofotografie wird die Kamera auf eine motorbetriebene Montierung gesetzt, deren Antrieb die Erddrehung ausgleicht. Damit werden Langzeitbelichtungen möglich, ohne dass es zu den typischen Sternspuren kommt, wie sie bei nicht nachgeführten Aufnahmen schon nach 20 Sekunden auftreten (abhängig von Brennweite und fotografierter Himmelsregion).
In diesem Abschnitt möchten wir Ihnen noch einmal die ISO-Empfindlichkeits-Einstellungen im Detail vorstellen, die wir auf Seite 153 im Abschnitt 5.4.3 zum Modus Av schon angesprochen haben. Diese Funktionen sind inzwischen bei allen größeren Kameramodellen Standard:
Den Punkt ISO-Empfindlichkeit können Sie auf anderem Weg schneller einstellen (über die Taste Q oder das Schnelleinstellrad 2). Der nächste Punkt ist interessanter: Hier stellen Sie den über die Tasten Q oder ISO einstellbaren ISO-Bereich ein. Sie müssen den Bereich der ISO-Erweiterung nicht extra in den Individualfunktionen freischalten (die Option nannte sich früher ISO-Erweiterung ein/aus), sondern Ihnen werden zwei Felder angezeigt, in denen Sie den jeweils unteren und oberen Grenzwert festlegen können.
Wenn Sie Auto wählen, können Sie in sieben Stufen von »Langsamer« bis »Schneller« wählen. Je nach Einstellung bevorzugt die Kamera dann kürzere oder längere Verschlusszeiten, bevor die ISO-Einstellung verändert wird.
Die Basis für »Langsamer« oder »Schneller« ist die brennweitenabhängige Verschlusszeit. Haben Sie etwa eine Brennweite von 135 mm eingestellt, arbeitet die Kamera in der Basiseinstellung mit 1/200 Sek. Die ISO-Automatik setzt also erst dann die ISO-Einstellung hoch, wenn das Licht so knapp wird, dass die Verschlusszeit von 1/200 Sek. unterschritten würde.
Jede Stufe verändert die Verschlusszeitgrenze um eine Belichtungsstufe, bei »+1« wird die Grenze also bei 1/400 Sek. gesetzt, bei »-2« dagegen bei 1/50 Sek. (Achtung: Das sind nur Näherungswerte!)
Wenn Sie stattdessen auf Manuell gehen, können Sie die gesamte Bandbreite der Verschlusszeiten als Untergrenze wählen. In beiden Fällen werden die Verschlusszeiten erst dann unterschritten, wenn die in den anderen Einstellungen gesetzte Obergrenze für den ISO-Wert erreicht ist.
Was ist anders als bei den Individualeinstellungen?
Aufgrund der guten Qualität der Fotos der EOS R7 bei selbst hohen ISO-Werten bietet diese Funktion einen erheblichen Spielraum für kurze Verschlusszeiten selbst unter widrigen Lichtverhältnissen.
Grundsätzlich spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, hier immer den gesamten Bereich freizuschalten (von ISO 100 bis »H«), da diese Option nur den Einstellungsbereich angibt und keinen Einfluss auf die Belichtung oder die tatsächlichen ISO-Werte nimmt, die Sie dann verwenden.
Interessanter ist die dritte Option, Auto-Bereich. Unter den ISO-Einstellungen finden Sie den Begriff Auto. Damit legen Sie keinen exakten Wert mehr fest, sondern einen Bereich, in dem sich die ISO-Werte in der Automatik bewegen dürfen.
Warum Sie für den ISO-Wert eine Obergrenze einstellen sollten, liegt auf der Hand: Es geht um die ISO-Einstellung, bei der das Rauschen für die geplante Aufgabe noch akzeptabel ist. (Es macht nämlich einen Unterschied, ob die Fotos später gedruckt oder nur online gezeigt werden, ob nur Postkarten entstehen sollen oder Plakate, ob auf Zeitungspapier gedruckt wird oder FineArt auf hochwertigem Papier in wertvollen Bildbänden.) Wozu aber eine Untergrenze? Der Sinn einer Untergrenze ergibt sich aus der Betrachtung der einzelnen Kreativautomatiken (P, Tv, Fv und Av).
Bei P wird die Kamera abhängig von der erkannten Brennweite eine durchschnittliche Kombination aus Verschlusszeit und Blende wählen, wobei Extremwerte vermieden werden (Offenblende bzw. ganz geschlossene Blende oder sehr kurze Verschlusszeiten). In den beiden anderen Modi Av und Tv wird die Blende bzw. die Verschlusszeit vorgegeben und der jeweils korrespondierende Wert anhand der Belichtungsmessung berechnet. Durch das Setzen einer Untergrenze können Sie bei bestimmten Lichtverhältnissen den Punkt steuern, ab wann die Blende bzw. die Verschlusszeit in dem jeweiligen Programm geändert wird.
Die genauen Zusammenhänge sind von Canon leider nicht dokumentiert; wir haben aber mit einigen Versuchen die ungefähre Logik erschließen können. Die Kamera versucht immer zuerst mit den minimalen ISO-Werten zu arbeiten, die Sie zulassen. Sie legen also wie früher den minimalen ISO-Wert fest, den Sie benötigen, um die Verschlusszeiten oder die Blende zu realisieren, die Sie brauchen.
Die Kamera wird so lange an der Untergrenze bleiben und Verschlusszeit bzw. Blende variieren, wie ausreichend Licht vorhanden ist. Erst wenn das Licht zu knapp wird, wird der ISO-Wert hochgesetzt (bis zu der von Ihnen zugelassenen Grenze). Diese beiden Vorgaben der Programme greifen damit noch vor dem Safety-Shift, sofern Sie diese Funktion an der Kamera aktiviert haben. Erst wenn die Verschlusszeit und die Auto-ISO-Einstellung die Obergrenze erreicht haben, greift der Safety-Shift ein.
Safety Shift
Wenn Sie z. B. in Av mit Offenblende arbeiten, kann es passieren, dass das Foto selbst bei der kürzesten Verschlusszeit von 1/8.000 Sek. überbelichtet ist, besonders wenn Sie am Meer oder in Schneelandschaften mit viel Sonne fotografieren. Wenn Sie den Safety-Shift aktivieren, übersteuert die Kamera die eingestellte Blende und schließt sie so weit, dass die Belichtung weiter korrekt bleibt.
Die Einstellungen für den Safety-Shift finden Sie in den Individualfunktionen im Register C.Fn1 (unterste Funktion).
Im Grunde ist damit die einstellbare Untergrenze der Auto-ISO-Funktion eine Möglichkeit, die ISO-Einstellung auf einem Minimalwert zu halten, den Sie vielleicht als festen Wert so nicht wählen würden, da Sie dann öfter in unerwünschte Grenzbereiche geraten.
Von der Theorie zur Praxis: Vor einigen Jahren haben wir intensiv Hallensport fotografiert. Hallen sind so beleuchtet, dass man oft an die Grenzen der erträglichen ISO-Werte gehen muss. In der Hallenmitte waren durchaus noch akzeptable Werte möglich, an den Spielfeldrändern gab es bis zu zwei Belichtungsstufen weniger Licht. Da schnelle Sportarten kurze Verschlusszeiten benötigen, war es nötig, die zwei Blenden Reserve durch die ISO-Einstellung zu gewinnen. Das Ergebnis war, dass der ISO-Wert in den meisten Fällen höher war als nötig. Mithilfe der Auto-ISO-Grenze gehört dieses Problem nun der Vergangenheit an. Alternativ können Sie aber nun auch die Optionen der minimalen Verschlusszeit in den Auto-ISO-Einstellungen wählen oder in den Individualeinstellungen eine minimale Verschlusszeit festlegen. Beide Wege sollten funktionieren und zu vergleichbaren Ergebnissen führen.
Die Auto-ISO-Einstellungen können aber auch anders eingesetzt werden: als weiteres Kreativprogramm zusammen mit dem Modus M. Ein konkretes Beispiel für eine Anwendung ist der Motorsport. Dort suchen Sie eine Möglichkeit, die Verschlusszeit so kurz zu halten, dass das Fahrzeug noch scharf abgebildet wird, die schnelleren Räder aber Bewegungsunschärfe zeigen. Dabei möchten Sie zur Hintergrundgestaltung mit Offenblende arbeiten.
Eine typische Einstellung wären dann 1/250 Sek. und f/2,8 und aufgrund des eher dunklen Hintergrundes eine Unterbelichtung um -1 EV. Leider ist die Helligkeit bei zum Beispiel wolkigem Wetter nicht konstant genug, um diese Werte zusammen mit einem ISO-Wert immer nutzen zu können. Es ergibt sich eine Varianz von 3 bis 4 Belichtungsstufen, je nachdem, ob Wolken vor der Sonne sind oder nicht.
In so einem Fall stellen Sie die gewünschten Werte an der Kamera im Modus M ein und die ISO-Einstellung auf »Automatik« (von ISO 100 bis ISO x), und die Kamera wird auf Grundlage der Belichtungsmessung immer den niedrigsten ISO-Wert nehmen, der möglich ist (korrigiert um die eingestellte Belichtungskorrektur). Die Kombination aus Modus M und ISO-Automatik wird insodern umso wertvoller, als dass inzwischen ein Korrekturwert für die Belichtung vorgegeben werden kann. Sie können in M mit ISO-Automatik die Belichtungskorrektur so verwenden wie in P, Tv oder Av – diese Korrektur war bei einer Anzahl von EOS-Modellen früher nicht möglich.
Neben den Kreativprogrammen können Sie an der EOS R7 sechs individuelle Einstellungssets( speichern, und zwar auf den Speicherplätzen C1, C2 und C3 auf dem Programmwahlrad. Drei Sets für Foto und drei für Video sind möglich.
Je nachdem, in welchem fotografischen Umfeld Sie sich zu Hause fühlen oder in welcher Umgebung, können Sie so für drei typische und häufig genutzte Situationen einen Schnellzugriff über das Programmwahlrad erstellen. Die Belegung der drei Stellradpositionen ist denkbar einfach, deshalb werden wir nur kurz darauf eingehen.
Für diejenigen unter Ihnen, denen die Motivprogramme nicht gut und flexibel genug sind, haben wir im Folgenden einige Sets zusammengestellt.
Diese Sets können Sie jederzeit an Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen. Zwar stehen nur drei Plätze auf dem Programmwahlrad zur Verfügung (es gäbe deutlich mehr Möglichkeiten, sie zu belegen), aber die Einstellungen sind schnell getroffen.
Da Sie meistens vorher wissen, ob Sie im Freien fotografieren werden oder aber zum Beispiel Sport in der Halle, können Sie die benötigten Einstellungen vorab hinterlegen und sind so perfekt vorbereitet. Vor Ort müssen Sie einfach nur das Wahlrad auf die entsprechende Position drehen.
Sie nehmen an der Kamera alle von Ihnen gewünschten Einstellungen vor und öffnen dann das Menü. Mit dem Hauptwahlrad, den Pfeiltasten oder dem Multicontroller navigieren Sie in das gelbe Einstellungsmenü 6 und mit dem Daumenrad zum Menüpunkt Individueller Aufnahmemodus (C1 – C3). Drücken Sie die Taste Set. Wählen Sie im darauffolgenden Menü Einstellungen registrieren und drücken Sie wiederum Set. In dem Menü, das nun erscheint, können Sie wählen, ob Sie die momentane Einstellung dem Speicherplatz C1, C2 oder C3 zuweisen wollen. Bestätigen Sie Ihre Auswahl wieder mit Set.
Hinweis
Sie stellen auf dem Wahlrad das gewünschte Programm ein. Es funktioniert nur für Kreativprogramme. Motivprogramme (A+, SCN, Kreativfilter) lassen sich nicht auf C1 bis C3 legen.
Wenn Sie stattdessen den Menüpunkt Einstellungen löschen wählen, setzen Sie die Einstellungen wieder zurück.
Sie können die so gespeicherten Einstellungen beim Fotografieren jederzeit verändern. Diese Veränderungen bleiben allerdings nur erhalten, wenn Sie sie anschließend wie oben beschrieben hinterlegen. Schalten Sie die Kamera aus oder geht sie in Stand-by, dann werden die geänderten Einstellungen auf die unter dem jeweiligen Speicherplatz hinterlegten Werte zurückgesetzt. Sollten Sie die Änderungen erhalten wollen, dann aktivieren Sie die Option Auto-Aktualisierung. Damit überschreiben Sie die hinterlegten Einstellungen direkt in dem Moment, in dem Sie sie ändern.
Eines vorweg: Es gibt nicht »die« perfekte Einstellung für die individuell belegbaren Programme, sondern lediglich die Option, die Einstellungen, die Sie oft verwenden, für den Schnellzugriff auf diesen Positionen zu speichern.
Neben der Möglichkeit, komplette »Szenarien« einzustellen und zu speichern, ist es durchaus sinnvoll, Einstellungen für einen schnellen Wechsel des Autofokus-Modus abzuspeichern. Der Autofokus ist umfangreich konfigurierbar. Über die Positionen C1, C2 und C3 haben Sie die Möglichkeit, solche Einstellungen schnell verfügbar und wechselbar zu machen.
Eine grundsätzliche Anmerkung: Die folgenden Vorschläge sind wirklich nur Vorschläge, die sich an der klassischen Fotografie des jeweiligen Genres orientieren. Natürlich kann es sinnvoll sein, ein Porträt mit großer Tiefenschärfe aufzunehmen oder eine Landschaft mit sehr geringer Schärfe, die nötigen Einstellungen dafür lassen sich einfach vornehmen.
In der Porträtfotografie kommt es darauf an, die Schärfe als Stilmittel einzusetzen, um den Blick des Betrachters nicht durch zu viele Details im Hintergrund abzulenken. Dies wird durch eine offene Blende erreicht. Welche Brennweite eine gute Freistellung ergibt, hängt von der Brennweite ab und vom Abstand des Modells zum Hintergrund.
Bei einem 50-mm-Objaktiv sollte es schon gern f/2 bis f/2,8 sein, bei 200 mm reichen auch schon f/4 bis f/5,6.
Sofern Sie in JPG fotografieren, kann auch der Bildstil Porträt sinnvoll eingesetzt werden, der die Rottöne ein wenig anhebt und die Detailschärfe etwas reduziert, um nicht jede kleine Hautpore detailliert darzustellen.
Wenn Sie mit selektiver Schärfe arbeiten, sollten die Augen immer scharf sein (im Halbporträt zumindest das näher gelegene Auge), daher ist der Einzelfeld-Autofokus oder der Augen-Autofokus ein Muss. (Ansonsten ist nämlich die Nase scharf und die Augen nicht.) Welches Autofokus-Feld Sie dann nutzen, legen Sie während der Aufnahme fest.
Programm |
Av (gegebenenfalls Blitz zuschalten für den Augenreflex) |
Messmethode |
Mehrfeldmessung |
ISO |
100 (oder Auto mit Grenze bei 1.600) |
Blende |
1,2 bis 5,6 (je nach Brennweite), gegebenenfalls 1 Stufe abgeblendet (bessere Schärfeleistung) |
Verschlusszeit |
Automatisch |
Bildstil |
Porträt |
Belichtungskorrektur |
0 EV |
Weißabgleich |
automatisch |
Autofokus-Modus |
One Shot (klassisch) oder Servo mit Augenerkennung (modern) |
Autofokus-Feld |
Spot-Autofokus oder Einzelfeld-Autofokus |
Betriebsart |
Einzelbild oder langsame Reihenaufnahme |
Landschaftsaufnahmen leben von der Tiefe und den typischen Farben Grün und Blau, die möglichst satt und frisch sein sollten. Häufig wird eine durchgängige Schärfe gewünscht, und durch die vielen Details im Bild sollte das Foto kontrastreich und rauscharm sein.
Programm |
Av |
Messmethode |
Mehrfeldmessung |
ISO |
100 bis 1.600 |
Blende |
5,6 bis 11 (je nach Brennweite) |
Verschlusszeit |
Automatisch (wird ca. 1/60 Sek. unterschritten mit Stativ) |
Bildstil |
Landschaft |
Belichtungskorrektur |
0 bis +1 EV (bei starken Kontrasten) |
Weißabgleich |
Tageslicht/AWB |
Autofokus-Modus |
One Shot |
Autofokus-Feld |
Automatische Messfeldwahl (gegebenenfalls Zonen-Autofokus) |
Betriebsart |
Einzelbild |
Diese Einstellungen eignen sich natürlich nicht nur für Sportaufnahmen, sondern für alle anderen Situationen mit schnell bewegten Motiven. Früher haben wir zwischen Sport im Freien und Sport in dunklen Hallen unterschieden. Aufgrund der Leistungsreserven der EOS R7 bei den ISO-Einstellungen erscheint uns diese Unterscheidung nicht mehr nötig.
Programm |
Av (längste Verschlusszeit 1/1.000 Sek.) |
Messmethode |
Mehrfeld (Selektiv oder Spot nur in besonderen Situationen) |
ISO |
Auto (100 bis 12.800) |
Blende |
1,4 bis 8 (je nach Brennweite), gegebenenfalls 1 Stufe abgeblendet |
Verschlusszeit |
Automatisch |
Bildstil |
Neutral |
Belichtungskorrektur |
0 EV |
Weißabgleich |
Automatisch (in der Halle auch gern AWB-W) |
Autofokus-Modus |
Servo mit Personen- oder Fahrzeugerkennung |
Autofokus-Feld |
Mittleres Autofokus-Feld (Zonen-Autofokus oder Autofokus-Feldaufweitung) |
Betriebsart |
Reihenaufnahme (langsam, z. B. für Segeln, oder schnell, z. B. für Reiten oder Motocross) |
Programm |
M |
Messmethode |
Mehrfeldmessung |
ISO |
Auto (offen bis ISO 12.800) |
Blende |
2,8 bis 8 (je nach Brennweite), gegebenenfalls 1 Stufe abgeblendet |
Verschlusszeit |
1/1.000 Sek. oder kürzer (ggf. etwas länger) |
Bildstil |
Neutral |
Belichtungskorrektur |
0 EV |
Weißabgleich |
Manuell auf das verfügbare Licht |
Autofokus-Modus |
Servo mit Personen- oder Fahrzeugerkennung |
Autofokus-Feld |
Mittleres Autofokus-Feld (Zonen-Autofokus oder Autofokus-Feldaufweitung) |
Betriebsart |
schnelle Reihenaufnahme |