1.2    Nützliche Fähigkeiten und Fertigkeiten

Abseits von den Fachkenntnissen, die elementar sind, um den Beruf eines Systemadministrators ausüben zu können, kommen jetzt Fähigkeiten zur Sprache, die man vielleicht nicht direkt in Zusammenhang mit den Anforderungen bringt, die einen Systemadministrator auszeichnen, die aber dennoch wichtig für die Ausübung dieses Berufs sind.

1.2.1    Soziale Fähigkeiten

Systemadministration hat nicht nur eine fachliche Komponente, wie im vorherigen Abschnitt beschrieben. Um den Job gut ausführen zu können, sind auch eine Reihe von sozialen Fähigkeiten, die sogenannten Softskills, erforderlich. Die Arbeit erfordert es sehr häufig, Änderungen an vitalen Teilen der IT-Infrastruktur durchzuführen. Im geregelten Fall bekommt man für Produktionssysteme Wartungsfenster, in denen Änderungen an Produktionsmaschinen durchgeführt werden dürfen. Oftmals ist es aber auch so, dass die Störung an einem Produktionssystem die Arbeit der Benutzer unmöglich macht. In diesem Fall sind Änderungen am Live-System erforderlich, und viele Administratoren sprechen hierbei von einer »Operation am offenen Herzen«.

Um das durchführen zu können, ist ein hohes Maß an Selbstvertrauen nötig, was somit auch gleich eine sehr wichtige Fähigkeit ist. Menschen mit geringem Selbstvertrauen sei gesagt, dass Selbstvertrauen – wie andere Fähigkeiten auch – trainierbar ist. Eine solide fachliche Basis kann dazu beitragen, das Selbstvertrauen zu unterstützen.

Selbstverantwortung und auch Selbstdisziplin sind zwei weitere wichtige Eigenschaften, die einen Systemadministrator auszeichnen. Mit Selbstverantwortung ist die Verantwortlichkeit für das eigene Handeln gemeint und die Fähigkeit, sich und anderen Fehler eingestehen zu können. Selbstdisziplin sorgt dafür, selbstständig Arbeit zu erledigen und auch in schwierigen Situationen, einem Regelwerk entsprechend, Produktionssysteme zu betreuen. Systemadministration ist Teamsport. Daher sind im Umgang mit anderen Administratoren, Benutzern oder Vorgesetzten Konfliktfähigkeit und Kooperation ebenso wichtig wie die Teamfähigkeit.

Wie in den Job-Beschreibungen zu sehen ist, hat dieses Arbeitsfeld sehr viel mit Kommunikation zu tun. Hiermit ist sowohl mündliche wie auch schriftliche Kommunikation gemeint. Dazu gehört auch die Kenntnis der englischen Sprache, da der größte Teil der Fachliteratur in Englisch verfasst ist. Für den Fall, dass man mit dem Hersteller einer Software in Kontakt treten muss, ist es auch erforderlich, in Englisch korrespondieren zu können.

Das ist nicht zu unterschätzen. Anders als erwartet, beschäftigen sich Administratoren nicht als Selbstzweck mit den ihnen anvertrauten Maschinen. Was genau es damit auf sich hat, erklären wir in Abschnitt 1.4, »Unterbrechungsgesteuertes Arbeiten«.

1.2.2    Arbeitstechniken

Jetzt beschäftigen wir uns mit Fähigkeiten, die nicht direkt zu den Softskills zählen und auch nur wenig Bezug zu den fachlichen Fertigkeiten haben. Am Anfang der Arbeit steht der Wille, zu verstehen, um mit dem gewonnenen Wissen die anfallende Arbeit immer besser erledigen zu können. In letzter Konsequenz bedeutet das, dass ein Systemadministrator bereit ist, sein Leben lang zu lernen und sich ständig weiterzubilden – sei es durch Eigeninitiative oder durch Schulungen, die vom Arbeitgeber angeboten werden.

Damit einher geht das Streben, Fehler nicht ein zweites Mal zu machen. Das ist gerade im Dialog mit Vorgesetzten und Benutzern nicht zu unterschätzen. Gesucht werden dauerhafte Lösungen für Probleme und nicht Workarounds, die die Probleme verschieben. Der Neustart eines Computers behebt in der Regel kein Problem, er verschiebt nur die Auswirkungen. Natürlich kann man sich bemühen, die Rechner in einem Rhythmus neu zu starten, sodass das Problem nicht mehr ans Tageslicht kommt, gelöst ist es damit aber nicht.

Für den Fall, dass man selbst nicht das Wissen hat, um ein Problem zu lösen oder um in einer entsprechend vorgegebenen Zeit eine Lösung zu finden, ist es elementar, dass man Probleme abgeben kann, beispielsweise an Kollegen oder auch an den externen Support des Herstellers einer Software oder Hardware. Häufig versuchen Systemadministratoren tage- oder sogar wochenlang, ein Problem selbst zu lösen, das durch die Inanspruchnahme des bereits bezahlten Supports in 30 Minuten gelöst wäre. »Sie haben für den Support bezahlt, also nutzen Sie ihn auch!«, wurde mir einmal von einem Vertriebsbeauftragten gesagt, und das hat mein Denken in dieser Hinsicht verändert.

Systemadministratoren sind in der Regel »Warmduscher« (oder »Beckenrandschwimmer« oder »Bergaufbremser« etc.), die es scheuen, unnötige Risiken einzugehen. Die Arbeitsmittel, die verwaltet werden, sind meist von zentraler Bedeutung für das Unternehmen, und da ist kein Platz für Cowboys. Ein Ausfall, der durch unsorgfältige Arbeit verursacht wird, kann neben finanziellem Schaden für das Unternehmen auch den eigenen Job kosten. Daher gilt es, genau und sorgfältig zu arbeiten und die Risiken richtig einzuschätzen. Wenn ein angebotener Dienst eingeschränkt oder gar nicht verfügbar ist, klingelt das Telefon im Regelfall pausenlos. In diesem Fall ist ein hohes Maß an Stressresistenz erforderlich, um selbst in diesen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Das heißt auch, professionell und freundlich im Umgang mit den aufgebrachten Benutzern zu sein und Fehler bei der Störungsbeseitigung zu vermeiden. Die so wichtige systematische und routinierte Herangehensweise an Probleme darf dem Druck nicht zum Opfer fallen, sonst schafft man damit mehr Probleme, die dann zusätzlich noch gelöst werden müssen.

Diese Form der Belastung wird auch unterbrechungsgesteuertes Arbeiten genannt. In diesem Arbeitsumfeld termingerecht Projektarbeiten zu erledigen und begonnene Aufgaben zu beenden, erfordert ein sehr hohes Maß an Disziplin und Selbstbeherrschung.

Eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Systemadministrator mitbringen muss, ist Faulheit. Ja, richtig gelesen! Die Faulheit bewirkt, dass man Fehler so behebt, dass sie endgültig gelöst sind. Ein hohes Maß an Automatisierung sorgt dafür, dass man Fehler nicht zweimal macht und dass man Arbeiten nicht mehrfach ausführen muss. Ein sinnvolles Monitoring von Prozessen und Diensten hilft Ihnen, Fehler zu erkennen, bevor Benutzer sie bemerken. Das steigert zum einen die Qualität der eigenen Arbeit und reduziert zum anderen die Anzahl der Nottelefonate, die geführt werden müssen.

Nicht zu vergessen ist, dass Diskretion, Loyalität und Integrität elementare Grundlagen für Arbeiten am Puls des Unternehmens darstellen. Diese Tugenden werden im letzten Abschnitt dieses Kapitels durch den Verhaltenskodex beschrieben, den sich die Systemadministratoren der SAGE selbst geben.