28.2    Monitoring mit Munin

Munin ist in der nordischen Mythologie einer der beiden Raben des Gottes Odin, die er jeden Morgen über Midgard kreisen ließ, damit sie ihm zum Frühstück das Neueste aus der Welt der Menschen berichteten. Insofern ist Munin ein passender Name für eine Monitoring-Software. Bei Debian, Ubuntu und SUSE gehört Munin zum serienmäßigen Umfang der Distribution. Bei CentOS kann es über die EPEL-Repositorys installiert werden (yum install epel-release). Es stehen jeweils zwei Pakete zur Auswahl: munin und munin-node. Auf einem zentralen Server wird munin installiert. Munin-node dagegen kommt auf jede Maschine, die überwacht werden soll.

[+]  Munin ist kein Ausfallüberwachungssystem, es dient zur langfristigen Aufzeichnung aller möglichen Systemzustände. Wenn Sie Ausfallüberwachung wünschen, müssen Sie Nagios einsetzen.

Konfiguration des Servers

Der zentrale Munin-Server wird in der englischen Dokumentation gatherer (Sammler) genannt. Er wird die Nodes in regelmäßigen Abständen abfragen und die gesammelten Daten abholen. In der Serverkonfigurationsdatei /etc/munin/munin.conf fügen Sie die Rechner hinzu, die Sie überwachen möchten.

[mail.example.com]
address 80.70.60.50
use_node_name yes

[secondary.example.com]
address 80.70.60.51
use_node_name yes

Listing 28.23    Nodes in der »munin.conf« eintragen

Die gesammelten Daten werden zu Verlaufsdiagrammen verarbeitet, in HTML-Seiten eingebettet und in ein vom Webserver erreichbares Verzeichnis geschrieben. Auch diesen Pfad versucht Munin selbst herauszufinden. Wenn Sie mit dem Ausgabepfad nicht einverstanden sind, ändern Sie die Zeile, die mit htmldir beginnt. Alle anderen Werte stehen, zumindest für den Einstieg, auf sinnvollen Defaults und brauchen zunächst nicht geändert zu werden.

Konfiguration der Nodes

Auch auf den Nodes ist nicht viel zu konfigurieren, denn bei der Installation aktiviert munin-node automatisch alle Datensammelagenten, die für das System infrage kommen. Wird zum Beispiel ein Postfix-Server gefunden, erhebt Munin selbstständig Daten wie den Mail-Durchsatz oder die Größe der Warteschlange.

In der Konfiguration müssen Sie munin-node erlauben, als root zu arbeiten, denn bestimmte Daten können sonst nicht erfasst werden. Außerdem wird dem Munin-Server – und nur diesem – erlaubt, die gesammelten Werte abzurufen.

Fügen Sie der Datei /etc/munin/munin-node.conf folgende Zeilen hinzu:

# Arbeiten als root erlauben
user root
group root
setsid yes

# IP-Adresse des Munin-Servers
allow ^194\.77\.253\.2$

Listing 28.24    Erweiterung »munin-node.conf«

[+]  Beachten Sie dabei, dass die IP-Adresse des Parameters allow nicht ohne Grund wie ein regulärer Ausdruck aufgebaut ist. Passen Sie daher die jeweiligen Okette Ihrer Umbebung an, und widerstehen Sie der Versuchung, einfach die IP-Adresse direkt anzugeben.

Munin-Graph: Mails pro Sekunde, Wochenansicht

Abbildung 28.1    Munin-Graph: Mails pro Sekunde, Wochenansicht

Danach starten Sie munin-node neu. Nach kurzer Zeit werden Sie sehen, wie sich das htmldir-Verzeichnis füllt. Aber bis Sie in den Verlaufsgraphen etwas ablesen können, dauert es noch länger.

Für alle gesammelten Werte erstellt Munin Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresgraphen. Abbildung 28.1 zeigt den Graphen eines Mailservers in der Wochenansicht.