Ein Neukauf bietet ohne Zweifel Vorteile: Man bekommt ganz genau das Fahrzeug, das man haben möchte, hat die neueste Technik an Bord (wichtig z. B. bei der Abgastechnologie) und auch sonst ein paar Vorteile. Der größte Nachteil: der Preis und der folgende Wertverlust. Auch wenn vom Händler nicht unbedingt der Listenpreis aufgerufen wird, dürfen Wohnmobilkäufer nicht auf allzu satte Rabatte hoffen, denn angesichts der guten Verkaufszahlen hält sich die Bereitschaft der Händler zu Preisnachlässen in engen Grenzen. Was tatsächlich möglich ist, hängt natürlich auch von Marke und Modell, dem jeweiligen Händler sowie dem Kaufzeitpunkt ab. Realistisch ist ein Preisnachlass von bis zu 10 % vom Listenpreis, der auf Messen und im Winter vielleicht auch etwas höher ausfallen kann. Falls sich im Verkaufsgespräch das Gefühl einstellt, dass kein weiterer direkter Rabatt mehr gewährt wird, sind je nach Verhandlungsgeschick Vorteile in Form von kostenloser Zusatzausstattung wie einer Markise, einem Wartungspaket oder einer Garantieverlängerung möglich.
Vorteile |
Nachteile |
Wunschfahrzeug in perfekter Konfiguration |
hoher Preis |
Innenraum und Möbel nicht abgewohnt |
relativ starker Wertverlust |
Sicherheit, Gewährleistung, Mobilitätsgarantie |
eventuell „Kinderkrankheiten“ |
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lange Lieferzeit |
Laut dem Caravaning Industrie Verband wechselten im ersten Halbjahr 2022 über 41 000 Reisemobile ihren Besitzer und spätestens beim Blick auf den Kontoauszug erscheint der Gebrauchtkauf in vielen Fällen als attraktive Alternative zum Neufahrzeug.
Verglichen mit Pkw ist die Nutzungsdauer von Wohnmobilen recht lang, was sich auf das Preisniveau von Reisemobilen aus zweiter Hand auswirkt. Zudem hat die seit Jahren steigende Nachfrage den Gebrauchtmarkt regelrecht leergefegt. Der aufgerufene Preis für junge Gebrauchte in gutem Zustand liegt oft erstaunlich wenig unter dem eines Neufahrzeugs. In der Regel ist zumindest eine vergleichsweise umfangreiche Ausstattung an Bord.
Wirklich günstige Wohnmobile haben dagegen nicht selten schon zehn Jahre oder mehr auf dem Buckel. Viel Geld sparen lässt sich auch mit exotischen Modellen weniger bekannter Hersteller oder Selbstausbauten. Diese begeistern nicht selten durch unkonventionelle Lösungen, die nicht zwangsläufig schlecht sein müssen. Sie stellen aber ein gewisses Risiko in Sachen Reparaturen dar und lassen sich in den meisten Fällen nur sehr schlecht wieder verkaufen. Solche Angebote sind daher in erster Linie für Bastler interessant.
Bei Wohnmobilen, die nur für wenige Wochen im Jahr bewegt wurden, hält sich die Laufleistung oftmals im überschaubaren Rahmen.
Dennoch sollten Sie beim Basisfahrzeug ganz genau nachsehen (beispielsweise im Serviceheft) und beim Verkäufer nachhaken, welcher Wartungsaufwand in absehbarer Zeit zu erwarten ist. Besonders kostenintensiv ist beispielsweise der Wechsel des Zahnriemens oder eine Erneuerung des Rußpartikelfilters.
Ein weiterer Punkt, der beim Kauf eines älteren Fahrzeugs zu bedenken ist, ist der Schadstoffausstoß des Motors. Angesichts steigender Umweltauflagen ist eine grüne Plakette fast schon ein Muss – ansonsten ist die Zufahrt zu innerstädtischen Stellplätzen in Umweltzonen tabu. Auch im Ausland entstehen immer mehr Sperrzonen, in denen nur Fahrzeuge mit geringem Schadstoffausstoß erlaubt und ältere Fahrzeuge daher ausgeschlossen sind (siehe dazu auch den Abschnitt in Kapitel 1 ab Seite 17).
Beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils kommt es nicht nur auf den technischen Zustand des Basisfahrzeugs an, sondern Sie müssen auch Innenraum und Bordtechnik einer kritischen Prüfung unterziehen. Dabei sind Zustand von Polstern, Lattenrosten und Matratzen sowie der Scharniere, Griffe, Schlösser und Möbeloberflächen relativ einfach zu beurteilen und kleine Kratzer oder die zwangsläufig vorhandenen Gebrauchsspuren ändern nichts am Nutzwert des Wohnmobils. Allerdings sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass sich auch Wohnmobile weiterentwickeln und Sie umso mehr Abstriche beim Komfort machen müssen, je älter das Fahrzeug ist. Während Möbel, Herd, Wassertanks und Toilette meist sehr langlebig sind und mit ein paar kleineren Reparaturen wie dem Austausch eines Scharniers oder einer Dichtung in der Regel sogar das Basisfahrzeug „überleben“, können mit den Jahren die Rohrleitungen sowie die Elektronik Probleme bereiten. Vor allem die Lebensdauer der Bordbatterie ist begrenzt und je nach Alter, Zustand und Batterietyp kommen in absehbarer Zeit Kosten in Höhe von mehreren Hundert Euro auf Sie zu.
Obacht dagegen bei Feuchteschäden. Steigt Ihnen beim Betreten des Wohnraums ein muffiger Geruch in die Nase oder entdecken Sie gar Schimmelflecken, dann ist äußerste Vorsicht angebracht und im Zweifelsfall sollten Sie besser die Hände von diesem Angebot lassen.
Im nächsten Schritt ist die Bordtechnik an der Reihe. Dazu zählen die Sanitäreinrichtungen (sind alle Wasserhähne in Ordnung, arbeitet die Wasserpumpe zuverlässig?), die Kücheneinrichtung (Funktion von Kühlschrank und Kocher) sowie die Heizung.
Bestehen Sie auf die Funktionsprüfung der mit Gas betriebenen Geräte (Heizung, Kühlschrank, Kocher). Falls der Verkäufer keine Gasflasche bereitstellen will, sollten Sie sich auf keine Diskussion einlassen und im Zweifelsfall lieber mit einer eigenen Gasflasche im Gepäck wiederkommen. Ein Defekt in der Gasanlage, das gilt insbesondere für die Heizung, kann schnell hohe Reparaturkosten nach sich ziehen. Gute Indizien für den allgemeinen Pflegezustand des Fahrzeugs liefern Blicke in den Kühlschrank sowie auf das Dach, die Gummidichtungen der Fenster sowie die Markise, wo sich schnell Moos oder Algen bilden.
Während ein muffiger Geruch oder Wasserflecken im Wohnraum, die auf einen Wasserschaden hindeuten, oder Defekte an der Bordelektrik sich selbst durch Laien recht einfach identifizieren lassen, fällt die Beurteilung des Basisfahrzeug bei mangelnder Sachkenntnis schon deutlich schwerer, denn Rost am Unterboden oder Beschädigungen an Chassis bzw. Karosserie sind nicht unbedingt auf Anhieb erkennbar.
Vorteile |
Nachteile |
geringer Anschaffungspreis (allerdings ist gerade bei jungen Gebrauchtmobilen der Preisvorteil oft nicht so groß wie erhofft) |
Mobiliar je nach Alter und Zustand bereits abgenutzt |
sofort verfügbar |
ältere Basisfahrzeuge erhöhen das Risiko von steigenden Reparaturkosten |
vergleichsweise geringer Wertverlust |
Wegfall der Gewährleistung bei Kauf von privat |
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ältere Technik |
Wer auf Nummer sicher gehen und böse Überraschungen beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils vermeiden möchte, kann das unabhängige Urteil über den technischen Zustand des Fahrzeugs einer Fachwerkstatt überlassen, um versteckte Mängel oder nicht fachgerecht reparierte Unfallschäden vor dem Kauf zu entdecken. Eine solche Gebrauchtwagenexpertise kostet zwischen 90 € und 120 € und wird z. B. von Prüfunternehmen wie TÜV oder Dekra angeboten:
https://www.tuev-nord.de/de/privatkunden/verkehr/auto-motorrad-caravan/tuev-nord-vertrauenscheck/
Der Kauf eines Wohnmobils aus zweiter Hand ist, wie der Pkw-Gebrauchtkauf, in hohem Maße Vertrauenssache. Der Kauf von privat ist in der Regel günstiger, beim Händler dagegen profitieren Sie von einer größeren Auswahl und der Gewährleistung. Vergleichsweise gute Konditionen bieten die Abverkäufe der Vermieter, die regelmäßig ihre Fahrzeugflotte erneuern. Die Fahrzeuge sind in der Regel zwischen sechs und 24 Monate alt und in gutem technischen Zustand. Bei Mobilen, die eine Saison vermietet waren und weniger als 50 000 km auf dem Tacho haben, ist ein Nachlass von bis zu 20 % auf den Listenpreis möglich.
Der beste Zeitpunkt für einen Kauf, egal ob Gebraucht- oder Neufahrzeug, ist am Saisonende im Herbst. Dann möchten die Verkäufer ihre Fahrzeuge loswerden, um Platz für die Mobile der kommenden Saison zu schaffen.
Einen Sommerschlussverkauf dürfen Sie zwar nicht erwarten, aber nach dem „Caravan Salon“, der jährlichen Messe in Düsseldorf“, finden die neuen Reisemobilmodelle den Weg zu den Händlern, das Angebot an Neufahrzeugen aus dem Vorjahr ist am größten, und Ausstellungsfahrzeuge sowie Sondermodelle sollen durch Preisvorteile möglichst rasch abverkauft werden. Im Frühjahr dagegen erwacht das große Kaufinteresse, und die Schnäppchenchance ist eher gering.
Je mehr Zeit Sie sich für die Fahrzeugbesichtigung nehmen, desto besser. Lassen Sie sich alles ganz genau zeigen und fragen Sie im Zweifelsfall lieber einmal mehr nach, als zu wenig. Ein Wohnmobil hat viel mehr Teile als ein gewöhnliches Auto, und es ist vollkommen selbstverständlich, dass Sie den Wassertank in Augenschein nehmen wollen und die Gasgeräte testen wollen. Arbeiten Sie während der Besichtigung einfach diese Checkliste ab, damit Sie nichts vergessen.
Sind die Fahrzeugpapiere (Zulassungsbescheinigung Teil I und II, gelbes Prüfungsheft für die Flüssiggasanlage) vollständig?
Stimmt die angebrachte Umweltplakette mit den Unterlagen überein?
Gibt es ein Serviceheft und sind alle zugesagten Kundendienste dokumentiert?
Sind die Bedienungsanleitungen für Basisfahrzeug, Wohnmobilausbau und alle Zusatzgeräte vorhanden?
Ist das Fahrzeug unfallfrei? Dieses sollte im Kaufvertrag explizit bestätigt – bzw. etwaige Vorschäden detailliert im Vertrag festgehalten – werden.
Ist die Frontscheibe frei von Steinschlägen?
Sind die Dichtgummis an Türen und Fenstern nicht porös und ohne Risse?
Sind die Fensterscheiben bzw. Dachfenster klar und ohne Risse?
Lassen Sie sich gut öffnen und schließen?
Überprüfen Sie alle Anbauten wie Sat-Antenne, Markise und Heckträger auf Funktion.
Lassen sich alle Klappen und Schubladen öffnen und schließen? Sind die Auszüge, Scharniere und Schlösser in Ordnung?
Lassen sich die Verdunkelungsrollos und Fliegengitter leichtgängig und problemlos öffnen und schließen?
Funktioniert die Beleuchtung?
Sind Wasserleitung und Frischwassertank in hygienischem Zustand und ohne Algenbewuchs?
Funktioniert das zentrale Bedienpanel reibungslos? Werden die Füllstände von Frisch- und Abwassertank sowie der Batterie angezeigt und lässt sich die Temperatur der Heizung steuern?
Brennen alle Kochstellen des Herds gleichmäßig mit blauer Flamme?
Funktionieren die Wasserhähne und leistet die Pumpe ausreichend Druck?
Zündet die Heizung ohne Probleme und tritt an allen Ausströmungsöffnungen warme Luft aus?
Arbeitet der Kühlschrank einwandfrei, sowohl im Gas- wie auch im Strombetrieb (12 V / 240 V), und werden die Kühlrippen nach einiger Zeit kalt?
Wie alt und in welchem Zustand ist die Aufbaubatterie?
Treten während der Fahrt keine ungewöhnlichen Geräusche auf?
Lässt sich das Getriebe leichtgängig schalten?
Stimmt die Motorleistung?
Wird die Bordbatterie während der Fahrt geladen?