ALTERNATIVE STROMQUELLEN FÜR UNTERWEGS

 

Die schönsten Plätze zum Übernachten mit dem Wohnmobil liegen oft in der einsamen Natur. Abseits von Camping- und Stellplätzen findet die mobile Freiheit allerdings schnell ein Ende, sobald der Energievorrat zur Neige geht. Ob Satellitenfernseher oder Heizungsgebläse: Viele Geräte, die den Aufenthalt im Wohnmobil angenehm und komfortabel machen, verbrauchen Strom, und Bordbatterien mit hoher Kapazität sind schwer und teuer.

Um die Bordbatterie auch ohne externen Stromanschluss nachladen zu können, sind daher alternative Stromquellen gefragt. Dabei haben sich vor allem drei Möglichkeiten etabliert, um unabhängig vom Landstrom zu werden.

Stromgeneratoren

Stromgeneratoren mit einem Motor, der Benzin, Diesel oder Gas verbrennt, stellen die dienstälteste Form eines mobilen Kraftwerks dar und waren schon lange vor Brennstoffzellen und Solarmodulen auf dem Markt. Sie werden häufig auch als Notstromaggregat bezeichnet.

Am weitesten verbreitet sind tragbare Geräte, die je nach Hersteller und Leistung zwischen 500 € und 2 000 € kosten. Sie liefern 230-V-Wechselspannung bei einer Dauerleistung zwischen 600 und 2 800 W und können einfach an die Außensteckdose des Wohnmobils angeschlossen werden.

Wie bei den Wechselrichtern lohnt sich die Investition in ein höherwertiges Gerät mit Invertertechnik, um eine Wechselspannung mit optimalem Sinuskurvenverlauf zu erhalten.

Stromgeneratoren sind bezahlbar und leistungsstark. Dass sie für die meisten Wohnmobilisten dennoch nicht infrage kommen, liegt vor allem an der Abgas- und Lärmbelästigung durch den Verbrennungsmotor. Selbst ein gekapseltes Gerät macht mit sonorem Brummen deutlich auf sich aufmerksam und erfreut weder die Stellplatznachbarn noch hebt es die eigene Urlaubsstimmung. Für den Notfall, z. B. beim langen Autarkstehen in der weiten Wildnis Nordskandinaviens, stellt ein Stromgenerator aber durchaus eine brauchbare Option dar, um abseits des Stromnetzes die Bordbatterie nachzuladen.

Brennstoffzellen

Strom aus Luft, Wasser und Alkohol? Was zunächst wie Hexenwerk klingt, ist die über Jahre ausgereifte Technologie der Brennstoffzelle, einem Mini-Kraftwerk in der Größe von etwa zwei Schuhkartons, das chemische Energie in elektrische Energie umwandelt.

Das Gerät umfasst eine Reihe einzelner Zellen, die jeweils aus Anode und Kathode sowie der dazwischen liegenden Membran bestehen. An der Anode entstehen durch die Reaktion von Wasser und Methanol positiv geladene Wasserstoffionen und freie Elektronen. Während die Protonen durch die Membran diffundieren (und an der Kathode zusammen mit dem Luftsauerstoff zu Wasserdampf reagieren), wandern die Elektronen durch den Stromkreislauf zur Kathode.

Die Brennstoffzelle funktioniert unabhängig von der Sonne, arbeitet nahezu geräuschlos und hinterlässt keine Abgase. Als Endprodukte der Reaktion bleiben nur Wasserdampf und Kohlendioxid über.

Das bei Redaktionsschluss einzige Gerät auf dem Markt für Privatanwender ist die Efoy Comfort der Firma SFC Energy. Sie wird in unterschiedlichen Leistungsklassen von 150 oder 250 Ah pro Tag angeboten und findet dank kompakter Abmessungen und geringem Gewicht in der Heckgarage Platz. Alternativ ist auch eine Montage unter der Sitzbank oder im Doppelboden möglich.

Die Anlage verbraucht zur Erzeugung von 1 kWh Strom etwa 900 ml Methanol. Eine 10-Liter-Tankpatrone kostet ca. 65 €. Die Stromversorgung erfolgt weitgehend automatisch. Der integrierte Laderegler überwacht kontinuierlich die Ladespannung der Bordbatterie, setzt bei Bedarf die chemische Reaktion in Gang und speist den gewonnenen Strom in die Bordbatterie ein.

Über ein separates Bedienpanel oder per Smartphone-App lässt sich die Brennstoffzelle auch manuell starten und man kann die aktuelle Batteriespannung sowie den Füllstand der Patrone ablesen.

Dass die Brennstoffzelle trotz der vielen Vorzüge in Wohnmobilen nicht weiterverbreitet ist, liegt in erster Line am hohen Preis. Die mittelgroße Efoy 150 Brennstoffzelle kostet immerhin ca. 5 000 €. Zahlungskräftige und -willige Kunden bekommen mit der Brennstoffzelle aber eine immer und überall verfügbare und zudem umweltfreundliche Stromquelle, die selbst bei schlechtem Wetter zur Verfügung steht.

Photovoltaikanlage

Sonnenenergie ist sicherlich die erste Wahl, wenn es darum geht, die Stromversorgung unabhängig von der Steckdose zu machen. Die Technologie hat sich seit vielen Jahren bewährt und nach der einmaligen Installation liefern die Solarmodule auf dem Dach ohne weitere Kosten über einen langen Zeitraum hinweg Strom, und zwar ganz ohne Lärm und stinkende Abgase. Einzige Voraussetzung: Die Sonne muss scheinen.

Die Photovoltaikanlage umfasst ein oder mehrere Module auf dem Dach und einen Laderegler im Innenraum, denn wie bei der Brennstoffzelle wird der Verbraucher nicht direkt an der Stromquelle geladen, sondern lädt die Bordbatterie auf – Solarzelle und Laderegler agieren quasi als Batterieladegerät ohne Steckdose. Der Laderegler steuert daher die Strommenge, die von den Solarmodulen zur Aufbaubatterie fließt, um eine möglichst schonende Ladung sicherzustellen und vor Überladung zu schützen.

Dabei stehen zwei Bauarten zur Verfügung. Die einfacheren und günstigeren PWM-Laderegler (Pulse Wide Modulation) liefern dabei die Spannung des Solarmoduls direkt an die Batterie weiter und unterbrechen den Stromfluss, wenn die Batterie vollständig aufgeladen ist. Die aufwendigeren und teureren MPPT-Laderegler (Maximum Power Point Tracking) berücksichtigen die Leistungskurve des Solarmoduls und entkoppeln die Spannung von Solarzelle und Bordbatterie, um eine optimale Energieausbeute zu erzielen.

Die Solarmodule selbst gibt es in unterschiedlichen Bauarten. Monokristalline Zellen bestehen aus in dünne Schichten geschnittenen Siliziumkristallen. Sie sind an dem quadratischen Zellenaufbau zu erkennen und bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie sind in der Lage, auch bei geringer Sonneneinstrahlung Strom zu liefern und zeichnen sich durch eine lange Lebensdauer aus. Ebenfalls weit verbreitet sind CIS-Module, bei denen die einzelnen Zellen die Form von Längsstreifen haben. Diese Module spielen ihre Stärke immer dann aus, wenn ein Teil der Solarzelle abgeschattet wird, sei es durch die Satellitenanlage auf dem Dach oder den Ast eines Baumes, denn dann sinkt die Energieausbeute deutlich weniger als bei monokristallinen Zellen.

Neben dem Aufbau unterscheiden sich die angebotenen Solarpanele auch in der Form und Sie haben die Wahl zwischen gerahmten Modulen, die auf das Dach geschraubt werden, und besonders flachen Modellen, die direkt auf das Fahrzeugdach geklebt werden. Diese sind zwar weniger effizient und teurer, allerdings nimmt die meist ohnehin schon stattliche Höhe nicht noch weiter zu.

Bei der Wahl des Montageorts sollten Sie den Schattenwurf der bereits auf dem Dach vorhandenen Anbauteile, beispielsweise der Satellitenantenne, berücksichtigen. Zusätzlich zur Montage der Solarmodule müssen Löcher für die Kabelführung zum Laderegler ins Dach gebohrt werden.

Als Alternative zur fest installierten Solaranlage bieten sich portable, faltbare Sonnenkollektoren, sogenannte Solartaschen, an. Sie lassen sich ganz ohne Montageaufwand nutzen und sind äußerst flexibel. Sie können für die optimale Energieernte direkt in die Sonne gestellt werden, während das Fahrzeug im kühlen Schatten parkt. Manko ist das höhere Diebstahlrisiko, und bei längeren Ausflügen wird das mobile Solarmodul besser hinter der Windschutzscheibe deponiert.

Bleibt anschließend die Frage zu klären, welche Leistung die Solaranlage braucht. Als Erfahrungswert lässt sich sagen, dass es für ein mittleres Reisemobil von Frühling bis Herbst mit Licht, Wasser, Radio, Heizung und TV/Sat mindestens ein 100-W-Modul sein sollte.

Wenn Sie es ganz genau wissen möchten, können sich auch das Formular auf Seite 156 nutzen, um Ihren täglichen Bedarf an elektrischer Energie abzuschätzen. Um daraus die benötigte Solarleistung zu berechnen, gehen Sie wie folgt vor: Ergibt Ihre Rechnung beispielsweise einen täglichen Energiebedarf von 35 Ah, so multiplizieren Sie den Tagesverbrauch mit 12 V und teilen das Ergebnis durch eine für die mittleren Breiten im Sommer realistische Sonnenscheindauer von vier Stunden und erhalten als Ergebnis, die empfehlenswerte Leistungsstufe des Solarmoduls, also:
35 Ah x 12 V / 4 h = 105 W.

IP-Schutzklassen

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IP-SCHUTZKLASSEN

Die genormten IP-Schutzklassen geben an, wie gut ein elektrisches Gerät gegen das Eindringen von Fremdkörpern und Wasser geschützt ist. Die erste Ziffer steht für den Schutzgrad gegenüber Fremdkörpern und Berührung, die zweite Ziffer kennzeichnet den Schutzgrad des Gehäuses gegen Feuchtigkeit bzw. eindringendes Wasser. Soll nur eine der beiden Schutzarten angegeben werden, wird die andere Ziffer durch den Platzhalter „X“ ersetzt. Kabeltrommeln für den Anschluss des Wohnmobils an die Stromsäule auf dem Campingplatz müssen beispielsweise mindestens der Schutzart IP44 entsprechen und gegen Fremdkörper und Spritzwasser geschützt sein.