Ein eigenes Kapitel nur zu diesem Thema erscheint Campinganfängern vielleicht erst einmal komisch. Aber ob erholsame Nachtruhe, optimale Leistung des (Absorber-)Kühlschranks oder ungestörter Wasserablauf aus Spüle und Dusche: Gleich mehrere Gründe sprechen für eine möglichst waagerechte Ausrichtung des Wohnmobils auf dem Standplatz.
Auf die schiefe Bahn können Sie dabei nicht nur beim Freistehen geraten, sondern auch auf so manchem Camping- oder Stellplatz in Hanglange. Leider erweisen sich gerade die idyllischen, weil naturnahen, Campingplätze oft als besonders uneben.
Häufig machen schon ein paar Zentimeter den Unterschied, falls sich aber partout kein passabler Stand finden lässt, ist eine Nivellierungshilfe gefragt, wie sie der Campingfachhandel in einer breiten Auswahl anbietet.
Klassiker des Niveauausgleichs sind Auffahrkeile. Die leichten Rampen aus robustem Polyethylen-Kunststoff haben mindestens eine Tragkraft für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen und sind im Zweierset ab etwa 30 € erhältlich. Erfahrungsgemäß reichen zwei Keile völlig aus, um das Wohnmobil waagerecht auszurichten, denn praktisch immer lässt sich so parken, dass das Wohnmobil wenigstens in eine Richtung gerade steht. Entsprechend brauchen die Keile dann nur vorne, nur hinten beziehungsweise nur auf der rechten oder nur auf der linken Seite positioniert zu werden. Ein dritter Keil dagegen bringt in erster Linie Probleme beim Rangieren mit sich und liefert keinen nennenswerten Zugewinn an Nivelliermöglichkeit.
Am weitesten verbreitet ist die treppenförmige Stufenform mit zwei bis vier unterschiedlich hohen Absätzen und einer maximalen Höhe von etwa 15 cm. Berücksichtigen Sie beim Kauf unbedingt die Reifenbreite Ihres Reisemobils, denn bei zu schmalen Keilen bekommt das seitlich überstehende Gummi des Reifens schnell Druckstellen.
Der erste Keil wird direkt vor dem Reifen platziert, der am stärksten angehoben werden soll. Falls die zweite Ecke des Fahrzeugs nach weniger Höhenzuwachs verlangt, können Sie den zweiten Keil etwas vor dem entsprechenden Reifen positionieren. Sollten es die örtlichen Gegebenheiten erfordern, kann selbstverständlich auch rückwärts auf die Keile aufgefahren werden.
Nachdem die Keile bereit liegen, erfolgt die Auffahrt am besten im Zusammenspiel mit einem Partner, der die Position der Reifen auf den Keilen im Blick hat und Anweisungen geben kann. Nachdem der Gang einlegt ist, lassen Sie auf das Zeichen des Einweisers vorsichtig die Kupplung kommen und klettern mit wenig Gas die Keile empor, bis das Fahrzeug waagerecht steht. Rechtzeitig bremsen, um nicht über das Keilende hinwegzufahren und abschließend die Feststellbremse nicht vergessen, damit das Wohnmobil sicher steht.
Rundkeile mit halbrunder Form und zunehmender Dicke sorgen für einen reifenschonenden Stand und ermöglichen einen stufenlosen Höhenausgleich. Die Handhabung ist aber etwas gewöhnungsbedürftig, da sich der Keil bei der Auffahrt mitbewegt, sodass sich der Reifen langsam vom Boden abhebt. Außerdem gibt die stufenlose Auffahrt keinen Anhaltspunkt für die Höhe, und das Ausbalancieren verlangt etwas Übung und Erfahrung.
Einen stufenlosen Höhenausgleich ohne nachträgliches Rangieren versprechen vergleichsweise teure Lufthebekissen, die klein zusammengefaltet kaum Platz wegnehmen. Ihre Funktionsweise ist denkbar einfach: Den noch flachen Kunststoffbeutel vor den Reifen legen, darauffahren und anschließend bis zur gewünschten Höhe aufpumpen. Eine separate Pumpe oder gar ein Kompressor im Gepäck ist daher zwingend erforderlich. Spätestens wenn zwei luftgefüllte Kissen unter den Reifen liegen, um das Fahrzeug sowohl in Längs- wie auch in Querrichtung auszutarieren, beginnt der Innenraum bei Bewegungen allerdings merklich zu schwanken.
Wer sich beim Austarieren nicht nur auf das Bauchgefühl verlassen möchte, kann sich zur Kontrolle eine Kreuz-Wasserwaage im Cockpit montieren. Noch komfortabler gelingt die korrekte Ausrichtung mithilfe einer Smartphone-App wie WomoSet für iOS oder Motorhome Level für Android. Hier reicht ein einziger Tastendruck, um die auszugleichende Höhe für jedes Rad zentimetergenau zu ermitteln. Man sieht auf einen Blick, wo die Auffahrkeile platziert werden müssen und die Sprachsteuerung gibt Bescheid, sobald das Fahrzeug gerade steht.
Handbremse anziehen, Knopf drücken … und schon steht das Wohnmobil absolut fest und gerade? Hydraulische Stützensysteme machen es möglich. Hersteller sind unter anderem Alko, Goldschmitt oder Linnepe, der Kostenpunkt für den Komfortgewinn liegt bei ca. 5 000 bis 6 000 € inklusive Einbau.
Die Hubstützen werden in allen vier Ecken des Fahrzeugs montiert. Nach einem Knopfdruck auf das Bedienteil heben die Zylinder das Wohnmobil an und richten es automatisch waagerecht aus. Vorteil Nummer zwei: Da der gesamte Aufbau durch das Anheben komplett von Reifen und Federung entkoppelt wird, schwankt der Innenraum im Stand nicht mehr bei jedem Schritt wie ein Schiff auf hoher See.
Die meisten Systeme arbeiten mit einer zentralen Hydraulikanlage, die beispielsweise im Staufach untergebracht werden kann. Bei den HY4-Hubstützen von Alko verfügt dagegen jede einzelne Stütze über ein eigenes Aggregat. Die gesamte Anlage kann daher Unterflur montiert werden, was Stauraum spart und den Schwerpunkt tief hält. Als Bonus bietet die Hubstütze eine komfortable Wiegefunktion, die sowohl das Gesamtgewicht wie auch die jeweilige Achslast ermitteln kann. So kann leicht kontrolliert werden, ob das zulässige Gesamtgewicht eingehalten wird, und die Ladung lässt sich optimal im Fahrzeug verteilen.
Als weitere Funktion bieten viele hydraulische Hubstützen zudem einen manuellen Modus, um das Fahrzeug bei Bedarf einseitig abzusenken oder anzuheben, beispielsweise um den Wassertank zu entleeren. Bei einigen Modellen verhindert eine spezielle Schlauchbruchsicherung das Absacken des abgestützten Fahrzeugs, sodass sogar ein Reifenwechsel ohne separaten Wagenheber möglich ist.
Die umfangreiche Technik macht Hubstützenanlagen nicht gerade zu Leichtgewichten, und je nach System nimmt die Zuladung um 50 bis 80 kg ab, sodass Hubstützen insbesondere bei größeren Fahrzeugen verbaut werden.
Die günstigste Möglichkeit zum Beseitigen der Schräglage auf Knopfdruck bieten elektrische Hubstützen, welche allerdings in ihrer Hubkraft begrenzt sind. Kein Hilfsmittel zur waagerechten Fahrzeugausrichtung sind dagegen mechanische Kurbelstützen. Diese tragen nicht das vollständige Fahrzeuggewicht, sondern sind zum Fixieren gedacht, damit das Fahrzeug im Stand nicht schwankt.
Eine weitere Möglichkeit zur vollautomatischen Ausrichtung des Fahrzeugs bietet eine Vollufftfederung (siehe Seite 23). Diese soll zwar in erster Linie den Fahrkomfort erhöhen, sorgt aber auch für einen Höhenausgleich im Stand. Da sich die Federung aber nicht außer Kraft setzen lässt, steht das Wohnmobil im Gegensatz zu Hubstützen nicht schwankfrei.