WASSERMENGE & TOOLS

PINSELVOLUMEN

Die Form, Größe und Beschaffenheit des Pinsels beeinflussen deine Maltechnik enorm. Was viele Anfänger*innen nicht ausreichend bedenken, ist, dass jeder Pinsel sich anders verhält. Wenn ich zum Beispiel wochenlang nur mit einem Pinsel male, dann stelle ich automatisch meine Technik und Vorgehensweise auf diesen einen Pinsel ein. Ich gewöhne mich daran, welche Wassermenge ich mit diesem Pinsel aufnehmen kann, und das Malen wird routiniert. Wechsle ich nach einiger Zeit zu einem anderen Pinsel, so muss ich mich etwas umstellen, um die Wassermenge kontrollieren zu können.

Das Pinselvolumen hängt zum einen von der Pinselgröße ab. Kleine Pinsel halten weniger Wasser als große. So weit, so gut. Wichtig ist vor allem, die Pinselgröße auf die Größe des Motivs abzustimmen. Möchte ich ein kleines, feines Häuschen malen, das nur wenige Zentimeter groß ist, sollte der Pinsel etwas feiner ausfallen. Es ist nämlich ein häufiger Irrglaube, dass man mit der feinen Spitze eines dicken Pinsels auch feine Details malen kann. Das stimmt zwar, allerdings muss man auch beachten, dass über diese feine Spitze weitaus mehr Flüssigkeit abgegeben wird als bei einem kleinen Pinsel – und unter Umständen weitaus mehr, als man möchte. Das liegt daran, dass sich die ganze Flüssigkeit im Bauch des Pinsels sammelt und durch die Schwerkraft nach unten gedrückt wird. Nutze ich hingegen einen feinen Pinsel, befindet sich auch weniger Farbe im Bauch und kleine Motive lassen sich wesentlich leichter illustrieren.

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SYNTHETISCHES HAAR & ECHTHAAR

Die Beschaffenheit eines Pinsels gibt weitere Maleigenschaften vor. Wie du sicher weißt, unterscheidet man zwischen Kunsthaar- und Echthaarpinseln. Ein großer Vorteil von Echthaarpinseln war bislang, dass die natürlichen Haare weitaus besser Wasser halten konnten als die synthetischen. Das liegt an der Struktur der Haare. Echthaar weist in seiner Struktur nämlich eine Wellenform oder Verdickung in der Mitte des Haares auf, wodurch das Wasser sehr gut gespeichert werden kann. Kunsthaar hingegen ist sehr glatt in seiner Beschaffenheit. Durch die glatte Oberflächenstruktur gleitet das Wasser leichter an die Haare ab und der Pinsel kann sowohl weniger Wasser aufnehmen als auch abgeben.

Inzwischen kommen allerdings die Synthetikpinsel den Echthaarpinseln qualitativ sehr nahe, und hochwertige Kunsthaarpinsel weisen die gleichen positiven Eigenschaften auf wie die aus Echthaar. So gibt es bereits synthetische Pinsel mit gewellten Haaren, die dem Fehhaar (Schweifhaare des Eichhörnchens) sehr ähneln.

Außerdem können durch eine bestimmte Fasermischung Zwischenräume geschaffen werden, die das Wasser besser speichern können. Dieser Umstand beeinflusst das Malen extrem, und du musst immer mitberücksichtigen, wie viel Wasser sich im Pinselbauch befindet. Das gilt auch für das Anmischen von Farben: Möchtest du beispielsweise einen hochpigmentierten Ton anmischen, so darfst du nicht vergessen, dass aus dem Pinselbauch kontinuierlich Flüssigkeit abgegeben wird. Mehr dazu auf Seite 23.

Zudem kann es sein, dass du manche Techniken mit dem einen Pinsel besser hinbekommst als mit dem anderen. Beim Lavieren ist ein Pinsel mit viel Wasserspeicher hilfreich. Möchtest du hingegen mit einem fast trockenen Pinsel Schlieren auf das Papier malen, um zum Beispiel eine schmutzige Hauswand anzudeuten, so könnte dir das mit einem Pinsel mit wenig Fassungsvermögen besser gelingen.

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