Widersprüchlichkeit und Kohärenz. Beobachtungen zu einem Argument der Polemik und Apologetik im zweiten Jahrhundert*

In der Auseinandersetzung konkurrierender Wahrheitsansprüche von Christen, Heiden und Juden in der Antike kommt den verwendeten Argumentationsmustern naheliegenderweise eine hohe Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang hat Peter Pilhofer im Jahre 1990 eine viel beachtete Analyse des so genannten Altersbeweises vorgelegt,1 der zu den am meisten beanspruchten Denkfiguren in der Literatur des zweiten Jahrhunderts (und späterer Zeiten) zählt. Vergleichbar eingehende Detailuntersuchungen anderer, ebenso wichtiger Argumentationsmuster stehen noch aus.2 Nun hat uns aber gerade die neuere wissenschaftliche Diskussion vor Augen geführt, dass sich die antike Apologetik vor allem als Denk- und Argumentationsmodus zu verstehen empfiehlt.3 Die Dringlichkeit detaillierter Untersuchungen zu einzelnen apologetischen Argumenten hinsichtlich ihrer Herkunft, Anwendung und Ausrichtung liegt somit auf der Hand.

Im folgenden seien einige Beobachtungen zu einer polemisch-apologetischen Argumentationsfigur mitgeteilt, die im Kampf konkurrierender Wahrheitsansprüche im zweiten Jahrhundert offenbar eine große Rolle gespielt ←225 | 226→hat: der Behauptung der Widersprüchlichkeit gegnerischer und der Kohärenz eigener Lehre. Mit diesem Argument korrespondiert die Polemik gegen die Diversität gegnerischer Institutionen und die protreptisch ausgerichtete Betonung der Einheitlichkeit der eigenen. Zwar lassen sich in der bunten Wirklichkeit des zweiten Jahrhunderts weder bei Christen noch bei Juden noch bei Heiden eine echte Kohärenz der Lehre und auch keine institutionelle Geschlossenheit ihrer Vertreter erkennen – die Quellen zeigen, dass eher das Gegenteil der Fall ist –, aber gerade deshalb eignete sich der Vorwurf der Widersprüchlichkeit gut für den Angriff auf die gegnerische Seite. Andererseits bedurfte es auch eines hohen Maßes an apologetischem Geschick, wenn es darum ginge, die eigenen Reihen gegen entsprechende Kritik zu verteidigen. Im folgenden soll zunächst eine Anzahl einschlägiger Stellen für die polemische Verwendung des Widersprüchlichkeitsarguments durch die Christen gesichtet (I.) und nach dessen Hintergründen gefragt (II.) werden, sodann soll auf die gegen die Christen gerichtete Inanspruchnahme des Arguments durch die Heiden (III.) und auf die Verteidigung der Christen hiergegen (IV.) eingegangen werden, ehe ein zusammenfassender Ausblick die Beobachtungen abrundet (V.).

I.  

In seiner handlichen Überblicksdarstellung der frühchristlichen Apologetik hat Michael Fiedrowicz dem Widersprüchlichkeitsargument zu Recht einen prominenten Platz im Disput um Wahrheitsansprüche in der Antike eingeräumt: Unter den christlicherseits geltend gemachten Differenzen zwischen Christentum und paganer Philosophie steht es an erster Stelle.4

Dabei lassen sich graduelle Unterschiede in der Verwendung erkennen: Während die einen nämlich den paganen Philosophen mit dem Inkongruenz-Vorwurf „nur“ defizitäre Explikationen bestimmter Sätze attestieren, zugleich aber deren Übereinstimmung mit bestimmten christlichen Grundwahrheiten positiv vermerken, betonen andere mit demselben Argument die grundsätzliche Unterschiedenheit von Christentum und Philosophie und stellen das Christentum exklusiv als einzig konsistente Lehre dar. Je nachdem, ob man eher an einer Annäherung oder an einer Abgrenzung von den paganen Philosophen interessiert war, änderte sich die Ausrichtung, die man dem Widersprüchlichkeitsvorwurf gab.

Als Vertreter einer differenziert-konstruktiven Inanspruchnahme des Arguments ist Justin zu nennen, der sich als christlicher Philosoph verstand ←226 | 227→und in seinen Apologien5 auf die wechselseitige Anschlussfähigkeit zwischen Christentum und Philosophie setzte. Typisch für seine Position ist Just., 1 apol. 44,9f.:

Alles, was Philosophen und Dichter über die Unsterblichkeit der Seele […] gesagt haben, das haben sie nur aufgrund der von den Propheten empfangenen Anhaltspunkte erkennen können und ausgeführt. Daher scheinen bei allen Keime der Wahrheit zu sein; man kann ihnen aber auch nachweisen, dass sie dieselbe nicht genau erfasst haben, wenn sie sich widersprachen (ὅταν ἐναντία αὐτοὶ ἑαυτοῖς λέγωσιν).6

Justin geht aus von einer Inspirierung der Philosophen und Dichter durch die Worte der Propheten. Bezüglich einiger zentraler Lehren wie der von der Unsterblichkeit der Seele hatten die Philosophen an der Wahrheit Anteil, weil sie von den Propheten Anhaltspunkte erhalten haben. Eine basale Erkenntnis der Wahrheit wird den Philosophen zugestanden. Andererseits fehlt ihnen die vollständige Erkenntnis der Wahrheit, was daran deutlich wird, dass sie sich widersprechen, d.h. gegensätzliche Meinungen zu bestimmten Themen vertreten, sobald sie über die von den Propheten übernommenen Erkenntnisse hinausgehen. Das Widersprüchlichkeitsargument dient Justin nicht dazu, die Philosophen und Dichter in toto zu widerlegen, sondern beweist nur, dass die vollständige Wahrheit bei ihnen nicht zu finden ist. Ihre Einsichten sind korrektur- und vervollkommnungsbedürftig. So auch in Just., 2 apol. 13,2–6:

Indem ich darum bete und inständig ringe, als Christ befunden zu werden, bekenne ich nicht, dass die Lehren Platons den Lehren Christi fremd seien, sondern dass sie ihnen nicht in jeder Hinsicht gleichkommen, wie auch die der anderen nicht, der Stoiker und Dichter und Prosaschreiber. Denn jeder von ihnen hat gut argumentiert, indem er auf Grund des Anteils am samenausstreuenden göttlichen Logos das (diesem) Verwandte gesehen hat. Da sie aber in den wesentlichen Dingen sich widersprochen haben (οἱ δὲ τἀναντία ἑαυτοῖς ἐν κυριωτέροις εἰρηκότες), haben sie offenbar kein sicheres Wissen und keine unwiderlegbare Einsicht gehabt. All das nun, was bei ihnen allen recht gesagt worden ist, eignet uns Christen: […] Denn alle jene Schriftsteller konnten durch den in ihnen befindlichen eingepflanzten Keim des Logos das, was ist, schemenhaft sehen. Denn das eine ist der Keim der Sache und das Abbild, das gemäß der Fähigkeit (des jeweiligen Menschen) gegeben wird, ein anderes ist die Sache selbst, an der Anteil zu haben und die nachzubilden der Gnade Gottes obliegt.7

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Justin kombiniert hier das Widersprüchlichkeitsargument mit seiner Theorie von den allen Menschen innewohnenden Samenkörnern der Wahrheit.8 Aufgrund des ihnen innewohnenden Logoskeimes haben die Philosophen9 durchaus Richtiges, d.i. dem Logos Entsprechendes gesehen, wenngleich schemenhaft. Eine sichere, unwiderlegbare Einsicht können sie hingegen nicht gehabt haben, da sie ja einander widersprachen. Sie hatten nicht Anteil am ganzen Logos, der Christus selbst ist.10 Die richtigen Einsichten, die die Philosophen hier und da hatten, fügen sich erst in der wahren christlichen Philosophie zu einem vollständig kohärenten Bild zusammen. Das Widersprüchlichkeitsargument ist bei Justin Teil eines Überbietungsmodells, nach welchem trotz zugestandener Übereinstimmungen mit der Philosophie in basalen Fragen die vollständige, logosgemäße Wahrheit nur von den Christen beansprucht werden kann.

Auch Athenagoras ist zu den Vertretern einer grundsätzlichen Harmonie zwischen Christentum und Philosophie zu rechnen.11 Er geht von der Basis ←228 | 229→gemeinsamer Überzeugungen aus und operiert dann mit dem Widersprüchlichkeitsargument, um die Überlegenheit des auf klarer göttlicher Offenbarung gründenden Christentums gegenüber der auf Vermutungen basierenden und in ihren Aussagen vieldeutigen Philosophie zu beweisen. Nachdem er in Athenag., leg. 5f. die Übereinstimmung aller Philosophen in der Lehre von der Einzigkeit Gottes dargelegt hat, schreibt er in Athenag., leg. 7,1f:

Fast alle, die auf die Weltprinzipien zu sprechen kommen, sind selbst gegen ihren Willen darüber einig, dass die Gottheit nur eine ist […]. Wenn aber dann wir behaupten, dass der Ordner dieses Alls der eine Gott ist, so steht uns unbegreiflicherweise ein Gesetz entgegen, obwohl wir das von uns Erkannte und richtig Geglaubte, nämlich die Einheit Gottes, mit sicheren Argumenten und Gründen zu belegen vermögen. Dichter und Philosophen nämlich traten […] auch an dieses Thema nur mit Vermutungen heran […] wobei jeder doch nur so viel Erfolg hatte, dass er sich allerlei Gedanken machte, ohne aber das Seiende wirklich zu finden; denn er suchte nicht bei Gott Belehrung über Gott, sondern nur bei sich selbst. Daher hat auch jeder von ihnen auf andere Weise über Gott und Materie und Ideen und Welt gelehrt (διὸ καὶ ἄλλος ἄλλως ἐδογμάτισεν αὐτῶν καὶ περὶ θεοῦ καὶ περὶ ὕλης καὶ περὶ εἰδῶν καὶ περὶ κόσμου). Wir dagegen haben für unsere Erkenntnis und unseren Glauben die Propheten zu Zeugen, die in der Kraft des göttlichen Geistes über Gott und göttliche Dinge Offenbarungen gegeben haben.12

Hier ist der Gegensatz von Menschenmeinung und geistgewirkter Offenbarung entscheidend. Die Meinungen der Philosophen rühren daher, dass sich „jeder so seine Gedanken macht.“ Aber eben dadurch, dass die Philosophen die Wahrheit bei sich selbst suchen, ist die Vielfalt ihrer Meinungen so groß wie die Zahl ihrer selbst. Sie kommen über Vermutungen nicht hinaus, weshalb „jeder auf andere Weise“ lehrt. Athenagoras expliziert nicht ausdrücklich den Vorwurf der Widersprüchlichkeit, aber er diagnostiziert bei den Philosophen eine unüberschaubare Vielfalt von verschiedenen Ansichten, die kein auch nur annähernd kohärentes Bild ergeben. Das ist die Folge dessen, dass jeder von ihnen sich selbst als Erkenntnisquelle hat. Dem stellt Athenagoras die von Gottes Geist gewirkte Offenbarung an die Propheten entgegen. Der Glaube, der auf dem Zeugnis der Propheten bzw. der göttlichen Offenbarung beruht, unterscheidet sich von der verwirrenden Vielfalt philosophischer Vermutungen durch sein Gegründetsein auf einer einheitlich-kohärenten, göttlich autorisierten Überlieferung.

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Schärfer gegen die paganen Philosophien richten sich der Verfasser des Diognetbriefs, Tatian und Theophilus von Antiochien. Entsprechend polemischer ist bei diesen Autoren der Gebrauch des Widersprüchlichkeitsarguments. In Diogn. 8,1f. heißt es:

Wer von den Menschen hat denn überhaupt gewusst, was Gott ist, bevor er gekommen ist? Oder billigst du etwa die leeren und läppischen Reden jener so glaubwürdigen Philosophen? Einige von ihnen sagten, das Feuer sei Gott – sie nennen Gott das, wohin sie gelangen werden – andere meinen, das Wasser sei Gott, andere aber irgendeines der von Gott geschaffenen Elemente.13

Der Widersprüchlichkeitsvorwurf wird hier nicht expliziert, steht aber im Hintergrund. Der Verfasser will die Philosophen lächerlich machen, die über Gott die unterschiedlichsten Meinungen vertreten. Die Vielfalt der philosophischen Lehren wird als Argument für die Falsifikation jeder dieser Lehren benutzt: Die einen halten die Elemente für Götter, und dann sogar noch für unterschiedliche. Andere setzen das Feuer und Gott gleich, wieder andere identifizieren das Wasser mit Gott.14 In ihrer beliebigen Unterschiedlichkeit erweisen sie selbst alle ihre Lehren als läppisch. Auffällig ist die ironische Färbung.

Ähnlich verhält es sich bei Tatian, bei dem sich auch die im Diognetbrief erkennbare ironische Note findet. In Tat., orat. 25,3f. heißt es:

Du folgst den Lehren Platons, da tritt dir ein Schüler Epikurs mit lauter Stimme entgegen; willst du dich wiederum nach Aristoteles richten, so verhöhnt dich irgendein Anhänger Demokrits. […] Da die philosophischen Systeme, die ihr habt, einander widersprechen (στασιώδεις δὲ ἔχοντες τῶν δογμάτων τὰς διαδοχὰς), so kämpft ihr, unter euch uneins, gegen diejenigen, die unter sich einig sind.15

Hier ist keine Teilmengen- und Überbietungsvorstellung im Visier wie bei Justin, sondern eine strikte Grenze gezogen:16 Tatian befehdet die griechische Denkweise und Kultur insgesamt.17 Die Philosophen offenbaren ihre ←230 | 231→Unfähigkeit zur Wahrheit nicht nur durch widersprüchliche Lehren, sondern noch mehr dadurch, dass sie Vertreter jeweils anderer Positionen verhöhnen und ihre Uneinigkeit offen zur Schau stellen. Dieser Uneinigkeit der Philosophen wird die Einigkeit der Christen entgegengestellt. Dass die Christen im Unterschied zu den Philosophen untereinander einig sind, ist ihr wichtigstes Identitätsmerkmal und legitimiert ihren Wahrheitsanspruch. Das Einigkeitsargument wird zu dem Wahrheitskriterium des Christentums schlechthin. In der Einigkeit der Christen liegt zugleich der Grund dafür, dass sie angegriffen und verfolgt werden: Die Uneinigen können die Einigkeit der sich Einigen nicht ertragen und müssen sie demzufolge bekämpfen.

Bei Theophilus findet sich unser Gedanke an zahlreichen Stellen in seinen drei Büchern Ad Autolycum, z. B. 2,4; 2,8f.; 3,3; 3,7 u.ö. In Einklang mit Tatian und im Unterschied zu Justin nutzt Theophilus das Widersprüchlichkeitsargument, um die griechischen Philosophen, Dichter oder Geschichtsschreiber grundsätzlich zu diskreditieren: Sie alle haben über alle möglichen Themen unterschiedlichste Auffassungen vorgelegt, weswegen ihre Meinungen offenbar töricht sind. In Thphl. Ant., Autol. 2,8,2–9,2 heißt es:

Auch über den Ursprung der Welt haben sie einander widersprochen und törichte Meinungen vertreten. Denn erstens haben einige die Welt für ewig erklärt, wie wir oben gezeigt haben. Und die, die sie für ungeworden und die Natur für ewig erklären, haben Dinge gesagt, die mit den Aussagen derer, welche die Welt für einmal geworden erklären, völlig unvereinbar sind.

(Es folgen Zitate von Aratus, Sophokles, Homer, Simonides, Euripides, Menander, Thestius und Theophilus summiert:)

Dergleichen sich selbst widersprechende Aussagen (ἀσύμφωνα) tun sie zu Tausenden […]

(Dem stellt Theophilus dann die Lehre der Männer Gottes entgegen und resümiert:)

Alle ihre Aussprüche stehen in schöner Harmonie miteinander (καὶ πάντες φίλα ἀλλήλοις καὶ σύμφωνα εἰρήκασιν […]).18

Die Schrift Ad Autolycum will ihren Adressaten für das Christentum gewinnen. In diesem Kontext spielt das Gegenüber von Widersprüchlichkeit der philosophischen Lehren und Harmonie der christlichen Überlieferung eine entscheidende Rolle. Autolykos wird aufgefordert, die einhelligen Aussagen der einfachen, ungebildeten, aber inspirierten biblischen (= alttestamentlichen) ←231 | 232→Autoren mit den widersprüchlichen, unsicheren, irrigen Ansichten der paganen Dichter, Philosophen und Historiker zu vergleichen (Thphl. Ant., Autol. 2,34,1; 2,35,14f.; 3,17,4f.). Einhelligkeit der Meinung und Kohärenz der Aussagen gelten auch hier als entscheidendes Wahrheitskriterium, umgekehrt wird die widersprüchliche Vielfalt philosophischer Auffassungen zum Beweis ihrer Unbrauchbarkeit. Nur am Rande wird eingeräumt, dass unter den Philosophen und Dichtern die eine oder andere treffende Ansicht sich auch einmal finden kann – und zwar da, wo sie mit den Meinungen der inspirierten biblischen Autoren übereinstimmen; ein Argument, das wir schon bei Justin sahen. Theophilus bringt in diesem Zusammenhang die These vom „Diebstahl der Hellenen“ auf (3,1,14; 3,2,37). Dem Grunde nach aber wird bei ihm der paganen Philosophie keine Teilhabe an der Wahrheit zuerkannt, weil diese nur bei den Christen zu finden ist (2,33). Hier hat das Widersprüchlichkeitsargument die Funktion, die Philosophie in toto als falsch zu erweisen und zu verabschieden.

Bei Tertullian zeigt sich, wie geläufig die Verwendung des Arguments am Ende des zweiten Jahrhunderts auch im lateinischen Sprachraum ist. Im Apologeticum schreibt er:

Denn nachdem diese Menschen Gott lediglich gefunden hatten, haben sie nicht so von ihm gesprochen, wie sie ihn gefunden hatten, so dass sie in Folge auch über sein Wesen und seine Natur und seinen Wohnort verhandeln. Die einen behaupten, er sei unkörperlich, die anderen, er sei körperlich, wie es die Platoniker und die Stoiker tun; die einen behaupten, er bestehe aus Atomen, die anderen, aus Zahlen, wie es Epikur und Pythagoras tun; ein anderer, aus Feuer, wie es dem Heraklit schien; und die Platoniker freilich behaupten, er sorge für alle Dinge, er sei der Schöpfer und Antreiber aller Dinge, hingegen die Epikureer, er sei müßig und untätig, und, um es so zu sagen, für die menschlichen Angelegenheiten ein Niemand; sein Platz sei aber außerhalb der Welt, behaupten die Stoiker, und nach Art eines Töpfers lasse er diese Weltmasse von außen kreisen; innerhalb der Welt, behaupten die Platoniker, und in der Manier eines Steuermanns verweile er innerhalb dessen, was er lenkt. So sind sie auch im Blick auf die Welt selbst geteilter Meinung (uariant), ob sie geworden oder ungeworden sei, ob sie untergehen oder fortbestehen werde; so auch im Blick auf das Wesen der Seele, das die einen als göttlich und ewig, die anderen als der Auflösung geweiht ausgeben: je nachdem, wie ein jeder gedacht hat, so hat er entweder etwas eingefügt oder umgestaltet.19

Die Aufzählung philosophischer Schulen und ihrer Meinungen wirkt hier schon routiniert-traditionell. Tertullian deutet deren Widersprüchlichkeiten als Entstellungen der eigentlich einheitlich-einfachen Überlieferung der christlichen Bibel. Mit ihren „eigenen Beiträgen“ haben die Philosophen eine ←232 | 233→unübersehbare Fülle verschiedener Meinungen produziert. In zentralen Fragen wie denen von Wesen, Natur und Wohnort Gottes gelangen sie so zu unterschiedlichen Auffassungen, gleiches gilt für die Fragen nach der Entstehung und Bewahrung der Welt und nach dem Wesen der Seele. Damit ist ihre Unglaubwürdigkeit offensichtlich.

Wohl vom Anfang des dritten Jahrhunderts datiert schließlich die Spottschrift gegen die heidnischen Philosophen, deren Verfasser Hermias fast ausschließlich auf dem Widersprüchlichkeitsargument aufbaut und eine satirisch-literarische Inszenierung desselben bietet.20 Der Text dokumentiert die offenbar stetig steigende Beliebtheit des Arguments und die Selbstverständlichkeit seiner Verwendung. In beißend-polemischer, ironischer Kritik werden die einander widersprechenden Lehrmeinungen der Philosophen verhöhnt. Hermias stellt Aussagen u. a. von Anaxagoras, Parmenides, Thales, Anaximenes, Archelaos, Plato, Aristoteles, Pherekydes, Leukippos, Demokrit, Epikur, Karneades, Klitomachus und Pythagoras zusammen,21 um so ihre unterschiedlichen und widersprüchlichen Meinungen gegeneinander auszuspielen22. Das Widersprüchlichkeitsargument eignete sich in besonderem Maße für satirische Verarbeitungen: Bei Hermias finden sich Tendenzen gesteigert, die schon im Diognetbrief und bei Tatian anklangen und auch in späteren Texten zum Tragen kommen. Die in der Forschung immer wieder diskutierten Parallelen zwischen dem Hermias-Traktat und Pseudo-Justins Cohortatio ad Graecos23 sind möglicherweise als Teil der Wirkungsgeschichte des Traktats oder seiner literarischen Vorlagen zu deuten. Dies gilt auch hinsichtlich der Verwendung des Widersprüchlichkeitsarguments.24

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II.  

Die intensive Inanspruchnahme des Widersprüchlichkeitsarguments durch die christliche Polemik und Apologetik ist nur dadurch zu erklären, dass das Argument und seine Explikation zum zeitgenössischen intellektuellen Gemeingut zählten, dessen sich die Christen naheliegenderweise bedienten. Schon ein kurzer vergleichender Blick auf die in etwa zeitgenössische jüdische Apologetik zeigt eine ähnliche Selbstverständlichkeit bei seiner Anwendung. Bei Philo von Alexandrien findet sich gleich zum Eingang seiner Werbeschrift für das kontemplative Leben eine Aussage, mit der er die eigene einfache, schlichte (ἀτεχνῶς) Orientierung an der Wahrheit den Darstellungen der Poeten und Schriftsteller entgegensetzt.25 Die Aussagen, die er in diesem Zusammenhang über bestimmte Auffassungen der Philosophen macht, ähneln denen, die wir christlicherseits im Diognetbrief vorgefunden hatten.26 Noch deutlicher ist der Befund bei Josephus. Er betont in seiner Verteidigungsschrift gegen Apion27 ausdrücklich die einheitsstiftende Kraft des jüdischen Gesetzes und setzt die Vielfalt der Meinungen der Philosophen kritisch hiervon ab:

Dies hat vor allem anderen die bewundernswerte Eintracht bei uns zustande gebracht: Dass wir ein und dieselbe Auffassung von Gott haben, aber auch in der Lebensführung und in unseren Gedanken nicht voneinander unterschieden sind, bewirkt die schönste Übereinstimmung der Menschen in ihrem Ethos. Denn nur bei uns wird man weder Reden über Gott hören, die einander widersprechen – so wie bei den Übrigen nicht nur von irgendwelchen Leuten je nachdem, wie jeder gerade empfindet, geredet wird, sondern sogar von einigen Philosophen verantwortungslos gelehrt worden ist, von denen die einen die Natur Gottes mit ihren Argumenten aufheben, die anderen die Vorsorge für die Menschen ihm absprechen möchten –, noch wird man in den Alltagsgeschäften einen Unterschied sehen, ←234 | 235→sondern gemeinsam sind bei uns die Verrichtungen aller und eine ist die Lehre, die mit dem Gesetz übereinstimmt, was Gott betrifft, indem sie besagt, dass jener alles beaufsichtigt.28

Durch ihre „bewundernswerte Eintracht“ (τὴν θαυμαστὴν ὁμόνοιαν) und „schönste Übereinstimmung“ (καλλίστην συμφωνίαν) heben sich diejenigen, die sich am göttlichen Gesetz ausrichten, von allen anderen Menschen positiv ab. Die kollektive Identität gründet auf die Übereinstimmung in der Lebensführung und darauf, dass alle „ein und dieselbe Auffassung von Gott haben.“ Die Einheitlichkeit wird als Alleinstellungsmerkmal profiliert: Von dem am Kohärenzkriterium orientierten Idealbild werden die anderen Völker abgesetzt, bei denen sich widersprechende Ansichten über Gott finden. Solche im Judentum vorfindliche Argumentationsfiguren machte sich die christliche Apologetik natürlich zu eigen.29

Unbeschadet dieser und anderer Belegstellen aus der frühjüdischen Apologetik ist zum zeitgenössischen Hintergrund des Widersprüchlichkeitsarguments aber nicht auf die Traditionen der Apologetik, sondern auf die philosophische Skepsis zu verweisen. Darauf hat Christoph Riedweg hingewiesen.30 Bei den Skeptikern war das Widersprüchlichkeitsargument von zentraler Bedeutung für ihre Option zugunsten der ἐποχή, des Zurückhaltens der Meinung: Wenn im Laufe der Geschichte bei allen prominenten Bemühungen um die großen Fragen der Philosophie nichts weiter herausgekommen war als eine kaum mehr überschaubare Vielfalt verschiedener einander widersprechender Meinungen, dann musste eine gewisse Selbstfestlegungsreserve in diesen Fragen die einzig verantwortbare Haltung sein. Riedweg hat mit Recht unterstrichen, dass dies auch für theologische Fragen galt.31 Riedweg hat ferner gezeigt, dass der Rückgriff auf doxographische Zusammenstellungen von philosophischen Meinungen zu einschlägigen Themen ←235 | 236→fester Bestandteil skeptischer Argumentationstechnik war. Er verweist beispielsweise auf den Akademiker bei Cicero, der aus einer Zusammenstellung über die Prinzipienlehre der Philosophen eine riesige Bandbreite der Meinungen unter den großen Denkern nachweist, um dann zu folgern, dass man aus dieser Vielfalt nicht die eine oder die andere Meinung begründet als richtig identifizieren könne.32 Natürlich findet sich der Hinweis auf die Problematik der Vielfalt unterschiedlicher Meinungen schon seit Platon.33 Und dem alten sophistischen Anspruch auf Wahrheit auch entgegengesetzter Meinungen34 suchten Platon mit der scharfen Unterscheidung von Meinen und Wissen und Aristoteles mit dem Satz vom Widerspruch35 zu begegnen. Die Skeptiker zogen aus dem Phänomen die Konsequenz, dass sie die ἐποχὴ als einzig vernunftadäquate Haltung auf den Schild hoben und zum Beleg auf einschlägige Textsammlungen zurückgriffen bzw. diese teils erweiterten, teils selbst erstellten.

Neben dem Verweis auf den historisch gewachsenen skeptisch-philosophischen Hintergrund des Widersprüchlichkeitsarguments ist zu beachten, dass es während der zweiten Sophistik zu einer spezifischen Färbung bei seiner Anwendung kommt. Denn zu dieser Zeit fallen ironisch-satirische Explikationen besonders auf. Berühmt und bei einer großen Leserschar bis heute beliebt sind die beißenden Demaskierungen des zeitgenössischen Philosophenbetriebes aus der Feder des Lukian von Samosata,36 die literarisch brillant in die Form parodistischer Dialoge gegossen sind. Die Vielfalt der Meinungen ist ein wichtiges Argument für Lukian, um den Philosophen Scharlatanerie nachzuweisen.37 Es liegt auf der Hand, dass christliche Apologeten sich durch diese Texte zu eigenen Versuchen inspirieren ließen, zumal sie damit auf den Beifall des zeitgenössischen Publikums hoffen konnten. Insbesondere für Hermias lässt sich nachweisen, dass er sich für seine ←236 | 237→„Verspottung der heidnischen Philosophen“ am konkreten literarischen Modell des Spötters Lukian von Samosata orientiert hat.38

Die Verarbeitung solcher Vorlagen auf christlicher Seite hat sowohl rezeptive als auch eigenständige Aspekte. Auf der einen Seite griffen die christlichen Autoren den Grundgedanken wie auch das bereitstehende literarische Material zu seiner Entfaltung und die ironisch-satirischen Tendenzen bei seiner Explikation auf39 und schlossen sich so an zeitgenössische pagane Autoren an, die sich ihrerseits über den Philosophenbetrieb lustig machten. Auf der anderen Seite blieben sie aber nicht bei der destruktiven Ausrichtung stehen, die das Argument bei den Skeptikern hatte. Zwar nutzten sie die vorliegenden Traditionen zur Kritik oder Destruktion paganer philosophischer Entwürfe, aber zugleich setzten sie dem einen positiven Entwurf entgegen, der einen unbeirrbaren Wahrheitsanspruch erhob. Für die Christen folgte aus dem Tatbestand vorliegender unterschiedlicher und widersprüchlicher philosophischer Meinungen zwar, dass die überkommenen Philosophien ←237 | 238→nur teilweise oder gar nicht tragfähig waren, aber daraus ergab sich nun gerade nicht das skeptische Plädoyer für die Meinungszurückhaltung, sondern die Notwendigkeit der Hinwendung zu einer tragfähigen philosophischen Alternative, nämlich der christlichen Lehre,40 von der dann freilich innere Kohärenz unabdingbar zu behaupten war, um sie nicht dem gerade ausgesprochenen Verdikt über einander widersprechende philosophische Meinungen auszusetzen. Die Polemik gegen die Widersprüchlichkeit paganer Philosophen diente den Christen nicht nur zur Zurückweisung von deren Lehren, sondern war zugleich eine bewusst eingesetzte dunkle Folie, vor der die eigene Lehre umso heller aufstrahlen und ihre Überzeugungskraft erweisen sollte.

III.  

Nun war es gegen Ende des zweiten Jahrhunderts für niemanden zu übersehen, dass auch das Christentum dem Phänomen einer Diversifizierung von Meinungen bis hin zu Aufspaltungen in verschiedene Gruppen, Kirchen und Konfessionen unterlag.41 Und die Quellen zeigen, dass die Inkohärenz der Lehre und die Aufspaltung in eine Vielzahl sich christlich nennender Gemeinschaften von heidnischer Seite sofort kritisiert wurden. Das ergibt sich sowohl aus christlichen Verteidigungsanstrengungen gegen eben diese Einwände als auch aus Zitaten heidnischer Kritiker, die zum Zwecke anschließender Widerlegung in christlichen Texten erhalten sind.

Unmittelbar an die oben zitierte Passage aus Tertullians Apologeticum42 anschließend finden wir einen ersten Beleg. Nachdem Tertullian das Widersprüchlichkeitsargument polemisch gegen die paganen Philosophen eingesetzt hat, verteidigt er sich sogleich gegen Vorwürfe, die auf die offensichtliche Pluralität christlicher Gruppierungen zielten oder zielen konnten:

←238 | 239→

Das erwähnen wir darum, damit nicht jemand angesichts der bekannten Meinungsverschiedenheit in unserer Gemeinschaft denkt, dass wir auch darin den Philosophen gleichkommen (ne cui nota uarietas sectae huius in hoc quoque nos philosophis aequare uideatur), und aufgrund der Meinungsverschiedenheit eine Schwäche der Wahrheit beanstandet. Kurzerhand aber wenden wir gegen unsere Verfälscher ein, dass jene die Richtschnur der Wahrheit ist, welche von Christus kommt und durch seine Gefährten überliefert worden ist, denen gegenüber sich diese abweichenden Ausleger als bedeutend später erweisen.43

Tertullian räumt die „bekannten Meinungsverschiedenheiten in unserer Gemeinschaft“ (an denen er bekanntlich nicht ganz unbeteiligt war) ein und versucht dennoch, die Christen in diesem Punkt von den heidnischen Philosophen zu unterscheiden. Er tut dies, indem er die anderen Christen, aus seiner Sicht die „Häretiker“,44 als Dissidenten diskreditiert, die von der einheitsstiftenden Richtschnur abgewichen seien und die Tradition verlassen und Neuerungen eingeführt hätten. Die wahren Christen sind hingegen die, die sich auf die Tradition berufen können. Diese allein werden dem Anspruch auf Kohärenz der Lehre und Einheit der Gemeinschaft gerecht – im Unterschied zu den Abweichlern. Man sieht, wie sehr die Christen angesichts ihrer von ihnen behaupteten, aber offensichtlich nicht vorhandenen Einheit unter apologetischem Druck standen, gerade wenn sie selbst das Widersprüchlichkeitsargument zur Falsifizierung paganer Philosophien einsetzten. War das Problem der vielfältigen Gemeinden, Schulen, Zirkel, die sich alle als christlich ansahen, schon aus inneren Gründen eine massive Anfrage an die frühen Christen, so gerieten sie umso mehr in Erklärungszwang, wenn sie selbst mit dem etablierten Argument „Gegensätzlichkeit – falsch / Einheitlichkeit – wahr“ operierten, um ihren Wahrheitsanspruch geltend zu machen. Aus Perspektive eines heidnischen Kritikers45 traf die verwirrende Vielfalt, die Tertullian den Philosophen anlastete, auf die Christen in gleichem Maße zu. Tertullian hält demgegenüber an dem Anspruch der Christen auf Einheitlichkeit fest und „löst“ das Problem, indem er die christlichen „Abweichler“ nicht als Christen anerkennt. Ein ähnliches Vorgehen finden wir bei Justin, der Christen, die in Lehre und Lebenswandel Christus nicht entsprechen, im Grunde nicht mehr als Christen anerkennt bzw. sie als bloße ←239 | 240→„Namenschristen“ diskreditiert.46 Der apologetische Hintergrund dieser Aussagen ist mit Händen zu greifen.47

Eine genüssliche heidnische Polemik gegen die Diversität christlicher Lehre und Institutionalität finden wir bei Kelsos, dem großen Christentumskritiker am Ende des 2. Jahrhunderts.48 In seiner in der Apologie des Origenes referierten „Wahren Lehre“49 kritisiert er an drei Stellen die augenfällige Uneinigkeit der Christen. In Kels. 2,27 nimmt er die Vielzahl der Evangelien aufs Korn. Das Vorhandensein verschiedener Evangelien bei verschiedenen christlichen Gruppen sei ein Versuch, die Kritik am Christentum unter Hinweis auf das je eigene, „wahre“ Evangelium zu entkräften. Kelsos führt den Gebrauch verschiedener Evangelien und anderer kanonischer Texte bei den vielen sich christlich nennenden Gruppierungen als Beleg an, dass Hass und Streit, Spaltungen und Parteienwesen im Christentum an der Tagesordnung seien, womit dieses sich selbst diskreditiere.50 In Kels. 3,10–14 wird den Christen unterstellt, dass nur noch der Name, die Tendenz zum Aufruhr und die gemeinsame Furcht vor den äußeren Feinden als gemeinsamer Nenner erscheine, während sie sich angesichts ihrer zahlreichen Trennungen und Spaltungen letztlich gegenseitig widerlegen.51 Die christlicherseits ←240 | 241→als Wahrheitskriterium geltend gemachte Eintracht existiert in Wirklichkeit nicht, der damit verbundene Anspruch entfällt. Zum Beweis präsentiert Kelsos die berühmte lange Liste einander unerbittlich bekämpfender christlicher Gruppen,52 in der man cum grano salis das heidnische, gegen die Christen polemisierende Pendant zu Tatians und Hermias’ christlicher, gegen die Heiden polemisierender Liste verschiedener Philosophengruppen erblicken kann. Kelsos will die Christen angesichts ihrer vielfältigen Zerstrittenheit lächerlich machen und ihren Wahrheitsanspruch durch den Hinweis falsifizieren, dass sie sich untereinander alle beschimpfen, hassen und sich in ihren Streitereien gegenseitig widerlegen:

Niemand soll meinen, ich wisse nicht, dass die einen unter ihnen darin übereinstimmen, ihr Gott sei derselbe wie jener der Juden, andere hingegen meinen, ihr Gott sei ein anderer – ein Gegner des Ersten –, und von dem sei der Sohn gekommen. Es gibt auch ein drittes Geschlecht derer, die einige als Psychiker bezeichnen, andere als Pneumatiker. Einige stellen sich als Gnostiker vor. Einige anerkennen Jesus, aber sie wollen nach dem jüdischen Gesetz weiter leben wie die Masse der Juden. Einige sind Sibyllisten. Ich kenne auch die Simonianer, welche die Helena oder den Helenos als Lehrer verehren und auch Helenianer genannt werden. Ich kenne auch die Markellianer, die von Markellina, und die Harpokratianer, die von Salome, und andere von Mariamme und andere von Martha, und die Markioniter, deren Vorsteher der Markion ist. Einige haben diesen, andere jenen Lehrer und Dämon als Vorsteher gefunden, indem sie in übler Weise umherirren und sich in großer Finsternis herumwälzen, gesetzloser und verworfener als die Vereinsgenossen des Ägypters Antinoos. Sie beschimpfen sich gegenseitig auf übelste Weise mit sagbaren und unsagbaren Ausdrücken und sie würden nicht nachgeben, auch nicht im Hinblick auf die Eintracht, denn sie hassen sich gegenseitig durchaus. Einige nennen sie Kirken und listige Unruhestifter. Einige werden Brandmale der Ohren genannt; einige Rätsel; einige hinwegtanzende und sophistische Sirenen, die die Ohren der Gläubigen versiegeln und mit einem Schweinskopf versehen. Auch wenn sie sich voneinander distanziert haben und sich selbst in ihren Streitigkeiten in der schlimmsten Form widerlegen, so hört man dennoch von allen sagen: „Für mich ist die Welt gekreuzigt, und ich für die Welt.“53

Ein kurzer Blick auf die spätere pagane Christentumskritik zeigt, dass der Inkohärenzvorwurf auch im 3. und 4. Jahrhundert noch von paganer Seite gegen die Christen erhoben fortbestand – das Christentum bot an diesem Punkte hinreichend Angriffsflächen. Christoph Riedweg hat in diesem Zusammenhang auf das bei Clemens von Alexandrien Referierte aufmerksam ←241 | 242→gemacht, wo den Christen eine διαφωνία τῶν αἱρέσεων nachgesagt wird.54 Die verwirrende Menge sich christlich nennender, aber einander befehdender Parteien, war für Beobachter von außen befremdlich und falsifizierte jegliche christliche Wahrheitsansprüche. Neben der institutionellen Mannigfaltigkeit scheint inhaltlich v. a. die Inkohärenz der biblischen Zeugnisse immer von neuem Zielscheibe der Kritik an den Christen gewesen zu sein. Eine große Rolle spielen dabei, wie schon bei Kelsos gesehen, die Vielzahl verschiedener Evangelien bei verschiedenen christlichen Gruppen, aber auch die Vierzahl der Evangelien in der sich etablierenden Großkirche. Die tatsächliche oder vermeintliche Widersprüchlichkeit der Jesusüberlieferung wurde von Porphyrius ebenso vorgetragen55 wie von Hierokles, dem von Diokletian mit der Abfassung einer christentumskritischen Schrift beauftragten bithynischen Statthalter.56 Bis ins 5. Jahrhundert hinein konfrontierten die heidnischen Gegner des Christentums die nun zur führenden Größe im Imperium Romanum aufgestiegene christliche Religion mit diesem Vorwurf, was sich an apologetischen Bemühungen Theodorets im Osten und Augustins im Westen indirekt ablesen lässt.57

IV.  

Das Widersprüchlichkeitsargument besaß in der zeitgenössischen intellektuellen Umwelt hohe Akzeptanz und große Beliebtheit in der wechselseitigen Polemik und Apologetik. Wie aber reagierten nun die Christen, die das Widersprüchlichkeitsargument in ihrer Polemik gegen die paganen Philosophen verwendeten, darauf, dass eben dasselbe Argument ihnen von paganer Seite mit durchaus nachvollziehbaren Gründen vorgehalten wurde? Bei Tertullian sahen wir, dass er anders denkenden Christen mit Hilfe einer Traditionskonstruktion die Authentizität und damit das Christsein abspricht. ←242 | 243→Ähnlich verhält es sich bei Justin, der Abweichlern von einer als kohärent dargestellten christlichen Ethik abspricht, Christen zu sein.58 Das apologetisch geforderte Bemühen um den Erweis von Einheit verstärkt ohnehin bestehende Tendenzen, abweichende Lehren und andere sich als christlich verstehende Gemeinschaften nicht als zugehörig zur christlichen Gemeinschaft anzuerkennen. Das Problem von „Häresie und Orthodoxie“ erfährt mit dem Widersprüchlichkeits- und Kohärenzargument eine erhebliche Verschärfung. Die Notwendigkeit des Nachweises eigener Lehrkohärenz erforderte es, klare Abgrenzungen vorzunehmen von allen, die von den jeweiligen Konsensen abwichen. Zusätzlich zu derartigen Abgrenzungsmanövern verzeichnen wir verstärkte apologetische Bemühungen der Christen um den Nachweis eigener Lehrkohärenz. Behauptete man, eine evident überlegene Alternative aufzeigen zu können, die positive, widerspruchsfreie philosophische und theologische Aussagen ermöglichte und sich genau darin von der verwirrenden Vielfalt philosophischer Versuche positiv unterschied, musste man dies belegen und gegen Kritik schützen. Bemühungen um den Erweis innerer Einheit mussten die Folge sein. Von besonderer Bedeutung wurde das Insistieren auf der Einheitlichkeit der eigenen Offenbarungsüberlieferung. Dies konnte auf unterschiedliche Weise geschehen: Meist unter Hinweis auf die göttliche Inspiration der Schrift bzw. ihrer Verfasser, häufig mit Hilfe der typologischen und allegorischen Auslegungsmethode(n), oft durch Verwendung oder Aufstellung von Chroniken und Chronologien59 und in manchen Milieus mit Anstrengungen hinsichtlich der christlichen Hermeneutik.60 Für die heiligen Schriften des Alten Testaments konnte man hierzu teils auf entsprechenden apologetischen Anstrengungen jüdischer Autoren aufbauen. Im Blick auf den werdenden neutestamentlichen Kanon ergaben sich aber neue Schwierigkeiten wie das Problem mehrerer Evangelien, das von Gegnern wie Kelsos aufgespießt wurde. Irenäus argumentiert zugunsten der Vierzahl der Evangelien, indem er einerseits das „vierfältige Evangelium“ gerade gegen die Zersplitterung geltend macht, die andere durch die Beschränkung auf nur ein Evangelium verursacht hätten,61 und andererseits in weitreichenden allegorischen Deutungen der Vierzahl gerade die Einheit des Kosmos bzw. Einheit der Heilsordnung in dieser Vierheit symbolisiert sieht.

Warum sollte die Zahl der Evangelien größer oder kleiner sein? Da die Welt, in der wir leben, sich in vier Gegenden teilt und weil es vier Hauptwindrichtungen gibt, ←243 | 244→die Kirche aber auf der ganzen Erde verbreitet ist, Säule und Stütze der Kirche das Evangelium und der Geist des Lebens sind, so hat sie plausiblerweise vier Säulen, die von allen Seiten Unvergänglichkeit atmen und die Menschen immer neu beleben. Da leuchtet es ein, dass der Erbauer des Alls, der Logos, „der auf den Kerubim thront“ und „das All zusammenhält“, uns bei seinem Erscheinen vor den Menschen das Evangelium in vierfacher Gestalt gab, aber zusammengehalten von einem Geist.62

Irenäus begründet den Vierevangelienkanon mit dem Hinweis auf die Komplementarität der Vierzahl, die, wie bei den vier Himmelsrichtungen, nur zusammen ein einheitliches Ganzes ergeben; die Vierzahl verdankt sich dem Willen des Schöpfungsmittlers, von dessen Erscheinen bei den Menschen dann auch in vierfacher Weise die Rede sein muss, wobei die Vierheit von dem einen Geist zusammengehalten wird (uno spiritu continetur). Der Vierevangelienkanon ist nicht eine Sammlung von vier Evangelien, sondern eine logos- und schöpfungsgemäße Viergestaltigkeit des einen Evangeliums. Irenäus’ Begründung läuft darauf hinaus, die Vierzahl als Einheit zu interpretieren und so die Kohärenz der Offenbarungsüberlieferung zu erweisen.

Dabei muss man allerdings sehen, dass, auch wenn sich langfristig der Vierevangelienkanon durchgesetzt hat, die Überzeugungskraft der Ausführungen eines Irenäus unter den frühen Christen nicht überall gleichermaßen hoch war. Vor dem Hintergrund des Widersprüchlichkeits- und Kohärenzarguments wird jedenfalls gut verständlich, dass in einigen christlichen Kreisen verstärkt Bemühungen um eine Evangelienharmonie sichtbar werden.63 Diese konnte apologetisch die Funktion erfüllen, den christlichen Wahrheitsanspruch und seine Begründung aus der Einheitlichkeit der christlichen Lehre zu unterstreichen und ihn in Abgrenzung von der Vielfalt und Gegensätzlichkeit der Meinungen bei den Heiden zur Geltung zu bringen. Das apologetisch motivierte Interesse am Aufweis von Einheitlichkeit und Kohärenz hat dem Diatessaron offenbar doch in weiten Kreisen der frühen Christenheit erheblichen Erfolg ermöglicht. Gerade in denjenigen christlichen Milieus, in denen das Argument von Widersprüchlichkeit und Kohärenz den Heiden besonders radikal entgegengehalten wurde, so wie etwa bei Tatian, fand der Vierevangelienkanon keine Freunde, sondern es wurde die Notwendigkeit gesehen, ein einheitliches, verbindliches Evangelium zu erstellen. Das Entstehen des Diatessaron gerade in den Kreisen um Tatian verdankt sich auch dem apologetischen Bemühen, paganer Kritik an der Vielfalt christlicher Überlieferung den Wind aus den Segeln zu nehmen. Hier ←244 | 245→konnte eine Evangelienharmonie überzeugender erscheinen als der noch so kongruent verstandene Vierevangelienkanon.

Neben den apologetischen Bemühungen um Kohärenzerweise sei aber auch auf eine grundsätzlich andere Strategie hingewiesen, sich gegen den Vorwurf innerchristlicher Meinungsvielfalt zu verteidigen. Diese finden wir bei Origenes, der in seiner Auseinandersetzung mit der „Wahren Lehre“ des Kelsos die Vielfalt innerhalb des Christentums ausdrücklich zu rechtfertigen versucht. Während Tertullian und andere apologetisch auf Bestreitung der Vielfalt innerhalb des Christentums setzten, betreibt Origenes ihre Legitimierung. Freilich hatte Origenes das Widersprüchlichkeitsargument auch nicht polemisch gegen die Heiden in Anschlag gebracht. Origenes reagiert jedenfalls auf die Kritik des Kelsos,64 indem er die Verschiedenheit christlicher (und sonstiger) Theorien nicht als Widersprüchlichkeit, sondern als legitime Vielfalt interpretiert. So wie es in der Heilkunst, aber auch in der Philosophie und in der jüdischen Theologie verschiedene Schulen gab und gibt, verhält es sich eben auch im Christentum. Origenes hält Kelsos entgegen:

Es wäre aber doch wenig vernünftig, wenn man von der Heilkunde wegen der in ihr vorhandenen verschiedenen Richtungen nichts wissen wollte, oder wenn man nach würdigen Zielen streben und sich doch mit Hass von der Philosophie abwenden und diesen Hass damit rechtfertigen würde, dass die Philosophen unter sich vielfach nicht einig seien. Ebensowenig darf man die heiligen Bücher des Moses und der Propheten wegen der Sekten verdammen, die unter den Juden entstanden sind. Hat es hiermit seine Richtigkeit, warum sollten wir dann nicht in gleicher Weise auch das Vorhandensein von Sekten unter den Christen rechtfertigen können?65

Damit nimmt Origenes innerhalb des zeitgenössischen Denkens wie innerhalb der christlichen Apologetik freilich insofern eine gewisse Sonderstellung ein, als er die Vielfalt von Meinungen nicht als Widersprüchlichkeit diskreditiert, sondern positiv deutet.

V.  

Wie beim Alters- oder beim moralischen Beweis handelt es sich auch beim Widersprüchlichkeits- und Kohärenzargument um eine in der Antike konsensuell etablierte, in ihrer Gültigkeit nicht bestrittene Denkfigur. Es besteht auf allen Seiten Einigkeit darüber, dass Widersprüchlichkeit in den Aussagen gegen und dass Kohärenz in den Aussagen für die Wahrheit einer Lehre sprechen. Die Wahrheit muss in sich stimmig sein, während die Unwahrheit ←245 | 246→in Widersprüche zerfällt, weil sie sowohl mit der Wahrheit als auch mit sich selbst im Streit ist.

Zu verzeichnen ist eine gewisse Traditionsbildung in der Verwendung des Arguments, die auch literarischen Niederschlag findet in der doxographischen Zusammenstellung von Textbelegen und durch die offenbar beliebte Inanspruchnahme in der Satire. Die inkohärente Vielzahl philosophischer Meinungen konnte benutzt werden zur Selbstkritik, als kritisches Argument gegenüber jeweils anderen Auffassungen, als polemische Verspottung des real existierenden zeitgenössischen Philosophenbetriebes, aber auch als ernstes philosophisches Argument zur Meinungszurückhaltung in stoischem Sinne. Juden und Christen übernahmen die vorgeformte Denkfigur und machten sie sich in der Polemik gegen die Heiden zunutze, um sodann der paganen Philosophie die eigene Lehre als überzeugende Alternative entgegenzuhalten. Aus diesem Verfahren ergab sich freilich ein erheblicher apologetischer Druck, wenn es darum ging, angesichts der offensichtlichen Vielfalt eigener Lehre und Institutionalität für das eigene Lager Einheitlichkeit und Widerspruchsfreiheit zu behaupten. Die einschlägigen Texte zeigen, dass es eher leicht war, das Argument polemisch einzusetzen, dass sich die Apologetik aber schwer tut, entsprechende Vorwürfe gegen die eigene Seite zu entkräften. Neben der entschiedenen polemischen Abgrenzung von anders denkenden Christen um der äußeren Einheit willen zeigen sich vor allem argumentative Bemühungen um den Erweis der Einheitlichkeit der eigenen Offenbarungsüberlieferung. Stimmen, die die Vielfalt sowohl der christlichen Institutionen als auch der kanonischen Texte positiv deuten und als Mannigfaltigkeit legitimieren, sind demgegenüber in der Minderheit geblieben.

Das Bewusstsein, dass die Einheitlichkeit von Lehre Bedingung für das Erheben von Wahrheitsansprüchen war, scheint im Vollzug wechselseitiger Polemik wie Apologetik weiter geschärft worden zu sein und mit der Zeit auch Niederschlag in institutionellen Gestaltwerdungsprozessen gefunden zu haben. Ab der Mitte des dritten Jahrhunderts absorbiert der Neuplatonismus viele der übrigen philosophischen Schulen, wodurch die griechische Philosophie im Vorfeld der „Konstantinischen Wende“ ein deutlich einheitlicheres Bild abgibt. Im Christentum entsteht trotz zahlreicher Spaltungen und Lehrdifferenzen zeitgleich eine als solche immer deutlicher kenntlich werdende allgemeine Kirche, die nicht zuletzt aufgrund ihrer relativen Einheitlichkeit in Struktur und Lehre zu einem gesellschaftlich maßgeblichen Faktor im Imperium Romanum aufsteigen konnte. Dass Konstantin der Große in seinem Kirchen- und Theologieverständnis immer wieder auf die Einheitlichkeit als entscheidenden Faktor abhob, ist Ausweis dieser Entwicklung und hat sie zugleich abermals befördert.


* Zuerst erschienen in: F. Prostmeier / H. Lona (eds.), Logos der Vernunft – Logos des Glaubens. Edgar Früchtel zum 80. Geburtstag, Millenium-Studien 31, Berlin 2010, 53–75.

1 P. Pilhofer, Presbyteron – kreitton. Der Altersbeweis der jüdischen und christlichen Apologeten und seine Vorgeschichte, WUNT II 39, Tübingen 1990; Zur Bedeutung des Altersbeweises im Zusammenhang der christlich-paganen Auseinandersetzung über das Alte Testament vgl. S. Ackermann, Christliche Apologetik und heidnische Philosophie im Streit um das Alte Testament, SBB 36, Stuttgart 1997.

2 Für die ältere Literatur ist immer noch auf Harnacks kleine Abhandlung über den Atheismusvorwurf zu verweisen, die freilich auch einer intensiven, die politischen und geistesgeschichtlichen Voraussetzungen gründlich erhellenden Revision bedürfte: A. von Harnack, Der Vorwurf des Atheismus in den ersten drei Jahrhunderten. Ein Beitrag zur Verfolgungsgeschichte der christlichen Kirche im römischen Staat, TU 28.4, Leipzig 1905.

3 A. Klostergaard Petersen, The Diversity of Apologetics: From Genre to a Mode of Thinking, in: A.-C. Jacobsen / J. Ulrich / D. Brakke (eds.), Critique and Apologetics. Jews, Christians and Pagans in Antiquity, ECCA 4, Frankfurt 2009, 15–41.

4 M. Fiedrowicz, Apologie im frühen Christentum. Die Kontroverse um den christlichen Wahrheitsanspruch in den ersten Jahrhunderten, Paderborn 2001, 292f.

5 D. Minns / P. Parvis (eds.), Justin, Philosopher and Martyr, Apologies, edited with an Introduction, Translation, and Commentary on the Text, OECT, Oxford 2009.

6 Minns / Parvis, 2009, 194, 17–22. – Die Herausgeber machen darauf aufmerksam (a.a.O. 195 no. 5), dass die σπέρματα ἀληθείας in Just., 1 apol. 44,10 nicht unmittelbar identisch mit den Vernunftkeimen gemäß der Logos-spermatikos-Theorie Justins sein müssen; es könnten auch einfach „Ausgangspunkte“ (starting points) für die Wahrheit gemeint sein.

7 Minns / Parvis, 2009, 320, 9–23.

8 Zu dieser These vgl. J. Ulrich, Innovative Apologetik. Beobachtungen zur Originalität Justins am Beispiel seiner Lehre vom Logos spermatikos und anderer Befunde, in: ThLZ 130 (2005), 3–16; außerdem Minns / Parvis, 2009, Introduction, 65f.

9 Der gelegentliche Wechsel und unterschiedliche Kombinationen in der Bezeichnung der paganen Gruppen (Philosophen, Dichter, Prosaschreiber) bei Justin und anderen Apologeten kann hier außer Betracht bleiben: Es geht generell um die prominenten Texte und Lehrmeinungen aus der paganen antiken Tradition.

10 In dieselbe Linie gehört Just., 2 apol. 10, 1–3: „Unsere Lehren aber scheinen herrlicher als jede menschliche Lehre dadurch, dass das gesamte Vernunftgemäße Christus geworden ist, der für uns, Leib, Vernunft und Seele, erschienen ist. Denn was auch immer die Denker und Gesetzgeber jemals Treffliches gesagt und gefunden haben, das ist von ihnen mit Mühe erarbeitet worden durch Forschen und Anschauen gemäß dem Logos. Da sie aber nicht das Ganze des Logos, der Christus ist, erkannten, so sprachen sie oft einander Widersprechendes aus (καὶ ἐναντία ἑαυτοῖς πολλάκις εἶπον).“ (Minns / Parvis, 2009, 306,10–310,2; Übersetzung Vf.). Die Träger der Bemühungen um die Wahrheit sind hier nicht Philosophen und Dichter wie oben, sondern Denker und Gesetzgeber. Ansonsten ist das Argument dasselbe: Die Denker und Gesetzgeber besitzen einen Teil des Logos, aber jeder eben nur einen Teil, nicht das Ganze (= Christus); der Teil Logos, der in ihnen ist, befähigt sie, unter Mühen hier und da Treffendes zu erkennen. Aber es fehlt ihnen die Erkenntnis des Ganzen. So entstehen die Widersprüche. Ob Justin meint, dass einige Philosophen sich selbst widersprachen (Widersprüchliches lehrten) oder ob er darauf hinweist, dass die Philosophen einander widersprachen und aus diesem Phänomen die defizitäre Erkenntnis ihrer aller sich zeigt, ist nicht sicher zu entscheiden. Beide Deutungen schließen einander aber auch keineswegs aus, wie z. B. Pseudo Justins Cohortatio ad Graecos (coh. Gr. 33,2) zeigt: Die Philosophen sind nicht nur untereinander zerstritten, sondern jeder von ihnen legt die eigene Meinung einmal so und einmal anders aus.

11 L.W. Barnard, Athenagoras. A Study in Second Century Christian Apologetic, ThH 18, Paris 1972; id., The Philosophical and Biblical Background of Anthenagoras, in: J. Fontaine / C. Kannengießer (eds.), Epektasis. Melanges patristiques offerts au Cardinal Jean Danielou, Paris 1972, 3–16.

12 Athenag., leg. 7,1–3 (PTS 31, 34,1–35,2 Marcovich) – Übersetzung nach ‚Athenagoras, Apologie‘, aus dem Griechischen übersetzt von P. Anselm Eberhard, in: Frühchristliche Apologeten und Märtyrerakten Bd. 1, BKV 12, Kempten 1913, 281f. (leicht geändert).

13 Übersetzung nach dem Kommentar ‚An Diognet‘, übersetzt und erklärt von Horacio E. Lona, KfA 8, Freiburg 2001, 234.

14 Vgl. hierzu Lona in seinem Kommentar An Diognet (wie vorige Anm.), 236f.: im einen Fall könnte auf Heraklit oder dessen Schüler, den Stoiker Zenon, der den feurigen νοῦς der Welt für Gott hält, angespielt sein, im anderen Fall auf Poseidon.

15 Tat., orat. 25,3f. (PTS 43, 48,11–49,17 Marcovich). – Übersetzung nach Tatian, Rede an die Bekenner des Griechentums, eingeleitet und übersetzt von R.C. Kukula, in: Frühchristliche Apologeten und Märtyrerakten Bd. 1, BKV 12, Kempten 1913, 234 (leicht verändert).

16 Differenziert dargestellt wird das Verhältnis beider bei R. Hanig, Tatian und Justin, in: VigChr 53 (1999), 31–73.

17 Was nichts daran ändert, dass Tatian bei aller Bekämpfung paganer Philosophien der Logoslehre stoischer und mittelplatonischer Provenienz verpflichtet bleibt. Immer noch instruktiv hierüber ist die über 100 Jahre alte und nur 36 Seiten starke Dissertation von C.W. Steuer, Die Gottes- und Logoslehre des Tatian in ihren Berührungen mit der griechischen Philosophie, Jena 1892. Die bis heute beste monographische Behandlung Tatians ist von Martin Elze: M. Elze, Tatian und seine Theologie, FKDG 9, Göttingen 1960.

18 Thphl. Ant., Autol. 2,8,2–2,9,2 (PTS 44, 49,7–52,13 Marcovich). Übersetzung nach Theophilus, Drei Bücher an Autolykus, übersetzt und eingeleitet von J. Leitl u. Andreas Freiherr von di Pauli, in: Frühchristliche Apologeten und Märtyrerakten Bd. 2, BKV 14, Kempten 1913, 34–37 (leicht geändert).

19 Tert., apol. 47, 4–8 (CChr.SL 1,163,15–164,32 Dekkers). Für die Übersetzung verweise ich auf T. Georges, Tertullian. Apologeticum, Übersetzung und Kommentierung, KfA 11, Freiburg 2011.

20 Hermias, Satire des philosophes paiens, ed. Richard Patrick Crossland Hanson u. a., SC 388, Paris 1993; vgl. dazu die Besprechung von Christoph Riedweg: C. Riedweg, Rez. Hermias, Satire des philosophes paiens. Par R.P.C. Hanson / D. Joussot (Paris 1993), in: JAC 38 (1993),181–183. Zu Hermias vgl. J. Henrik Waszink, Hermias, in: RAC 14 (1988), 808–815; C. Riedweg, Hermias, in: 4RGG 3 (2000), 1673; M. Skeb, Hermias, in: 3LACL (2002), 320f.

21 Er erwähnt nicht die Philosophen des Mittel- und Neuplatonismus, was als Indiz für die relative Frühdatierung des Werkes ins Feld geführt werden kann.

22 So die ausdrückliche Zielsetzung der gesamten Schrift, wie Hermias sie in der Zusammenfassung beschreibt: Hermias, irris. 19.

23 Christoph Riedweg hat die Cohortatio ad Graecos vorschlagsweise Markell von Ancyra zugewiesen: C. Riedweg, Pseudo-Justin (Markell von Ankyra?), „Ad Graecos de vera religione“ (bisher „Cohortatio ad Graecos“). Einleitung und Kommentar von Christoph Riedweg, SBA 25/1, Basel 1994, 109–115; Pseudo-Justin, Cohortatio ad Graecos. De monarchia. Oratio ad Graecos.

24 Ad Graecos de vera religione 3,2–4,1 und 8,1f. – Zu den Stellen und ihrer Deutung vgl. die Übersetzung und die Kommentierung von Christoph Riedweg (vgl. vorige Anmerkung).

25 Philo, vita contemplativa 1 (Cohn / Reiter).

26 Philo, vita contemplativa 3f. im Vergleich zu Diogn. 8,1f.

27 Ausgabe: Flavius Josephus, Über die Ursprünglichkeit des Judentums (Contra Apionem), Bd. 1 und 2. Erstmalige Kollation der gesamten Überlieferung (griechisch, lateinisch, armenisch), literarkritische Analyse und deutsche Übersetzung, ed. Folker Siegert, Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum 6,1/6,2, Göttingen 2008. – Vgl. zu Contra Apionem auch die Einleitung in D. Labow, Flavius Josephus, Contra Apionem, Buch I: Einleitung, Text, textkritischer Apparat, Übersetzung und Kommentar, BWANT 167, Stuttgart 2005; sowie G. Haaland, Beyond Philosophy Studies in Josephus and his Contra Apionem, MJSt 7, Münster 2007; C. Gerber, Ein Bild des Judentums für Nichtjuden von Flavius Josephus. Untersuchungen zu seiner Schrift „Contra Apionem“, AGJU 40, Leiden 1997; L.H. Feldman, Josephus „Contra Apionem“. Studies in its Character and Context with a Latin Concordance to the Portion Missing in Greek, AGJU 34, Leiden 1996.

28 Josephus, Contra Apionem II 179–181 (Übersetzung nach Siegert, 2008, Bd. 1,192).

29 Vgl. hierzu die Bemerkungen von Martin Vogel in Siegert, 2008, Bd. 1, 63f.: „Noch im 2. Jahrhundert eröffneten Quadratus, Aristides und Justin die Reihe der christlichen Apologeten, die sich – ob nun schon unter dem Einfluss des Josephus oder nicht – jüdischer Standardargumente bedienen. Ab Pseudo-Justin (Cohortatio ad gentiles) wird Josephus’ Einfluss angenommen, ab Theophilos ist er sicher.“ – Zur Thematik vgl. M. Meiser, Frühjüdische und frühchristliche Apologetik, in: J.U. Kalms (ed.), Internationales Josephus-Kolloquium Aarhus 1999, MJSt 6, Münster 2000, 155–184.

30 Riedweg, 1994, 109–115; vgl. auch Fiedrowicz, 2001, 292f., der sich auf die Analysen Riedwegs bezieht.

31 Riedweg, 1994, 113. Riedweg zitiert als Beleg S.E. Pyrrhon, hyp. III 2, der das Widersprüchlichkeitsargument zunächst entfaltet und dann folgert: „Aus diesem Grunde ist es also nicht zu erfassen, ob Gott existiert.“

32 Riedweg, 1994, 112 zitiert Cic., ac. II 117ff. und bezieht sich dabei auch auf die Analysen zur Stelle von A.-J. Festugiere, La relevation d’Hermes Trismegiste. II: Le dieu cosmique, Paris 1949, hier bes. 363.

33 Riedweg, 1994, 112 verweist auf Pl., Sph. 26a4–5.

34 Pl., Euthd. 285d7–287a5.

35 Pl., Tht. 151e9–152c7. 161d2–e2; Arist., metaph. IV 3–8.

36 Vgl. u. a. P. von Möllendorf (ed.), Lukian, Hermotimos oder Lohnt es sich, Philosophie zu studieren?, TzF 74, Darmstadt 2000; Dazu: id., Grübler, Schwätzer, Scharlatane – das Bild des Intellektuellen bei Lukian, in: Pegasus-Onlinezeitschrift 7 (2007), 31–45.

37 Die hoch komplexe Frage der Imitation und Aneignung klassischer Literatur durch die Vertreter der zweiten Sophistik kann hier natürlich nicht behandelt werden. Einschlägig sind die Ergebnisse des Giessener SFB „Erinnerungskulturen“ mit dessen von Peter von Möllendorf geleiteten Teilprojekt A10 „Ästhetik und Bildung in der Zweiten Sophistik.“

38 Vgl. Hanson / Joussot 1993,16. 66. – Für die ältere Literatur zu Hermias vgl. A. Freiherr von Di Pauli, Die Irrisio des Hermias, FChLDG VII,2, Paderborn 1907, 40–52. –Zum hier nicht weiter zu verfolgenden Motiv des Falls der Engel als Grundlage aller Philosophie bei Hermias vgl. R. Bauckham, The Fall of the Angels as the Source of Philosophy in Hermias and Clement of Alexandria, in: VigChr 39 (1985), 313–330.

39 In diesem Punkt besteht eine Kontinuität auch innerhalb der christlichen Apologetik bis ins 5. Jahrhundert, vgl. hierzu meinen Beitrag (J. Ulrich, The Reception of Greek Christian Apologetics in Theodoretus’ Graecarum affectionum curatio, in: J. Ulrich / A.-C. Jacobsen / M. Kahlos (eds.), Continuity and Discontinuity in Early Christian Apologetics, ECCA 5, Frankfurt 2009, 113–130). Wir verzeichnen erstens die Benutzung doxographischer Handbücher, in denen einschlägige Stellen der Philosophen aufgeführt waren, und zweitens die Etablierung einer binnenchristlichen Belegstellenkultur, die bei Eusebius einen Höhepunkt erreicht und am Ende bei Theodoret weidlich, aber eben oft auch nur noch wiederholend, benutzt wird. Die doxographischen Handbücher bestimmen die Auswahl der Zitate und deren Anordnung, ihre Benutzung machte es den Apologeten natürlich leicht, schnell ein paar Stellen zusammenzusuchen, mit denen evident zu machen war, dass unterschiedliche Meinungen vorlagen. Aetius’ Placita waren außerordentlich beliebt; Theodoret benutzt und empfiehlt nach eigener Aussage auch Plutarch, Placita Philosophorum, und Porphyrius’ Geschichte der Philosophie, so Thdt. affect., 4,31. Zugleich entwickelt sich eine binnenchristliche apologetische Belegtradition, die mit festen Argumentationsmustern arbeitete und dabei auch bestimmte Textanthologien produzierte, die die Nachfolgenden dann benutzten. Hier waren Clemens von Alexandriens Teppiche und Eusebs Praeparatio Evangelica die wichtigsten christlichen Sammlungen heidnischer Quellen, die ihrerseits wieder zur Quelle für die apologetischen Arbeiten des vierten (Athanasius) und fünften (Theodoret) Jahrhunderts wurden.

40 Auch Josephus falsifiziert mit dem skeptischen Argument der Meinungsvielfalt unter Philosophen nicht zuletzt auch die Skeptiker unter den Philosophen, indem er ihnen die Einheitlichkeit der jüdischen Lehre und Lebensführung entgegenstellt, Contra Apionem II 179–181 (vgl. hierzu die Bemerkungen von Manuel Vogel in Siegert, 2008, Bd. 2, 117). – Für die christlichen Texte vgl. entsprechend die oben zitierten Stellen Tat., orat. 25,3f. und Thphl. Ant., Autol. 2,82–9,2.

41 Auch Josephus, der die Einheitlichkeit des Judentums aus apologetischen Gründen gegenüber Apion ins Feld führt, wusste natürlich um die tatsächliche Vielfalt des Judentums, wie Bellum Iudaicum II119–161 oder Antiquitates Iudaicae 18, 11–21 zeigen. Manuel Vogel in Siegert, 2008, Bd. 2, 117, erklärt sich dies so, dass Josephus die apologetisch behauptete „bewundernswerte Eintracht“ für die Juden weit gefasst habe. Das mag sein. Wie überzeugend das für nichtjüdische Leser war, ist eine andere Frage.

42 Tert., apol. 47, 4–8. Vgl. oben Anm. 19.

43 Tert., apol. 47, 9f. (CChr.SL 1,164,37–43 Dekkers). – Übersetzung nach T. Georges (vgl. Anm. 19).

44 Vgl. hierzu Tertullians Entwurf De praescriptione haereticorum.

45 Mit dem „jemand“ (cui) in Tert., apol. 47,9 ist sicher keine bestimmte Person im Blick, sondern verallgemeinernd die Außenperspektive auf das Christentum eingeholt.

46 Just., 1 apol. 16,8; 16,14: λεγομένους δὲ μόνον Χριστιανούς.

47 Es handelt sich offensichtlich um eine Verteidigung gegen den Vorwurf der Inkohärenz der Lebensweise verschiedener Christen. Im Hintergrund steht der moralische Wahrheitsbeweis, den Justin unter Verweis auf die Bergpredigt zu Gunsten des Christentums zu führen versucht. Vgl. J. Ulrich, Ethik als Ausweis christlicher Identität bei Justin Martyr, in: ZEE 50 (2006), 21–28; und J. Ulrich, Apologetics and Orthodoxy, in: A.-C. Jacobsen / J. Ulrich / D. Brakke (eds.), Critique and Apologetics. Jews, Christians and Pagans in Antiquity, ECCA 4, Frankfurt 2009, 209–229 (214f.).

48 Vgl. M. Frede, Celsus philosophus Platonicus, in: ANRW 36,7, (1994), 5183–5213.

49 Die ‚Wahre Lehre‘ des Kelsos, übersetzt und erklärt von Horacio E. Lona, KfA.E 1, Freiburg 2005.

50 Dass die vielfältige Institutionalität konkurrierender christlicher Gruppen mit dem Vorhandensein unterschiedlicher kanonischer Texte in diesen Gruppen korrespondieren konnte, hat Kelsos völlig richtig gesehen – ein Beleg dafür, dass er das Christentum, gegen das er polemisiert, einigermaßen gut gekannt haben muss.

51 Cels. 3,10–14: „Am Anfang waren sie wenige und eines Sinns. Nachdem sie aber zu einer Menge angewachsen sind, trennen und spalten sie sich wieder, und jeder will seine eigene Partei haben. Denn danach verlangten sie von Anfang an. Infolge der Menge haben sie sich wieder voneinander getrennt und widerlegen sich gegenseitig; sie haben sozusagen nur eines noch gemeinsam, wenn sie es überhaupt gemeinsam haben: den Namen. Das ist doch das Einzige, das sie sich schämen aufzugeben; was den Rest anbelangt, organisiert sich jede Gruppe jeweils anders. Ihre Verbindung ist umso erstaunlicher, je weniger sie, wie man nachweisen kann, auf einer zuverlässigen Grundlage beruht. Die zuverlässige Grundlage aber ist nur der Aufruhr und der von ihm bedingte Vorteil, sowie die Furcht vor den äußeren Feinden. Dies allein befestigt ihren Glauben.“ – Übersetzung nach H. Lona (vgl. Anm. 49), 181; zur Kommentierung der Passage vgl. ebd. 181–183.

52 Cels. 5,61–64.

53 Übersetzung von Horacio E. Lona, a.a.O. 310.; zur Kommentierung dieser Passage vgl. ebd. 310–314.

54 Clem., str. VII 89,2, zitiert bei Riedweg (vgl. Anm. 23), 113f. mit Anm. 468.

55 Porph., Chr., fr. 15 Harnack.

56 Abzulesen in den Fragmenten bei Lact., inst. V 2f. und in der Gegenschrift des Eus., Hierocl.; insbesondere Hierocl. 2. Hierokles’ Traktat widerlegt die Christen durch Erweis der Überlegenheit des Apollonius von Tyana gegenüber Christus und durch den Nachweis von Widersprüchen im Neuen Testament.

57 Thdt., affect. 5,49: „Den Gesetzgeber Mose nämlich und den Propheten David, den hochherzigen Ijob, Jesaja, Jeremia, und überhaupt den ganzen Chor der Propheten ebenso wie Matthäus, Johannes, Lukas, Markus, Petrus, Paulus und die Schar der Apostel, sie alle kann man in völliger Übereinstimmung über die menschliche Natur zu den Leuten sprechen sehen.“ – Aug., civ. 18,41: „Dagegen sind unsere Schriftsteller, die man mit gutem Grund zum fest abgegrenzten Kanon heiliger Schriften zusammengefasst hat, weit entfernt davon, irgendwie voneinander abzuweichen.“

58 Vgl. hierzu oben Anm. 46.

59 Z. B. Julius Africanus oder Eusebius von Caesarea; vgl. auch Thphl. Ant., Autol. 3,16–30, wo die Chronologie die Funktion der Absicherung des Altersbeweises durch einen Kohärenznachweis erfüllt.

60 Z. B. Augustinus, De doctrina Christiana; zuvor schon Tyconius.

61 Iren., haer. 3,11,7.

62 Iren., haer. 3,11,8. Ich zitiere die Übersetzung von Norbert Brox: Irenäus von Lyon, Adversus Haereses. Gegen die Häresien, übersetzt und eingeleitet von Norbert Brox, FC 8/3, Freiburg 1995,109–111.

63 Vgl. hierzu W.L. Petersen, Tatian‘s Diatessaron. Its Creation, Dissemination, Significance and History in Scholarship, in: VigChr.S 25, Leiden 1994 (Lit!); T. Baarda, Essays on the Diatessaron, Contributions to Biblical Exegesis and Theology 11, Kampen 1994 (Lit!).

64 Vgl. hierzu oben Anm. 53.

65 Or., Cels. III 12 (GCS Origenes 1, 211,25–212,13 Koetschau). – Übersetzung nach Origenes, Acht Bücher gegen Kelsos, 1. Teil Buch I–IV, aus dem Griechischen übersetzt von P. Koetschau, BKV 52, München 1926, 219 (leicht geändert).

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