Vom Rächer der Christen zum Christenverfolger. Kaiser Licinius in der spätantiken christlichen Literatur*

Die antike christliche Apologetik und Historiographie haben über die Jahrhunderte hinweg gleichsam einen Kanon der Christenverfolger geschaffen, der bestimmten römischen Kaisern dezidierte Christenverfolgungen zuschreibt, während er andere Kaiser zu diesem Punkte mehr oder weniger schweigend übergeht. Dieser Kanon hat, abhängig von den jeweiligen Autoren, gewisse Unschärfen an den Rändern, ist aber insgesamt erstaunlich kongruent. Er beginnt in der Regel bei Nero und setzt sich fort über Domitian, Decius, Valerian und Aurelian bis hin zu den Tetrarchen der Diokletianischen Verfolgung.1 Nach 311, als das Galeriusedikt den Christen Religionstoleranz gewährte,2 werden noch Galerius’ Nachfolger Licinius und dann für die Mitte des vierten Jahrhunderts, freilich unter ganz anderen Bedingungen, dem „Apostatenkaiser“ Julian Verfolgungen von Christen zugeschrieben.

Die Ausprägung dieses Kanons erfolgte nach bestimmten apologetischen und historiographischen Prämissen, die in der Literatur oft beschrieben worden sind.3 Sie reichen von einem apologetisch motivierten Nachvollzug der ←311 | 312→Wertungen der paganen Historiographie bis hin zur Stilisierung der Verfolgerkaiser als negativ-mahnendes Beispiel, welches die gegenwärtig regierenden Kaiser dazu anhalten soll, auf Gewaltmaßnahmen gegen Unschuldige zu verzichten. Für die moderne, kritische Kirchengeschichtsschreibung unserer Tage folgt aus der Kenntnis derartiger Prämissen selbstverständlich, dass der in der antiken christlichen Literatur etablierte Verfolgerkanon nicht für historisch bare Münze zu nehmen ist. Er enthält vielmehr Kaiser, die zwar in der Rückschau insgesamt schlecht beleumundet, aber deswegen noch nicht unbedingt Christenverfolger waren, wie etwa Domitian.4 Und er verschweigt solche Kaiser, die in der Rückschau als gute Herrscher erschienen, unter deren Regierungszeit es aber ganz offensichtlich zu überproportional vielen Martyrien kam, wie etwa Marc Aurel.5

Unter dieser Voraussetzung erscheint es reizvoll, die christliche Überlieferung über den Kaiser Licinius kritisch in Augenschein zu nehmen, zumal diese in den verschiedenen Stadien ihres Entstehens sehr unterschiedliche Liciniusbilder zeichnet Die Palette reicht vom (anfänglichen) Rächer der Christen bis zum (letztendlichen) Christenverfolger. Ich beabsichtige zunächst in einem kurzen Abriss die wichtigsten Ereignisse der Regierungszeit des Licinius in Erinnerung zu rufen (I.), sichte dann die Texte der wichtigsten Autoren der spätantiken christlichen Überlieferung, also Laktanz (II.Α.), Eusebius von Caesarea (II.B.) und die spätere Märtyrerüberlieferung (II.C.) und schließe mit einer zusammenfassenden Bewertung (III.). Ich versuche damit, einen Beitrag aus der Werkstatt der Patristik zum Themenfeld Religion und Politik zu liefern, das seit jeher das Interesse des Jubilars in besonderem Maße auf sich gezogen hat.

←312 | 313→

I.  

Bruno Bleckmann hat 2010 in seinem Artikel „Licinius“ im Reallexikon für Antike und Christentum Quellenlage und Forschungsstand kritisch aufgearbeitet.6 Demnach lassen sich für die militärische und politische Laufbahn des Licinius drei Phasen identifizieren. Die erste Phase währt bis zum Jahre 313 und ist geprägt vom Aufstieg des um 265 geborenen Illyriers, der zunächst als Offizier unter Galerius tätig war und im Jahre 308 auf der Konferenz von Carnuntum anstelle des ermordeten Severus zum Augustus des Westens erhoben wurde,7 an zweiter Stelle nach dem mittlerweile zum Senior Augustus aufgestiegenen Galerius. Licinius wurde mit der Herrschaft über Thrakien, Illyrien und Pannonien betraut. Als Galerius 311 starb, standen sich, nachdem Maximin Daja und Konstantin ihrerseits zu Augusti erhoben worden waren, einerseits Konstantin und der Usurpator Maxentius, andererseits Licinius und Maximin Daja feindlich gegenüber. Während Konstantin in der berühmten Schlacht an der Milvischen Brücke im Oktober 312 Maxentius besiegte, suchte Licinius zunächst den diplomatischen Ausgleich mit Maximin Daja, mit dem er das Erbe des Galerius vertraglich aufteilte. Zugleich betrieb er durch Verlobung (311) und Verheiratung (313) mit der Konstantinschwester Konstantia eine verwandtschaftliche und politische Annäherung an Konstantin. Nach dessen Machtübernahme im gesamten Westen war die Position des Licinius faktisch gestärkt, der daraufhin 313 militärisch gegen Maximin Daja vorging und ihn in der Schlacht am Campus Ergenus besiegte.

Zur Absicherung seiner neu erworbenen Macht ließ er die Kinder seines Widersachers sowie Angehörige der wichtigsten Vertreter der Tetrarchie ermorden.8 Mit seinem Schwager regierte er fortan das Imperium Romanum zu zweit, wobei Licinius im Osten, Konstantin im Westen herrschte. Noch vor dem erfolgreichen Feldzug des Licinius gegen Maximin Daja war es mit Konstantin zur Mailänder Vereinbarung gekommen,9 die das Toleranzedikt ←313 | 314→des Galerius von 31110 im Kern bestätigte und seine Anwendung für beide Reichsteile vorsah. Diese Vereinbarung erklärte Licinius nach seinem Sieg über Maximin Daja ausdrücklich als auch für den nun von ihm beherrschten Osten gültig.

Die zweite Phase der politischen Karriere des Licinius (313–317) war gekennzeichnet durch eine allmähliche Verschlechterung des Verhältnisses zu Konstantin. Diese war im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass Licinius durch den Besitz von Illyrien, Kleinasien und dem ganzen Osten ein territoriales und politisches Übergewicht hatte, das Konstantin durch verschiedene Maßnahmen zu mindern suchte.11 Diese Entwicklung führte schließlich zum bellum Cibalense, dem ersten Bürgerkrieg zwischen Licinius und Konstantin, der mit großer Wahrscheinlichkeit in das Jahr 316 zu datieren ist.12 Nach den Schlachten von Cibalae und vom Campus Ardiensis, die mit großen Verlusten auf beiden Seiten und mit einem relativen militärischen Vorteil Konstantins geendet hatten, kam es zu einer Friedensvereinbarung, die die Abtretung Illyriens von Licinius an Konstantin implizierte und das politische Ungleichgewicht zwischen Westkaiser und Ostkaiser faktisch umkehrte. Eine gemeinsame Regierung des Reiches mit seinem Schwager Licinius scheint Konstantin zu diesem Zeitpunkt aber noch für möglich gehalten zu haben. Die Caesarerhebung des Jahres 317, die das bellum Cibalense schließlich beendete, zeigt jedoch, dass Licinius in dieser Phase erheblich an Macht verloren hatte und Konstantin ihm nur mehr die Rolle eines Juniorpartners zubilligte, denn während Konstantin für sich zwei Caesares nominierte, durfte Licinius nur einen stellen, seinen damals gerade zweijährigen Sohn Licinius Junior.

In der dritten Phase des politischen Weges des Licinius (317–325) zeigt sich nach einer anfänglichen kurzen Friedens- und Kooperationsphase auf vielen Ebenen die Vorbereitung einer neuerlichen kriegerischen Konfrontation mit Konstantin, die von beiden Kontrahenten ausgegangen zu sein scheint. Licinius erließ für seinen Reichsteil unabhängig von Konstantin eigene Gesetze,13 er ergriff fiskalische Maßnahmen zur Finanzierung eines ←314 | 315→möglichen bevorstehenden Krieges und verweigerte ab 321 den Konsuln der westlichen Reichshälfte die Anerkennung. In diesen Zusammenhang gehören auch Maßnahmen des Licinius gegen Mitglieder und Amtsträger der von ihm wohl nicht zu Unrecht als konstantinfreundlich eingeschätzten christlichen Kirche, von denen unten unter II.B. die Rede sein wird. Auslöser für den zweiten Bürgerkrieg zwischen Licinius und Konstantin waren diese Maßnahmen freilich nicht. Erst als Konstantin an der unteren Donau im Kampf gegen die Goten militärisch im Reichsteil des Licinius intervenierte, war der Bürgerkrieg unumgänglich geworden. Konstantin besiegte Licinius und den von Licinius zum Augustus der westlichen Reichshälfte erhobenen Martianus in mehreren Schlachten und eroberte schließlich Byzanz, das er in der Folge zu Konstantinopel um- und ausbauen ließ. Die Schlacht von Chrysopolis im Jahre 324 war die letzte und entscheidende. Licinius musste kapitulieren und wurde zunächst aus Rücksicht auf seine Frau Konstantia, Konstantins Schwester, als Privatmann nach Thessaloniki verbracht, dort allerdings im Jahre 325 wegen angeblicher hochverräterischer Verbindungen zu den Goten im Donauraum hingerichtet.14 Den sich anschließenden Verwandtenmorden fiel ein Jahr später auch sein Sohn Licinius Junior zum Opfer. Licinius verfiel der damnatio memoriae, allerdings blieb er durch die konstantinisch-christliche Geschichtsschreibung dem kollektiven Gedächtnis des Imperium Romanum als besiegter Rivale Konstantins noch eine ganze Weile lang erhalten.

II.  

Im Folgenden sollen die wichtigsten christlichen Autoren der Spätantike, die sich mit Licinius beschäftigen, auf das von ihnen gezeichnete Liciniusbild hin untersucht werden.

A.  

Der erste der in Rede stehenden Autoren ist der um 250 in Nordafrika geborene Rhetor L. Caelius Firmianus Lactantius.15 Als Schüler des Arnobius genoss er eine vorzügliche Ausbildung und brachte es bis zum Rhetor in der Kaiserresidenz Nikomedien. Er trat zum Christentum über und verlor wohl deshalb unter der Regentschaft Diokletians sein Amt. In seinen letzten Lebensjahren finden wir ihn als persönlichen Lehrer des Konstantinsohnes ←315 | 316→Krispus in Trier, wo er um 325 gestorben sein dürfte. Die in unserem Zusammenhang interessierende Schrift aus der Feder des Laktanz trägt den Titel De mortibus persecutorum16 und ist eine Mischung aus Apologetik, Polemik, Erbauung und Demonstration, die für den Gebrauch in christlichen Zusammenkünften bestimmt gewesen sein könnte.17 Ziel des Traktates ist es, darzustellen, wie Gott im Laufe der Geschichte die Feinde Gottes und der Christen stets streng und gerecht bestraft hatte. Die Abfassungszeit der Schrift ist zwischen Ende 313 / Anfang 314 und Ende 315 / Anfang 316 anzusetzen,18 fällt also in die zweite Phase der Karriere des Licinius, in die Zeit zwischen seinem Sieg über Maximin Daja und dem bellum Cibalense.

Das von Laktanz präsentierte Liciniusbild ist nun ganz davon geprägt, dass der Sieg des Licinius über Maximin Daja als Strafgericht gegen den christenverfolgenden Gottesfeind gedeutet wird. Laktanz stellt Licinius wegen der Mailänder Vereinbarung von 313 auf eine Stufe mit Konstantin. Beide sind von Gott aufgerufene „Herrscher, die der Tyrannen frevelhafte, blutige Befehle aufhoben und sich des Menschengeschlechtes annahmen.“19 Bei der Restitution der Kirche durch diese Vereinbarung, die Licinius nach seinem Sieg über Maximin Daja in Nikomedien bekannt machen lässt, hat sich Gott der Person des Licinius bedient,20 der von Laktanz zum Schutzherrn der Christen des Ostens stilisiert wird. Vor der entscheidenden Schlacht lässt Laktanz den Maximin Daja ein Gelübde an Jupiter ablegen, dass er im Falle eines Sieges alles, was Christ heiße, ausrotten werde.21 Daraufhin lässt Laktanz dem Licinius einen Engel erscheinen. In Lact., mort. 46, 3–7 heißt es:

Daraufhin tritt in der nächsten Nacht ein Engel Gottes an den schlafenden Licinius heran und fordert ihn auf, schleunigst aufzustehen und zum höchsten Gott mit seinem ganzen Heer zu beten; sein werde der Sieg sein, wenn er dies tue. Als er nach diesen Worten weiterträumte, er stehe auf, und sein Mahner noch neben ihm stand, da brachte dieser ihm bei, wie und mit welchen Worten er beten müsse. Er schüttelte hierauf den Schlaf ab, ließ einen Schreiber holen und diktierte ihm wie er es gehört hatte, die folgenden Worte: „Höchster Gott, wir bitten Dich, heiliger Gott, wir bitten Dich! Alle Gerechtigkeit vertrauen wir Dir an, unser Wohlergehen vertrauen wir ←316 | 317→Dir an, unsere Herrschaft vertrauen wir Dir an. Durch Dich leben wir und durch Dich sind wir siegreich und glücklich. Höchster, heiliger Gott, erhöre unser Bitten! Unsere Arme erheben wir zu Dir. Erhöre, heiliger, höchster Gott!“ Er lässt diese Worte auf mehrere Blätter schreiben und an die Kommandanten und Tribunen verteilen, damit sie ein jeder seinen Soldaten beibringe. Die Zuversicht wuchs allen, da sie glaubten, der Sieg sei ihnen vom Himmel herab verkündet worden.

Das Gebet wird dann, so der weitere Bericht des Laktanz, von den „Licinianern“ tatsächlich in der Schlacht gesprochen und führt zur Festigung ihres Mutes, zur Demoralisierung der Feinde und letztlich zum Sieg. Auch wenn Laktanz auf eine dezidiert christliche Bearbeitung des Gebetstextes verzichtet hat, was übrigens ein starkes Argument für dessen relative Authentizität ist,22 zeigt der Duktus des Textes deutlich, dass Laktanz den militärischen Sieg des Licinius christlich vereinnahmt, indem er ihn als von Gott initiierte Gegenmaßnahme gegen die von Maximin Daja dem Jupiter versprochene Vernichtung der Christen interpretiert. Licinius wird hier zwar nicht selbst zum Christen gemacht, wohl aber zum Retter der Christen gegen die feindlichen Absichten des Maximin. Er erscheint als Werkzeug Gottes, mit dem Gott selbst den Gottesfeind Maximin der gerechten Strafe aussetzt, die Laktanz bei seiner Schilderung des Untergangs des Tyrannen in gewohnt drastischer Weise ausmalt.23

Der Eindruck einer Deutung des Licinius als Werkzeug Gottes gegen seine Feinde verstärkt sich nun noch, wenn man einen Blick auf die Schlusskapitel von De mortibus persecutorum wirft, in denen Laktanz auf die Ermordung von Angehörigen der vormaligen Tetrarchen durch Licinius zu sprechen kommt. Für Laktanz vollzieht sich hier das gerechte Niederkämpfen aller Gegner des Namens Gottes, also der einstigen Verfolger und ihrer Nachkommen. Denn in Lact., mort. 50, 1 ist es niemand anders als Gott selbst, der dieses Gericht vollzieht. Handelnder aber ist, wie der Anschluss in Lact., mort. 50, 2 sogleich zeigt, Licinius, der nach seinem Sieg die Familienmitglieder des Diokletian, des Galerius, des Severus und des Maximin Dajas töten lässt: „Auf diese Weise aber kämpfte Gott sämtliche Verfolger seines Namens endgültig nieder, so dass von ihnen weder Stamm noch Wurzel übrig blieb. Denn als Licinius den Gipfel der Macht erreicht hatte, ließ er vor allem Valeria […] und desgleichen den Candidianus töten […].“24

←317 | 318→

Die Morde des Licinius, die dieser nach seinem Triumph über Maximin Daja vor allem aus Selbstschutz vor möglichen politischen Rivalen oder Thronprätendenten begehen ließ, erscheinen in der Darstellung des Laktanz als Tat eines an Stelle Gottes agierenden konsequenten Rächers, der die Christenverfolger und eben auch deren Nachkommen ausrottet, indem er alttestamentlich gesprochen die Missetaten der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied (Ex 34,7). Damit liefert Laktanz eine christlich-religiöse Legitimation jener Morde und rechtfertigt sie, unabhängig von den tatsächlichen Motiven des Licinius, als von Gott initiierte gerechte Bestrafungsmaßnahme. Auch der Schluss von mort. pers. unterstreicht noch einmal, dass Gott als der in diesem Geschehen eigentlich Handelnde anzusehen ist: Höhnisch fragt Laktanz seine Leser:

Wo sind denn nur jene hochtrabenden und unter den Heiden berühmten Beinamen Jovier und Herkulier geblieben, die sich zuerst Diokles und Maximian voller Selbstüberschätzung zulegten und die dann, auf ihre Nachfolger übertragen, im Schwange waren? Ja, getilgt hat sie der Herr und ausgemerzt auf der Erde. Feiern wir also den Triumph Gottes unter Jauchzen! […].25

Laktanz schildert Licinius in den Jahren 314 oder 315 in doppelter Hinsicht als Werkzeug Gottes: Erstens als Retter der Christen durch den Sieg über den Christenfeind Maximin Daja und durch die Durchsetzung der Mailänder Vereinbarung im Osten, und zweitens als von Gott eingesetzten Rächer an den Angehörigen der Christenverfolger. Es ist in der Forschung gelegentlich diskutiert worden, ob Laktanz in seiner Darstellung Konstantin und Licinius auf einer Stufe sieht oder ob sich nicht – trotz der Würdigung des Licinius – eine gewisse Favorisierung Konstantins, verbunden mit einer leichten Reserve gegenüber Licinius, bei ihm abzeichne.26 Ich meine, dass zumindest der Schluss von De mortibus persecutorum eine solche Differenzierung nicht unbedingt nahelegt: Für Laktanz ist Licinius im Osten in eben dem Maße Werkzeug Gottes (Lact., mort. 50, 1f.) wie Konstantin dies im Westen ist. Das hängt natürlich mit dem Umstand zusammen, dass die Konflikte zwischen beiden Kaisern, die sich im bellum Cibalense entladen sollten, zur Abfassungszeit von De mortibus persecutorum noch nicht so klar erkennbar waren wie es nur kurze Zeit später dann der Fall sein sollte.

←318 | 319→

B.  

Der zweite der in Rede stehenden christlichen Autoren, die sich ausführlicher mit Licinius beschäftigen, ist Eusebius von Caesarea, der „Vater der Kirchengeschichte“.27 Euseb hat sich gleich zweimal mit Licinius literarisch auseinandergesetzt, in der Historia ecclesiastica und dann in seinem Kaiserpanegyricus De vita Constantini. Die Historia ecclesiastica ist in mehreren Redaktionsstufen gleichsam parallel zur Entwicklung der ersten Jahrzehnte des vierten Jahrhunderts entstanden,28 ihre Endfassung gehört in die Zeit unmittelbar nach dem zweiten Bürgerkrieg und dem Tode des Licinius.29 De vita Constantini ist in einem zeitlichen Abstand von dreizehn oder vierzehn Jahren zu diesen Ereignissen entstanden.30

In der Historia ecclesiastica zeichnet Eusebius das Bild einer Wandlung des Licinius vom Christenfreund zum Christenverfolger. Entsprechend der politischen Entwicklung erscheint Licinius zunächst an der Seite des Konstantin als Befreier der Christen vom Tyrannen Maxentius und als prochristlicher Gesetzgeber, später dann, als Gegner des Konstantin, wird er selbst als Christenfeind dargestellt. Das neunte Buch der Kirchengeschichte, das etwa zeitgleich mit Laktanz’ De mortibus persecutorum entstanden sein dürfte, betont, dass Licinius wie Konstantin vom Gott des Alls und Erlöser erweckt worden sei,31 dass er die Macht des Maximin Daja beendete,32 und es verweist darauf, dass das Mailänder Edikt von Konstantin und Licinius gemeinsam „in einhelligem Willen und Entschlusse“33 erlassen worden sei. Es bezeichnet ←319 | 320→beide Kaiser gleichermaßen als „Sachwalter des Friedens und der Frömmigkeit“,34 und im Krieg gegen Maximin Daja, der sich auf „Dämonen, die er für Götter hielt“,35 verlässt, schenkt der Gott, „der der eine und einzige Gott des Alls ist“,36 dem Licinius den Sieg. Auch auf die Morde des Licinius an den Verwandten der Tetrarchen geht Eusebius ein, wenn auch ungleich kürzer als Laktanz: Etwas nebulös ist davon die Rede, die Hingerichteten hätten sich der Verwandtschaft mit dem Tyrannen gerühmt und in stolzer Überhebung „alle Menschen“ unterdrückt, weswegen sie schmachvoll dasselbe Schicksal erlitten hätten wie Maximin Daja selbst. Eine Stilisierung des Licinius als von Gott eingesetzter Rächer und Retter der Christen, wie wir sie bei Laktanz sahen, fehlt bei Euseb. Gleichwohl kann er am Ende von Buch neun der Historia ecclesiastica resümieren:

Nachdem so die Gottlosen ausgetilgt, verblieb Konstantin und Licinius allein die ihnen gebührende Herrschaft in festen und unangefochtenem Besitze. Eingedenk der ihnen von Gott gespendeten Wohltaten säuberten sie vor allem die Welt von der Feindschaft gegen Gott und bekundeten ihre Liebe zur Tugend und zu Gott und ihre Frömmigkeit und Dankbarkeit gegen Gott durch ihre Gesetzgebung zugunsten der Christen.37

Nach den Ereignissen des zweiten Bürgerkrieges und nach dem Tod und der damnatio memoriae des Licinius waren derartige Ausführungen natürlich nicht mehr opportun. In der Endredaktion der Kirchengeschichte blieb Euseb also nichts anderes übrig, als das positive Liciniusbild, das er selbst kurz zuvor noch gezeichnet hatte, gründlich zu verändern. Er tat dies, indem er eine Wandlung des Licinius vom Rächer der Christen zum Christenverfolger postulierte – und Konstantin als Befreier der von Licinius unterdrückten Christen stilisierte. Man sieht das bereits an den Einschüben, die Euseb nachträglich in das neunte Buch der Historia ecclesiastica eintrug. In Eus., h.e. IX 9, 1 (Sieg über Maximin) ist jetzt die Rede von „Licinius, der damals noch nicht dem Wahnsinn verfallen war“. In Eus., h.e. IX 9, 12 (Gemeinsames Edikt) heißt es nun: „Licinius, dessen Geist damals noch nicht von dem Wahnsinn getrübt war, in den er später verfiel.“ Auch einige andere Bemerkungen des neunten Buches, die Licinius ausdrücklich dem Konstantin nachordnen, dürften sich dieser späten Redaktion verdanken.38 Am Ende des Buches zehn geht Eusebius dann explizit auf die letzte Phase der Herrschaft des Licinius ein und schildert diese als Aufstand gegen den eigenen Wohltäter, ←320 | 321→Mitkaiser und Schwager Konstantin. Licinius ist nun nicht mehr Werkzeug Gottes, sondern Werkzeug der Dämonen. „Der neidische Dämon, der das Gute hasst und das Böse liebt“,39 bemächtigt sich des Licinius und so wird dieser zum Nachahmer der „Verworfenheit und Schlechtigkeit der gottlosen Tyrannen“.40 Licinius beginnt „einen gottlosen und schrecklichen Krieg“41 (wobei die Darstellung in der Historia ecclesiastica offensichtlich die beiden Bürgerkriege zu einem „zusammenzieht“). Licinius unternimmt Anschläge auf Leib und Leben des Konstantin und fängt damit an, die Christen zu bedrängen, die denselben Gott verehren wie Konstantin.42 Damit bekriegt er letzten Endes Gott selbst.43 An konkreten Maßnahmen, die Licinius gegen die Christen ergriffen habe, nennt Eusebius: Vertreibung der Christen vom kaiserlichen Hof, Degradierungen bzw. Entlassungen christlicher Soldaten, Verbot der Versorgung christlicher Gefangener, Ermordung einzelner Bischöfe, Zerstörung und Schließung von Kirchengebäuden, Verbannungen, und schließlich die Planung (!)44 einer allgemeinen Christenverfolgung, welcher Gott allerdings gnädig zuvorkommt, indem er „seinen Diener Konstantin mit erhobenem Arme auf den Schauplatz“45 führt.

Es ist klar, dass Euseb die Auseinandersetzung zwischen Licinius und Konstantin als einen Religionskrieg und dabei Licinius als Christenverfolger und Konstantin als Retter der Christen darstellen will. Inwieweit Licinius tatsächlich im Vorfeld des zweiten Bürgerkrieges gegen Konstantin Maßnahmen gegen Christen, die ihm als fünfte Kolonne Konstantins in der bevorstehenden Konfrontation erscheinen mussten, ergriff, ist schwer zu rekonstruieren.46 Es ist aber deutlich, dass Euseb jede ihm vorliegende Nachricht von ←321 | 322→einer Bedrängung der Christen des Ostens durch Licinius um seiner übergeordneten Aussageintention willen zumindest aufgebauscht haben und dass er die Motive des Licinius bei solchen möglichen Maßnahmen unzutreffend wiedergegeben haben dürfte. Den militärischen Verlauf des Krieges übergeht Euseb im weiteren Gang seiner Darstellung, ihm kommt es nur auf das Endergebnis an und auf die theologische Deutung des Geschehens als eine gerechte Bestrafung des Christen- und Gotteshassers Licinius durch Gott bzw. durch Konstantin.47 So legitimiert er (religions)politisch den konstantinischen Krieg und den Sieg gegen Licinius und die Alleinherrschaft Konstantins im Römischen Reich seit 324. Die Historia ecclesiastica schließt deshalb mit den bekannten Sätzen:

Da so alle Tyrannei beseitigt war, verblieb Konstantin und seinen Söhnen allein, fest und unangefochten, das Reich, das ihnen gehörte. Und diese tilgten zu allererst den Gotteshass aus dem Leben und zeigten, eingedenk des Guten, das sie von Gott erfahren, ihre Liebe zur Tugend und zu Gott und ihre Frömmigkeit und Dankbarkeit gegen die Gottheit durch Taten, die sie offen vor den Augen aller Menschen vollbrachten.48

Ein reichliches Jahrzehnt nach der Endredaktion der Historia ecclesiastica kommt Eusebius von Caesarea noch ein weiteres Mal auf die Liciniussache zu sprechen, und zwar in seinem Kaiserpanegyricus De vita Constantini. Dieser Text zeichnet nun ein völlig anderes, viel einseitigeres Liciniusbild. Von Gottes „Erweckung“ des Licinius zum Befreier der Christen vom Tyrannen Maximin Daja ist nun keine Rede mehr. Die positiven, anerkennenden Beurteilungen der Frühphase der Regierung des Licinius, wie wir sie bei Laktanz und bei Eusebius in der Kirchengeschichte noch fanden, fehlen nun. Der Grund dafür ist ein doppelter: Erstens ließen die Vorgaben der Gattung Lobrede keinen Raum für Differenzierungen; Eusebs Panegyricus folgt der konstantinschen Propaganda und ist Bestandteil derselben.49 Und zweitens ←322 | 323→ist De vita Constantini zeitlich deutlich nach der Schlussredaktion der Historia ecclesiastica entstanden: Was in letzterem Text in Reaktion auf jüngste Ereignisse schnell zu Lasten des Licinius redaktionell an- und eingefügt worden war und was dort aus früheren Redaktionsstufen zugunsten des Licinius noch stehen geblieben war, erscheint nun, im Jahre 337/338, vollständig unter dem Blickwinkel der Rückschau auf die Ereignisse, die nun einmal mit der Niederlage und Vernichtung des Licinius geendet hatten. Für einen Licinius als einstigen Retter und Rächer der Christen boten das literarische Genre der Lobrede auf Konstantin und das historische Umfeld der Jahre 337/338 schlicht keinen Platz mehr.

Diesem Umstand ist es geschuldet, dass der Bürgerkrieg zwischen Licinius und Maximin Daja in De vita Constantini faktisch unerwähnt bleibt. Obwohl das Ende des Maximin Daja thematisiert, als „gerechte(s) Urteil Gottes“50 gedeutet und in geradezu laktanzscher Manier weidlich ausgeschmückt wird, erscheint Licinius in diesem Zusammenhang lediglich als eine Art Augenzeuge,51 der aus dem grausamen Ende des Maximin Daja nichts gelernt habe, obwohl er alle Möglichkeiten dazu hatte; stattdessen habe er sich „in dieselben Dinge verstrickt“.52 Die Mailänder Vereinbarung und ihre Durchsetzung im Osten durch Licinius bleiben in De vita Constantini unerwähnt. Die eheliche Verbindung zwischen Licinius und Konstantia ist nunmehr nur noch ein Zeichen des Wohlwollens Konstantins gegenüber Licinius, die Herrschaft des Licinius im Osten lediglich eine von Konstantin großzügig gewährte.53 All dies offensichtliche Wohlwollen Konstantins wird von Licinius aber undankbar und heimtückisch missbraucht. Diesem Muster folgend geht Euseb, unmittelbar nach der Darstellung des Sieges Konstantins über Maxentius, dazu über,54 schon für die Jahre 315/316 eine „Unterdrückung der Provinzen im Osten“55 durch Licinius zu postulieren:

Man meldete ihm [scil. Konstantin], dass ein gewaltiges Tier [scil. Licinius] dort sowohl die Kirche Gottes als auch die übrigen Provinzbewohner bedrohte, weil sich der böse Dämon […] darum bemühte, das Gegenteil von dem zu tun, was von dem Gottgeliebten [scil. Konstantin] getan wurde […]. Dunkelheit herrschte über die ←323 | 324→Menschen, die den östlichen Teil erlangt hatten, weiterhin strahlendster Tag aber erleuchtete die Bewohner des anderen Teils.56

Licinius bleibt jetzt nur noch die Rolle des Christenverfolgers im Osten, der vom Retter der Christen im Westen, Konstantin, legitimerweise der Herrschaft beraubt wird, wodurch Konstantin wiederum auch der Retter der Christen im Osten wird. Deshalb erwähnt De vita Constantini gegenüber der Endfassung der Historia ecclesiastica auch noch zahlreichere und grausamere Verfolgungsmaßnahmen durch Licinius57 und diskreditiert ihn darüber hinaus auch noch stärker durch detaillierte Angaben zu angeblichen sexuellen Ausschweifungen.58 Wie am Ende der Historia ecclesiastica wird dann auch in De vita Constantini der Sieg gegen Licinius hymnisch gefeiert.59

Die beiden Schriften Eusebs sind aufschlussreich für die Entwicklung der Licinius betreffenden Historiographie in jenen Jahren: Während in den frühen Fassungen der Kirchengeschichte eine positive Sicht des Licinius erkennbar ist, die dann in der Schlussfassung der Kirchengeschichte gleichsam von den geschichtlichen Ereignissen überholt wird, was Eusebius als persönlichen Wandlungsprozess des Licinius von gut nach böse darstellt, stellt De vita Constantini ein reichliches Jahrzehnt später den Licinius völlig einseitig als gotthassenden Verfolger der Christen und aller Menschen dar, und von ←324 | 325→seinen in der Kirchengeschichte noch gerühmten früheren, in Eintracht mit Konstantin vollbrachten Taten zugunsten der Christen ist keine Rede mehr.

C.  

An Eusebs Schilderungen in der Endfassung der Historia ecclesiastica und in De vita Constantini fällt sofort auf, dass das Bild des Christenverfolgers Licinius im Unterschied zu den meisten anderen „kanonischen“ Christenverfolgern nicht mit der Darstellung von Martyrien oder mit der Nennung von Märtyrern aus der Zeit des Licinius untermauert wird.60 Der Bischof von Caesarea scheint hierfür kein geeignetes Material zur Hand gehabt zu haben, das er hätte präsentieren können – etwas dunkel und ohne Nennung von Namen spricht er davon, dass „einige Bischöfe […] gleich Mördern bestraft“ und deren „Körper […] mit dem Schwerte in zahlreiche Stücke zerschnitten“ und sie „in die Tiefe des Meeres geworfen“ worden seien.61 Unabhängig von der Frage nach dem historischen Hintergrund dieser Berichte zeigt diese Darstellung Eusebs vor allem eines: Eine stabile, vor allem eine namentliche Märtyrerüberlieferung fehlte, und zwar nicht nur im Jahre 325, sondern ebenso noch 337/338.

Es liegt auf der Hand, dass die christliche Hagiographie schon bald, nachdem sich das Bild des Licinius als eines Verfolgers der Christen im kollektiven Gedächtnis des nun christlich werdenden Imperium Romanum festgesetzt hatte, an diesem Punkt nachliefern musste und dies auch tat. Es ist an dieser Stelle nicht erforderlich, das Material in seiner Gesamtheit zu würdigen. Ich greife nur das wichtigste Beispiel heraus, nämlich das Testament der vierzig Märtyrer von Sebaste.62

Dieser literarisch als testamentarische Verfügung stilisierte Text,63 welchem zufolge in der Zeit des Licinius64 vierzig Soldaten der „Blitz-und-Donner“ ←325 | 326→-Legion XII fulminata bei Sebaste den Tod durch Aussetzen in eisiger Kälte gefunden hätten, ist schwer genauer zu datieren, und gleiches gilt für die Frage nach der Entstehung des diesem Text zugrunde liegenden Stoffes. Der erste sichere Beleg für seine Verwendung ist eine Predigt des Basilius von Caesarea (Caesarea in Kappadokien, das nicht allzu weit von Sebaste und damit vom Ort der Märtyrerverehrung entfernt lag). Die gesamte Predigt, die eher eine Märtyrerlobrede ist, ist den vierzig Märtyrern von Sebaste gewidmet.65 Die Darstellung des Basilius insinuiert, dass die vierzig Soldaten gezwungen werden sollten, von ihrem christlichen Glauben abzuschwören, was diese verweigerten.66 Trotz angedrohter Todesstrafe treten sie einzeln vor und bekennen: „Ich bin Christ.“67 Basilius stellt sie also, auch was das Vorgehen der Verfolger und was den Ablauf des Rechtsverfahrens angeht, in direkte Kontinuität zu den Märtyrern der Zeit vor dem Galeriusedikt 31168 (und vor der Mailänder Vereinbarung). Wenn die Zuordnung des Stoffes zur Regierungszeit des Licinius bei Basilius von Caesarea schon festgestanden haben sollte, dann kann man sagen, dass der Prozess der Kanonisierung des Licinius als eines Christenverfolgers in der Zeit, in der diese Predigt gehalten wurde,69 vollständig abgeschlossen gewesen sein muss. Denn die Darstellung reiht Licinius entgegen dem historischen Befund hinsichtlich des Vorgehens und Verfahrens gegen bekennende Christen bruchlos in die Reihe der Verfolger von Nero bis zu Galerius ein.

←326 | 327→

Basilius’ Predigt setzt einen existierenden und offenbar florierenden Märtyrerkult um die vierzig Soldaten von Sebaste voraus70 und etabliert diesen nicht erst. Gleiches zeigt sich unter anderem auch bei Gregor von Nyssa, von dem zwei Panegyrici auf dieselben vierzig Märtyrer überliefert sind.71 Aber diese Spur kann im Rahmen dieses Beitrages nicht weiter verfolgt werden.

III.  

Der kleine Erkundungsgang durch die einschlägigen Quellen der Licinius betreffenden christlichen Apologetik und Historiographie hat den Weg des Licinius vom Christenretter und -rächer bis hin zum Christenverfolger in der christlichen Literaturgeschichte aufgezeigt. Der Weg des Licinius, der ihn nach seinem Sieg über Maximin Daja auf den Höhepunkt der Macht einer gemeinsamen, nach West und Ost aufgeteilten Regierung mit Konstantin und von dort aus in zwei schweren Bürgerkriegen gegen Konstantin am Ende ins Verderben führte, wird von den christlichen Darstellungen der Ereignisse ganz auf die Frage nach dem Verhältnis des Licinius zur Kirche (und zu Konstantin) hin gedeutet. Bis 313/314/315 machte man ihn aufgrund seines erfolgreichen Kampfes gegen Maximin Daja zum Retter und Rächer der Christen des Ostens, zu dem er 313 vielleicht faktisch wurde, als der er sich seiner eigenen Motivlage nach aber wohl nie verstand. Und in Zuge der sich zuspitzenden Auseinandersetzung mit Konstantin seit dem bellum Cibalense macht man ihn zum Christenverfolger, als der er sich ebenfalls nie verstand, selbst wenn er in den letzten Jahren seiner Regierung einzelne verzweifelte Maßnahmen gegen ihm als konstantintreu verdächtige Christen ergriffen haben mag. Die christlichen Quellen aber fragen nicht nach den Motiven des Licinius und nicht nach seinen wahren politischen Interessen, sondern sie stellen politische Legitimierungen bereit, zunächst die Legitimierung des Licinius gemeinsam mit Konstantin, dann die des Konstantin gegen Licinius. Dabei stellen sie die Entwicklung ganz auf das Verhältnis beider zum Christentum ab, das bei Konstantin zumindest keine primäre und das bei Licinius vermutlich eine sehr untergeordnete Rolle spielte. Indem sie das tun, stellen sie die Politik im römischen Reich im Wesentlichen als Religionspolitik bzw. Christentumspolitik dar, und die Ergebnisse dieser Politik erschienen als Siege Gottes bzw. der von ihm „erweckten“ Kaiser gegen die Feinde des Christentums. An diesen Siegen im Namen Gottes hatte Licinius bis zum Vorabend des ersten Bürgerkrieges Anteil, ehe sich dann das politische und militärische Glück gegen ihn wendete – und er in der christlichen Geschichtsschreibung zum Verfolger der Christen werden musste. Das Bild ←327 | 328→des Licinius als des einstigen Retters und Rächers der Christen verblasste daraufhin schnell. Eusebs Endredaktion der Historia ecclesiastica zeigt, dass es schon 325 kaum mehr tragfähig war. Ein gutes Jahrzehnt später ist es ganz verschwunden. Das Bild des Christenverfolgers Licinius aber hat sich über Jahrhunderte hinweg gehalten – eben durch die eingangs angesprochene Kanonisierung von Verfolgerkaisern in der christlichen Tradition. An diesem Bild hat erst die kritische Kirchenhistoriographie der Patristik und der Altertumswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts Anfragen gestellt und die Vorstellung von Licinius als eines Christenverfolgers als Produkt altkirchlicher Tendenzgeschichtsschreibung entlarvt.72 Mittlerweile hat sich daher im wissenschaftlichen Diskurs ein differenziertes Bild durchgesetzt:73 Die spätantiken christlichen Quellen zu Licinius sind nicht als sachgetreue Berichte anzusprechen, sondern als historiographische Propagandaleistungen ersten Ranges. Als solche aber verdienen sie, wie ich zu zeigen versucht habe, Interesse, Respekt und Beachtung.


* Zuerst erschienen in: J. Dierken / D. Evers (eds.), Religion und Politik. Historische und aktuelle Konstellationen eines spannungsvollen Geflechts, Frankfurt 2016, 11–29.

1 So etwa der Kanon bei Laktanz, De mortibus persecutorum; cf. Laktanz: De mortibus persecutorum. Die Todesarten der Christenverfolger. Übersetzt und eingeleitet von Städele, Alfons (FC 43), Turnhout 2003. – In Eusebs Kirchengeschichte, in der die Regierungsdaten der Kaiser gleichsam das äußere Strukturierungsprinzip bilden, werden als Christenverfolger klassifiziert:

Nero (Eus., h.e. II 25, 1–8); Domitian (h.e. III 17–20); Septimius Severus (h.e. VI 1); Maximinus Thrax (h.e. VI 28); Decius (h.e. VI 39); Gallus (h.e. VII 1); Valerian (h.e. VII 10–12) und Aurelian (h.e. VII 30,20f.); sodann die Tetrarchen Diokletian (h.e. VIII 2,4–13,11), Maxentius (h.e. VIII 14,1–6), Maximin Daja (h.e. VIII 14,7–16), Galerius (h.e. VIII 16–17) und eben Licinius (h.e. X 8f.) – Zur Verarbeitung eines solchen Kanons in der modernen Kirchengeschichtsschreibung cf. den Artikel von J. Vogt. Christenverfolgung I., in: RAC 2 (1954), 1159–1208.

2 Zum Galeriusedikt cf. jetzt H. Brandt, Galerio legislatore, in: G. Bonamente et al. (eds.), Costantino prima e dopo Costantino, Bari 2012, 17–24.

3 Cf. J. Ulrich, Dimensions and Developments in Early Christian Historiography, in: J. Ulrich / A.-C. Jacobsen / D. Brakke (eds.), Invention, Rewriting, Usurpation. Discursive Fights over Religious Tradition in Antiquity, ECCA 11, Frankfurt 2012, 161–176, und A. Städele, Einleitung, in: Laktanz, De mortibus persecutorum. 2003, 7–88 (22f.).

4 Cf. J. Ulrich, Euseb, HistEccl III 14–20 und die Frage nach der Christenverfolgung unter Domitian, in: ZNW 87 (1996), 269–289. Zustimmend A. Wlosok, Die christliche Apologetik griechischer und lateinischer Sprache bis zur Konstantinischen Epoche. Fragen, Probleme, Kontroversen, in: A. Wlosok / F. Paschoud (eds.), L’apologétique chrétienne gréco-latine à l’époque prénicénienne, EnAC 51, Genf 2005, 1–37 (6). – Insbesondere unter Vertretern der neutestamentlichen Wissenschaft wird an einer Verfolgung der Christen unter Domitian tendenziell festgehalten, als Beispiele wären zu nennen: U. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 62007, 553–555; und H. Köster, Einführung in das Neue Testament im Rahmen der Religionsgeschichte und Kulturgeschichte der hellenistischen und römischen Zeit, Berlin 1980, 330.

5 Cf. hierzu C. Hornung, Marcus Aurelius, in: RAC 24 (2012), 90–99.

6 B. Bleckmann, Licinius, in: RAC 23 (2010), 137–147. – Eine nochmalige Bewertung des von Bleckmann vorzüglich aufbereiteten Materials ist hier nicht erforderlich; meine Ausführungen unter I. können sich auf ein kurzes Referat des genannten Artikels beschränken. – Zu Licinius cf. ferner die Dissertation von H. Feld, Der Kaiser Licinius, (Dissertation) Saarbrücken 1960; sowie A. Demandt, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284–565 n.Chr., München 22008, 37–45.

7 Cf. H. Chantraine, Die Erhebung des Licinius zum Augustus, in: Hermes 110 (1982), 477–487.

8 Cf. hierzu unten unter II.A. die Ausführungen über die Darstellung bei Laktanz.

9 Cf. hierzu T. Christensen, The So-Called Edict of Milan, in: CM 35 (1984), 129–175.

10 Cf. Anm. 2.

11 Zu nennen sind v. a. diverse Bemühungen Konstantins, die Territorialverteilung zuungunsten des Licinius neu zu ordnen, und die Erhebung von Konstantins Schwager Bassianus zum Caesar, die freilich daran scheiterte, dass Bassianus sich unerwartet auf die Seite des Licinius schlug, was dazu führte, dass Konstantin ihn wegen Hochverrats hinrichten ließ. Cf. Bleckmann, 2010.

12 So op. cit., 139f. mit Zusammenfassung der Diskussion und Auflistung der Argumente, die für das Jahr 316 und gegen die Alternative 314 sprechen.

13 Cf. S. Corcoran, Hidden from History. The Legislation of Licinius, in: J. Harries / I. Wood (eds.), The Theodosian Code. Studies in the Imperial Law of Late Antiquity, London 1993, 97–119.

14 Cf. Bleckmann, 2010, 145f.

15 Zu ihm cf. A. Wlosok, L. Caecilius Firmianus Lactantius, in: R. Herzog / P.L. Schmidt (eds.), Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n.Chr., HLLA 5, München 1989, 375–404; außerdem K.-H. Schwarte, Laktanz, in: LACL (2002), 443–445.

16 Ich benutze die zweisprachige Fontes-Christiani-Ausgabe: Laktanz: De mortibus persecutorum. Die Todesarten der Christenverfolger, übersetzt und eingeleitet von Städele, Alfons (FC 43), Turnhout 2003.

17 So Städele: Einleitung, 35 (wie Anm. 3), hier auf Wlosok, 1989, 396 verweisend.

18 Cf. Städele, 75f.

19 Lact., mort. 1, 3. Die Übersetzungen übernehme ich hier und im Folgenden der Ausgabe von Städele (wie Anm. 16).

20 Lact., mort. 48, 1. Von Restitution spricht in diesem Zusammenhang auch Lact., mort. 48, 13. – Den Text der am 13. Juni 313 in Nikomedien veröffentlichten Mailänder Vereinbarung zitiert Laktanz Lact., mort. 48, 2–12.

21 Lact., mort. 46, 2.

22 Dass Gebete, die im römischen Militär vor der Schlacht gemeinsam gesprochen wurden, möglichst offen formuliert waren, liegt auf der Hand: So konnten alle Mitglieder einer religiös disparaten Einheit ihre Religion darin wiederfinden bzw. ihren Gott als Empfänger des Gebets identifizieren. Für die Regierung Konstantins ist ein durchaus vergleichbarer Gebetstext überliefert bei Eus., v.C. IV, 20, 1; auch in diesem Gebet findet sich, aus den genannten Gründen, nichts „Spezifisches“.

23 Lact., mort. 49, 1–7.

24 Lact., mort. 50, 1f.

25 Lact., mort. 52, 3f.

26 In diese Richtung argumentiert Städele in seiner Einleitung (Städele, 2003), 54–59. Er sieht, dass Licinius einerseits auf einer Stufe mit Konstantin steht (54), macht aber andererseits geltend (54f.), dass Licinius als alter Kamerad des Galerius vorgestellt wird (Lact., mort. 20, 3), dem Galerius auf dem Sterbebett seine Frau und seinen Sohn anvertraut (Lact., mort. 35, 3). Letzteres sind Informationen, die Laktanz ohne weiteres hätte weglassen können, wenn er seinen Lesern einen über jeden Zweifel erhabenen Licinius hätte präsentieren wollen.

27 So die Monographie von F. Winkelmann, Euseb von Kaisareia. Der Vater der Kirchengeschichte, Berlin 1991.

28 Auf das komplizierte Problem der verschiedenen Redaktionsstufen kann in diesem Zusammenhang nicht eingegangen werden. Winkelmann (Winkelmann, 1991, 188–191) schlägt folgende Rekonstruktion vor: Grundfassung (Eus., h.e. I–VII) vor dem Jahre 311; 1. Revision (h.e. VIII) um 311; 2. Revision (h.e. IX) im Jahre 313 (Mailänder Vereinbarung); 3. Revision (h.e. X) zwischen 313 und 320; 4. und letzte Revision (Damnatio memoriae des Licinius) 325.

29 Für die Endredaktion der Kirchengeschichte ist an einen Zeitraum zwischen dem Sieg über Licinius (324) und der durch Konstantin veranlassten Ermordung seines Sohnes Krispus (326; diese ist Eus., h.e. X 9, 6 noch nicht vorausgesetzt) zu denken, also ziemlich sicher an das Jahr 325. Cf. hierzu Winkelmann, 1991, 188–191.

30 De vita Constantini dürfte kurz nach dem Tode Konstantins 337 oder spätestens 338 entstanden sein. Cf. hierzu Winkelmann, 1991, 188–191.

31 Eus., h.e. IX 9, 1.

32 Eus., h.e. IX 9, 1f.

33 Eus., h.e. IX 9, 12. – Ich benutze hier und im Folgenden die von Hans Armin Gärtner durchgesehene Übersetzung von Philipp Haeuser: Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte, herausgegeben und eingeleitet von Kraft, Heinrich, Darmstadt 19812.

34 Eus., h.e. IX 9a, 12.

35 Eus., h.e. IX 10, 3.

36 Ibid.

37 Eus., h.e. X 11, 8.

38 Zum Beispiel Eus., h.e. IX 9, 1: „Licinius, der zweite nach ihm [scil. Konstantin].“

39 Eus., h.e. X 8, 2.

40 Ibid.

41 Eus., h.e. X 8, 3.

42 Eus., h.e. X 8, 8.

43 Eus., h.e. X 8, 9: „Bar jeden vernünftigen Denkens, ja im Zustande völligen Wahnsinns, war er entschlossen, an Stelle Konstantins Gott selbst […] zu bekriegen.“

44 Eus., h.e. X 8,18: „Er fasste weiterhin den Plan, die Verfolgung auf alle auszudehnen.“ – Die Stelle zeigt allerdings indirekt an, dass eine generelle Verfolgung der Christen unter Licinius faktisch nicht stattgefunden hat Sie klingt eher nach einer Intention für die Zukunft. Zum Realitätsgehalt der Vorwürfe Eusebs, Licinius habe die Christen des Ostens verfolgt, cf. die Anmerkungen 48, 57 und 61 in diesem Aufsatz.

45 Eus., h.e. X 8, 19.

46 Immerhin zeigt die eigentlich unkanonische Abordnung des Bischofs Eusebius von dessen Bischofsstadt Beirut an die kaiserliche Residenz in Nikomedien (cf. Alexander von Alexandrien: „Rundschreiben an alle Bischöfe [scil. Urk, 4b, 4]“. in: H.C. Brennecke, / et al. (eds.), Athanasius Werke. Dritter Band. Erster Teil. Dokumente zur Geschichte des arianischen Streites, Berlin 2007, 78), dass Licinius bis zuletzt versucht haben muss, „linientreue“ Christen in seinem Umfeld zu installieren und eine ihm loyale Kirche in seinem Reichsteil zu behalten. – Zu den weiteren Vorwürfen und der Frage nach ihrem Realitätsgehalt cf. auch die Anmerkungen 57 und 61 in diesem Aufsatz.

47 Eus., h.e. X 9, 5: „Was Licinius bei den früheren gottlosen Tyrannen mit eigenen Augen geschaut, das erlitt er nun in gleicher Weise selber. Da er […] wie jene den Weg der Gottlosigkeit wandelte, wurde er mit Recht gleich ihnen in den Abgrund gestürzt.“ – Von der Hinrichtung des Licinius ist nicht ausdrücklich die Rede, die Formulierungen scheinen sein Ende aber vorauszusetzen.

48 Eus., h.e. X 9, 9.

49 Cf. hierzu u. a. die Einleitungen in die Ausgaben: Eusebius von Caesarea: De vita Constantini. Über das Leben des Kaisers Konstantin, eingeleitet von Bleckmann, Bruno und übersetzt von Schneider, Horst (FC 83), Turnhout 2007; Eusebius of Caesarea: Life of Constantine, ed. Cameron, Averil, Oxford 1999.

50 Eus., v.C. I. 58, 3. – Die Übersetzung folgt hier und im Folgenden der zweisprachigen Fontes-Christiani-Ausgabe (wie Anm. 49).

51 Eus., v.C. II 1, 1.

52 Eus., v.C. I 59, 2.

53 Eus., v.C. I 50, 1.

54 Es folgen nur noch eine Schilderung der Wohltaten Konstantins gegenüber der Kirche im Westen und eine knappe Erwähnung der Decennalien im Jahre 315 (Eus., v.C. I 48).

55 Eus., v.C. I 48.

56 Eus., v.C. I 49, 1.

57 In De vita Constantini werden die Maßnahmen des Licinius erstmals explizit „Christenverfolgung“ genannt, Eus., v.C. II 1, 1. – Cf. hierzu im Detail Bleckmann: Einleitung, in: Eusebius von Caesarea: De vita Constantini. Über das Leben Konstantins (wie Anm. 48), 67–75 (68 mit Anm. 338). Zu den Angaben in der Historia ecclesiastica treten in De vita Constantini noch hinzu: Das Verbot von Synoden (Eus., v.C. I 53, 1); Ausschluss von Frauen aus den Gemeindeversammlungen (Eus., v.C. I 53, 1); zwangsweise Verlegung von Gemeindeversammlungen nach außerhalb der Städte (Eus., v.C. I 53, 2). Die Vorwürfe sind hinsichtlich ihres Realitätsgehaltes nicht mehr nachzuprüfen; das Verbot von Synoden war möglicherweise keine grundsätzliche Maßnahme gegen die Kirche, sondern könnte ein Versuch des Licinius gewesen sein, den in seinem Reichsteil eskalierenden arianischen Streit in den Griff zu bekommen, zu den Fragen der Chronologie cf. H.C. Brennecke, / U. Heil, Bemerkungen zur Chronologie des arianischen Streits bis zum Tod des Arius, in: H.C. Brennecke, / et al. (eds.), Athanasius Werke. Dritter Band. Erster Teil. Dokumente zur Geschichte des arianischen Streites, Berlin 2007, xix–xxxviii.

58 Eus., v.C. I 52; 55, 3. Vgl. aber schon Eus., h.e. X 8, 13.

59 Eus., v.C. II 19, 1f.; 21. – Freilich besteht der Unterschied, dass in der 337/338 entstandenen Schrift De vita Constantini von der Mitwirkung des 326 ermordeten Konstantinsohnes Krispus an Konstantins Herrschaft nicht mehr die Rede ist, anders als das noch in der im Jahre 325 fertiggestellten Historia ecclesiastica der Fall gewesen war.

60 Genau dasselbe Problem besteht übrigens im ausgehenden ersten Jahrhundert bei Kaiser Domitian, cf. Ulrich, 1996, 269–289.

61 Eus., h.e. X 8, 17. Dem entspricht Eus., v.C. II 2, 2. – Die Ereignisse lokalisiert Euseb in Amasia und den übrigen Städten des Pontus (h.e. X 8, 15; v.C. II 1, 1). Namen weiß er nicht zu nennen. Der Realitätsgehalt ist auch hier schwer überprüfbar. Es scheint sich, wenn überhaupt, um Einzelfälle gehandelt zu haben. Hochverratsprozesse gegen christliche Bischöfe, die als fünfte Kolonne Konstantins gegen Licinius agitiert haben könnten, sind im Vorfeld des zweiten Bürgerkrieges von 324 denkbar.

62 Eine zweisprachige griechisch-englische Ausgabe findet sich in: The Acts of the Christian Martyrs. Introduction, Text and Translations by Herbert Musurillo, Oxford 1972, 354–361. Der Text in griechischer, kirchenslavischer und syrischer Sprache überliefert, cf. Musurillo (w.o.), xlix–1.

63 Cf. W. Wischmeyer, Vierzig Märtyrer v.S., in: 3LThK 9 (2000), 360.

64 Die explizite Datierung in die Zeit des Licinius findet sich in der Kirchengeschichte des Sozomenus: Soz., h.e. IX 2, 1: „Eine Frau namens Eusebia, eine der Häresie des Macedonius angehörende Diakonisse, besaß ein Landhaus und einen Park vor der Stadtmauer von Konstantinopel. Dort hütete sie heilige Reliquien der in Sebastia in Armenien zur Zeit des Licinius als Märtyrer umgebrachten vierzig Soldaten.“ – Die Übersetzung folgt der zweisprachigen Ausgabe in den Fontes Christiani: Sozomenos: Historia ecclesiastica. Kirchengeschichte. Übersetzt und eingeleitet von Hansen, Günther Christian (FC 73, 1–4), Turnhout 2004.

65 Bas., hom. 19 (PG 31, 508–525).

66 Bas., hom. 19, 3 (PG 31, 509–512).

67 Bas., hom. 19, 4 (PG 31, 512f.). hom. 19, 7 (PG 31, 520f.).

68 Die Rechtslage sah vor, dass wenn ein sich namentlich identifizierender Ankläger eine Person als Christ angezeigte und diese sich als Christ bekannte, die Todesstrafe verhängt wurde. Strafrelevanter Tatbestand war das nomen ipsum. Dies wurde erst durch das Galeriusedikt von 311 aufgehoben, welches, wie wir sahen, niemand anders Licinius, basierend auf der Mailänder Vereinbarung im Osten promulgiert hatte. – Cf. zum Ganzen F. Vittinghoff, „Christianus sum“. Das „Verbrechen“ von Außenseitern in der römischen Gesellschaft, in: Historia 33 (1984), 331–357, sowie J. Engberg, Impulsore Chresto. Oppositon to Christianity in the Roman Empire c.50–250 AD, ECCA 2, Frankfurt 2007.

69 Die Predigten dürften in die Bischofszeit des Basilius gehören, also in die Jahre zwischen 370 und 379. Cf. A.F. Ritter, Basilius von Caesarea, in: 4RGG 1 (1998), 1154f.

70 Bas., hom. 19, 8 (PG 31, 521–525).

71 Cf. PG 46, 749–772 sowie 773–788.

72 Einsetzend mit der Arbeit von F. Görres, Kritische Untersuchungen über die Licinianische Christenverfolgung: ein Beitrag zur Kritik der Märtyreracten, Jena 1875. Cf. auch die Dissertation von Feld, 1960.

73 Ich verweise nochmals auf den in Anm. 6 genannten RAC-Artikel von Bleckmann, 2010.