KAPITEL 7
SOLIDES GELD UND INDIVIDUELLE FREIHEIT
„[D]ie Staaten glauben, dass (…) wenn sie zwischen einer unbeliebten Steuer und einer überaus beliebten staatlichen Budget wählen müssen, es einen Ausweg für sie gibt – den der Inflation. Das veranschaulicht das Problem, sich vom Goldstandard zu lösen.“
Ludwig von Mises 1
In einem gesunden monetären System musste der Staat auf eine Art und Weise handeln, die für alle Generationen des 20.  Jahrhunderts, die häufig die Nachrichten sehen, unvorstellbar ist: Er musste fiskalisch verantwortlich handeln. Wenn es keine Zentralbank gäbe, die in der Lage wäre, die Geldmenge zur Tilgung der Staatsschulden zu erhöhen, dann müssten die öffentlichen Haushalte die regulären Regeln der finanziellen Verantwortung einhalten, die für jedes gesunde und normale Unternehmen gelten. Der monetäre Nationalismus hat versucht, diese Regeln aufzuheben, und die staatlich beeinflusste Bildung hat dazu beigetragen, alles zu verschleiern.
Diejenigen von uns, die heute leben und unter der Propaganda der allmächtigen Staaten des zwanzigsten Jahrhunderts aufgewachsen sind, können sich nur schwer eine Welt vorstellen, in der individuelle Freiheit und Verantwortung die staatliche Autorität ersetzen. Genau so erging es der Welt in der Ära des größten menschlichen Fortschritts und der größten Freiheit: Der Staat war auf den Schutz der nationalen Grenzen, des Privateigentums und der individuellen Freiheiten beschränkt, während er dem Einzelnen eine sehr große Freiheit ließ, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und die Vorteile zu genießen oder die Kosten zu tragen. Wir beginnen mit der kritischen Prüfung der Frage, ob die Geldmenge überhaupt vom Staat verwaltet werden muss, bevor wir uns mit den Folgen dessen befassen, was passiert, wenn der Staat tatsächlich eingreift.
SOLLTE EIN STAAT DIE GELDMENGE VERWALTEN?
Der größte Betrug der Moderne ist die Vorstellung, dass der Staat die Geldmenge verwalten muss. Dies ist eine Grundannahme, die nicht infrage gestellt wird und von allen gängigen ökonomischen Denkweisen und politischen Parteien unterstützt wird. Die Praxis hat bis heute keinen einzigen Beweis zur Untermauerung dieser Behauptung geliefert und jeder Versuch, die Geldmenge zu verwalten, endete in einer wirtschaftlichen Katastrophe. Das Management der Geldmenge ist das eigentliche Problem, das sich jedoch als die Lösung ausgibt; es ist der Triumph der emotionalen Hoffnung über die hartnäckige Vernunft; es ist der Ursprung aller politischen Lügen über die wundersame Geldvermehrung, die an leichtgläubige Wähler verkauft werden. Das Geldmengenmanagement funktioniert wie eine sehr süchtig machende und zerstörerische Droge, wie z.  B. Crystal Meth oder Zucker: Es verursacht ein schönes Hoch am Anfang, indem es seine Opfer dazu bringt, sich unbesiegbar zu fühlen, aber sobald die Wirkung nachlässt, kommt der verheerende Absturz und das Opfer bettelt um mehr. Hier muss eine schwierige Entscheidung getroffen werden: Entweder man ist bereit, die Entzugserscheinungen zu erleiden, indem man die Sucht bekämpft, oder man verpasst sich den nächsten Schuss, verzögert die Zahlung der Rechnung um einen Tag und erleidet schwere Langzeitschäden.
Für keynesianische und marxistische Ökonomen und andere Befürworter der staatlichen Geldtheorie ist Geld das, was der Staat als Geld bezeichnet, und deshalb ist es das Vorrecht des Staates, mit ihm zu tun, was ihm beliebt. Dies bedeutet unweigerlich, dass der Staat es drucken wird, um es für das Erreichen seiner staatlichen Ziele auszugeben. Es ist also das Ziel der Wirtschaftsforschung, zu entscheiden, wie man die Geldmenge am besten ausbaut und zu welchem Zweck. Aber allein die Tatsache, dass Gold seit Tausenden von Jahren, also vor der Erfindung von Nationalstaaten, als Geld verwendet wurde, ist bereits eine ausreichende Widerlegung dieser Theorie. Die Tatsache, dass die Zentralbanken immer noch große Mengen an Goldreserven halten und immer noch mehr davon anhäufen, zeugt von der dauerhaften monetären Natur des Goldes, obwohl kein Staat es vorschreibt. Aber welche historischen Ausreden die Befürworter der staatlichen Geldtheorie über diese Fakten auch anführen mögen, ihre Theorie wurde in den letzten zehn Jahren vor ihren eigenen Augen durch den anhaltenden Erfolg und das Wachstum von Bitcoin widerlegt. Die Währung hat einen monetären Status erreicht und ist derart im Wert gestiegen, dass sie allein schon aufgrund ihrer zuverlässig guten Verkäuflichkeit über dem Wert der meisten staatlich unterstützten Währungen liegt, obwohl keine Autorität die Verwendung von Bitcoin als Geld vorschreibt. 2
In der heutigen Zeit existieren zwei staatlich anerkannte Mainstream-Ausbildungsansätze für die Lehre der Ökonomie: Keynesianer und Monetaristen. Während diese beiden Schulen sehr unterschiedliche Methoden und analytische Herangehensweisen verwenden, und obwohl sich beide Parteien in bitteren akademischen Kämpfen gegenseitig beschuldigen, sich nicht um die Armen, die Kinder, die Umwelt, die Ungleichheit oder das jeweilige aktuelle Schlagwort zu kümmern, sind sie sich jedoch beide über zwei aus ihrer Sicht unstrittige Wahrheiten einig: Erstens muss der Staat die Geldmenge erweitern, und zweitens benötigen beide Schulen hohe staatliche Fördermittel, um weiterhin den großen und wichtigen Fragen nachzugehen, mit denen Sie auf immer kreativeren Wegen auf ihre ursprüngliche These zurückkommen.
Es ist wichtig, die verschiedenen Beweggründe der beiden Denkansätze zu verstehen, um nachzuvollziehen zu können, wie beide Parteien letztlich zum gleichen Ergebnis kommen – und doch gleichermaßen falsch liegen. Keynes war ein gescheiterter Investor und Statistiker, der nie Volkswirtschaftslehre studiert hat, aber so gut mit der herrschenden Klasse in Großbritannien vernetzt war, dass das peinliche Gerede, das er in seinem berühmtesten Buch The General Theory of Employment, Money, and Interest schrieb, sofort den Status der grundlegenden Wahrheiten der Makroökonomie erhielt. Seine Theorie beginnt mit der (völlig unbegründeten und ungerechtfertigten) Annahme, dass der wichtigste Faktor bei der Bestimmung des Zustands der Wirtschaft die Höhe der Gesamtausgaben einer Gesellschaft sind. Wenn die Gesellschaft insgesamt viel ausgibt, motivieren die Ausgaben die Produzenten, mehr Produkte zu schaffen, so dass mehr Arbeitskräfte beschäftigt werden und ein Vollbeschäftigungsgleichgewicht erreicht wird. Wenn die Ausgaben so stark anstiegen, dass sie über die Kapazitäten der Produzenten hinausgehen würden, würde dies zu Inflation und einem Anstieg des Gesamtpreisniveaus führen. Wenn die Gesellschaft hingegen zu wenig ausgibt, drosseln die Produzenten ihre Produktion, entlassen Arbeiter und erhöhen die Arbeitslosigkeit, was zu einer Rezession führt.
Für Keynes wird eine Rezession durch den abrupten Rückgang des Gesamtausgabenniveaus verursacht. Keynes war nicht sehr gut darin, das Konzept der Kausalität und der logischen Erklärungen zu verstehen, also hat er sich nie die Mühe gemacht, zu erklären, warum es möglich ist, dass das Ausgabenniveau plötzlich sinkt, sondern er hat stattdessen einfach nur eine weitere seiner berühmten ungeschickten und völlig sinnlosen Redewendungen geprägt, um sich selbst die Mühe einer Erklärung zu ersparen. Er hat das Problem auf die Erscheinung von „Tiergeistern“ zurückgeführt. Bis heute weiß niemand genau, was genau diese Tiergeister sind oder warum sie plötzlich auftauchten, aber das hat natürlich nur dazu geführt, dass eine ganze Branche staatlich finanzierter Haus- und Hof-Ökonomen Karriere machen konnten, indem sie versucht haben, diese Geister begreiflich zu machen, oder reale Daten zu finden, die mit den Geistern korrelieren könnten. Diese Forschungen sind zwar sehr gut für die akademische Laufbahn, sind aber für jemanden, der tatsächlich versucht, Konjunkturzyklen zu verstehen, völlig wertlos. Freiheraus gesagt, ist Pop-Psychologie kein Ersatz für die Kapitaltheorie. 3
Befreit von der unbequemen Last, eine Ursache für die Rezession finden zu müssen, konnte Keynes sodann ganz unbeschwert die Lösung empfehlen, die er verkaufen wollte: Immer wenn es eine Rezession oder einen Anstieg der Arbeitslosenquote gibt, ist dies auf einen Rückgang des Gesamtausgabenniveaus zurückzuführen, und die Lösung besteht darin, dass der Staat die Ausgaben stimuliert, was wiederum die Produktion erhöht und die Arbeitslosigkeit verringert. Es gibt drei Möglichkeiten, die Gesamtausgaben zu stimulieren: Erhöhung der Geldmenge, Erhöhung der Staatsausgaben oder Steuersenkung. Steuersenkungen werden von den Keynesianern im Allgemeinen missbilligt. Es wird als die am wenigsten effektive Methode angesehen, weil man nicht alle Steuern ausgeben würde, die man erlassen bekommt – ein Teil davon wird gespart, und Keynes verabscheute das Sparen zutiefst. Sparen würde nur die Ausgaben reduzieren, und eine Senkung der Ausgaben wäre das Schlimmste, was man sich für eine Wirtschaft vorstellen kann, die nach Erholung strebt. Der Staat übernahm die Rolle, der Gesellschaft eine hohe Zeitpräferenz aufzuzwingen, indem er mehr Ausgaben erzeugte oder Geld druckte. Da es in einer Rezession schwierig ist, Steuern zu erheben, tragen Staatsausgaben effektiv zu einer Erhöhung der Geldmenge bei. Dies war also der keynesianische Heilige Gral: Wenn die Wirtschaft nicht voll beschäftigt war, würde eine Erhöhung der Geldmenge ganz einfach das Problem lösen. Es macht keinen Sinn, sich um die Inflation zu sorgen, denn wie Keynes „gezeigt“ (sprich grundlos angenommen) hat, entsteht Inflation nur dann, wenn die Ausgaben zu hoch sind, und die Arbeitslosigkeit ist nur deshalb hoch, weil die Ausgaben zu niedrig sind. Wie Keynes es in seinem berühmtesten Plädoyer zugunsten der hohen Zeitpräferenz in seiner freiheitlichen Unverantwortlichkeit sagte, mag es auf lange Sicht Folgen haben, aber es gibt keinen Grund sich Sorgen um langfristige Folgen zu machen, denn „auf lange Sicht sind wir ohnehin alle tot“. 4
Die keynesianische Sicht der Wirtschaft steht selbstverständlich im völligen Widerspruch zur Realität. Wenn das Modell von Keynes wahr wäre, würde es zwangsläufig dazu führen, dass es kein Beispiel für eine Gesellschaft geben kann, die gleichzeitig hohe Inflation und hohe Arbeitslosigkeit erlebt. Aber genau das ist in der Tat viele Male passiert, vor allem in den Vereinigten Staaten in den 1970er Jahren, als trotz der gegenteiligen Zusicherungen der keynesianischen Ökonomen und trotz des gesamten US-Establishments, von Präsident Nixon bis zum „Ökonomen des freien Marktes“ Milton Friedman, der den Slogan prägte, „Wir sind jetzt alle Keynesianer“, der Staat im Alleingang die Arbeitslosigkeit mit erhöhter Inflation zu beseitigen versuchte. Jedoch stieg die Arbeitslosigkeit mit steigender Inflation weiter an, was die Theorie zerstörte, dass es eine Korrelation zwischen diesen beiden Kräften gibt. In jeder vernünftigen Gesellschaft hätten die Ideen von Keynes aus den Wirtschaftslehrbüchern entfernt und in den Bereich der akademischen Komödie verbannt werden müssen, aber in einer Gesellschaft, in der der Staat die Wissenschaft zu einem sehr großen Teil kontrolliert, predigten die Lehrbücher weiterhin das keynesianische Mantra, welches das Drucken von immer mehr Geld rechtfertigte. Die Fähigkeit, Geld zu drucken, vergrößerte im wörtlichen und bildlichen Sinn die Macht des Staates, und jeder Staat strebt nach allem, was ihm mehr Macht verleiht.
Der andere staatlich anerkannte makroökonomische Ausbildungsansatz unserer Zeit ist die Monetaristische Schule, deren intellektueller Vater Milton Friedman ist. Monetaristen lassen sich am besten als die geschlagenen Ehefrauen der Keynesianer verstehen: Sie bieten eine abgeschwächte, verwässerte Strohmann-Version eines freien Marktes, um die Illusion eines Klimas der intellektuellen Debatte zu schaffen, und um ständig und umfassend widerlegt zu werden, womit verhindert werden soll, dass intellektuelle Interessierte sich ernsthafte Gedanken über den freien Markt machen. Der Prozentsatz der Ökonomen, die eigentlich Monetaristen sind, ist im Vergleich zu den Keynesianern winzig, aber ihnen wird viel zu viel Raum für die Darlegung ihrer Ideen gegeben, gerade so, als gäbe es zwei gleich starke Seiten. Monetaristen stimmen mit den Keynesianern über die Grundannahmen der keynesianischen Modelle weitgehend überein, finden aber ausgeklügelte und ausgefeilte mathematische Spitzfindigkeiten mit einigen Schlussfolgerungen in Bezug auf das keynesianische Modell. Anhand bestimmter Ausnahmen wagen sie es dann, eine etwas reduziertere Rolle für den Staat in der Makroökonomie vorzuschlagen, wodurch sie sofort als herzloser, böser kapitalistischer Abschaum abgestempelt werden, der sich nicht um die Armen kümmert.
Monetaristen lehnen im Allgemeinen die keynesianischen Bemühungen ab, Geld auszugeben, um die Arbeitslosigkeit zu beseitigen und argumentieren stattdessen, dass auf lange Sicht die Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit nachlassen und stattdessen eine Inflation hervorgerufen wird. Stattdessen bevorzugen Monetaristen Steuersenkungen, um die Wirtschaft anzukurbeln, weil sie argumentieren, dass der freie Markt die Ressourcen besser zuweisen wird als die staatlichen Ausgaben. Während die Debatte über Steuersenkungen und Ausgabensteigerungen weitergeht, sieht die Wahrheit so aus, dass beide Sichtweisen zu erhöhten Staatsdefiziten führen, die nur mit monetarisierten Schulden finanziert werden können, was effektiv zu einer Erhöhung der Geldmenge führt. Der zentrale Leitgedanke des monetaristischen Denkens ist jedoch, dass die Staaten dringend einen Zusammenbruch der Neuversorgung mit Geld bzw. einen Rückgang des Preisniveaus verhindern müssen, den sie als Ursache aller wirtschaftlichen Probleme betrachten. Ein Rückgang des Preisniveaus, oder eine Deflation , wie die Monetaristen und Keynesianer es gerne nennen, würde dazu führen, dass jeder sein Geld hortet, seine Ausgaben reduziert, die Arbeitslosigkeit steigt und eine Rezession entsteht. Am besorgniserregendsten ist für die Monetaristen jedoch, dass die Deflation in der Regel mit einem Zusammenbruch der Bilanzen des Bankensektors einhergeht. Da auch die Monetaristen eine abneigende Haltung gegen das Verständnis von Ursache und Wirkung pflegen, kommen sie zu der Überzeugung, dass die Zentralbanken alles tun müssen, um eine Deflation zu verhindern. Um zu erfahren, warum Monetaristen so viel Angst vor der Deflation haben, sollte man sich die Rede des ehemaligen Vorsitzenden der US-Notenbank, Ben Bernanke, aus dem Jahr 2002 ansehen, mit dem Titel Deflation: Making Sure “It” Doesn’t Happen Here. 5
Aus der Gemengelage dieser beiden Schulungsansätze ergibt sich ein Konsens, der in makroökonomischen Studiengängen auf der ganzen Welt gelehrt wird: Dass die Zentralbanken in der Lage sein sollten, die Geldmenge in einem kontrollierten Tempo auszuweiten, um die Menschen zu ermutigen, mehr auszugeben und so die Arbeitslosenquote ausreichend niedrig zu halten. Sollte eine Zentralbank die Geldmenge verringern oder nicht ausreichend ausweiten, kann eine deflationäre Spirale beginnen, die die Menschen davon abhalten würde, ihr Geld auszugeben, was der Beschäftigung schadet und einen wirtschaftlichen Abschwung verursacht. 6 Die Debatte ist so ausgelegt, dass die meisten Mainstream-Ökonomen und -Lehrbücher nicht einmal der Frage nachgehen, ob die Geldmenge überhaupt erhöht werden sollte, und man den Anstieg für völlig selbstverständlich hält. Stattdessen wird diskutiert, wie die Zentralbanken diesen Anstieg bewältigen und ihre Zinsen diktieren sollten. Das Credo von Keynes, das heute allgemein anerkannt ist, ist das Glaubensbekenntnis zu Gunsten von Konsum und Ausgaben, um sofortige Bedürfnisse zu befriedigen. Durch die ständige Ausweitung der Geldmenge macht die Geldpolitik der Zentralbanken das Sparen und Investieren weniger attraktiv und ermutigt so die Menschen, weniger zu sparen und zu investieren und gleichzeitig mehr zu konsumieren. Die tatsächliche Auswirkung davon ist die weit verbreitete Kultur des demonstrativen Konsums, in der die Menschen ihr Leben leben, um immer größere Mengen an Mist zu kaufen, den sie nicht brauchen. Wenn die Alternative zur Geldausgabe darin besteht, anzusehen, wie die eigenen Ersparnisse mit der Zeit an Wert verlieren, dann kann man sie genauso gut ausgeben, bevor sie ihren Wert verlieren. Die finanziellen Entscheidungen der Menschen wirken sich auch auf alle anderen Aspekte ihrer Persönlichkeit aus, wodurch eine hohe Zeitpräferenz in allen Lebensbereichen entsteht: Die Abwertung der Währung führt zu weniger Ersparnissen, mehr Kreditaufnahme, mehr Kurzfristigkeit in der wirtschaftlichen Produktion und in künstlerischen und kulturellen Bemühungen, und – vielleicht am schädlichsten – zu einer Überbelastung der landwirtschaftlichen Böden und ihrer Nährstoffe, was zu einem immer niedrigeren Nährstoffgehalt der Nahrung führt.
Im Gegensatz zu diesen beiden Denkweisen steht die klassische Tradition der Volkswirtschaftslehre, die den Höhepunkt einer über Jahrhunderte entstandenen Wissenschaft aus aller Welt darstellt. Die Lehre, die heute zu Ehren der letzten großen Generation von Ökonomen aus Österreich während des goldenen Zeitalters vor dem Ersten Weltkrieg allgemein als Österreichische Schule bezeichnet wird, stützt sich auf die Arbeit klassischer schottischer, französischer, spanischer, arabischer und altgriechischer Ökonomen, um ihr Verständnis von Ökonomie zu vermitteln. Im Gegensatz zu der keynesianischen und monetaristischen Fixierung auf rigorose numerische Analysen und mathematische Sophistik konzentriert sich die Österreichische Schule darauf, ein kausales Verständnis von Phänomenen zu etablieren und Implikationen aus nachweislich wahren Axiomen logisch abzuleiten.
Die Österreichische Geldtheorie geht davon aus, dass sich Geld in einem Markt als die marktfähigste Ware und das meistverkaufte Gut herausbildet. Geld ist das eine Gut, das von seinem Besitzer am einfachsten und zu den günstigen Bedingungen verkauft werden kann. 7 Ein Gut, das seinen Wert behält, wird immer einem Gut vorgezogen, das seinen Wert verliert. Deshalb werden Sparer, die ein Tauschmittel wählen wollen, immer zu einem Gut tendieren, das im Laufe der Zeit seinen Wert als monetärer Vermögenswert behält. Netzwerkeffekte tragen dazu bei, dass sich am Ende nur einige wenige Vermögenswerte als Tauschmedien herausbilden können. Für Mises ist das Fehlen einer staatlichen Kontrolle eine notwendige Voraussetzung für die Solidität des Geldes, da der Staat immer der Versuchung unterliegen wird, sein Geld zu entwerten, sobald die Sparer anfangen, ihre Ersparnisse darin anzulegen und das Geld dadurch im Wert steigt.
Indem Nakamoto das Gesamtangebot an Bitcoins, wie in Kapitel 8 erläutert, festlegte, war er eindeutig nicht von den Argumenten der Standard-Makroökonomielehre überzeugt und stärker von der Österreichischen Schule beeinflusst. Diese Lehre argumentiert, dass die Geldmenge selbst irrelevant ist und dass jedes Angebot an Geld ausreicht, um eine Wirtschaft jeglicher Größe zu betreiben, weil die Währungseinheiten unendlich teilbar sind und weil es nur auf die Kaufkraft des Geldes in Bezug auf reale Güter und Dienstleistungen ankommt und nicht auf seine numerische Menge. Wie Ludwig von Mises es ausdrückte: 8
Die Leistungen, die das Geld erbringt, sind von der Höhe seiner Kaufkraft abhängig. Niemand will in seinem Bargeld eine bestimmte Anzahl von Geldstücken oder ein bestimmtes Gewicht von Geld halten; man will vielmehr einen Bargeldbestand mit einer bestimmten Kaufkraft halten. Da die Märkte dazu neigen, den endgültigen Zustand der Kaufkraft des Geldes in einer Höhe zu bestimmen, in der das Geldangebot und die Nachfrage nach Geld übereinstimmen, kann es niemals einen Überschuss oder einen Mangel an Geld geben. Jeder Einzelne und alle Einzelpersonen zusammen genießen immer in vollem Umfang die Vorteile, die sie aus dem indirekten Tausch und der Verwendung von Geld ziehen können, egal ob die Gesamtmenge an Geld groß oder klein ist (…) die Leistungen, die das Geld erbringt, können durch eine Veränderung der Geldmenge weder verbessert noch beeinträchtigt werden (…) Die Menge an Geld, die in der gesamten Wirtschaft zur Verfügung steht, ist immer ausreichend, um für alle das zu gewährleisten, was Geld im eigentlichen Sinne bewirkt und kann.
Murray Rothbard stimmt mit Mises überein: 9
Eine Welt mit konstanter Geldmenge wäre eine Welt ähnlich derjenigen, die während eines Großteils des 18. und 19.  Jahrhunderts existierte. Diese Welt war geprägt von der erfolgreichen Blütezeit der industriellen Revolution mit erhöhten Kapitalinvestitionen, die das Warenangebot erhöhten, sowie von sinkenden Preisen für diese Waren und sinkenden Produktionskosten.
Nach österreichischer Auffassung wird das Wirtschaftswachstum bei einer festen Geldmenge die Preise für reale Güter und Dienstleistungen sinken lassen, so dass die Menschen in Zukunft immer mehr Güter und Dienstleistungen mit ihrem Geld kaufen können. Eine solche Welt würde den unmittelbaren Konsum, wie die Keynesianer befürchten, zwar abschrecken, aber zugleich das Sparen und die Investitionen für die Zukunft fördern, so dass zukünftig mehr Konsum stattfinden kann. Verständlicherweise konnte Keynes mit seiner von hoher Zeitpräferenz geprägten Denkweise nicht verstehen, dass die Auswirkungen erhöhter Sparmaßnahmen auf den derzeitigen Konsum durch die Ausgabenerhöhungen mehr als ausgeglichen werden, die den erhöhten Sparmaßnahmen der Vergangenheit zu verdanken sind. Eine Gesellschaft, die den Konsum kontinuierlich verschiebt, wird letztendlich zu einer Gesellschaft, die langfristig mehr konsumiert als eine Gesellschaft mit geringen Ersparnissen, da die Gesellschaft mit niedriger Zeitpräferenz mehr investiert und damit mehr Einkommen für ihre Mitglieder generiert. Eine Gesellschaft mit niedriger Zeitpräferenz wird langfristig einen höheren Konsum erzielen und über ein höheres Kapital verfügen, selbst wenn ein größerer Prozentsatz ihres Einkommens in das Sparen fließt.
Wenn die Gesellschaft ein kleines Mädchen in dem zuvor beschriebenen Marshmallow-Experiment wäre, würde die keynesianische Ökonomie versuchen, das Experiment so zu ändern, dass das Mädchen für das Warten bestraft werden würde, indem man ihr für das Warten ein halbes Marshmallow statt zwei gibt, wodurch das gesamte Konzept der Selbstkontrolle und der niedrigen Zeitpräferenz kontraproduktiv erscheint. Unmittelbaren Genuss haben zu wollen ist in wirtschaftlicher Hinsicht die wahrscheinlichere Handlungsweise, was sich dann auch insgesamt auf die Kultur und Gesellschaft auswirkt. Die Österreichische Schule hingegen erkennt durch die Predigt vom soliden Geld die Realität der Abwägung an, die in der Natur des Menschen liegt, und ebenso, dass das Kind mehr Belohnung erhält, wenn es wartet, was es langfristig glücklicher macht und ermutigt, seine Befriedigung zu verschieben, um danach umso mehr Genuss zu haben.
Wenn der Wert des Geldes steigt, werden die Menschen wahrscheinlich viel anspruchsvoller mit ihrem Konsum umgehen und weit mehr von ihrem Einkommen für die Zukunft sparen. Die Kultur des demonstrativen Konsums, des Shoppings als Therapie, der ständigen Notwendigkeit, billigen Plastikmist durch neueren, auffälligeren billigen Plastikmist zu ersetzen, hätte keinen Platz in einer Gesellschaft mit einem Geld, das mit der Zeit an Wert gewinnt. In einer solchen Welt würden die Menschen eine niedrigere Zeitpräferenz entwickeln, da ihre monetären Entscheidungen das Handeln der Menschen auf die Zukunft ausrichten und sie lernen würden, die Zukunft mehr und mehr zu schätzen. Eine solche Gesellschaft würde dazu führen, dass die Menschen nicht nur mehr sparen und investieren, sondern auch moralisch, künstlerisch und kulturell auf die langfristige Zukunft ausgerichtet wären.
Eine Währung, die im Wert steigt, fördert das Sparen, da das Ersparte mit der Zeit an Kaufkraft gewinnt. Dadurch wird ein verzögerter Verbrauch gefördert, was zu einer niedrigeren Zeitpräferenz führt. Eine Währung hingegen, die an Wert verliert, veranlasst die Bürger ständig nach Renditen zu suchen, um die Inflation zu schlagen. Diese Renditen bergen jedoch immer Risiken und führen somit zu einer Zunahme der Investitionen in risikoreiche Projekte und zu einer erhöhten Risikotoleranz unter den Investoren, was zu erhöhten Verlusten führt. Eine Gesellschaft mit wertbeständigem Geld entwickelt in der Regel eine niedrige Zeitpräferenz, indem sie lernt, zu sparen und an die Zukunft zu denken, während eine Gesellschaft mit hoher Inflation und abwertender Wirtschaft eine hohe Zeitpräferenz entwickeln wird, da die Menschen die Bedeutung des Sparens aus den Augen verlieren und sich auf den unmittelbaren Genuss konzentrieren.
Darüber hinaus würde eine Volkswirtschaft mit einer aufwertenden Währung nur in Projekte investieren, die eine positive reale Rendite über der Wertsteigerung des Geldes hinaus bieten, was bedeutet, dass tendenziell nur Projekte finanziert werden, die voraussichtlich den Kapitalstock der Gesellschaft erhöhen. Im Gegensatz dazu motiviert eine Volkswirtschaft mit einer abwertenden Währung Einzelpersonen, in Projekte zu investieren, die positive Renditen in Bezug auf die abwertende Währung, aber negative reale Renditen bieten. Projekte, die die Inflation schlagen, aber keine positiven realen Renditen bieten, reduzieren effektiv das Grundkapital der Gesellschaft, stellen aber dennoch eine rationale Alternative für Investoren dar, da ihr Kapital auf diese Weise langsamer an Wert verliert als die abwertende Währung. Es sind genau diese Investitionen, die Ludwig von Mises als Fehlinvestitionen bezeichnet – unprofitable Projekte und Investitionen, die nur während der Inflationsperiode und der Zeit künstlich niedriger Zinsen profitabel erscheinen und deren unzureichende Rentabilität offensichtlich wird, sobald die Inflationsrate sinkt und die Zinsen steigen, was den Zusammenbruch des Boom-and-Bust Zyklus verursacht. Wie Mises es ausdrückt, „verschwendet der Boom durch Fehlinvestitionen knappe Produktionsfaktoren und reduziert die verfügbaren Bestände durch Überbeanspruchung; seine vermeintlichen Segnungen werden durch Verarmung bezahlt.“ 10
Diese Darstellung hilft zu erklären, warum die Ökonomen der Österreichischen Schule die Verwendung von Gold als Geld vorteilhafter finden, während keynesianische Mainstream-Ökonomen die staatliche Ausgabe von elastischem Geld unterstützen, dessen Angebot nach Gutdünken des Staates vergrößert werden kann. Für Keynesianer ist die Tatsache, dass die Zentralbanken weltweit mit Fiat-Währungen arbeiten, der Nachweis für die Überlegenheit ihrer Ideen. Für die Österreicher hingegen ist die Tatsache, dass Staaten auf Zwangsmaßnahmen zurückgreifen müssen, um Gold als Geld zu verbieten und Zahlungen in Papierwährungen durchzusetzen, ein Beweis für die Unterlegenheit von Papiergeld und gleichzeitig für seine Unfähigkeit, in einem freien Markt erfolgreich zu sein. Dies ist zugleich die Hauptursache für die extremen Höhen und Tiefen aller Konjunkturzyklen. Während sich die keynesianischen Ökonomen bei ihren Versuchen, die Rezession zu erklären, auf nichts anderes als die „tierischen Geister“ berufen können, haben die Ökonomen der Österreichischen Schule die einzige kohärente Theorie entwickelt, die eine Begründung für die Konjunkturzyklen liefert: Die Österreichische Theorie des Konjunkturzyklus. 11
UNSOLIDES GELD UND EWIGER KRIEG
Wie in Kapitel 4 über die Geschichte des Geldes dargestellt, war es kein Zufall, dass die Ära des zentralbankgesteuerten Geldes zusammen mit dem ersten weltweiten Krieg in der Geschichte der Menschheit begann. Es gibt drei wesentliche Ursachen, die das Verhältnis zwischen unsolidem Geld und Krieg bestimmen. Erstens ist unsolides Geld für sich genommen ein Hindernis für den Handel zwischen den Ländern, weil es den Wert zwischen den Ländern verzerrt und die Handelsströme zu einem politischen Thema macht, das Feindseligkeiten und Feindschaften zwischen Staaten und Bevölkerungen hervorruft. Zweitens ermöglicht unsolides Geld einem Staat, der Zugang zu einer Druckmaschine hat, so lange Krieg zu führen, bis der Staat den Wert seiner Währung vollständig vernichtet hat, und nicht nur bis ihm das Geld ausgeht. Mit solidem Geld waren die Kriegsaktivitäten eines Staates durch die Höhe der Steuern begrenzt, die er dafür verlangen konnte. Mit unsolidem Geld wird der Staat lediglich durch die Geldmenge eingeschränkt, die er vor der Vernichtung der Währung drucken kann, so dass er in der Lage ist, sich viel leichter Vermögen anzueignen. Drittens entwickeln Einzelpersonen, die mit solidem Geld zu tun haben, eine niedrigere Zeitpräferenz, so dass sie eher an Zusammenarbeit als an Konflikte denken können, wie in Kapitel 5 erläutert.
Je größer der Markt, in dem Einzelpersonen handeln können, desto mehr können sie ihre Produktion spezialisieren und desto größer sind ihre Gewinne aus dem Handel. Die selbe Arbeitsleistung, die in einer aus 10  Personen bestehenden primitiven Wirtschaft aufgewendet wird, würde dort zu einem weitaus niedrigeren materiellen Lebensstandard führen, als wenn sie in einem größeren Markt mit 1.000 oder 1.000.000  Menschen aufgewendet wird. Eine moderne Einzelperson, die in einer Freihandelsgesellschaft lebt, ist in der Lage, einige Stunden am Tag in einem hochspezialisierten Job zu arbeiten und mit dem von ihr verdienten Geld die gewünschten Waren von denjenigen Produzenten auf der ganzen Welt zu kaufen, die sie mit den niedrigsten Kosten und der besten Qualität herstellen. Um die Handelsgewinne, die einem zufließen, voll zu würdigen, braucht man sich nur vorzustellen wie es wäre, sein Leben in Selbstversorgung zu leben. Das reine Überleben würde für jeden von uns zu einer sehr schwierigen Aufgabe werden, da wir unsere Zeit ineffizient und erfolglos damit verbringen würden, uns selbst die Überlebensgrundlage zu sichern.
Geld ist das Medium, das den Handel ermöglicht, und das einzige Instrument, durch das der Handel über den Rahmen kleiner Gemeinschaften mit engen persönlichen Beziehungen hinaus expandieren kann. Damit die Preismechanismen funktionieren, müssen die Preise in der gesamten Gemeinschaft, die mit Geld handelt, in einer soliden Form von Geld angegeben werden. Je größer das Gebiet mit einer gemeinsamen Währung ist, desto einfacher und größer gestaltet sich der Handelsumfang innerhalb dieses Gebiets. Der Handel zwischen den Völkern schafft ein friedliches Zusammenleben, indem er ihnen ein berechtigtes Interesse am Wohlstand der anderen Völker gibt. Wenn Gemeinschaften verschiedene Arten von unsolidem Geld verwenden, wird der Handel komplizierter, da die Preise zusammen mit den Schwankungen des Wertes der Währungen variieren, was die Handelsbedingungen unvorhersehbar werden lässt und es oft kontraproduktiv macht, wirtschaftliche Aktivitäten über Grenzen hinweg zu planen.
Personen mit einer niedrigen Zeitpräferenz sind aufgrund ihrer zukunftsorientierten Ausrichtung weniger konfliktträchtig als Personen mit einer Ausrichtung auf die Gegenwart. Jeder Konflikt ist von Natur aus destruktiv, und meistens verstehen intelligente und zukunftsorientierte Menschen, dass es keine Gewinner in gewalttätigen Konflikten gibt, denn die Gewinner werden wahrscheinlich mehr Verluste erleiden, als wenn sie sich einfach nur aus dem Konflikt herausgehalten hätten. Zivilisierte Gesellschaften funktionieren unter der Prämisse, dass man den Willen des anderen respektiert und dass man eine friedliche Lösung sucht, wenn es einen Konflikt gibt. Sollte keine einvernehmliche Lösung gefunden werden können, ist es wahrscheinlicher, dass man sich trennt und gegenseitig aus dem Weg geht, als weiter gegeneinander vorzugehen und in einem Zustand des Konflikts zu verharren. Dies erklärt, warum wohlhabende zivilisierte Gesellschaften im Allgemeinen kaum Verbrechen, Gewalt oder Konflikte erleben.
Auf nationaler Ebene verbleiben Nationen, die solides Geld verwenden, mit großer Wahrscheinlichkeit friedlich oder haben nur begrenzte Konflikte miteinander, da solides Geld die Fähigkeit des Staates, seine militärischen Operationen zu finanzieren, erheblich einschränkt. Im Europa des 19.  Jahrhunderts mussten Könige, die sich gegenseitig bekämpfen wollten, ihre Bevölkerung besteuern, um ihre Kriegsausgaben zu finanzieren. Auf lange Sicht konnte eine solche Strategie nur für Könige profitabel sein, die ihr Militär nicht offensiv, sondern defensiv einsetzten. Eine defensive Militäraktion hat immer einen größeren Vorteil als eine offensive militärische Handlung, denn der Verteidiger kämpft auf seinem eigenen Boden, in der Nähe seiner Bevölkerung und seiner Versorgungskanäle. Ein Monarch, der das Militär für Abwehrmaßnahmen einsetzte, erhielt von seinen Bürgern freiwillig Steuern, um sich gegen ausländische Invasoren zu verteidigen. Aber ein Monarch, der sich zu seiner eigenen Bereicherung auf langwierige ausländische Kriegseinsätze einließ, bekam wahrscheinlich die Ressentiments seiner Bevölkerung zu spüren und verursachte erhebliche Kosten für den Kampf gegen andere Armeen auf ihrem Heimatboden.
Dies kann möglicherweise erklären, warum das zwanzigste Jahrhundert das tödlichste in der Menschheitsgeschichte war. Der United Nations Human Development Report aus dem Jahr 2005 12 analysierte den Tod durch Konflikte in den letzten fünf Jahrhunderten und kam zu dem Ergebnis, dass das zwanzigste Jahrhundert der tödlichste Zeitraum war. Selbst als die großen europäischen Nationen in der Ära des Goldstandards miteinander in den Krieg zogen, waren die Kriege meist nur von kurzer Dauer und fanden auf Schlachtfeldern zwischen professionellen Armeen statt. Ein großer Krieg des 19.  Jahrhunderts in Europa war der französisch-preußische Krieg von 1870   1871, der 9  Monate dauerte und rund 150.000  Menschenleben forderte. Dies entspricht in etwa so vielen Todesopfern, wie eine durchschnittliche Woche im Zweiten Weltkrieg forderte, der durch das weiche Staatsgeld des zwanzigsten Jahrhunderts finanziert wurde. Mit dem Goldstandard, der die europäischen Staaten darauf beschränkte, den Krieg aus Steuern zu finanzieren, mussten sie die Finanzierung vor der Schlacht sicherstellen, das Geld für eine möglichst effektive Vorbereitung ihres Militärs ausgeben und einen entschlossenen Sieg anstreben. Sobald der Verlauf des Krieges sich gegen eine der Armeen zu wenden begann, war es logistisch und wirtschaftlich unmöglich zu versuchen, die Steuern zu erhöhen, um das Militär wieder zu bewaffnen und das Blatt zu wenden. Stattdessen versuchte man, einen Frieden mit so wenigen Verlusten wie möglich auszuhandeln. Die tödlichsten Kriege des 19.  Jahrhunderts waren die Napoleonischen Kriege, die als Folge der unklugen Experimente der französischen Revolution mit der Inflation stattfanden, noch bevor der Goldstandard offiziell auf dem gesamten Kontinent eingeführt wurde. (Siehe Tabelle 5. 13 )
Tab
Konfliktbedingte Todesfälle in den letzten fünf Jahrhunderten
So wie es aussieht, sind zahlreiche Unternehmen in allen fortgeschrittenen Volkswirtschaften auf die Kriegsführung als Geschäftsmodell spezialisiert und daher darauf angewiesen, dass Kriege möglichst lange andauern, um weiterhin ihr Geschäft betreiben zu können. Sie leben ausschließlich von den Ausgaben des Staates und sind in ihrer gesamten Existenz darauf angewiesen, dass es immerwährende Kriege gibt, die immer größere Rüstungsausgaben erfordern. In den Vereinigten Staaten, deren Verteidigungsausgaben fast so hoch sind wie die der gesamten restlichen Welt zusammen, haben diese Industrien ein berechtigtes Interesse daran, dass die US-Regierung in irgendeiner Form an militärischen Auseinandersetzungen beteiligt ist. Dies erklärt mehr als jede strategische, kulturelle, ideologische oder sicherheitspolitische Begründung, warum die Vereinigten Staaten in so viele Konflikte in Teilen der Welt verwickelt sind, die keinen Einfluss auf das Leben des durchschnittlichen Amerikaners haben können. Diese Unternehmen können nur mit unsolidem Geld derart groß werden, dass sie die Presse, die Wissenschaft und die Think-Tanks beeinflussen können, um kontinuierlich die Kriegstrommeln für noch mehr Krieg zu rühren.
LIMITIERTE VS. ALLMÄCHTIGE REGIERUNGEN
In seiner mitreißenden Geschichte über fünf Jahrhunderte westlicher Zivilisation, From Dawn to Decadence , identifiziert Jacques Barzun das Ende des Ersten Weltkriegs als den entscheidenden Wendepunkt an dem die Dekadenz, der Verfall und das Ende des Westens beginnt. Nach diesem Krieg litt der Westen unter dem, was Barzun unter der Bezeichnung „The Great Switch“ als den Ersatz des Liberalismus durch die Liberalität beschreibt, wobei der Hochstapler unter den beiden Begriffen die Rolle für sich beanspruchte, in Wirklichkeit aber genau das Gegenteil war. 14
Der Liberalismus triumphierte nach dem Prinzip, dass die beste Regierung diejenige ist, die am wenigsten regiert; heutzutage hat die politische Weisheit für alle westlichen Nationen diesen Freiheitsdeal in Liberalität umgewandelt. Diese Verschiebung hat gewissermaßen das Vokabular in Unordnung gebracht.
Während der Liberalismus dem Staat die Rolle zuwies, dem Einzelnen zu erlauben, in Freiheit zu leben und die Vorteile und Folgen seines Handelns zu genießen, stand die Liberalität für die radikale Vorstellung eines Staates, der es dem Einzelnen ermöglichte, all seinen Wünschen nachzugehen und gleichzeitig vor den Folgen geschützt zu werden. Sozial, wirtschaftlich und politisch verwandelte sich die Rolle des Staates in einen Flaschengeist, der einem jeden Wunsch erfüllt, und die Bevölkerung brauchte nur für das stimmen, was sie wollte, um es wahr werden zu lassen.
Der französische Historiker Élie Halévy legte den Beginn der Ära der Tyrannei auf das Jahr 1914 fest, als der Erste Weltkrieg begann und die Großmächte der Welt anfingen, sich in Richtung wirtschaftlicher und intellektueller Nationalisierung zu bewegen. Die Großmächte nationalisierten die Produktionsmittel und verlagerten sich auf syndikalistische und korporative Formen der gesellschaftlichen Organisation, während sie gleichzeitig Ideen unterdrückten, die dem nationalen Interesse widersprachen und den Nationalismus förderten durch das, was Halévy „die Organisation des Enthusiasmus“ nannte. 15
Diese klassische liberale Vorstellung eines Staates ist nur in einer Welt mit solidem Geld möglich, die aus natürlicher Zurückhaltung heraus gegen den staatlichen Autoritarismus und seine Übertreibungen handelt. Solange der Staat sein Volk besteuern musste, um seine Maßnahmen zu finanzieren, musste er seine Handlungen auf das beschränken, was seine Subjekte für tolerierbar hielten. Die Staaten mussten einen ausgeglichenen Haushalt aufrechterhalten, indem sie den Konsum immer im Rahmen der Steuereinnahmen hielten. In einer Gesellschaft mit solidem Geld ist der Staat auf die Zustimmung seiner Bevölkerung angewiesen, um seine Aktivitäten zu finanzieren. Jeder neue Vorschlag für staatliche Maßnahmen muss im Voraus durch Steuern oder den Verkauf langfristiger Staatsanleihen finanziert werden, wodurch die Bevölkerung eine genaue Größenordnung für die tatsächlichen Kosten dieser Strategie erfährt und sie leicht den Vorteilen gegenüberstellen kann. Ein Staat, der nach Mitteln für legitime nationale Verteidigungs- und Infrastrukturprojekte sucht, hätte wenig Mühe, Steuern zu erheben und Anleihen an die Bevölkerung zu verkaufen, da die Menschen stets die Vorteile vor Augen hätten. Aber ein Staat, der Steuern zur Finanzierung des verschwenderischen Lebensstils eines Monarchen erhebt, wird von seiner Bevölkerung eine allgemeine Abneigung zu spüren bekommen, die die Legitimität seiner Herrschaft gefährdet und sie immer prekärer macht. Je belastender die Besteuerungen und Auflagen des Staates sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Bevölkerung sich weigert, Steuern zu zahlen, oder die Kosten der Steuereintreibung deutlich ansteigen lässt, oder gegen den Staat aufbegehrt und ihn ersetzt, sei es durch Urnengang oder Gewehrkugeln.
Solides Geld erzwang somit ein gewisses Maß an Ehrlichkeit und Transparenz vom Staat und beschränkte seine Herrschaft auf das, was für die Bevölkerung wünschenswert und tolerierbar war. Es ermöglichte eine gesamtgesellschaftliche, ehrliche Gegenüberstellung der Kosten und des Nutzens der Maßnahmen sowie eine Übernahme der wirtschaftlichen Verantwortung, die für jede Organisation, jeden Einzelnen und jedes Lebewesen notwendig ist, um im Leben erfolgreich zu sein: Der Konsum hat nach der Produktion zu erfolgen.
Unsolides Geld hingegen ermöglicht es Staaten, Loyalität und Popularität zu erkaufen, indem sie populäre Ziele durch Ausgaben erreichen, für die sie dem Volk keine Rechnung vorlegen müssen. Der Staat erhöht einfach die Geldmenge, um jedes noch so haarsträubende Programm zu finanzieren. Doch die wahren Kosten solcher Programme werden für die Bevölkerung erst in den kommenden Jahren spürbar, wenn die Inflation der Geldmenge die Preise steigen lässt. An diesem Punkt lässt sich der Wertverlust der Währung leicht auf alle möglichen Faktoren zurückführen, die üblicherweise schändliche Handlungen von Ausländern, Bankiers, lokale ethnische Minderheiten oder frühere oder zukünftige Regierungen umfassen. Unsolides Geld ist ein besonders gefährliches Instrument in den Händen moderner demokratischer Regierungen, die einem ständigen Zwang zur Wiederwahl ausgesetzt sind. Moderne Wähler werden kaum jene Kandidaten wählen, die von vorne herein die Kosten und den Nutzen ihrer Pläne bekanntgeben; sie werden sich eher den Schurken anschließen, die Gratisleistungen versprechen und die Rechnung dafür ihren Vorgängern oder irgendeiner schändlichen Verschwörung zuweisen. Demokratie wird so zu einem Massenwahn für Menschen, die versuchen, die Regeln der Ökonomie zu umgehen, indem sie sich für Gratisleistungen entscheiden und sich so manipulieren lassen, dass sie ihre gewalttätigen Wutanfälle gegen Sündenböcke richten, sobald die Rechnung für die Gratisleistungen in Form von Inflation und wirtschaftlicher Rezessionen kommt.
Unsolides Geld ist das Herzstück der modernen Verblendung, welcher die meisten Wähler und diejenigen, die unglücklicherweise moderne Makroökonomie an den Universitäten studieren, zum Opfer gefallen sind. Sie glauben, dass staatliche Maßnahmen keine Opportunitätskosten haben und dass der Staat mit einem allmächtigen Zauberstab handeln kann, um ganz nach Belieben seine eigene Realität zu erschaffen. Ob es um Armutsbekämpfung, Moralaufklärung, Gesundheitswesen, Bildung, Infrastruktur, die Reform der politischen und wirtschaftlichen Institutionen anderer Länder geht oder um die Überwindung der Regeln von Angebot und Nachfrage für irgend ein emotional wichtiges Gut: Die meisten modernen Bürger leben in einer Wahnvorstellung, in der keiner von ihnen tatsächliche Kosten zu tragen hat und alles, was für die Erreichung dieser Ziele benötigt wird, „politischer Wille“, „starke Führung“ und fehlende Korruption ist. Unsolides Geld hat das Bewusstsein für Abwägungen und Opportunitätskosten aus den Köpfen all jener gelöscht, die an öffentliche Ausgaben denken. Der Durchschnittsbürger wäre schockiert, wenn man ihm das erschreckend Offensichtliche aufzeigen würde: All diese schönen Dinge, die jeder von uns will, können nicht kostenlos aus heiterem Himmel von unserem Lieblingspolitiker oder seinem Herausforderer herbeibeschworen werden. Diese Dinge müssen von echten Menschen zur Verfügung gestellt werden – Menschen, die morgens aufwachen und tage- und jahrelang daran arbeiten müssen, uns das zu geben, was wir wollen, und die sich selbst die Chance verwehren, an anderen Dingen zu arbeiten, die sie vielleicht lieber produzieren würden. Obwohl noch nie ein Politiker gewählt wurde, der diese Tatsachen anerkennt, kann die Wahlurne die grundsätzliche Knappheit der menschlichen Zeit nicht aufheben. Jedes Mal, wenn Staaten beschließen, etwas bereitzustellen, erhöht das nicht die Wirtschaftsleistung; es bedeutet lediglich eine weitere zentrale Planung der Wirtschaftsleistung mit absehbaren Folgen. 16
Unsolides Geld war ein Segen für Tyrannen, repressive Regimes und illegitime Regierungen, indem es ihnen erlaubte, die Realität von Kosten und Nutzen zu umgehen und die Geldmenge zu erhöhen, um zuerst ihre Unternehmungen zu finanzieren und anschließend die Bevölkerung mit den Konsequenzen alleine zu lassen, während die Menschen dabei zusahen, wie sich ihr Vermögen und ihre Kaufkraft in Luft auflösten. Die Geschichte ist voll von Beispielen dafür, wie Staaten, die das Vorrecht haben, Geld aus dem Nichts zu erschaffen, dieses Privileg fast immer missbraucht haben, indem sie es gegen ihr eigenes Volk richteten.
Es ist kein Zufall, dass man bei näherer Betrachtung der schrecklichsten Tyrannen der Geschichte feststellt, dass jeder einzelne von ihnen ein System von staatlich emittiertem Geld betrieb, das fortlaufend aufgebläht wurde, um die staatlichen Aktivitäten zu finanzieren. Es gibt einen sehr guten Grund dafür, dass Vladimir Lenin, Joseph Stalin, Mao Ze Dong, Adolf Hitler, Maximilien Robespierre, Pol Pot, Benito Mussolini, Kim Jong Il und viele andere berüchtigte Kriminelle alle in Zeiten regierten, in denen unsolides staatliches Geld existierte, das sie nach Belieben drucken konnten, um damit ihren genozidalen und totalitären Größenwahn zu finanzieren. Dieselben Gesellschaften, die diese Massenmörder hervorbrachten, brachten aus demselben Grund keinen auch nur annähernd so kriminellen Despoten hervor, wenn sie unter einem soliden Währungssystemen lebten, das den Staat zur Eintreibung von Steuern zwang, bevor er sie ausgeben konnte. Keines dieser Monster hat jemals solides Geld gefordert, um seinen Massenmord zu finanzieren. Die Vernichtung des soliden Geldes geschah davor, verziert mit wundervollen Wohlfühlgeschichten über Kinder, Bildung, Arbeiterbefreiung und Nationalstolz. Sobald jedoch das solide Geld vernichtet war, wurde es für diese Kriminellen sehr einfach an die Macht zu kommen und die Kontrolle über alle Ressourcen ihrer Gesellschaft zu übernehmen, indem sie das Angebot an unsolidem Geld erhöhten.
Unsolides Geld macht die staatliche Macht potenziell unbegrenzt, mit enormen Folgen für jeden Einzelnen. Es zwängt die Politik in den Mittelpunkt unseres Lebens und leitet einen Großteil der Energie und Ressourcen der Gesellschaft in das Nullsummenspiel darüber um, wer auf welche Weise regieren darf. Solides Geld hingegen macht die Regierungsform zu einer Angelegenheit mit begrenzten Folgen. In einer Demokratie, Republik oder Monarchie werden alle durch solides Geld eingeschränkt, was den meisten Menschen ein hohes Maß an persönlicher Freiheit in ihrem Leben ermöglicht.
Ganz gleich, ob in der sowjetischen oder kapitalistischen Wirtschaft: Die Wahrnehmung vom Staat, der zur Erreichung von volkswirtschaftlichen Zielen die Wirtschaft „betreibt“ oder „steuert“, wird allgemein als gut und notwendig erachtet. Es lohnt sich, an diesem Punkt auf die Ansichten von John Maynard Keynes zurückzukommen, um die Beweggründe des von ihm vorgeschlagenen Wirtschaftssystems zu verstehen, mit dem die Menschheit in den letzten Jahrzehnten zu kämpfen hatte. In einer seiner weniger bekannten Schriften, The End of Laissez-Faire , erläutert Keynes seine Vorstellung davon, welche Rolle der Staat in einer Gesellschaft übernehmen sollte. Keynes drückt erwartungsgemäß seine Ablehnung von Liberalismus und Individualismus aus, begründet aber auch seine Ablehnung des Sozialismus mit der Feststellung:
Der Staatssozialismus des 19.  Jahrhunderts entstand aus dem Benthamismus (Jeremy Bentham), dem freien Wettbewerb usw. und ist in mancher Hinsicht eine klarere, in mancher Hinsicht eine verworrenere Version der gleichen Philosophie wie der des Individualismus des 19.  Jahrhunderts. Beide legten gleichermaßen Wert auf Freiheit: Die eine negativ, um Einschränkungen der bestehenden Freiheit zu vermeiden, die andere positiv, um natürliche oder erworbene Monopole zu zerstören. Es sind unterschiedliche Reaktionen auf die gleiche intellektuelle Atmosphäre.
Keynes’ Problem mit dem Sozialismus war also, dass das eigentliche Ziel des Sozialismus darin bestand, die individuelle Freiheit zu erhöhen. Für Keynes bestand das eigentliche Ziel nicht darin, trivialen Themen wie dem der individuellen Freiheit nachzugehen, sondern darin, dass der Staat die Mechanismen der Wirtschaft nach seinem Geschmack kontrollieren sollte. Er umreißt drei Hauptthemen, in denen er die Rolle des Staates für entscheidend hält: Erstens, „die bewusste Kontrolle der Währung und der Verschuldung durch eine zentrale Behörde“. Diese Überzeugung lieferte die Grundlage für das moderne Zentralbankwesen. Zweitens, und damit zusammenhängend, glaubte Keynes, dass es die Rolle des Staates sei, über „das Ausmaß zu entscheiden, in dem es wünschenswert ist, dass die Gemeinschaft als Ganzes spart, das Ausmaß, in dem diese Einsparungen in Form von ausländischen Investitionen ins Ausland gehen sollten, und ob die derzeitige Organisation des Investmentmarktes die Einsparungen auf die national produktivsten Kanäle verteilt. Ich glaube nicht, dass diese Fragen ganz dem Zufall des privaten Urteilsvermögens und der privaten Profite überlassen werden sollten, wie es derzeit der Fall ist.“ Und schließlich glaubte Keynes, dass der Staat die Aufgabe habe, „eine durchdachte nationale Politik zu entwickeln, welche Bevölkerungsgröße, ob größer oder kleiner als heute, oder gleich, am zweckmäßigsten ist. Und sobald diese Politik implementiert ist, müssen wir Schritte unternehmen, um sie in die Tat umzusetzen. Es wird noch etwas dauern, bis die Gemeinschaft als Ganzes, sowohl auf die angeborene Qualität, als auch auf die bloße Anzahl ihrer zukünftigen Mitglieder achten muss.“ 17
Anders ausgedrückt wurde das keynesianische Staatskonzept, aus dem die modernen Zentralbankdoktrinen hervorgingen, die weite Verbreitung unter allen Zentralbankern fanden, und das die überwiegende Mehrheit der weltweit geschriebenen Wirtschaftslehrbücher prägt, aus der Sicht eines Mannes verfasst, der eine staatliche Führung in zwei wichtigen Lebensbereichen wünschte: Erstens die Kontrolle von Geld-, Kredit-, Spar- und Investitionsentscheidungen, was die totalitäre Zentralisierung der Kapitalallokation und Zerstörung des freien Einzelunternehmens bedeutete, wodurch der Einzelne für die Deckung seiner lebenswichtigen Grundbedürfnisse völlig abhängig vom Staat wurde, und zweitens die Kontrolle von Bevölkerungsanzahl und -qualität, was Eugenik bedeutete. Im Gegensatz zu den Sozialisten suchte Keynes diese Art der Kontrolle über den Einzelnen nicht, um dessen Freiheit auf lange Sicht zu verbessern, sondern um eine größere Vision von der Gesellschaft zu entwickeln, wie er sie für richtig hielt. Während Sozialisten vielleicht den Anstand hatten, zumindest so zu tun, als wollten sie den Einzelnen zu seinem eigenen Besten versklaven, um ihn in der Zukunft zu befreien, wollte Keynes eine staatliche Versklavung um ihrer selbst willen, als endgültige Lösung. Dies erklärt möglicherweise, warum Murray Rothbard sagte: „Es gibt nur eine gute Sache an Marx, zumindest war er kein Keynesianer.“ 18
Während ein derartiges Konzept für Elfenbeinturmidealisten, die der Meinung sind, dass es nur positive Ergebnisse haben wird, attraktiv erscheinen mag, führt das Konzept in Wirklichkeit zur Zerstörung der für die wirtschaftliche Produktion notwendigen Marktmechanismen. In einem derartigen System funktioniert Geld nicht mehr als Informationssystem für die Produktion, sondern als staatliches Treuepunkte-Programm.
DER FINANZIERUNGSEXZESS
In Kapitel 3 wurde erläutert, wie jeder Rohstoff, der eine monetäre Rolle übernimmt, die Menschen dazu anregt, mehr von diesem Rohstoff zu produzieren. Leicht zu produzierendes Geld wird dazu führen, dass mehr wirtschaftliche Ressourcen und menschliche Zeit für seine Produktion aufgewendet werden. Da Geld nicht aufgrund seiner inhärenten Eigenschaften erworben wird, sondern um gegen andere Güter und Dienstleistungen eingetauscht zu werden, ist seine Kaufkraft entscheidend, und nicht seine absolute Menge. Aus einer Tätigkeit, die das Geldangebot erhöht, entsteht daher kein Nutzen für die Gesellschaft. Unabhängig davon, was auf einem freien Markt eine monetäre Rolle einnimmt, es wird ein zuverlässig hohes Stock-to-Flow-Verhältnis aufweisen: Das hinzukommende Geldangebot wird im Vergleich zur gesamten vorhandenen Menge gering sein. Dadurch wird sichergestellt, dass der geringstmögliche Teil der Arbeits- und Kapitalressourcen der Gesellschaft für die Produktion von mehr monetären Mitteln und stattdessen für die Produktion von nützlichen Gütern und Dienstleistungen verwendet wird, deren absolute Menge im Gegensatz zu der des Geldes wichtig ist. Gold wurde zum führenden globalen Währungsstandard, weil seine neue Produktion immer nur einen zuverlässig winzigen Prozentsatz des bestehenden Goldangebots ausmachte, was das Goldschürfen zu einem höchst unsicheren und unrentablen Geschäft machte, so dass weltweit immer mehr Kapital und Arbeit auf die Produktion von nicht-monetären Gütern ausgerichtet werden mussten.
Für John Maynard Keynes und Milton Friedman war einer der Hauptvorzüge der Abkehr vom Goldstandard die Senkung der Kosten für das Goldschürfen, die sich aus der Umstellung auf staatlich ausgegebenes Papiergeld ergeben würde, dessen Produktionskosten weit unter denen von Gold liegen. Sie haben nicht nur missverstanden, dass Gold verglichen mit anderen Gütern, deren Angebot viel leichter aufgebläht werden kann, nur sehr wenige Ressourcen für seine Produktion benötigt; sie haben auch die realen Kosten stark unterschätzt, die einer Gesellschaft durch eine Geldform entstehen, deren Angebot frei nach dem Willen eines für demokratische und spezielle Interessen anfälligen Staates erweitert werden kann. Die wirklichen Kosten liegen nicht bei den direkten Kosten für den Betrieb der Druckmaschinen, sondern bei all den verpufften wirtschaftlichen Aktivitäten, da die produktiven Ressourcen eher dem neuen, staatlich ausgegebenen Geld nachjagen, als einer wirtschaftlichen Produktion nachzugehen.
Die inflationäre Kreditvergabe kann als gesellschaftliches Beispiel für das verstanden werden, was der Ökonom John Kenneth Galbraith 19 in seinem Buch über die Weltwirtschaftskrise als „The Bezzle“ („Finanzierungsexzess“) bezeichnete. Als die Kreditausweitung in den 1920er Jahren in die Höhe schoss, wurden die Unternehmen mit Geld überschüttet, wodurch es sehr einfach war, dieses Geld auf verschiedenste Weise zu unterschlagen. Solange die Kredite fließen, rücken die Opfer in den Hintergrund, und es entsteht in der gesamten Gesellschaft die Illusion von mehr Wohlstand, da sowohl die Opfer als auch die Diebe glauben, das Geld zu besitzen. Die Kreditvergabe der Zentralbanken führt zu nicht nachhaltigen Booms, indem sie die Finanzierung unrentabler Projekte ermöglicht. Dadurch werden weiterhin Ressourcen für unproduktive Aktivitäten verbraucht.
In einem gesunden Währungssystem überlebt ein Unternehmen, indem es der Gesellschaft einen Mehrwert bietet und für seine Produkte ein höheres Einkommen erhält, als die Kosten, die ihm bei ihrer Herstellung entstehen. Das Unternehmen ist produktiv, weil es Inputs mit einem bestimmten Marktpreis in Outputs mit einem höheren Marktpreis umwandelt. Jedes Unternehmen, das Outputs produziert, die unter dem Wert seiner Inputs liegen, würde Verluste machen und seine Ressourcen würden für die Nutzung durch andere, produktivere Unternehmen frei werden, in einem Prozess, den der Ökonom Joseph Schumpeter als kreative Zerstörung bezeichnet hat. Auf einem freien Markt kann es keinen Gewinn ohne ein reales Verlustrisiko geben, und jeder ist gezwungen, seinen Kopf zu riskieren: Scheitern ist immer eine reale Möglichkeit und kann teuer werden. Staatlich emittiertes, unsolides Geld kann diesen Prozess jedoch umgehen und unproduktive Unternehmen untot, aber nicht wirklich lebendig halten. Es ist das wirtschaftliche Äquivalent zu Zombies oder Vampiren, die auf die Ressourcen der lebenden und produktiven Unternehmen zurückgreifen, um Dinge zu produzieren, die einen geringeren Wert haben als die Ressourcen, die für ihre Herstellung benötigt werden. Es schafft eine neue gesellschaftliche Kaste, die nach anderen Regeln als die aller anderen existiert und nicht ihren Kopf riskiert. Indem diese Unternehmen keinen Markttest für ihre Arbeit bestehen müssen, sind sie von den Folgen ihres Handelns abgesichert. Diese neue Kaste existiert in jedem Wirtschaftszweig, der von staatlichen Geldern unterstützt wird.
Es ist nicht möglich, auch nur annähernd abzuschätzen, welcher Prozentsatz der Wirtschaftstätigkeit in der modernen Weltwirtschaft auf die Zuteilung von staatlich gedrucktem Geld und nicht auf die Produktion von für die Gesellschaft nützlichen Gütern und Dienstleistungen ausgerichtet ist, aber es ist möglich, zumindest eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Unternehmen und Sektoren überleben, weil sie den Test des freien Marktes erfolgreich bestehen, und welche nur dank der staatlichen Großzügigkeit – sei es steuerlich oder monetär – am Leben sind.
Steuerliche Unterstützung ist eine relativ einfache Methode zur Erschaffung von Zombie-Unternehmen und lässt sich leicht erkennen. Sämtliche Unternehmen, die eine direkte staatliche Unterstützung erhalten, und die große Mehrheit der Unternehmen, die dank des Verkaufs ihrer Produkte an den öffentlichen Sektor am Leben sind, werden praktisch zu Zombies. Wären diese Unternehmen für die Gesellschaft produktiv, hätten sich frei entscheidende Einzelpersonen bereitwillig von ihrem Geld getrennt, um für die Produkte des Unternehmens zu bezahlen. Die Tatsache, dass diese Unternehmen nicht von freiwilligen Zahlungen leben können, zeigt, dass sie eine Belastung, und kein produktives Gut für die Gesellschaft darstellen.
Die weitaus schädlichere Methode bei der Erschaffung von Zombies zeichnet sich nicht durch direkte staatliche Zahlungen, sondern durch den Zugang zu zinsgünstigen Krediten aus. Da das Fiat-Geld die Sparfähigkeit der Gesellschaft langsam untergraben hat, kommen Kapitalanlagen nicht mehr aus Sparguthaben, sondern aus staatlich geschaffenen Schulden, die den Geldbestand entwerten. In einer Gesellschaft mit solidem Geld verhält es sich so: Je mehr eine Person spart, desto mehr Kapital kann sie anhäufen und desto mehr kann sie investieren, was bedeutet, dass Kapitalbesitzer tendenziell diejenigen sind, die eine niedrigere Zeitpräferenz haben. Wenn jedoch das Kapital aus der staatlichen Kreditgenerierung stammt, sind diejenigen, die das Kapital zuweisen, nicht mehr länger die Zukunftsorientierten, sondern irgendwelche Mitglieder aus verschiedenen Behörden.
In einem freien Markt mit solidem Geld entscheiden sich Kapitalgeber dafür, ihr Kapital für die aus ihrer Sicht produktivsten Investitionen bereitzustellen und können Investmentbanken nutzen, um diesen Allokationsprozess zu steuern. Der Prozess belohnt Unternehmen, die den Kunden und Investoren, die sich dafür entscheiden, erfolgreich einen Mehrwert bieten, und bestraft gleichermaßen Fehlentscheidungen. In einem Fiat-Geldsystem ist jedoch die Zentralbank faktisch für den gesamten Kreditvergabeprozess verantwortlich. Sie kontrolliert und überwacht die Banken, die das Kapital bereitstellen, legt die Kriterien für die Kreditwürdigkeit fest und versucht, Risiken mathematisch so zu quantifizieren, dass dabei die Mechaniken der realen Risiken ignoriert werden. 20 Der Test des freien Marktes wird ausgesetzt, da die Kreditsteuerung der Zentralbank die wirtschaftliche Realität von Gewinn und Verlust überstimmen kann.
In der Welt des Fiat-Geldes ist es wichtiger, Zugang zu den monetären Quellen der Zentralbanken zu haben, als den Kunden gute Dienstleistungen anzubieten. Unternehmen, die zinsgünstige Kredite erhalten können, werden einen anhaltenden Vorteil gegenüber Wettbewerbern haben, denen diese Möglichkeit nicht offensteht. Der Markterfolg hängt mehr und mehr davon ab, ob man sich eine Finanzierung zu niedrigeren Zinsen sichern kann, als davon, der Gesellschaft sinnvolle Dienstleistungen anbieten zu können.
Dieses einfache Phänomen erklärt einen Großteil der modernen wirtschaftlichen Realität, wie z.  B. die große Anzahl von Branchen, die Geld verdienen, aber nichts Wertvolles produzieren. Staatliche Behörden sind ein Paradebeispiel für fehlgeleitete Kreditfinanzierungen. Auf der ganzen Welt berühmt-berüchtigt für die Inkompetenz ihrer Mitarbeiter, können diese Behörden nur als Ergebnis der exzessiven Finanzierung verstanden werden, da diese Behörden völlig losgelöst von der wirtschaftlichen Realität finanziert werden. Statt die schwere Prüfung des Markterfolgs durch den Dienst am Bürger zu bestehen, prüfen sich staatliche Behörden selbst und kommen immer zu dem Ergebnis, dass die Lösung für all ihre Probleme in einer höheren Finanzierung liegt. Unabhängig davon, ob es sich um Inkompetenz, Fahrlässigkeit oder Versagen handelt, haben staatliche Behörden und Mitarbeiter selten echte Folgen zu tragen. Selbst nachdem einer staatlichen Agentur die Daseinsberechtigung entzogen wird, kann die Agentur weiterarbeiten und mehr Aufgaben und Verantwortungen übernehmen. Der Libanon besitzt beispielsweise immer noch eine Eisenbahnbehörde, obwohl die Züge vor Jahrzehnten außer Betrieb genommen wurden und die Gleise bereits verrostet sind. 21
In einer globalisierten Welt ist die exzessive Finanzierung nicht nur auf nationale staatliche Organisationen beschränkt, sondern soweit angewachsen, dass der Finanzierungsexzess auch internationale staatliche Organisationen erfasst, die einen weltweit bekannten Zeit- und Arbeitsaufwand betreiben, der niemandem außer den darin Beschäftigten einen ersichtlichen Nutzen bringt. Diese Organisationen, die keinerlei Bezug zu den Steuerzahlern haben, die sie finanzieren, stehen noch weniger unter Beobachtung als die nationalen staatlichen Organisationen, und funktionieren als solche mit noch weniger Verantwortlichkeiten und einem noch entspannteren Umgang mit Budgets, Fristen und Arbeitsleistungen.
Hochschulen und Universitäten sind ein weiteres gutes Beispiel, bei dem die Studenten immer höhere Studiengebühren zahlen, nur um von Professoren unterrichtet zu werden, die sehr wenig Zeit und Mühe in die Lehre und Betreuung der Studenten investieren und sich hauptsächlich auf die Veröffentlichung unlesbarer Forschungsergebnisse konzentrieren, um staatliche Zuschüsse zu erhalten und die akademische Karriereleiter zu erklimmen. In einem freien Markt müssten Akademiker einen Mehrwert schaffen, indem sie Dinge lehren oder schreiben, die Menschen tatsächlich lesen und nutzen. Aber die durchschnittliche akademische Arbeit wird selten von irgendjemandem gelesen, außer von einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern der einzelnen Fachbereiche, die die Stipendien des jeweils anderen genehmigen und die Standards des Gruppendenkens und politisch motivierter Schlussfolgerungen durchsetzen, die nach außen hin als akademische Strenge dargestellt werden.
Das beliebteste und einflussreichste Wirtschaftslehrbuch der Nachkriegszeit wurde vom Nobelpreisträger Paul Samuelson geschrieben. In Kapitel 4 konnten wir sehen, wie Samuelson voraussagte, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs die größte Rezession in der Weltgeschichte auslösen würde, obwohl tatsächlich eine der größten Aufschwungphasen der US-Geschichte folgte. Aber es kommt noch besser: Samuelson schrieb das beliebteste Wirtschaftslehrbuch der Nachkriegszeit, Economics: An Introductory Analysis, das sich in sechs Jahrzehnten millionenfach verkauft hat. 22 Levy und Peart 23 studierten die verschiedenen Editionen von Samuelsons Lehrbuch, um festzustellen, dass er wiederholt das sowjetische Wirtschaftsmodell als vorteilhafter für das Wirtschaftswachstum darstellte, und dass er in der vierten Ausgabe im Jahr 1961 prognostizierte, dass die Wirtschaft der Sowjetunion irgendwann zwischen 1984 und 1997 die der Vereinigten Staaten überholen würde. Diese Prognosen, bei denen die Sowjets die Vereinigten Staaten überholen, wurden mit zunehmender Zuversicht in sieben Ausgaben des Lehrbuchs bis zur elften Ausgabe im Jahr 1980 erstellt, wobei die Schätzungen, wann die Überholung stattfinden würde, unterschiedlich ausfielen. In der dreizehnten Ausgabe, die 1989 erschien und just auf die Schreibtische der Studenten kam, als sich die Sowjetunion aufzulösen begann, schrieben Samuelson und sein damaliger Co-Autor William Nordhaus: „Die sowjetische Wirtschaft ist ein Beweis dafür, dass, im Gegensatz zu dem, was viele Skeptiker früher geglaubt hatten, eine sozialistische Kommandowirtschaft funktionieren und sogar gedeihen kann.“ 24 Damit nicht genug, Levy und Peart wiesen nach, dass diese Prognosen nicht nur auf ein Lehrbuch beschränkt waren, sondern in ähnlicher Form in den vielen Ausgaben des wahrscheinlich zweitbeliebtesten Wirtschaftslehrbuchs der Geschichte vorkamen: McConnell’s Economics: Principles, Policies and Problems , sowie in zahlreichen weiteren Lehrbüchern. Jeder Student, der in der Nachkriegszeit an einer Universität nach amerikanischem Vorbild Volkswirtschaftslehre studierte (die Mehrheit der Studenten weltweit), hat gelernt, dass das sowjetische Modell eine effizientere Möglichkeit ist, wirtschaftliche Aktivitäten zu organisieren. Sogar nach dem Zusammenbruch und dem völligen Scheitern der Sowjetunion wurden dieselben Lehrbücher weiterhin an denselben Universitäten unterrichtet, wobei die neueren Ausgaben die grandiosen Proklamationen über den sowjetischen Erfolg aufhoben, ohne den Rest ihrer wirtschaftlichen Weltanschauung und ihrer methodischen Werkzeuge infrage zu stellen. Wie kommt es, dass solche offensichtlich falschen Lehrbücher weiterhin gelehrt werden, und wie kann die keynesianische Weltanschauung, die in den letzten sieben Jahrzehnten von der Realität so brutal überrollt wurde, dass sie nicht mehr zu reparieren ist – vom Boom nach dem Zweiten Weltkrieg über die Stagflation der siebziger Jahre bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion – immer noch an Universitäten gelehrt werden? Der Dekan der heutigen keynesianischen Ökonomen, Paul Krugman, hat sogar darüber geschrieben, wie großartig eine außerirdische Invasion für die Wirtschaft wäre, da sie den Staat zwingen würde, Ressourcen auszugeben und zu mobilisieren. 25
In einem freien Marktwirtschaftssystem würde keine Universität, die etwas auf sich hält, ihren Studenten Dinge beibringen, die so offensichtlich falsch und absurd sind. Sie wäre stattdessen bestrebt, ihren Studenten möglichst nützliches Wissen beizubringen. Aber in einem akademischen System, das vollständig durch staatliche Gelder korrumpiert ist, wird der Lehrplan nicht durch seine Übereinstimmung mit der Realität bestimmt, sondern durch seine Übereinstimmung mit der politischen Agenda der Regierungen, die den Lehrplan finanzieren. Viele Staaten lieben zudem die keynesianische Wirtschaftslehre heute noch aus dem gleichen Grund, aus dem sie diese bereits in den 1930er Jahren liebten: Sie bietet ihnen die Gewissheit und Rechtfertigung, noch mehr Macht und Geld erlangen zu können.
Diese Diskussion könnte zahlreiche weitere Bereiche und Disziplinen der modernen Wissenschaft mit einbeziehen, in denen sich das gleiche Muster wiederholt: Die Finanzierung durch staatliche Stellen wird von Gruppen gleichgesinnter Wissenschaftler monopolisiert, die fundamentale Denkweisen teilen. Man bekommt in diesem System keinen Job und keine Finanzierung, indem man ein wichtiges Stipendium produziert, das produktiv und nützlich für die reale Welt ist, sondern indem man die Agenda der Geldgeber fördert. Dass die Finanzierung lediglich von einer Quelle kommt, schließt bereits die Möglichkeit eines freien Marktplatzes für Ideen aus. Bei akademischen Debatten geht es immer mehr um obskure Einzelheiten, wobei sich alle Parteien in diesen brüderlichen Auseinandersetzungen am Ende immer darauf einigen können, dass beide Parteien weitere Geldmittel benötigen, um diese wichtigen Meinungsverschiedenheiten fortzusetzen. Die akademischen Debatten sind für die reale Welt fast gänzlich irrelevant, und die Artikel ihrer Zeitschriften werden fast nie von jemandem gelesen, außer von den Leuten, die sie zu Zwecken der Karriereförderung schreiben. Doch der staatliche Finanzierungsexzess läuft immer weiter, weil es keinen Mechanismus gibt, mit dem staatliche Mittel jemals gekürzt werden können, wenn sie niemandem nützen.
In einer Gesellschaft mit solidem Geld ist das Bankwesen eine sehr wichtige und produktive Tätigkeit, in der die Bankiers zwei äußerst wichtige Funktionen für den wirtschaftlichen Wohlstand erfüllen: Die Verwahrung von Vermögenswerten als Einlagen und die Abstimmung von Fälligkeiten und Risikotoleranzen zwischen Investoren und Anlagemöglichkeiten. Bankiers verdienen ihr Geld, indem sie einen Anteil von den Gewinnen erhalten, wenn sie ihren Job erfolgreich ausführen, aber keinen Gewinn erhalten, wenn sie scheitern. Nur die erfolgreichen Bankiers und Banken bleiben in ihrem Job, denn wer scheitert, wird aussortiert. In einer Gesellschaft mit solidem Geld gibt es keine Liquiditätssorgen über den Ausfall einer Bank, da alle Banken ihre sämtlichen Einlagen zum Auszahlen bereithalten und Anlagen mit dazu passenden Fälligkeiten haben. Es gibt also keinen Unterschied zwischen Illiquidität und Insolvenz, und es besteht kein systemisches Risiko, mit dem eine Bank „too big to fail“ werden könnte. Eine Bank, die scheitert, ist das Problem ihrer Aktionäre und Kreditgeber, und von niemandem sonst.
Unsolides Geld ermöglicht das Halten von nicht angepassten Fälligkeiten, von denen das Mindestreserve-Banking nur eine Teilmenge ist, was die Banken bei einer Liquiditätskrise oder einem Bankenansturm immer in die Verantwortung zieht. Fehlanpassungen der Fälligkeiten, oder als Sonderfall auch das Mindestreserve-System, unterliegen immer dann einer Liquiditätskrise, wenn Kreditgeber und Einleger gleichzeitig ihre Einlagen einfordern würden. Der einzige Weg, nicht angepasste Fälligkeiten abzusichern, ist mit Hilfe eines Notfall-Kreditgebers, der bereit ist, den Banken im Falle eines Bankenansturms Kredite zu gewähren. 26 In einer Gesellschaft mit solidem Geld müsste eine Zentralbank alle nicht an der Bank Beteiligten besteuern, um die Bank zu retten. In einer Gesellschaft mit unsolidem Geld ist die Zentralbank einfach in der Lage, neue Geldmengen zu drucken und damit die Liquidität der Bank zu unterstützen. Unsolides Geld erzeugt also einen Unterschied zwischen Liquidität und Solvenz: Eine Bank könnte in Bezug auf den Barwert ihrer Vermögenswerte solvent sein, steht aber vor einem Liquiditätsproblem, das sie daran hindert, ihren finanziellen Verpflichtungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums nachzukommen. Aber der Liquiditätsmangel selbst könnte bereits einen Bankenansturm auslösen, da Einleger und Kreditgeber versuchen könnten, ihre Einlagen aus der Bank herauszubekommen. Schlimmer noch, der Mangel an Liquidität einer Bank könnte zu einem Mangel an Liquidität in anderen Banken führen, die mit dieser Bank zusammenarbeiten, was zu systemischen Risikoproblemen führt. Wenn sich die Zentralbank in solchen Fällen jedoch glaubwürdig zur Bereitstellung von Liquidität verpflichtet, besteht keine Angst vor einer Liquiditätskrise, was wiederum das Szenario eines Bankenansturms abwendet und das Bankensystem sicher macht.
Das Mindestreserve-System-Banking oder die Fehlanpassung der Fälligkeiten im Allgemeinen dürften weiterhin Finanzkrisen verursachen, sofern sich keine Zentralbank zur Nutzung einer elastischen Geldmenge bereiterklärt, um diese Banken zu retten. Die Anwesenheit einer Zentralbank, die in der Lage ist die Banken zu retten, schafft jedoch ein großes moralisches Problem für diese Banken. Sie können nun übermäßige Risiken eingehen, da sie wissen, dass die Zentralbank geneigt sein wird, sie zu retten, um eine systemische Krise abzuwenden. Daraus ersehen wir, wie sich das Bankwesen zu einem Geschäft entwickelt hat, das Renditen ohne Risiko für die Bankiers generiert und gleichzeitig Risiken ohne Ertrag für alle anderen schafft.
Das Bankwesen ist heutzutage eine Branche, die scheinbar nur noch wächst und in der die Banken keinen Geschäftseinbruch erleiden können. Aufgrund der systemischen Risiken, die mit dem Betrieb einer Bank verbunden sind, kann jeder Ausfall einer Bank als Liquiditätsproblem angesehen werden und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Zentralbank gestützt. Keine andere scheinbar private Industrie genießt ein so exorbitantes Privileg, das die höchsten Rentabilitätsraten im privaten Sektor mit dem Schutz des öffentlichen Sektors verbindet. Diese Kombination hat die Arbeit der Bankiers so kreativ und produktiv gemacht wie die der Mitarbeiter im öffentlichen Sektor, aber lohnender als die meisten anderen Jobs. Infolgedessen wächst die Finanzindustrie einfach weiter, da die US-Wirtschaft immer stärker „finanziell ausgerichtet“ ist. Seit der Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes im Jahr 1999 wurde die Trennung zwischen Depositen- und Investmentbanking aufgehoben, so dass die Depositenbanken, die über eine FDIC-Einlagengarantie verfügten, nun auch Investmentfinanzierungen tätigen können, wobei die FDIC-Garantie sie vor Investitionsverlusten schützt. Ein Investor, der eine Verlustgarantie hat, hat die freie Wahl, also praktisch eine Lizenz zum Gelddrucken. Bei profitablen Investitionen können diese Banken sämtliche Gewinne einstreichen, während die Verluste sozialisiert werden. Jeder, der über eine solche Garantie verfügt, kann große Mengen an Geld verdienen, indem er sich einfach Geld leiht und es investiert. Er darf die Gewinne behalten, aber seine Verluste werden gedeckt. Kein Wunder also, dass dieses Phänomen dazu geführt hat, dass sich ein immer größerer Anteil des Kapitals und der Arbeitsressourcen in Richtung Finanzwesen bewegen, weil es weltweit dem am nächsten kommt, was man unter einem „Free Lunch“ versteht.
Der Ökonom Thomas Philippon 27 hat über die letzten 150  Jahre detaillierte Studien zu der Größe des Finanzsektors in Prozent des BIP erstellt. Die Quote lag in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg unter 3  %, schnellte aber danach in die Höhe, um während der Weltwirtschaftskrise wieder zusammenbrechen, und wächst seit Ende des Zweiten Weltkriegs wieder unaufhaltsam. Nur als Anekdote: Diese Tendenz lässt sich ganz einfach an dem hohen Prozentsatz von Universitätsstudenten erkennen, die daran interessiert sind, eine Karriere im Finanzbereich einzuschlagen, anstatt in den Bereichen Ingenieurwesen, Medizin oder anderen produktiveren Branchen zu arbeiten.
Im Zuge der Weiterentwicklung der Telekommunikation wäre zu erwarten, dass immer mehr Arbeiten der Finanzindustrie automatisiert und mechanisiert werden könnten, was dazu führen würde, dass die Branche im Laufe der Zeit an Größe verliert. Doch in Wirklichkeit wächst die Branche wie Unkraut weiter, nicht wegen einer grundlegenden Nachfrage, sondern weil sie durch den Staat vor Verlusten geschützt ist und gedeihen darf.
Der Finanzierungsexzess mag in der Finanzbranche am stärksten ausgeprägt sein, hört aber nicht beim Bankensektor auf. Er stellt durchaus auch einen langfristigen Wettbewerbsvorteil für größere Unternehmen gegenüber kleineren dar. In einer Gesellschaft, in der Kapitalanlagen aus dem Ersparten finanziert werden, befindet sich das Kapital im Besitz von Personen mit niedriger Zeitpräferenz, die es nach ihrer eigenen Einschätzung der Wahrscheinlichkeit eines Markterfolgs zuweisen, indem sie für richtige Entscheidungen belohnt werden und für falsche Entscheidungen die Verluste zu tragen haben. Mit unsolidem Geld werden jedoch die Ersparnisse vernichtet und das Kapital stattdessen aus inflationären Bankkrediten gebildet, wobei seine Allokation von der Zentralbank und ihren Mitgliedsbanken festgelegt wird. Anstatt dass die Allokation von den Mitgliedern mit der größten Umsicht, der niedrigsten Zeitpräferenz und der besten Marktvorausschau aller Mitglieder einer Gesellschaft beschlossen wird, werden die Entscheidungen von staatlichen Bürokraten getroffen, deren einziger Anreiz darin besteht, so viel wie möglich zu verleihen, auch wenn sie falsch liegen, da sie umfassend vor den Risiken geschützt sind.
Die zentrale Planung der Kreditvergabe unterscheidet sich in keiner Weise von irgendeiner anderen zentralen Planung. Es führt zu Bürokraten, die Kontrollkästchen ankreuzen und Unterlagen ausfüllen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen ihrer Vorgesetzten entsprechen, während der scheinbare Zweck ihrer Arbeit verloren geht. Die Kenntnisse eines Bankiers und die Sorgfalt bei der Prüfung des tatsächlichen Wertes von Anlagen wird durch das Ankreuzen der Kreditanforderungsbögen der Zentralbank ersetzt. Ein großer Vorteil bei der Absicherung zentralisierter Kredite ist die Skalierbarkeit, da es quantitativ weniger riskant erscheint, Geld an große Kreditgeber zu vergeben. Je größer das Unternehmen, umso berechenbarer ist die Formel für seinen Erfolg, desto größer sind die Sicherheiten für den Fall, dass es scheitert, und umso sicherer fühlen sich die Bankbeamten bei der Kreditvergabe nach den Kriterien der Zentralbank. Während viele Branchen von Größenvorteilen profitieren könnten, unterstreicht die zentralisierte Kreditvergabe die Vorteile der Größe über das hinaus, was in einem freien Markt der Fall wäre. Jede Branche, die sich so viel Geld ausleihen kann, dass sie nicht mehr weiß, was sie damit anstellen soll, ist ein guter Kandidat für dieses Prinzip. Genau dieses Szenario ließe sich in einer Welt, in der das Kapital aus Ersparnissen finanziert wird, nicht verwirklichen.
Je größer das Unternehmen ist, desto einfacher ist es, niedrig verzinsliche Finanzierungen zu gewähren, was dem Unternehmen einen entscheidenden Vorteil gegenüber kleineren unabhängigen Produzenten verschafft. In einer Gesellschaft, in der Investitionen aus Ersparnissen finanziert werden, konkurriert ein kleiner Tante-Emma-Laden gleichberechtigt mit einem Fast-Food-Riesen um Kunden und Finanzierungen: Die Kunden und Investoren haben die freie Wahl, ihr Geld zwischen den beiden Unternehmen zu verteilen. Die Größenvorteile des großen Unternehmens stehen den Vorteilen der persönlichen Betreuung und Beziehung zwischen Koch und Kunde des kleinen Restaurants gegenüber, und der Markttest entscheidet. Aber in einer Welt, in der die Zentralbanken Kredite vergeben, hat das größere Unternehmen den Vorteil, dass es in der Lage ist, Mittel zu einem niedrigen Zinssatz zu erhalten, den seine kleineren Konkurrenten nicht bekommen können. 28 Dies erklärt, warum sich große Lebensmittelhersteller weltweit so stark vermehren. Ihre niedrigeren Zinssätze ermöglichen ihnen schlicht höhere Margen. Der Siegeszug des faden, in Massen produzierten Junk-Foods muss im Kontext mit den entscheidenden Vorteilen verstanden werden, die schiere Größe für die Produzenten mit sich bringt.
In einer Welt, in der fast alle Unternehmen durch die Krediterweiterung der Zentralbank finanziert werden, ist es nicht einfach zu erkennen, welche Branchen aufgrund der Finanzspritzen in Form von Exzess-Steroiden wachsen. Dennoch gibt es einige verräterische Symptome. Jede Branche, in der sich die Mitarbeiter über ihren fiesen Chef beschweren, ist wahrscheinlich Teil des exzessiven Finanzierungssystems, denn Chefs können es sich nur dann wirklich leisten, fies zu ihren Mitarbeitern zu sein, wenn sie Teil der wirtschaftlichen Fake-Realität der Finanzierungsexzesse sind. In einem produktiven Unternehmen, das der Gesellschaft wertvolle Dienste leistet, hängt der Erfolg davon ab, dass die Kunden zufrieden sind. Die Arbeitnehmer werden dafür belohnt, wie gut sie diese wichtige Aufgabe erfüllen, und Chefs, die ihre Arbeitnehmer schlecht behandeln, werden entweder ihre Arbeitnehmer an Konkurrenten verlieren oder ihr Unternehmen in kürzester Zeit zugrunde richten. In einem unproduktiven Unternehmen, das der Gesellschaft nicht dient und für sein Überleben auf bürokratische Freigebigkeit angewiesen ist, gibt es keinen sinnvollen Standard, um Arbeitnehmer zu belohnen oder zu bestrafen. Die exzessive Finanzierung kann von außen betrachtet, dank der großzügigen regelmäßigen Gehaltsabrechnungen und der fehlenden Arbeit, verführerisch wirken, aber wenn es eine wichtige Lektion in der Wirtschaft gibt, dann die, dass es nichts umsonst gibt. Geld, das an unproduktive Menschen verteilt wird, wird viele Menschen anziehen, die diese Aufgaben erledigen wollen, was die Kosten für die pünktliche und würdevolle Erledigung dieser Aufgaben in die Höhe treibt. Einstellung, Entlassung, Beförderung und Bestrafung erfolgen Hierarchiestufe für Hierarchiestufe nach dem freien Ermessen von Bürokraten. Keine Arbeit ist für das Unternehmen wertvoll, jeder ist entbehrlich, und die einzige Art und Weise, wie man seinen Job behält, ist, sich als nützlich für die nächsthöhere Hierarchiestufe zu erweisen. Ein Job in diesen Unternehmen ist wie ein Vollzeit-Spiel in der Büropolitik. Solche Jobs sind nur für oberflächliche materialistische Menschen attraktiv, die gerne Macht über andere ausüben. Dafür und für ihren Gehaltsscheck nehmen sie Jahre der Misshandlung in Kauf in der Hoffnung, irgendwann einmal anderen diese Misshandlung zufügen zu können. Kein Wunder also, dass Menschen, die diese Jobs ausüben, regelmäßig depressiv werden und ständig Medikamente und Psychotherapien benötigen, um ihre Grundfunktionalität zu erhalten. Kein exzessiv finanzierter Betrag der Welt ist die seelische Zerstörung wert, die eine solche Arbeitsumgebung bei den Menschen hervorruft. Während diese Organisationen keine wirkliche Rechenschaftspflicht haben, ist die Kehrseite der mangelnden Produktivität die Möglichkeit, dass ein neu gewählter Beamter in das Amt kommt und die Mitarbeiter innerhalb weniger Wochen einfach aus ihrem Amt entlässt. Dies ist ein weitaus tragischeres Schicksal für die Arbeitnehmer in diesen Organisationen, da sie in der Regel über keinerlei nützliche Fähigkeiten verfügen, die auf andere Arbeitsgebiete übertragen werden können.
Die einzige Medizin gegen diese Misere ist solides Geld. Denn nur solides Geld ist in der Lage, das Bild von Menschen auszulöschen, die um der Ankreuzkästchen willen arbeiten und sadistische Chefs erfreuen. Mit solidem Geld zählt nur die Marktdisziplin, die letztlich zum einzigen Kriterium für das Einkommen aller wird. Wenn Sie in einer dieser Branchen arbeiten, in der sich der Stress Ihres Jobs ausschließlich darauf konzentriert, Ihrem Chef zu gefallen, anstatt etwas von Wert zu produzieren, und Sie damit nicht zufrieden sind, werden Sie erleichtert oder verängstigt sein sobald Sie erkennen, dass die Welt nicht so sein muss. Ihr Job kann und wird nicht ewig überleben, da die Gelddruckmaschine Ihres Staates möglicherweise nicht ewig weiter arbeiten wird. Lesen Sie weiter, denn die Tugenden von solidem Geld können Ihnen eine neue Welt der Möglichkeiten eröffnen.
1
Bettina Bien Greaves, Ludwig von Mises on Money and Inflation: A Synthesis of Several Lectures , S.  32.
2
John Matonis, „Bitcoin Obliterates ‘The State Theory of Money,’“ Forbes (2.  April 2013). Verfügbar unter: http://www.forbes.com/​sites/​jonmatonis/​2013/​04/​03/​bitcoin-obliterates-the-state-theory-of-money/​#6b93e45f4b6d
3
Und akzeptieren Sie in der Kapitaltheorie keine Substitute für die Österreichische Kapitaltheorie, wie sie unter anderem von Böhm-Bawerk, Mises, Hayek, Rothbard, Huerta de Soto, Salerno, etc. erläutert werden.
4
J. M. Keynes, A Tract on Monetary Reform (1923), Ch. 3, S.  80. Es ist erwähnenswert, dass die modernen Keynesianer die Interpretation dieses Zitats ablehnen, da es widerspiegelt, wie Keynes sich Sorgen um die Gegenwart auf Kosten der Zukunft macht. Stattdessen argumentieren Keynesianer wie Simon Taylor, dass Keynes die Priorität in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sieht, statt sich um die noch entfernt liegende Gefahr der Inflation zu sorgen. Mit dieser Verteidigung kann man Keynes’ moderne Schüler entlarven, die ebenso kurzfristig wie er denken und die zugrundeliegende Realität ebenso ausblenden, nämlich dass es gerade die inflationistische Politik ist, die die Arbeitslosigkeit überhaupt erst verursacht. Siehe „The True Meaning of ‘In the Long Run We Are All Dead.’“ Verfügbar unter: http://www.simontaylorsblog.com/​2013/​05/​05/​the-true-meaning-of-in-the-long-run-we-are-all-dead/
5
„Remarks by Governor Ben S. Bernanke Before the National Economists Club,“ Washington, D.C., 21.  November 2002, Deflation: Making Sure “It” Doesn’t Happen Here.
6
Siehe Campbell McConnell, Stanley Brue, und Sean Flynn, Economics (New York: McGraw-Hill, 2009). S.  535.
7
Carl Menger, On the Origins of Money (1892).
8
Ludwig von Mises, Human Action (1949), S.  421.
9
Rothbard, Murray. „The Austrian Theory of Money.“ The Foundations of Modern Austrian Economics (1976): 160 C184.
10
Ludwig von Mises, Human Action (1949), S.  575.
11
Siehe Murray N. Rothbard, Economic Depressions: Their Cause and Cure (Ludwig von Mises Institute, 2009).
12
Human Development Report 2005 (New York: United Nations Development Programme, 2005).
13
Quelle: United Nations Development Programme’s Human Development Report (2005).
14
Jacques Barzun, From Dawn to Decadence .
15
Élie Halévy und May Wallas. „The Age of Tyrannies,“ Economica , New Series, Band 8, Nr.  29 (Februar 1941): Seiten 77   93.
16
Murray Rothbard, „The End of Socialism and the Calculation Debate Revisited,“ The Review of Austrian Economics, Band 5, Nr.  2 (1991).
17
J. M. Keynes, „The End of Laissez-Faire,“ in Essays in Persuasion , Seiten 272   295.
18
Murray Rothbard, „A Conversation with Murray Rothbard“, Austrian Economics Newsletter , Band 11, Nr. 2 (Sommer 1990).
19
John Kenneth Galbraith, The Great Crash 1929 (Boston, Ma: Houghton Mifflin Harcourt, 1997), S.  133.
20
Wenn Sie es aus irgendeinem Grund noch nicht getan haben, sollten Sie zu diesem Thema unbedingt die Arbeit von Nassim Nicholas Taleb lesen: Fooled by Randomness, The Black Swan, Antifragility, und Skin in the Game.
21
Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe James M. Buchanan und Gordon Tullock, The Calculus of Consent: Logical Foundations of Constitutional Democracy (1962).
22
Mark Skousen, “The Perseverance of Paul Samuelson’s Economics,” Journal of Economic Perspectives, vol.11, no. 2 (1997): 137-152
23
David Levy und Sandra Peart, “Soviet Growth and American Textbooks: An Endogenous Past,” Journal of Economic Behavior & Organization , vol. 78, Ausgaben 1-2 (April 2011): 110-125
24
Mark Skousen, “The Perseverance of Paul Samuelson’s Economics,” Journal of Economic Perspectives , vol.11, no. 2 (1997): 137-152
25
Paul Krugman, „Secular Stagnation, Coalmines, Bubbles, and Larry Summers,“ New York Times , 16.  November 2003.
26
Für eine formale Modellierung dieser Aussage siehe D. W. Diamond und P. H. Dybvig, „Bank Runs, Deposit Insurance, and Liquidity“, Journal of Political Economy , Band 91, Nr.  1.3 (1983): 401   419.
27
Thomas Philippon und Ariell Reshef, „An International Look at the Growth of Modern Finance.“ Journal of Economic Perspectives , Band 27, Nr.  2 (2013): Seiten 73   96.
28
Die Zentralisierung der Kreditvergabe kann als staatliche Intervention in die Funktionsweise des Coase-Gesetzes angesehen werden, das von Coase in seinem Essay beschrieben wird: „The Nature of the Firm,“ Economica , Band 4, Nr.  16 (1937): 386   405. Laut Coase liegt der Grund für die Existenz von Unternehmen darin, dass die individuelle Beauftragung von Aufgaben teurer sein kann, weil sie Transaktionskosten wie Such- und Informationskosten, Verhandlungskosten, Vertrags- und Vollstreckungskosten mit sich bringt. Ein Unternehmen wird also so lange wachsen, wie es von den internen Aktivitäten zur Überwindung höherer externer Auftragskosten profitieren kann. In einer Welt der Währungsabwertung und der zentral zugewiesenen Kredite wird die Finanzierung zu einem der wichtigsten Kostenvorteile für das Firmenwachstum. Große Unternehmen haben mehr Investitionsgüter und Sicherheiten, was ihnen niedrigere Finanzierungsbedingungen ermöglicht. Der Anreiz für jedes Unternehmen besteht also darin, über das hinaus zu wachsen, was die Verbraucher benötigen würden. In einem freien Kapitalmarkt, in dem die Unternehmen viel stärker auf ihre Einnahmen angewiesen wären und sich Kredite auf freien Märkten sichern müssten, wird der Output jenen Produktionsumfang begünstigen, der am besten den Präferenzen der Verbraucher entspricht.