Das Berufsbild der Gesundheits- und Krankenpflege umfasst die eigenständige Pflege, Beobachtung, Betreuung und Beratung von Patienten und Pflegebedürftigen sowie die Dokumentation und Evaluation der pflegerischen Maßnahmen. Des Weiteren gehören die Durchführung ärztlicher Anordnungen und die Assistenz bei ärztlichen Maßnahmen zu ihren Aufgaben. Einen Schwerpunkt in der Chirurgie nehmen besonders Wundbeurteilung und Wundversorgung und deren fach- und sachgerechte Dokumentation ein.
Die Mitarbeiter einer chirurgischen Station müssen gesondert geschult und über die neuesten Entwicklungen in der Wundversorgung informiert werden, damit eine professionelle Versorgung gewährleistet werden kann. So hat es sich bspw. bewährt, wie im Expertenstandard Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden gefordert, einen Wundexperten aus der Pflege auszubilden.
Merke
Die Aufgabe des Wundexperten ist es, die Kollegen entsprechend anzuleiten und zu unterstützen.
Beratung Die patientenorientierte Beratung und Anleitung nehmen einen immer größer werdenden Raum im Arbeitsalltag der Chirurgie ein ( ▶ Abb. 2.1). Fundierte fachliche Kompetenzen seitens der Mitarbeiter sind notwendig, um professionell beraten zu können, bspw. beim Verlust einer Extremität, der Anlage eines Enterostomas oder der Unterstützung bei der weiteren Versorgung einer chronischen Wunde. Dabei ist auch ein großes Maß an Empathiefähigkeit und Kommunikationsbereitschaft erforderlich. Darüber hinaus sollten Pflegekräfte in der Lage sein, Netzwerke für den Patienten herzustellen, die es ihm ermöglichen, seinen weiteren Lebensalltag gut zu gestalten.
Abb. 2.1 Beratung. Die Patientenberatung nimmt einen wichtigen Stellenwert im Arbeitsalltag von Pflegenden ein.
(Foto: A. Fischer, Thieme)
Organisationsfähigkeit Durch die zunehmende Verkürzung des Patientenaufenthalts in den Kliniken sind die Anforderungen an die Organisationsfähigkeit der einzelnen Mitarbeiter gestiegen. Sie müssen Prioritäten setzen können und sicher in den geplanten standardisierten Abläufen sein. Da sie die Durchführungsverantwortung für die ihnen übertragenen Handlungsschritte tragen, müssen sie bei der Delegation von Aufgaben den Qualifikationsgrad der Kollegen berücksichtigen, um Schaden vom Patienten fernzuhalten. In Zeiten der Arbeitsverdichtung ist ein hohes Maß an Teamfähigkeit erforderlich, damit das angestrebte Behandlungsziel erreicht werden kann.
Teamfähigkeit Bausteine dieser Teamfähigkeit sind:
gemeinsame Stärken und Schwächen kennen
Neuerungen zulassen oder neu initiieren
gegenseitige Unterstützung bei der Realisierung von Zielen
regelmäßige Teilnahme an den Teamsitzungen
Zum Erreichen des Behandlungsziels sind Absprachen mit den an der Therapie beteiligten Berufsgruppen unabdingbar. Dazu gehört kooperatives Zusammenarbeiten ( ▶ Abb. 2.2).
Abb. 2.2 Teamarbeit. Kommunikation und Kooperation sind wichtige Grundlagen für ein gut funktionierendes Team.
(Foto: A. Fischer, Thieme)
Die Übersicht bietet einen Einblick in die anfallenden Tätigkeiten, die von einer Pflegekraft auf einer chirurgischen Station organisiert werden müssen.
Regelmäßige Betäubungsmittelkontrolle auf ihren Bestand mit dem zuständigen Arzt
regelmäßige Kontrolle des Notfallwagens, der Temperatur des Medikamentenkühlschranks, der Blutzuckermessgeräte
Wartung diverser Medizinprodukte
Diese Übersicht beschreibt beispielhaft den Tagesablauf auf einer chirurgischen Station:
06:00–06:15 Uhr
Übergabe vom Nachtdienst an den Frühdienst
Ab 06:15 Uhr
Medikamente kontrollieren
subkutane Antikoagulanzien vorbereiten (z. B. Clexane)
OP-Unterlagen auf Vollständigkeit überprüfen
Patientenversorgung absprechen
benötigte Pflegeutensilien vorbereiten
Ab 06:30 Uhr
Versorgung der Patienten mit folgenden Tätigkeiten:
Vitalzeichen messen
Schmerzscores erheben
Verbände inspizieren
Wunddrainagen, Ablaufdrainagen, Redons, Urinkatheter (in regelmäßigen Abständen über 24 Stunden) bilanzieren
Shunts und Stomata kontrollieren
Flüssigkeit bilanzieren (in regelmäßigen Abständen über 24 Stunden)
ggf. Blutzucker kontrollieren
Infusionen anlegen
nach OP-Standard rasieren
Prämedikation verabreichen
erhobene Werte dokumentieren
Abb. 2.3 Zusammenarbeit. Letztlich profitiert der Patient von einer guten Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und Ärzten.
(Foto: A. Fischer, Thieme)
Ab 07:00 Uhr
Körperpflege und ggf. Mobilisation oder Lagerung gemäß Planung
Zimmerpflege (z.B. Bettenaufbereitung, Frischluft, Reinigung der Nachtschränke, Entfernen von Geschirr)
Insulingabe
Ab 07:30 bis 08:00 Uhr
Visite (Pflegekräfte, Oberärzte, Stationsärzte, ggf. Therapeuten, ▶ Abb. 2.3)
Blutentnahmen
1. Operationspatienten einschleusen
Ab 08:00 Uhr
an selbstständige Patienten Frühstück durch Servicehelfer verteilen lassen
bei Bedarf Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme und Medikamenteneinnahme durch Pflegende
Besprechung mit Stationsassistent/-in, Kodierassistent/-in und dem Case Management
benutzte Gegenstände (z.B. RR-Gerät, Thermometer, Waschschüsseln) aufräumen und desinfizieren
Pflegearbeitsraum aufräumen und Pflegewagen auffüllen
Ab 09:00 Uhr
nach Absprache Frühstückspause der Mitarbeiter
Visite ausarbeiten
Verbände wechseln und Drainagen ziehen
Patienten von der Intensivstation übernehmen
Ab 10:00 Uhr
Entlassungspatienten verabschieden (Aushändigen des Entlassungsbriefs, Wundüberleitung, Pflegeüberleitungsbogen)
Zimmer und Betten der entlassenen Patienten aufbereiten
Aufnahmepatienten empfangen und Zimmer zuweisen
Aufnahmegespräche führen, um den Pflegebedarf zu ermitteln
Patienten zu Untersuchungen und Operationen auf Abruf begleiten
Fallbesprechung mit den Physiotherapeuten
Fallbesprechung mit dem perioperativen Schmerzdienst
Patienten aus dem Aufwachraum übernehmen (Durchblutung, Motorik, Sensibilität kontrollieren, Überwachungsbogen nach ärztlicher Anordnung führen)
bei Bedarf Fallbesprechung mit dem Sozialdienst (z.B. Entlassungsmanagement)
Ab 11:30 Uhr
Blutzucker bei Diabetikern kontrollieren und ggf. Insulin spritzen
Patienten zur Nahrungsaufnahme mobilisieren bzw. lagern
an selbstständige Patienten Mittagessen durch Servicehelfer verteilen lassen
bei Bedarf Mittagessen anreichen und Medikamente verabreichen
Kurvenvisite und deren Ausarbeitung (nach vorhandenen Befunden)
ab 12:30 Uhr Infusionen und Injektionen für den Spätdienst vorbereiten
Patientenzimmer aufbereiten (z.B. Lüften, Wasser auffüllen)
Nebenräume aufräumen
Übergabe von Früh- an den Spätdienst
Wundversorgungstabletts und Verbandwagen desinfizieren und auffüllen
Ab 13:15 Uhr
Fallbesprechung (z.B. über Dokumentation, Wundversorgung, Ethik)
Patientenunterlagen komplettieren
Überprüfung des Notfallwagens, einschließlich des Defibrillators
gemeinsame Reflexion der Pflegenden des Frühdiensts und Dienstschluss
Ab 13:30 Uhr
Getränkewagen richten und Kaffee/Tee kochen
Getränke verteilen
Vitalparameter und Schmerzscores erheben ( ▶ Abb. 2.4)
Abb. 2.4 Schmerzscore. Wichtig ist die regelmäßige Erfassung von Schmerzen bei Patienten.
(Foto: A. Fischer, Thieme)
Ab 15:00 Uhr
Beratungs- und Entlassungsgespräche führen
pflegerische Entlassungsdokumente (Überleitungsbögen) vorbereiten
Pausenzeiten des Pflegepersonals absprechen
Infusionen und Injektionen vorbereiten
Infusionen anlegen
Anästhesieprotokoll bezüglich der Prämedikation ausarbeiten (Erythrozytenkonzentrate bzw. andere Blutprodukte bestellen, Blutgasanalysen außerhalb des Standards)
OP-Unterlagen komplettieren (z.B. Aufklärungsgesprächsbögen, Patientenakte, Bilder, Dokumente, Labor, EKG)
Ab 17:00 Uhr
Blutzucker bei Diabetikern kontrollieren und ggf. Insulin spritzen
Patienten zur Nahrungsaufnahme mobilisieren bzw. lagern
an selbstständige Patienten Abendessen durch Servicehelfer verteilen lassen
bei Bedarf Abendessen anreichen und Medikamente verabreichen
Ab 18:30 Uhr
Einstufung des Pflegeaufwands in das EDV-System
Patienten auf die Nachtruhe vorbereiten (individuelle persönliche Hygiene, Getränke bereitstellen)
Zimmer aufbereiten
benutzte Gegenstände (z. B. RR-Gerät, Thermometer, Waschschüsseln) desinfizieren und aufräumen
Pflegearbeitsraum und Küche aufräumen
Infusionen und Injektionen für den Nachtdienst bereitstellen
Ab 20:15 Uhr
Übergabe des Spätdiensts an den Nachtdienst, Dienstschluss
20:15–06:15 Uhr
Regelmäßige Rundgänge durch alle Patientenzimmer
Nachtmedikation sowie Infusionen und Injektionen verabreichen
Medikamentenvorrat kontrollieren und Medikamente bestellen
Medikamente für den nächsten Tag richten (mit Ausnahme von Betäubungsmitteln und Medikamenten mit Beschränkungen)
Blutentnahmen für den nächsten Tag vorbereiten
Kurvenblätter aktualisieren
bei notfallmäßigen Aufnahmen Anordnungsbogen bearbeiten und umsetzen
täglich benötigte Verbrauchsgüter auffüllen (z.B. Spritzen, Infusionsbestecke)
Durch den vermehrten Einsatz von neuer Medizintechnik und die damit verbundenen schonenderen Operationseingriffe (z. B. minimalinvasive Chirurgie) konnte in den letzten Jahren die Aufenthaltsdauer vieler Patienten deutlich verkürzt werden. Daraus resultiert für die Pflegekräfte der Chirurgie, dass sie in immer kürzerer Zeit mehr Patienten versorgen müssen. Das führt dazu, dass heute die Informationen über den Patienten auf die wichtigsten Eckdaten, die zur Behandlung notwendig sind, beschränkt werden. Eine Herausforderung der veränderten demografischen Entwicklung ist die vermehrte Versorgung von multimorbiden Patienten im chirurgischen Bereich, in dem eine Operation bei Menschen im 9. Lebensjahrzehnt keine Ausnahme mehr ist.
In der Pflege hat diese Entwicklung dazu geführt, dass in den komplexen Aufgabenbereichen fachspezifische Experten für die Chirurgie ausgebildet werden. Unter anderem zählen dazu:
Stomatherapeut
Wundexperte
Case Manager
Diese Experten dienen als Ansprechpartner und Berater im pflegerischen Alltag. Das interdisziplinäre Zusammenspiel sichert die Versorgung der Patienten über den Krankenhausaufenthalt hinaus.
Die Pflegedokumentation ist für die Abrechnung ein wichtiges Instrument. Dabei muss erkennbar sein, dass die Pflegehandlungen geplant, durchgeführt und evaluiert worden sind ( ▶ Abb. 2.5). Zu diesem Zweck sind in den letzten Jahren in vielen Bereichen Standards nach wissenschaftlichen Erkenntnissen erarbeitet worden. Die Expertenstandards sind als allgemeine Richtlinie anerkannt und ermöglichen so ein einheitliches Arbeiten auf den Stationen, aber auch in anderen Arbeitsbereichen. Diese Standards können als Grundlage für rechtliche Auseinandersetzungen dienen.
Abb. 2.5 Dokumentation. Die Pflegedokumentation zeigt, dass geplant, durchgeführt und evaluiert wurde.
(Foto: A. Fischer, Thieme)
Zu beobachten ist, dass in den letzten Jahren Hierarchiestrukturen zwischen dem pflegerischen und dem ärztlichen Bereich abflachen. Dies zeigt sich z. B. bei den täglichen Visiten, in denen heute vermehrt ein intensiver fachlicher Austausch aller beteiligten Personen stattfindet.
Der Entwicklungstrend in der Krankenpflege zeigt, dass die Alterung der Belegschaft stetig zunimmt. Das bedeutet, dass immer mehr ältere Mitarbeiter immer ältere Patienten betreuen. Parallel dazu gibt es einen Rückgang an jüngeren Bewerbern. Es kommt zu einer Steigerung der physischen und psychischen Belastungen für die Mitarbeiter. Dies bedeutet für die pflegerische Leitung, dass sie folgende Aspekte für die Einsatzplanung berücksichtigen muss:
Wichtig ist eine entsprechende Altersdurchmischung des Pflegeteams. Dabei sind die Ruhe- bzw. Freizeiten dem Alter angepasst besonders zu beachten.
Dienst- und Arbeitszeitmodelle sind den jeweiligen Anforderungen anzupassen.
Regelmäßige Personalentwicklungsgespräche sind notwendig. Durch diese Gespräche werden der Förderbedarf und ggf. Anpassungen bekannt.
Durch die immer älter werdenden Patienten haben sich die Anforderungen an organisatorische Aufgaben um den Krankenhausaufenthalt herum deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass der Anspruch an die Lebensqualität älterer Menschen gestiegen ist. Die Pflege reagiert darauf mit Maßnahmen, wie Frühmobilisation und einer Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Eine steigende Zahl von Menschen mit einer Demenzerkrankung stellt erhöhte Ansprüche zeitlich wie auch körperlich an deren Versorgung. Einzelne Mitarbeiter der Chirurgie nehmen daher an Fortbildungen zu diesem Thema teil, damit sie adäquat auf diese veränderten Situationen auf den Stationen reagieren können.
Zusatzinfo
Konkurrenz. Zunehmend informieren sich auch ältere Menschen über verschiedene Medien über die Versorgungsangebote der Kliniken und deren Qualität. Das erhöht den Konkurrenzdruck der Kliniken untereinander.
Damit ein Raum für individuelle Pflegebehandlungen generiert werden konnte, wurde es für die Pflegekräfte immer wichtiger, die regelhaften Pflegehandlungen zu standardisieren, da die Krankenhausabrechnungen in Deutschland auf eine Abrechnung nach Pauschalen (DRG) umgestellt wurden. Um diesen individuellen Pflegebedarf zu erkennen, ist eine hohe persönliche Kompetenz erforderlich. Sie ermöglicht in Zeiten verkürzter Krankenhausaufenthalte, bedarfsgerecht auf den Einzelnen eingehen zu können. Da dies nicht immer realisierbar ist, benötigen Pflegepersonen eine entsprechende mentale Stabilität, um diese Situation aushalten zu können. Diese immer wiederkehrende Situation darf für sie kein Scheitern in ihrem pflegerischen Tun bedeuten, sondern sie müssen erkennen können, dass die Fallpauschale diesen Rahmen vorgegeben hat.
Merke
Leitbilder spiegeln die Philosophie einer Klinik wider.
Bei der Erstellung eines Leitbilds ist zu bedenken, dass es in der Praxis gelebt werden kann und für jeden Mitarbeiter verständlich ist. Es bietet dem Einzelnen die Möglichkeit, sich damit zu identifizieren, und ist für seine Tätigkeit im Krankenhaus zielführend.
In den Eingangssätzen eines Leitbilds sollte auf den gesellschaftlichen Wandel eingegangen werden. Die Klinik will auch in der Zukunft leistungsfähig bleiben und ihre Attraktivität und Wirtschaftlichkeit steigern. Die Sicherung der Arbeitsplätze hat dabei großen Stellenwert. Es geht hervor, dass die einzelnen Berufsgruppen integrativ zusammenarbeiten, um auch in Zukunft zu bestehen.
Das Leitbild gliedert sich in Kernsätze. Patienten stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Ihre Zufriedenheit ist die Zukunft der Klinik. Weiter versteht sich die Klinik als Partner des Patienten, der mit ihm bewusst zusammenarbeitet. Auch werden die Angehörigen miteingebunden. Die Dienstleistungen sollen auf zeitgemäßem Niveau erfolgen. Sie entsprechen den Qualitätsstandards, sind wirtschaftlich und in den Kosten durchschaubar. Durch die Flexibilität ist das Haus veränderungsbereit.
Die Atmosphäre zeichnet sich durch Freundlichkeit aus. Der Führungsstil soll Zusammenarbeit, Offenheit und Transparenz fördern. Die Förderung der Mitarbeiter wird als Entwicklung von Zukunft verstanden. Kommunikation und Vernetzung mit Ärzten und Sozialeinrichtungen der Patienten sind gegeben. Die Verwirklichung ethischer Grundsätze stellt das menschliche Handeln in den Mittelpunkt des täglichen Miteinanders. Die Autonomie, die Fürsorge, das Schadensverbot und die Gerechtigkeit gegenüber dem Patienten runden das Leitbild ab.
Das Qualitätsmanagement ist ein essenzieller Bestandteil im Krankenhaus. Die Beurteilung einer Qualität erfolgt überwiegend durch den Patienten. Der Patient allein entscheidet über die Erfüllung seiner Wünsche und Erwartungen, inwieweit eine Übereinstimmung von Ist und Soll der erbrachten Leistung besteht. Damit die Qualität für den Patienten transparent gemacht wird, bestehen unterschiedliche Qualitätsmanagementsysteme für Krankenhäuser. Das Qualitätsmanagement beschreibt, dass bestimmte Tätigkeiten zum Leiten und Lenken einer Organisation bezüglich einer Qualität aufeinander abgestimmt werden. De facto stehen die Prozesse in diesem Sinne in Wechselwirkung zueinander.
Es werden 3 Dimensionen in der Qualität unterschieden.
Strukturqualität Diese beschreibt die Rahmenbedingungen und die Aufbauorganisation, wie z.B. die Verfügbarkeit medizinischer Geräte. Weiterhin bildet die Strukturqualität das Zusammenwirken von Quantität und Qualität der verfügbaren Mitarbeiter. Das bedeutet, dass eine funktionierende Aufbau- und Ablauforganisation für jedes Krankenhaus eine Voraussetzung dafür ist, dass eine hohe Qualität der Arbeit, eine Zufriedenheit von Patienten und Mitarbeitern und ein wirtschaftlicher Erfolg erreicht werden können. Die Verantwortlichkeit für diese Qualitätsdimension liegt bei der obersten Leitung.
Prozessqualität Die Prozessqualität umfasst alle Maßnahmen und Aktivitäten, die im Laufe des Behandlungsprozesses ergriffen oder nicht ergriffen werden ( ▶ Abb. 2.6). Die Art und Weise der Durchführung der pflegerischen Maßnahmen ist hier ein essenzieller Bestandteil. Die Prozessqualität ist eng verbunden mit dem individuell definierten Pflege- und Behandlungsziel des jeweiligen Patienten sowie der Qualitätsphilosophie der Klinik.
Abb. 2.6 Prozessqualität. Die Prozessqualität entwickelt sich auch durch den Austausch mit den Kollegen.
(Foto: A. Fischer, Thieme)
Ergebnisqualität Die Ergebnisqualität misst die Wirksamkeit und das Ergebnis des geplanten Erfolgs oder des Misserfolgs. Sie gilt als primärer Beurteilungsmaßstab der erbrachten Versorgungsleistung.
Merke
Team. Das Ziel des Qualitätsmanagements ist eine kundenorientierte Organisationsstruktur, die vor allem in kleinen, überschaubaren, ineinander vernetzten, bereichsübergreifenden Teamstrukturen zu sehen ist.
Im übertragenen Sinne bedeutet evidenzbasierte Pflege auf wissenschaftliche Erkenntnisse begründete Pflege. Sie basiert also auf dem, was bewiesen ist. Orientieren sich Pflegekräfte im Pflegeprozess an dieser Methode, so kommen sie der Aufforderung nach, professionell zu pflegen. Um diesen Weg weiter auszubauen, ist es erforderlich, praxisorientierte Pflegeforschung zu betreiben und die Erkenntnisse daraus umzusetzen.
Zusatzinfo
Pflegeforschung. Ein bekanntes Beispiel ist das Eisen und Föhnen zur Dekubitusprophylaxe. Pflegende gingen lange Zeit davon aus, dass diese Maßnahme zu einer dauerhaften Durchblutungsförderung der Haut führen würde und somit ein Dekubitus verhindert werden könnte. Untersuchungen zum Eisen und Föhnen zeigten schließlich, dass die Keimzahl im behandelten Gebiet stieg und sich die Durchblutungssituation sogar verschlechterte. Dieses Beispiel macht klar, welche Effekte durch pflegerisches Handeln hervorgerufen werden können, und unterstreicht damit die Wichtigkeit der evidenzbasierten Pflege.
Das klinische Ethikkomitee ist ein integraler Bestandteil des Therapiekonzepts und der Mitarbeiterorientierung des Krankenhauses. Die Richtlinien, die beim täglichen Tun berücksichtigt werden, sind die 4 Prinzipien der Medizinethik:
Respekt vor der Autonomie
Fürsorge im besten Sinne
Prinzip der Schadensvermeidung
soziale Gerechtigkeit
Wenn diese Prinzipien jedem Mitarbeiter in der Chirurgie bewusst sind, ist ethisches Handeln selbstverständlich.
Die Intention ist es, die Auseinandersetzung mit den ethischen Fragen des klinischen Alltags zu fördern. Bei ethisch schwierigen Fragestellungen sollen Orientierungshilfen angeboten werden. Mittels ethischer Fallbesprechungen sollen diese Orientierungshilfen beratend dem Patienten, den Angehörigen, Pflegenden oder ärztlichen Mitarbeitern zur Seite stehen.
Für die Zukunft wird sich die Pflege weiterhin immer wieder den veränderten Bedingungen im Gesundheitssystem anpassen müssen. Folgende Faktoren werden auch weiterhin die Entwicklung im Pflegealltag beeinflussen:
der demografische Wandel der Gesellschaft
die Weiterentwicklung in der Medizin
der hohe wissenschaftliche Anspruch an die Pflege
die weitere Etablierung von Qualitätsmanagementsystemen
die schrittweise Einführung von digitalen Dokumentationssystemen
die weitere Standardisierung der Behandlungspfade
die weitere Verkürzung der Verweildauer im Krankenhaus
die weitere Ökonomisierung in pflegerischen und ärztlichen Bereichen
die vermehrt auftretenden ethischen Fragestellungen